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Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

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Auff jhr letztes ende hin;
Dann kömpt (ohne geist vnd sinn)
Dieses alles in die erden.

Hola/ Junger/ geh' vnd frage
Wo der beste trunck mag sein;
Nim den Krug/ vnd fülle Wein.
Alles trawren leidt vnd klage/
Wie wir Menschen täglich haben
Eh' vns Clotho fortgerafft
Wil ich in den süssen safft
Den die traube giebt vergraben.
Kauffe gleichfals auch melonen/
Vnd vergiß des Zuckers nicht;
Schawe nur das nichts gebricht.
Jener mag der heller schonen/
Der bey seinem Gold vnd Schätzen
Tolle sich zue krencken pflegt
Vnd nicht saat zue bette legt;
Jch wil weil ich kan mich letzen.
Bitte meine guete Brüder
Auff die music vnd ein glaß
Nichts schickt/ dünckt mich/ nicht sich baß
Als guet tranck vnd guete Lieder.
Laß ich gleich nicht viel zue erben/
Ey so hab' ich edlen Wein;
Wil mit andern lustig sein/
Muß ich gleich alleine sterben.
Das

Auff jhr letztes ende hin;
Dann koͤmpt (ohne geiſt vnd ſinn)
Dieſes alles in die erden.

Hola/ Junger/ geh’ vnd frage
Wo der beſte trunck mag ſein;
Nim den Krug/ vnd fuͤlle Wein.
Alles trawren leidt vnd klage/
Wie wir Menſchen taͤglich haben
Eh’ vns Clotho fortgerafft
Wil ich in den ſuͤſſen ſafft
Den die traube giebt vergraben.
Kauffe gleichfals auch melonen/
Vnd vergiß des Zuckers nicht;
Schawe nur das nichts gebricht.
Jener mag der heller ſchonen/
Der bey ſeinem Gold vnd Schaͤtzen
Tolle ſich zue krencken pflegt
Vnd nicht ſaat zue bette legt;
Jch wil weil ich kan mich letzen.
Bitte meine guete Bruͤder
Auff die muſic vnd ein glaß
Nichts ſchickt/ duͤnckt mich/ nicht ſich baß
Als guet tranck vnd guete Lieder.
Laß ich gleich nicht viel zue erben/
Ey ſo hab’ ich edlen Wein;
Wil mit andern luſtig ſein/
Muß ich gleich alleine ſterben.
Das
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[0038] Auff jhr letztes ende hin; Dann koͤmpt (ohne geiſt vnd ſinn) Dieſes alles in die erden. Hola/ Junger/ geh’ vnd frage Wo der beſte trunck mag ſein; Nim den Krug/ vnd fuͤlle Wein. Alles trawren leidt vnd klage/ Wie wir Menſchen taͤglich haben Eh’ vns Clotho fortgerafft Wil ich in den ſuͤſſen ſafft Den die traube giebt vergraben. Kauffe gleichfals auch melonen/ Vnd vergiß des Zuckers nicht; Schawe nur das nichts gebricht. Jener mag der heller ſchonen/ Der bey ſeinem Gold vnd Schaͤtzen Tolle ſich zue krencken pflegt Vnd nicht ſaat zue bette legt; Jch wil weil ich kan mich letzen. Bitte meine guete Bruͤder Auff die muſic vnd ein glaß Nichts ſchickt/ duͤnckt mich/ nicht ſich baß Als guet tranck vnd guete Lieder. Laß ich gleich nicht viel zue erben/ Ey ſo hab’ ich edlen Wein; Wil mit andern luſtig ſein/ Muß ich gleich alleine ſterben. Das

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/38>, abgerufen am 24.04.2024.