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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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und Handwerke vermehren und veredeln sich,
den Fleißigen dünkt die Arbeit leichter, weil
sie ihm zu mannichfachen Annehmlichkeiten
verhilft, und er, indem er eine einförmige
Mühe übernimmt, sicher ist, die bunten
Früchte mannichfacher und belohnender Be¬
schäftigungen dafür mitzugenießen. Geld,
Thätigkeit und Waaren erzeugen sich gegen¬
seitig, und treiben sich in raschen Kreisen,
und das Land und die Städte blühen auf.
Je eifriger der Erwerbfleiß die Tage benutzt,
desto ausschließlicher ist der Abend, den reit¬
zenden Vergnügungen der schönen Künste
und des geselligen Umgangs gewidmet. Das
Gemüth sehnt sich nach Erholung und Ab¬
wechselung, und wo sollte es diese auf eine
anständigere und reitzendere Art finden, als
in der Beschäftigung mit den freyen Spie¬
len und Erzeugnissen seiner edelsten Kraft,
des bildenden Tiefsinns. Nirgends hört

und Handwerke vermehren und veredeln ſich,
den Fleißigen dünkt die Arbeit leichter, weil
ſie ihm zu mannichfachen Annehmlichkeiten
verhilft, und er, indem er eine einförmige
Mühe übernimmt, ſicher iſt, die bunten
Früchte mannichfacher und belohnender Be¬
ſchäftigungen dafür mitzugenießen. Geld,
Thätigkeit und Waaren erzeugen ſich gegen¬
ſeitig, und treiben ſich in raſchen Kreiſen,
und das Land und die Städte blühen auf.
Je eifriger der Erwerbfleiß die Tage benutzt,
deſto ausſchließlicher iſt der Abend, den reit¬
zenden Vergnügungen der ſchönen Künſte
und des geſelligen Umgangs gewidmet. Das
Gemüth ſehnt ſich nach Erholung und Ab¬
wechſelung, und wo ſollte es dieſe auf eine
anſtändigere und reitzendere Art finden, als
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len und Erzeugniſſen ſeiner edelſten Kraft,
des bildenden Tiefſinns. Nirgends hört

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[39/0047] und Handwerke vermehren und veredeln ſich, den Fleißigen dünkt die Arbeit leichter, weil ſie ihm zu mannichfachen Annehmlichkeiten verhilft, und er, indem er eine einförmige Mühe übernimmt, ſicher iſt, die bunten Früchte mannichfacher und belohnender Be¬ ſchäftigungen dafür mitzugenießen. Geld, Thätigkeit und Waaren erzeugen ſich gegen¬ ſeitig, und treiben ſich in raſchen Kreiſen, und das Land und die Städte blühen auf. Je eifriger der Erwerbfleiß die Tage benutzt, deſto ausſchließlicher iſt der Abend, den reit¬ zenden Vergnügungen der ſchönen Künſte und des geſelligen Umgangs gewidmet. Das Gemüth ſehnt ſich nach Erholung und Ab¬ wechſelung, und wo ſollte es dieſe auf eine anſtändigere und reitzendere Art finden, als in der Beſchäftigung mit den freyen Spie¬ len und Erzeugniſſen ſeiner edelſten Kraft, des bildenden Tiefſinns. Nirgends hört

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/47>, abgerufen am 29.03.2024.