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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XV, 9. Woche, Erfurt (Thüringen), 24. Februar 1744.

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pten, und das Verschulden seines Principals auf fremde Schultern
weltzen will. Jn England wird man sich wegen des Herrn von
Bussy keine graue Haare wachsen lassen, und schon vorher wissen,
wie man die Frantzösischen leeren Worte mit Englischer Realitaet
belohnen könne.

Unterdessen gestehet man es in Franckreich doch, sowohl bey
Hof, als in der Stadt Paris, ein, daß der Krieg und Frieden
gleichsam von Englischen Händen müsse erwartet werden. Und die
Herren Frantzosen wollen wider ihre sonstige, allen vorzugehen ge-
neigte Art, von denen Engländern sehen, mit was vor Höfflichkeit
sie die Entree machen werden, und ob sie den Trouppen-Transport
nach Jtalien ohnangefochten und ruhig gehen lassen werden, darzu
gehört ein starcker Glaube, und wäre etwas belachens-würdiges,
wenn man den Neptunum so gering tractiren, und ihm kein Opfer
bringen wolte, es schickt sich auch nicht wegen der Verbindun-
gen mit Ungarn und Sardinien; obgleich nicht zu läugnen, daß
hierbey die Erfindungs-reichen Herren Frantzosen ihre Force in de-
nen entibus rationis und qualitatibus occultis bey sich selbst voll-
kommen gut zeigen.

Jtalien.

Das neueste von Rom ist, daß der Prätendent den 19. Januar.
dem Pabst förmlich ( id est pro forma ) notifici rt, daß sein
ältester Hr. Sohn, ein vielleicht Hoffnungs-voller König, auf beson-
ders Verlangen seiner allerchristl. Maj. nacher Franckreich gegan-
gen, um, wie es heißt, der künfftigen Campagne beyzuwohnen,
( Novus ergo aderit Hercules! ) oder vielleicht zu andern geheimen
Absichten gebraucht zu werden; aber alsdenn dörffte man Engli-
scher Seits die Exceptionem habilitatis & legitimationis vor-
schützen, da es ohnedem eine gewisse Wahrheit bleibt, quod ex quo-
vis ligno non fieri possit Mercurius.

Auch will man so gut als vor gewiß sagen, daß Jhro Königl.
Majest. in Ungarn dasjenige, was sie an den König von Sardi-
nien aus dem Mayländischen weggeben, hinwiederum mit dem ü-
brigen Theil von Piacenza und dem Fürstenthum Mantua wieder
ergäntzen, und sie zum Mayländischen Staat schlagen wollen.


pten, und das Verschulden seines Principals auf fremde Schultern
weltzen will. Jn England wird man sich wegen des Herrn von
Bussy keine graue Haare wachsen lassen, und schon vorher wissen,
wie man die Frantzösischen leeren Worte mit Englischer Realitæt
belohnen könne.

Unterdessen gestehet man es in Franckreich doch, sowohl bey
Hof, als in der Stadt Paris, ein, daß der Krieg und Frieden
gleichsam von Englischen Händen müsse erwartet werden. Und die
Herren Frantzosen wollen wider ihre sonstige, allen vorzugehen ge-
neigte Art, von denen Engländern sehen, mit was vor Höfflichkeit
sie die Entree machen werden, und ob sie den Trouppen-Transport
nach Jtalien ohnangefochten und ruhig gehen lassen werden, darzu
gehört ein starcker Glaube, und wäre etwas belachens-würdiges,
wenn man den Neptunum so gering tractiren, und ihm kein Opfer
bringen wolte, es schickt sich auch nicht wegen der Verbindun-
gen mit Ungarn und Sardinien; obgleich nicht zu läugnen, daß
hierbey die Erfindungs-reichen Herren Frantzosen ihre Force in de-
nen entibus rationis und qualitatibus occultis bey sich selbst voll-
kommen gut zeigen.

Jtalien.

Das neueste von Rom ist, daß der Prätendent den 19. Januar.
dem Pabst förmlich ( id eſt pro forma ) notifici rt, daß sein
ältester Hr. Sohn, ein vielleicht Hoffnungs-voller König, auf beson-
ders Verlangen seiner allerchristl. Maj. nacher Franckreich gegan-
gen, um, wie es heißt, der künfftigen Campagne beyzuwohnen,
( Novus ergo aderit Hercules! ) oder vielleicht zu andern geheimen
Absichten gebraucht zu werden; aber alsdenn dörffte man Engli-
scher Seits die Exceptionem habilitatis & legitimationis vor-
schützen, da es ohnedem eine gewisse Wahrheit bleibt, quod ex quo-
vis ligno non fieri poſſit Mercurius.

Auch will man so gut als vor gewiß sagen, daß Jhro Königl.
Majest. in Ungarn dasjenige, was sie an den König von Sardi-
nien aus dem Mayländischen weggeben, hinwiederum mit dem ü-
brigen Theil von Piacenza und dem Fürstenthum Mantua wieder
ergäntzen, und sie zum Mayländischen Staat schlagen wollen.


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[135/0007] pten, und das Verschulden seines Principals auf fremde Schultern weltzen will. Jn England wird man sich wegen des Herrn von Bussy keine graue Haare wachsen lassen, und schon vorher wissen, wie man die Frantzösischen leeren Worte mit Englischer Realitæt belohnen könne. Unterdessen gestehet man es in Franckreich doch, sowohl bey Hof, als in der Stadt Paris, ein, daß der Krieg und Frieden gleichsam von Englischen Händen müsse erwartet werden. Und die Herren Frantzosen wollen wider ihre sonstige, allen vorzugehen ge- neigte Art, von denen Engländern sehen, mit was vor Höfflichkeit sie die Entree machen werden, und ob sie den Trouppen-Transport nach Jtalien ohnangefochten und ruhig gehen lassen werden, darzu gehört ein starcker Glaube, und wäre etwas belachens-würdiges, wenn man den Neptunum so gering tractiren, und ihm kein Opfer bringen wolte, es schickt sich auch nicht wegen der Verbindun- gen mit Ungarn und Sardinien; obgleich nicht zu läugnen, daß hierbey die Erfindungs-reichen Herren Frantzosen ihre Force in de- nen entibus rationis und qualitatibus occultis bey sich selbst voll- kommen gut zeigen. Jtalien. Das neueste von Rom ist, daß der Prätendent den 19. Januar. dem Pabst förmlich ( id eſt pro forma ) notifici rt, daß sein ältester Hr. Sohn, ein vielleicht Hoffnungs-voller König, auf beson- ders Verlangen seiner allerchristl. Maj. nacher Franckreich gegan- gen, um, wie es heißt, der künfftigen Campagne beyzuwohnen, ( Novus ergo aderit Hercules! ) oder vielleicht zu andern geheimen Absichten gebraucht zu werden; aber alsdenn dörffte man Engli- scher Seits die Exceptionem habilitatis & legitimationis vor- schützen, da es ohnedem eine gewisse Wahrheit bleibt, quod ex quo- vis ligno non fieri poſſit Mercurius. Auch will man so gut als vor gewiß sagen, daß Jhro Königl. Majest. in Ungarn dasjenige, was sie an den König von Sardi- nien aus dem Mayländischen weggeben, hinwiederum mit dem ü- brigen Theil von Piacenza und dem Fürstenthum Mantua wieder ergäntzen, und sie zum Mayländischen Staat schlagen wollen.

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XV, 9. Woche, Erfurt (Thüringen), 24. Februar 1744, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0217_1744/7>, abgerufen am 28.03.2024.