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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXXVII, 19. Woche, Erfurt (Thüringen), 8. Mai 1744.

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len. Sie hegen keinen andern Endzweck, als vor die Sicherheit und den Ruhe-
stand ihrer Lande zu sorgen, und ihre eigene Geflissenheit wird seyn ohnverfälscht
und ohne Unterschied die Freundschaft derjenigen Mächte zu unterhalten, welche
die Grentzen der Billigkeit beobachten, und sich verbunden zu seyn glauben, solche
mit eben der Achtung vor Jhro. Maj. zu brauchen, als solche Se. Maj. vor diese
Mächte heget.

Da nun also die Conjunction der Neapolitaner mit denen
Spaniern würcklich zu Anfang des Aprils geschehen, so haben sie
eine Linie längst dem Tronto-Fluß gezogen bis nach Avignano. Die
Spanier vom Hertzog von Modena, und General Gages com-
mand
irt erstrecken sich von Pescara bis Chieti, der König mit der
Helfte seiner Trouppen von Chieti bis Lorenzo, und der Frantzösi-
sche General-Lieuten. Viefville von Lorenzo bis Sora. Der Kö-
nig hat anbey die Vorsicht gebraucht, daß die gantze Noblesse, wel-
che Güther in Abruzzo besitzet, ihme gefolgt ist.

Jhro Päbstliche Heiligkeit haben eine feyerliche Protestation
wider die Besitznehmung des Königs von Sardinien, von dem
Hertzogthum Piacenza, und wider alles was in dem Wormser-
Tractat stipulirt worden, herausgegeben. Ob dieses nicht Oel ins
Feuer gegossen heißt, überlassen wir andern zur Beurtheilung.

So wollen auch gantz neue Nachrichten wissen, daß gleich
nach der Abreise des Königs beyder Sicilien, eine scharffe Execu-
tion
vorgenommen worden, wodurch die Gemüther in höchsten
Grad erbittert.

Eine Parthey Husaren und Panduren haben dem Cardinal
Aquaviva auf seinem Land-Guthe zu Ascoli die Mahlzeit gesegnet,
eine grosse Menge Spanischer Gäste gefangen genommen, und den
Pallast gäntzlich ruinirt.

Man trägt sich hiernechst mit einer Mißgeburth von einen
Friedens-Plan zwischen der Königin von Ungarn und dem Kö-
nig beyder Sicilien, nach welchen Don Carlos Neapolis und Si-
cilien abtreten wolle, hingegen müste die Königin von Ungarn,
nebst ihren Aliirten, ihme das Königreich Arragonien garantiren,
dem Don Philippo aber Parma und Piacenza einräumen. Es
ist gewiß von einen Oesterreicher entworffen, narraverunt; sed cre-
dat Judaeus non ego.


len. Sie hegen keinen andern Endzweck, als vor die Sicherheit und den Ruhe-
stand ihrer Lande zu sorgen, und ihre eigene Geflissenheit wird seyn ohnverfälscht
und ohne Unterschied die Freundschaft derjenigen Mächte zu unterhalten, welche
die Grentzen der Billigkeit beobachten, und sich verbunden zu seyn glauben, solche
mit eben der Achtung vor Jhro. Maj. zu brauchen, als solche Se. Maj. vor diese
Mächte heget.

Da nun also die Conjunction der Neapolitaner mit denen
Spaniern würcklich zu Anfang des Aprils geschehen, so haben sie
eine Linie längst dem Tronto-Fluß gezogen bis nach Avignano. Die
Spanier vom Hertzog von Modena, und General Gages com-
mand
irt erstrecken sich von Pescara bis Chieti, der König mit der
Helfte seiner Trouppen von Chieti bis Lorenzo, und der Frantzösi-
sche General-Lieuten. Viefville von Lorenzo bis Sora. Der Kö-
nig hat anbey die Vorsicht gebraucht, daß die gantze Nobleſſe, wel-
che Güther in Abruzzo besitzet, ihme gefolgt ist.

