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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
der das Gantze/ und solches darum/ weil GOtt keinen Gefallen an
denen Gottlosen hat/ sondern will/ daß ihnen allen solle geholffen
werden/ und sie zum guten kommen. Wie es nun ist möglich gewe-
sen/ daß ihr euch dem Guten entnommen/ und aus dem Guten in
das Böse kommen seyd/ also ist es auch nicht unmöglich/ daß ihr
aus dem Bösen wieder könnet zu dem Guten gelangen/ und mit
GOtt dem höchsten einigen Guth und Gantzen versöhnet und geei-
niget werden/ so ihr nur das von GOtt gegebene Mittel/ nehmlich
das Wollen und Begehren wieder gut zu werden und zu GOtt zu
kommen wollet ergreiffen/ und beständig darinnen fortfahren und
verharren. Sie werden darüber bestürtzet/ befinden zwar auch et-
was Aenderung bey sich selber/ stehen dennoch im Zweifel und Un-
wissen/ ob sie könnten oder wolten das Wollen und Können in sich
selber finden/ und fortstellen. Weil aber unterdessen die Stunde
der Offenbahrung verlauffen/ und die Zeit zum Ausgang vorhan-
den/ läßet Autor gedachte 3. Männer auf weiters Besinnen beysam-
men/ zeiget ihnen auch im Proceß der Höllenfahrt und Aufferste-
hung JEsu Christi/ den Weg GOttes recht/ und nimmet also Ab-
schied von ihnen/ mit vermelden/ ob es dem HErrn seinem GOtt
gefällig/ wolle er über 8. Tage wieder zu ihnen kommen. Gehet
darauf im Nahmen und Geleite GOttes wieder aus dieser Höhlen
des Zottenbergs in den Tag hinaus. Ob er aber über 8. Tage
wieder in den Berg gegangen/ habe ich Abraham von Francken-
berg
von seinem Lehrjünger Johann Springer nicht können er-
fragen/ wiewohl nicht allein dieser Johann Springer/ sondern auch
Joh. Beers hinterlassene Wittbe/ eine verlebte Gottliebende Ma-
tron
von diesem und andern Dingen gute Wissenschafft getragen/
mit vermelden gegen ihren Tochter-Mann/ einen Evangelischen
Prediger zu Adelsbach/ (von dem ich A. v. F. es mündlich gehöret/)
daß über andern Sachen in selbiger Wunder-Höhle auch noch ein
schönes Positiv mit Silber vergöldeten Claviren gestanden/ auf wel-
chem Joh. Beer/ vielieicht die Geister zur Erkänntnüß ihrer sel-
ber/ und dem Lobe GOttes zu erwecken/ zu unterschiedenen mahlen
solle gespielet/ und also ferner mit diesen verschlossenen und ver-
bannten Geistern geredet haben. It. berichtete sie/ sie hätte gar offt

bey

Beſchreibung des Fichtelbergs.
der das Gantze/ und ſolches darum/ weil GOtt keinen Gefallen an
denen Gottloſen hat/ ſondern will/ daß ihnen allen ſolle geholffen
werden/ und ſie zum guten kommen. Wie es nun iſt moͤglich gewe-
ſen/ daß ihr euch dem Guten entnommen/ und aus dem Guten in
das Boͤſe kommen ſeyd/ alſo iſt es auch nicht unmoͤglich/ daß ihr
aus dem Boͤſen wieder koͤnnet zu dem Guten gelangen/ und mit
GOtt dem hoͤchſten einigen Guth und Gantzen verſoͤhnet und geei-
niget werden/ ſo ihr nur das von GOtt gegebene Mittel/ nehmlich
das Wollen und Begehren wieder gut zu werden und zu GOtt zu
kommen wollet ergreiffen/ und beſtaͤndig darinnen fortfahren und
verharren. Sie werden daruͤber beſtuͤrtzet/ befinden zwar auch et-
was Aenderung bey ſich ſelber/ ſtehen dennoch im Zweifel und Un-
wiſſen/ ob ſie koͤnnten oder wolten das Wollen und Koͤnnen in ſich
ſelber finden/ und fortſtellen. Weil aber unterdeſſen die Stunde
der Offenbahrung verlauffen/ und die Zeit zum Ausgang vorhan-
den/ laͤßet Autor gedachte 3. Maͤnner auf weiters Beſinnen beyſam-
men/ zeiget ihnen auch im Proceß der Hoͤllenfahrt und Aufferſte-
hung JEſu Chriſti/ den Weg GOttes recht/ und nimmet alſo Ab-
ſchied von ihnen/ mit vermelden/ ob es dem HErrn ſeinem GOtt
gefaͤllig/ wolle er uͤber 8. Tage wieder zu ihnen kommen. Gehet
darauf im Nahmen und Geleite GOttes wieder aus dieſer Hoͤhlen
des Zottenbergs in den Tag hinaus. Ob er aber uͤber 8. Tage
wieder in den Berg gegangen/ habe ich Abraham von Francken-
berg
von ſeinem Lehrjuͤnger Johann Springer nicht koͤnnen er-
fragen/ wiewohl nicht allein dieſer Johann Springer/ ſondern auch
Joh. Beers hinterlaſſene Wittbe/ eine verlebte Gottliebende Ma-
tron
von dieſem und andern Dingen gute Wiſſenſchafft getragen/
mit vermelden gegen ihren Tochter-Mann/ einen Evangeliſchen
Prediger zu Adelsbach/ (von dem ich A. v. F. es muͤndlich gehoͤret/)
daß uͤber andern Sachen in ſelbiger Wunder-Hoͤhle auch noch ein
ſchoͤnes Poſitiv mit Silber vergoͤldeten Claviren geſtanden/ auf wel-
chem Joh. Beer/ vielieicht die Geiſter zur Erkaͤnntnuͤß ihrer ſel-
ber/ und dem Lobe GOttes zu erwecken/ zu unterſchiedenen mahlen
ſolle geſpielet/ und alſo ferner mit dieſen verſchloſſenen und ver-
bannten Geiſtern geredet haben. It. berichtete ſie/ ſie haͤtte gar offt

