Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung des Fichtelbergs.
oberhalb Wunsidel zu gewißen Jahrs-Zeiten/ als zu Micha elis/ sol-
ten Perlen gefunden werden/ welches ob es wahr sey/ ich dahin ge-
stellet seyn lasse/ wenigstens habe ich keine darinnen angetroffen.
Auch will ich nicht streiten/ ob der Rothe Mayn dergleichen mit
sich führe. So viel aber soll gewiß seyn/ daß die Saale etliche
Meilen von ihrem Ursprung Perlen-Muscheln heege: So solle
auch der Silberbach bey dem Neuenhauß Perlen-Schnecken in sich
enthalten. Uber dieses seynd unsere Fichtelbergische Wasser hier-
innen sehr fruchtbar/ daß die meisten aus Felsen rinnend nicht nur
gesund zu trincken/ und Menschen und Viehe den Durst löschen/ son-
dern/ daß sie auch denen Wißmathen und Feldern in trockenen Zei-
ten zu einer fruchtbaren Wässerung und Erfrischung dienen/ wo-
durch dem Viehe sein Futter/ dem Wild seine Nahrung/ und dem
Menschen seine Speise wächset/ und gegeben wird. Aus allen die-
sem erhellet nun/ wie wahr es sey/ was Hr. Bruschius von unserm
Fichtelberg geschrieben: Daß nehmlich dieses Gebürge so viele schö-
ne Bronnen/ Qvell-Bächlein/ helle/ lautere und Fischreiche/ ja
auch Goldfindige Flüße habe/ daß sie auch von denen Einwohnern
nicht mögen oder können gezehlet werden; Jngleichen was Hr. M.
Groß schreibet/ daß an unserm Schatzreichen Fichtelberg durch die
wundersame Natur in so viel schönen Goldfindigen Flüßen/ Qvel-
len/ Bäch- und Brönnlein die herrlichste Körner und kostbarste
Steinlein aus dem Bauch/ und innersten Theil des Bergs heraus
geführet werden. Hievon ist allerdings (fähret er fort) fast über-
all ein grosser Ruff/ auch von denen frembden hieher reisenden Per-
sonen ein sehr sorgfältiges Nachforschen/ so gewißlich nicht ohne al-
len Grund geschehen mag. Dann einmahl die in solchen Qvellen
an vielen Orten (welche zu nennen/ weder nothwendig/ noch nütz-
lich/) befindliche gantz rare/ harte/ manchfarbige und gläntzende
Körner/ die wundersame hin und wieder ausgespülete Gold- und
Silberflammige Steinlein/ und der in der Sonnen schön gläntzen-
de Sand von denen dieser Sachen verständigen nicht ohne Nuzen
mögen tractiret werden. So ist auch über dieses bekant/ daß von
vielen in diese Länder kommenden Ausländern/ theils eine sehr grosse
Wissenschafft/ und bereits an sich habende Kundschafft von vielen

an

Beſchreibung des Fichtelbergs.
oberhalb Wunſidel zu gewißen Jahrs-Zeiten/ als zu Micha elis/ ſol-
ten Perlen gefunden werden/ welches ob es wahr ſey/ ich dahin ge-
ſtellet ſeyn laſſe/ wenigſtens habe ich keine darinnen angetroffen.
Auch will ich nicht ſtreiten/ ob der Rothe Mayn dergleichen mit
ſich fuͤhre. So viel aber ſoll gewiß ſeyn/ daß die Saale etliche
Meilen von ihrem Urſprung Perlen-Muſcheln heege: So ſolle
auch der Silberbach bey dem Neuenhauß Perlen-Schnecken in ſich
enthalten. Uber dieſes ſeynd unſere Fichtelbergiſche Waſſer hier-
innen ſehr fruchtbar/ daß die meiſten aus Felſen rinnend nicht nur
geſund zu trincken/ und Menſchen und Viehe den Durſt loͤſchen/ ſon-
dern/ daß ſie auch denen Wißmathen und Feldern in trockenen Zei-
ten zu einer fruchtbaren Waͤſſerung und Erfriſchung dienen/ wo-
durch dem Viehe ſein Futter/ dem Wild ſeine Nahrung/ und dem
Menſchen ſeine Speiſe waͤchſet/ und gegeben wird. Aus allen die-
ſem erhellet nun/ wie wahr es ſey/ was Hr. Bruſchius von unſerm
Fichtelberg geſchrieben: Daß nehmlich dieſes Gebuͤrge ſo viele ſchoͤ-
ne Bronnen/ Qvell-Baͤchlein/ helle/ lautere und Fiſchreiche/ ja
auch Goldfindige Fluͤße habe/ daß ſie auch von denen Einwohnern
nicht moͤgen oder koͤnnen gezehlet werden; Jngleichen was Hr. M.
