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St. Galler Volksblatt. Nr. 103, Uznach, 24. 12. 1885.

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[Spaltenumbruch] strenge Wintertage mit wacker Schneegestöber und jetzt
haben wir geradezu wieder warme, sonnige Tage, was
leider die für die Saaten wohlthätige Schneedecke wieder
wegfegt.

Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe,
welche am Rheumatismus leiden? Schon Wochen lang
habe ich zwei rothe "hinkende Küh'", sie mögen bloß zum
Brunnen tappen. Bei einer dritten Kuh hat das Uebel
auch anfangen wollen, da hab' ich dieselbe noch rechtzeitig
einem jüdischen "Schmuli" angehenkt, der nur an einem
Aug' sieht. Wegen dem vielen Futter, wie gesagt, könnt'
ich noch viel Vieh losschlagen, aber es gilt eben nur ein
Spottpreis und das Heukaufen ist so horrent, daß einem
die Haare zu Berge stehen. Denk' Dir, letzte Woche hab'
ich ein Wägeli voll Heu kauft, das Kläfterli für 58 Fr.
Ist das nicht unerhört? Das ist jetzt thatsächlich der Futter-
preis bei uns im Jura. Wenn da dem Bauer die Lust
zum "Tanzen und Gumpen" nicht vergeht, dann will ich
"Joggeli" heißen.

Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere-
miade, sonst wirfst Du mir vor Aerger den Brief ins Hosen-
loch, ohne daß ihn Deine Frau zu lesen bekommt.

So will ich denn noch von etwas Anderem berichten,
was etwa bei uns im Jura und im Bernerbiet überhaupt
"gäng und gäb ist." Viel Neues ist nicht los und das
ist justement nicht das Bedauerlichste. Im Oktober hat
bei uns der neue Hochwst. Bischof gefirmt. Da ich auch
das Glück hatte, als "Götti" mit zwei Buben aufzumar-
schiren, so habe ich den neuen Oberhirten auch gehörig
angeschaut. Er ist ein alter, sehr frommer und liebens-
würdiger Herr, den der Hergott uns recht lange zum
Segen und Frieden erhalten möge. Unsere reformirte
Regierung hat sogar eine zweispännige Kutsche dem Bischof
zur Firmungsreise im Jura zur Verfügung gestellt und
so meinten wir Katholiken voll Freude, daß es mit dem
kirchlichen Frieden wieder Ernst gelte. Jetzt aber hat der
Erziehungsdirektor Gobat schon wieder so ein launiges
Schulbuch herausgegeben, welches in unsere Schulen auf
Neujahr obligatorisch, d. h. mit "Befehl" eingeführt
werden soll und das unsere hl. Religion und deßhalb uns
Katholiken auf's Tiefste verhöhnt und kränkt. So wird
zum Beispiel in dem Buch der Ablaß der kathol. Kirche
als eine "Geldmühle" der Päpste bezeichnet. Auf Seite
310 heißt es wörtlich: "Das Aergste von der Lehre der
Kirche sei die Lehre vom Ablasse d. h. von der
Vergebung der Sünden durch die Priester
gegen Bezahlung
." "Sobald das Geld im Kasten
klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt."

Auf Seite 318 werden die Jesuiten hergenommen,
welche in die Schweiz berufen worden seien, um die
Reformirten ausrotten zu helfen und welche sich der schlech-
testen Mittel bedienen nach dem bekannten Grundsatze: "Der
Zweck heiliget die Mittel."

Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther
als Marthrer des wahren, reinen Glaubens auf den Schild
erhoben und auf Seite 313 sein Seitenstück "Zwingli"
nach Einsiedeln berufen, der als reiner Sittenprediger
gegen die Mißbräuche und den Unfug der Wallfahrer und
die verkommene Einsiedlerbevölkerung zu Felde zieht."

Mit solchen und ähnlichen freimaurerischen Geschichts-
lügen, historischen Entstellungen, krassen Fälschungen, per-
fiden Angriffen und niederträchtigen Verleumdungen gegen
unsere katholische Religion ist nun das neue Lesebuch ge-
spickt und mit solchem erbärmlichen Zeug soll nun künftig
unsere katholische Jugend gefüttert, gebildet und vergiftet
werden? Gut, daß ich nicht in Bern wohne, sonst wollte
ich dem Urheber dieses schändlichen Lügenmachwerkes seine
Schattenseite versalzen und verpfeffern, daß dem Patron
sieben Wochen lang "Hören und Sehen" verginge. Doch
das katholische Jurassiervolk wird die Sache nicht so leicht
hinnehmen und schon die rechte Antwort in einer Massen-
protestation an die Bundesversammlung geben. Vorläufig
schneiden wir das verlogene Geschmier einfach aus dem
Buch heraus und werfen es durch das bekannte, lange,
viereckige Rohr herunter. --

Was ich noch hab' fragen wollen. Hast Du das Ding
von der "Landesbefestigung" auch gelesen, lieber Anton?
Was doch die auf den grünen Sesseln schnarchenden und
träumenden Bundesväter bei einander nicht alles Teufels
zum Ruin unseres Vaterlandes aushecken. Also wieder
für Millionen eine Landesbefestigung, wie in den monar-
chischen König- und Kaiserstaaten? Ein schönes Neujahrs-
geschenk fürwahr! Zu der "Befestigung" können wir
Bauern wieder unser Geld schwitzen und Buben liefern
zum "Militärlen und Todtschießen." Bist Du einverstanden
mit diesem neuesten Herrenbeschluß? Ich keineswegs. Die
beste Landesbefestigung für unser Ländchen meine ich, sind
Glauben und Religion, Tugend und gute Sitte, Bruder-
liebe und Eintracht unter den verschiedenen Konfessionen,
Duldsamkeit und Gerechtigkeit für alle Landeskinder. Diese
Landesbefestigung hat sich vor Jahrhunderten an unsern
tapfern Vorvätern, bewiesen bei Morgarten, Laupen, Murten,
Grandson, am Stoß, bei Sempach u. s. w.

Also warum solche kostspieligen Neuerungen? Hoffentlich
fort damit durch's Referendum. Sapperstrenz! Nix da
Pastete! Wird nicht geschnupft!

Aber jetzt ist's Zeit, daß ich aufhöre mit meinem
Brief, der Postbub kommt daher, darum nur noch das
Nothwendigste.

Lieber Anton! Berichte mir bald wie's im St. Galler-
ländli dato steht! Ich habe immer so halb Mucken im Kopf,
wenn's im Spiegelberg nicht mehr "hotten" will, in der
Ostschweiz auf ein "Heimetli" zu gehen. Ich war schon
im Mai um euere Residenz herum und hab' im Toggen-
[Spaltenumbruch] burg übernachtet an einem Ort, wo ihnen die neue Kirche
hat wöllen zusammenfallen, aber ich hab' damals kein
rechtes Heimwesen ausfindig machen können. Paß ein wenig
auf und wenn Du etwas weißt für mich, so schreib'. Es
muß aber ein ordentliches "Gschöchli si", nüd ein ver-
lottertes Heimwesen, wo man Anfangs scho kei Lust und
Lieb' haben kann und daß einem das Schaffen verleidet.
Wenn ich auch bereits das Schwabenalter hinter mir habe,
so bin ich doch noch nicht katzgrau und schaff' und arbeit'
gern, wo etwas für Seel' und Leib herauslugt.

