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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Waldenfels
erleget ei-
nen Luchsen
in dem Holtz
Buzenreuth.
getrieben wurde/ spüreten die Schaf-Hunde einen Luchsen auf ei-
nem Baum sizend aus/ der Schäfer solches Thier auf gegebenes
anschlagen der Hunde wahrnehmend/ gienge fort/ es besagtem Hn.
von Waldenfelß anzuzeigen/ der dann sogleich sich dahin erhoben/
das Thier geschossen und ertödet/ und sodann zur Hoch-Fürstl.
Hoffhaltung nacher Bayreuth eingeliefert/ an dessen Zizen man
wahrgenommen/ daß es ein junges gesäuget. Nachdem nun
Sichersreuth zwischen der Losburg und dem Buzenreuth lieget/
so ist wahrscheinlich/ daß aus dem ersten Ort durch das Dorff in
den andern Wald dieses Thier müsse seinen March genommen ha-
ben; nachgehends biß ich auch von einem Bauern zu Leutendorff
berichtet worden/ daß/ als er in dem dabeyliegenden Holtz/ welches
ebenfalls nicht weit von der Luchsburg ist/ Streu gehauen/ habe
er hart an sich etwas blasen und speyen hören/ wie die bösen Ka-
tzen zu thun pflegen/ da er sich nun umbgesehen/ wäre es ein greulich
grosser Luchs gewesen/ welcher in Mannslänge an einem Baum hin-
auf geklettert/ so daß er vor Schrecken davon gegangen: über dieses
bin ich glaubwürgig von dem Unter-Knecht berichtet worden/ daß er
zuweiln etliche dergleichen Thiere gespüret/ aber wege der entsetzlichen
Felßen und Klippen ihnen niemahls beykommen können. Wann
nun sonsten in der gantzen Gegend des Fichtelbergs dergleichen
Thiere meines Wissens nicht als nur in der Luchsburg und beym
Tisch nacher Gold-Cronach zu gespüret worden/ so könte es ja
doch wohl seyn/ daß diese Wildnüß von dergleichen Raubthier
den Nahmen führet; wann es anders nicht aus dem alten teutschen
Wort Lugen/ das ist/ schauen/ sehen/ her zu deriviren ist; also daß
Lugsburg/ so viel als Schauburg hiesse. Dann man sagt am
Fichtelberg noch heute zu Tage/ ich will Lugen/ das ist/ ich will
schauen oder sehen. Wann man nun von Wunsidel aus diese
Losburg oder Luchsburg besteigen will/ so gehet man neben einem
Crystallen
Jm Weg an
der Losburg.
Hohlweg hinan/ in diesem Hohlweg giebt es viele Crystallen/ und
Crystallen-Drüsen/ deren ich selbst einige zu etlichen Pfunden auf-
gehoben/ und mit mir genommen/ jedoch gedeyhen diese grosse sel-
ten zur Reiffe/ je kleiner sie aber seynd/ je reiffer sie auch werden/
mehrentheils langstrachlicht mit 6. Ecken/ als wann sie schon ge-

schliffen

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Waldenfels
erleget ei-
nen Luchſen
in dem Holtz
Buzenꝛeuth.
getrieben wurde/ ſpuͤreten die Schaf-Hunde einen Luchſen auf ei-
nem Baum ſizend aus/ der Schaͤfer ſolches Thier auf gegebenes
anſchlagen der Hunde wahrnehmend/ gienge fort/ es beſagtem Hn.
von Waldenfelß anzuzeigen/ der dann ſogleich ſich dahin erhoben/
das Thier geſchoſſen und ertoͤdet/ und ſodann zur Hoch-Fuͤrſtl.
Hoffhaltung nacher Bayreuth eingeliefert/ an deſſen Zizen man
wahrgenommen/ daß es ein junges geſaͤuget. Nachdem nun
Sichersreuth zwiſchen der Losburg und dem Buzenreuth lieget/
ſo iſt wahrſcheinlich/ daß aus dem erſten Ort durch das Dorff in
den andern Wald dieſes Thier muͤſſe ſeinen March genommen ha-
ben; nachgehends biß ich auch von einem Bauern zu Leutendorff
berichtet worden/ daß/ als er in dem dabeyliegenden Holtz/ welches
ebenfalls nicht weit von der Luchsburg iſt/ Streu gehauen/ habe
er hart an ſich etwas blaſen und ſpeyen hoͤren/ wie die boͤſen Ka-
tzen zu thun pflegen/ da er ſich nun umbgeſehen/ waͤre es ein greulich
groſſer Luchs geweſen/ welcher in Mannslaͤnge an einem Baum hin-
auf geklettert/ ſo daß er vor Schrecken davon gegangen: uͤber dieſes
bin ich glaubwuͤrgig von dem Unter-Knecht berichtet worden/ daß er
zuweiln etliche dergleichen Thiere geſpuͤret/ aber wegē der entſetzlichen
Felßen und Klippen ihnen niemahls beykommen koͤnnen. Wann
nun ſonſten in der gantzen Gegend des Fichtelbergs dergleichen
Thiere meines Wiſſens nicht als nur in der Luchsburg und beym
Tiſch nacher Gold-Cronach zu geſpuͤret worden/ ſo koͤnte es ja
doch wohl ſeyn/ daß dieſe Wildnuͤß von dergleichen Raubthier
den Nahmen fuͤhret; wann es anders nicht aus dem alten teutſchen
Wort Lugen/ das iſt/ ſchauen/ ſehen/ her zu deriviren iſt; alſo daß
Lugsburg/ ſo viel als Schauburg hieſſe. Dann man ſagt am
Fichtelberg noch heute zu Tage/ ich will Lugen/ das iſt/ ich will
ſchauen oder ſehen. Wann man nun von Wunſidel aus dieſe
Losburg oder Luchsburg beſteigen will/ ſo gehet man neben einem
Cryſtallen
Jm Weg an
der Losburg.
Hohlweg hinan/ in dieſem Hohlweg giebt es viele Cryſtallen/ und
Cryſtallen-Druͤſen/ deren ich ſelbſt einige zu etlichen Pfunden auf-
gehoben/ und mit mir genommen/ jedoch gedeyhen dieſe groſſe ſel-
ten zur Reiffe/ je kleiner ſie aber ſeynd/ je reiffer ſie auch werden/
mehrentheils langſtrachlicht mit 6. Ecken/ als wann ſie ſchon ge-

