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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
ret/ und nicht ohne Verletzung seiner Glieder hart gedrücket. Die
und un-
schädliche.
andere heisset er mites, sittsame oder zahme Geister oder Kobol-
te/ welche denen Menschen alles nachthun wollen/ dann sie er-
schüttern sich manchmahl mit lachen/ sind arbeitsam und gescheff-
tig/ verrichten aber nichts. Dieser Art seynd die kleinen Berg-
männlein/ welche kaum drey Spannen lang in Gestalt eines alten
grauen Bergmännleins mit einer Berg-Kappen verhaubet/ und
einem Leder begürtet auf fürnehmen und reichen Bergwercken
hin und wieder in denen Schachten und Stollen fahren/ aller-
ley Arbeit mit Graben/ Ertzhauen/ mit Ausgiessen der Eymer
oder Berg-Zuber/ mit Haspelziehen und dergleichen vorgeben/
und überall nichts schaffen. Sie thun und verletzen aber Nieman-
den/ es sey dann/ daß man ihrer spotte/ und sie mit Fluchen reitze.
Ob nun die obgedachte lachende Kinder im Zeitelmoos von dieser
letzten Gattung der lachenden Erd- oder Bergmännlein gewesen/
Jn dem
Bayreuthi-
schen Für-
stenthum
gabe es ehe-
dessen Erd-
männlein.
ist dieses Orts nicht zu erörtern. Sonsten aber ist gar gewiß/ daß
in dem Fürsten- und Burggraffthum Nürmberg oberhalb Ge-
bürgs ehedessen Pygmaei oder solche unter der Erden wohnende
Zwärge vorhanden gewesen/ wie solches Herr Johann Wolff-
gang Rentsch in der Beschreibung merckwürdiger Sachen
und
Antiqvitäten des obgedachten Fürstenthums aus der glaub-
würdigen Relation Herrn Hieronymi Hedlers/ damahligen Pfar-
rers zu Selbitz/ wohin Marlsreuth eingepfarret/ so er d. 15. Ju-
lii,
1684. abgestattet/ folgender Gestalt erzehlet: Zwischen Selbitz
und Marlsreuth/ und zwar auf der Marlsreuther Güthern ist ein
Zwärg-Loch
zwischen
Selbitz und
Marlsreuth
bey Naila.
Loch im Gehöltz zu befinden/ das insgemein das Zwerg-Loch ge-
nennet wird/ weil ehedessen und vor mehr als 100. Jahren Zwär-
ge allda gewohnet/ und unter der Erden sich aufgehalten haben
sollen/ die da in Naila gewisse Jnwohner an sich gewöhnt ge-
habt/ daß sie ihnen ihre Nothdurfft zugetragen. Wie dann von
zwey alten ehrlichen und glaubwürdigen Männern/ nehmlich Al-
bert Steffeln/ seines Alters 70. der den 30. Junii 1680. zu Marls-
reuth begraben/ dann auch Hanßen Kohmann/ aetatis 63. und den
6. Martii 1679. zu Marlsreuth begraben/ etlichmahl berichtet wor-
den/ daß jetztgedachten Kohmanns Groß-Vater mit zwey Pfer-

den

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ret/ und nicht ohne Verletzung ſeiner Glieder hart gedruͤcket. Die
und un-
ſchaͤdliche.
andere heiſſet er mites, ſittſame oder zahme Geiſter oder Kobol-
te/ welche denen Menſchen alles nachthun wollen/ dann ſie er-
ſchuͤttern ſich manchmahl mit lachen/ ſind arbeitſam und geſcheff-
tig/ verrichten aber nichts. Dieſer Art ſeynd die kleinen Berg-
maͤnnlein/ welche kaum drey Spannen lang in Geſtalt eines alten
grauen Bergmaͤnnleins mit einer Berg-Kappen verhaubet/ und
einem Leder beguͤrtet auf fuͤrnehmen und reichen Bergwercken
hin und wieder in denen Schachten und Stollen fahren/ aller-
ley Arbeit mit Graben/ Ertzhauen/ mit Ausgieſſen der Eymer
oder Berg-Zuber/ mit Haſpelziehen und dergleichen vorgeben/
und uͤberall nichts ſchaffen. Sie thun und verletzen aber Nieman-
den/ es ſey dann/ daß man ihrer ſpotte/ und ſie mit Fluchen reitze.
Ob nun die obgedachte lachende Kinder im Zeitelmoos von dieſer
letzten Gattung der lachenden Erd- oder Bergmaͤnnlein geweſen/
Jn dem
Bayreuthi-
ſchen Fuͤr-
ſtenthum
gabe es ehe-
deſſen Erd-
maͤnnlein.
iſt dieſes Orts nicht zu eroͤrtern. Sonſten aber iſt gar gewiß/ daß
in dem Fuͤrſten- und Burggraffthum Nuͤrmberg oberhalb Ge-
buͤrgs ehedeſſen Pygmæi oder ſolche unter der Erden wohnende
Zwaͤrge vorhanden geweſen/ wie ſolches Herr Johann Wolff-
gang Rentſch in der Beſchreibung merckwuͤrdiger Sachen
und
Antiqvitaͤten des obgedachten Fuͤrſtenthums aus der glaub-
wuͤrdigen Relation Herrn Hieronymi Hedlers/ damahligen Pfar-
rers zu Selbitz/ wohin Marlsreuth eingepfarret/ ſo er d. 15. Ju-
lii,
1684. abgeſtattet/ folgender Geſtalt erzehlet: Zwiſchen Selbitz
und Marlsreuth/ und zwar auf der Marlsreuther Guͤthern iſt ein
Zwaͤrg-Loch
zwiſchen
Selbitz und
Marlsreuth
bey Naila.
Loch im Gehoͤltz zu befinden/ das insgemein das Zwerg-Loch ge-
nennet wird/ weil ehedeſſen und vor mehr als 100. Jahren Zwaͤr-
ge allda gewohnet/ und unter der Erden ſich aufgehalten haben
ſollen/ die da in Naila gewiſſe Jnwohner an ſich gewoͤhnt ge-
habt/ daß ſie ihnen ihre Nothdurfft zugetragen. Wie dann von
zwey alten ehrlichen und glaubwuͤrdigen Maͤnnern/ nehmlich Al-
bert Steffeln/ ſeines Alters 70. der den 30. Junii 1680. zu Marls-
reuth begraben/ dann auch Hanßen Kohmann/ ætatis 63. und den
6. Martii 1679. zu Marlsreuth begraben/ etlichmahl berichtet wor-
den/ daß jetztgedachten Kohmanns Groß-Vater mit zwey Pfer-

