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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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wie angewurzelt fest -- -- "Amalie, Thalheim -- ganz recht, das war der Name ihres Gatten -- --"

"Nun," fragte der Baron, "wollen Sie ewig hier stehen bleiben? Worüber sind Sie so außer sich gerathen? Kommen Sie -- Bella wird Sie wieder beruhigen."

"Bella? Gehen Sie allein zu ihr, ich kann nicht mitgehen. -- Aber was ist denn das?" fuhr er fort, auf das Papier starrend. -- "Klosterstraße Nr. 18 -- da wohnt ja Bella auch! --"

"Aber was haben Sie denn? So kommen Sie doch nur! -- Was ist denn das für ein verhängnißvolles Billet, das Sie so gedankenlos, so verdreht macht -- so lassen Sie doch sehen! -- Oder ist es ein zu zartes Geheimniß, das einen Vertrauten nicht duldet?"

"Ja," rief Jaromir, indem er den Brief einsteckte, "es ist ein Geheimniß, das einer frühern Zeit und einem frühern Menschen angehört, als der Szariny ist, der Ihr Freund ward!" und ruhiger fügte er in seinem gewöhnlichen Ton hinzu: "Rechnen Sie es mir nicht als Unart an, wenn ich Sie heute nicht zu Bella begleiten kann. --"

"Was, und Sie versprachen mir noch gestern, mich sobald als möglich bei ihr einzuführen?"

"Sie werden ihr auch ohne Einführung von meiner Seite willkommen sein -- oder kommen Sie noch eine

wie angewurzelt fest — — „Amalie, Thalheim — ganz recht, das war der Name ihres Gatten — —“

„Nun,“ fragte der Baron, „wollen Sie ewig hier stehen bleiben? Worüber sind Sie so außer sich gerathen? Kommen Sie — Bella wird Sie wieder beruhigen.“

„Bella? Gehen Sie allein zu ihr, ich kann nicht mitgehen. — Aber was ist denn das?“ fuhr er fort, auf das Papier starrend. — „Klosterstraße Nr. 18 — da wohnt ja Bella auch! —“

„Aber was haben Sie denn? So kommen Sie doch nur! — Was ist denn das für ein verhängnißvolles Billet, das Sie so gedankenlos, so verdreht macht — so lassen Sie doch sehen! — Oder ist es ein zu zartes Geheimniß, das einen Vertrauten nicht duldet?“

„Ja,“ rief Jaromir, indem er den Brief einsteckte, „es ist ein Geheimniß, das einer frühern Zeit und einem frühern Menschen angehört, als der Szariny ist, der Ihr Freund ward!“ und ruhiger fügte er in seinem gewöhnlichen Ton hinzu: „Rechnen Sie es mir nicht als Unart an, wenn ich Sie heute nicht zu Bella begleiten kann. —“

„Was, und Sie versprachen mir noch gestern, mich sobald als möglich bei ihr einzuführen?“

„Sie werden ihr auch ohne Einführung von meiner Seite willkommen sein — oder kommen Sie noch eine

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[41/0051] wie angewurzelt fest — — „Amalie, Thalheim — ganz recht, das war der Name ihres Gatten — —“ „Nun,“ fragte der Baron, „wollen Sie ewig hier stehen bleiben? Worüber sind Sie so außer sich gerathen? Kommen Sie — Bella wird Sie wieder beruhigen.“ „Bella? Gehen Sie allein zu ihr, ich kann nicht mitgehen. — Aber was ist denn das?“ fuhr er fort, auf das Papier starrend. — „Klosterstraße Nr. 18 — da wohnt ja Bella auch! —“ „Aber was haben Sie denn? So kommen Sie doch nur! — Was ist denn das für ein verhängnißvolles Billet, das Sie so gedankenlos, so verdreht macht — so lassen Sie doch sehen! — Oder ist es ein zu zartes Geheimniß, das einen Vertrauten nicht duldet?“ „Ja,“ rief Jaromir, indem er den Brief einsteckte, „es ist ein Geheimniß, das einer frühern Zeit und einem frühern Menschen angehört, als der Szariny ist, der Ihr Freund ward!“ und ruhiger fügte er in seinem gewöhnlichen Ton hinzu: „Rechnen Sie es mir nicht als Unart an, wenn ich Sie heute nicht zu Bella begleiten kann. —“ „Was, und Sie versprachen mir noch gestern, mich sobald als möglich bei ihr einzuführen?“ „Sie werden ihr auch ohne Einführung von meiner Seite willkommen sein — oder kommen Sie noch eine

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/51>, abgerufen am 25.04.2024.