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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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Demnach ergab sich ein Reinertrag von 615 fl.
8 kr.

Auch in diesem Jahre fand in der Mittelschule, am
29. März, ein öffentliches Prüfungs-Turnen statt, gleich-
falls eingeleitet durch eine kurze Rede, welche sich dies-
mal über die geschichtliche Entwickelung der Turnkunst
und ihren wesentlichen Unterschied von den sogenannten
Gauklerkünsten verbreitete. Die Pfingstfeiertage gaben
Veranlassung zu einer größeren Turnfahrt auf den Don-
nersberg. Der Spätsommer brachte am 6. September
das gewöhnliche Wett-Turnen, immer noch in Form
eines Familien-Festes, diesesmal aber durch Beleuchtung
des Gartens und ein einfaches gemeinschaftliches Mahl
der ausgezeichneteren Turner gefeiert.

Die Turnanstalt hatte nun gleichsam drei Probejahre
glücklich bestanden; es mußte sich entscheiden, ob ihr
fernerhin und definitiv die thätige Unterstützung aus
Staatsmitteln zugewendet werden wolle; es mußte sich
namentlich auch für den Vorsteher derselben entscheiden,
und diese Frage hing mit der ersten innig zusammen,
ob er es wagen dürfe, seine Entlassung aus seiner bis-
herigen ehrenvollen und sichernden Stellung als Fürstlich
Thurn und Taxis'scher Postbeamter nachzusuchen, um
seine Kräfte thätiger einer Anstalt zu widmen, deren
allmälige Ausdehnung solches dringend zu fordern, die
aber voraussichtlich nur unsicheren pekuniären Ersatz zu
versprechen schien. Der innige Wunsch, eine gute, ein-
mal mit Wärme ergriffene Sache mindestens dem Punkte
ihrer vollständigen Entwickelung zuzuführen, ließ über die
großen, sich diesem entgegenstellenden Privat-Rücksichten
und Bedenklichkeiten hinweg sehen. Bereitwillig wurde
von den hohen Behörden unsrer Stadt, in Rücksicht auf
den mit einem sehr bedeutenden Kapitalaufwande bewirk-
ten Ankauf, resp. Bau, einer Lokalität und die damit
bewirkte Ausdehnung der Anstalt ein jährlicher Kosten-
beitrag von 600 fl. bewilliget, und so sah sich eines-
theils das Jnstitut in seinem Bestehen gesichert, der

Demnach ergab ſich ein Reinertrag von 615 fl.
8 kr.

Auch in dieſem Jahre fand in der Mittelſchule, am
29. März, ein öffentliches Prüfungs-Turnen ſtatt, gleich-
falls eingeleitet durch eine kurze Rede, welche ſich dies-
mal über die geſchichtliche Entwickelung der Turnkunſt
und ihren weſentlichen Unterſchied von den ſogenannten
Gauklerkünſten verbreitete. Die Pfingſtfeiertage gaben
Veranlaſſung zu einer größeren Turnfahrt auf den Don-
nersberg. Der Spätſommer brachte am 6. September
das gewöhnliche Wett-Turnen, immer noch in Form
eines Familien-Feſtes, dieſesmal aber durch Beleuchtung
des Gartens und ein einfaches gemeinſchaftliches Mahl
der ausgezeichneteren Turner gefeiert.

Die Turnanſtalt hatte nun gleichſam drei Probejahre
glücklich beſtanden; es mußte ſich entſcheiden, ob ihr
fernerhin und definitiv die thätige Unterſtützung aus
Staatsmitteln zugewendet werden wolle; es mußte ſich
namentlich auch für den Vorſteher derſelben entſcheiden,
und dieſe Frage hing mit der erſten innig zuſammen,
ob er es wagen dürfe, ſeine Entlaſſung aus ſeiner bis-
herigen ehrenvollen und ſichernden Stellung als Fürſtlich
Thurn und Taxis’ſcher Poſtbeamter nachzuſuchen, um
ſeine Kräfte thätiger einer Anſtalt zu widmen, deren
allmälige Ausdehnung ſolches dringend zu fordern, die
aber vorausſichtlich nur unſicheren pekuniären Erſatz zu
verſprechen ſchien. Der innige Wunſch, eine gute, ein-
mal mit Wärme ergriffene Sache mindeſtens dem Punkte
ihrer vollſtändigen Entwickelung zuzuführen, ließ über die
großen, ſich dieſem entgegenſtellenden Privat-Rückſichten
und Bedenklichkeiten hinweg ſehen. Bereitwillig wurde
von den hohen Behörden unſrer Stadt, in Rückſicht auf
den mit einem ſehr bedeutenden Kapitalaufwande bewirk-
ten Ankauf, reſp. Bau, einer Lokalität und die damit
bewirkte Ausdehnung der Anſtalt ein jährlicher Koſten-
beitrag von 600 fl. bewilliget, und ſo ſah ſich eines-
theils das Jnſtitut in ſeinem Beſtehen geſichert, der

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[36/0040] Demnach ergab ſich ein Reinertrag von 615 fl. 8 kr. Auch in dieſem Jahre fand in der Mittelſchule, am 29. März, ein öffentliches Prüfungs-Turnen ſtatt, gleich- falls eingeleitet durch eine kurze Rede, welche ſich dies- mal über die geſchichtliche Entwickelung der Turnkunſt und ihren weſentlichen Unterſchied von den ſogenannten Gauklerkünſten verbreitete. Die Pfingſtfeiertage gaben Veranlaſſung zu einer größeren Turnfahrt auf den Don- nersberg. Der Spätſommer brachte am 6. September das gewöhnliche Wett-Turnen, immer noch in Form eines Familien-Feſtes, dieſesmal aber durch Beleuchtung des Gartens und ein einfaches gemeinſchaftliches Mahl der ausgezeichneteren Turner gefeiert. Die Turnanſtalt hatte nun gleichſam drei Probejahre glücklich beſtanden; es mußte ſich entſcheiden, ob ihr fernerhin und definitiv die thätige Unterſtützung aus Staatsmitteln zugewendet werden wolle; es mußte ſich namentlich auch für den Vorſteher derſelben entſcheiden, und dieſe Frage hing mit der erſten innig zuſammen, ob er es wagen dürfe, ſeine Entlaſſung aus ſeiner bis- herigen ehrenvollen und ſichernden Stellung als Fürſtlich Thurn und Taxis’ſcher Poſtbeamter nachzuſuchen, um ſeine Kräfte thätiger einer Anſtalt zu widmen, deren allmälige Ausdehnung ſolches dringend zu fordern, die aber vorausſichtlich nur unſicheren pekuniären Erſatz zu verſprechen ſchien. Der innige Wunſch, eine gute, ein- mal mit Wärme ergriffene Sache mindeſtens dem Punkte ihrer vollſtändigen Entwickelung zuzuführen, ließ über die großen, ſich dieſem entgegenſtellenden Privat-Rückſichten und Bedenklichkeiten hinweg ſehen. Bereitwillig wurde von den hohen Behörden unſrer Stadt, in Rückſicht auf den mit einem ſehr bedeutenden Kapitalaufwande bewirk- ten Ankauf, reſp. Bau, einer Lokalität und die damit bewirkte Ausdehnung der Anſtalt ein jährlicher Koſten- beitrag von 600 fl. bewilliget, und ſo ſah ſich eines- theils das Jnſtitut in ſeinem Beſtehen geſichert, der

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/40>, abgerufen am 28.03.2024.