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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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man ihm viel Geld oder gute Waaren auszahlt für Pfuscherarbeit."

Pauline wandte sich an den Vater, der sich schon an die Tafel gesetzt und sie neben sich gewinkt hatte: "Lieber Vater, laß doch die vielen Lichter auslöschen -- es blendet so, ich bin ja nun da."

"Sie können immerhin noch ein Weilchen brennen, damit die Leute sehen, wie ich mein Kind empfange," sagte Felchner schmunzelnd.

"Und brennen sie mir zu Ehren," fiel ihm die Tochter wieder in's Wort, "so wollen wir sie heute auslöschen, und noch an einem andern Tage für mich anzünden."

"Nun, meinetwegen, laß sie brennen oder auslöschen, aber jetzt wird gegessen."

Georg setzte sich neben Felchner, Pauline stand noch ein Mal auf und rief zur Thüre hinaus: "Wer die Lichter angezündet hat, soll sie wieder auslöschen, die Illumination ist vorbei." Dann setzte sie sich wieder auf den vorigen Platz. In demselben Augenblick läutete draußen die Glocke, es war sieben Uhr, und damit ward das Zeichen zum Abendessen gegeben. Der Tisch war noch für acht Personen gedeckt -- es waren die unverheiratheten Factoren und Buchhalter Felchners, welche bei ihm den Tisch hatten. Sie traten rasch und geräuschvoll ein, mit einer stummen Verbeugung vor Paulinen, und nahmen stumm ihre Plätze ein.

man ihm viel Geld oder gute Waaren auszahlt für Pfuscherarbeit.“

Pauline wandte sich an den Vater, der sich schon an die Tafel gesetzt und sie neben sich gewinkt hatte: „Lieber Vater, laß doch die vielen Lichter auslöschen — es blendet so, ich bin ja nun da.“

„Sie können immerhin noch ein Weilchen brennen, damit die Leute sehen, wie ich mein Kind empfange,“ sagte Felchner schmunzelnd.

„Und brennen sie mir zu Ehren,“ fiel ihm die Tochter wieder in’s Wort, „so wollen wir sie heute auslöschen, und noch an einem andern Tage für mich anzünden.“

„Nun, meinetwegen, laß sie brennen oder auslöschen, aber jetzt wird gegessen.“

Georg setzte sich neben Felchner, Pauline stand noch ein Mal auf und rief zur Thüre hinaus: „Wer die Lichter angezündet hat, soll sie wieder auslöschen, die Illumination ist vorbei.“ Dann setzte sie sich wieder auf den vorigen Platz. In demselben Augenblick läutete draußen die Glocke, es war sieben Uhr, und damit ward das Zeichen zum Abendessen gegeben. Der Tisch war noch für acht Personen gedeckt — es waren die unverheiratheten Factoren und Buchhalter Felchners, welche bei ihm den Tisch hatten. Sie traten rasch und geräuschvoll ein, mit einer stummen Verbeugung vor Paulinen, und nahmen stumm ihre Plätze ein.

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[124/0134] man ihm viel Geld oder gute Waaren auszahlt für Pfuscherarbeit.“ Pauline wandte sich an den Vater, der sich schon an die Tafel gesetzt und sie neben sich gewinkt hatte: „Lieber Vater, laß doch die vielen Lichter auslöschen — es blendet so, ich bin ja nun da.“ „Sie können immerhin noch ein Weilchen brennen, damit die Leute sehen, wie ich mein Kind empfange,“ sagte Felchner schmunzelnd. „Und brennen sie mir zu Ehren,“ fiel ihm die Tochter wieder in’s Wort, „so wollen wir sie heute auslöschen, und noch an einem andern Tage für mich anzünden.“ „Nun, meinetwegen, laß sie brennen oder auslöschen, aber jetzt wird gegessen.“ Georg setzte sich neben Felchner, Pauline stand noch ein Mal auf und rief zur Thüre hinaus: „Wer die Lichter angezündet hat, soll sie wieder auslöschen, die Illumination ist vorbei.“ Dann setzte sie sich wieder auf den vorigen Platz. In demselben Augenblick läutete draußen die Glocke, es war sieben Uhr, und damit ward das Zeichen zum Abendessen gegeben. Der Tisch war noch für acht Personen gedeckt — es waren die unverheiratheten Factoren und Buchhalter Felchners, welche bei ihm den Tisch hatten. Sie traten rasch und geräuschvoll ein, mit einer stummen Verbeugung vor Paulinen, und nahmen stumm ihre Plätze ein.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/134>, abgerufen am 28.03.2024.