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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Jahr recht 227. Jahr ein Pfandschilling gewest; daher ist auch
des Adlers (welchen die Stadt Eger zuvorn gantz frey geführet/)
unterer Theil zum Zeugnüß solcher Verpfändung cancellirt und
in Schrancken eingeschlossen/ wie man siehet am Rathhauß alda
Eger nach
der Mey-
nung Pirck-
heimers
Monosgada.
gegen den Marck herab. Ptolomeus in seiner Geographia, das
ist des gantzen Erdbodens Beschreibung/ nennet eine Stadt Mo-
nosgadam,
nun meinet aber Pirckheimer/ es sey Eger. Woher
dieser Nam der Stadt Eger kommt/ habe ich bißhero nicht mö-
gen erfahren: ich achte aber/ sie habe vor Zeiten einen andern Na-
men gehabt/ denn jetzt/ wie dann auch Straßburg von des uralten
Namens wegen Argentina heisset/ denn mans vor Zeiten Silber-
Saltzburg.thal nennet. Jtem Saltzburg die Ertz-Bischoffliche Stadt in
Bayern heutiges Tags Juvania genennet wird/ von des alten Na-
mens wegen/ dann sie vor Zeiten Helffenburg ist genannt worden/
und diesen Namen hab ich zu Saltzburg in St. Ruprechts Stifft
an einem alten Stein selbst gelesen/ eben an dem Tag/ da Bischoff
Ernst zu Passau von seinen Brüdern Wilhelm und Ludwigen
Herzogen in Bayern ins Bisthum zu Saltzburg mit grossem Ge-
präng/ und einem fast wohlgepuzten Zeug (der sich in tausend Pfer-
den erstrecket/) gesetzt und eingeführet ist worden. So viel/ und nicht
mehr weiß man von alten Herkommen der Stadt Eger; Doch
muß ich hier auch ein wenig von gemeldter Stadt Gelegenheit und
Gebäuden schreiben/ und sintemahl die Liebe des Vaterlands mich
dahin treibet/ versehe ich mich günstiger Leser/ werdest es gut-
Situs der
Stadt.
willig und im besten verstehen. Die Stadt Eger liegt in einem
fast lustigen und holdseligen Thal/ an einem doch nicht fast hohen
Gebürg/ auf welches Gehäng der gröste Theil der Stadt gebauet ist/
also daß der meiste Theil der Stadt auf einem Felßen liegt. Sie
ist rings umher mit zweyen starcken Mauern/ an etlichen und
den meisten Orten auch mit dreyen Mauern/ item mit einem
fast weiten gefütterten Graben aufs herrlichste umgeben und beve-
Wie das
Land um
Eger recht
genennet
wird.
stiget. Man zehlet sie keiner andern Ursachen halber für eine Böhmi-
sche Stadt/ denn daß sie der Cron Böhmen vom Reich versetzt ist.
Das Land darinnen sie lieget/ hat Theodorus der Erste/ Hertzog
von Bayern (nachdem er die Römer aus Bayern vertrieben/)

den

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jahr recht 227. Jahr ein Pfandſchilling geweſt; daher iſt auch
des Adlers (welchen die Stadt Eger zuvorn gantz frey gefuͤhret/)
unterer Theil zum Zeugnuͤß ſolcher Verpfaͤndung cancellirt und
in Schrancken eingeſchloſſen/ wie man ſiehet am Rathhauß alda
Eger nach
der Mey-
nung Pirck-
heimers
Monosgada.
gegen den Marck herab. Ptolomeus in ſeiner Geographia, das
iſt des gantzen Erdbodens Beſchreibung/ nennet eine Stadt Mo-
nosgadam,
nun meinet aber Pirckheimer/ es ſey Eger. Woher
dieſer Nam der Stadt Eger kommt/ habe ich bißhero nicht moͤ-
gen erfahren: ich achte aber/ ſie habe vor Zeiten einen andern Na-
men gehabt/ denn jetzt/ wie dann auch Straßburg von des uralten
Namens wegen Argentina heiſſet/ denn mans vor Zeiten Silber-
Saltzburg.thal nennet. Jtem Saltzburg die Ertz-Biſchoffliche Stadt in
Bayern heutiges Tags Juvania genennet wird/ von des alten Na-
mens wegen/ dann ſie vor Zeiten Helffenburg iſt genannt worden/
und dieſen Namen hab ich zu Saltzburg in St. Ruprechts Stifft
an einem alten Stein ſelbſt geleſen/ eben an dem Tag/ da Biſchoff
Ernſt zu Paſſau von ſeinen Bruͤdern Wilhelm und Ludwigen
Herzogen in Bayern ins Biſthum zu Saltzburg mit groſſem Ge-
praͤng/ und einem faſt wohlgepuzten Zeug (der ſich in tauſend Pfer-
den erſtrecket/) geſetzt und eingefuͤhret iſt worden. So viel/ und nicht
mehr weiß man von alten Herkommen der Stadt Eger; Doch
muß ich hier auch ein wenig von gemeldter Stadt Gelegenheit und
Gebaͤuden ſchreiben/ und ſintemahl die Liebe des Vaterlands mich
dahin treibet/ verſehe ich mich guͤnſtiger Leſer/ werdeſt es gut-
Situs der
Stadt.
willig und im beſten verſtehen. Die Stadt Eger liegt in einem
faſt luſtigen und holdſeligen Thal/ an einem doch nicht faſt hohen
Gebuͤrg/ auf welches Gehaͤng der groͤſte Theil der Stadt gebauet iſt/
alſo daß der meiſte Theil der Stadt auf einem Felßen liegt. Sie
iſt rings umher mit zweyen ſtarcken Mauern/ an etlichen und
den meiſten Orten auch mit dreyen Mauern/ item mit einem
faſt weiten gefuͤtterten Graben aufs herrlichſte umgeben und beve-
Wie das
Land um
Eger recht
genennet
wird.
ſtiget. Man zehlet ſie keiner andern Urſachen halber fuͤr eine Boͤhmi-
ſche Stadt/ denn daß ſie der Cron Boͤhmen vom Reich verſetzt iſt.
Das Land darinnen ſie lieget/ hat Theodorus der Erſte/ Hertzog
von Bayern (nachdem er die Roͤmer aus Bayern vertrieben/)