Jhro Päbstliche Heiligkeit haben eine feyerliche Protestation
wider die Besitznehmung des Königs von Sardinien, von dem
Hertzogthum Piacenza, und wider alles was in dem Wormser-
Tractat ſtipulirt worden, herausgegeben. Ob dieses nicht Oel ins
Feuer gegossen heißt, überlassen wir andern zur Beurtheilung.

So wollen auch gantz neue Nachrichten wissen, daß gleich
nach der Abreise des Königs beyder Sicilien, eine scharffe Execu-
tion
vorgenommen worden, wodurch die Gemüther in höchsten
Grad erbittert.

Eine Parthey Husaren und Panduren haben dem Cardinal
Aquaviva auf seinem Land-Guthe zu Ascoli die Mahlzeit gesegnet,
eine grosse Menge Spanischer Gäste gefangen genommen, und den
Pallast gäntzlich ruinirt.

Man trägt sich hiernechst mit einer Mißgeburth von einen
Friedens-Plan zwischen der Königin von Ungarn und dem Kö-
nig beyder Sicilien, nach welchen Don Carlos Neapolis und Si-
cilien abtreten wolle, hingegen müste die Königin von Ungarn,
nebst ihren Aliirten, ihme das Königreich Arragonien garantiren,
dem Don Philippo aber Parma und Piacenza einräumen. Es
ist gewiß von einen Oesterreicher entworffen, narraverunt; ſed cre-
dat Judæus non ego.


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[295/0007] len. Sie hegen keinen andern Endzweck, als vor die Sicherheit und den Ruhe- stand ihrer Lande zu sorgen, und ihre eigene Geflissenheit wird seyn ohnverfälscht und ohne Unterschied die Freundschaft derjenigen Mächte zu unterhalten, welche die Grentzen der Billigkeit beobachten, und sich verbunden zu seyn glauben, solche mit eben der Achtung vor Jhro. Maj. zu brauchen, als solche Se. Maj. vor diese Mächte heget. Da nun also die Conjunction der Neapolitaner mit denen Spaniern würcklich zu Anfang des Aprils geschehen, so haben sie eine Linie längst dem Tronto-Fluß gezogen bis nach Avignano. Die Spanier vom Hertzog von Modena, und General Gages com- mandirt erstrecken sich von Pescara bis Chieti, der König mit der Helfte seiner Trouppen von Chieti bis Lorenzo, und der Frantzösi- sche General-Lieuten. Viefville von Lorenzo bis Sora. Der Kö- nig hat anbey die Vorsicht gebraucht, daß die gantze Nobleſſe, wel- che Güther in Abruzzo besitzet, ihme gefolgt ist. Jhro Päbstliche Heiligkeit haben eine feyerliche Protestation wider die Besitznehmung des Königs von Sardinien, von dem Hertzogthum Piacenza, und wider alles was in dem Wormser- Tractat ſtipulirt worden, herausgegeben. Ob dieses nicht Oel ins Feuer gegossen heißt, überlassen wir andern zur Beurtheilung. So wollen auch gantz neue Nachrichten wissen, daß gleich nach der Abreise des Königs beyder Sicilien, eine scharffe Execu- tion vorgenommen worden, wodurch die Gemüther in höchsten Grad erbittert. Eine Parthey Husaren und Panduren haben dem Cardinal Aquaviva auf seinem Land-Guthe zu Ascoli die Mahlzeit gesegnet, eine grosse Menge Spanischer Gäste gefangen genommen, und den Pallast gäntzlich ruinirt. Man trägt sich hiernechst mit einer Mißgeburth von einen Friedens-Plan zwischen der Königin von Ungarn und dem Kö- nig beyder Sicilien, nach welchen Don Carlos Neapolis und Si- cilien abtreten wolle, hingegen müste die Königin von Ungarn, nebst ihren Aliirten, ihme das Königreich Arragonien garantiren, dem Don Philippo aber Parma und Piacenza einräumen. Es ist gewiß von einen Oesterreicher entworffen, narraverunt; ſed cre- dat Judæus non ego.

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXXVII, 19. Woche, Erfurt (Thüringen), 8. Mai 1744, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0237_1744/7>, abgerufen am 28.03.2024.