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Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898.

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133 Wien, Dienstag Reichspost 14. Juni 1898

[Spaltenumbruch]
Die Wahl des Handelsgehilfen-Aus-
schusses annullirt.

Trauer herrscht in Israel, im handeltreibenden
Israel! Der Wiener Magistrat hat durch einen Erlaß
ein Werk "grausam" zerstört, das Judenhände und
Judenlist geschaffen hatten und durch welches besonders
den rothen Juden eine große Macht verliehen werden
sollte. Die letzte Wahl der Handelsgehilfen wurde an-
nullirt.
Der in allen Kreisen, wo noch Sinn für
Gerechtigkeit herrscht, große Befriedigung hervorrufende
Erlaß des Magistrats besagt: "Der Magistrat hat in
seiner Sitzung vom 10. Juni 1898 beschlossen, dem Protest
des Julius Axmann, gewesenen Gehilfenobmannes
des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft, gegen die
am 24. April 1898 in der Volkshalle abgehaltenen
Wahlen der Gehilfenversammlung des genannten Gre-
miums Folge zu geben und sämmtliche
Wahlen zu annulliren, nach dem er-
wiesenermaßen
nicht bloß eine Menge von
Wahlberechtigten an der Ausübung
ihres Wahlrechtes in verschiedenster
Weise verhindert
wurden, sondern auch
erwiesenermaßen
von einer die abso-
luten Major[i]tät zweifellos beein-
flussenden Anzahl von Personen

das Wahlrecht ausgeübt worden ist,
die hiezu nicht bloß nicht berechtigt waren, sondern
auch in vielen Fällen sich hiezu nicht mehr
giltiger Legitimationen
bedienten, daß
der bisherige Ausschuß der Gehilfenversammlung der
Wiener Kaufmannschaft die Geschäfte weiterzuführen
und der bisherige Gehilfenobmann Axmann die
Neuwahl des Gehilfenausschusses einzuleiten und durch-
zuführen habe."

Es wird also eine neue Wahl ausgeschrieben
werden, bei der wohl mit etwas mehr Umsicht als
bei der letzten wird gearbeitet werden müssen, wenn
der Wahltaktik der Pickianer erfolgreich begegnet und
Vorkommnisse hintangehalten werden sollen, wie jene
sind, welche in der Begründung der Annullirung an-
geführt wird. Es wird sich aber auch empfehlen, der
Polizeidirection nahezulegen, in der
Wahl jener leitenden Amtsorgane,
welche für die Aufrechterhaltung der Ruhe vor dem
Wahllocale zu sorgen haben, etwas vorsichtiger
zu sein.




"Was müssen das für Deutsche sein, die
solche Männer wählen?"

Unter diesem Motto erhalten wir von einem
Deutschböhmen folgendes Schreiben:

Dem angeblich "deutschen" Abgeordneten Herrn
Carl Wolff hat es in der Sitzung des Abgeordneten-
hauses am 7. Juni 1898 beliebt Gemeinheiten zu be-
gehen, die jeden Deutschböhmen, der einen Funken von
Ehre noch im Leibe hat, die Schamröthe ins Gesicht
treiben muß.

Dieser -- wie nannte er doch den polnischen
Socialdemokraten? -- hat sich erfrecht 1. die
Huldigung, die die Kinder der christlichen Wiener-
Eltern
dem allgeliebten Monarchen darbringen
werden, eine Loyalitätsduselei zu nennen; 2. sich er-
frecht, den Bischof von Trient, weil dieser nicht in das
Horn eines Wolffs bläst, einen verrückt gewordenen
Pfaffen zu heißen, und 3. sich erfrecht, den echtdeutschen
Volkspriester P. Abel zu beschimpfen.

Ich kenne den Bildungsgang des gebildeten (?)
Herrn Carl Wolff ganz genau und weiß deshalb, daß
er der Letzte ist, der es wagen darf, sich mit einem
P. Abel, oder gar mit dem Bischof von Trient zu
messen. Herr Carl Wolff könnte froh sein, wenn er nur
den 100sten Theil des Wissens sein Eigen nennen
könnte, welches P. Abel und den Bischof von
Trient ziert.

Wem glaubt denn dieser K. H. Wolff mit seinen
Gemeinheiten zu imponiren? Uns, Deutschböhmen, die
wir ehrlich unser Brod mit unser Hände Arbeit schwer
verdienen, gewiß nicht. Ihm können höchstens ehrlose,
total verkommene, halbwüchsige Buben oder Anhänger
der Judenliberalen zujubeln, doch niemals deutsche
Männer, denen Ehre über Alles geht.

Wenn die Deutschböhmen keine besseren Führer zu
stellen vermögen, als Creaturen a la Wolff und
Schönerer, dann darf man sich auch nicht
wundern, wenn unsere offenen und versteckten Feinde
jubeln und die Position der Deutschen immer schlechter
wird.

Wie der Führer, so das Volk. Hinweg also mit
solchen Schädlingen der deutschen Sache. Sie sind um
kein Haar besser als die mit Recht vom ganzen Volke
verachteten Judenliberalen. "Deutsch sein" heißt
nicht ein gemeiner Mensch, ein treuloser Vaterlands-
verräther sein, sondern "deutsch sein" heißt: ein
Muster für Alle sein.

Ich schließe mit der auf allen Lippen schwebenden
Frage: Was müssen das für Christen, Patrioten und
Oestereicher sein, die vor solch einem Menschen
feige zittern und nicht den Muth finden, ihm die Larve
vom Gesichte zu reißen.




Die Sonntagsruhe der Advocaturs-
beamten.

Die Advocatursbeamten verlangen vollständige Sonn-
tagsruhe. Zu diesem Zwecke wurde für Samstag, den 11. d.
in der Volkshalle des Rathhauses eine Versammlung abge-
halten, um Stellung zu dem nichtbefriedigenden Beschluß
[Spaltenumbruch] der Advocatenkammer zu nehmen. Unter den Anwesenden
befanden sich die Abgeordneten Prochazka, Tusel
und Dr. Ofner.

Nach Eröffnung der Versammlung durch den Obmann
des Vereines, Herrn Unger, ergriff Herr A. Bauer
das Wort und verlangte vollständige Sonntagsruhe für die
Advocatursbeamten. Die Durchführung des Beschlusses der
Advocatenkammer, welcher bestimmt, daß die Sonntagsruhe
vom 15. Juni bis 15. September eingehalten werde, würde
im Falle der Nichteinhaltung einfach durch Nichterscheinen
am Sonntag vom 15. Juni an erzwungen werden.

Redner brachte hierauf die nichtssagende Beantwortung
der Interpebation des Abg. Ziska durch den Justiz-
minister zur Verlesung. Der Redner beantragte hierauf
nachstehende Resolution, in welcher die heutige
Versammlung erklärt, daß nur eine vollständige
Sonntagsruhe den Wünschen der Advocatursbeamten
entsprechen könne. Die Versammelten verpflichten sich, dem
in der oberwähnten Plenarversammlung gefaßten Beschlusse
der Durchführung der vollen Sonntagsruhe in der Zeit vom
15. Juni bis 15. September mit allen Mitteln Geltung zu
verschaffen. Der Justizminister soll sich Gutachten von dem
österreichischen Beamtenverein einholen um möglichst bald
einen Gesetzentwurf, betreffend die allgemeine Sonntagsruhe
der Advocatursbeamten im Reichsrathe einbringen.