den
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[168/0203] Beſchreibung des Fichtelbergs. Jahr recht 227. Jahr ein Pfandſchilling geweſt; daher iſt auch des Adlers (welchen die Stadt Eger zuvorn gantz frey gefuͤhret/) unterer Theil zum Zeugnuͤß ſolcher Verpfaͤndung cancellirt und in Schrancken eingeſchloſſen/ wie man ſiehet am Rathhauß alda gegen den Marck herab. Ptolomeus in ſeiner Geographia, das iſt des gantzen Erdbodens Beſchreibung/ nennet eine Stadt Mo- nosgadam, nun meinet aber Pirckheimer/ es ſey Eger. Woher dieſer Nam der Stadt Eger kommt/ habe ich bißhero nicht moͤ- gen erfahren: ich achte aber/ ſie habe vor Zeiten einen andern Na- men gehabt/ denn jetzt/ wie dann auch Straßburg von des uralten Namens wegen Argentina heiſſet/ denn mans vor Zeiten Silber- thal nennet. Jtem Saltzburg die Ertz-Biſchoffliche Stadt in Bayern heutiges Tags Juvania genennet wird/ von des alten Na- mens wegen/ dann ſie vor Zeiten Helffenburg iſt genannt worden/ und dieſen Namen hab ich zu Saltzburg in St. Ruprechts Stifft an einem alten Stein ſelbſt geleſen/ eben an dem Tag/ da Biſchoff Ernſt zu Paſſau von ſeinen Bruͤdern Wilhelm und Ludwigen Herzogen in Bayern ins Biſthum zu Saltzburg mit groſſem Ge- praͤng/ und einem faſt wohlgepuzten Zeug (der ſich in tauſend Pfer- den erſtrecket/) geſetzt und eingefuͤhret iſt worden. So viel/ und nicht mehr weiß man von alten Herkommen der Stadt Eger; Doch muß ich hier auch ein wenig von gemeldter Stadt Gelegenheit und Gebaͤuden ſchreiben/ und ſintemahl die Liebe des Vaterlands mich dahin treibet/ verſehe ich mich guͤnſtiger Leſer/ werdeſt es gut- willig und im beſten verſtehen. Die Stadt Eger liegt in einem faſt luſtigen und holdſeligen Thal/ an einem doch nicht faſt hohen Gebuͤrg/ auf welches Gehaͤng der groͤſte Theil der Stadt gebauet iſt/ alſo daß der meiſte Theil der Stadt auf einem Felßen liegt. Sie iſt rings umher mit zweyen ſtarcken Mauern/ an etlichen und den meiſten Orten auch mit dreyen Mauern/ item mit einem faſt weiten gefuͤtterten Graben aufs herrlichſte umgeben und beve- ſtiget. Man zehlet ſie keiner andern Urſachen halber fuͤr eine Boͤhmi- ſche Stadt/ denn daß ſie der Cron Boͤhmen vom Reich verſetzt iſt. Das Land darinnen ſie lieget/ hat Theodorus der Erſte/ Hertzog von Bayern (nachdem er die Roͤmer aus Bayern vertrieben/) den Eger nach der Mey- nung Pirck- heimers Monosgada. Saltzburg. Situs der Stadt. Wie das Land um Eger recht genennet wird.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/203>, abgerufen am 25.04.2024.