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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Dem Vor-
geben nach
werden
Menschen-
und Geister-
Kirchen zu-
gleich am
Fichtelberg
gehalten/
wie solche
Geschichte
Hn. M. Gros-
sen erzehlet
worden.
zugleich ein entsetzlich Brechen hinter ihm her/ und konte die Oeff-
nung nicht mehr finden. Dabey/ spricht er/ sey die gemeine Sage/
daß/ wann zu Bischoffgrün Kirche gehalten werde/ so gehe diese
Geister-Berg- und Wald-Kirche zugleich an/ wie dann auch bee-
de Dorff- und Berg-Geister-Kirchen gerade auf einander sehen
und just gegen über stehen sollen. Eben dergleichen wunderbare
Historie ist Herrn M. Großen mit etwas andern Umbständen
seiner Beschreibung nach erzehlet worden. Jch will/ schreibt Er/
den vortrefflichen Gold- und Silber-Schatz dieses Bergs zu be-
weisen/ nicht viel auf die gar gemeine Rede etlicher einfältiger Leu-
the gründen/ welche vorgeben/ daß vor einiger Zeit ein Jnwoh-
ner allhier (in Bischoffgrün) einige zum Aschen-brennen oder
Glasmachen nöthiger Pot-Aschen anständige Bäume habe aus-
gesuchet/ und unversehens in ein Gewölb/ so einer Kirchen gleich
gewesen/ kommen sey/ darinnen er Gold und Silber wie Eyß-
zapffen/ Perlen und Edelgestein/ wie Strenge Zwieffel herabhan-
gend angetroffen. Als er aber heraus gegangen/ und sein Weib
habe herbey ruffen wollen/ wäre ihm solcher Ort sambt dem Schatz
vor den Augen wieder verschwunden. Es würde sich aber alle
Jahre dieser Berg am S. Johannis-Tag vor aufgehender Sonne/
an einem gewissen/ doch gar selten zu finden stehenden Ort also er-
öffenen/ und nachdem er seine Schätze gezeiget/ bald wieder ver-
schließen. Auff welche einfältige Tradition auch diejenige an den
Fichtelberger Gläsern umb den Ochsenkopffs-Felßen gemachte gölde-
ne Kette/ die mit einem starcken Schloß versperret ist/ sich grün-
den mag. Allein unerachtet hiebey an dergleichen Begebenheit
billich mag gezweiffelt werden/ so kan doch solches/ wofern es
nur geschehen/ vor nichts anders/ als vor eine schädliche Verblen-
dung des verführenden/ und zu einer gefährlichen Nachforschung
reitzenden Satans gehalten werden. Hier endigen sich Herr M.
Großens Worte. Dem sey nun/ wie ihm wolle/ so geben doch
der Zeiten Lauff noch mehr solcher Geschichte an. Wovon ich
eine erzehlen will/ von welcher mich ein redlicher Mann/ so ein
Fürstlicher Minister gewesen/ glaubwürdig berichtet/ daß sie ihm
referirel/ der solche von dem Autore mündlich gehöret/ und sich al-
so verhält:

Jm

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Dem Vor-
geben nach
werden
Menſchen-
und Geiſter-
Kirchen zu-
gleich am
Fichtelberg
gehalten/
wie ſolche
Geſchichte
Hn. M. Groſ-
ſen erzehlet
worden.
zugleich ein entſetzlich Brechen hinter ihm her/ und konte die Oeff-
nung nicht mehr finden. Dabey/ ſpricht er/ ſey die gemeine Sage/
daß/ wann zu Biſchoffgruͤn Kirche gehalten werde/ ſo gehe dieſe
Geiſter-Berg- und Wald-Kirche zugleich an/ wie dann auch bee-
de Dorff- und Berg-Geiſter-Kirchen gerade auf einander ſehen
und juſt gegen uͤber ſtehen ſollen. Eben dergleichen wunderbare
Hiſtorie iſt Herrn M. Großen mit etwas andern Umbſtaͤnden
ſeiner Beſchreibung nach erzehlet worden. Jch will/ ſchreibt Er/
den vortrefflichen Gold- und Silber-Schatz dieſes Bergs zu be-
weiſen/ nicht viel auf die gar gemeine Rede etlicher einfaͤltiger Leu-
the gruͤnden/ welche vorgeben/ daß vor einiger Zeit ein Jnwoh-
ner allhier (in Biſchoffgruͤn) einige zum Aſchen-brennen oder
Glasmachen noͤthiger Pot-Aſchen anſtaͤndige Baͤume habe aus-
geſuchet/ und unverſehens in ein Gewoͤlb/ ſo einer Kirchen gleich
geweſen/ kommen ſey/ darinnen er Gold und Silber wie Eyß-
zapffen/ Perlen und Edelgeſtein/ wie Strenge Zwieffel herabhan-
gend angetroffen. Als er aber heraus gegangen/ und ſein Weib
habe herbey ruffen wollen/ waͤre ihm ſolcher Ort ſambt dem Schatz
vor den Augen wieder verſchwunden. Es wuͤrde ſich aber alle
Jahre dieſer Berg am S. Johannis-Tag vor aufgehender Sonne/
an einem gewiſſen/ doch gar ſelten zu finden ſtehenden Ort alſo er-
oͤffenen/ und nachdem er ſeine Schaͤtze gezeiget/ bald wieder ver-
ſchließen. Auff welche einfaͤltige Tradition auch diejenige an den
Fichtelberger Glaͤſern umb den Ochſenkopffs-Felßen gemachte goͤlde-
ne Kette/ die mit einem ſtarcken Schloß verſperret iſt/ ſich gruͤn-
den mag. Allein unerachtet hiebey an dergleichen Begebenheit
billich mag gezweiffelt werden/ ſo kan doch ſolches/ wofern es
nur geſchehen/ vor nichts anders/ als vor eine ſchaͤdliche Verblen-
dung des verfuͤhrenden/ und zu einer gefaͤhrlichen Nachforſchung
reitzenden Satans gehalten werden. Hier endigen ſich Herr M.
Großens Worte. Dem ſey nun/ wie ihm wolle/ ſo geben doch
der Zeiten Lauff noch mehr ſolcher Geſchichte an. Wovon ich
eine erzehlen will/ von welcher mich ein redlicher Mann/ ſo ein
Fuͤrſtlicher Miniſter geweſen/ glaubwuͤrdig berichtet/ daß ſie ihm
referirel/ der ſolche von dem Autore muͤndlich gehoͤret/ und ſich al-
ſo verhaͤlt:

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[70/0091] Beſchreibung des Fichtelbergs. zugleich ein entſetzlich Brechen hinter ihm her/ und konte die Oeff- nung nicht mehr finden. Dabey/ ſpricht er/ ſey die gemeine Sage/ daß/ wann zu Biſchoffgruͤn Kirche gehalten werde/ ſo gehe dieſe Geiſter-Berg- und Wald-Kirche zugleich an/ wie dann auch bee- de Dorff- und Berg-Geiſter-Kirchen gerade auf einander ſehen und juſt gegen uͤber ſtehen ſollen. Eben dergleichen wunderbare Hiſtorie iſt Herrn M. Großen mit etwas andern Umbſtaͤnden ſeiner Beſchreibung nach erzehlet worden. Jch will/ ſchreibt Er/ den vortrefflichen Gold- und Silber-Schatz dieſes Bergs zu be- weiſen/ nicht viel auf die gar gemeine Rede etlicher einfaͤltiger Leu- the gruͤnden/ welche vorgeben/ daß vor einiger Zeit ein Jnwoh- ner allhier (in Biſchoffgruͤn) einige zum Aſchen-brennen oder Glasmachen noͤthiger Pot-Aſchen anſtaͤndige Baͤume habe aus- geſuchet/ und unverſehens in ein Gewoͤlb/ ſo einer Kirchen gleich geweſen/ kommen ſey/ darinnen er Gold und Silber wie Eyß- zapffen/ Perlen und Edelgeſtein/ wie Strenge Zwieffel herabhan- gend angetroffen. Als er aber heraus gegangen/ und ſein Weib habe herbey ruffen wollen/ waͤre ihm ſolcher Ort ſambt dem Schatz vor den Augen wieder verſchwunden. Es wuͤrde ſich aber alle Jahre dieſer Berg am S. Johannis-Tag vor aufgehender Sonne/ an einem gewiſſen/ doch gar ſelten zu finden ſtehenden Ort alſo er- oͤffenen/ und nachdem er ſeine Schaͤtze gezeiget/ bald wieder ver- ſchließen. Auff welche einfaͤltige Tradition auch diejenige an den Fichtelberger Glaͤſern umb den Ochſenkopffs-Felßen gemachte goͤlde- ne Kette/ die mit einem ſtarcken Schloß verſperret iſt/ ſich gruͤn- den mag. Allein unerachtet hiebey an dergleichen Begebenheit billich mag gezweiffelt werden/ ſo kan doch ſolches/ wofern es nur geſchehen/ vor nichts anders/ als vor eine ſchaͤdliche Verblen- dung des verfuͤhrenden/ und zu einer gefaͤhrlichen Nachforſchung reitzenden Satans gehalten werden. Hier endigen ſich Herr M. Großens Worte. Dem ſey nun/ wie ihm wolle/ ſo geben doch der Zeiten Lauff noch mehr ſolcher Geſchichte an. Wovon ich eine erzehlen will/ von welcher mich ein redlicher Mann/ ſo ein Fuͤrſtlicher Miniſter geweſen/ glaubwuͤrdig berichtet/ daß ſie ihm referirel/ der ſolche von dem Autore muͤndlich gehoͤret/ und ſich al- ſo verhaͤlt: Dem Vor- geben nach werden Menſchen- und Geiſter- Kirchen zu- gleich am Fichtelberg gehalten/ wie ſolche Geſchichte Hn. M. Groſ- ſen erzehlet worden. Jm

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/91>, abgerufen am 28.03.2024.