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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Teich bereits auf der Höhe war/ und eben das Geist-erqvickende
Lied: Himmel/ Erde/ Lufft und Meer/ preisen ihres Schöpffers
Ehr/etc. anstimmete/ wurde ich gantz unvermuthet von einem sehr
dicken und schwartzen Nebel umbsetzet/ wobey ein Geräusch war/
als wann einige Reuter neben mir (der ich nur zu Fuß war/) her-
ritten/ als ich aber nach 3. oder 4. Minuten auf die Worte in dem
Lied kam: Donner/ Blitz/ Dampff/ Hagel/ Wind seines Willens
Diener sind/etc. und solche mit größter Vergnügung ohne einige
Forcht und Entsetzen absange/ wiche der Nebel hinter mich/ und
striche so schnell/ als ein Pfeil über den Zeitelmoos-Weyher weg/
ich aber kame/ GOtt Lob/ frisch und gesund an Ort und Stelle.

Sonsten soll es/ der gemeinen Sage nach/ in diesem Holtz garButzenreu-
ther Forst
soll auch
unheimlich
seyn.

sehr zu Nacht-Zeiten jagen/ so sich auch in der Buzenreuth einem
Holtz zwischen Wunsidel und Redwitz zutragen soll; welches
man jedoch alles in seinem Worth und Unwerth beruhen lässet. Ob
aber dergleichen Begebenheiten dem Satan allezeit zuzuschreiben/
ist allhier unsers Orts nicht/ solches auszuführen. Bey obiger
Occasion der 2. lachenden Kinder/ so einem gelehrten Manne im
Zeitelmoos erschienen/ fället mir bey/ was aus Georgii AgricolaePygmaei oder
Kobolte/
Erd- oder
Bergmänn-
lein
zweyerley
Arten/
nehmlich
eine schäd-
liche/ wo-
von zwey
Exempel;

Chemnicensis des vortrefflichen Metallurgisten Büchlein de ani-
malibus subterraneis, M. Johannes Praetorius
in seinem ausführlichen
Bericht von dem Schlesischen Gespenste Rübezahl
erzehlet: Er
(spricht er) gedencket zweyerley Berg-Geister/ die ersten nenaet er
greuliche/ abscheuliche/ erschreckliche böse Geister/ denen Bergleuten
aufsetzig/ und schädlich. Dergleichen gewesen ist auf St. Annenberg
in der Grube auf dem Rosenkrantz genannt/ welcher in Gestalt ei-
nes Roßes mit einem langen Halse und greulichen scheußlichen Au-
gen aus dem Rachen einen gifftigen Dunst geblasen/ dadurch
mehr dann 12. Hauer erstöckt worden und umbkommen. Weßwe-
gen auch die Zeche nicht ist fortgebauet worden/ sondern liegend
geblieben. Ein solcher war auch auf dem Schneeberg vor etlichen
Jahren/ der mit einer schwartzen Kappe oder Mönchs-Kutte an-
gethan in der Zeche zu St. Georgen erschienen/ welcher einen Berg-
mann erwischet/ vom Boden aufgehoben/ und aus dem tieffsten zu
oberst in die Höhe/ so vor Zeiten gar Silberreich gewesen/ gefüh-

ret/
M 2

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Teich bereits auf der Hoͤhe war/ und eben das Geiſt-erqvickende
Lied: Himmel/ Erde/ Lufft und Meer/ preiſen ihres Schoͤpffers
Ehr/ꝛc. anſtimmete/ wurde ich gantz unvermuthet von einem ſehr
dicken und ſchwartzen Nebel umbſetzet/ wobey ein Geraͤuſch war/
als wann einige Reuter neben mir (der ich nur zu Fuß war/) her-
ritten/ als ich aber nach 3. oder 4. Minuten auf die Worte in dem
Lied kam: Donner/ Blitz/ Dampff/ Hagel/ Wind ſeines Willens
Diener ſind/ꝛc. und ſolche mit groͤßter Vergnuͤgung ohne einige
Forcht und Entſetzen abſange/ wiche der Nebel hinter mich/ und
ſtriche ſo ſchnell/ als ein Pfeil uͤber den Zeitelmoos-Weyher weg/
ich aber kame/ GOtt Lob/ friſch und geſund an Ort und Stelle.

Sonſten ſoll es/ der gemeinen Sage nach/ in dieſem Holtz garButzenreu-
ther Forſt
ſoll auch
unheimlich
ſeyn.

