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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
gangen/etc. Daß nun aber ein anderer Anfang da sey/ als man sagt
von einer Königin/ so da sey gesessen und eingesuncken; das wisset/
eine Wasser-Frau ist da gesessen/ die hat sich hin im Berg gelassen
unter den Weyher/ der ob ihr ist in ihre Region, und da hat sie ihre
Wohnung gemachet/ und nach Art der Bulerey ein Kröcken durch
den Berg getrieben heraus zu denen Gesellen/ und die Gesellen hin-
ein. Biß hieher Paracelsus.

Wann nun dieses Raisonnement des Theophrasti samt der Ge-
schicht beym Ochsenkopff wahr seyn solte/ so stünde zu untersuchen/
ob diese Erscheinung des Schatzes im Berge denen Nymphen oder
denen Pygmaeis zuzuschreiben/ weiln sowohl diese wegen der vielen
Berge und Mineralien/ als jene wegen des wundertieffen und ehe-
mahls offen gewesenen Sees/ und anderer an und umb den Fich-
telberg häuffig anzutreffender Teiche und Weyher daselbst eine be-
Theophrasti
Paracelsi

Meynung
wegen der
jungblei-
benden Ge-
stalt wird
confirmirt
durch die
Dänische
Wunder-
Geschichte.
qveme Wohnung haben können. Was aber Theophrastus von dem
hohen Alter und jung-bleibenden Gestalt der Nymphen schreibet/
das scheinet bekräfftiget zu werden durch diejenige Geschichte/ wel-
che Erasmus. Laetus in Historia Nati & Renati Christiani IV. Königs
in Dennemarck/
und aus ihm Seyfried d. l. p. 548. also erzehlet:

Zu Zeiten König Friederichs II. in Dennemarck liesse sich
beym Vorgebürg Samo Danica eine Nymphe mit einem Landmann
in ein Gespräch ein/ und befahle ihm einige Sachen an gedachten
König. Meldete auch/ daß die Königin mit einem Cron-Prin-
tzen schwanger gienge/ welcher Christianus IV. war. Sie nen-
nete sich Ibrand, und sagte/ daß ihre Mutter/ Groß-Mutter und
Uhranfrau schon etliche 100. Jahre her dieser Gegend im Meer
sich enthalten/ sie aber wäre bey 80. Jahren/ ihre Gestalt war ei-
ner Jungfrau gleich/ der Leib mit weissen Haaren/ gleich denen
Meer Kälbern und See-Wölffen dicht bewachsen/ die Brüste mit
ihren Wartzen stunden erhaben/ die Augen ziemlich groß/ das
Angesicht von gar erbarer Gestalt und linde/ Nasen/ Ohren/ Mund
und Kühn gantz förmlich/ die Arme samt den übrigen Theilen
des Oberleibs haaricht/ die Hände aber glatt/ doch etwas flach.
Der Unterleib war bedecket durch einen langen gefaltenen Rock
von Delphinshäuten.etc. Solcher Geschichten finden sich nun

noch

Beſchreibung des Fichtelbergs.
gangen/ꝛc. Daß nun aber ein anderer Anfang da ſey/ als man ſagt
von einer Koͤnigin/ ſo da ſey geſeſſen und eingeſuncken; das wiſſet/
eine Waſſer-Frau iſt da geſeſſen/ die hat ſich hin im Berg gelaſſen
unter den Weyher/ der ob ihr iſt in ihre Region, und da hat ſie ihre
Wohnung gemachet/ und nach Art der Bulerey ein Kroͤcken durch
den Berg getrieben heraus zu denen Geſellen/ und die Geſellen hin-
ein. Biß hieher Paracelſus.

Wann nun dieſes Raiſonnement des Theophraſti ſamt der Ge-
ſchicht beym Ochſenkopff wahr ſeyn ſolte/ ſo ſtuͤnde zu unterſuchen/
ob dieſe Erſcheinung des Schatzes im Berge denen Nymphen oder
denen Pygmæis zuzuſchreiben/ weiln ſowohl dieſe wegen der vielen
Berge und Mineralien/ als jene wegen des wundertieffen und ehe-
mahls offen geweſenen Sees/ und anderer an und umb den Fich-
telberg haͤuffig anzutreffender Teiche und Weyher daſelbſt eine be-
Theophraſti
Paracelſi

Meynung
wegen der
jungblei-
benden Ge-
ſtalt wird
confirmirt
durch die
Daͤniſche
Wunder-
Geſchichte.
qveme Wohnung haben koͤnnen. Was aber Theophraſtus von dem
hohen Alter und jung-bleibenden Geſtalt der Nymphen ſchreibet/
das ſcheinet bekraͤfftiget zu werden durch diejenige Geſchichte/ wel-
che Eraſmus. Lætus in Hiſtoria Nati & Renati Chriſtiani IV. Koͤnigs
in Dennemarck/
und aus ihm Seyfried d. l. p. 548. alſo erzehlet:

Zu Zeiten Koͤnig Friederichs II. in Dennemarck lieſſe ſich
beym Vorgebuͤrg Samo Danica eine Nymphe mit einem Landmann
in ein Geſpraͤch ein/ und befahle ihm einige Sachen an gedachten
Koͤnig. Meldete auch/ daß die Koͤnigin mit einem Cron-Prin-
tzen ſchwanger gienge/ welcher Chriſtianus IV. war. Sie nen-
nete ſich Ibrand, und ſagte/ daß ihre Mutter/ Groß-Mutter und
Uhranfrau ſchon etliche 100. Jahre her dieſer Gegend im Meer
ſich enthalten/ ſie aber waͤre bey 80. Jahren/ ihre Geſtalt war ei-
ner Jungfrau gleich/ der Leib mit weiſſen Haaren/ gleich denen
Meer Kaͤlbern und See-Woͤlffen dicht bewachſen/ die Bruͤſte mit
ihren Wartzen ſtunden erhaben/ die Augen ziemlich groß/ das
Angeſicht von gar erbarer Geſtalt und linde/ Naſen/ Ohren/ Mund
und Kuͤhn gantz foͤrmlich/ die Arme ſamt den uͤbrigen Theilen
des Oberleibs haaricht/ die Haͤnde aber glatt/ doch etwas flach.
Der Unterleib war bedecket durch einen langen gefaltenen Rock
von Delphinshaͤuten.ꝛc. Solcher Geſchichten finden ſich nun

noch
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[76/0097] Beſchreibung des Fichtelbergs. gangen/ꝛc. Daß nun aber ein anderer Anfang da ſey/ als man ſagt von einer Koͤnigin/ ſo da ſey geſeſſen und eingeſuncken; das wiſſet/ eine Waſſer-Frau iſt da geſeſſen/ die hat ſich hin im Berg gelaſſen unter den Weyher/ der ob ihr iſt in ihre Region, und da hat ſie ihre Wohnung gemachet/ und nach Art der Bulerey ein Kroͤcken durch den Berg getrieben heraus zu denen Geſellen/ und die Geſellen hin- ein. Biß hieher Paracelſus. Wann nun dieſes Raiſonnement des Theophraſti ſamt der Ge- ſchicht beym Ochſenkopff wahr ſeyn ſolte/ ſo ſtuͤnde zu unterſuchen/ ob dieſe Erſcheinung des Schatzes im Berge denen Nymphen oder denen Pygmæis zuzuſchreiben/ weiln ſowohl dieſe wegen der vielen Berge und Mineralien/ als jene wegen des wundertieffen und ehe- mahls offen geweſenen Sees/ und anderer an und umb den Fich- telberg haͤuffig anzutreffender Teiche und Weyher daſelbſt eine be- qveme Wohnung haben koͤnnen. Was aber Theophraſtus von dem hohen Alter und jung-bleibenden Geſtalt der Nymphen ſchreibet/ das ſcheinet bekraͤfftiget zu werden durch diejenige Geſchichte/ wel- che Eraſmus. Lætus in Hiſtoria Nati & Renati Chriſtiani IV. Koͤnigs in Dennemarck/ und aus ihm Seyfried d. l. p. 548. alſo erzehlet: Theophraſti Paracelſi Meynung wegen der jungblei- benden Ge- ſtalt wird confirmirt durch die Daͤniſche Wunder- Geſchichte. Zu Zeiten Koͤnig Friederichs II. in Dennemarck lieſſe ſich beym Vorgebuͤrg Samo Danica eine Nymphe mit einem Landmann in ein Geſpraͤch ein/ und befahle ihm einige Sachen an gedachten Koͤnig. Meldete auch/ daß die Koͤnigin mit einem Cron-Prin- tzen ſchwanger gienge/ welcher Chriſtianus IV. war. Sie nen- nete ſich Ibrand, und ſagte/ daß ihre Mutter/ Groß-Mutter und Uhranfrau ſchon etliche 100. Jahre her dieſer Gegend im Meer ſich enthalten/ ſie aber waͤre bey 80. Jahren/ ihre Geſtalt war ei- ner Jungfrau gleich/ der Leib mit weiſſen Haaren/ gleich denen Meer Kaͤlbern und See-Woͤlffen dicht bewachſen/ die Bruͤſte mit ihren Wartzen ſtunden erhaben/ die Augen ziemlich groß/ das Angeſicht von gar erbarer Geſtalt und linde/ Naſen/ Ohren/ Mund und Kuͤhn gantz foͤrmlich/ die Arme ſamt den uͤbrigen Theilen des Oberleibs haaricht/ die Haͤnde aber glatt/ doch etwas flach. Der Unterleib war bedecket durch einen langen gefaltenen Rock von Delphinshaͤuten.ꝛc. Solcher Geſchichten finden ſich nun noch

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/97>, abgerufen am 25.04.2024.