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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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"Nun, warum denn nicht? Wer weiß denn, daß Deine Geständnisse so gewaltig wichtig sind? Aber wirklich, was hast Du denn?" und Aurelie, indem sie die letzten Worte mit liebreich theilnehmender Stimme sprach, nahm die Rechte der Freundin zwischen ihre beiden kleinen Hände.

"Thalheim," begann diese, "ist heute abermals außen geblieben --"

"Nun, und was weiter?"

"Was weiter? Wäre nicht dies allein schon genug, um --"

"Um Dich zu ärgern? Möglich!" sagte Aurelie, indem sie zu gähnen begann, "es thut mir zwar sehr leid, daß du dadurch verhindert worden bist, Deinen letzten geistreichen Aufsatz vortragen zu können, daß Du heute sein Lob nicht eingeärntet hast -- allein hat Deine heutige Sentimentalität keinen andern Grund, als diesen etwas lächerlich ehrgeizigen, so thut es mir wirklich leid um den Schlaf, den ich jetzt versäume."

"Es sollte mir leid thun, hielte ich Dich von irgend einem Vergnügen zurück; ist Dir der Schlaf ein solches, dann, gute Nacht!" versetzte Elisabeth kalt und lehnte sich in die Kissen zurück.

Aurelie stand stumm auf, öffnete leise das Fenster und sah hinaus. Sie that dies nur, um ein wenig Luft zu schöpfen oder vielmehr um Zeit zu gewinnen, sich mit der

„Nun, warum denn nicht? Wer weiß denn, daß Deine Geständnisse so gewaltig wichtig sind? Aber wirklich, was hast Du denn?“ und Aurelie, indem sie die letzten Worte mit liebreich theilnehmender Stimme sprach, nahm die Rechte der Freundin zwischen ihre beiden kleinen Hände.

„Thalheim,“ begann diese, „ist heute abermals außen geblieben —“

„Nun, und was weiter?“

„Was weiter? Wäre nicht dies allein schon genug, um —“

„Um Dich zu ärgern? Möglich!“ sagte Aurelie, indem sie zu gähnen begann, „es thut mir zwar sehr leid, daß du dadurch verhindert worden bist, Deinen letzten geistreichen Aufsatz vortragen zu können, daß Du heute sein Lob nicht eingeärntet hast — allein hat Deine heutige Sentimentalität keinen andern Grund, als diesen etwas lächerlich ehrgeizigen, so thut es mir wirklich leid um den Schlaf, den ich jetzt versäume.“

„Es sollte mir leid thun, hielte ich Dich von irgend einem Vergnügen zurück; ist Dir der Schlaf ein solches, dann, gute Nacht!“ versetzte Elisabeth kalt und lehnte sich in die Kissen zurück.

Aurelie stand stumm auf, öffnete leise das Fenster und sah hinaus. Sie that dies nur, um ein wenig Luft zu schöpfen oder vielmehr um Zeit zu gewinnen, sich mit der

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[5/0015] „Nun, warum denn nicht? Wer weiß denn, daß Deine Geständnisse so gewaltig wichtig sind? Aber wirklich, was hast Du denn?“ und Aurelie, indem sie die letzten Worte mit liebreich theilnehmender Stimme sprach, nahm die Rechte der Freundin zwischen ihre beiden kleinen Hände. „Thalheim,“ begann diese, „ist heute abermals außen geblieben —“ „Nun, und was weiter?“ „Was weiter? Wäre nicht dies allein schon genug, um —“ „Um Dich zu ärgern? Möglich!“ sagte Aurelie, indem sie zu gähnen begann, „es thut mir zwar sehr leid, daß du dadurch verhindert worden bist, Deinen letzten geistreichen Aufsatz vortragen zu können, daß Du heute sein Lob nicht eingeärntet hast — allein hat Deine heutige Sentimentalität keinen andern Grund, als diesen etwas lächerlich ehrgeizigen, so thut es mir wirklich leid um den Schlaf, den ich jetzt versäume.“ „Es sollte mir leid thun, hielte ich Dich von irgend einem Vergnügen zurück; ist Dir der Schlaf ein solches, dann, gute Nacht!“ versetzte Elisabeth kalt und lehnte sich in die Kissen zurück. Aurelie stand stumm auf, öffnete leise das Fenster und sah hinaus. Sie that dies nur, um ein wenig Luft zu schöpfen oder vielmehr um Zeit zu gewinnen, sich mit der

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/15>, abgerufen am 18.04.2024.