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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
lich finge der Frembdling an zu husten/ da verschwand der Ne-
bel/ der Frembdling aber nahm das Gläßlein und zeigte mir es/ da
sahe das Wasser wie ein Milch-Schotten aus/ und setzte sich ei-
ne sehr zarte subtile schloßweisse Erde zu Grund. Als er aber bey
einer gar gelinden Wärme die Feuchtigkeit eintrocknen liesse/ ver-
kehrte sich diese weisse Erde in ein schön goldgelbes Saltz/ worinnen
sich nach und nach ein lauffender Mercurius, und aus solchem Sil-
ber und Gold von dem schönsten Glantz/ obwohl in gar geringer
Qvantität/ jedoch in etlichen Körnern/ wie auch gewisse Edelgestei-
ne generirten. Als ich dieses alles sahe/ wuste ich nicht/ ob ich mei-
nen eigenen Augen glauben solte/ dann ich konte mich nicht begreif-
fen/ daß aus Lufft solte können Wasser/ aus Wasser Erden und
Saltz/ hieraus aber Mercurius, Silber/ und Gold werden; Was?
sprach ich bey mir selbst/ sollen in der Lufft Metallen wachsen können?
Der Landfahrer solches vermerckend/ lächelte/ und sagte/ müsset ihr
nun nicht gestehen/ daß dieses eine Lufft-Probe sey/ und habt ihr
wohl jemahlen die Lufft also probiren sehen? ich weiß/ daß ob ihr
mich gleich vor einen allgemeinen Landfahrer oder Ziegeuner wegen
meiner unachtbaren Gestalt haltet/ gleichwohl wünschen werdet/ daß
Asan Aphjah Hasum von Engaddi in Orient (dann daher ware/ und
so hieße er) beständig bey euch bliebe. Nun könnet ihr eure Fichtel-
bergische Lufft besser als vorhin; doch wisset/ daß diese eure Lufft es
nicht alleine sey/ woraus dieses zu bringen; Dann das Riesen-
Schlesisch- und Böhmische/ wie auch das Carpatische/ ja zum theu-
ersten das Alpen- und Pyraeneische Gebürge sambt andern derglei-
chen haben ebenfalls eine solche Lufft/ woraus Metallen können
gebracht werden. Mitten in diesem Discours höreten wir ein Ge-
räusch/ das machten die Holtzhauer/ weßwegen der Landstreicher
sich unsichtbar machete/ und vor meinen Augen verschwande/ die
Bauern aber wiesen mich wieder auf den Weg/ und ich kame zu
meiner Compagnie, von der ich mich in solchen schrecklichen Wü-
steneyen verirret hatte; sagte aber keinem etwas von dieser Geschich-
Marci Frie-
derichs Ro-
sencreutzers
Relation.
te/ weil ich es angelobet hatte/ biß auf einen von Asan Aphjah Ha-
sum
mir gesetzten Termin zu schweigen. Jch stehe in Zweiffel/ ob
nicht eine dergleichen Begebenheit sich mit Marco Friedrich Ro-

sencreu-

Beſchreibung des Fichtelbergs.
lich finge der Frembdling an zu huſten/ da verſchwand der Ne-
bel/ der Frembdling aber nahm das Glaͤßlein und zeigte mir es/ da
ſahe das Waſſer wie ein Milch-Schotten aus/ und ſetzte ſich ei-
ne ſehr zarte ſubtile ſchloßweiſſe Erde zu Grund. Als er aber bey
einer gar gelinden Waͤrme die Feuchtigkeit eintrocknen lieſſe/ ver-
kehrte ſich dieſe weiſſe Erde in ein ſchoͤn goldgelbes Saltz/ worinnen
ſich nach und nach ein lauffender Mercurius, und aus ſolchem Sil-
ber und Gold von dem ſchoͤnſten Glantz/ obwohl in gar geringer
Qvantitaͤt/ jedoch in etlichen Koͤrnern/ wie auch gewiſſe Edelgeſtei-
ne generirten. Als ich dieſes alles ſahe/ wuſte ich nicht/ ob ich mei-
nen eigenen Augen glauben ſolte/ dann ich konte mich nicht begreif-
fen/ daß aus Lufft ſolte koͤnnen Waſſer/ aus Waſſer Erden und
Saltz/ hieraus aber Mercurius, Silber/ und Gold werden; Was?
ſprach ich bey mir ſelbſt/ ſollen in der Lufft Metallen wachſen koͤnnen?
Der Landfahrer ſolches vermerckend/ laͤchelte/ und ſagte/ muͤſſet ihr
nun nicht geſtehen/ daß dieſes eine Lufft-Probe ſey/ und habt ihr
wohl jemahlen die Lufft alſo probiren ſehen? ich weiß/ daß ob ihr
mich gleich vor einen allgemeinen Landfahrer oder Ziegeuner wegen
meiner unachtbaren Geſtalt haltet/ gleichwohl wuͤnſchen werdet/ daß
Aſan Aphjah Haſum von Engaddi in Orient (dann daher ware/ und
ſo hieße er) beſtaͤndig bey euch bliebe. Nun koͤnnet ihr eure Fichtel-
bergiſche Lufft beſſer als vorhin; doch wiſſet/ daß dieſe eure Lufft es
nicht alleine ſey/ woraus dieſes zu bringen; Dann das Rieſen-
Schleſiſch- und Boͤhmiſche/ wie auch das Carpatiſche/ ja zum theu-
erſten das Alpen- und Pyræneiſche Gebuͤrge ſambt andern derglei-
chen haben ebenfalls eine ſolche Lufft/ woraus Metallen koͤnnen
gebracht werden. Mitten in dieſem Diſcours hoͤreten wir ein Ge-
raͤuſch/ das machten die Holtzhauer/ weßwegen der Landſtreicher
ſich unſichtbar machete/ und vor meinen Augen verſchwande/ die
Bauern aber wieſen mich wieder auf den Weg/ und ich kame zu
meiner Compagnie, von der ich mich in ſolchen ſchrecklichen Wuͤ-
ſteneyen verirret hatte; ſagte aber keinem etwas von dieſer Geſchich-
Marci Frie-
derichs Ro-
ſencreutzers
Relation.
te/ weil ich es angelobet hatte/ biß auf einen von Aſan Aphjah Ha-
ſum
mir geſetzten Termin zu ſchweigen. Jch ſtehe in Zweiffel/ ob
nicht eine dergleichen Begebenheit ſich mit Marco Friedrich Ro-

