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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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MARTINI OPITII,
Teutsche Weltliche Poemata.
An die Teutsche Nation.
DEr blinden Venus werck/ die süsse gifft zu lieben
Vnd schöne Zauberey/ in diesem Buch beschrieben/
Nim erstlich an von mir/ du werthes Vatterlandt/
Nim an der Liebe sach/ als meiner Liebe pfandt.
Mein Sinn flog vber hoch: Ich wolte dir vermelden
Durch der Poesis kunst den lauff der grossen Helden/
Die sich vor dieser Zeit den Römern widersetzt/
Vnd jhrer Schwerter schärff in jhrem Blut genetzt.
Apollo nam mich an in seine Gunst vnd holde/
Vulcanus hatte schon gemacht von gutem Golde/
Die Feder meiner Faust: Ich war nun gantz bereit
Mit meines Geistes frucht zu brechen durch die Zeit.
Da kam der Venus Kindt/ bracht eine Kron von Myrten
Vor meinen Lorbeerkrantz/ verstieß mich zu den Hirten
In einen grünen Wald/ wieß mir ein schönes Bild/
Die edle Nymf hat mir Gemüth vnd Sinn erfüllt.
In ihren äugelein hab ich das allesfunden
Was ich mich in diß Buch zuschreiben vnderwunden/
Das jrrdische Gestirn hat meinen hohen Geist
In dieses enge Meer der Eitelkeit geweist.
In dieses enge Meer auff welchem meine Sinnen
Nichts als von Freundligkeit vnd Liebe dencken künnen/
Von Lieb vnd freundligkeit: Die bitter süsse Pein
Die muste mir an statt der Heldenthaten sein.
Ich thue/ Asterie/ nach deinem wolbehagen
Vnd will dein hohes Lob biß an die Sternen tragen:
So weit der Teutschen Red vnd Tugendt ist bekandt/
Soll auch dein Ehr vnd Preiß durchtringen alles Landt.
O hohe werthe Seel in Weißheit außerkoren
Zum Spiegel weiblicher vollkommenheit geboren/
Sey
B
MARTINI OPITII,
Teutſche Weltliche Poemata.
An die Teutſche Nation.
DEr blinden Venus werck/ die ſuͤſſe gifft zu lieben
Vnd ſchoͤne Zauberey/ in dieſem Buch beſchrieben/
Nim erſtlich an von mir/ du werthes Vatterlandt/
Nim an der Liebe ſach/ als meiner Liebe pfandt.
Mein Sinn flog vber hoch: Ich wolte dir vermelden
Durch der Poeſis kunſt den lauff der groſſen Helden/
Die ſich vor dieſer Zeit den Roͤmern widerſetzt/
Vnd jhrer Schwerter ſchaͤrff in jhrem Blut genetzt.
Apollo nam mich an in ſeine Gunſt vnd holde/
Vulcanus hatte ſchon gemacht von gutem Golde/
Die Feder meiner Fauſt: Ich war nun gantz bereit
Mit meines Geiſtes frucht zu brechen durch die Zeit.
Da kam der Venus Kindt/ bracht eine Kron von Myrten
Vor meinen Lorbeerkrantz/ verſtieß mich zu den Hirten
In einen gruͤnen Wald/ wieß mir ein ſchoͤnes Bild/
Die edle Nymf hat mir Gemuͤth vnd Sinn erfuͤllt.
In ihren aͤugelein hab ich das allesfunden
Was ich mich in diß Buch zuſchreiben vnderwunden/
Das jrꝛdiſche Geſtirn hat meinen hohen Geiſt
In dieſes enge Meer der Eitelkeit geweiſt.
In dieſes enge Meer auff welchem meine Sinnen
Nichts als von Freundligkeit vnd Liebe dencken kuͤnnen/
Von Lieb vnd freundligkeit: Die bitter ſuͤſſe Pein
Die muſte mir an ſtatt der Heldenthaten ſein.
Ich thue/ Aſterie/ nach deinem wolbehagen
Vnd will dein hohes Lob biß an die Sternen tragen:
So weit der Teutſchen Red vnd Tugendt iſt bekandt/
Soll auch dein Ehr vnd Preiß durchtringen alles Landt.
O hohe werthe Seel in Weißheit außerkoren
Zum Spiegel weiblicher vollkommenheit geboren/
Sey
B
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[1/0021] MARTINI OPITII, Teutſche Weltliche Poemata. An die Teutſche Nation. DEr blinden Venus werck/ die ſuͤſſe gifft zu lieben Vnd ſchoͤne Zauberey/ in dieſem Buch beſchrieben/ Nim erſtlich an von mir/ du werthes Vatterlandt/ Nim an der Liebe ſach/ als meiner Liebe pfandt. Mein Sinn flog vber hoch: Ich wolte dir vermelden Durch der Poeſis kunſt den lauff der groſſen Helden/ Die ſich vor dieſer Zeit den Roͤmern widerſetzt/ Vnd jhrer Schwerter ſchaͤrff in jhrem Blut genetzt. Apollo nam mich an in ſeine Gunſt vnd holde/ Vulcanus hatte ſchon gemacht von gutem Golde/ Die Feder meiner Fauſt: Ich war nun gantz bereit Mit meines Geiſtes frucht zu brechen durch die Zeit. Da kam der Venus Kindt/ bracht eine Kron von Myrten Vor meinen Lorbeerkrantz/ verſtieß mich zu den Hirten In einen gruͤnen Wald/ wieß mir ein ſchoͤnes Bild/ Die edle Nymf hat mir Gemuͤth vnd Sinn erfuͤllt. In ihren aͤugelein hab ich das allesfunden Was ich mich in diß Buch zuſchreiben vnderwunden/ Das jrꝛdiſche Geſtirn hat meinen hohen Geiſt In dieſes enge Meer der Eitelkeit geweiſt. In dieſes enge Meer auff welchem meine Sinnen Nichts als von Freundligkeit vnd Liebe dencken kuͤnnen/ Von Lieb vnd freundligkeit: Die bitter ſuͤſſe Pein Die muſte mir an ſtatt der Heldenthaten ſein. Ich thue/ Aſterie/ nach deinem wolbehagen Vnd will dein hohes Lob biß an die Sternen tragen: So weit der Teutſchen Red vnd Tugendt iſt bekandt/ Soll auch dein Ehr vnd Preiß durchtringen alles Landt. O hohe werthe Seel in Weißheit außerkoren Zum Spiegel weiblicher vollkommenheit geboren/ Sey B

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/21>, abgerufen am 25.04.2024.