Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Historische warhaffte Relation Von einem Christlichen Eheweibe [...] welche Vier lebendige vnd wol proportionirte Töchter [...] zur Welt geboren [...]. Bautzen, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Embracius König in Brittannien hat 25. Söhne vnd 30.
Töchter gehabt. [Nauclerus.]

Scylurus der Scythen oder Tartern König/ hat nach sei-
nem tode 80. Mänliche Söhne hinder sich verlassen (Plutarch.
de nim. loq.)
von dem lieset man/ Als er jtzt hat sterben wollen/ hat
er zum valete vnd guter letzte/ alle seine Söhne vor sich erfor-
dert/ vnd jhnen ein gebündlein Pflitzschpfeile gegeben/ mit dem
befehl/ sie solten versuchen/ ob sie solche zubrechen könten/ Als sie
sich aber mit der vnmögligkeit entschüldigten/ hat er zuletzt selbst
einen Pfeil nach dem andern außgezogen/ vnd gar leichtlich zer-
brochen/ vnd hierdurch sie zu Brüderlicher Eintrechtigkeit ver-
manet/ mit diesen denckwürdigen worten: Si concordes eritis,
validi invicti manebitis: Contra, si dissidijs & seditio-
ne distrahemini, imbecilles eritis, & expugnatu faciles
.
Das ist: Werdet jhr in eintrechtigkeit oder einmütiger union
beysammen stehen/ so werdet jhr starck vnd vnüberwündlich sein/
denen kein Feind leichtlich vbern Halß lauffen wird: Dargegen
so jhr durch Zanck vnd Hadder nicht beysammen vnd vor einen
Man stehen werdet/ so werdet jhr schwach vnd leicht zu vber-
wältigen sein.

Also lieset man auch eine schöne denckwürdige Histori/ vom
Babone dem berümbten Grafen zu Abenßberg vnd Rohr/ daß
er 32. Söhne vnd 8. Töchter gehabt/ die er alle gar löblich vnd
wol erzogen hatte. Als aber die Käyserliche Mayt: Henrichus/
jhn einsten mit auff die Jagt zu reiten erforderte/ jedoch daß er
nicht viel Diener mit brechte/ Sihe/ da hat er alle seine Söhne
auffs herrlichste außstaffiret vnd geputzet/ vnd einen jedern einen
reysigen Knecht zugegeben/ vnd mit einem solchen Comitat
dem Keyser auff den dienst gewartet. Als aber der Keyser jhme
solches verweisete/ das es seinem befehl nicht gemeß sey/ Er hette

sollen

Embracius Koͤnig in Brittannien hat 25. Soͤhne vnd 30.
Toͤchter gehabt. [Nauclerus.]

Scylurus der Scythen oder Tartern Koͤnig/ hat nach ſei-
nem tode 80. Maͤnliche Soͤhne hinder ſich verlaſſen (Plutarch.
de nim. loq.)
von dem lieſet man/ Als er jtzt hat ſterben wollen/ hat
er zum valete vnd guter letzte/ alle ſeine Soͤhne vor ſich erfor-
dert/ vnd jhnen ein gebuͤndlein Pflitzſchpfeile gegeben/ mit dem
befehl/ ſie ſolten verſuchen/ ob ſie ſolche zubrechen koͤnten/ Als ſie
ſich aber mit der vnmoͤgligkeit entſchuͤldigten/ hat er zuletzt ſelbſt
einen Pfeil nach dem andern außgezogen/ vnd gar leichtlich zer-
brochen/ vnd hierdurch ſie zu Bruͤderlicher Eintrechtigkeit ver-
manet/ mit dieſen denckwuͤrdigen worten: Si concordes eritis,
validi invictiꝗ́ manebitis: Contrà, ſi diſsidijs & ſeditio-
ne diſtrahemini, imbecilles eritis, & expugnatu faciles
.
Das iſt: Werdet jhr in eintrechtigkeit oder einmuͤtiger union
beyſam̃en ſtehen/ ſo werdet jhr ſtarck vnd vnuͤberwuͤndlich ſein/
denen kein Feind leichtlich vbern Halß lauffen wird: Dargegen
ſo jhr durch Zanck vnd Hadder nicht beyſammen vnd vor einen
Man ſtehen werdet/ ſo werdet jhr ſchwach vnd leicht zu vber-
waͤltigen ſein.