Grüß' mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern,
denen ich ebenfalls ein recht gutes, neues Jahr wünsche
und gute Milchküh'. Die Herren Bauernkollegen sollen auf
das neue Jahr gute, konservative, katholische Zeitungen
abonniren, die schlechten aus dem Haus werfen. Oder was
nützen denn alle die beständigen Mahnworte der Bischöfe
und Geistlichen, wenn wir nicht folgen und selbst immer
zu unserem und zum Verderben unserer Kinder durch
Haltung liederlicher Zeitungen die schlechte Presse unter-
stützen?

Also Gott befohlen. Er mög' Alles leiten und führen!
Mit diesem Gruße scheidet im alten Jahre Dein allzeit
treuer Ulrich auf dem Spiegelberg im Berner Jura.




Eidgenössisches.



-- Bundesversammlung.

National-
rath
. Eine Petition der Wittwe Suter-Tanner wird der
Petitionskommission überwiesen.

Das Präsidium beantragt, von einer Frühjahrssession
abzusehen. Es wird ohne Einsprache beschlossen.

Die Zolltarif-Petitionen werden abgewiesen.

Tieferlegung des Merjelensee's. In Ueber-
einstimmung mit dem Ständerath wird die Fristverlängerung
um ein Jahr für Leistung des Finanzausweises bewilligt.

Ständerath. Als neue Traktanden werden ange-
zeigt: 1. Konzessionsgesuch einer Straßenbahn von Luzern
nach Kriens. 2. Konzessionsgesuch für die Erstellung einer
direkten Linie (Normalbahn) van Renan nach Chauxdefonds.
Beide Geschäfte werden an die Eisenbahnkommission gewiesen.

Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutscher
und Gavard in französischer Sprache und empfehlen An-
nahme. Letztere erfolgt einstimmig

Ueber das Konzessionsgesuch für die Eisenbahn Maloja
Castasegna referirt Herzog und es wird dasselbe, nachdem
auch noch Peterelli dafür gesprochen, der aber eine Ab-
änderung in Artikel 12 verlangte mit dieser Abänderung,
bewilligt.

Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürstenthum Mo-
naco wird genehmigt.

Ständerath.

Für die Rhein-
korrektion
wurde infolge des betr. Subventionsgesuches
von St. Gallen eine siebengliedrige Kommission, welche
gleichzeitig die zürcherische See-Abflußkorrektion vorzube-
rathen hat und für die Rhonekorrektion eine fünfgliedrige
Kommission bestellt. -- Die Beschwerde der Frau Suter-
Tanner in Ragaz wegen angeblicher Rechtsverweigerung
der St. Gallischen Behörden wurde ad acta gelegt.

-- Piusverein.

Das Zentralkomite hat als Ort
der Generalversammlung für das Jahr 1886 Altdorf
gewählt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Verein
vom Urner Volke, in dessen Mitte er seit 1867 nie mehr
getagt hat, mit Sympathie begrüßt wird.




St. Gallisches.



-- Regierungsraths-Verhandlungen.

Genehmigt werden: Der Bericht des Departements
des Innern in Bezug auf die Kommunaluntersuchung
der Gemeinde Kirchberg; der Waldwirthschaftsplan der
zweiten Abtheilung der Staatswaldungen im Forstbezirk
St. Gallen (Tablat-Goßau); ferner das abgeänderte Reg-
lement der Ortsgemeinde Tscherlach; die Feuerwehrordnung
der politischen Gemeinde Sennwald; ein Liegenschafts-
verkauf der Ortsgemeinde Maseltrangen, und eine Anzahl
von Handänderungen der Ortsgemeinde Berneck.

Die Gesellschaft "Frohsinn" in St. Gallen übermittelt
zu Gunsten eines "Asyls für Unheilbare und Alters-
schwache" die Summe von Fr. 529. 60 Rp. als Ertrag
ihres jüngsthin zu gedachtem Zwecke gegebenen Konzertes.

Ebenso wird verdankt eine testamentarische Vergabung
von 1000 Fr. von Herrn alt-Bierbrauer Kurer sel. in
St. Gallen zu Gunsten des Kantonsspitalfondes.

Zwei liederliche Individuen von Jonschwil und Watt-
wil wandern für je ein Jahr nach der Bizi.

Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für seine
Schiefertafelfabrik verlängerte Arbeitszeit für einen weitern
Monat bewilliget.

-- Rorschach.

Montag Morgen verunglückte im
äußern Bahnhof Wagenkontroleur Meierhans.

-- In Altstätten beschäftigt man sich lebhaft mit
dem vielfach angeregten Gedanken, das prächtige vater-
ländische Schauspiel: "Die Schlacht am Stoß" nächste
Fastnacht nochmals aufzuführen.

-- Mels.

Beim Schattenberg ob Mühleboden, un-
mittelbar an der Weißtannerstraße, verunglückte letzten
Freitag beim sog. "Rissen" ein junger Mann Pfiffner in
einer schrecklichen Weise, indem ihm von einem über-
wallenden Stück Holz, dem er nicht mehr ausweichen
konnte, sowohl der Kopf zerschmettert, als ein Bein ab-
geschlagen wurde. Derselbe war seines Berufes Sticker,
wollte sein Holzloos holen und ist nun so traurig um's
Leben und Frau und vier unmündige Kinder um ihren
Ernährer gekommen. Ein doppelt traurig Loos!


[Spaltenumbruch]
Kantonales.



Zürich.

-- Zürich. Die Meldung deutscher Blätter, Professor
Horner sei gestorben, ist unrichtig. Der Zustand desselben
ist auf der Besserung begriffen.

-- Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen
Besitzer Hrn. Th. Baur aus Gesundheitsrücksichten seiner
Tochter zum alleinigen Fortbetrieb übergeben.

Bern.

Eine große imposante
Versammlung katholischer Hausväter beschloß heute, gegen
die Einführung obligatorischer Schulbücher, welche das
Gewissen katholischer Eltern verletzen, einen Protest nach
Bern zu schicken, und ernannte eine Kommission, welche
die nöthigen Schritte thun soll, um die unverletzlichen
Rechte der Eltern zu wahren. "Ehre und Anerkennung
der Festigkeit dieser Hausväter, an welcher auch wir
Protestanten gegenüber der heillosen Neuerungssucht in
Sachen der obligatorischen Schulbücher ein Beispiel nehmen
sollten", schreibt die protestantische "Berner Volksztg."

-- Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dresch-
maschinen haben sich letzte Woche ereignet, der eine in
Gondiswyl, der andere in Ursenbach. In Gonbis-
wyl wurde dem 22jährigen Friedr. Nyffeler, Schmied,
vom Göpelwerk beide Beine verstümmelt; er wurde in den
Spital nach Langenthal gebracht. In Ursenbach wurde die
18jährige Marie Benz, bei Hr. Sager Brand, vom Ge-
triebe erfaßt; sie erlitt einen Armbruch und mehrere
Quetschungen. Ein Knabe in Bleienbach wurde von
einer Schneeballe so unglücklich an's Auge getroffen, daß
dasselbe wahrscheinlich verloren ist.

Glarus.

-- Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger
in Zürich überraschte die 81 ältesten Arbeiter in der
Spinnerei des Hrn. Hrch. Kunz in Linththal unerwartet
mit der so schönen Weinhachtsgabe von Fr. 2,800.

Freiburg.

-- * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus
passirte an einem Bezirkshauptorte dieses Kantons folgende
ergötzliche Solovorstellung nach dem Texte des Liedes
"Grad aus dem Wirthshaus etc." Ein Arbeiter trat auf
dem Heimwege in ein Cafe, wo es ihm so wohl gefiel,
daß er sich einen tüchtigen Rausch anschnallte und schließ-
lich ohne Abschiedsgruß vor die Thüre gesetzt wurde.
Wüthend über die Undankbarkeit des Wirthes, beschloß
der Gekränkte, sich an den Scheiben der Wirthschaft zu
rächen. Es war 10 Uhr vorbei und die Nacht sehr dunkel.
Unser Catilina stellte gravitätisch seinen Stock an die
Hausmauer und hielt sich instinktiv in der Nähe derselben,
weil ihm das Gleichgewicht von einem unsichtbaren Geiste
bedenklich gestört schien. Dann fing er an, alle Kieselsteine,
deren er habhaft werden konnte, zusammenzuraffen, und
nachdem er einen respektabeln Lärm verübt, warf er den
ersten, dann den zweiten, dann den dritten und sofort.
Nur hatte unser Mann beim Sammeln seiner Wurf-
geschosse so viele Wendungen gemacht, und war sein Kopf
in einem solchen Zustande, daß er nicht einmal bemerkte,
wie sein Rücken dem Hotel zugekehrt ist und die Kiesel-
steine auf die prächtige Vorderseite eines Barbierladens
zufliegen. Der Haarkünstler tritt heraus und schreit um
Hülfe. Der Arbeiter reißt aus und versucht, sich in Sicher-
heit zu bringen. Aber ach! die Beine sind schwach, und
der Kopf ist schwer. Es gelang ohne Schwierigkeit, ihn
einzufangen und nach Numero Sicher zu verbringen, wo
er Zeit bekam, über sein schwaches Orientirungsvermögen
ungestört nachzudenken.




Ausland.



Deutsches Reich.

-- * Das "Heil dir im Siegeskranz" ist bei den
"Mußpreußen" Deutschlands seit Jahren außer Kurs ge-
kommen. Die kleinen Staaten, die 1871 mehr oder
weniger freiwillig ihre Selbstständigkeit auf dem Altar
der preußischen Hegemonie (Führerschaft) opferten, fühlen
sich unter dem Schwergewicht dieser Militärdiktatur immer
unbehaglicher; fast alles politische Leben Deutschlands kon-
zentrirt sich seit jenem verhängnißvollen Schritte in Berlin,
wie das Leben des Menschen seinen Sitz im Herzen hat.
Verfassung hin, Verfassung her -- Preußen regiert in
alle Verhältnisse der deutschen Kleinstaaten hinein. Man
glaubt sich öfters in jene Zeit hineinversetzt, wo der
cäsoropapistische Kaiser Friedrich II. in seinem Streit mit
dem Papst den Satz anführte: "Princeps legibus solutus
est"
-- der Fürst ist von allen Gesetzen entbunden (Soll
das auf den Fürsten Bismarck gespitzt sein? Der Setzer.)
oder wie später Ludwig der Bayer erklärte: "nos qui
sumus supra jus"
-- ich, der ich über dem Rechte
stehe." -- Wenn doch diese Staaten als Entgelt für ihre
politische Bevormundung wenigstens volkswirthschaftlich und
moralisch profitiren; aber nein, -- mit den preußischen
Drillmeistern sind auch die militärischen Untugenden ein-
gedrungen. Die Duellwuth z. B. hat mit dem aufgedrungenen
Militarismus neue Nahrung erhalten. Neulich erklärte in
der baierischen Kammer der liberale Schauß, das Duell
sei unter gegenwärtigen Verhältnissen für die nationale
Erziehung unumgänglich nothwendig! Diese Herren Liberalen
schimpfen aus vollem Halse auf das Mittelalter und seine
barbarischen Sitten, machen sich dann aber ohne alle Ge-
wissensbisse zu Lobredner seiner barbarischten Sitte. Es
wurde übrigens dem duellfreundlichen Abgeordneten von
anderer Seite erwidert, so lange man auf diese Art die
militärische Bravour glaube aufrecht erhalten zu sollen,

[Spaltenumbruch] ſtrenge Wintertage mit wacker Schneegeſtöber und jetzt
haben wir geradezu wieder warme, ſonnige Tage, was
leider die für die Saaten wohlthätige Schneedecke wieder
wegfegt.

Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe,
welche am Rheumatismus leiden? Schon Wochen lang
habe ich zwei rothe „hinkende Küh’“, ſie mögen bloß zum
Brunnen tappen. Bei einer dritten Kuh hat das Uebel
auch anfangen wollen, da hab’ ich dieſelbe noch rechtzeitig
einem jüdiſchen „Schmuli“ angehenkt, der nur an einem
Aug’ ſieht. Wegen dem vielen Futter, wie geſagt, könnt’
ich noch viel Vieh losſchlagen, aber es gilt eben nur ein
Spottpreis und das Heukaufen iſt ſo horrent, daß einem
die Haare zu Berge ſtehen. Denk’ Dir, letzte Woche hab’
ich ein Wägeli voll Heu kauft, das Kläfterli für 58 Fr.
Iſt das nicht unerhört? Das iſt jetzt thatſächlich der Futter-
preis bei uns im Jura. Wenn da dem Bauer die Luſt
zum „Tanzen und Gumpen“ nicht vergeht, dann will ich
„Joggeli“ heißen.

Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere-
miade, ſonſt wirfſt Du mir vor Aerger den Brief ins Hoſen-
loch, ohne daß ihn Deine Frau zu leſen bekommt.

So will ich denn noch von etwas Anderem berichten,
was etwa bei uns im Jura und im Bernerbiet überhaupt
„gäng und gäb iſt.“ Viel Neues iſt nicht los und das
iſt juſtement nicht das Bedauerlichſte. Im Oktober hat
bei uns der neue Hochwſt. Biſchof gefirmt. Da ich auch
das Glück hatte, als „Götti“ mit zwei Buben aufzumar-
ſchiren, ſo habe ich den neuen Oberhirten auch gehörig
angeſchaut. Er iſt ein alter, ſehr frommer und liebens-
würdiger Herr, den der Hergott uns recht lange zum
Segen und Frieden erhalten möge. Unſere reformirte
Regierung hat ſogar eine zweiſpännige Kutſche dem Biſchof
zur Firmungsreiſe im Jura zur Verfügung geſtellt und
ſo meinten wir Katholiken voll Freude, daß es mit dem
kirchlichen Frieden wieder Ernſt gelte. Jetzt aber hat der
Erziehungsdirektor Gobat ſchon wieder ſo ein launiges
Schulbuch herausgegeben, welches in unſere Schulen auf
Neujahr obligatoriſch, d. h. mit „Befehl“ eingeführt
werden ſoll und das unſere hl. Religion und deßhalb uns
Katholiken auf’s Tiefſte verhöhnt und kränkt. So wird
zum Beiſpiel in dem Buch der Ablaß der kathol. Kirche
als eine „Geldmühle“ der Päpſte bezeichnet. Auf Seite
310 heißt es wörtlich: „Das Aergſte von der Lehre der
Kirche ſei die Lehre vom Ablaſſe d. h. von der
Vergebung der Sünden durch die Prieſter
gegen Bezahlung
.“ „Sobald das Geld im Kaſten
klingt, die Seele aus dem Fegfeuer ſpringt.“

