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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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III.
Jaromir.
"Zu lieben mit dem reinsten, wärmsten Triebe,
Bis Dir das Herz im Rausch der Weihe bricht --
Und grüßt Dich dennoch keine Gegenliebe,
Das ist der Leiden bitterstes noch nicht."

Karl Beck.

In einer geschmackvoll meublirten Stube lag im modischen Schlafrock ein junger Mann auf dem weichen Sopha bequem und schief ausgestreckt. In der einen feinen, weißen Hand hielt er eine glimmende Cigarre, mit der andern, an der ein kostbarer Siegelring blitzte, hielt er die Blätter eines Romanes, der vor ihm aufgeschlagen auf dem Tisch lag und in dem er eifrig las. Der junge Mann hatte eines jener Gesichter, deren ganzer Ausdruck in den Augen ruht; wenn sie mit diesen vor sich nieder sehen, so ist das ganze Gesicht höchst unbedeutend, sind dieselben aber gerad aus oder aufwärts auf irgend einen Gegenstand gerichtet, so genügen sie allein, den, dem sie gehören, schön und interessant

III.
Jaromir.
„Zu lieben mit dem reinsten, wärmsten Triebe,
Bis Dir das Herz im Rausch der Weihe bricht —
Und grüßt Dich dennoch keine Gegenliebe,
Das ist der Leiden bitterstes noch nicht.“

Karl Beck.

In einer geschmackvoll meublirten Stube lag im modischen Schlafrock ein junger Mann auf dem weichen Sopha bequem und schief ausgestreckt. In der einen feinen, weißen Hand hielt er eine glimmende Cigarre, mit der andern, an der ein kostbarer Siegelring blitzte, hielt er die Blätter eines Romanes, der vor ihm aufgeschlagen auf dem Tisch lag und in dem er eifrig las. Der junge Mann hatte eines jener Gesichter, deren ganzer Ausdruck in den Augen ruht; wenn sie mit diesen vor sich nieder sehen, so ist das ganze Gesicht höchst unbedeutend, sind dieselben aber gerad aus oder aufwärts auf irgend einen Gegenstand gerichtet, so genügen sie allein, den, dem sie gehören, schön und interessant

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[35/0045] III. Jaromir. „Zu lieben mit dem reinsten, wärmsten Triebe, Bis Dir das Herz im Rausch der Weihe bricht — Und grüßt Dich dennoch keine Gegenliebe, Das ist der Leiden bitterstes noch nicht.“ Karl Beck. In einer geschmackvoll meublirten Stube lag im modischen Schlafrock ein junger Mann auf dem weichen Sopha bequem und schief ausgestreckt. In der einen feinen, weißen Hand hielt er eine glimmende Cigarre, mit der andern, an der ein kostbarer Siegelring blitzte, hielt er die Blätter eines Romanes, der vor ihm aufgeschlagen auf dem Tisch lag und in dem er eifrig las. Der junge Mann hatte eines jener Gesichter, deren ganzer Ausdruck in den Augen ruht; wenn sie mit diesen vor sich nieder sehen, so ist das ganze Gesicht höchst unbedeutend, sind dieselben aber gerad aus oder aufwärts auf irgend einen Gegenstand gerichtet, so genügen sie allein, den, dem sie gehören, schön und interessant

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/45>, abgerufen am 28.03.2024.