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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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den mannigfaltigsten Gestalten und Farben prangten. Aus einer Nebenstube schallte helles Gelächter vieler weiblicher Stimmen. Es war das Arbeitslocal -- aus ihm trat jetzt die Leiterin dieses Geschäftes, Henriette Krauß, ein Mädchen von ungefähr dreißig Jahren, eine verblühte Schönheit, welche derselben durch etwas auffälligen, dabei nachlässigen Putz nachzuhelfen suchte. Ein Kind von etwa drei Jahren, mit einem braunen Lockenköpfchen und wunderbar großen, tiefblauen Augen drängte sich ihr nach.

"Womit kann ich dem Fräulein dienen?" fragte Henriette mit verbindlichem Knix, und Elisabeth verlangte ein Hutbouquet. Während sich nun das Gespräch um die Wahl dieser Blumen drehte und Elisabeth, dabei verlegen nachsinnend, wie sie wohl das Gespräch auf Thalheim bringen könnte, eine Anzahl blauer Blumen in der Hand hielt, sagte das Kind, sie groß ansehend:

"Blau gefällt dem Papa am Besten -- nicht wahr blau? Und ich gehe auch blau," fügte es, auf sein blaues Kleidchen deutend, hinzu.

"Geh hinein, Annchen," sagte die Verkäuferin, "Du sollst nicht immer mit heraus kommen, wenn Damen da sind."

"Ich habe aber die schönen Damen lieb," versetzte die Kleine.

den mannigfaltigsten Gestalten und Farben prangten. Aus einer Nebenstube schallte helles Gelächter vieler weiblicher Stimmen. Es war das Arbeitslocal — aus ihm trat jetzt die Leiterin dieses Geschäftes, Henriette Krauß, ein Mädchen von ungefähr dreißig Jahren, eine verblühte Schönheit, welche derselben durch etwas auffälligen, dabei nachlässigen Putz nachzuhelfen suchte. Ein Kind von etwa drei Jahren, mit einem braunen Lockenköpfchen und wunderbar großen, tiefblauen Augen drängte sich ihr nach.

„Womit kann ich dem Fräulein dienen?“ fragte Henriette mit verbindlichem Knix, und Elisabeth verlangte ein Hutbouquet. Während sich nun das Gespräch um die Wahl dieser Blumen drehte und Elisabeth, dabei verlegen nachsinnend, wie sie wohl das Gespräch auf Thalheim bringen könnte, eine Anzahl blauer Blumen in der Hand hielt, sagte das Kind, sie groß ansehend:

„Blau gefällt dem Papa am Besten — nicht wahr blau? Und ich gehe auch blau,“ fügte es, auf sein blaues Kleidchen deutend, hinzu.

„Geh hinein, Annchen,“ sagte die Verkäuferin, „Du sollst nicht immer mit heraus kommen, wenn Damen da sind.“

„Ich habe aber die schönen Damen lieb,“ versetzte die Kleine.

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[66/0076] den mannigfaltigsten Gestalten und Farben prangten. Aus einer Nebenstube schallte helles Gelächter vieler weiblicher Stimmen. Es war das Arbeitslocal — aus ihm trat jetzt die Leiterin dieses Geschäftes, Henriette Krauß, ein Mädchen von ungefähr dreißig Jahren, eine verblühte Schönheit, welche derselben durch etwas auffälligen, dabei nachlässigen Putz nachzuhelfen suchte. Ein Kind von etwa drei Jahren, mit einem braunen Lockenköpfchen und wunderbar großen, tiefblauen Augen drängte sich ihr nach. „Womit kann ich dem Fräulein dienen?“ fragte Henriette mit verbindlichem Knix, und Elisabeth verlangte ein Hutbouquet. Während sich nun das Gespräch um die Wahl dieser Blumen drehte und Elisabeth, dabei verlegen nachsinnend, wie sie wohl das Gespräch auf Thalheim bringen könnte, eine Anzahl blauer Blumen in der Hand hielt, sagte das Kind, sie groß ansehend: „Blau gefällt dem Papa am Besten — nicht wahr blau? Und ich gehe auch blau,“ fügte es, auf sein blaues Kleidchen deutend, hinzu. „Geh hinein, Annchen,“ sagte die Verkäuferin, „Du sollst nicht immer mit heraus kommen, wenn Damen da sind.“ „Ich habe aber die schönen Damen lieb,“ versetzte die Kleine.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/76>, abgerufen am 24.04.2024.