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[92/0127] Beſchreibung des Fichtelbergs. ret/ und nicht ohne Verletzung ſeiner Glieder hart gedruͤcket. Die andere heiſſet er mites, ſittſame oder zahme Geiſter oder Kobol- te/ welche denen Menſchen alles nachthun wollen/ dann ſie er- ſchuͤttern ſich manchmahl mit lachen/ ſind arbeitſam und geſcheff- tig/ verrichten aber nichts. Dieſer Art ſeynd die kleinen Berg- maͤnnlein/ welche kaum drey Spannen lang in Geſtalt eines alten grauen Bergmaͤnnleins mit einer Berg-Kappen verhaubet/ und einem Leder beguͤrtet auf fuͤrnehmen und reichen Bergwercken hin und wieder in denen Schachten und Stollen fahren/ aller- ley Arbeit mit Graben/ Ertzhauen/ mit Ausgieſſen der Eymer oder Berg-Zuber/ mit Haſpelziehen und dergleichen vorgeben/ und uͤberall nichts ſchaffen. Sie thun und verletzen aber Nieman- den/ es ſey dann/ daß man ihrer ſpotte/ und ſie mit Fluchen reitze. Ob nun die obgedachte lachende Kinder im Zeitelmoos von dieſer letzten Gattung der lachenden Erd- oder Bergmaͤnnlein geweſen/ iſt dieſes Orts nicht zu eroͤrtern. Sonſten aber iſt gar gewiß/ daß in dem Fuͤrſten- und Burggraffthum Nuͤrmberg oberhalb Ge- buͤrgs ehedeſſen Pygmæi oder ſolche unter der Erden wohnende Zwaͤrge vorhanden geweſen/ wie ſolches Herr Johann Wolff- gang Rentſch in der Beſchreibung merckwuͤrdiger Sachen und Antiqvitaͤten des obgedachten Fuͤrſtenthums aus der glaub- wuͤrdigen Relation Herrn Hieronymi Hedlers/ damahligen Pfar- rers zu Selbitz/ wohin Marlsreuth eingepfarret/ ſo er d. 15. Ju- lii, 1684. abgeſtattet/ folgender Geſtalt erzehlet: Zwiſchen Selbitz und Marlsreuth/ und zwar auf der Marlsreuther Guͤthern iſt ein Loch im Gehoͤltz zu befinden/ das insgemein das Zwerg-Loch ge- nennet wird/ weil ehedeſſen und vor mehr als 100. Jahren Zwaͤr- ge allda gewohnet/ und unter der Erden ſich aufgehalten haben ſollen/ die da in Naila gewiſſe Jnwohner an ſich gewoͤhnt ge- habt/ daß ſie ihnen ihre Nothdurfft zugetragen. Wie dann von zwey alten ehrlichen und glaubwuͤrdigen Maͤnnern/ nehmlich Al- bert Steffeln/ ſeines Alters 70. der den 30. Junii 1680. zu Marls- reuth begraben/ dann auch Hanßen Kohmann/ ætatis 63. und den 6. Martii 1679. zu Marlsreuth begraben/ etlichmahl berichtet wor- den/ daß jetztgedachten Kohmanns Groß-Vater mit zwey Pfer- den und un- ſchaͤdliche. Jn dem Bayreuthi- ſchen Fuͤr- ſtenthum gabe es ehe- deſſen Erd- maͤnnlein. Zwaͤrg-Loch zwiſchen Selbitz und Marlsreuth bey Naila.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/127>, abgerufen am 25.04.2024.