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Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898.

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Wien, Dienstag Reichspost 14. Juni 1898 133

[Spaltenumbruch] worden sind, abgesehen. Er gab zu diesem Zwecke Rohrpost-
karten an fingirte Personen auf, und während die k. k.
Bestellboten in dem als Adresse angegebenen Hause nach
dem Adressaten suchten, stahl der Spitzbube das in der Ein-
fahrt zurückgelassene Zweirad, setzte sich auf dasselbe und
fuhr eiligst davon. Am 12. d. M. wurde dieses Individuum
vom Polizeicommissariate in der Leopoldstadt ausgeforscht
und verhaftet. Es ist dies der Buchdruckergehilfe Josef
Weiß, in Perchtoldsdorf geboren, 29 Jahre alt, Brigittenau,
Rauscherstraße Nr. 9 wohnhaft. Weiß hat die gestohlenen
Räder verkauft und von dem Erlöse gelebt. Noch am 9. d.
hat er dem k. k. Postbestellboten Kilian Zwinz ein Fahr-
rad, 130 fl., gestohlen. Dasselbe wurde zu Stande gebracht.
Josef Weiß, welcher geständig ist, wurde dem Landesgerichte
eingeliefert.

* Socialdemokratisches Fiasco.

Am 10 d. M.
fand in Reichert's Gasthaus 13. Bezirk, Anschützgasse, eine
socialdemokratische Tramwaybediensteten-Versammlung statt,
bei welcher Conducteur Zimmermann des Eta-
blissements Hernals die Ideen des socialdemokratischen
Traumes entwickelte, dabei aber nicht vergaß, die jetzige
Gemeinde-Verwaltung, besonders den Bürgermeister Doctor
Lueger heftig anzugreifen. Conducteur Krikawa
(christlichsocial) widerlegte den Vorredner in glänzender
Weise, so daß sich die Versammlung zu einer Kund-
gebung für die christlichsociale Partei überhaupt gestaltete.

* Im Rausche.

Gestern Früh um 1/24 Uhr stürzte
der 33jährige Fabriksarbeiter Philipp Marek, Erdberger-
straße Nr. 110 wohnhaft, von seiner im vierten Stockwerke
gelegenen Wohnung in den Hofraum hinab und zog sich
hiedurch mehrere Knochenbrüche, einen Bruch der Schädel-
basis, sowie schwere innere Verletzungen zu. Im bewußtlosen
Zustande wurde er in das Rudolfspital gebracht. Marek
war kurze Zeit vorher im volltrunkenen Zustande nach Hause
gekommen und es ist nicht ausgeschlossen, daß er infolge
seines Rausches verunglückt ist. Marek ist Samstag Abends
um 11 Uhr in der Ungargasse wegen Wachebeleidigung an-
gehalten und dem Polizeicommissariate überstellt worden.
Nach Einvernahme wurde er wieder entlassen. Es ist nicht
unmöglich, daß er sich wegen dieser Beanständung tödten
wollte.

* Selbstmorde.

In einem Gestrüpp nahe der Krieau
fanden Passanten Samstag Abends einen Mann erhängt
auf. In den Kleidungsstücken des Todten fand man Papiere.
denen zufolge der Selbstmörder mit dem 45jährigen Posa-
mentirergehilfen Johann Horsakiewicz identisch ist.
In einem zurückgelassenen Schreiben bezeichnet er Noth als
Motiv des Selbstmordes. -- Die 34jährige Schlossergehilfens-
Gattin Antonie Schindelar trank Samstag Nachmittag
in ihrer Wohnung in Floridsdorf, um ihren Tod herbei-
zuführen, in einem Zuge einen halben Liter ordinären Rum
aus. Bei der Frau stellte sich eine a[ku]te Alkoholvergiftung
ein. Sie wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht
und bezeichnete häusliche Zerwürfnisse als das Motiv der
That. -- Ein ungefähr 30jähriger Mann sprang am 11. d.
Nachts von der Kronprinz Rudolfbrücke in den Donaukanal
und, bevor noch Rettungsversuche unternommen werden
konnten, war der Lebensmüde in den Wellen verschwunden.
Nach der Angabe von Augenzeugen soll der Selbstmörder
elegant gelleidet gewesen sein.