Abg. Prochazka meinte, es sei traurig, daß die
Advocatursbeamten im Allgemeinen so wenig Solidarität
zeigen. Die Strömung wälzt sich nach vorwärts. Kein
Hinderniß wird sie aufhalten können und so wird es auch
mit der Sonntagsruhe gehen. Es wurde hier vom Minister Dr.
v. Ruber gesprochen und der § 31 der Civilproceßordnung
erwähnt. Dr. v. Ruber hat bei der Frage der Sonntagsruhe
den Advocatenkammern Recht gegeben, nicht aber, als es sich
um den § 31 der Strafproceßordnung handelte, sondern das
Gegentheil verfügt. (Beifall.) Wo bleibt denn da das Mini-
sterium Thun mit seinen wirtschaftlichen und socialen Re-
formen, die es in seiner Antrittsrede hinausposaunt hat?
Im Ministerium des Aeußeren wurde die Sonntagsruhe
vom Grafen Goluchowsli zuerst eingeführt, die anderen
Ministerien sind gefolgt, und ich glaube, auch Doctor
v. Ruber wird folgen müssen. Es wurde gesagt, ein Ad-
vocat bete und gebe doch seinen Beamten keine Sonntags-
ruhe. Hauen Sie nicht immer auf die Christen, sondern
sehen Sie sich auch die jüdischen Principale an. (Beifall und
Widerspruch.) Ich bin hier eingeladen worden und vertrete
den Standpunkt meiner Partei, ob es Ihnen recht ist oder
nicht (Beifall), und diesen meinen Standpunkt werde ich
überall vertreten. Ich fordere Sie auf sich zu organisiren.
Vertreten Sie Ihre Forderungen in energischer aber auch
vernünftiger Weise. Ich werde immer für die Sonntags-
ruhe eintreten, ohne Unterschied, für welche Berufskategorie
es geschieht. Die Sonntagsruhe muß durchgeführt werden.
(Stürmischer Beifall.)

Nachdem noch die Herren Gutsch und Gratzl ge-
sprochen hatten, ergriff Herr Marinowsky (Christlich-
socialer) das Wort, um das Vorgehen der Vereinsleitung
in anderen Fragen zu verurtheilen.

Abg. Tusel meinte, die Forderung der Sonntags-
ruhe sei eine solche, der sich heute schwerlich Jemand wider-
setzen könne. Auch er sei allezeit dafür eingetreten und werde
es auch fernerhin thun. (Beifall.)

Herr Moriz (Socialdemokrat) wendete sich als Mit-
glied der Vereinsleitung gegen die Angriffe des Herrn
Marinowsky und versuchte auch gegen einige dem
Abgeordneten Prochazka aufgedichtete Aussprüche zu
polemisiren, wurde jedoch von diesem verwiesen, nur Aeuße-
rungen, die er thatsächlich gemacht, in Discussion zu ziehen.

Nach einigen weiteren Ausführungen des Referenten
A. Bauer ergriff Abgeordneter Dr. Ofner das Wort,
um den Versammelten zu rathen, vorderhand an dem, was
durch den Beschluß der Advocatenkammer ihr Recht geworden,
festzuhalten, und auf dieser Basis weiter zu arbeiten.

Nach einstimmiger Annahme obiger Resolution wurde
die Versammlung sodann geschlossen.




Theater, Kunst und Musik.
-- Deutsches Volkstheater.

Dienstag bringt das
Schlierseer Bauernensemble eine Novität: "Der
Gorgi-Thaler"
zur Aufführung. -- Mittwoch wird
dieses Stück wiederholt.

-- Das Badener Stadttheater.

Das "Fremden-
blatt" dementirt die von uns und anderen Blättern gebrachte
Nachricht, daß die Statthalterei den weiteren Betrieb des
Stadttheaters in Baden nach Ausführung der beantragten
Reconstructionsarbeiten auf weitere drei Jahre gestattet
habe. Eine derartige Bewilligung erscheine auch deshalb
schon ausgeschlossen, weil bisher Pläne über die eventuell
beabsichtigte Reconstruirung der Behörde noch nicht vor-
liegen.

-- Der Kaiser im Künstlerhause.

Der Monarch
hat Sonntag Nachmittags um 1 Uhr unangemeldet die
Jubiläumsausstellung im Künstlerhause mit seinem Besuche
beehrt. Se. Majestät fuhr in Begleitung des Flügeladjutanten
Majors Pitlik beim Gebäude vor und wurde vom
Secretär Edwin Klobasser empfangen und ehrfurchts-
voll begrüßt. Der Kaiser begab sich unter Führung des
Secretärs in den ersten Stock und nahm zuerst die öster-
reichische Ausstellung in Augenschein, die ihn sowohl hin-
sichtlich der zahlreichen Beschickung, als auch der Qualität
der ausgestellten Werke sehr befriedigte. Besonders erfreut
war Se. Majestät durch die Mittheilung, daß so viele Bilder
aus der österreichischen Abtheilung verkauft seien. Von öster-
reichischen Künstlern wurden besonders belobt: Horowitz,
Darnit, Hierschl, Julius Berger, Mathias Schmied, Ruß
und Lichtenfels. Der Kaiser verfügte sich sodann in die
Parterreräume und nahm die plastischen Arbeiten in Augen-
schein, unter denen ihm besonders die Werke von
Cefariello und Lederer gefielen. Der
Monarch äußerte sich sehr erfreut darüber, daß das
Ausland sowohl durch Maler, als durch Bildhauer
so gut vertreten ist. Von Ausländern gefiel ihm besonders
van der Stappens und an diesem Künstler wieder die
Manigfaltigkeit der Meisterschöpfungen, ferner Queroll,
Kauffungen und Wohleck. Mit regem Interesse besichtigte
Se. Majestät die Säle XVII und XX. Im Deutschen Saale
weilte eben, als der Monarch eintrat, Herr v. Manner.
Secretär Klobasser machte Se. Majestät darauf auf-
merksam, daß Herr v. Manner Defregger's Bild "Kraft-
[Spaltenumbruch] probe", das dem Kaiser besonders gefallen, angekauft habe,
und das Gemälde nun in Wien bleibe. Der Kaiser gratu-
lirte Herrn v. Manner zu der Acquisition. Auch die Reich-
haltigkeit der französischen Abtheilung fand bei Seiner
Majestät Worte der Anerkennung. Der Kaiser, der während
zwei Stunden unermüdlich durch die Säle schritt, sprach sich
auch darüber lobend aus, daß so viele Preise zur Verfügung
standen, um die hervorragenden Werke auszuzeichnen. Nach
dem Rundgange dankte der Monarch in huldvollster Weise
dem Secretär Klobasser für die Führung und verließ
um 3 Uhr das Gebäude.

-- Die Direction der Gesellschaft der Musik-
freunde

hat in ihrer letzten Sitzung die Anträge der Schul-
leitung, betreffend die Neugestaltung der Schauspiel-
schule
am Conservatorium, ihrem ganzen Um-
fange nach genehmigt und zwar hinsichtlich der beantragten
Veränderungen im Lehrplane wie auch bezüglich der zu
berufenden Lehrkräfte. Als wichtigste Vorbedingung für die
Wiedereröffnung des I. Jahrganges wurde aber das Vor-
handensein brauchbaren Schülermateriales bezeichnet und
wird in dieser Richtung durch eingehende und rigorose
Vor- und Aufnahmsprüfungen gesorgt werden. Als
neue Lehrkräfte für den zu eröffnenden I. Jahrgang
sind für das Fach "mündlicher Vortrag" die Herren Alex-
ander Römpler, k. und k. Hof-Schauspieler, Julius
Meixner, Mitglied des deutschen Volkstheaters und
Frau Eugenie Petrasch-Wohlmuth in Aussicht
genommen. Die übrigen lehrplanmäßigen Fächer werden
wie bisher die Herren Prof. Breant, van Hamme, Hartl,
Valentincig und Dr. v. Weilen lehren. Anmeldungen zu
den Vorprüfungen für die Schauspielschule werden bereits
jetzt in der Schulkanzlei (1. Bez., Musikvereinsgebäude) ent-
gegen genommen.




Volkswirthschaftlicher Theil.
Die Brüsseler Zucker-Conferenz.