Auf Seite 318 werden die Jeſuiten hergenommen,
welche in die Schweiz berufen worden ſeien, um die
Reformirten ausrotten zu helfen und welche ſich der ſchlech-
teſten Mittel bedienen nach dem bekannten Grundſatze: „Der
Zweck heiliget die Mittel.“

Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther
als Marthrer des wahren, reinen Glaubens auf den Schild
erhoben und auf Seite 313 ſein Seitenſtück „Zwingli“
nach Einſiedeln berufen, der als reiner Sittenprediger
gegen die Mißbräuche und den Unfug der Wallfahrer und
die verkommene Einſiedlerbevölkerung zu Felde zieht.“

Mit ſolchen und ähnlichen freimaureriſchen Geſchichts-
lügen, hiſtoriſchen Entſtellungen, kraſſen Fälſchungen, per-
fiden Angriffen und niederträchtigen Verleumdungen gegen
unſere katholiſche Religion iſt nun das neue Leſebuch ge-
ſpickt und mit ſolchem erbärmlichen Zeug ſoll nun künftig
unſere katholiſche Jugend gefüttert, gebildet und vergiftet
werden? Gut, daß ich nicht in Bern wohne, ſonſt wollte
ich dem Urheber dieſes ſchändlichen Lügenmachwerkes ſeine
Schattenſeite verſalzen und verpfeffern, daß dem Patron
ſieben Wochen lang „Hören und Sehen“ verginge. Doch
das katholiſche Juraſſiervolk wird die Sache nicht ſo leicht
hinnehmen und ſchon die rechte Antwort in einer Maſſen-
proteſtation an die Bundesverſammlung geben. Vorläufig
ſchneiden wir das verlogene Geſchmier einfach aus dem
Buch heraus und werfen es durch das bekannte, lange,
viereckige Rohr herunter. —

Was ich noch hab’ fragen wollen. Haſt Du das Ding
von der „Landesbefeſtigung“ auch geleſen, lieber Anton?
Was doch die auf den grünen Seſſeln ſchnarchenden und
träumenden Bundesväter bei einander nicht alles Teufels
zum Ruin unſeres Vaterlandes aushecken. Alſo wieder
für Millionen eine Landesbefeſtigung, wie in den monar-
chiſchen König- und Kaiſerſtaaten? Ein ſchönes Neujahrs-
geſchenk fürwahr! Zu der „Befeſtigung“ können wir
Bauern wieder unſer Geld ſchwitzen und Buben liefern
zum „Militärlen und Todtſchießen.“ Biſt Du einverſtanden
mit dieſem neueſten Herrenbeſchluß? Ich keineswegs. Die
beſte Landesbefeſtigung für unſer Ländchen meine ich, ſind
Glauben und Religion, Tugend und gute Sitte, Bruder-
liebe und Eintracht unter den verſchiedenen Konfeſſionen,
Duldſamkeit und Gerechtigkeit für alle Landeskinder. Dieſe
Landesbefeſtigung hat ſich vor Jahrhunderten an unſern
tapfern Vorvätern, bewieſen bei Morgarten, Laupen, Murten,
Grandſon, am Stoß, bei Sempach u. ſ. w.

Alſo warum ſolche koſtſpieligen Neuerungen? Hoffentlich
fort damit durch’s Referendum. Sapperſtrenz! Nix da
Paſtete! Wird nicht geſchnupft!

Aber jetzt iſt’s Zeit, daß ich aufhöre mit meinem
Brief, der Poſtbub kommt daher, darum nur noch das
Nothwendigſte.

Lieber Anton! Berichte mir bald wie’s im St. Galler-
ländli dato ſteht! Ich habe immer ſo halb Mucken im Kopf,
wenn’s im Spiegelberg nicht mehr „hotten“ will, in der
Oſtſchweiz auf ein „Heimetli“ zu gehen. Ich war ſchon
im Mai um euere Reſidenz herum und hab’ im Toggen-
[Spaltenumbruch] burg übernachtet an einem Ort, wo ihnen die neue Kirche
hat wöllen zuſammenfallen, aber ich hab’ damals kein
rechtes Heimweſen ausfindig machen können. Paß ein wenig
auf und wenn Du etwas weißt für mich, ſo ſchreib’. Es
muß aber ein ordentliches „Gſchöchli ſi“, nüd ein ver-
lottertes Heimweſen, wo man Anfangs ſcho kei Luſt und
Lieb’ haben kann und daß einem das Schaffen verleidet.
Wenn ich auch bereits das Schwabenalter hinter mir habe,
ſo bin ich doch noch nicht katzgrau und ſchaff’ und arbeit’
gern, wo etwas für Seel’ und Leib herauslugt.

Grüß’ mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern,
denen ich ebenfalls ein recht gutes, neues Jahr wünſche
und gute Milchküh’. Die Herren Bauernkollegen ſollen auf
das neue Jahr gute, konſervative, katholiſche Zeitungen
abonniren, die ſchlechten aus dem Haus werfen. Oder was
nützen denn alle die beſtändigen Mahnworte der Biſchöfe
und Geiſtlichen, wenn wir nicht folgen und ſelbſt immer
zu unſerem und zum Verderben unſerer Kinder durch
Haltung liederlicher Zeitungen die ſchlechte Preſſe unter-
ſtützen?

Alſo Gott befohlen. Er mög’ Alles leiten und führen!
Mit dieſem Gruße ſcheidet im alten Jahre Dein allzeit
treuer Ulrich auf dem Spiegelberg im Berner Jura.




Eidgenöſſiſches.



Bundesverſammlung.

National-
rath
. Eine Petition der Wittwe Suter-Tanner wird der
Petitionskommiſſion überwieſen.

Das Präſidium beantragt, von einer Frühjahrsſeſſion
abzuſehen. Es wird ohne Einſprache beſchloſſen.

Die Zolltarif-Petitionen werden abgewieſen.

Tieferlegung des Merjelenſee’s. In Ueber-
einſtimmung mit dem Ständerath wird die Friſtverlängerung
um ein Jahr für Leiſtung des Finanzausweiſes bewilligt.

Ständerath. Als neue Traktanden werden ange-
zeigt: 1. Konzeſſionsgeſuch einer Straßenbahn von Luzern
nach Kriens. 2. Konzeſſionsgeſuch für die Erſtellung einer
direkten Linie (Normalbahn) van Renan nach Chauxdefonds.
Beide Geſchäfte werden an die Eiſenbahnkommiſſion gewieſen.

Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutſcher
und Gavard in franzöſiſcher Sprache und empfehlen An-
nahme. Letztere erfolgt einſtimmig

Ueber das Konzeſſionsgeſuch für die Eiſenbahn Maloja
Caſtaſegna referirt Herzog und es wird dasſelbe, nachdem
auch noch Peterelli dafür geſprochen, der aber eine Ab-
änderung in Artikel 12 verlangte mit dieſer Abänderung,
bewilligt.

Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürſtenthum Mo-
naco wird genehmigt.

Ständerath.

Für die Rhein-
korrektion
wurde infolge des betr. Subventionsgeſuches
von St. Gallen eine ſiebengliedrige Kommiſſion, welche
gleichzeitig die zürcheriſche See-Abflußkorrektion vorzube-
rathen hat und für die Rhonekorrektion eine fünfgliedrige
Kommiſſion beſtellt. — Die Beſchwerde der Frau Suter-
Tanner in Ragaz wegen angeblicher Rechtsverweigerung
der St. Galliſchen Behörden wurde ad acta gelegt.

Piusverein.

