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[N. N.]: Jubilaeum Typographorum Lipsiensium Oder Zweyhundert-Jähriges Buchdrucker JubelFest. [Leipzig], 1640.

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Leipziger Buchtrucker
die Schreiberey geheiliget/ da er Mose gab die zwo Tafeln
des Zeugnüß/ die waren steinern/ vnd geschrieben mit dem
Finger GOttes/ Exod. 31, 18. Denn GOtt hatte sie selbs ge-
macht/ vnd selber die Schrifft drein gegraben/ Exod. 32, 16.
Welches allein commendations vnd Herrligkeit gar gnug-
sam were: So dienet sie hier dem stummen Vater an statt der
Rede vnd Sprache/ daß er den geoffenbahrten Willen GOt-
tes/ von dem Namen seines newgebohrnen Söhnleins den
Nachbarn vnd Gefreunden zu lesen vnd zuverstehen geben kan.
Vnd dieses soll auch des Schreibens fürnehmster Nutz vnd
Brauch seyn/ daß man neben der Fortpflantzung guter Künst
vnd Sprachen/ zu förderst das Wort Gottes von seinem We-
sen/ Willen vnd Wercken durch die Feder ausbreite/ vnd wo-
hin man mit der Sprach vnd Stimm nicht reichen kan/ daselbst
hin mit Zacharia die Täfelin schicke/ das ist/ heilsame Schriff-
ten vnd Lehrreiche Bücher/ dadurch auch die Nachbarn vnd
die weitentlegenen können vnterrichtet vnd erbawet werden.
Dessen haben wir stattliche Exempel im Alten Testament an
den heiligen Menschen GOttes/ den Propheten/ welche jhre
Weissagungen nicht allein Patentsweise auff Tafeln schrieben
vnd maleten/ vnd wie man heutiges Tages mit öffentlichen
Mandaten vnd Citationen pfleget/ dieselben an die Kirchthü-
ren/ Rathhäuser/ oder offene Statthore anschlugen/ daß sie le-
sen kundte/ wer fürüber lieff/ Habac. 2, 2. Sondern auch in
Brieffsgestalt vnd Bücher-weise dieselbigen an andere fremb-
de Ort zu Freunden vnd Feinden schickten/ 2. Chronic. 21, 12.
Jerem. 29, 1. cap.
36, 2.

Eben dergleichen findet sich im Newen Testament/ an
den Evangelisten vnd Aposteln/ die ebener Gestalt jhr Evan-
gelium nicht nur mündlich/ sondern auch schrifftlich in alle
Welt verkündigten/ Luc. 1, 3. Apoc. 1, 11. Welches jhnen jhre

trewe

Leipziger Buchtrucker
die Schreiberey geheiliget/ da er Moſe gab die zwo Tafeln
des Zeugnuͤß/ die waren ſteinern/ vnd geſchrieben mit dem
Finger GOttes/ Exod. 31, 18. Denn GOtt hatte ſie ſelbs ge-
macht/ vnd ſelber die Schrifft drein gegraben/ Exod. 32, 16.
Welches allein commendations vnd Herrligkeit gar gnug-
ſam were: So dienet ſie hier dem ſtummen Vater an ſtatt der
Rede vnd Sprache/ daß er den geoffenbahrten Willen GOt-
tes/ von dem Namen ſeines newgebohrnen Soͤhnleins den
Nachbarn vnd Gefreunden zu leſen vnd zuverſtehen geben kan.
Vnd dieſes ſoll auch des Schreibens fuͤrnehmſter Nutz vnd
Brauch ſeyn/ daß man neben der Fortpflantzung guter Kuͤnſt
vnd Sprachen/ zu foͤrderſt das Wort Gottes von ſeinem We-
ſen/ Willen vnd Wercken durch die Feder ausbreite/ vnd wo-
hin man mit der Sprach vnd Stimm nicht reichen kan/ daſelbſt
hin mit Zacharia die Taͤfelin ſchicke/ das iſt/ heilſame Schriff-
ten vnd Lehrreiche Buͤcher/ dadurch auch die Nachbarn vnd
die weitentlegenen koͤnnen vnterrichtet vnd erbawet werden.
Deſſen haben wir ſtattliche Exempel im Alten Teſtament an
den heiligen Menſchen GOttes/ den Propheten/ welche jhre
Weiſſagungen nicht allein Patentsweiſe auff Tafeln ſchrieben
vnd maleten/ vnd wie man heutiges Tages mit oͤffentlichen
Mandaten vnd Citationen pfleget/ dieſelben an die Kirchthuͤ-
ren/ Rathhaͤuſer/ oder offene Statthore anſchlugen/ daß ſie le-
ſen kundte/ wer fuͤruͤber lieff/ Habac. 2, 2. Sondern auch in
Brieffsgeſtalt vnd Buͤcher-weiſe dieſelbigen an andere fremb-
de Ort zu Freunden vnd Feinden ſchickten/ 2. Chronic. 21, 12.
Jerem. 29, 1. cap.
36, 2.

