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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
ste Rade-Stuben/ darinnen ein übergrosses Rad/ so im Diame-
tro
7. Klaffter/ in Peripheria 22. Klaffter aus Angeben eines ge-
lehrten Mannes hat. Was das für eine Grösse sey/ ist sich wohl
zu verwundern/ besonders weil solches Rad mit einer solchen
Geschwindigkeit herum lauffet/ daß einem das Gesicht vergehet/
ob es wohl mit einem solchen schlechten Wasser/ das vom Tag
hinein durch einen Stollen geführet/ getrieben wird. Durch
dieses Rad hebt das Gestäng die Grund-Wasser/ so mit dem
Pflugischen als dem tieffsten Stollen nicht können abgeführt wer-
den/ daher weil das Bergwerck noch tieffer kommen/ und täg-
glich kommet/ man unter die jetzt gedachte Kunst/ noch eine neue/
so das Grund-Wasser aus denen Erdtieffen hebt/ hat hängen
müssen.

Es ist gantz lustig und wunderbahr zu sehen/ wie das Was-
ser in 4börichten Röhren eines Schenckels dick (so es starck ge-
lietert ist/) aus einem Satz in den andern gehoben wird/ und end-
lich in den Stollen fält und abfleußt.

Diese Kunst weil sie tieff in der Erden/ kan in der größten
Winter-Kälte nicht verfrieren/ sondern gehet fort/ welches doch
in andern Bergwercken/ da sie am Tag gehänget sind/ nicht ge-
schehen kan.

Anlangend die gefährliche Gelegenheit der gefährlichen Ar-Gefährliche
Arbeit der
Bergleute.

beit/ so ist zu mercken/ daß sie in und an zwey Orten ist/ als Brenn-
ort/ und den Weiten. Dann die auf Längörtern arbeiten mit
Schlegel und Eisen sicher und verschrämen/ da das Feuer herna-
cher ausweitet. Wann sie setzen/ so ist es am Mittwoch und
Freytag/ das treiben sie/ bis abgelänget ist/ alsdann machet
man Brennörter/ und aus denen Brennörtern grosse Weiten
daraus.

Weil dann nun der Schlackenwaldische Zinn-Stock wegenBesondere
Art des
Bergwercks.

seiner Arbeit diese besondere Art hat/ daß man mit blossem Leib
arbeiten/ und die Bergveste sambt denen Knauten mit Feuer ge-
winnen muß/ da hergegen die auf den Silber-Bergwercken es
mit Schlegel und Eisen thun/ so geschichts auch in denen Brenn-
örtern/ in welchen man/ nachdem es groß oder klein ist/ setzet; ist

es
B b 3

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſte Rade-Stuben/ darinnen ein uͤbergroſſes Rad/ ſo im Diame-
tro
7. Klaffter/ in Peripheria 22. Klaffter aus Angeben eines ge-
lehrten Mannes hat. Was das fuͤr eine Groͤſſe ſey/ iſt ſich wohl
zu verwundern/ beſonders weil ſolches Rad mit einer ſolchen
Geſchwindigkeit herum lauffet/ daß einem das Geſicht vergehet/
ob es wohl mit einem ſolchen ſchlechten Waſſer/ das vom Tag
hinein durch einen Stollen gefuͤhret/ getrieben wird. Durch
dieſes Rad hebt das Geſtaͤng die Grund-Waſſer/ ſo mit dem
Pflugiſchen als dem tieffſten Stollen nicht koͤnnen abgefuͤhrt wer-
den/ daher weil das Bergwerck noch tieffer kommen/ und taͤg-
glich kommet/ man unter die jetzt gedachte Kunſt/ noch eine neue/
ſo das Grund-Waſſer aus denen Erdtieffen hebt/ hat haͤngen
muͤſſen.

Es iſt gantz luſtig und wunderbahr zu ſehen/ wie das Waſ-
ſer in 4boͤrichten Roͤhren eines Schenckels dick (ſo es ſtarck ge-
lietert iſt/) aus einem Satz in den andern gehoben wird/ und end-
lich in den Stollen faͤlt und abfleußt.

Dieſe Kunſt weil ſie tieff in der Erden/ kan in der groͤßten
Winter-Kaͤlte nicht verfrieren/ ſondern gehet fort/ welches doch
in andern Bergwercken/ da ſie am Tag gehaͤnget ſind/ nicht ge-
ſchehen kan.

