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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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"Ich danke Ihnen, ich bin so erschrocken, daß ich kaum weiß, wie ich noch das kleine Stück bis nach Hause gehen soll -- und Ihnen meinen Dank ganz auszudrücken, vermag ich jetzt auch noch nicht."

Sie ließ diese kleine Hand mit dem weichen, gefütterten Handschuh in seiner groben Hand, welche nur leise ihre Fingerspitzen zu fassen wagte, und so ließ sie sich von ihm führen. Bald waren sie an dem Wohnhause angelangt -- die Laternen davor brannten schon hell.

"Ich danke Ihnen nochmals," sagte sie freundlich, "und wenn ich wüßte, womit ich Ihnen diesen großen Dienst besser als mit Worten vergelten könnte --"

"Nein, dafür dürfen Sie mich nicht bezahlen!" rief er rasch und wie außer sich -- Pauline sah, daß bei diesen Worten seine Augen seltsam glänzten, und eine große Thräne in sie trat, während ein schmerzliches Zucken seinen Mund bewegte, und doch über sein ganzes Gesicht eine Art von Freudenglanz flog -- er eilte hastig von dannen.

Friedericke kam Paulinen an der Treppe entgegen. "Da sind sie ja endlich, mein Fräulein! Mein Gott, welche Angst habe ich um Ihretwillen gehabt! Es ist schon acht Uhr vorüber, Sie sind ganz allein gegangen, und wir wußten nicht, wo Sie waren, um Ihnen Jemand entgegen zu schicken."

Während Pauline ablegte, sich in den Lehnstuhl warf

„Ich danke Ihnen, ich bin so erschrocken, daß ich kaum weiß, wie ich noch das kleine Stück bis nach Hause gehen soll — und Ihnen meinen Dank ganz auszudrücken, vermag ich jetzt auch noch nicht.“

Sie ließ diese kleine Hand mit dem weichen, gefütterten Handschuh in seiner groben Hand, welche nur leise ihre Fingerspitzen zu fassen wagte, und so ließ sie sich von ihm führen. Bald waren sie an dem Wohnhause angelangt — die Laternen davor brannten schon hell.

„Ich danke Ihnen nochmals,“ sagte sie freundlich, „und wenn ich wüßte, womit ich Ihnen diesen großen Dienst besser als mit Worten vergelten könnte —“

„Nein, dafür dürfen Sie mich nicht bezahlen!“ rief er rasch und wie außer sich — Pauline sah, daß bei diesen Worten seine Augen seltsam glänzten, und eine große Thräne in sie trat, während ein schmerzliches Zucken seinen Mund bewegte, und doch über sein ganzes Gesicht eine Art von Freudenglanz flog — er eilte hastig von dannen.

Friedericke kam Paulinen an der Treppe entgegen. „Da sind sie ja endlich, mein Fräulein! Mein Gott, welche Angst habe ich um Ihretwillen gehabt! Es ist schon acht Uhr vorüber, Sie sind ganz allein gegangen, und wir wußten nicht, wo Sie waren, um Ihnen Jemand entgegen zu schicken.“

Während Pauline ablegte, sich in den Lehnstuhl warf

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[157/0167] „Ich danke Ihnen, ich bin so erschrocken, daß ich kaum weiß, wie ich noch das kleine Stück bis nach Hause gehen soll — und Ihnen meinen Dank ganz auszudrücken, vermag ich jetzt auch noch nicht.“ Sie ließ diese kleine Hand mit dem weichen, gefütterten Handschuh in seiner groben Hand, welche nur leise ihre Fingerspitzen zu fassen wagte, und so ließ sie sich von ihm führen. Bald waren sie an dem Wohnhause angelangt — die Laternen davor brannten schon hell. „Ich danke Ihnen nochmals,“ sagte sie freundlich, „und wenn ich wüßte, womit ich Ihnen diesen großen Dienst besser als mit Worten vergelten könnte —“ „Nein, dafür dürfen Sie mich nicht bezahlen!“ rief er rasch und wie außer sich — Pauline sah, daß bei diesen Worten seine Augen seltsam glänzten, und eine große Thräne in sie trat, während ein schmerzliches Zucken seinen Mund bewegte, und doch über sein ganzes Gesicht eine Art von Freudenglanz flog — er eilte hastig von dannen. Friedericke kam Paulinen an der Treppe entgegen. „Da sind sie ja endlich, mein Fräulein! Mein Gott, welche Angst habe ich um Ihretwillen gehabt! Es ist schon acht Uhr vorüber, Sie sind ganz allein gegangen, und wir wußten nicht, wo Sie waren, um Ihnen Jemand entgegen zu schicken.“ Während Pauline ablegte, sich in den Lehnstuhl warf

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/167>, abgerufen am 29.03.2024.