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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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mein Anerbieten nicht annehmen, kommt es in minder gute Hände, und das sollte mir leid thun. Bella."

Mit diesen aufrichtigen Worten erhielt Amalie am andern Tag eine kleine Summe in Geld, welche durch die ungezwungene Art, mit der sie geboten ward, ihr doppelt willkommen war. Sie erfüllte den Wunsch der Geberin, sprach mit ihrem Gatten nicht darüber, und befriedigte davon einige Bedürfnisse, deren Nothwendigkeit dem Männerauge entgangen war.

Nach einigen Tagen, als sie auch die Treppen allein zu gehen wagen konnte, ging sie zu Bella, um derselben ihren Dank zu sagen.

Die Kammerfrau öffnete sogleich die Thüre, welche in das Zimmer der Sängerin führte.

Amalie trat ein.

Sie warf einen Blick im Zimmer einher und sank an der Schwelle mit einem Schrei bewußtlos in sich selbst zusammen.

Amalie hatte auf dem Sopha neben Bella Jaromir gesehen.

Nur einen Blick hat die unglückliche Frau hingeworfen: er hatte ihr gezeigt, wie schön und lebendig Bella war -- wie geschmackvoll und prächtig Alles, was sie umgab, mit welchem feurigen Blick sie zu Jaromir aufsah, wie vertraulich ihre kleine weiße Hand auf seinem Arm ruhte.

mein Anerbieten nicht annehmen, kommt es in minder gute Hände, und das sollte mir leid thun. Bella.“

Mit diesen aufrichtigen Worten erhielt Amalie am andern Tag eine kleine Summe in Geld, welche durch die ungezwungene Art, mit der sie geboten ward, ihr doppelt willkommen war. Sie erfüllte den Wunsch der Geberin, sprach mit ihrem Gatten nicht darüber, und befriedigte davon einige Bedürfnisse, deren Nothwendigkeit dem Männerauge entgangen war.

Nach einigen Tagen, als sie auch die Treppen allein zu gehen wagen konnte, ging sie zu Bella, um derselben ihren Dank zu sagen.

Die Kammerfrau öffnete sogleich die Thüre, welche in das Zimmer der Sängerin führte.

Amalie trat ein.

Sie warf einen Blick im Zimmer einher und sank an der Schwelle mit einem Schrei bewußtlos in sich selbst zusammen.

Amalie hatte auf dem Sopha neben Bella Jaromir gesehen.

Nur einen Blick hat die unglückliche Frau hingeworfen: er hatte ihr gezeigt, wie schön und lebendig Bella war — wie geschmackvoll und prächtig Alles, was sie umgab, mit welchem feurigen Blick sie zu Jaromir aufsah, wie vertraulich ihre kleine weiße Hand auf seinem Arm ruhte.

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[85/0095] mein Anerbieten nicht annehmen, kommt es in minder gute Hände, und das sollte mir leid thun. Bella.“ Mit diesen aufrichtigen Worten erhielt Amalie am andern Tag eine kleine Summe in Geld, welche durch die ungezwungene Art, mit der sie geboten ward, ihr doppelt willkommen war. Sie erfüllte den Wunsch der Geberin, sprach mit ihrem Gatten nicht darüber, und befriedigte davon einige Bedürfnisse, deren Nothwendigkeit dem Männerauge entgangen war. Nach einigen Tagen, als sie auch die Treppen allein zu gehen wagen konnte, ging sie zu Bella, um derselben ihren Dank zu sagen. Die Kammerfrau öffnete sogleich die Thüre, welche in das Zimmer der Sängerin führte. Amalie trat ein. Sie warf einen Blick im Zimmer einher und sank an der Schwelle mit einem Schrei bewußtlos in sich selbst zusammen. Amalie hatte auf dem Sopha neben Bella Jaromir gesehen. Nur einen Blick hat die unglückliche Frau hingeworfen: er hatte ihr gezeigt, wie schön und lebendig Bella war — wie geschmackvoll und prächtig Alles, was sie umgab, mit welchem feurigen Blick sie zu Jaromir aufsah, wie vertraulich ihre kleine weiße Hand auf seinem Arm ruhte.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/95>, abgerufen am 19.04.2024.