ſehr zu Nacht-Zeiten jagen/ ſo ſich auch in der Buzenreuth einem
Holtz zwiſchen Wunſidel und Redwitz zutragen ſoll; welches
man jedoch alles in ſeinem Worth und Unwerth beruhen laͤſſet. Ob
aber dergleichen Begebenheiten dem Satan allezeit zuzuſchreiben/
iſt allhier unſers Orts nicht/ ſolches auszufuͤhren. Bey obiger
Occaſion der 2. lachenden Kinder/ ſo einem gelehrten Manne im
Zeitelmoos erſchienen/ faͤllet mir bey/ was aus Georgii AgricolæPygmæi oder
Kobolte/
Erd- oder
Bergmaͤnn-
lein
zweyerley
Arten/
nehmlich
eine ſchaͤd-
liche/ wo-
von zwey
Exempel;

Chemnicenſis des vortrefflichen Metallurgiſten Buͤchlein de ani-
malibus ſubterraneis, M. Johannes Prætorius
in ſeinem ausfuͤhrlichen
Bericht von dem Schleſiſchen Geſpenſte Ruͤbezahl
erzehlet: Er
(ſpricht er) gedencket zweyerley Berg-Geiſter/ die erſten nenaet er
greuliche/ abſcheuliche/ erſchreckliche boͤſe Geiſter/ denen Bergleuten
aufſetzig/ und ſchaͤdlich. Dergleichen geweſen iſt auf St. Annenberg
in der Grube auf dem Roſenkrantz genannt/ welcher in Geſtalt ei-
nes Roßes mit einem langen Halſe und greulichen ſcheußlichen Au-
gen aus dem Rachen einen gifftigen Dunſt geblaſen/ dadurch
mehr dann 12. Hauer erſtoͤckt worden und umbkommen. Weßwe-
gen auch die Zeche nicht iſt fortgebauet worden/ ſondern liegend
geblieben. Ein ſolcher war auch auf dem Schneeberg vor etlichen
Jahren/ der mit einer ſchwartzen Kappe oder Moͤnchs-Kutte an-
gethan in der Zeche zu St. Georgen erſchienen/ welcher einen Berg-
mann erwiſchet/ vom Boden aufgehoben/ und aus dem tieffſten zu
oberſt in die Hoͤhe/ ſo vor Zeiten gar Silberreich geweſen/ gefuͤh-

ret/
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[91/0126] Beſchreibung des Fichtelbergs. Teich bereits auf der Hoͤhe war/ und eben das Geiſt-erqvickende Lied: Himmel/ Erde/ Lufft und Meer/ preiſen ihres Schoͤpffers Ehr/ꝛc. anſtimmete/ wurde ich gantz unvermuthet von einem ſehr dicken und ſchwartzen Nebel umbſetzet/ wobey ein Geraͤuſch war/ als wann einige Reuter neben mir (der ich nur zu Fuß war/) her- ritten/ als ich aber nach 3. oder 4. Minuten auf die Worte in dem Lied kam: Donner/ Blitz/ Dampff/ Hagel/ Wind ſeines Willens Diener ſind/ꝛc. und ſolche mit groͤßter Vergnuͤgung ohne einige Forcht und Entſetzen abſange/ wiche der Nebel hinter mich/ und ſtriche ſo ſchnell/ als ein Pfeil uͤber den Zeitelmoos-Weyher weg/ ich aber kame/ GOtt Lob/ friſch und geſund an Ort und Stelle. Sonſten ſoll es/ der gemeinen Sage nach/ in dieſem Holtz gar ſehr zu Nacht-Zeiten jagen/ ſo ſich auch in der Buzenreuth einem Holtz zwiſchen Wunſidel und Redwitz zutragen ſoll; welches man jedoch alles in ſeinem Worth und Unwerth beruhen laͤſſet. Ob aber dergleichen Begebenheiten dem Satan allezeit zuzuſchreiben/ iſt allhier unſers Orts nicht/ ſolches auszufuͤhren. Bey obiger Occaſion der 2. lachenden Kinder/ ſo einem gelehrten Manne im Zeitelmoos erſchienen/ faͤllet mir bey/ was aus Georgii Agricolæ Chemnicenſis des vortrefflichen Metallurgiſten Buͤchlein de ani- malibus ſubterraneis, M. Johannes Prætorius in ſeinem ausfuͤhrlichen Bericht von dem Schleſiſchen Geſpenſte Ruͤbezahl erzehlet: Er (ſpricht er) gedencket zweyerley Berg-Geiſter/ die erſten nenaet er greuliche/ abſcheuliche/ erſchreckliche boͤſe Geiſter/ denen Bergleuten aufſetzig/ und ſchaͤdlich. Dergleichen geweſen iſt auf St. Annenberg in der Grube auf dem Roſenkrantz genannt/ welcher in Geſtalt ei- nes Roßes mit einem langen Halſe und greulichen ſcheußlichen Au- gen aus dem Rachen einen gifftigen Dunſt geblaſen/ dadurch mehr dann 12. Hauer erſtoͤckt worden und umbkommen. Weßwe- gen auch die Zeche nicht iſt fortgebauet worden/ ſondern liegend geblieben. Ein ſolcher war auch auf dem Schneeberg vor etlichen Jahren/ der mit einer ſchwartzen Kappe oder Moͤnchs-Kutte an- gethan in der Zeche zu St. Georgen erſchienen/ welcher einen Berg- mann erwiſchet/ vom Boden aufgehoben/ und aus dem tieffſten zu oberſt in die Hoͤhe/ ſo vor Zeiten gar Silberreich geweſen/ gefuͤh- ret/ Butzenreu- ther Forſt ſoll auch unheimlich ſeyn. Pygmæi oder Kobolte/ Erd- oder Bergmaͤnn- lein zweyerley Arten/ nehmlich eine ſchaͤd- liche/ wo- von zwey Exempel; M 2

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/126>, abgerufen am 19.04.2024.