bey
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[62/0081] Beſchreibung des Fichtelbergs. der das Gantze/ und ſolches darum/ weil GOtt keinen Gefallen an denen Gottloſen hat/ ſondern will/ daß ihnen allen ſolle geholffen werden/ und ſie zum guten kommen. Wie es nun iſt moͤglich gewe- ſen/ daß ihr euch dem Guten entnommen/ und aus dem Guten in das Boͤſe kommen ſeyd/ alſo iſt es auch nicht unmoͤglich/ daß ihr aus dem Boͤſen wieder koͤnnet zu dem Guten gelangen/ und mit GOtt dem hoͤchſten einigen Guth und Gantzen verſoͤhnet und geei- niget werden/ ſo ihr nur das von GOtt gegebene Mittel/ nehmlich das Wollen und Begehren wieder gut zu werden und zu GOtt zu kommen wollet ergreiffen/ und beſtaͤndig darinnen fortfahren und verharren. Sie werden daruͤber beſtuͤrtzet/ befinden zwar auch et- was Aenderung bey ſich ſelber/ ſtehen dennoch im Zweifel und Un- wiſſen/ ob ſie koͤnnten oder wolten das Wollen und Koͤnnen in ſich ſelber finden/ und fortſtellen. Weil aber unterdeſſen die Stunde der Offenbahrung verlauffen/ und die Zeit zum Ausgang vorhan- den/ laͤßet Autor gedachte 3. Maͤnner auf weiters Beſinnen beyſam- men/ zeiget ihnen auch im Proceß der Hoͤllenfahrt und Aufferſte- hung JEſu Chriſti/ den Weg GOttes recht/ und nimmet alſo Ab- ſchied von ihnen/ mit vermelden/ ob es dem HErrn ſeinem GOtt gefaͤllig/ wolle er uͤber 8. Tage wieder zu ihnen kommen. Gehet darauf im Nahmen und Geleite GOttes wieder aus dieſer Hoͤhlen des Zottenbergs in den Tag hinaus. Ob er aber uͤber 8. Tage wieder in den Berg gegangen/ habe ich Abraham von Francken- berg von ſeinem Lehrjuͤnger Johann Springer nicht koͤnnen er- fragen/ wiewohl nicht allein dieſer Johann Springer/ ſondern auch Joh. Beers hinterlaſſene Wittbe/ eine verlebte Gottliebende Ma- tron von dieſem und andern Dingen gute Wiſſenſchafft getragen/ mit vermelden gegen ihren Tochter-Mann/ einen Evangeliſchen Prediger zu Adelsbach/ (von dem ich A. v. F. es muͤndlich gehoͤret/) daß uͤber andern Sachen in ſelbiger Wunder-Hoͤhle auch noch ein ſchoͤnes Poſitiv mit Silber vergoͤldeten Claviren geſtanden/ auf wel- chem Joh. Beer/ vielieicht die Geiſter zur Erkaͤnntnuͤß ihrer ſel- ber/ und dem Lobe GOttes zu erwecken/ zu unterſchiedenen mahlen ſolle geſpielet/ und alſo ferner mit dieſen verſchloſſenen und ver- bannten Geiſtern geredet haben. It. berichtete ſie/ ſie haͤtte gar offt bey

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/81>, abgerufen am 23.04.2024.