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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
der Philosophen erwiesen. Ja dieses Natur-Werck in dem Was-
ser und durch dasselbe kommet mir vor/ wie eine Filtration der
Kunst/ wo nur das reine durch gehet/ und sich ansetzet/ das unreine
hingegen in dem Filtro zurücke bleibet. Fürwahr diese Irradiation
muß sehr starck und magnetisch gewesen seyn/ weil sie so gar durch
gediegene Einschmelzung die Gold-Körner hat vermehren/ und
das Metall zum Wachsthumb bringen können. Biß hieher be-
lobter Autor, welcher meines wenigen Erachtens sehr schön rai-
sonn
irt.

Aus dieser Begebenheit siehet man nun/ daß das Gold wach-
se/ und zwar in dem Wasser aus einer Magnetischen superficialen
Erde/ die bald weg zu bringen ist. Was hindert es nun/ daß
wir nicht ein gleiches Raisonnement von unserm Goldanziehenden
Daß das
Ertz u. Me-
tall wachse.
Sand in denen Fichtelbergischen Flüßen geben solten? Daß aber
auch das Gold und andere Metallen nicht nur von Erschaffung der
Welt her in denen Gängen und Klüfften unter der Erden geschaf-
fen worden/ sondern biß diese Stunde darinnen wachsen/ zu- und
abnehmen/ ist unlaugbar/ und muß man sich wundern/ daß es Leu-
te geben könne/ so dergleichen nicht zugeben wollen/ da doch die
allgemeine Erfahrung es täglich allein mit der Witterung bezeu-
get. Dann lieber/ was ist doch die Witterung anders/ als ein
Metallischer oder Ertzhaffter Dampff oder deutlicher Zureder/
ein Metall oder Ertz in Dampffs-Gestalt/ welches entweder sich
in die gebührende Erde einschläget/ und dann heisset es einwittern/
oder aber aus dem Metallischen Qvarz ausstreichet/ und dann heis-
set es auswittern: bey dem ersten trifft man offt nur ein angefol-
gen Zeug in denen Gängen an/ welches noch nicht zur Reiffe ge-
diehen/ oder doch wenig und arm/ hingegen der Brodem desto
häuffiger ist/ von solchem pflegen die Bergleute zu sagen/ sie wä-
ren zu frühe/ oder zu bald kommen/ dann das Metall oder Ertz
sey noch im Wachsen begriffen/ es wittere erst ein. Bey dem
lezten aber trifft man taubes/ offt als wie von Bienen durchso-
genes Gebürg/ oder gar Gemilm und leichte Erde an/ die bißweiln
eintzelnweise noch einigen Metallischen Glanz zeigen/ und dann pfle-
gen die Bergleute zu sagen/ sie wären zu spate kommen/ dann

das

Beſchreibung des Fichtelbergs.
der Philoſophen erwieſen. Ja dieſes Natur-Werck in dem Waſ-
ſer und durch daſſelbe kommet mir vor/ wie eine Filtration der
Kunſt/ wo nur das reine durch gehet/ und ſich anſetzet/ das unreine
hingegen in dem Filtro zuruͤcke bleibet. Fuͤrwahr dieſe Irradiation
muß ſehr ſtarck und magnetiſch geweſen ſeyn/ weil ſie ſo gar durch
gediegene Einſchmelzung die Gold-Koͤrner hat vermehren/ und
das Metall zum Wachsthumb bringen koͤnnen. Biß hieher be-
lobter Autor, welcher meines wenigen Erachtens ſehr ſchoͤn rai-
ſonn
irt.

