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[unbekannt:] Der Frauen und Weiber Privilegia. Um 1700.

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Mann/ (der es gerne thut/) sich befleißigen/ sein Weib entweder mit
Worten oder mit Wercken gar nicht erzürnen/ (wenn ers lassen kan/) son-
dern Fleiß anwenden/ daß er ihre Gedancken wisse und verstehe/ und alles
ohne Befehl verrichten könne/ also und der Gestalt/ daß sie sich nicht über
ihn erzürne/ und in eine grosse Kranckheit fallen möchte/ ja daß sie auch
über alle seine Güter Macht und Gewalt habe/ damit zu thun und zu-
lassen nach ihrem Belieben. Zum 15. Und wo die Lust hätte mit andern
Mannes-Bildern zu spielen/ mit Karten/ Würfeln und Bretspiel oder
dergleichen/ es sey um Geld oder Geldeswerth/ daß soll der Mann gerne
gönne und zulassen/ (wenn er will.) Zum 16. letzlich/ wo sich einer diesen
obgemeldten Artickeln widersetzen würde/ oder seines Weibes Befehl biß-
weilen übertreten würde/ so soll sie Macht haben ihr eigen Richter zu seyn
(wenn es dem Manne gefällt) ihn in die Straffe zu nehmen/ es sey mit
Hunger oder Durst/ oder was er gerne leydet/ daß sie ihme die gantze
Wochen nichts warmes zu essen gebe/ oder wenn die Verschuldigung zu-
groß wäre/ soll sie Macht haben ihm die Hosen abzuziehen/ (wenn sie es
dahin bringen kan/) und mit der Ruthe einen Product geben. Zum 17.
die Straffe soll so lange währen/ biß er ihr verspricht hinführo nach ihrem
Belieben zu thun/ daran geschiehet unser ernstlicher Wille/ den Weibern
billiches Wohlgefallen/ und gedencken/ wie solcher Gehorsam gegen einem
jeden nach Standes-Gebühr mit unsern Gnaden widerum zu verschul-
den; Die Unserigen aber erfüllen unsern ernstlichen Befehl. Und sollen
diejenigen Frauen und Weiber/ die solches Mandat nicht begehren/ son-
dern ihren Männern gerne das Männliche Regiment vergönnen und
lassen/ keineswegs allhier verstanden oder gemeinet seyn/ sondern nur
diejenigen/ als oben gemeldet ist; Gegeben und geschehen auff unserer
Vestung Plauderburg und Schnader-Schloß den 6. Schwartzmarckt
im 48. Wasch-Hause/ und unser Verwaltung und ersten und letzten im
hellen lichten Tage auff der Gassen:

Der Frauen und Weiber
Regiment
(L.S.)Auch ihr Privilegium
hat ein End.

Mann/ (der es gerne thut/) sich befleißigen/ ſein Weib entweder mit
Worten oder mit Wercken gar nicht erzuͤrnen/ (wenn ers laſſen kan/) ſon-
dern Fleiß anwenden/ daß er ihre Gedancken wiſſe und verſtehe/ und alles
ohne Befehl verrichten koͤnne/ alſo und der Geſtalt/ daß ſie ſich nicht uͤber
ihn erzuͤrne/ und in eine groſſe Kranckheit fallen moͤchte/ ja daß ſie auch
uͤber alle seine Guͤter Macht und Gewalt habe/ damit zu thun und zu-
laſſen nach ihrem Belieben. Zum 15. Und wo die Luſt haͤtte mit andern
Mannes-Bildern zu ſpielen/ mit Karten/ Wuͤrfeln und Bretſpiel oder
dergleichen/ es ſey um Geld oder Geldeswerth/ daß ſoll der Mann gerne
goͤnne und zulaſſen/ (wenn er will.) Zum 16. letzlich/ wo ſich einer dieſen
obgemeldten Artickeln widerſetzen wuͤrde/ oder ſeines Weibes Befehl biß-
weilen uͤbertreten wuͤrde/ ſo ſoll ſie Macht haben ihr eigen Richter zu ſeyn
(wenn es dem Manne gefaͤllt) ihn in die Straffe zu nehmen/ es ſey mit
Hunger oder Durſt/ oder was er gerne leydet/ daß ſie ihme die gantze
Wochen nichts warmes zu eſſen gebe/ oder wenn die Verſchuldigung zu-
groß waͤre/ ſoll ſie Macht haben ihm die Hoſen abzuziehen/ (wenn ſie es
dahin bringen kan/) und mit der Ruthe einen Product geben. Zum 17.
die Straffe ſoll ſo lange waͤhren/ biß er ihr verſpricht hinfuͤhro nach ihrem
Belieben zu thun/ daran geſchiehet unser ernſtlicher Wille/ den Weibern
billiches Wohlgefallen/ und gedencken/ wie ſolcher Gehorſam gegen einem
jeden nach Standes-Gebuͤhr mit unſern Gnaden widerum zu verſchul-
den; Die Unſerigen aber erfuͤllen unſern ernſtlichen Befehl. Und ſollen
diejenigen Frauen und Weiber/ die ſolches Mandat nicht begehren/ ſon-
dern ihren Maͤnnern gerne das Maͤnnliche Regiment vergoͤnnen und
laſſen/ keineswegs allhier verſtanden oder gemeinet ſeyn/ ſondern nur
diejenigen/ als oben gemeldet iſt; Gegeben und geſchehen auff unſerer
Veſtung Plauderburg und Schnader-Schloß den 6. Schwartzmarckt
im 48. Waſch-Hauſe/ und unſer Verwaltung und erſten und letzten im
hellen lichten Tage auff der Gaſſen:

Der Frauen und Weiber
Regiment
(L.S.)Auch ihr Privilegium
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[0006] Mann/ (der es gerne thut/) sich befleißigen/ ſein Weib entweder mit Worten oder mit Wercken gar nicht erzuͤrnen/ (wenn ers laſſen kan/) ſon- dern Fleiß anwenden/ daß er ihre Gedancken wiſſe und verſtehe/ und alles ohne Befehl verrichten koͤnne/ alſo und der Geſtalt/ daß ſie ſich nicht uͤber ihn erzuͤrne/ und in eine groſſe Kranckheit fallen moͤchte/ ja daß ſie auch uͤber alle seine Guͤter Macht und Gewalt habe/ damit zu thun und zu- laſſen nach ihrem Belieben. Zum 15. Und wo die Luſt haͤtte mit andern Mannes-Bildern zu ſpielen/ mit Karten/ Wuͤrfeln und Bretſpiel oder dergleichen/ es ſey um Geld oder Geldeswerth/ daß ſoll der Mann gerne goͤnne und zulaſſen/ (wenn er will.) Zum 16. letzlich/ wo ſich einer dieſen obgemeldten Artickeln widerſetzen wuͤrde/ oder ſeines Weibes Befehl biß- weilen uͤbertreten wuͤrde/ ſo ſoll ſie Macht haben ihr eigen Richter zu ſeyn (wenn es dem Manne gefaͤllt) ihn in die Straffe zu nehmen/ es ſey mit Hunger oder Durſt/ oder was er gerne leydet/ daß ſie ihme die gantze Wochen nichts warmes zu eſſen gebe/ oder wenn die Verſchuldigung zu- groß waͤre/ ſoll ſie Macht haben ihm die Hoſen abzuziehen/ (wenn ſie es dahin bringen kan/) und mit der Ruthe einen Product geben. Zum 17. die Straffe ſoll ſo lange waͤhren/ biß er ihr verſpricht hinfuͤhro nach ihrem Belieben zu thun/ daran geſchiehet unser ernſtlicher Wille/ den Weibern billiches Wohlgefallen/ und gedencken/ wie ſolcher Gehorſam gegen einem jeden nach Standes-Gebuͤhr mit unſern Gnaden widerum zu verſchul- den; Die Unſerigen aber erfuͤllen unſern ernſtlichen Befehl. Und ſollen diejenigen Frauen und Weiber/ die ſolches Mandat nicht begehren/ ſon- dern ihren Maͤnnern gerne das Maͤnnliche Regiment vergoͤnnen und laſſen/ keineswegs allhier verſtanden oder gemeinet ſeyn/ ſondern nur diejenigen/ als oben gemeldet iſt; Gegeben und geſchehen auff unſerer Veſtung Plauderburg und Schnader-Schloß den 6. Schwartzmarckt im 48. Waſch-Hauſe/ und unſer Verwaltung und erſten und letzten im hellen lichten Tage auff der Gaſſen: Der Frauen und Weiber Regiment (L.S.) Auch ihr Privilegium hat ein End.

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Zitationshilfe: [unbekannt:] Der Frauen und Weiber Privilegia. Um 1700, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weiber_1700/6>, abgerufen am 29.03.2024.