Das Zentralkomite hat als Ort
der Generalverſammlung für das Jahr 1886 Altdorf
gewählt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Verein
vom Urner Volke, in deſſen Mitte er ſeit 1867 nie mehr
getagt hat, mit Sympathie begrüßt wird.




St. Galliſches.



Regierungsraths-Verhandlungen.

Genehmigt werden: Der Bericht des Departements
des Innern in Bezug auf die Kommunalunterſuchung
der Gemeinde Kirchberg; der Waldwirthſchaftsplan der
zweiten Abtheilung der Staatswaldungen im Forſtbezirk
St. Gallen (Tablat-Goßau); ferner das abgeänderte Reg-
lement der Ortsgemeinde Tſcherlach; die Feuerwehrordnung
der politiſchen Gemeinde Sennwald; ein Liegenſchafts-
verkauf der Ortsgemeinde Maſeltrangen, und eine Anzahl
von Handänderungen der Ortsgemeinde Berneck.

Die Geſellſchaft „Frohſinn“ in St. Gallen übermittelt
zu Gunſten eines „Aſyls für Unheilbare und Alters-
ſchwache“ die Summe von Fr. 529. 60 Rp. als Ertrag
ihres jüngſthin zu gedachtem Zwecke gegebenen Konzertes.

Ebenſo wird verdankt eine teſtamentariſche Vergabung
von 1000 Fr. von Herrn alt-Bierbrauer Kurer ſel. in
St. Gallen zu Gunſten des Kantonsſpitalfondes.

Zwei liederliche Individuen von Jonſchwil und Watt-
wil wandern für je ein Jahr nach der Bizi.

Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für ſeine
Schiefertafelfabrik verlängerte Arbeitszeit für einen weitern
Monat bewilliget.

Rorſchach.

Montag Morgen verunglückte im
äußern Bahnhof Wagenkontroleur Meierhans.

— In Altſtätten beſchäftigt man ſich lebhaft mit
dem vielfach angeregten Gedanken, das prächtige vater-
ländiſche Schauſpiel: „Die Schlacht am Stoß“ nächſte
Faſtnacht nochmals aufzuführen.

Mels.

Beim Schattenberg ob Mühleboden, un-
mittelbar an der Weißtannerſtraße, verunglückte letzten
Freitag beim ſog. „Riſſen“ ein junger Mann Pfiffner in
einer ſchrecklichen Weiſe, indem ihm von einem über-
wallenden Stück Holz, dem er nicht mehr ausweichen
konnte, ſowohl der Kopf zerſchmettert, als ein Bein ab-
geſchlagen wurde. Derſelbe war ſeines Berufes Sticker,
wollte ſein Holzloos holen und iſt nun ſo traurig um’s
Leben und Frau und vier unmündige Kinder um ihren
Ernährer gekommen. Ein doppelt traurig Loos!


[Spaltenumbruch]
Kantonales.



Zürich.

Zürich. Die Meldung deutſcher Blätter, Profeſſor
Horner ſei geſtorben, iſt unrichtig. Der Zuſtand desſelben
iſt auf der Beſſerung begriffen.

— Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen
Beſitzer Hrn. Th. Baur aus Geſundheitsrückſichten ſeiner
Tochter zum alleinigen Fortbetrieb übergeben.

Bern.

Eine große impoſante
Verſammlung katholiſcher Hausväter beſchloß heute, gegen
die Einführung obligatoriſcher Schulbücher, welche das
Gewiſſen katholiſcher Eltern verletzen, einen Proteſt nach
Bern zu ſchicken, und ernannte eine Kommiſſion, welche
die nöthigen Schritte thun ſoll, um die unverletzlichen
Rechte der Eltern zu wahren. „Ehre und Anerkennung
der Feſtigkeit dieſer Hausväter, an welcher auch wir
Proteſtanten gegenüber der heilloſen Neuerungsſucht in
Sachen der obligatoriſchen Schulbücher ein Beiſpiel nehmen
ſollten“, ſchreibt die proteſtantiſche „Berner Volksztg.“

— Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dreſch-
maſchinen haben ſich letzte Woche ereignet, der eine in
Gondiswyl, der andere in Urſenbach. In Gonbis-
wyl wurde dem 22jährigen Friedr. Nyffeler, Schmied,
vom Göpelwerk beide Beine verſtümmelt; er wurde in den
Spital nach Langenthal gebracht. In Urſenbach wurde die
18jährige Marie Benz, bei Hr. Sager Brand, vom Ge-
triebe erfaßt; ſie erlitt einen Armbruch und mehrere
Quetſchungen. Ein Knabe in Bleienbach wurde von
einer Schneeballe ſo unglücklich an’s Auge getroffen, daß
dasſelbe wahrſcheinlich verloren iſt.

Glarus.

— Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger
in Zürich überraſchte die 81 älteſten Arbeiter in der
Spinnerei des Hrn. Hrch. Kunz in Linththal unerwartet
mit der ſo ſchönen Weinhachtsgabe von Fr. 2,800.

Freiburg.

— * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus
paſſirte an einem Bezirkshauptorte dieſes Kantons folgende
ergötzliche Solovorſtellung nach dem Texte des Liedes
„Grad aus dem Wirthshaus ꝛc.“ Ein Arbeiter trat auf
dem Heimwege in ein Cafe, wo es ihm ſo wohl gefiel,
daß er ſich einen tüchtigen Rauſch anſchnallte und ſchließ-
lich ohne Abſchiedsgruß vor die Thüre geſetzt wurde.
Wüthend über die Undankbarkeit des Wirthes, beſchloß
der Gekränkte, ſich an den Scheiben der Wirthſchaft zu
rächen. Es war 10 Uhr vorbei und die Nacht ſehr dunkel.
Unſer Catilina ſtellte gravitätiſch ſeinen Stock an die
Hausmauer und hielt ſich inſtinktiv in der Nähe derſelben,
weil ihm das Gleichgewicht von einem unſichtbaren Geiſte
bedenklich geſtört ſchien. Dann fing er an, alle Kieſelſteine,
deren er habhaft werden konnte, zuſammenzuraffen, und
nachdem er einen reſpektabeln Lärm verübt, warf er den
erſten, dann den zweiten, dann den dritten und ſofort.
Nur hatte unſer Mann beim Sammeln ſeiner Wurf-
geſchoſſe ſo viele Wendungen gemacht, und war ſein Kopf
in einem ſolchen Zuſtande, daß er nicht einmal bemerkte,
wie ſein Rücken dem Hotel zugekehrt iſt und die Kieſel-
ſteine auf die prächtige Vorderſeite eines Barbierladens
zufliegen. Der Haarkünſtler tritt heraus und ſchreit um
Hülfe. Der Arbeiter reißt aus und verſucht, ſich in Sicher-
heit zu bringen. Aber ach! die Beine ſind ſchwach, und
der Kopf iſt ſchwer. Es gelang ohne Schwierigkeit, ihn
einzufangen und nach Numero Sicher zu verbringen, wo
er Zeit bekam, über ſein ſchwaches Orientirungsvermögen
ungeſtört nachzudenken.




Ausland.



Deutſches Reich.