Groß ſchreibet/ daß an unſerm Schatzreichen Fichtelberg durch die
wunderſame Natur in ſo viel ſchoͤnen Goldfindigen Fluͤßen/ Qvel-
len/ Baͤch- und Broͤnnlein die herrlichſte Koͤrner und koſtbarſte
Steinlein aus dem Bauch/ und innerſten Theil des Bergs heraus
gefuͤhret werden. Hievon iſt allerdings (faͤhret er fort) faſt uͤber-
all ein groſſer Ruff/ auch von denen frembden hieher reiſenden Per-
ſonen ein ſehr ſorgfaͤltiges Nachforſchen/ ſo gewißlich nicht ohne al-
len Grund geſchehen mag. Dann einmahl die in ſolchen Qvellen
an vielen Orten (welche zu nennen/ weder nothwendig/ noch nuͤtz-
lich/) befindliche gantz rare/ harte/ manchfarbige und glaͤntzende
Koͤrner/ die wunderſame hin und wieder ausgeſpuͤlete Gold- und
Silberflammige Steinlein/ und der in der Sonnen ſchoͤn glaͤntzen-
de Sand von denen dieſer Sachen verſtaͤndigen nicht ohne Nuzen
moͤgen tractiret werden. So iſt auch uͤber dieſes bekant/ daß von
vielen in dieſe Laͤnder kommenden Auslaͤndern/ theils eine ſehr groſſe
Wiſſenſchafft/ und bereits an ſich habende Kundſchafft von vielen

an
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0057" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/>
oberhalb Wun&#x017F;idel zu gewißen Jahrs-Zeiten/ als zu Micha elis/ &#x017F;ol-<lb/>
ten Perlen gefunden werden/ welches ob es wahr &#x017F;ey/ ich dahin ge-<lb/>
&#x017F;tellet &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;e/ wenig&#x017F;tens habe ich keine darinnen angetroffen.<lb/>
Auch will ich nicht &#x017F;treiten/ ob der Rothe Mayn dergleichen mit<lb/>
&#x017F;ich fu&#x0364;hre. So viel aber &#x017F;oll gewiß &#x017F;eyn/ daß die Saale etliche<lb/>
Meilen von ihrem Ur&#x017F;prung Perlen-Mu&#x017F;cheln heege: So &#x017F;olle<lb/>
auch der Silberbach bey dem Neuenhauß Perlen-Schnecken in &#x017F;ich<lb/>
enthalten. Uber die&#x017F;es &#x017F;eynd un&#x017F;ere Fichtelbergi&#x017F;che Wa&#x017F;&#x017F;er hier-<lb/>
innen &#x017F;ehr fruchtbar/ daß die mei&#x017F;ten aus Fel&#x017F;en rinnend nicht nur<lb/>
ge&#x017F;und zu trincken/ und Men&#x017F;chen und Viehe den Dur&#x017F;t lo&#x0364;&#x017F;chen/ &#x017F;on-<lb/>
dern/ daß &#x017F;ie auch denen Wißmathen und Feldern in trockenen Zei-<lb/>
ten zu einer fruchtbaren Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erung und Erfri&#x017F;chung dienen/ wo-<lb/>
durch dem Viehe &#x017F;ein Futter/ dem Wild &#x017F;eine Nahrung/ und dem<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;eine Spei&#x017F;e wa&#x0364;ch&#x017F;et/ und gegeben wird. Aus allen die-<lb/>
&#x017F;em erhellet nun/ wie wahr es &#x017F;ey/ was Hr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bru&#x017F;chius</hi></hi> von un&#x017F;erm<lb/>
Fichtelberg ge&#x017F;chrieben: Daß nehmlich die&#x017F;es Gebu&#x0364;rge &#x017F;o viele &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne Bronnen/ Qvell-Ba&#x0364;chlein/ helle/ lautere und Fi&#x017F;chreiche/ ja<lb/>
auch Goldfindige Flu&#x0364;ße habe/ daß &#x017F;ie auch von denen Einwohnern<lb/>
nicht mo&#x0364;gen oder ko&#x0364;nnen gezehlet werden; Jngleichen was <hi rendition="#fr">Hr.</hi> <hi rendition="#aq">M.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Groß</hi> &#x017F;chreibet/ daß an un&#x017F;erm Schatzreichen Fichtelberg durch die<lb/>
wunder&#x017F;ame Natur in &#x017F;o viel &#x017F;cho&#x0364;nen Goldfindigen Flu&#x0364;ßen/ Qvel-<lb/>
len/ Ba&#x0364;ch- und Bro&#x0364;nnlein die herrlich&#x017F;te Ko&#x0364;rner und ko&#x017F;tbar&#x017F;te<lb/>
Steinlein aus dem Bauch/ und inner&#x017F;ten Theil des Bergs heraus<lb/>
gefu&#x0364;hret werden. Hievon i&#x017F;t allerdings (fa&#x0364;hret er fort) fa&#x017F;t u&#x0364;ber-<lb/>
