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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Dörffer hierum schienen in vollem Feuer zu stehen/ und daselbst hö-
reten die Leute ein Donnern/ als ob etliche Stücke abgelöset wür-
den. Dieses Lufft-Zeichen nun wurde in verschiedenen Fürsten-
thümern und Herrschafften des Francken-Landes/ auch in Beyern/
Pfaltz/ Sachsen/ Brandenburg/etc. in einem Tag und Stunde ge-
sehen. Es gaben auch die Nürmbergische Felßeckerische Zeitun-
gen/ daß eben ein dergleichen Meteoron zu Madrit/ in Spanien aber
erst am Heil. Christ-Tag mit Erstaunen gesehen worden.

Das dritte.

Das dritte außerordentliche Lufft-Zeichen hat sich von noch
jüngern Jahren in der Erndte-Zeit Abends zwischen 9. und 10. Uh-
ren begeben/ da bey hellem heitern Himmel in dem untern Theil
der Lufft sich unversehens gegen Nord-Ost eine Stern-gleiche Fi-
gur in Gestalt und Größe einer kleinen Kugel oder Tellers praesen-
tirte/ die bald hernach einen so hellen Schlangen-weißen Schweiff
als einen Blitz gegen Sud-West ausschoße/ daß bey 4. Minuten
lang alles davon erleuchtet wurde. Die Figur dieses feurigen
Lufft-Zeichens war also gestaltet: Es war von einem Blitz/ und
so genannten Stern-Geschoß
sehr weit unterschieden; dann
1) verschwande es nicht schleu-
nig/ wie ein Blitz/ sondern stun-
de bey 4. Minuten an der Lufft
stille/ und konte gar wohl mit
Muße beobachtet werden; 2) [Abbildung]
Schiene es nicht als ein Stern-Geschoß auf die Erden zu fallen/
sondern dissipirte sich horizontaliter gar gemächlich nur nach und
Fichtelber-
gische Lufft
ist voll
Schwefel-
haffter Sal-
peterischen
Dämpffe/
nach. Dieses alles giebt nun genugsam zu erkennen/ daß die Fich-
telbergische Lufft
voll Schwefelhaffter/ und Salpeterischer
Dämpffe sey/ und mithin Schwefel und Saltz oder Salniter in
sich hege.

Ob aber besagte Lufft dieser Gegend auch Mercurialische Me-
tallische Gold- und Silberhaffte Anfänge in sich verborgen halte/
daran möchte noch mancher zweifeln/ zumahlen ein solcher/ wel-
cher meynet/ die Metallen würden heute zu Tage nicht generirt, pro-
ducirt
und multiplieirt, sondern wären allzumahl schon bey der er-

sten

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Doͤrffer hierum ſchienen in vollem Feuer zu ſtehen/ und daſelbſt hoͤ-
reten die Leute ein Donnern/ als ob etliche Stuͤcke abgeloͤſet wuͤr-
den. Dieſes Lufft-Zeichen nun wurde in verſchiedenen Fuͤrſten-
thuͤmern und Herrſchafften des Francken-Landes/ auch in Beyern/
Pfaltz/ Sachſen/ Brandenburg/ꝛc. in einem Tag und Stunde ge-
ſehen. Es gaben auch die Nuͤrmbergiſche Felßeckeriſche Zeitun-
gen/ daß eben ein dergleichen Meteoron zu Madrit/ in Spanien aber
erſt am Heil. Chriſt-Tag mit Erſtaunen geſehen worden.

Das dritte.