— * Das „Heil dir im Siegeskranz“ iſt bei den
„Mußpreußen“ Deutſchlands ſeit Jahren außer Kurs ge-
kommen. Die kleinen Staaten, die 1871 mehr oder
weniger freiwillig ihre Selbſtſtändigkeit auf dem Altar
der preußiſchen Hegemonie (Führerſchaft) opferten, fühlen
ſich unter dem Schwergewicht dieſer Militärdiktatur immer
unbehaglicher; faſt alles politiſche Leben Deutſchlands kon-
zentrirt ſich ſeit jenem verhängnißvollen Schritte in Berlin,
wie das Leben des Menſchen ſeinen Sitz im Herzen hat.
Verfaſſung hin, Verfaſſung her — Preußen regiert in
alle Verhältniſſe der deutſchen Kleinſtaaten hinein. Man
glaubt ſich öfters in jene Zeit hineinverſetzt, wo der
cäſoropapiſtiſche Kaiſer Friedrich II. in ſeinem Streit mit
dem Papſt den Satz anführte: „Princeps legibus solutus
est“
— der Fürſt iſt von allen Geſetzen entbunden (Soll
das auf den Fürſten Bismarck geſpitzt ſein? Der Setzer.)
oder wie ſpäter Ludwig der Bayer erklärte: „nos qui
sumus supra jus“
— ich, der ich über dem Rechte
ſtehe.“ — Wenn doch dieſe Staaten als Entgelt für ihre
politiſche Bevormundung wenigſtens volkswirthſchaftlich und
moraliſch profitiren; aber nein, — mit den preußiſchen
Drillmeiſtern ſind auch die militäriſchen Untugenden ein-
gedrungen. Die Duellwuth z. B. hat mit dem aufgedrungenen
Militarismus neue Nahrung erhalten. Neulich erklärte in
der baieriſchen Kammer der liberale Schauß, das Duell
ſei unter gegenwärtigen Verhältniſſen für die nationale
Erziehung unumgänglich nothwendig! Dieſe Herren Liberalen
ſchimpfen aus vollem Halſe auf das Mittelalter und ſeine
barbariſchen Sitten, machen ſich dann aber ohne alle Ge-
wiſſensbiſſe zu Lobredner ſeiner barbariſchten Sitte. Es
wurde übrigens dem duellfreundlichen Abgeordneten von
anderer Seite erwidert, ſo lange man auf dieſe Art die
militäriſche Bravour glaube aufrecht erhalten zu ſollen,

