Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862].

Bild:
<< vorherige Seite

"Herr Dr. Parthey, ein Enkel und Erbe
des verstorbenen Friedrich Nicolai, ist der Ueber-
bringer dieses Blattes.

Der junge Mann hat Jtalien und den Orient
mit Augen des Leibes gesehn und wünscht den
zu kennen, der sich so wahr und geistig über
diese Weltgegend ausgewiesen hat.

Du weisst ja wohl, dass ich von Jugend
an mit dem Hause des alten Gründers in gutem,
ja dankwilligem Vernehmen gestanden, und
wenn sich durch Zeit und Zuwachs neue Ver-
hältnisse bilden, so brauch' ich mir keine Ge-
walt zu thun meinen Sinn beym Alten zu
lassen, der grosse Augen aufzuthun hätte, seine
beiden einzigen Erben, den Einen an eine Pa-
pistin und die Andre an einen Papisten ver-
heyrathet zu finden (so sangen die Parcen).
Lebewohl und schreib mir bald, dass ich zu
oft erscheine. Jn Eile.

Dein Z.

Als Frau v. d. Recke mein Vorhaben,
nach Weimar zu gehn, vernahm, trug sie mir
ausdrücklich die angelegentlichsten Grüsse an

„Herr Dr. Parthey, ein Enkel und Erbe
des verstorbenen Friedrich Nicolai, ist der Ueber-
bringer dieses Blattes.

Der junge Mann hat Jtalien und den Orient
mit Augen des Leibes gesehn und wünscht den
zu kennen, der sich so wahr und geistig über
diese Weltgegend ausgewiesen hat.

Du weisst ja wohl, dass ich von Jugend
an mit dem Hause des alten Gründers in gutem,
ja dankwilligem Vernehmen gestanden, und
wenn sich durch Zeit und Zuwachs neue Ver-
hältnisse bilden, so brauch’ ich mir keine Ge-
walt zu thun meinen Sinn beym Alten zu
lassen, der grosse Augen aufzuthun hätte, seine
beiden einzigen Erben, den Einen an eine Pa-
pistin und die Andre an einen Papisten ver-
heyrathet zu finden (so sangen die Parcen).
Lebewohl und schreib mir bald, dass ich zu
oft erscheine. Jn Eile.

Dein Z.

Als Frau v. d. Recke mein Vorhaben,
nach Weimar zu gehn, vernahm, trug sie mir
ausdrücklich die angelegentlichsten Grüsse an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0047" n="42"/>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p xml:id="ID_167">                                   &#x201E;Herr Dr. Parthey, ein Enkel und Erbe<lb/>
des verstorbenen Friedrich Nicolai, ist der Ueber-<lb/>
bringer dieses Blattes.     </p><lb/>
              <p xml:id="ID_168">     Der junge Mann hat Jtalien und den Orient<lb/>
mit Augen des Leibes gesehn und wünscht den<lb/>
zu kennen, der sich so wahr und geistig über<lb/>
diese Weltgegend ausgewiesen hat.     </p><lb/>
              <p xml:id="ID_169">     Du weisst ja wohl, dass ich von Jugend<lb/>
an mit dem Hause des alten Gründers in gutem,<lb/>
ja dankwilligem Vernehmen gestanden, und<lb/>
wenn sich durch Zeit und Zuwachs neue Ver-<lb/>
hältnisse bilden, so brauch&#x2019; ich mir keine Ge-<lb/>
walt zu thun meinen Sinn beym Alten zu<lb/>
lassen, der grosse Augen aufzuthun hätte, seine<lb/>
beiden einzigen Erben, den Einen an eine Pa-<lb/>
pistin und die Andre an einen Papisten ver-<lb/>
heyrathet zu finden (so sangen die Parcen).<lb/>
Lebewohl und schreib mir bald, dass ich zu<lb/>
oft erscheine. Jn Eile. </p><lb/>
              <closer>
                <signed>Dein Z.</signed>
                <dateline><lb/>
Berlin, den 14. August.&#x201C;</dateline>
              </closer>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
        <p xml:id="ID_170" next="#ID_171">     Als Frau v. d. Recke mein Vorhaben,<lb/>
nach Weimar zu gehn, vernahm, trug sie mir<lb/>
ausdrücklich die angelegentlichsten Grüsse an     </p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0047] „Herr Dr. Parthey, ein Enkel und Erbe des verstorbenen Friedrich Nicolai, ist der Ueber- bringer dieses Blattes. Der junge Mann hat Jtalien und den Orient mit Augen des Leibes gesehn und wünscht den zu kennen, der sich so wahr und geistig über diese Weltgegend ausgewiesen hat. Du weisst ja wohl, dass ich von Jugend an mit dem Hause des alten Gründers in gutem, ja dankwilligem Vernehmen gestanden, und wenn sich durch Zeit und Zuwachs neue Ver- hältnisse bilden, so brauch’ ich mir keine Ge- walt zu thun meinen Sinn beym Alten zu lassen, der grosse Augen aufzuthun hätte, seine beiden einzigen Erben, den Einen an eine Pa- pistin und die Andre an einen Papisten ver- heyrathet zu finden (so sangen die Parcen). Lebewohl und schreib mir bald, dass ich zu oft erscheine. Jn Eile. Dein Z. Berlin, den 14. August.“ Als Frau v. d. Recke mein Vorhaben, nach Weimar zu gehn, vernahm, trug sie mir ausdrücklich die angelegentlichsten Grüsse an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-08-05T13:43:06Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/47
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Ein verfehlter und ein gelungener Besuch bei Goethe. 1819 und 1827. Handschrift für Freunde. [Berlin], [1862], S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_goethe_1819/47>, abgerufen am 20.04.2024.