* Bruch eines Wasserleitungsrohres.

In
Währing, Sternwartestraße, nächst dem Hause Nr. 4,
ist am 11. d. M., Nachmittags, ein Wasserleitungsrohr
geborsten, infolge dessen das Trottoir in dem Ausmaße
von acht Quadratmetern unterwaschen wurde und sich
fast ein Meter tief senkte. Da auch ein Theil der Straße
unter Wasser gesetzt worden ist, mußte der Verkehr ein-
gestellt werden und nur Tramwaywagen konnten die
überschwemmte Stelle passiren. Im Laufe der Nacht
konnte das Gebrechen behoben werden.

* Inspicirung durch den Kaiser.

Se. Majestät
der Kaiser wird Mittwoch, den 15. d., um 7 Uhr
Früh im Prater nördlich der Kaiser Josephbrücke das
4. Bataillon des Infanterieregimentes Alfred Herzog zu
Sachsen-Coburg und Gotha Nr. 84 und das Landwehr-
Infanterieregiment Wien Nr. 1 inspiciren.

* Ein Messerheld.

Am 12. d. M. Früh um halb
3 Uhr wurde der Fleischhauergehilfe Alois Kreitschek
in Hernals, Beheimgasse, während eines Streites von dem
Mauergehilfen Johann Anderl mit einem großen Taschen-
messer gestochen und schwer verletzt, Der Maurergehilfe
wurde verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert.
Kreitschek wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht.

* Ein überfahrener Sicherheitswachmann.

Der Sicherheitswachmann Michael Fuhrmann
wurde am 12. d. M. Vormittags, während er aus
Anlaß der Frohnleichnams-Procession den Dienst ver-
sah, in Währing, Argauergasse, Ecke der Weinhauser-
straße, von einem Streifwagen überfahren und im rechten
Schultergelenke erheblich verletzt. Der verunglückte Wach-
mann wurde sogleich vom Dienste abgelöst und in seine
Wohnung, Kreuzgasse Nr. 15, gebracht. Gegen den
Kutscher, welcher schnell und unvorsichtig gefahren ist,
wurde die Strafamtshandlung eingeleitet.

* Der Sonntag in "Venedig in Wien".

Trotz des
kühlen Wetters brachte der gestrige Sonntag einen Massen-
besuch nach "Venedig in Wien" und von den ersten Nach-
mittagsstunden an bis 3 Uhr Morgens herrschte im "Eng-
lischen Garten die fröhlichste, animirteste Stimmung. Das
im Marionettentheater gestern zum ersten Male aufgeführte
phantastische Ballet "Venezia" errang reichen Erfolg. Die
zweite Neuheit des gestrigen Tages, Vorführung lebender
Photographien durch den Kinematographen, hat nicht minder
eingeschlagen und war der Alt-Wien-Saal in der Avenue,
woselbst die Vorführungen stattfinden, stets von einem schau-
lustigen Publikum dicht gefüllt. Als Beweis, welch' großes
Interesse das Publikum den von der Direction arrangirten
Festen entgegenbringt, mag wohl der Umstand gelten, daß
täglich hunderte von Anfragen aus dem Publikum an die
Direction des "Englischen Garten" gerichtet werden, wenn
der nächste Festabend, der nächste Blumencorso stattfindet.
Um diesen zahlreichen Wünschen nachzukommen wurde für
kommenden Dienstag ein venetianisches Sommer-
nachtsfest
angesetzt, bei welchem die Prachillumination
functioniren und eine Blumenschlacht stattfinden wird.

* Wieuer Thiergarten.

