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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
an solchen Bergen befindlichen Dingen an Tag gelegt/ theils öffent-
lich von ihnen bezeuget werde/ daß dieser unser Fichtelberg wegen sei-
nes unvergleichlichen Reichthums in frembden/ und von uns weit
entlegenen Landen in viel grösserm Ruff und Ruhm/ als bey denen
Jnwohnern selbst stehe. Welche Reden nicht wenig bekräfftigt
werden durch die zu unterschiedenen Zeiten in denen Berg-Höhlen
hin und wieder gefundene Manuscripta, oder in allerhand frembden
Sprachen geschriebene Büchlein/ in welchem gar offtmahls mit
gewissen Characteren gar umständlich angemercket worden/ an wel-
chen Orten/ bey welchen Bächlein das köstliche Gold/ das reinste
Silber/ das edelste Metall/ ja auch die köstlichste Perlen und Edel-
gestein seynd gefunden worden. So hat man auch sonsten glaub-
würdige Nachricht/ daß die Saale ihre Gold-Schlich biß in Thü-
ringen mit sich führe/ so zu Rudolphs-Sadt öffters sollen zu finden
seyn/ da sonsten der Rothe Mayn Perlen/ die Eger aber Diamanten
iezuweiln unter ihrem Sand mit ans Ufer legen solle. Daher
dasjenige wohl wahr seyn könte/ wessen sich sonsten die Ausländer
zu rühmen pflegen: Es sollen denen Wahlen/ Jtaliänern/ Fran-
zo sen und Spaniern die Schätze und der Reichthum/ so in des
Teutschlands Gebürgen verborgen liegen/ als Frembdlingen besser/
dann denen Teutschen selbst bekant seyn. Das Sprichwort aber/Sprüch-
wort vom
Fichtelberg.

daß an und umb den Fichtelberg öffters eine Kuhe mit einem Stein
könne geworffen werden/ da doch der Stein von grösserm Werth/
als die Kuhe selbst seyn möchte/ wird absonderlich von denen gölde-
nen Zeiten/ da die Gold-Bergwercke noch in rechtem Flor gestan-
den/ müssen zu verstehen seyn/ da es hingegen bey gegenwärtigen ei-
sernen Zeiten sehr selten eintreffen möchte: Biß hieher Herr M.
Groß. Ehe wir aber unsere Fichtelbergische Wasser verlassen/Woher die
gediegene
Gold-Kör-
ner im Was-
ser kommen/
zweyerley
Meinungen

wollen wir noch kürtzlich betrachten/ woher doch die gediegene Gold-
Körner/ so in etlichen derselben Flüßen gefunden werden/ kommen
müssen/ ob sie nehmlich schon im Gebürge seyn/ und nur vom Was-
ser abgestossen werden/ oder ob sie im Wasser durch die Krafft der
Sonnenetc. mittelst der Lufft gezeuget und generiret werden. Die-
jenige nun/ und welches der meiste Hauffen heute zu Tag seyn wird/
welche denen Metallen keinen Wachsthum zugeben/ noch denen

Ein-
F 3

Beſchreibung des Fichtelbergs.
an ſolchen Bergen befindlichen Dingen an Tag gelegt/ theils oͤffent-
lich von ihnen bezeuget werde/ daß dieſer unſer Fichtelberg wegen ſei-
nes unvergleichlichen Reichthums in frembden/ und von uns weit
entlegenen Landen in viel groͤſſerm Ruff und Ruhm/ als bey denen
Jnwohnern ſelbſt ſtehe. Welche Reden nicht wenig bekraͤfftigt
werden durch die zu unterſchiedenen Zeiten in denen Berg-Hoͤhlen
hin und wieder gefundene Manuſcripta, oder in allerhand frembden
Sprachen geſchriebene Buͤchlein/ in welchem gar offtmahls mit
gewiſſen Characteren gar umſtaͤndlich angemercket worden/ an wel-
chen Orten/ bey welchen Baͤchlein das koͤſtliche Gold/ das reinſte
Silber/ das edelſte Metall/ ja auch die koͤſtlichſte Perlen und Edel-
geſtein ſeynd gefunden worden. So hat man auch ſonſten glaub-
wuͤrdige Nachricht/ daß die Saale ihre Gold-Schlich biß in Thuͤ-
ringen mit ſich fuͤhre/ ſo zu Rudolphs-Sadt oͤffters ſollen zu finden
ſeyn/ da ſonſten der Rothe Mayn Perlen/ die Eger aber Diamanten
iezuweiln unter ihrem Sand mit ans Ufer legen ſolle. Daher
dasjenige wohl wahr ſeyn koͤnte/ weſſen ſich ſonſten die Auslaͤnder
zu ruͤhmen pflegen: Es ſollen denen Wahlen/ Jtaliaͤnern/ Fran-
zo ſen und Spaniern die Schaͤtze und der Reichthum/ ſo in des
Teutſchlands Gebuͤrgen verborgen liegen/ als Frembdlingen beſſer/
dann denen Teutſchen ſelbſt bekant ſeyn. Das Sprichwort aber/Spruͤch-
wort vom
Fichtelberg.