ſencreu-
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[136/0171] Beſchreibung des Fichtelbergs. lich finge der Frembdling an zu huſten/ da verſchwand der Ne- bel/ der Frembdling aber nahm das Glaͤßlein und zeigte mir es/ da ſahe das Waſſer wie ein Milch-Schotten aus/ und ſetzte ſich ei- ne ſehr zarte ſubtile ſchloßweiſſe Erde zu Grund. Als er aber bey einer gar gelinden Waͤrme die Feuchtigkeit eintrocknen lieſſe/ ver- kehrte ſich dieſe weiſſe Erde in ein ſchoͤn goldgelbes Saltz/ worinnen ſich nach und nach ein lauffender Mercurius, und aus ſolchem Sil- ber und Gold von dem ſchoͤnſten Glantz/ obwohl in gar geringer Qvantitaͤt/ jedoch in etlichen Koͤrnern/ wie auch gewiſſe Edelgeſtei- ne generirten. Als ich dieſes alles ſahe/ wuſte ich nicht/ ob ich mei- nen eigenen Augen glauben ſolte/ dann ich konte mich nicht begreif- fen/ daß aus Lufft ſolte koͤnnen Waſſer/ aus Waſſer Erden und Saltz/ hieraus aber Mercurius, Silber/ und Gold werden; Was? ſprach ich bey mir ſelbſt/ ſollen in der Lufft Metallen wachſen koͤnnen? Der Landfahrer ſolches vermerckend/ laͤchelte/ und ſagte/ muͤſſet ihr nun nicht geſtehen/ daß dieſes eine Lufft-Probe ſey/ und habt ihr wohl jemahlen die Lufft alſo probiren ſehen? ich weiß/ daß ob ihr mich gleich vor einen allgemeinen Landfahrer oder Ziegeuner wegen meiner unachtbaren Geſtalt haltet/ gleichwohl wuͤnſchen werdet/ daß Aſan Aphjah Haſum von Engaddi in Orient (dann daher ware/ und ſo hieße er) beſtaͤndig bey euch bliebe. Nun koͤnnet ihr eure Fichtel- bergiſche Lufft beſſer als vorhin; doch wiſſet/ daß dieſe eure Lufft es nicht alleine ſey/ woraus dieſes zu bringen; Dann das Rieſen- Schleſiſch- und Boͤhmiſche/ wie auch das Carpatiſche/ ja zum theu- erſten das Alpen- und Pyræneiſche Gebuͤrge ſambt andern derglei- chen haben ebenfalls eine ſolche Lufft/ woraus Metallen koͤnnen gebracht werden. Mitten in dieſem Diſcours hoͤreten wir ein Ge- raͤuſch/ das machten die Holtzhauer/ weßwegen der Landſtreicher ſich unſichtbar machete/ und vor meinen Augen verſchwande/ die Bauern aber wieſen mich wieder auf den Weg/ und ich kame zu meiner Compagnie, von der ich mich in ſolchen ſchrecklichen Wuͤ- ſteneyen verirret hatte; ſagte aber keinem etwas von dieſer Geſchich- te/ weil ich es angelobet hatte/ biß auf einen von Aſan Aphjah Ha- ſum mir geſetzten Termin zu ſchweigen. Jch ſtehe in Zweiffel/ ob nicht eine dergleichen Begebenheit ſich mit Marco Friedrich Ro- ſencreu- Marci Frie- derichs Ro- ſencreutzers Relation.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/171>, abgerufen am 28.03.2024.