ſchliffen
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[54/0067] Beſchreibung des Fichtelbergs. getrieben wurde/ ſpuͤreten die Schaf-Hunde einen Luchſen auf ei- nem Baum ſizend aus/ der Schaͤfer ſolches Thier auf gegebenes anſchlagen der Hunde wahrnehmend/ gienge fort/ es beſagtem Hn. von Waldenfelß anzuzeigen/ der dann ſogleich ſich dahin erhoben/ das Thier geſchoſſen und ertoͤdet/ und ſodann zur Hoch-Fuͤrſtl. Hoffhaltung nacher Bayreuth eingeliefert/ an deſſen Zizen man wahrgenommen/ daß es ein junges geſaͤuget. Nachdem nun Sichersreuth zwiſchen der Losburg und dem Buzenreuth lieget/ ſo iſt wahrſcheinlich/ daß aus dem erſten Ort durch das Dorff in den andern Wald dieſes Thier muͤſſe ſeinen March genommen ha- ben; nachgehends biß ich auch von einem Bauern zu Leutendorff berichtet worden/ daß/ als er in dem dabeyliegenden Holtz/ welches ebenfalls nicht weit von der Luchsburg iſt/ Streu gehauen/ habe er hart an ſich etwas blaſen und ſpeyen hoͤren/ wie die boͤſen Ka- tzen zu thun pflegen/ da er ſich nun umbgeſehen/ waͤre es ein greulich groſſer Luchs geweſen/ welcher in Mannslaͤnge an einem Baum hin- auf geklettert/ ſo daß er vor Schrecken davon gegangen: uͤber dieſes bin ich glaubwuͤrgig von dem Unter-Knecht berichtet worden/ daß er zuweiln etliche dergleichen Thiere geſpuͤret/ aber wegē der entſetzlichen Felßen und Klippen ihnen niemahls beykommen koͤnnen. Wann nun ſonſten in der gantzen Gegend des Fichtelbergs dergleichen Thiere meines Wiſſens nicht als nur in der Luchsburg und beym Tiſch nacher Gold-Cronach zu geſpuͤret worden/ ſo koͤnte es ja doch wohl ſeyn/ daß dieſe Wildnuͤß von dergleichen Raubthier den Nahmen fuͤhret; wann es anders nicht aus dem alten teutſchen Wort Lugen/ das iſt/ ſchauen/ ſehen/ her zu deriviren iſt; alſo daß Lugsburg/ ſo viel als Schauburg hieſſe. Dann man ſagt am Fichtelberg noch heute zu Tage/ ich will Lugen/ das iſt/ ich will ſchauen oder ſehen. Wann man nun von Wunſidel aus dieſe Losburg oder Luchsburg beſteigen will/ ſo gehet man neben einem Hohlweg hinan/ in dieſem Hohlweg giebt es viele Cryſtallen/ und Cryſtallen-Druͤſen/ deren ich ſelbſt einige zu etlichen Pfunden auf- gehoben/ und mit mir genommen/ jedoch gedeyhen dieſe groſſe ſel- ten zur Reiffe/ je kleiner ſie aber ſeynd/ je reiffer ſie auch werden/ mehrentheils langſtrachlicht mit 6. Ecken/ als wann ſie ſchon ge- ſchliffen Waldenfels erleget ei- nen Luchſen in dem Holtz Buzenꝛeuth. Cryſtallen Jm Weg an der Losburg.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/67>, abgerufen am 20.04.2024.