Alſo lieſet man auch eine ſchoͤne denckwuͤrdige Hiſtori/ vom
Babone dem beruͤmbten Grafen zu Abenßberg vnd Rohr/ daß
er 32. Soͤhne vnd 8. Toͤchter gehabt/ die er alle gar loͤblich vnd
wol erzogen hatte. Als aber die Kaͤyſerliche Mayt: Henrichus/
jhn einſten mit auff die Jagt zu reiten erforderte/ jedoch daß er
nicht viel Diener mit brechte/ Sihe/ da hat er alle ſeine Soͤhne
auffs herꝛlichſte außſtaffiret vnd geputzet/ vnd einen jedern einen
reyſigen Knecht zugegeben/ vnd mit einem ſolchen Comitat
dem Keyſer auff den dienſt gewartet. Als aber der Keyſer jhme
ſolches verweiſete/ das es ſeinem befehl nicht gemeß ſey/ Er hette

ſollen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0006"/>
      <p><hi rendition="#aq">Embracius</hi> Ko&#x0364;nig in <hi rendition="#aq">Brittannien</hi> hat 25. So&#x0364;hne vnd 30.<lb/>
To&#x0364;chter gehabt. <hi rendition="#aq">[<hi rendition="#i">Nauclerus.</hi>]</hi></p><lb/>
      <p><hi rendition="#aq">Scylurus</hi> der <hi rendition="#aq">Scythen</hi> oder Tartern Ko&#x0364;nig/ hat nach &#x017F;ei-<lb/>
nem tode 80. Ma&#x0364;nliche So&#x0364;hne hinder &#x017F;ich verla&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Plutarch.<lb/>
de nim. loq.)</hi></hi> von dem lie&#x017F;et man/ Als er jtzt hat &#x017F;terben wollen/ hat<lb/>
er zum <hi rendition="#aq">valete</hi> vnd guter letzte/ alle &#x017F;eine So&#x0364;hne vor &#x017F;ich erfor-<lb/>
dert/ vnd jhnen ein gebu&#x0364;ndlein Pflitz&#x017F;chpfeile gegeben/ mit dem<lb/>
befehl/ &#x017F;ie &#x017F;olten ver&#x017F;uchen/ ob &#x017F;ie &#x017F;olche zubrechen ko&#x0364;nten/ Als &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich aber mit der vnmo&#x0364;gligkeit ent&#x017F;chu&#x0364;ldigten/ hat er zuletzt &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
einen Pfeil nach dem andern außgezogen/ vnd gar leichtlich zer-<lb/>
brochen/ vnd hierdurch &#x017F;ie zu Bru&#x0364;derlicher Eintrechtigkeit ver-<lb/>
manet/ mit die&#x017F;en denckwu&#x0364;rdigen worten: <hi rendition="#aq">Si concordes eritis,<lb/>
validi invicti&#xA757;&#x0301; manebitis: Contrà, &#x017F;i di&#x017F;sidijs &amp; &#x017F;editio-<lb/>
ne di&#x017F;trahemini, imbecilles eritis, &amp; expugnatu faciles</hi>.<lb/>
Das i&#x017F;t: Werdet jhr in eintrechtigkeit oder einmu&#x0364;tiger <hi rendition="#aq">union</hi><lb/>
bey&#x017F;am&#x0303;en &#x017F;tehen/ &#x017F;o werdet jhr &#x017F;tarck vnd vnu&#x0364;berwu&#x0364;ndlich &#x017F;ein/<lb/>
denen kein Feind leichtlich vbern Halß lauffen wird: Dargegen<lb/>
&#x017F;o jhr durch Zanck vnd Hadder nicht bey&#x017F;ammen vnd vor einen<lb/>
Man &#x017F;tehen werdet/ &#x017F;o werdet jhr &#x017F;chwach vnd leicht zu vber-<lb/>
wa&#x0364;ltigen &#x017F;ein.</p><lb/>
      <p>Al&#x017F;o lie&#x017F;et man auch eine &#x017F;cho&#x0364;ne denckwu&#x0364;rdige Hi&#x017F;tori/ vom<lb/><hi rendition="#aq">Babone</hi> dem beru&#x0364;mbten Grafen zu Abenßberg vnd Rohr/ daß<lb/>
er 32. So&#x0364;hne vnd 8. To&#x0364;chter gehabt/ die er alle gar lo&#x0364;blich vnd<lb/>