Die Zucker-
Conferenz vertagte die Entscheidung über den Zeitpunkt, in
welchem die eventuellen Beschlüsse des Congresses in Kraft
treten sollen. Einige Delegirte wünschten, daß hiefür das
Jahr 1899/1900 festgesetzt werde. Der französische Senator
Sebline kündigte an, daß Frankreich in die Auf-
hebung
der directen Zuckerprämien
ein willigen,
hieran jedoch einige Vorbehalte in
Bezug auf die inneren Zuckerprämien Frankreichs knüpfen
würde. Der Redner sprach die Ansicht aus, daß der Zucker-
consum in Belgien größer sei, als die officiellen statistischen
Ziffern ausweisen. Die Conferenz nahm sodann das Arbeits-
programm an. Die nächste Sitzung des Congresses findet
Dienstag statt.

Postalisches.

Postpackete nach Durazzo, Janina, Pre-
vesa, San Giovanni di Madua, Santi Guaranta und
Valona in Albanien (Türkei) werden ausschließlich über
Triest geleitet. -- Da nunmehr auch die spanischen Post-
dampfer den Verkehr nach Cuba und Portorico eingestellt
haben, werden die Briefpostsendungen nach diesen Inseln
bis auf Weiteres ausschließlich über Frankreich geleitet.

Elektrische Bahn Wien--Preßburg.

Das
Eisenbahnministerium hat dem diplomirten Ingenieur
Josef Jauber in Wien, die Vorconcession für eine
Localbahn mit Dampf- oder elektrischem Betrieb von
Wien uber Schwechat, Fischamend, Petronell, Deutsch-
Altenburg, Hainburg bis zur Landesgrenze gegen Preß-
burg ertheilt.

Insolvenzuachrichten.

Vom Wiener Handelsgerichte
wurde über das Vermögen des unter der Firma
Adolf Prager registrirten Gemischtwaarenverschleißers in
Wien, 14. Bezirk, Schönbrunnerstraße Nr. 63, der Coucurs
eröffnet. Zum Concurscommissär wurde Landesgerichtsrath
Dr. Josef Löwner und zum einstweiligen Masseverwalter
Dr. Adolf Sonnenfeld, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien,
bestellt. Die Wahltagsatzung ist für den 18. Juni, 12 Uhr
Mittags, der Anmeldungstermin bis 15. Juli und die allge-
meine Liquidirungstagfahrt für den 13. August, 12 Uhr
Mittags, anberaumt. -- Der Creditorenverein meldet fol-
gende Insolvenzen: A. Nandor, Handelssirma in Budapest,
Kerepeserstraße 41; Stefan Hochmann, Schneider in Fünf-
kirchen; Wilhelm Fischer, nichtprotokollirter Kaufmann in
Wien, Himbergerstraße 69; Hermann Horschitz, Tuchhändler
in Reichenberg; Adolf Benda, Kaufmann in Prag (Zizkow);
Moriz Glattstein, protokollirter Kaufmann in S.-A.-Ujhely;
Isidor Kohn, nichtprotokollirter Kaufmann in Veszprim:
Adolf Weißenstein, Tuch-, Herren- und Damenconfections-
geschäft in Nachod; Franz Prochaska, Kaufmann in
Budweis; Peter Nuridsany, Handelsfirma in Maros-Ugra;
Emil Eisner, Kaufmann in Jungbunzlau, derzeit in
Nemcic; Stöger u. Weinberger, Handelsfirma in Wien,
Favoritenstraße 54. -- Der Wiener Handels- und Gewerbe-
kammer wird vom k. u. k. Consulate in Bukarest zur Kennt-
niß gebracht, daß beim dortigen Handelstribunale die nach-
benannten Firmen fallit erklärt wurden: R. J. Kivici,
Papeterienhandlung, Str. Gabroveni 31, (Anmeldungstermin
bis 4. Juni, Liquidirungstagfahrt 19. Juni 1898 a. St.);
Smil Weißmann, Kurzwaarenhandlung, Boulevard Ferdi-
nand Nr. 56 (Anmeldungstermin bis 8. Juni, Liquidirungs-
tagfahrt 23. Juni 1898 a. St.); N. Sternberg, Damen-
kleiderhandlung, Strada Lipscaniei (Anmeldungstermin bis
8. Juni, Liquidirungstagfahrt 22. Juni 1898 a. St.).




Freunde und Gesinnungsgenossen

bitten wir:

in Cafes, Restaurants, Hotels und auf Bahnhöfen die
"Reichspost" fleißig zu verlangen und dort einzubür-
gern;

Geschäftslenten die Insertion in unserem über
ganz Oesterreich verbreiteten Tagblatte bei jeder Gelegen-
heit warm zu empfehlen;

uns rastlos neue Abonnenten durch wohl-
wollende Befürwortung in befreundeten Kreisen zu werben
und die Bestellung zu besorgen;

beim Ablaufe des Abonnements das-
selbe rechtzeitig unter Beifügung einer Adreßschleife zu er-
neuern;

bei jeder Bestellung von auswärts nebst der genauen
Adresse eventuell auch den letzten Postort anzugeben.

Viribus unitis!


133 Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898

[Spaltenumbruch]
Die Wahl des Handelsgehilfen-Aus-
ſchuſſes annullirt.

Trauer herrſcht in Iſrael, im handeltreibenden
Iſrael! Der Wiener Magiſtrat hat durch einen Erlaß
ein Werk „grauſam“ zerſtört, das Judenhände und
Judenliſt geſchaffen hatten und durch welches beſonders
den rothen Juden eine große Macht verliehen werden
ſollte. Die letzte Wahl der Handelsgehilfen wurde an-
nullirt.
Der in allen Kreiſen, wo noch Sinn für
Gerechtigkeit herrſcht, große Befriedigung hervorrufende
Erlaß des Magiſtrats beſagt: „Der Magiſtrat hat in
ſeiner Sitzung vom 10. Juni 1898 beſchloſſen, dem Proteſt
des Julius Axmann, geweſenen Gehilfenobmannes
des Gremiums der Wiener Kaufmannſchaft, gegen die
am 24. April 1898 in der Volkshalle abgehaltenen
Wahlen der Gehilfenverſammlung des genannten Gre-
miums Folge zu geben und ſämmtliche
Wahlen zu annulliren, nach dem er-
wieſenermaßen
nicht bloß eine Menge von
Wahlberechtigten an der Ausübung
ihres Wahlrechtes in verſchiedenſter
Weiſe verhindert
wurden, ſondern auch
erwieſenermaßen
von einer die abſo-
luten Major[i]tät zweifellos beein-
fluſſenden Anzahl von Perſonen

das Wahlrecht ausgeübt worden iſt,
die hiezu nicht bloß nicht berechtigt waren, ſondern
auch in vielen Fällen ſich hiezu nicht mehr
giltiger Legitimationen
bedienten, daß
der bisherige Ausſchuß der Gehilfenverſammlung der
Wiener Kaufmannſchaft die Geſchäfte weiterzuführen
und der bisherige Gehilfenobmann Axmann die
Neuwahl des Gehilfenausſchuſſes einzuleiten und durch-
zuführen habe.“

Es wird alſo eine neue Wahl ausgeſchrieben
werden, bei der wohl mit etwas mehr Umſicht als
bei der letzten wird gearbeitet werden müſſen, wenn
der Wahltaktik der Pickianer erfolgreich begegnet und
Vorkommniſſe hintangehalten werden ſollen, wie jene
ſind, welche in der Begründung der Annullirung an-
geführt wird. Es wird ſich aber auch empfehlen, der
Polizeidirection nahezulegen, in der
Wahl jener leitenden Amtsorgane,
welche für die Aufrechterhaltung der Ruhe vor dem
Wahllocale zu ſorgen haben, etwas vorſichtiger
zu ſein.




„Was müſſen das für Deutſche ſein, die
ſolche Männer wählen?“

Unter dieſem Motto erhalten wir von einem
Deutſchböhmen folgendes Schreiben:

Dem angeblich „deutſchen“ Abgeordneten Herrn
Carl Wolff hat es in der Sitzung des Abgeordneten-
hauſes am 7. Juni 1898 beliebt Gemeinheiten zu be-
gehen, die jeden Deutſchböhmen, der einen Funken von
Ehre noch im Leibe hat, die Schamröthe ins Geſicht
treiben muß.

