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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
soll/ der sich der Leute und Wahlen-Bücher Sage nach/ am Sonn-
tag Epiphanias zu zeigen pflege. Von hier aus wendet man sich
gegen Süden abwerts/ und gehet so dann gegen Osten eine kleine
Strecke/ da man unterdessen wunderbahre auf- und übereinander
liegende Felßen zu Gesichte krieget/ alsdann (wann man will) wen-
det man sich gegen Norden in unterschiedliche Felßen-Höhlen ein-
werts/ und betrachtet deren wunderbahre in- und aneinander Häuf-
fung/ biß man wieder schrege durch 2. Felßenwände schlieffet/ und re-
Das andere
Raubschloß
auf der Los-
burg
cta gegen das andere alte Raub-Nest/ wovon auch noch einige weni-
ge Rudera vorhanden/ ansteiget. Hier siehet man an etlichen Orten mit
grossem Entsetzen wieder tieff hinab/ daß einem/ der es nicht gewoh-
net/ die Haut schauert. Von diesem Raub-Nest/ weiter gegen Ost/ und
Süd-Ost hinaus/ praesentiren sich hoch aufgethürmte und an etli-
chen Orten unersteigliche entsetzliche Klippen/ Felßen/ düstere und
Wohnunge
der Nacht-
Eulen/ Uhu-
hen/ Geyern
und ande-
rer grosser
Raubvögel.
moderichte Speluncken/ und Löcher/ welches rechte Wohnungen der
Nacht-Eulen/ Uhuhen/ Geyern und anderer grosser Raub-Vögel
seynd/ die man auch in dieser gantzen Gegend sonsten nirgend zu
Gesichte krieget/ dann hier/ wie ich dann zu etlichen mahlen einen
gesehen/ welcher wenigstens noch einmahl so groß als ein Hüner-
Geyer gewesen. Hinten besser nach Süden/ gegen dem Dorff
Wendern ist ein Felßichter Grund/ woselbst in einer Klippen-Höh-
Ziegeuner-
Lager.
le die Ziegeuner öffters ihre Niederlage haben/ daher derselbe Ort von
etlichen das Lager genennet wird. Von obigem alten Schloß gegen
Südwesten ist ein ziemlicher Weg biß man an ein gantz Gehäng
Felßen und Klippen kommet/ die wie Thürmer hoch aufsteigen/ und
blätter-weiß übereinander liegen/ welche gantz unersteiglich seynd/
so daß man auf die obersten Gipffel gar nicht kommen kan/ dieses
Haberstein
auf der Los-
burg.
ist der so beruffene Haber-Stein/ d. i. hoher oder erhabener Stein/
welcher nebst der daran liegenden noch unvergleichlich weit höhern
Cößein auf viel Meilwegs weit vor allen andern Bergen kan gese-
Woraus
diese Felßen
bestehen?
hen werden. Diese Felßen bestehen aus sehr festem Gestein/ wel-
ches mit röthlicher Farbe hin und her durchzogen und dick mit
schwartz-braunen auch gelb- und weißgläntzenden Talck-Körnern
zu was sie zu
gebrauchen?
eingesprengt ist; Man kan schöne Qvater-Stücke und Pfosten zu
Thüren und Fenstern/ wie auch Mödel/ so denen Rothgießern zu

ihrer

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſoll/ der ſich der Leute und Wahlen-Buͤcher Sage nach/ am Sonn-
tag Epiphanias zu zeigen pflege. Von hier aus wendet man ſich
gegen Suͤden abwerts/ und gehet ſo dann gegen Oſten eine kleine
Strecke/ da man unterdeſſen wunderbahre auf- und uͤbereinander
liegende Felßen zu Geſichte krieget/ alsdann (wann man will) wen-
det man ſich gegen Norden in unterſchiedliche Felßen-Hoͤhlen ein-
werts/ und betrachtet deren wunderbahre in- und aneinander Haͤuf-
fung/ biß man wieder ſchrege durch 2. Felßenwaͤnde ſchlieffet/ und re-
Das andere
Raubſchloß
auf der Los-
burg
cta gegen das andere alte Raub-Neſt/ wovon auch noch einige weni-
ge Rudera vorhanden/ anſteiget. Hier ſiehet man an etlichen Orten mit
groſſem Entſetzen wieder tieff hinab/ daß einem/ der es nicht gewoh-
net/ die Haut ſchauert. Von dieſem Raub-Neſt/ weiter gegen Oſt/ und
Suͤd-Oſt hinaus/ præſentiren ſich hoch aufgethuͤrmte und an etli-
chen Orten unerſteigliche entſetzliche Klippen/ Felßen/ duͤſtere und
Wohnungē
der Nacht-
Eulen/ Uhu-
hen/ Geyern
und ande-
rer groſſer
Raubvoͤgel.
moderichte Speluncken/ und Loͤcher/ welches rechte Wohnungen der
Nacht-Eulen/ Uhuhen/ Geyern und anderer groſſer Raub-Voͤgel
ſeynd/ die man auch in dieſer gantzen Gegend ſonſten nirgend zu
Geſichte krieget/ dann hier/ wie ich dann zu etlichen mahlen einen
geſehen/ welcher wenigſtens noch einmahl ſo groß als ein Huͤner-
Geyer geweſen. Hinten beſſer nach Suͤden/ gegen dem Dorff
Wendern iſt ein Felßichter Grund/ woſelbſt in einer Klippen-Hoͤh-
Ziegeuner-
Lager.
le die Ziegeuner oͤffters ihre Niederlage haben/ daher derſelbe Oꝛt von
etlichen das Lager genennet wird. Von obigem alten Schloß gegen
Suͤdweſten iſt ein ziemlicher Weg biß man an ein gantz Gehaͤng
Felßen und Klippen kommet/ die wie Thuͤrmer hoch aufſteigen/ und
blaͤtter-weiß uͤbereinander liegen/ welche gantz unerſteiglich ſeynd/
ſo daß man auf die oberſten Gipffel gar nicht kommen kan/ dieſes
Haberſtein
auf der Los-
burg.
iſt der ſo beruffene Haber-Stein/ d. i. hoher oder erhabener Stein/
welcher nebſt der daran liegenden noch unvergleichlich weit hoͤhern
Coͤßein auf viel Meilwegs weit vor allen andern Bergen kan geſe-
Woraus
dieſe Felßen
beſtehen?
hen werden. Dieſe Felßen beſtehen aus ſehr feſtem Geſtein/ wel-
ches mit roͤthlicher Farbe hin und her durchzogen und dick mit
ſchwartz-braunen auch gelb- und weißglaͤntzenden Talck-Koͤrnern
zu was ſie zu
gebrauchen?
eingeſprengt iſt; Man kan ſchoͤne Qvater-Stuͤcke und Pfoſten zu
Thuͤren und Fenſtern/ wie auch Moͤdel/ ſo denen Rothgießern zu