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[2/0002] ſtrenge Wintertage mit wacker Schneegeſtöber und jetzt haben wir geradezu wieder warme, ſonnige Tage, was leider die für die Saaten wohlthätige Schneedecke wieder wegfegt. Appropos! Weißt Du kein gutes Mittel für die Kühe, welche am Rheumatismus leiden? Schon Wochen lang habe ich zwei rothe „hinkende Küh’“, ſie mögen bloß zum Brunnen tappen. Bei einer dritten Kuh hat das Uebel auch anfangen wollen, da hab’ ich dieſelbe noch rechtzeitig einem jüdiſchen „Schmuli“ angehenkt, der nur an einem Aug’ ſieht. Wegen dem vielen Futter, wie geſagt, könnt’ ich noch viel Vieh losſchlagen, aber es gilt eben nur ein Spottpreis und das Heukaufen iſt ſo horrent, daß einem die Haare zu Berge ſtehen. Denk’ Dir, letzte Woche hab’ ich ein Wägeli voll Heu kauft, das Kläfterli für 58 Fr. Iſt das nicht unerhört? Das iſt jetzt thatſächlich der Futter- preis bei uns im Jura. Wenn da dem Bauer die Luſt zum „Tanzen und Gumpen“ nicht vergeht, dann will ich „Joggeli“ heißen. Doch jetzt will ich aufhören mit meiner langen Jere- miade, ſonſt wirfſt Du mir vor Aerger den Brief ins Hoſen- loch, ohne daß ihn Deine Frau zu leſen bekommt. So will ich denn noch von etwas Anderem berichten, was etwa bei uns im Jura und im Bernerbiet überhaupt „gäng und gäb iſt.“ Viel Neues iſt nicht los und das iſt juſtement nicht das Bedauerlichſte. Im Oktober hat bei uns der neue Hochwſt. Biſchof gefirmt. Da ich auch das Glück hatte, als „Götti“ mit zwei Buben aufzumar- ſchiren, ſo habe ich den neuen Oberhirten auch gehörig angeſchaut. Er iſt ein alter, ſehr frommer und liebens- würdiger Herr, den der Hergott uns recht lange zum Segen und Frieden erhalten möge. Unſere reformirte Regierung hat ſogar eine zweiſpännige Kutſche dem Biſchof zur Firmungsreiſe im Jura zur Verfügung geſtellt und ſo meinten wir Katholiken voll Freude, daß es mit dem kirchlichen Frieden wieder Ernſt gelte. Jetzt aber hat der Erziehungsdirektor Gobat ſchon wieder ſo ein launiges Schulbuch herausgegeben, welches in unſere Schulen auf Neujahr obligatoriſch, d. h. mit „Befehl“ eingeführt werden ſoll und das unſere hl. Religion und deßhalb uns Katholiken auf’s Tiefſte verhöhnt und kränkt. So wird zum Beiſpiel in dem Buch der Ablaß der kathol. Kirche als eine „Geldmühle“ der Päpſte bezeichnet. Auf Seite 310 heißt es wörtlich: „Das Aergſte von der Lehre der Kirche ſei die Lehre vom Ablaſſe d. h. von der Vergebung der Sünden durch die Prieſter gegen Bezahlung.“ „Sobald das Geld im Kaſten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer ſpringt.“ Auf Seite 318 werden die Jeſuiten hergenommen, welche in die Schweiz berufen worden ſeien, um die Reformirten ausrotten zu helfen und welche ſich der ſchlech- teſten Mittel bedienen nach dem bekannten Grundſatze: „Der Zweck heiliget die Mittel.“ Auf Seite 309 wird dann der Martin Luther als Marthrer des wahren, reinen Glaubens auf den Schild erhoben und auf Seite 313 ſein Seitenſtück „Zwingli“ nach Einſiedeln berufen, der als reiner Sittenprediger gegen die Mißbräuche und den Unfug der Wallfahrer und die verkommene Einſiedlerbevölkerung zu Felde zieht.“ Mit ſolchen und ähnlichen freimaureriſchen Geſchichts- lügen, hiſtoriſchen Entſtellungen, kraſſen Fälſchungen, per- fiden Angriffen und niederträchtigen Verleumdungen gegen unſere katholiſche Religion iſt nun das neue Leſebuch ge- ſpickt und mit ſolchem erbärmlichen Zeug ſoll nun künftig unſere katholiſche Jugend gefüttert, gebildet und vergiftet werden? Gut, daß ich nicht in Bern wohne, ſonſt wollte ich dem Urheber dieſes ſchändlichen Lügenmachwerkes ſeine Schattenſeite verſalzen und verpfeffern, daß dem Patron ſieben Wochen lang „Hören und Sehen“ verginge. Doch das katholiſche Juraſſiervolk wird die Sache nicht ſo leicht hinnehmen und ſchon die rechte Antwort in einer Maſſen- proteſtation an die Bundesverſammlung geben. Vorläufig ſchneiden wir das verlogene Geſchmier einfach aus dem Buch heraus und werfen es durch das bekannte, lange, viereckige Rohr herunter. — Was ich noch hab’ fragen wollen. Haſt Du das Ding von der „Landesbefeſtigung“ auch geleſen, lieber Anton? Was doch die auf den grünen Seſſeln ſchnarchenden und träumenden Bundesväter bei einander nicht alles Teufels zum Ruin unſeres Vaterlandes aushecken. Alſo wieder für Millionen eine Landesbefeſtigung, wie in den monar- chiſchen König- und Kaiſerſtaaten? Ein ſchönes Neujahrs- geſchenk fürwahr! Zu der „Befeſtigung“ können wir Bauern wieder unſer Geld ſchwitzen und Buben liefern zum „Militärlen und Todtſchießen.“ Biſt Du einverſtanden mit dieſem neueſten Herrenbeſchluß? Ich keineswegs. Die beſte Landesbefeſtigung für unſer Ländchen meine ich, ſind Glauben und Religion, Tugend und gute Sitte, Bruder- liebe und Eintracht unter den verſchiedenen Konfeſſionen, Duldſamkeit und Gerechtigkeit für alle Landeskinder. Dieſe Landesbefeſtigung hat ſich vor Jahrhunderten an unſern tapfern Vorvätern, bewieſen bei Morgarten, Laupen, Murten, Grandſon, am Stoß, bei Sempach u. ſ. w. Alſo warum ſolche koſtſpieligen Neuerungen? Hoffentlich fort damit durch’s Referendum. Sapperſtrenz! Nix da Paſtete! Wird nicht geſchnupft! Aber jetzt iſt’s Zeit, daß ich aufhöre mit meinem Brief, der Poſtbub kommt daher, darum nur noch das Nothwendigſte. Lieber Anton! Berichte mir bald wie’s im St. Galler- ländli dato ſteht! Ich habe immer ſo halb Mucken im Kopf, wenn’s im Spiegelberg nicht mehr „hotten“ will, in der Oſtſchweiz auf ein „Heimetli“ zu gehen. Ich war ſchon im Mai um euere Reſidenz herum und hab’ im Toggen- burg übernachtet an einem Ort, wo ihnen die neue Kirche hat wöllen zuſammenfallen, aber ich hab’ damals kein rechtes Heimweſen ausfindig machen können. Paß ein wenig auf und wenn Du etwas weißt für mich, ſo ſchreib’. Es muß aber ein ordentliches „Gſchöchli ſi“, nüd ein ver- lottertes Heimweſen, wo man Anfangs ſcho kei Luſt und Lieb’ haben kann und daß einem das Schaffen verleidet. Wenn ich auch bereits das Schwabenalter hinter mir habe, ſo bin ich doch noch nicht katzgrau und ſchaff’ und arbeit’ gern, wo etwas für Seel’ und Leib herauslugt. Grüß’ mir den auch von Herzen alle St. Gallerbauern, denen ich ebenfalls ein recht gutes, neues Jahr wünſche und gute Milchküh’. Die Herren Bauernkollegen ſollen auf das neue Jahr gute, konſervative, katholiſche Zeitungen abonniren, die ſchlechten aus dem Haus werfen. Oder was nützen denn alle die beſtändigen Mahnworte der Biſchöfe und Geiſtlichen, wenn wir nicht folgen und ſelbſt immer zu unſerem und zum Verderben unſerer Kinder durch Haltung liederlicher Zeitungen die ſchlechte Preſſe unter- ſtützen? Alſo Gott befohlen. Er mög’ Alles leiten und führen! Mit dieſem Gruße ſcheidet im alten Jahre Dein allzeit treuer Ulrich auf dem Spiegelberg im Berner Jura. Eidgenöſſiſches. — Bundesverſammlung. 21. Dezember. National- rath. Eine Petition der Wittwe Suter-Tanner wird der Petitionskommiſſion überwieſen. Das Präſidium beantragt, von einer Frühjahrsſeſſion abzuſehen. Es wird ohne Einſprache beſchloſſen. Die Zolltarif-Petitionen werden abgewieſen. Tieferlegung des Merjelenſee’s. In Ueber- einſtimmung mit dem Ständerath wird die Friſtverlängerung um ein Jahr für Leiſtung des Finanzausweiſes bewilligt. Ständerath. Als neue Traktanden werden ange- zeigt: 1. Konzeſſionsgeſuch einer Straßenbahn von Luzern nach Kriens. 