Dieſer — wie nannte er doch den polniſchen
Socialdemokraten? — hat ſich erfrecht 1. die
Huldigung, die die Kinder der chriſtlichen Wiener-
Eltern
dem allgeliebten Monarchen darbringen
werden, eine Loyalitätsduſelei zu nennen; 2. ſich er-
frecht, den Biſchof von Trient, weil dieſer nicht in das
Horn eines Wolffs bläſt, einen verrückt gewordenen
Pfaffen zu heißen, und 3. ſich erfrecht, den echtdeutſchen
Volksprieſter P. Abel zu beſchimpfen.

Ich kenne den Bildungsgang des gebildeten (?)
Herrn Carl Wolff ganz genau und weiß deshalb, daß
er der Letzte iſt, der es wagen darf, ſich mit einem
P. Abel, oder gar mit dem Biſchof von Trient zu
meſſen. Herr Carl Wolff könnte froh ſein, wenn er nur
den 100ſten Theil des Wiſſens ſein Eigen nennen
könnte, welches P. Abel und den Biſchof von
Trient ziert.

Wem glaubt denn dieſer K. H. Wolff mit ſeinen
Gemeinheiten zu imponiren? Uns, Deutſchböhmen, die
wir ehrlich unſer Brod mit unſer Hände Arbeit ſchwer
verdienen, gewiß nicht. Ihm können höchſtens ehrloſe,
total verkommene, halbwüchſige Buben oder Anhänger
der Judenliberalen zujubeln, doch niemals deutſche
Männer, denen Ehre über Alles geht.

Wenn die Deutſchböhmen keine beſſeren Führer zu
ſtellen vermögen, als Creaturen à la Wolff und
Schönerer, dann darf man ſich auch nicht
wundern, wenn unſere offenen und verſteckten Feinde
jubeln und die Poſition der Deutſchen immer ſchlechter
wird.

Wie der Führer, ſo das Volk. Hinweg alſo mit
ſolchen Schädlingen der deutſchen Sache. Sie ſind um
kein Haar beſſer als die mit Recht vom ganzen Volke
verachteten Judenliberalen. „Deutſch ſein“ heißt
nicht ein gemeiner Menſch, ein treuloſer Vaterlands-
verräther ſein, ſondern „deutſch ſein“ heißt: ein
Muſter für Alle ſein.

Ich ſchließe mit der auf allen Lippen ſchwebenden
Frage: Was müſſen das für Chriſten, Patrioten und
Oeſtereicher ſein, die vor ſolch einem Menſchen
feige zittern und nicht den Muth finden, ihm die Larve
vom Geſichte zu reißen.




Die Sonntagsruhe der Advocaturs-
beamten.

Die Advocatursbeamten verlangen vollſtändige Sonn-
tagsruhe. Zu dieſem Zwecke wurde für Samſtag, den 11. d.
in der Volkshalle des Rathhauſes eine Verſammlung abge-
halten, um Stellung zu dem nichtbefriedigenden Beſchluß
[Spaltenumbruch] der Advocatenkammer zu nehmen. Unter den Anweſenden
befanden ſich die Abgeordneten Prochazka, Tuſel
und Dr. Ofner.

Nach Eröffnung der Verſammlung durch den Obmann
des Vereines, Herrn Unger, ergriff Herr A. Bauer
das Wort und verlangte vollſtändige Sonntagsruhe für die
Advocatursbeamten. Die Durchführung des Beſchluſſes der
Advocatenkammer, welcher beſtimmt, daß die Sonntagsruhe
vom 15. Juni bis 15. September eingehalten werde, würde
im Falle der Nichteinhaltung einfach durch Nichterſcheinen
am Sonntag vom 15. Juni an erzwungen werden.

Redner brachte hierauf die nichtsſagende Beantwortung
der Interpebation des Abg. Ziska durch den Juſtiz-
miniſter zur Verleſung. Der Redner beantragte hierauf
nachſtehende Reſolution, in welcher die heutige
Verſammlung erklärt, daß nur eine vollſtändige
Sonntagsruhe den Wünſchen der Advocatursbeamten
entſprechen könne. Die Verſammelten verpflichten ſich, dem
in der oberwähnten Plenarverſammlung gefaßten Beſchluſſe
der Durchführung der vollen Sonntagsruhe in der Zeit vom
15. Juni bis 15. September mit allen Mitteln Geltung zu
verſchaffen. Der Juſtizminiſter ſoll ſich Gutachten von dem
öſterreichiſchen Beamtenverein einholen um möglichſt bald
einen Geſetzentwurf, betreffend die allgemeine Sonntagsruhe
der Advocatursbeamten im Reichsrathe einbringen.

Abg. Prochazka meinte, es ſei traurig, daß die
Advocatursbeamten im Allgemeinen ſo wenig Solidarität
zeigen. Die Strömung wälzt ſich nach vorwärts. Kein
Hinderniß wird ſie aufhalten können und ſo wird es auch
mit der Sonntagsruhe gehen. Es wurde hier vom Miniſter Dr.
v. Ruber geſprochen und der § 31 der Civilproceßordnung
erwähnt. Dr. v. Ruber hat bei der Frage der Sonntagsruhe
den Advocatenkammern Recht gegeben, nicht aber, als es ſich
um den § 31 der Strafproceßordnung handelte, ſondern das
Gegentheil verfügt. (Beifall.) Wo bleibt denn da das Mini-
ſterium Thun mit ſeinen wirtſchaftlichen und ſocialen Re-
formen, die es in ſeiner Antrittsrede hinauspoſaunt hat?
Im Miniſterium des Aeußeren wurde die Sonntagsruhe
vom Grafen Goluchowsli zuerſt eingeführt, die anderen
Miniſterien ſind gefolgt, und ich glaube, auch Doctor
v. Ruber wird folgen müſſen. Es wurde geſagt, ein Ad-
vocat bete und gebe doch ſeinen Beamten keine Sonntags-
ruhe. Hauen Sie nicht immer auf die Chriſten, ſondern
ſehen Sie ſich auch die jüdiſchen Principale an. (Beifall und
Widerſpruch.) Ich bin hier eingeladen worden und vertrete
den Standpunkt meiner Partei, ob es Ihnen recht iſt oder
nicht (Beifall), und dieſen meinen Standpunkt werde ich
überall vertreten. Ich fordere Sie auf ſich zu organiſiren.
Vertreten Sie Ihre Forderungen in energiſcher aber auch
vernünftiger Weiſe. Ich werde immer für die Sonntags-
ruhe eintreten, ohne Unterſchied, für welche Berufskategorie
es geſchieht. Die Sonntagsruhe muß durchgeführt werden.
(Stürmiſcher Beifall.)

Nachdem noch die Herren Gutſch und Gratzl ge-
ſprochen hatten, ergriff Herr Marinowsky (Chriſtlich-
ſocialer) das Wort, um das Vorgehen der Vereinsleitung
in anderen Fragen zu verurtheilen.

Abg. Tuſel meinte, die Forderung der Sonntags-
ruhe ſei eine ſolche, der ſich heute ſchwerlich Jemand wider-
ſetzen könne. Auch er ſei allezeit dafür eingetreten und werde
es auch fernerhin thun. (Beifall.)

Herr Moriz (Socialdemokrat) wendete ſich als Mit-
glied der Vereinsleitung gegen die Angriffe des Herrn
Marinowsky und verſuchte auch gegen einige dem
Abgeordneten Prochazka aufgedichtete Ausſprüche zu
polemiſiren, wurde jedoch von dieſem verwieſen, nur Aeuße-
rungen, die er thatſächlich gemacht, in Discuſſion zu ziehen.

Nach einigen weiteren Ausführungen des Referenten
A. Bauer ergriff Abgeordneter Dr. Ofner das Wort,
um den Verſammelten zu rathen, vorderhand an dem, was
durch den Beſchluß der Advocatenkammer ihr Recht geworden,
feſtzuhalten, und auf dieſer Baſis weiter zu arbeiten.