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[58/0073] Beſchreibung des Fichtelbergs. ſoll/ der ſich der Leute und Wahlen-Buͤcher Sage nach/ am Sonn- tag Epiphanias zu zeigen pflege. Von hier aus wendet man ſich gegen Suͤden abwerts/ und gehet ſo dann gegen Oſten eine kleine Strecke/ da man unterdeſſen wunderbahre auf- und uͤbereinander liegende Felßen zu Geſichte krieget/ alsdann (wann man will) wen- det man ſich gegen Norden in unterſchiedliche Felßen-Hoͤhlen ein- werts/ und betrachtet deren wunderbahre in- und aneinander Haͤuf- fung/ biß man wieder ſchrege durch 2. Felßenwaͤnde ſchlieffet/ und re- cta gegen das andere alte Raub-Neſt/ wovon auch noch einige weni- ge Rudera vorhanden/ anſteiget. Hier ſiehet man an etlichen Orten mit groſſem Entſetzen wieder tieff hinab/ daß einem/ der es nicht gewoh- net/ die Haut ſchauert. Von dieſem Raub-Neſt/ weiter gegen Oſt/ und Suͤd-Oſt hinaus/ præſentiren ſich hoch aufgethuͤrmte und an etli- chen Orten unerſteigliche entſetzliche Klippen/ Felßen/ duͤſtere und moderichte Speluncken/ und Loͤcher/ welches rechte Wohnungen der Nacht-Eulen/ Uhuhen/ Geyern und anderer groſſer Raub-Voͤgel ſeynd/ die man auch in dieſer gantzen Gegend ſonſten nirgend zu Geſichte krieget/ dann hier/ wie ich dann zu etlichen mahlen einen geſehen/ welcher wenigſtens noch einmahl ſo groß als ein Huͤner- Geyer geweſen. Hinten beſſer nach Suͤden/ gegen dem Dorff Wendern iſt ein Felßichter Grund/ woſelbſt in einer Klippen-Hoͤh- le die Ziegeuner oͤffters ihre Niederlage haben/ daher derſelbe Oꝛt von etlichen das Lager genennet wird. Von obigem alten Schloß gegen Suͤdweſten iſt ein ziemlicher Weg biß man an ein gantz Gehaͤng Felßen und Klippen kommet/ die wie Thuͤrmer hoch aufſteigen/ und blaͤtter-weiß uͤbereinander liegen/ welche gantz unerſteiglich ſeynd/ ſo daß man auf die oberſten Gipffel gar nicht kommen kan/ dieſes iſt der ſo beruffene Haber-Stein/ d. i. hoher oder erhabener Stein/ welcher nebſt der daran liegenden noch unvergleichlich weit hoͤhern Coͤßein auf viel Meilwegs weit vor allen andern Bergen kan geſe- hen werden. Dieſe Felßen beſtehen aus ſehr feſtem Geſtein/ wel- ches mit roͤthlicher Farbe hin und her durchzogen und dick mit ſchwartz-braunen auch gelb- und weißglaͤntzenden Talck-Koͤrnern eingeſprengt iſt; Man kan ſchoͤne Qvater-Stuͤcke und Pfoſten zu Thuͤren und Fenſtern/ wie auch Moͤdel/ ſo denen Rothgießern zu ihrer Das andere Raubſchloß auf der Los- burg Wohnungē der Nacht- Eulen/ Uhu- hen/ Geyern und ande- rer groſſer Raubvoͤgel. Ziegeuner- Lager. Haberſtein auf der Los- burg. Woraus dieſe Felßen beſtehen? zu was ſie zu gebrauchen?

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/73>, abgerufen am 25.04.2024.