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Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

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unter sie. "Ihr habt alle, sprach er, da schöne Büchlein des Schulmeisters von Ganslosen gelesen, und ihr seyd auch wohl alle, so wie ich der Meynung daß wenige Wirtemberger so treuherzig, und so handgreiflich wahr, von Staats- und Landessachen zu raisonniren wissen, als er. Ich setze alles Vertrauen in seine Weisheit, und ists euch wie mir, so lassen wir ihn holen, legen ihm unsern Streit vor, und unterwerfen uns seiner Entscheidung. Ohne ein Auskunftsmittel dieser Art werden wir nimmermehr eins. Drum hielt ich für's Beste, wir lassen den Knoten zerhauen!" - Dieser Vorschlag, den ich übrigens nur um der historischen Treue willen, und nicht um meinen Schulmeistersstolze, von dem meine Appel immer so viel renommirt, ein Kompliment zu machen, wörtlich angegeben habe, fand allgemeinen, rauschenden Beyfall; es ward sogleich ein gar freundliches, von Oberamtmann und Gericht subsignirtes, Einladungsschreiben an mich verfaßt, und ein Reutender abgefertiget, um mich abzuholen.

unter sie. „Ihr habt alle, sprach er, da schöne Büchlein des Schulmeisters von Ganslosen gelesen, und ihr seyd auch wohl alle, so wie ich der Meynung daß wenige Wirtemberger so treuherzig, und so handgreiflich wahr, von Staats- und Landessachen zu raisonniren wissen, als er. Ich setze alles Vertrauen in seine Weisheit, und ists euch wie mir, so lassen wir ihn holen, legen ihm unsern Streit vor, und unterwerfen uns seiner Entscheidung. Ohne ein Auskunftsmittel dieser Art werden wir nimmermehr eins. Drum hielt ich für’s Beste, wir lassen den Knoten zerhauen!“ – Dieser Vorschlag, den ich übrigens nur um der historischen Treue willen, und nicht um meinen Schulmeistersstolze, von dem meine Appel immer so viel renommirt, ein Kompliment zu machen, wörtlich angegeben habe, fand allgemeinen, rauschenden Beyfall; es ward sogleich ein gar freundliches, von Oberamtmann und Gericht subsignirtes, Einladungsschreiben an mich verfaßt, und ein Reutender abgefertiget, um mich abzuholen.

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[22/0022] unter sie. „Ihr habt alle, sprach er, da schöne Büchlein des Schulmeisters von Ganslosen gelesen, und ihr seyd auch wohl alle, so wie ich der Meynung daß wenige Wirtemberger so treuherzig, und so handgreiflich wahr, von Staats- und Landessachen zu raisonniren wissen, als er. Ich setze alles Vertrauen in seine Weisheit, und ists euch wie mir, so lassen wir ihn holen, legen ihm unsern Streit vor, und unterwerfen uns seiner Entscheidung. Ohne ein Auskunftsmittel dieser Art werden wir nimmermehr eins. Drum hielt ich für’s Beste, wir lassen den Knoten zerhauen!“ – Dieser Vorschlag, den ich übrigens nur um der historischen Treue willen, und nicht um meinen Schulmeistersstolze, von dem meine Appel immer so viel renommirt, ein Kompliment zu machen, wörtlich angegeben habe, fand allgemeinen, rauschenden Beyfall; es ward sogleich ein gar freundliches, von Oberamtmann und Gericht subsignirtes, Einladungsschreiben an mich verfaßt, und ein Reutender abgefertiget, um mich abzuholen.

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Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/22>, abgerufen am 28.03.2024.