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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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wallfahrten, als nach Gräfenberg, und selbst nach Teplitz, Baden, Kissingen u.s.w."

"Nun, und Niemand wird darüber erfreuter sein, als ich, da eigenthümliche Verhältnisse es für mich vortheilhaft machen, einige Monate bei meinem Onkel noch auszuhalten, wo man, wie Sie sehen, nicht immer auf's Beste unterhalten wird."

Während so diese Beiden frohgelaunt den Abend heiter verplauderten, befand sich der Rittmeister unterdeß in einer ganz andern Stimmung; seine Laune war viel eher grau in grau zu nennen, als rosenfarben.

Er hatte vorher im geheimen Zwiegespräch dem Grafen von Hohenthal den höchst unangenehmen Fall vorgetragen, welcher ihn nöthigte, entweder sogleich zehn Tausend Thaler zu schaffen, oder einen der besten Theile seiner Besitzung zu verlieren. Er hatte zuerst von dem Grafen die bittersten Vorwürfe erhalten, daß er, wie dieser sich ausdrückte, eher zu einer gemeinen Krämerseele seine Zuflucht genommen, als zu einem Genossen seines Standes, und daß er ihn wenigstens nicht früher von dem ganzen unglückseligen Contrakt unterrichtet habe. Es müsse ihm doch viel leichter werden, den Wald an einen adligen Besitzer abzutreten, als an einen Industrieritter, der ihn gewiß umhauen, und als Brenn- und Nutzholz verwerthen lasse, und das schöne Wild daraus vertreibe, so daß, wo bisher in der

wallfahrten, als nach Gräfenberg, und selbst nach Teplitz, Baden, Kissingen u.s.w.“

„Nun, und Niemand wird darüber erfreuter sein, als ich, da eigenthümliche Verhältnisse es für mich vortheilhaft machen, einige Monate bei meinem Onkel noch auszuhalten, wo man, wie Sie sehen, nicht immer auf’s Beste unterhalten wird.“

Während so diese Beiden frohgelaunt den Abend heiter verplauderten, befand sich der Rittmeister unterdeß in einer ganz andern Stimmung; seine Laune war viel eher grau in grau zu nennen, als rosenfarben.

Er hatte vorher im geheimen Zwiegespräch dem Grafen von Hohenthal den höchst unangenehmen Fall vorgetragen, welcher ihn nöthigte, entweder sogleich zehn Tausend Thaler zu schaffen, oder einen der besten Theile seiner Besitzung zu verlieren. Er hatte zuerst von dem Grafen die bittersten Vorwürfe erhalten, daß er, wie dieser sich ausdrückte, eher zu einer gemeinen Krämerseele seine Zuflucht genommen, als zu einem Genossen seines Standes, und daß er ihn wenigstens nicht früher von dem ganzen unglückseligen Contrakt unterrichtet habe. Es müsse ihm doch viel leichter werden, den Wald an einen adligen Besitzer abzutreten, als an einen Industrieritter, der ihn gewiß umhauen, und als Brenn- und Nutzholz verwerthen lasse, und das schöne Wild daraus vertreibe, so daß, wo bisher in der

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[200/0210] wallfahrten, als nach Gräfenberg, und selbst nach Teplitz, Baden, Kissingen u.s.w.“ „Nun, und Niemand wird darüber erfreuter sein, als ich, da eigenthümliche Verhältnisse es für mich vortheilhaft machen, einige Monate bei meinem Onkel noch auszuhalten, wo man, wie Sie sehen, nicht immer auf’s Beste unterhalten wird.“ Während so diese Beiden frohgelaunt den Abend heiter verplauderten, befand sich der Rittmeister unterdeß in einer ganz andern Stimmung; seine Laune war viel eher grau in grau zu nennen, als rosenfarben. Er hatte vorher im geheimen Zwiegespräch dem Grafen von Hohenthal den höchst unangenehmen Fall vorgetragen, welcher ihn nöthigte, entweder sogleich zehn Tausend Thaler zu schaffen, oder einen der besten Theile seiner Besitzung zu verlieren. Er hatte zuerst von dem Grafen die bittersten Vorwürfe erhalten, daß er, wie dieser sich ausdrückte, eher zu einer gemeinen Krämerseele seine Zuflucht genommen, als zu einem Genossen seines Standes, und daß er ihn wenigstens nicht früher von dem ganzen unglückseligen Contrakt unterrichtet habe. Es müsse ihm doch viel leichter werden, den Wald an einen adligen Besitzer abzutreten, als an einen Industrieritter, der ihn gewiß umhauen, und als Brenn- und Nutzholz verwerthen lasse, und das schöne Wild daraus vertreibe, so daß, wo bisher in der

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/210>, abgerufen am 20.04.2024.