Anlangend die gefaͤhrliche Gelegenheit der gefaͤhrlichen Ar-Gefaͤhrliche
Arbeit der
Bergleute.

beit/ ſo iſt zu mercken/ daß ſie in und an zwey Orten iſt/ als Brenn-
ort/ und den Weiten. Dann die auf Laͤngoͤrtern arbeiten mit
Schlegel und Eiſen ſicher und verſchraͤmen/ da das Feuer herna-
cher ausweitet. Wann ſie ſetzen/ ſo iſt es am Mittwoch und
Freytag/ das treiben ſie/ bis abgelaͤnget iſt/ alsdann machet
man Brennoͤrter/ und aus denen Brennoͤrtern groſſe Weiten
daraus.

Weil dann nun der Schlackenwaldiſche Zinn-Stock wegenBeſondere
Art des
Beꝛgweꝛcks.

ſeiner Arbeit dieſe beſondere Art hat/ daß man mit bloſſem Leib
arbeiten/ und die Bergveſte ſambt denen Knauten mit Feuer ge-
winnen muß/ da hergegen die auf den Silber-Bergwercken es
mit Schlegel und Eiſen thun/ ſo geſchichts auch in denen Brenn-
oͤrtern/ in welchen man/ nachdem es groß oder klein iſt/ ſetzet; iſt

es
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[197/0232] Beſchreibung des Fichtelbergs. ſte Rade-Stuben/ darinnen ein uͤbergroſſes Rad/ ſo im Diame- tro 7. Klaffter/ in Peripheria 22. Klaffter aus Angeben eines ge- lehrten Mannes hat. Was das fuͤr eine Groͤſſe ſey/ iſt ſich wohl zu verwundern/ beſonders weil ſolches Rad mit einer ſolchen Geſchwindigkeit herum lauffet/ daß einem das Geſicht vergehet/ ob es wohl mit einem ſolchen ſchlechten Waſſer/ das vom Tag hinein durch einen Stollen gefuͤhret/ getrieben wird. Durch dieſes Rad hebt das Geſtaͤng die Grund-Waſſer/ ſo mit dem Pflugiſchen als dem tieffſten Stollen nicht koͤnnen abgefuͤhrt wer- den/ daher weil das Bergwerck noch tieffer kommen/ und taͤg- glich kommet/ man unter die jetzt gedachte Kunſt/ noch eine neue/ ſo das Grund-Waſſer aus denen Erdtieffen hebt/ hat haͤngen muͤſſen. Es iſt gantz luſtig und wunderbahr zu ſehen/ wie das Waſ- ſer in 4boͤrichten Roͤhren eines Schenckels dick (ſo es ſtarck ge- lietert iſt/) aus einem Satz in den andern gehoben wird/ und end- lich in den Stollen faͤlt und abfleußt. Dieſe Kunſt weil ſie tieff in der Erden/ kan in der groͤßten Winter-Kaͤlte nicht verfrieren/ ſondern gehet fort/ welches doch in andern Bergwercken/ da ſie am Tag gehaͤnget ſind/ nicht ge- ſchehen kan. Anlangend die gefaͤhrliche Gelegenheit der gefaͤhrlichen Ar- beit/ ſo iſt zu mercken/ daß ſie in und an zwey Orten iſt/ als Brenn- ort/ und den Weiten. Dann die auf Laͤngoͤrtern arbeiten mit Schlegel und Eiſen ſicher und verſchraͤmen/ da das Feuer herna- cher ausweitet. Wann ſie ſetzen/ ſo iſt es am Mittwoch und Freytag/ das treiben ſie/ bis abgelaͤnget iſt/ alsdann machet man Brennoͤrter/ und aus denen Brennoͤrtern groſſe Weiten daraus. Gefaͤhrliche Arbeit der Bergleute. Weil dann nun der Schlackenwaldiſche Zinn-Stock wegen ſeiner Arbeit dieſe beſondere Art hat/ daß man mit bloſſem Leib arbeiten/ und die Bergveſte ſambt denen Knauten mit Feuer ge- winnen muß/ da hergegen die auf den Silber-Bergwercken es mit Schlegel und Eiſen thun/ ſo geſchichts auch in denen Brenn- oͤrtern/ in welchen man/ nachdem es groß oder klein iſt/ ſetzet; iſt es Beſondere Art des Beꝛgweꝛcks. B b 3

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/232>, abgerufen am 29.03.2024.