Aus dieſer Begebenheit ſiehet man nun/ daß das Gold wach-
ſe/ und zwar in dem Waſſer aus einer Magnetiſchen ſuperficialen
Erde/ die bald weg zu bringen iſt. Was hindert es nun/ daß
wir nicht ein gleiches Raiſonnement von unſerm Goldanziehenden
Daß das
Ertz u. Me-
tall wachſe.
Sand in denen Fichtelbergiſchen Fluͤßen geben ſolten? Daß aber
auch das Gold und andere Metallen nicht nur von Erſchaffung der
Welt her in denen Gaͤngen und Kluͤfften unter der Erden geſchaf-
fen worden/ ſondern biß dieſe Stunde darinnen wachſen/ zu- und
abnehmen/ iſt unlaugbar/ und muß man ſich wundern/ daß es Leu-
te geben koͤnne/ ſo dergleichen nicht zugeben wollen/ da doch die
allgemeine Erfahrung es taͤglich allein mit der Witterung bezeu-
get. Dann lieber/ was iſt doch die Witterung anders/ als ein
Metalliſcher oder Ertzhaffter Dampff oder deutlicher Zureder/
ein Metall oder Ertz in Dampffs-Geſtalt/ welches entweder ſich
in die gebuͤhrende Erde einſchlaͤget/ und dann heiſſet es einwittern/
oder aber aus dem Metalliſchen Qvarz ausſtreichet/ und dann heiſ-
ſet es auswittern: bey dem erſten trifft man offt nur ein angefol-
gen Zeug in denen Gaͤngen an/ welches noch nicht zur Reiffe ge-
diehen/ oder doch wenig und arm/ hingegen der Brodem deſto
haͤuffiger iſt/ von ſolchem pflegen die Bergleute zu ſagen/ ſie waͤ-
ren zu fruͤhe/ oder zu bald kommen/ dann das Metall oder Ertz
ſey noch im Wachſen begriffen/ es wittere erſt ein. Bey dem
lezten aber trifft man taubes/ offt als wie von Bienen durchſo-
genes Gebuͤrg/ oder gar Gemilm und leichte Erde an/ die bißweiln
eintzelnweiſe noch einigen Metalliſchen Glanz zeigen/ und dann pfle-
gen die Bergleute zu ſagen/ ſie waͤren zu ſpate kommen/ dann

das
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[48/0061] Beſchreibung des Fichtelbergs. der Philoſophen erwieſen. Ja dieſes Natur-Werck in dem Waſ- ſer und durch daſſelbe kommet mir vor/ wie eine Filtration der Kunſt/ wo nur das reine durch gehet/ und ſich anſetzet/ das unreine hingegen in dem Filtro zuruͤcke bleibet. Fuͤrwahr dieſe Irradiation muß ſehr ſtarck und magnetiſch geweſen ſeyn/ weil ſie ſo gar durch gediegene Einſchmelzung die Gold-Koͤrner hat vermehren/ und das Metall zum Wachsthumb bringen koͤnnen. Biß hieher be- lobter Autor, welcher meines wenigen Erachtens ſehr ſchoͤn rai- ſonnirt. Aus dieſer Begebenheit ſiehet man nun/ daß das Gold wach- ſe/ und zwar in dem Waſſer aus einer Magnetiſchen ſuperficialen Erde/ die bald weg zu bringen iſt. Was hindert es nun/ daß wir nicht ein gleiches Raiſonnement von unſerm Goldanziehenden Sand in denen Fichtelbergiſchen Fluͤßen geben ſolten? Daß aber auch das Gold und andere Metallen nicht nur von Erſchaffung der Welt her in denen Gaͤngen und Kluͤfften unter der Erden geſchaf- fen worden/ ſondern biß dieſe Stunde darinnen wachſen/ zu- und abnehmen/ iſt unlaugbar/ und muß man ſich wundern/ daß es Leu- te geben koͤnne/ ſo dergleichen nicht zugeben wollen/ da doch die allgemeine Erfahrung es taͤglich allein mit der Witterung bezeu- get. Dann lieber/ was iſt doch die Witterung anders/ als ein Metalliſcher oder Ertzhaffter Dampff oder deutlicher Zureder/ ein Metall oder Ertz in Dampffs-Geſtalt/ welches entweder ſich in die gebuͤhrende Erde einſchlaͤget/ und dann heiſſet es einwittern/ oder aber aus dem Metalliſchen Qvarz ausſtreichet/ und dann heiſ- ſet es auswittern: bey dem erſten trifft man offt nur ein angefol- gen Zeug in denen Gaͤngen an/ welches noch nicht zur Reiffe ge- diehen/ oder doch wenig und arm/ hingegen der Brodem deſto haͤuffiger iſt/ von ſolchem pflegen die Bergleute zu ſagen/ ſie waͤ- ren zu fruͤhe/ oder zu bald kommen/ dann das Metall oder Ertz ſey noch im Wachſen begriffen/ es wittere erſt ein. Bey dem lezten aber trifft man taubes/ offt als wie von Bienen durchſo- genes Gebuͤrg/ oder gar Gemilm und leichte Erde an/ die bißweiln eintzelnweiſe noch einigen Metalliſchen Glanz zeigen/ und dann pfle- gen die Bergleute zu ſagen/ ſie waͤren zu ſpate kommen/ dann das Daß das Ertz u. Me- tall wachſe.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/61>, abgerufen am 25.04.2024.