Eben dergleichen findet ſich im Newen Teſtament/ an
den Evangeliſten vnd Apoſteln/ die ebener Geſtalt jhr Evan-
gelium nicht nur muͤndlich/ ſondern auch ſchrifftlich in alle
Welt verkuͤndigten/ Luc. 1, 3. Apoc. 1, 11. Welches jhnen jhre

trewe
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[0048] Leipziger Buchtrucker die Schreiberey geheiliget/ da er Moſe gab die zwo Tafeln des Zeugnuͤß/ die waren ſteinern/ vnd geſchrieben mit dem Finger GOttes/ Exod. 31, 18. Denn GOtt hatte ſie ſelbs ge- macht/ vnd ſelber die Schrifft drein gegraben/ Exod. 32, 16. Welches allein commendations vnd Herrligkeit gar gnug- ſam were: So dienet ſie hier dem ſtummen Vater an ſtatt der Rede vnd Sprache/ daß er den geoffenbahrten Willen GOt- tes/ von dem Namen ſeines newgebohrnen Soͤhnleins den Nachbarn vnd Gefreunden zu leſen vnd zuverſtehen geben kan. Vnd dieſes ſoll auch des Schreibens fuͤrnehmſter Nutz vnd Brauch ſeyn/ daß man neben der Fortpflantzung guter Kuͤnſt vnd Sprachen/ zu foͤrderſt das Wort Gottes von ſeinem We- ſen/ Willen vnd Wercken durch die Feder ausbreite/ vnd wo- hin man mit der Sprach vnd Stimm nicht reichen kan/ daſelbſt hin mit Zacharia die Taͤfelin ſchicke/ das iſt/ heilſame Schriff- ten vnd Lehrreiche Buͤcher/ dadurch auch die Nachbarn vnd die weitentlegenen koͤnnen vnterrichtet vnd erbawet werden. Deſſen haben wir ſtattliche Exempel im Alten Teſtament an den heiligen Menſchen GOttes/ den Propheten/ welche jhre Weiſſagungen nicht allein Patentsweiſe auff Tafeln ſchrieben vnd maleten/ vnd wie man heutiges Tages mit oͤffentlichen Mandaten vnd Citationen pfleget/ dieſelben an die Kirchthuͤ- ren/ Rathhaͤuſer/ oder offene Statthore anſchlugen/ daß ſie le- ſen kundte/ wer fuͤruͤber lieff/ Habac. 2, 2. Sondern auch in Brieffsgeſtalt vnd Buͤcher-weiſe dieſelbigen an andere fremb- de Ort zu Freunden vnd Feinden ſchickten/ 2. Chronic. 21, 12. Jerem. 29, 1. cap. 36, 2. Eben dergleichen findet ſich im Newen Teſtament/ an den Evangeliſten vnd Apoſteln/ die ebener Geſtalt jhr Evan- gelium nicht nur muͤndlich/ ſondern auch ſchrifftlich in alle Welt verkuͤndigten/ Luc. 1, 3. Apoc. 1, 11. Welches jhnen jhre trewe

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Zitationshilfe: [N. N.]: Jubilaeum Typographorum Lipsiensium Oder Zweyhundert-Jähriges Buchdrucker JubelFest. [Leipzig], 1640, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_jubilaeum_1640/48>, abgerufen am 29.03.2024.