all ein gro&#x017F;&#x017F;er Ruff/ auch von denen frembden hieher rei&#x017F;enden Per-<lb/>
&#x017F;onen ein &#x017F;ehr &#x017F;orgfa&#x0364;ltiges Nachfor&#x017F;chen/ &#x017F;o gewißlich nicht ohne al-<lb/>
len Grund ge&#x017F;chehen mag. Dann einmahl die in &#x017F;olchen Qvellen<lb/>
an vielen Orten (welche zu nennen/ weder nothwendig/ noch nu&#x0364;tz-<lb/>
lich/) befindliche gantz rare/ harte/ manchfarbige und gla&#x0364;ntzende<lb/>
Ko&#x0364;rner/ die wunder&#x017F;ame hin und wieder ausge&#x017F;pu&#x0364;lete Gold- und<lb/>
Silberflammige Steinlein/ und der in der Sonnen &#x017F;cho&#x0364;n gla&#x0364;ntzen-<lb/>
de Sand von denen die&#x017F;er Sachen ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen nicht ohne Nuzen<lb/>
mo&#x0364;gen <hi rendition="#aq">tract</hi>iret werden. So i&#x017F;t auch u&#x0364;ber die&#x017F;es bekant/ daß von<lb/>
vielen in die&#x017F;e La&#x0364;nder kommenden Ausla&#x0364;ndern/ theils eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ und bereits an &#x017F;ich habende Kund&#x017F;chafft von vielen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0057] Beſchreibung des Fichtelbergs. oberhalb Wunſidel zu gewißen Jahrs-Zeiten/ als zu Micha elis/ ſol- ten Perlen gefunden werden/ welches ob es wahr ſey/ ich dahin ge- ſtellet ſeyn laſſe/ wenigſtens habe ich keine darinnen angetroffen. Auch will ich nicht ſtreiten/ ob der Rothe Mayn dergleichen mit ſich fuͤhre. So viel aber ſoll gewiß ſeyn/ daß die Saale etliche Meilen von ihrem Urſprung Perlen-Muſcheln heege: So ſolle auch der Silberbach bey dem Neuenhauß Perlen-Schnecken in ſich enthalten. Uber dieſes ſeynd unſere Fichtelbergiſche Waſſer hier- innen ſehr fruchtbar/ daß die meiſten aus Felſen rinnend nicht nur geſund zu trincken/ und Menſchen und Viehe den Durſt loͤſchen/ ſon- dern/ daß ſie auch denen Wißmathen und Feldern in trockenen Zei- ten zu einer fruchtbaren Waͤſſerung und Erfriſchung dienen/ wo- durch dem Viehe ſein Futter/ dem Wild ſeine Nahrung/ und dem Menſchen ſeine Speiſe waͤchſet/ und gegeben wird. Aus allen die- ſem erhellet nun/ wie wahr es ſey/ was Hr. Bruſchius von unſerm Fichtelberg geſchrieben: Daß nehmlich dieſes Gebuͤrge ſo viele ſchoͤ- ne Bronnen/ Qvell-Baͤchlein/ helle/ lautere und Fiſchreiche/ ja auch Goldfindige Fluͤße habe/ daß ſie auch von denen Einwohnern nicht moͤgen oder koͤnnen gezehlet werden; Jngleichen was Hr. M. Groß ſchreibet/ daß an unſerm Schatzreichen Fichtelberg durch die wunderſame Natur in ſo viel ſchoͤnen Goldfindigen Fluͤßen/ Qvel- len/ Baͤch- und Broͤnnlein die herrlichſte Koͤrner und koſtbarſte Steinlein aus dem Bauch/ und innerſten Theil des Bergs heraus gefuͤhret werden. Hievon iſt allerdings (faͤhret er fort) faſt uͤber- all ein groſſer Ruff/ auch von denen frembden hieher reiſenden Per- ſonen ein ſehr ſorgfaͤltiges Nachforſchen/ ſo gewißlich nicht ohne al- len Grund geſchehen mag. Dann einmahl die in ſolchen Qvellen an vielen Orten (welche zu nennen/ weder nothwendig/ noch nuͤtz- lich/) befindliche gantz rare/ harte/ manchfarbige und glaͤntzende Koͤrner/ die wunderſame hin und wieder ausgeſpuͤlete Gold- und Silberflammige Steinlein/ und der in der Sonnen ſchoͤn glaͤntzen- de Sand von denen dieſer Sachen verſtaͤndigen nicht ohne Nuzen moͤgen tractiret werden. So iſt auch uͤber dieſes bekant/ daß von vielen in dieſe Laͤnder kommenden Auslaͤndern/ theils eine ſehr groſſe Wiſſenſchafft/ und bereits an ſich habende Kundſchafft von vielen an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/57
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/57>, abgerufen am 29.03.2024.