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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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gang in den Park zu unternehmen, als sich eine Seitenthüre öffnete, und Elisabeth eintrat.

"Meine Tochter Elisabeth -- Graf von Szariny -- Herr von Waldow --" sagte die Gräfin.

Elisabeth verneigte sich mit einem leisen Erröthen, und einem Ausdruck der Ueberraschung im Blick, als sie diesen auf Szariny richtete.

Szariny verneigte sich tief, und warf einen seelenvollen, bittenden Blick auf sie, welcher zu flehen schien: verrathe unser Geheimniß nicht -- laß es vor diesen gleichgiltigen Augen Niemand sehen, daß es heute nicht zum ersten Male ist, wo wir uns gegenüber stehen -- -- denn er hatte es auf ihrem Antlitz gelesen, daß sie ihn erkannt hatte. Ihn selbst hatte ihre plötzliche Erscheinung geblendet -- er war nicht gleich eines Wortes fähig, aber er war zu sehr Weltmann, um länger, als durch einen Augenblick stummer Bestürzung sein Erstaunen zu verrathen.

Der Rittmeister ging mit dem Grafen in dessen Zimmer. Die beiden jungen Herren begleiteten die Damen des Hauses in den Park. Jaromir wußte sich davon keine Rechenschaft zu geben -- aber er war nicht im Stande, mit Elisabeth eine Unterhaltung anzuknüpfen, er ging an der Seite der alten Gräfin, welche in ihrer frühesten Jugend Jaromirs Mutter, ehe dieselbe nach Polen gezogen war, als Mädchen gekannt hatte, und daher mir warmer Theilnahme

gang in den Park zu unternehmen, als sich eine Seitenthüre öffnete, und Elisabeth eintrat.

„Meine Tochter Elisabeth — Graf von Szariny — Herr von Waldow —“ sagte die Gräfin.

Elisabeth verneigte sich mit einem leisen Erröthen, und einem Ausdruck der Ueberraschung im Blick, als sie diesen auf Szariny richtete.

Szariny verneigte sich tief, und warf einen seelenvollen, bittenden Blick auf sie, welcher zu flehen schien: verrathe unser Geheimniß nicht — laß es vor diesen gleichgiltigen Augen Niemand sehen, daß es heute nicht zum ersten Male ist, wo wir uns gegenüber stehen — — denn er hatte es auf ihrem Antlitz gelesen, daß sie ihn erkannt hatte. Ihn selbst hatte ihre plötzliche Erscheinung geblendet — er war nicht gleich eines Wortes fähig, aber er war zu sehr Weltmann, um länger, als durch einen Augenblick stummer Bestürzung sein Erstaunen zu verrathen.

Der Rittmeister ging mit dem Grafen in dessen Zimmer. Die beiden jungen Herren begleiteten die Damen des Hauses in den Park. Jaromir wußte sich davon keine Rechenschaft zu geben — aber er war nicht im Stande, mit Elisabeth eine Unterhaltung anzuknüpfen, er ging an der Seite der alten Gräfin, welche in ihrer frühesten Jugend Jaromirs Mutter, ehe dieselbe nach Polen gezogen war, als Mädchen gekannt hatte, und daher mir warmer Theilnahme

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[191/0201] gang in den Park zu unternehmen, als sich eine Seitenthüre öffnete, und Elisabeth eintrat. „Meine Tochter Elisabeth — Graf von Szariny — Herr von Waldow —“ sagte die Gräfin. Elisabeth verneigte sich mit einem leisen Erröthen, und einem Ausdruck der Ueberraschung im Blick, als sie diesen auf Szariny richtete. Szariny verneigte sich tief, und warf einen seelenvollen, bittenden Blick auf sie, welcher zu flehen schien: verrathe unser Geheimniß nicht — laß es vor diesen gleichgiltigen Augen Niemand sehen, daß es heute nicht zum ersten Male ist, wo wir uns gegenüber stehen — — denn er hatte es auf ihrem Antlitz gelesen, daß sie ihn erkannt hatte. Ihn selbst hatte ihre plötzliche Erscheinung geblendet — er war nicht gleich eines Wortes fähig, aber er war zu sehr Weltmann, um länger, als durch einen Augenblick stummer Bestürzung sein Erstaunen zu verrathen. Der Rittmeister ging mit dem Grafen in dessen Zimmer. Die beiden jungen Herren begleiteten die Damen des Hauses in den Park. Jaromir wußte sich davon keine Rechenschaft zu geben — aber er war nicht im Stande, mit Elisabeth eine Unterhaltung anzuknüpfen, er ging an der Seite der alten Gräfin, welche in ihrer frühesten Jugend Jaromirs Mutter, ehe dieselbe nach Polen gezogen war, als Mädchen gekannt hatte, und daher mir warmer Theilnahme

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/201>, abgerufen am 23.04.2024.