Nach einſtimmiger Annahme obiger Reſolution wurde
die Verſammlung ſodann geſchloſſen.




Theater, Kunſt und Muſik.
Deutſches Volkstheater.

Dienſtag bringt das
Schlierſeer Bauernenſemble eine Novität: „Der
Gorgi-Thaler“
zur Aufführung. — Mittwoch wird
dieſes Stück wiederholt.

Das Badener Stadttheater.

Das „Fremden-
blatt“ dementirt die von uns und anderen Blättern gebrachte
Nachricht, daß die Statthalterei den weiteren Betrieb des
Stadttheaters in Baden nach Ausführung der beantragten
Reconſtructionsarbeiten auf weitere drei Jahre geſtattet
habe. Eine derartige Bewilligung erſcheine auch deshalb
ſchon ausgeſchloſſen, weil bisher Pläne über die eventuell
beabſichtigte Reconſtruirung der Behörde noch nicht vor-
liegen.

Der Kaiſer im Künſtlerhauſe.

Der Monarch
hat Sonntag Nachmittags um 1 Uhr unangemeldet die
Jubiläumsausſtellung im Künſtlerhauſe mit ſeinem Beſuche
beehrt. Se. Majeſtät fuhr in Begleitung des Flügeladjutanten
Majors Pitlik beim Gebäude vor und wurde vom
Secretär Edwin Klobaſſer empfangen und ehrfurchts-
voll begrüßt. Der Kaiſer begab ſich unter Führung des
Secretärs in den erſten Stock und nahm zuerſt die öſter-
reichiſche Ausſtellung in Augenſchein, die ihn ſowohl hin-
ſichtlich der zahlreichen Beſchickung, als auch der Qualität
der ausgeſtellten Werke ſehr befriedigte. Beſonders erfreut
war Se. Majeſtät durch die Mittheilung, daß ſo viele Bilder
aus der öſterreichiſchen Abtheilung verkauft ſeien. Von öſter-
reichiſchen Künſtlern wurden beſonders belobt: Horowitz,
Darnit, Hierſchl, Julius Berger, Mathias Schmied, Ruß
und Lichtenfels. Der Kaiſer verfügte ſich ſodann in die
Parterreräume und nahm die plaſtiſchen Arbeiten in Augen-
ſchein, unter denen ihm beſonders die Werke von
Cefariello und Lederer gefielen. Der
Monarch äußerte ſich ſehr erfreut darüber, daß das
Ausland ſowohl durch Maler, als durch Bildhauer
ſo gut vertreten iſt. Von Ausländern gefiel ihm beſonders
van der Stappens und an dieſem Künſtler wieder die
Manigfaltigkeit der Meiſterſchöpfungen, ferner Queroll,
Kauffungen und Wohleck. Mit regem Intereſſe beſichtigte
Se. Majeſtät die Säle XVII und XX. Im Deutſchen Saale
weilte eben, als der Monarch eintrat, Herr v. Manner.
Secretär Klobaſſer machte Se. Majeſtät darauf auf-
merkſam, daß Herr v. Manner Defregger’s Bild „Kraft-
[Spaltenumbruch] probe“, das dem Kaiſer beſonders gefallen, angekauft habe,
und das Gemälde nun in Wien bleibe. Der Kaiſer gratu-
lirte Herrn v. Manner zu der Acquiſition. Auch die Reich-
haltigkeit der franzöſiſchen Abtheilung fand bei Seiner
Majeſtät Worte der Anerkennung. Der Kaiſer, der während
zwei Stunden unermüdlich durch die Säle ſchritt, ſprach ſich
auch darüber lobend aus, daß ſo viele Preiſe zur Verfügung
ſtanden, um die hervorragenden Werke auszuzeichnen. Nach
dem Rundgange dankte der Monarch in huldvollſter Weiſe
dem Secretär Klobaſſer für die Führung und verließ
um 3 Uhr das Gebäude.

Die Direction der Geſellſchaft der Muſik-
freunde

hat in ihrer letzten Sitzung die Anträge der Schul-
leitung, betreffend die Neugeſtaltung der Schauſpiel-
ſchule
am Conſervatorium, ihrem ganzen Um-
fange nach genehmigt und zwar hinſichtlich der beantragten
Veränderungen im Lehrplane wie auch bezüglich der zu
berufenden Lehrkräfte. Als wichtigſte Vorbedingung für die
Wiedereröffnung des I. Jahrganges wurde aber das Vor-
handenſein brauchbaren Schülermateriales bezeichnet und
wird in dieſer Richtung durch eingehende und rigoroſe
Vor- und Aufnahmsprüfungen geſorgt werden. Als
neue Lehrkräfte für den zu eröffnenden I. Jahrgang
ſind für das Fach „mündlicher Vortrag“ die Herren Alex-
ander Römpler, k. und k. Hof-Schauſpieler, Julius
Meixner, Mitglied des deutſchen Volkstheaters und
Frau Eugenie Petraſch-Wohlmuth in Ausſicht
genommen. Die übrigen lehrplanmäßigen Fächer werden
wie bisher die Herren Prof. Bréant, van Hamme, Hartl,
Valentincig und Dr. v. Weilen lehren. Anmeldungen zu
den Vorprüfungen für die Schauſpielſchule werden bereits
jetzt in der Schulkanzlei (1. Bez., Muſikvereinsgebäude) ent-
gegen genommen.




Volkswirthſchaftlicher Theil.
Die Brüſſeler Zucker-Conferenz.

Die Zucker-
Conferenz vertagte die Entſcheidung über den Zeitpunkt, in
welchem die eventuellen Beſchlüſſe des Congreſſes in Kraft
treten ſollen. Einige Delegirte wünſchten, daß hiefür das
Jahr 1899/1900 feſtgeſetzt werde. Der franzöſiſche Senator
Sébline kündigte an, daß Frankreich in die Auf-
hebung
der directen Zuckerprämien
ein willigen,
hieran jedoch einige Vorbehalte in
Bezug auf die inneren Zuckerprämien Frankreichs knüpfen
würde. Der Redner ſprach die Anſicht aus, daß der Zucker-
conſum in Belgien größer ſei, als die officiellen ſtatiſtiſchen
Ziffern ausweiſen. Die Conferenz nahm ſodann das Arbeits-
programm an. Die nächſte Sitzung des Congreſſes findet
Dienſtag ſtatt.

Poſtaliſches.

Poſtpackete nach Durazzo, Janina, Pre-
veſa, San Giovanni di Madua, Santi Guaranta und
Valona in Albanien (Türkei) werden ausſchließlich über
Trieſt geleitet. — Da nunmehr auch die ſpaniſchen Poſt-
dampfer den Verkehr nach Cuba und Portorico eingeſtellt
haben, werden die Briefpoſtſendungen nach dieſen Inſeln
bis auf Weiteres ausſchließlich über Frankreich geleitet.

Elektriſche Bahn Wien—Preßburg.

Das
Eiſenbahnminiſterium hat dem diplomirten Ingenieur
Joſef Jauber in Wien, die Vorconceſſion für eine
Localbahn mit Dampf- oder elektriſchem Betrieb von
Wien uber Schwechat, Fiſchamend, Petronell, Deutſch-
Altenburg, Hainburg bis zur Landesgrenze gegen Preß-
burg ertheilt.

Inſolvenzuachrichten.