Das dritte außerordentliche Lufft-Zeichen hat ſich von noch
juͤngern Jahren in der Erndte-Zeit Abends zwiſchen 9. und 10. Uh-
ren begeben/ da bey hellem heitern Himmel in dem untern Theil
der Lufft ſich unverſehens gegen Nord-Oſt eine Stern-gleiche Fi-
gur in Geſtalt und Groͤße einer kleinen Kugel oder Tellers præſen-
tirte/ die bald hernach einen ſo hellen Schlangen-weißen Schweiff
als einen Blitz gegen Sud-Weſt ausſchoße/ daß bey 4. Minuten
lang alles davon erleuchtet wurde. Die Figur dieſes feurigen
Lufft-Zeichens war alſo geſtaltet: Es war von einem Blitz/ und
ſo genannten Stern-Geſchoß
ſehr weit unterſchieden; dann
1) verſchwande es nicht ſchleu-
nig/ wie ein Blitz/ ſondern ſtun-
de bey 4. Minuten an der Lufft
ſtille/ und konte gar wohl mit
Muße beobachtet werden; 2) [Abbildung]
Schiene es nicht als ein Stern-Geſchoß auf die Erden zu fallen/
ſondern disſipirte ſich horizontaliter gar gemaͤchlich nur nach und
Fichtelber-
giſche Lufft
iſt voll
Schwefel-
haffter Sal-
peteriſchen
Daͤmpffe/
nach. Dieſes alles giebt nun genugſam zu erkennen/ daß die Fich-
telbergiſche Lufft
voll Schwefelhaffter/ und Salpeteriſcher
Daͤmpffe ſey/ und mithin Schwefel und Saltz oder Salniter in
ſich hege.

Ob aber beſagte Lufft dieſer Gegend auch Mercurialiſche Me-
talliſche Gold- und Silberhaffte Anfaͤnge in ſich verborgen halte/
daran moͤchte noch mancher zweifeln/ zumahlen ein ſolcher/ wel-
cher meynet/ die Metallen wuͤrden heute zu Tage nicht generirt, pro-
ducirt
und multiplieirt, ſondern waͤren allzumahl ſchon bey der er-

ſten
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[132/0167] Beſchreibung des Fichtelbergs. Doͤrffer hierum ſchienen in vollem Feuer zu ſtehen/ und daſelbſt hoͤ- reten die Leute ein Donnern/ als ob etliche Stuͤcke abgeloͤſet wuͤr- den. Dieſes Lufft-Zeichen nun wurde in verſchiedenen Fuͤrſten- thuͤmern und Herrſchafften des Francken-Landes/ auch in Beyern/ Pfaltz/ Sachſen/ Brandenburg/ꝛc. in einem Tag und Stunde ge- ſehen. Es gaben auch die Nuͤrmbergiſche Felßeckeriſche Zeitun- gen/ daß eben ein dergleichen Meteoron zu Madrit/ in Spanien aber erſt am Heil. Chriſt-Tag mit Erſtaunen geſehen worden. Das dritte außerordentliche Lufft-Zeichen hat ſich von noch juͤngern Jahren in der Erndte-Zeit Abends zwiſchen 9. und 10. Uh- ren begeben/ da bey hellem heitern Himmel in dem untern Theil der Lufft ſich unverſehens gegen Nord-Oſt eine Stern-gleiche Fi- gur in Geſtalt und Groͤße einer kleinen Kugel oder Tellers præſen- tirte/ die bald hernach einen ſo hellen Schlangen-weißen Schweiff als einen Blitz gegen Sud-Weſt ausſchoße/ daß bey 4. Minuten lang alles davon erleuchtet wurde. Die Figur dieſes feurigen Lufft-Zeichens war alſo geſtaltet: Es war von einem Blitz/ und ſo genannten Stern-Geſchoß ſehr weit unterſchieden; dann 1) verſchwande es nicht ſchleu- nig/ wie ein Blitz/ ſondern ſtun- de bey 4. Minuten an der Lufft ſtille/ und konte gar wohl mit Muße beobachtet werden; 2) [Abbildung] Schiene es nicht als ein Stern-Geſchoß auf die Erden zu fallen/ ſondern disſipirte ſich horizontaliter gar gemaͤchlich nur nach und nach. Dieſes alles giebt nun genugſam zu erkennen/ daß die Fich- telbergiſche Lufft voll Schwefelhaffter/ und Salpeteriſcher Daͤmpffe ſey/ und mithin Schwefel und Saltz oder Salniter in ſich hege. Fichtelber- giſche Lufft iſt voll Schwefel- haffter Sal- peteriſchen Daͤmpffe/ Ob aber beſagte Lufft dieſer Gegend auch Mercurialiſche Me- talliſche Gold- und Silberhaffte Anfaͤnge in ſich verborgen halte/ daran moͤchte noch mancher zweifeln/ zumahlen ein ſolcher/ wel- cher meynet/ die Metallen wuͤrden heute zu Tage nicht generirt, pro- ducirt und multiplieirt, ſondern waͤren allzumahl ſchon bey der er- ſten

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/167>, abgerufen am 19.04.2024.