2. Konzeſſionsgeſuch für die Erſtellung einer direkten Linie (Normalbahn) van Renan nach Chauxdefonds. Beide Geſchäfte werden an die Eiſenbahnkommiſſion gewieſen. Ueber die Münzkonvention referiren Blumer in deutſcher und Gavard in franzöſiſcher Sprache und empfehlen An- nahme. Letztere erfolgt einſtimmig Ueber das Konzeſſionsgeſuch für die Eiſenbahn Maloja Caſtaſegna referirt Herzog und es wird dasſelbe, nachdem auch noch Peterelli dafür geſprochen, der aber eine Ab- änderung in Artikel 12 verlangte mit dieſer Abänderung, bewilligt. Der Auslieferungsvertrag mit dem Fürſtenthum Mo- naco wird genehmigt. — 23. Dezember. Ständerath. Für die Rhein- korrektion wurde infolge des betr. Subventionsgeſuches von St. Gallen eine ſiebengliedrige Kommiſſion, welche gleichzeitig die zürcheriſche See-Abflußkorrektion vorzube- rathen hat und für die Rhonekorrektion eine fünfgliedrige Kommiſſion beſtellt. — Die Beſchwerde der Frau Suter- Tanner in Ragaz wegen angeblicher Rechtsverweigerung der St. Galliſchen Behörden wurde ad acta gelegt. — Piusverein. Das Zentralkomite hat als Ort der Generalverſammlung für das Jahr 1886 Altdorf gewählt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Verein vom Urner Volke, in deſſen Mitte er ſeit 1867 nie mehr getagt hat, mit Sympathie begrüßt wird. St. Galliſches. — Regierungsraths-Verhandlungen. Genehmigt werden: Der Bericht des Departements des Innern in Bezug auf die Kommunalunterſuchung der Gemeinde Kirchberg; der Waldwirthſchaftsplan der zweiten Abtheilung der Staatswaldungen im Forſtbezirk St. Gallen (Tablat-Goßau); ferner das abgeänderte Reg- lement der Ortsgemeinde Tſcherlach; die Feuerwehrordnung der politiſchen Gemeinde Sennwald; ein Liegenſchafts- verkauf der Ortsgemeinde Maſeltrangen, und eine Anzahl von Handänderungen der Ortsgemeinde Berneck. Die Geſellſchaft „Frohſinn“ in St. Gallen übermittelt zu Gunſten eines „Aſyls für Unheilbare und Alters- ſchwache“ die Summe von Fr. 529. 60 Rp. als Ertrag ihres jüngſthin zu gedachtem Zwecke gegebenen Konzertes. Ebenſo wird verdankt eine teſtamentariſche Vergabung von 1000 Fr. von Herrn alt-Bierbrauer Kurer ſel. in St. Gallen zu Gunſten des Kantonsſpitalfondes. Zwei liederliche Individuen von Jonſchwil und Watt- wil wandern für je ein Jahr nach der Bizi. Dem Herrn C. Schindler in Ragaz wird für ſeine Schiefertafelfabrik verlängerte Arbeitszeit für einen weitern Monat bewilliget. — Rorſchach. Montag Morgen verunglückte im äußern Bahnhof Wagenkontroleur Meierhans. — In Altſtätten beſchäftigt man ſich lebhaft mit dem vielfach angeregten Gedanken, das prächtige vater- ländiſche Schauſpiel: „Die Schlacht am Stoß“ nächſte Faſtnacht nochmals aufzuführen. — Mels. Beim Schattenberg ob Mühleboden, un- mittelbar an der Weißtannerſtraße, verunglückte letzten Freitag beim ſog. „Riſſen“ ein junger Mann Pfiffner in einer ſchrecklichen Weiſe, indem ihm von einem über- wallenden Stück Holz, dem er nicht mehr ausweichen konnte, ſowohl der Kopf zerſchmettert, als ein Bein ab- geſchlagen wurde. Derſelbe war ſeines Berufes Sticker, wollte ſein Holzloos holen und iſt nun ſo traurig um’s Leben und Frau und vier unmündige Kinder um ihren Ernährer gekommen. Ein doppelt traurig Loos! Kantonales. Zürich. — Zürich. Die Meldung deutſcher Blätter, Profeſſor Horner ſei geſtorben, iſt unrichtig. Der Zuſtand desſelben iſt auf der Beſſerung begriffen. — Das Hotel Baur au lac wurde vom bisherigen Beſitzer Hrn. Th. Baur aus Geſundheitsrückſichten ſeiner Tochter zum alleinigen Fortbetrieb übergeben. Bern. — Pruntrut, 21. Dez. Eine große impoſante Verſammlung katholiſcher Hausväter beſchloß heute, gegen die Einführung obligatoriſcher Schulbücher, welche das Gewiſſen katholiſcher Eltern verletzen, einen Proteſt nach Bern zu ſchicken, und ernannte eine Kommiſſion, welche die nöthigen Schritte thun ſoll, um die unverletzlichen Rechte der Eltern zu wahren. „Ehre und Anerkennung der Feſtigkeit dieſer Hausväter, an welcher auch wir Proteſtanten gegenüber der heilloſen Neuerungsſucht in Sachen der obligatoriſchen Schulbücher ein Beiſpiel nehmen ſollten“, ſchreibt die proteſtantiſche „Berner Volksztg.“ — Zwei bedauerliche Unglücksfälle mit den Dreſch- maſchinen haben ſich letzte Woche ereignet, der eine in Gondiswyl, der andere in Urſenbach. In Gonbis- wyl wurde dem 22jährigen Friedr. Nyffeler, Schmied, vom Göpelwerk beide Beine verſtümmelt; er wurde in den Spital nach Langenthal gebracht. In Urſenbach wurde die 18jährige Marie Benz, bei Hr. Sager Brand, vom Ge- triebe erfaßt; ſie erlitt einen Armbruch und mehrere Quetſchungen. Ein Knabe in Bleienbach wurde von einer Schneeballe ſo unglücklich an’s Auge getroffen, daß dasſelbe wahrſcheinlich verloren iſt. Glarus. — Die Familie von Hrn. Johannes Wunderly-Zollinger in Zürich überraſchte die 81 älteſten Arbeiter in der Spinnerei des Hrn. Hrch. Kunz in Linththal unerwartet mit der ſo ſchönen Weinhachtsgabe von Fr. 2,800. Freiburg. — * Irrthum zählt nicht. Am Tage vor St. Nikolaus paſſirte an einem Bezirkshauptorte dieſes Kantons folgende ergötzliche Solovorſtellung nach dem Texte des Liedes „Grad aus dem Wirthshaus ꝛc.“ Ein Arbeiter trat auf dem Heimwege in ein Cafe, wo es ihm ſo wohl gefiel, daß er ſich einen tüchtigen Rauſch anſchnallte und ſchließ- lich ohne Abſchiedsgruß vor die Thüre geſetzt wurde. Wüthend über die Undankbarkeit des Wirthes, beſchloß der Gekränkte, ſich an den Scheiben der Wirthſchaft zu rächen. Es war 10 Uhr vorbei und die Nacht ſehr dunkel. Unſer Catilina ſtellte gravitätiſch ſeinen Stock an die Hausmauer und hielt ſich inſtinktiv in der Nähe derſelben, weil ihm das Gleichgewicht von einem unſichtbaren Geiſte bedenklich geſtört ſchien. Dann fing er an, alle Kieſelſteine, deren er habhaft werden konnte, zuſammenzuraffen, und nachdem er einen reſpektabeln Lärm verübt, warf er den erſten, dann den zweiten, dann den dritten und ſofort. Nur hatte unſer Mann beim Sammeln ſeiner Wurf- geſchoſſe ſo viele Wendungen gemacht, und war ſein Kopf in einem ſolchen Zuſtande, daß er nicht einmal bemerkte, wie ſein Rücken dem Hotel zugekehrt iſt und die Kieſel- ſteine auf die prächtige Vorderſeite eines Barbierladens zufliegen. Der Haarkünſtler tritt heraus und ſchreit um Hülfe. Der Arbeiter reißt aus und verſucht, ſich in Sicher- heit zu bringen. Aber ach! die Beine ſind ſchwach, und der Kopf iſt ſchwer. Es gelang ohne Schwierigkeit, ihn einzufangen und nach Numero Sicher zu verbringen, wo er Zeit bekam, über ſein ſchwaches Orientirungsvermögen ungeſtört nachzudenken. Ausland. Deutſches Reich. — * Das „Heil dir im Siegeskranz“ iſt bei den „Mußpreußen“ Deutſchlands ſeit Jahren außer Kurs ge- kommen. Die kleinen Staaten, die 1871 mehr oder weniger freiwillig ihre Selbſtſtändigkeit auf dem Altar der preußiſchen Hegemonie (Führerſchaft) opferten, fühlen ſich unter dem Schwergewicht dieſer Militärdiktatur immer unbehaglicher; faſt alles politiſche Leben Deutſchlands kon- zentrirt ſich ſeit jenem verhängnißvollen Schritte in Berlin, wie das Leben des Menſchen ſeinen Sitz im Herzen hat. Verfaſſung hin, Verfaſſung her — Preußen regiert in alle Verhältniſſe der deutſchen Kleinſtaaten hinein. Man glaubt ſich öfters in jene Zeit hineinverſetzt, wo der cäſoropapiſtiſche Kaiſer Friedrich II. in ſeinem Streit mit dem Papſt den Satz anführte: „Princeps legibus solutus est“ — der Fürſt iſt von allen Geſetzen entbunden (Soll das auf den Fürſten Bismarck geſpitzt ſein? Der Setzer.) oder wie ſpäter Ludwig der Bayer erklärte: „nos qui sumus supra jus“ — ich, der ich über dem Rechte ſtehe.“ — Wenn doch dieſe Staaten als Entgelt für ihre politiſche Bevormundung wenigſtens volkswirthſchaftlich und moraliſch profitiren; aber nein, — mit den preußiſchen Drillmeiſtern ſind auch die militäriſchen Untugenden ein- gedrungen. Die Duellwuth z. B. hat mit dem aufgedrungenen Militarismus neue Nahrung erhalten. Neulich erklärte in der baieriſchen Kammer der liberale Schauß, das Duell ſei unter gegenwärtigen Verhältniſſen für die nationale Erziehung unumgänglich nothwendig! Dieſe Herren Liberalen ſchimpfen aus vollem Halſe auf das Mittelalter und ſeine barbariſchen Sitten, machen ſich dann aber ohne alle Ge- wiſſensbiſſe zu Lobredner ſeiner barbariſchten Sitte. Es wurde übrigens dem duellfreundlichen Abgeordneten von anderer Seite erwidert, ſo lange man auf dieſe Art die militäriſche Bravour glaube aufrecht erhalten zu ſollen,

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 103, Uznach, 24. 12. 1885, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller103_1885/2>, abgerufen am 23.04.2024.