Vom Wiener Handelsgerichte
wurde über das Vermögen des unter der Firma
Adolf Prager regiſtrirten Gemiſchtwaarenverſchleißers in
Wien, 14. Bezirk, Schönbrunnerſtraße Nr. 63, der Coucurs
eröffnet. Zum Concurscommiſſär wurde Landesgerichtsrath
Dr. Joſef Löwner und zum einſtweiligen Maſſeverwalter
Dr. Adolf Sonnenfeld, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien,
beſtellt. Die Wahltagſatzung iſt für den 18. Juni, 12 Uhr
Mittags, der Anmeldungstermin bis 15. Juli und die allge-
meine Liquidirungstagfahrt für den 13. Auguſt, 12 Uhr
Mittags, anberaumt. — Der Creditorenverein meldet fol-
gende Inſolvenzen: A. Nandor, Handelsſirma in Budapeſt,
Kerepeſerſtraße 41; Stefan Hochmann, Schneider in Fünf-
kirchen; Wilhelm Fiſcher, nichtprotokollirter Kaufmann in
Wien, Himbergerſtraße 69; Hermann Horſchitz, Tuchhändler
in Reichenberg; Adolf Benda, Kaufmann in Prag (Zizkow);
Moriz Glattſtein, protokollirter Kaufmann in S.-A.-Ujhely;
Iſidor Kohn, nichtprotokollirter Kaufmann in Veszprim:
Adolf Weißenſtein, Tuch-, Herren- und Damenconfections-
geſchäft in Nachod; Franz Prochaska, Kaufmann in
Budweis; Peter Nuridſany, Handelsfirma in Maros-Ugra;
Emil Eisner, Kaufmann in Jungbunzlau, derzeit in
Nemcic; Stöger u. Weinberger, Handelsfirma in Wien,
Favoritenſtraße 54. — Der Wiener Handels- und Gewerbe-
kammer wird vom k. u. k. Conſulate in Bukareſt zur Kennt-
niß gebracht, daß beim dortigen Handelstribunale die nach-
benannten Firmen fallit erklärt wurden: R. J. Kivici,
Papeterienhandlung, Str. Gabroveni 31, (Anmeldungstermin
bis 4. Juni, Liquidirungstagfahrt 19. Juni 1898 a. St.);
Smil Weißmann, Kurzwaarenhandlung, Boulevard Ferdi-
nand Nr. 56 (Anmeldungstermin bis 8. Juni, Liquidirungs-
tagfahrt 23. Juni 1898 a. St.); N. Sternberg, Damen-
kleiderhandlung, Strada Lipscaniei (Anmeldungstermin bis
8. Juni, Liquidirungstagfahrt 22. Juni 1898 a. St.).




Freunde und Geſinnungsgenoſſen

bitten wir:

in Cafes, Reſtaurants, Hotels und auf Bahnhöfen die
„Reichspoſt“ fleißig zu verlangen und dort einzubür-
gern;

Geſchäftslenten die Inſertion in unſerem über
ganz Oeſterreich verbreiteten Tagblatte bei jeder Gelegen-
heit warm zu empfehlen;

uns raſtlos neue Abonnenten durch wohl-
wollende Befürwortung in befreundeten Kreiſen zu werben
und die Beſtellung zu beſorgen;

beim Ablaufe des Abonnements das-
ſelbe rechtzeitig unter Beifügung einer Adreßſchleife zu er-
neuern;

bei jeder Beſtellung von auswärts nebſt der genauen
Adreſſe eventuell auch den letzten Poſtort anzugeben.

Viribus unitis!