wol erzogen hatte. Als aber die Ka&#x0364;y&#x017F;erliche Mayt: Henrichus/<lb/>
jhn ein&#x017F;ten mit auff die Jagt zu reiten erforderte/ jedoch daß er<lb/>
nicht viel Diener mit brechte/ Sihe/ da hat er alle &#x017F;eine So&#x0364;hne<lb/>
auffs her&#xA75B;lich&#x017F;te auß&#x017F;taffiret vnd geputzet/ vnd einen jedern einen<lb/>
rey&#x017F;igen Knecht zugegeben/ vnd mit einem &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Comitat</hi><lb/>
dem Key&#x017F;er auff den dien&#x017F;t gewartet. Als aber der Key&#x017F;er jhme<lb/>
&#x017F;olches verwei&#x017F;ete/ das es &#x017F;einem befehl nicht gemeß &#x017F;ey/ Er hette<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ollen</fw><lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] Embracius Koͤnig in Brittannien hat 25. Soͤhne vnd 30. Toͤchter gehabt. [Nauclerus.] Scylurus der Scythen oder Tartern Koͤnig/ hat nach ſei- nem tode 80. Maͤnliche Soͤhne hinder ſich verlaſſen (Plutarch. de nim. loq.) von dem lieſet man/ Als er jtzt hat ſterben wollen/ hat er zum valete vnd guter letzte/ alle ſeine Soͤhne vor ſich erfor- dert/ vnd jhnen ein gebuͤndlein Pflitzſchpfeile gegeben/ mit dem befehl/ ſie ſolten verſuchen/ ob ſie ſolche zubrechen koͤnten/ Als ſie ſich aber mit der vnmoͤgligkeit entſchuͤldigten/ hat er zuletzt ſelbſt einen Pfeil nach dem andern außgezogen/ vnd gar leichtlich zer- brochen/ vnd hierdurch ſie zu Bruͤderlicher Eintrechtigkeit ver- manet/ mit dieſen denckwuͤrdigen worten: Si concordes eritis, validi invictiꝗ́ manebitis: Contrà, ſi diſsidijs & ſeditio- ne diſtrahemini, imbecilles eritis, & expugnatu faciles. Das iſt: Werdet jhr in eintrechtigkeit oder einmuͤtiger union beyſam̃en ſtehen/ ſo werdet jhr ſtarck vnd vnuͤberwuͤndlich ſein/ denen kein Feind leichtlich vbern Halß lauffen wird: Dargegen ſo jhr durch Zanck vnd Hadder nicht beyſammen vnd vor einen Man ſtehen werdet/ ſo werdet jhr ſchwach vnd leicht zu vber- waͤltigen ſein. Alſo lieſet man auch eine ſchoͤne denckwuͤrdige Hiſtori/ vom Babone dem beruͤmbten Grafen zu Abenßberg vnd Rohr/ daß er 32. Soͤhne vnd 8. Toͤchter gehabt/ die er alle gar loͤblich vnd wol erzogen hatte. Als aber die Kaͤyſerliche Mayt: Henrichus/ jhn einſten mit auff die Jagt zu reiten erforderte/ jedoch daß er nicht viel Diener mit brechte/ Sihe/ da hat er alle ſeine Soͤhne auffs herꝛlichſte außſtaffiret vnd geputzet/ vnd einen jedern einen reyſigen Knecht zugegeben/ vnd mit einem ſolchen Comitat dem Keyſer auff den dienſt gewartet. Als aber der Keyſer jhme ſolches verweiſete/ das es ſeinem befehl nicht gemeß ſey/ Er hette ſollen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_vierlinge_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oa_vierlinge_1616/6
Zitationshilfe: [N. N.]: Historische warhaffte Relation Von einem Christlichen Eheweibe [...] welche Vier lebendige vnd wol proportionirte Töchter [...] zur Welt geboren [...]. Bautzen, 1616, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_vierlinge_1616/6>, abgerufen am 25.04.2024.