daß an und umb den Fichtelberg oͤffters eine Kuhe mit einem Stein
koͤnne geworffen werden/ da doch der Stein von groͤſſerm Werth/
als die Kuhe ſelbſt ſeyn moͤchte/ wird abſonderlich von denen goͤlde-
nen Zeiten/ da die Gold-Bergwercke noch in rechtem Flor geſtan-
den/ muͤſſen zu verſtehen ſeyn/ da es hingegen bey gegenwaͤrtigen ei-
ſernen Zeiten ſehr ſelten eintreffen moͤchte: Biß hieher Herr M.
Groß. Ehe wir aber unſere Fichtelbergiſche Waſſer verlaſſen/Woher die
gediegene
Gold-Koͤr-
ner im Waſ-
ſer kommen/
zweyerley
Meinungen

wollen wir noch kuͤrtzlich betrachten/ woher doch die gediegene Gold-
Koͤrner/ ſo in etlichen derſelben Fluͤßen gefunden werden/ kommen
muͤſſen/ ob ſie nehmlich ſchon im Gebuͤrge ſeyn/ und nur vom Waſ-
ſer abgeſtoſſen werden/ oder ob ſie im Waſſer durch die Krafft der
Sonnenꝛc. mittelſt der Lufft gezeuget und generiret werden. Die-
jenige nun/ und welches der meiſte Hauffen heute zu Tag ſeyn wird/
welche denen Metallen keinen Wachsthum zugeben/ noch denen

Ein-
F 3
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[45/0058] Beſchreibung des Fichtelbergs. an ſolchen Bergen befindlichen Dingen an Tag gelegt/ theils oͤffent- lich von ihnen bezeuget werde/ daß dieſer unſer Fichtelberg wegen ſei- nes unvergleichlichen Reichthums in frembden/ und von uns weit entlegenen Landen in viel groͤſſerm Ruff und Ruhm/ als bey denen Jnwohnern ſelbſt ſtehe. Welche Reden nicht wenig bekraͤfftigt werden durch die zu unterſchiedenen Zeiten in denen Berg-Hoͤhlen hin und wieder gefundene Manuſcripta, oder in allerhand frembden Sprachen geſchriebene Buͤchlein/ in welchem gar offtmahls mit gewiſſen Characteren gar umſtaͤndlich angemercket worden/ an wel- chen Orten/ bey welchen Baͤchlein das koͤſtliche Gold/ das reinſte Silber/ das edelſte Metall/ ja auch die koͤſtlichſte Perlen und Edel- geſtein ſeynd gefunden worden. So hat man auch ſonſten glaub- wuͤrdige Nachricht/ daß die Saale ihre Gold-Schlich biß in Thuͤ- ringen mit ſich fuͤhre/ ſo zu Rudolphs-Sadt oͤffters ſollen zu finden ſeyn/ da ſonſten der Rothe Mayn Perlen/ die Eger aber Diamanten iezuweiln unter ihrem Sand mit ans Ufer legen ſolle. Daher dasjenige wohl wahr ſeyn koͤnte/ weſſen ſich ſonſten die Auslaͤnder zu ruͤhmen pflegen: Es ſollen denen Wahlen/ Jtaliaͤnern/ Fran- zo ſen und Spaniern die Schaͤtze und der Reichthum/ ſo in des Teutſchlands Gebuͤrgen verborgen liegen/ als Frembdlingen beſſer/ dann denen Teutſchen ſelbſt bekant ſeyn. Das Sprichwort aber/ daß an und umb den Fichtelberg oͤffters eine Kuhe mit einem Stein koͤnne geworffen werden/ da doch der Stein von groͤſſerm Werth/ als die Kuhe ſelbſt ſeyn moͤchte/ wird abſonderlich von denen goͤlde- nen Zeiten/ da die Gold-Bergwercke noch in rechtem Flor geſtan- den/ muͤſſen zu verſtehen ſeyn/ da es hingegen bey gegenwaͤrtigen ei- ſernen Zeiten ſehr ſelten eintreffen moͤchte: Biß hieher Herr M. Groß. Ehe wir aber unſere Fichtelbergiſche Waſſer verlaſſen/ wollen wir noch kuͤrtzlich betrachten/ woher doch die gediegene Gold- Koͤrner/ ſo in etlichen derſelben Fluͤßen gefunden werden/ kommen muͤſſen/ ob ſie nehmlich ſchon im Gebuͤrge ſeyn/ und nur vom Waſ- ſer abgeſtoſſen werden/ oder ob ſie im Waſſer durch die Krafft der Sonnenꝛc. mittelſt der Lufft gezeuget und generiret werden. Die- jenige nun/ und welches der meiſte Hauffen heute zu Tag ſeyn wird/ welche denen Metallen keinen Wachsthum zugeben/ noch denen Ein- Spruͤch- wort vom Fichtelberg. Woher die gediegene Gold-Koͤr- ner im Waſ- ſer kommen/ zweyerley Meinungen F 3

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/58>, abgerufen am 25.04.2024.