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[9/0009] 133 Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 Die Wahl des Handelsgehilfen-Aus- ſchuſſes annullirt. Trauer herrſcht in Iſrael, im handeltreibenden Iſrael! Der Wiener Magiſtrat hat durch einen Erlaß ein Werk „grauſam“ zerſtört, das Judenhände und Judenliſt geſchaffen hatten und durch welches beſonders den rothen Juden eine große Macht verliehen werden ſollte. Die letzte Wahl der Handelsgehilfen wurde an- nullirt. Der in allen Kreiſen, wo noch Sinn für Gerechtigkeit herrſcht, große Befriedigung hervorrufende Erlaß des Magiſtrats beſagt: „Der Magiſtrat hat in ſeiner Sitzung vom 10. Juni 1898 beſchloſſen, dem Proteſt des Julius Axmann, geweſenen Gehilfenobmannes des Gremiums der Wiener Kaufmannſchaft, gegen die am 24. April 1898 in der Volkshalle abgehaltenen Wahlen der Gehilfenverſammlung des genannten Gre- miums Folge zu geben und ſämmtliche Wahlen zu annulliren, nach dem er- wieſenermaßen nicht bloß eine Menge von Wahlberechtigten an der Ausübung ihres Wahlrechtes in verſchiedenſter Weiſe verhindert wurden, ſondern auch erwieſenermaßen von einer die abſo- luten Majorität zweifellos beein- fluſſenden Anzahl von Perſonen das Wahlrecht ausgeübt worden iſt, die hiezu nicht bloß nicht berechtigt waren, ſondern auch in vielen Fällen ſich hiezu nicht mehr giltiger Legitimationen bedienten, daß der bisherige Ausſchuß der Gehilfenverſammlung der Wiener Kaufmannſchaft die Geſchäfte weiterzuführen und der bisherige Gehilfenobmann Axmann die Neuwahl des Gehilfenausſchuſſes einzuleiten und durch- zuführen habe.“ Es wird alſo eine neue Wahl ausgeſchrieben werden, bei der wohl mit etwas mehr Umſicht als bei der letzten wird gearbeitet werden müſſen, wenn der Wahltaktik der Pickianer erfolgreich begegnet und Vorkommniſſe hintangehalten werden ſollen, wie jene ſind, welche in der Begründung der Annullirung an- geführt wird. Es wird ſich aber auch empfehlen, der Polizeidirection nahezulegen, in der Wahl jener leitenden Amtsorgane, welche für die Aufrechterhaltung der Ruhe vor dem Wahllocale zu ſorgen haben, etwas vorſichtiger zu ſein. „Was müſſen das für Deutſche ſein, die ſolche Männer wählen?“ Unter dieſem Motto erhalten wir von einem Deutſchböhmen folgendes Schreiben: Dem angeblich „deutſchen“ Abgeordneten Herrn Carl Wolff hat es in der Sitzung des Abgeordneten- hauſes am 7. Juni 1898 beliebt Gemeinheiten zu be- gehen, die jeden Deutſchböhmen, der einen Funken von Ehre noch im Leibe hat, die Schamröthe ins Geſicht treiben muß. Dieſer — wie nannte er doch den polniſchen Socialdemokraten? — hat ſich erfrecht 1. die Huldigung, die die Kinder der chriſtlichen Wiener- Eltern dem allgeliebten Monarchen darbringen werden, eine Loyalitätsduſelei zu nennen; 2. ſich er- frecht, den Biſchof von Trient, weil dieſer nicht in das Horn eines Wolffs bläſt, einen verrückt gewordenen Pfaffen zu heißen, und 3. ſich erfrecht, den echtdeutſchen Volksprieſter P. Abel zu beſchimpfen. Ich kenne den Bildungsgang des gebildeten (?) Herrn Carl Wolff ganz genau und weiß deshalb, daß er der Letzte iſt, der es wagen darf, ſich mit einem P. Abel, oder gar mit dem Biſchof von Trient zu meſſen. Herr Carl Wolff könnte froh ſein, wenn er nur den 100ſten Theil des Wiſſens ſein Eigen nennen könnte, welches P. Abel und den Biſchof von Trient ziert. Wem glaubt denn dieſer K. H. Wolff mit ſeinen Gemeinheiten zu imponiren? Uns, Deutſchböhmen, die wir ehrlich unſer Brod mit unſer Hände Arbeit ſchwer verdienen, gewiß nicht. Ihm können höchſtens ehrloſe, total verkommene, halbwüchſige Buben oder Anhänger der Judenliberalen zujubeln, doch niemals deutſche Männer, denen Ehre über Alles geht. Wenn die Deutſchböhmen keine beſſeren Führer zu ſtellen vermögen, als Creaturen à la Wolff und Schönerer, dann darf man ſich auch nicht wundern, wenn unſere offenen und verſteckten Feinde jubeln und die Poſition der Deutſchen immer ſchlechter wird. Wie der Führer, ſo das Volk. Hinweg alſo mit ſolchen Schädlingen der deutſchen Sache. Sie ſind um kein Haar beſſer als die mit Recht vom ganzen Volke verachteten Judenliberalen. „Deutſch ſein“ heißt nicht ein gemeiner Menſch, ein treuloſer Vaterlands- verräther ſein, ſondern „deutſch ſein“ heißt: ein Muſter für Alle ſein. Ich ſchließe mit der auf allen Lippen ſchwebenden Frage: Was müſſen das für Chriſten, Patrioten und Oeſtereicher ſein, die vor ſolch einem Menſchen feige zittern und nicht den Muth finden, ihm die Larve vom Geſichte zu reißen. Die Sonntagsruhe der Advocaturs- beamten. Die Advocatursbeamten verlangen vollſtändige Sonn- tagsruhe. Zu dieſem Zwecke wurde für Samſtag, den 11. d. in der Volkshalle des Rathhauſes eine Verſammlung abge- halten, um Stellung zu dem nichtbefriedigenden Beſchluß der Advocatenkammer zu nehmen. Unter den Anweſenden befanden ſich die Abgeordneten Prochazka, Tuſel und Dr. Ofner. Nach Eröffnung der Verſammlung durch den Obmann des Vereines, Herrn Unger, ergriff Herr A. Bauer das Wort und verlangte vollſtändige Sonntagsruhe für die Advocatursbeamten. Die Durchführung des Beſchluſſes der Advocatenkammer, welcher beſtimmt, daß die Sonntagsruhe vom 15. Juni bis 15. September eingehalten werde, würde im Falle der Nichteinhaltung einfach durch Nichterſcheinen am Sonntag vom 15. Juni an erzwungen werden. Redner brachte hierauf die nichtsſagende Beantwortung der Interpebation des Abg. Ziska durch den Juſtiz- miniſter zur Verleſung. Der Redner beantragte hierauf nachſtehende Reſolution, in welcher die heutige Verſammlung erklärt, daß nur eine vollſtändige Sonntagsruhe den Wünſchen der Advocatursbeamten entſprechen könne. Die Verſammelten verpflichten ſich, dem in der oberwähnten Plenarverſammlung gefaßten Beſchluſſe der Durchführung der vollen Sonntagsruhe in der Zeit vom 15. Juni bis 15. September mit allen Mitteln Geltung zu verſchaffen. Der Juſtizminiſter ſoll ſich Gutachten von dem öſterreichiſchen Beamtenverein einholen um möglichſt bald einen Geſetzentwurf, betreffend die allgemeine Sonntagsruhe der Advocatursbeamten im Reichsrathe einbringen. Abg. Prochazka meinte, es ſei traurig, daß die Advocatursbeamten im Allgemeinen ſo wenig Solidarität zeigen. Die Strömung wälzt ſich nach vorwärts. Kein Hinderniß wird ſie aufhalten können und ſo wird es auch mit der Sonntagsruhe gehen. Es wurde hier vom Miniſter Dr. v. Ruber geſprochen und der § 31 der Civilproceßordnung erwähnt. Dr. v. Ruber hat bei der Frage der Sonntagsruhe den Advocatenkammern Recht gegeben, nicht aber, als es ſich um den § 31 der Strafproceßordnung handelte, ſondern das Gegentheil verfügt. (Beifall.) Wo bleibt denn da das Mini- ſterium Thun mit ſeinen wirtſchaftlichen und ſocialen Re- formen, die es in ſeiner Antrittsrede hinauspoſaunt hat? Im Miniſterium des Aeußeren wurde die Sonntagsruhe vom Grafen Goluchowsli zuerſt eingeführt, die anderen Miniſterien ſind gefolgt, und ich glaube, auch Doctor v. Ruber wird folgen müſſen. Es wurde geſagt, ein Ad- vocat bete und gebe doch ſeinen Beamten keine Sonntags- ruhe. Hauen Sie nicht immer auf die Chriſten, ſondern ſehen Sie ſich auch die jüdiſchen Principale an. (Beifall und Widerſpruch.) Ich bin hier eingeladen worden und vertrete den Standpunkt meiner Partei, ob es Ihnen recht iſt oder nicht (Beifall), und dieſen meinen Standpunkt werde ich überall vertreten. Ich fordere Sie auf ſich zu organiſiren. Vertreten Sie Ihre Forderungen in energiſcher aber auch vernünftiger Weiſe. Ich werde immer für die Sonntags- ruhe eintreten, ohne Unterſchied, für welche Berufskategorie es geſchieht. Die Sonntagsruhe muß durchgeführt werden. (Stürmiſcher Beifall.) Nachdem noch die Herren Gutſch und Gratzl ge- ſprochen hatten, ergriff Herr Marinowsky (Chriſtlich- ſocialer) das Wort, um das Vorgehen der Vereinsleitung in anderen Fragen zu verurtheilen. Abg. Tuſel meinte, die Forderung der Sonntags- ruhe ſei eine ſolche, der ſich heute ſchwerlich Jemand wider- ſetzen könne. Auch er ſei allezeit dafür eingetreten und werde es auch fernerhin thun. (Beifall.) Herr Moriz (Socialdemokrat) wendete ſich als Mit- glied der Vereinsleitung gegen die Angriffe des Herrn Marinowsky und verſuchte auch gegen einige dem Abgeordneten Prochazka aufgedichtete Ausſprüche zu polemiſiren, wurde jedoch von dieſem verwieſen, nur Aeuße- rungen, die er thatſächlich gemacht, in Discuſſion zu ziehen. Nach einigen weiteren Ausführungen des Referenten A. Bauer ergriff Abgeordneter Dr. Ofner das Wort, um den Verſammelten zu rathen, vorderhand an dem, was durch den Beſchluß der Advocatenkammer ihr Recht geworden, feſtzuhalten, und auf dieſer Baſis weiter zu arbeiten. Nach einſtimmiger Annahme obiger Reſolution wurde die Verſammlung ſodann geſchloſſen. Theater, Kunſt und Muſik. — Deutſches Volkstheater. Dienſtag bringt das Schlierſeer Bauernenſemble eine Novität: „Der Gorgi-Thaler“ zur Aufführung. — Mittwoch wird dieſes Stück wiederholt. — Das Badener Stadttheater. Das „Fremden- blatt“ dementirt die von uns und anderen Blättern gebrachte Nachricht, daß die Statthalterei den weiteren Betrieb des Stadttheaters in Baden nach Ausführung der beantragten Reconſtructionsarbeiten auf weitere drei Jahre geſtattet habe. Eine derartige Bewilligung erſcheine auch deshalb ſchon ausgeſchloſſen, weil bisher Pläne über die eventuell beabſichtigte Reconſtruirung der Behörde noch nicht vor- liegen. — Der Kaiſer im Künſtlerhauſe. Der Monarch hat Sonntag Nachmittags um 1 Uhr unangemeldet die Jubiläumsausſtellung im Künſtlerhauſe mit ſeinem Beſuche beehrt. Se. Majeſtät fuhr in Begleitung des Flügeladjutanten Majors Pitlik beim Gebäude vor und wurde vom Secretär Edwin Klobaſſer empfangen und ehrfurchts- voll begrüßt. Der Kaiſer begab ſich unter Führung des Secretärs in den erſten Stock und nahm zuerſt die öſter- reichiſche Ausſtellung in Augenſchein, die ihn ſowohl hin- ſichtlich der zahlreichen Beſchickung, als auch der Qualität der ausgeſtellten Werke ſehr befriedigte. Beſonders erfreut war Se. Majeſtät durch die Mittheilung, daß ſo viele Bilder aus der öſterreichiſchen Abtheilung verkauft ſeien. Von öſter- reichiſchen Künſtlern wurden beſonders belobt: Horowitz, Darnit, Hierſchl, Julius Berger, Mathias Schmied, Ruß und Lichtenfels. Der Kaiſer verfügte ſich ſodann in die Parterreräume und nahm die plaſtiſchen Arbeiten in Augen- ſchein, unter denen ihm beſonders die Werke von Cefariello und Lederer gefielen. Der Monarch äußerte ſich ſehr erfreut darüber, daß das Ausland ſowohl durch Maler, als durch Bildhauer ſo gut vertreten iſt. Von Ausländern gefiel ihm beſonders van der Stappens und an dieſem Künſtler wieder die Manigfaltigkeit der Meiſterſchöpfungen, ferner Queroll, Kauffungen und Wohleck. Mit regem Intereſſe beſichtigte Se. Majeſtät die Säle XVII und XX. Im Deutſchen Saale weilte eben, als der Monarch eintrat, Herr v. Manner. Secretär Klobaſſer machte Se. Majeſtät darauf auf- merkſam, daß Herr v. Manner Defregger’s Bild „Kraft- probe“, das dem Kaiſer beſonders gefallen, angekauft habe, und das Gemälde nun in Wien bleibe. Der Kaiſer gratu- lirte Herrn v. Manner zu der Acquiſition. Auch die Reich- haltigkeit der franzöſiſchen Abtheilung fand bei Seiner Majeſtät Worte der Anerkennung. Der Kaiſer, der während zwei Stunden unermüdlich durch die Säle ſchritt, ſprach ſich auch darüber lobend aus, daß ſo viele Preiſe zur Verfügung ſtanden, um die hervorragenden Werke auszuzeichnen. Nach dem Rundgange dankte der Monarch in huldvollſter Weiſe dem Secretär Klobaſſer für die Führung und verließ um 3 Uhr das Gebäude. — Die Direction der Geſellſchaft der Muſik- freunde hat in ihrer letzten Sitzung die Anträge der Schul- leitung, betreffend die Neugeſtaltung der Schauſpiel- ſchule am Conſervatorium, ihrem ganzen Um- fange nach genehmigt und zwar hinſichtlich der beantragten Veränderungen im Lehrplane wie auch bezüglich der zu berufenden Lehrkräfte. Als wichtigſte Vorbedingung für die Wiedereröffnung des I. Jahrganges wurde aber das Vor- handenſein brauchbaren Schülermateriales bezeichnet und wird in dieſer Richtung durch eingehende und rigoroſe Vor- und Aufnahmsprüfungen geſorgt werden. Als neue Lehrkräfte für den zu eröffnenden I. Jahrgang ſind für das Fach „mündlicher Vortrag“ die Herren Alex- ander Römpler, k. und k. Hof-Schauſpieler, Julius Meixner, Mitglied des deutſchen Volkstheaters und Frau Eugenie Petraſch-Wohlmuth in Ausſicht genommen. Die übrigen lehrplanmäßigen Fächer werden wie bisher die Herren Prof. Bréant, van Hamme, Hartl, Valentincig und Dr. v. Weilen lehren. Anmeldungen zu den Vorprüfungen für die Schauſpielſchule werden bereits jetzt in der Schulkanzlei (1. Bez., Muſikvereinsgebäude) ent- gegen genommen. Volkswirthſchaftlicher Theil. Die Brüſſeler Zucker-Conferenz. Die Zucker- Conferenz vertagte die Entſcheidung über den Zeitpunkt, in welchem die eventuellen Beſchlüſſe des Congreſſes in Kraft treten ſollen. Einige Delegirte wünſchten, daß hiefür das Jahr 1899/1900 feſtgeſetzt werde. Der franzöſiſche Senator Sébline kündigte an, daß Frankreich in die Auf- hebung der directen Zuckerprämien ein willigen, hieran jedoch einige Vorbehalte in Bezug auf die inneren Zuckerprämien Frankreichs knüpfen würde. Der Redner ſprach die Anſicht aus, daß der Zucker- conſum in Belgien größer ſei, als die officiellen ſtatiſtiſchen Ziffern ausweiſen. Die Conferenz nahm ſodann das Arbeits- programm an. Die nächſte Sitzung des Congreſſes findet Dienſtag ſtatt. Poſtaliſches. Poſtpackete nach Durazzo, Janina, Pre- veſa, San Giovanni di Madua, Santi Guaranta und Valona in Albanien (Türkei) werden ausſchließlich über Trieſt geleitet. — Da nunmehr auch die ſpaniſchen Poſt- dampfer den Verkehr nach Cuba und Portorico eingeſtellt haben, werden die Briefpoſtſendungen nach dieſen Inſeln bis auf Weiteres ausſchließlich über Frankreich geleitet. Elektriſche Bahn Wien—Preßburg. Das Eiſenbahnminiſterium hat dem diplomirten Ingenieur Joſef Jauber in Wien, die Vorconceſſion für eine Localbahn mit Dampf- oder elektriſchem Betrieb von Wien uber Schwechat, Fiſchamend, Petronell, Deutſch- Altenburg, Hainburg bis zur Landesgrenze gegen Preß- burg ertheilt. Inſolvenzuachrichten. Vom Wiener Handelsgerichte wurde über das Vermögen des unter der Firma Adolf Prager regiſtrirten Gemiſchtwaarenverſchleißers in Wien, 14. Bezirk, Schönbrunnerſtraße Nr. 63, der Coucurs eröffnet. Zum Concurscommiſſär wurde Landesgerichtsrath Dr. Joſef Löwner und zum einſtweiligen Maſſeverwalter Dr. Adolf Sonnenfeld, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien, beſtellt. Die Wahltagſatzung iſt für den 18. Juni, 12 Uhr Mittags, der Anmeldungstermin bis 15. Juli und die allge- meine Liquidirungstagfahrt für den 13. Auguſt, 12 Uhr Mittags, anberaumt. — Der Creditorenverein meldet fol- gende Inſolvenzen: A. Nandor, Handelsſirma in Budapeſt, Kerepeſerſtraße 41; Stefan Hochmann, Schneider in Fünf- kirchen; Wilhelm Fiſcher, nichtprotokollirter Kaufmann in Wien, Himbergerſtraße 69; Hermann Horſchitz, Tuchhändler in Reichenberg; Adolf Benda, Kaufmann in Prag (Zizkow); Moriz Glattſtein, protokollirter Kaufmann in S.-A.-Ujhely; Iſidor Kohn, nichtprotokollirter Kaufmann in Veszprim: Adolf Weißenſtein, Tuch-, Herren- und Damenconfections- geſchäft in Nachod; Franz Prochaska, Kaufmann in Budweis; Peter Nuridſany, Handelsfirma in Maros-Ugra; Emil Eisner, Kaufmann in Jungbunzlau, derzeit in Nemcic; Stöger u. Weinberger, Handelsfirma in Wien, Favoritenſtraße 54. — Der Wiener Handels- und Gewerbe- kammer wird vom k. u. k. Conſulate in Bukareſt zur Kennt- niß gebracht, daß beim dortigen Handelstribunale die nach- benannten Firmen fallit erklärt wurden: R. J. Kivici, Papeterienhandlung, Str. Gabroveni 31, (Anmeldungstermin bis 4. Juni, Liquidirungstagfahrt 19. Juni 1898 a. St.); Smil Weißmann, Kurzwaarenhandlung, Boulevard Ferdi- nand Nr. 56 (Anmeldungstermin bis 8. Juni, Liquidirungs- tagfahrt 23. Juni 1898 a. St.); N. Sternberg, Damen- kleiderhandlung, Strada Lipscaniei (Anmeldungstermin bis 8. Juni, Liquidirungstagfahrt 22. Juni 1898 a. St.). Freunde und Geſinnungsgenoſſen bitten wir: in Cafes, Reſtaurants, Hotels und auf Bahnhöfen die „Reichspoſt“ fleißig zu verlangen und dort einzubür- gern; Geſchäftslenten die Inſertion in unſerem über ganz Oeſterreich verbreiteten Tagblatte bei jeder Gelegen- heit warm zu empfehlen; uns raſtlos neue Abonnenten durch wohl- wollende Befürwortung in befreundeten Kreiſen zu werben und die Beſtellung zu beſorgen; beim Ablaufe des Abonnements das- ſelbe rechtzeitig unter Beifügung einer Adreßſchleife zu er- neuern; bei jeder Beſtellung von auswärts nebſt der genauen Adreſſe eventuell auch den letzten Poſtort anzugeben. Viribus unitis!

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost133_1898/9>, abgerufen am 29.03.2024.