Reiten, Schießen und Lasso-
werfen bildet das Tagewerk der Cowboys und trotz dieser
[Spaltenumbruch] anstrengenden Körperarbeit bleibt ihm an den Ruhetagen
noch Kraftüberfluß genug zur Ausübung seines Sportes.
Der Cowboy-Sport, wie ihn die Wild-West-Truppe im
Thiergarten zeigt, besteht vornehmlich in Reiterkunststücken,
Wettrennen und Ringkämpfen. Ein Ringkampf zwischen
Cowboy und Indianer gelangt auf ungesatteltem Pferden
zur Austragung und die spannenden Phasen dieses Kampfes
fessellt das Publikum.

* Vivarium.

Vor einigen Tagen traf in Triest, aus
Aegypten kommend, eine große Sendung ein, die unter
Anderem viele giftige Schlangen enthielt. Der Vivarium-
Inspector mußte eigens nach Triest reisen, um diese
gefährlichen Thiere zu übernehmen und umzupacken. Außer
diesem giftigen Gezüchte sind eine große Anzahl äußerst
lebhafter Warane, riesenhafter Agamen, Skinke, die wie
aus Meißner-Porzellan gefertigt aussehen, viele nichtgiftige
Schlangen und Echsen angekommen. Etwa hundert Chamä-
leons wurden in einem Käfige vereint und bieten hier mit
ihrem eigenartigen Treiben und ihrem Farbenwechsel ein
überaus interessantes Bild.

* Wettervericht.

Leicht bewölkt und warm, Neigung
zu localen Gewitterbildungen noch anhaltend.




Kirche, Staat und Schule.

-- In Anwesenheit des Kaisers wird am 18. d.,
Vormittags 101/2 Uhr die feierliche Einweihung der neuen
Pfarrkirche am Breitenfelde im 8. Wiener Gemeindebezirke
durch Se. Eminenz den hochwürdigsten Herrn Cardinal
Fürst-Erzbischof von Wien Dr. Anton Josef Gruscha
vorgenommen werden.

-- Samstag legte der Pfarrer von Hernals Canonicus
Heinrich Schultheß, Ehrendomherr zu St. Stefan, den
Bürgereid in die Hände des Bürgermeisters Dr. Lueger
ab. Der Feier wohnten die beiden Bürgermeister-Stellver-
treter, mehrere Stadt- und Gemeinderäthe, der Bezirksvor-
steher Helbling von Hernals und mehrere Bezirksaus-
schüsse bei. Der Ausgezeichnete, ein geborener Wiener, steht
im 73. Lebensjahre; er kam 1848 als Cooperator nach
Walterskirchen, dann nach Wien, und zwar zunächst nach
Ottakring und auf die Landstraße und wirkt seit 23 Jahren
an der Pfarre Hernals, woselbst er viele Jahre Obmann
des Armeninstitutes war. Der Genannte besitzt bereits den
Franz Josefs-Orden und die goldene Salvator-Medaille,
anläßlich seines 50jährigen Priesterjubiläums hat ihm der
Gemeinderath das Bürgerrecht verliehen.

-- VI. Wallfahrt nach Groß-Maria-
Taferl
auf die Dauer von drei Tagen unter Begleitung
des Hochw. Herrn P. Engelbert Weinberger, Kapuziner-
ordens-Priester, Donnerstag, den 23. d. M. Die Theil-
nehmer versammeln sich in der Meidlinger Pfarrkirche,
12. Bezirk, Donnerstag, den 23. d. M., zur Predigt und
heil. Messe um 1/25 Uhr Früh; um 3/46 Uhr feierlicher
Auszug zum Penzinger Bahnhof. Freitag, den 24. d. M.,
General-Communion, kirchliche Festlichkeiten, Lichterumzug.
Samstag, den 25. d. M. Rückreise über Pöchlarn nach
Penzing, wo die Ankunft um 1/25 Uhr erfolgt. Feierlicher
Einzug in die Meidlinger Pfarrkirche, wo die Wallfahrt mit
dem heil. Segen ihren Abschluß findet. Eine Wallfahrtskarte
kostet sammt Einschluß der kirchlichen Auslagen für Mit-
glieder 1·50 fl., für Nichtmitglieder 2·80 fl., und sind zu
haben: In der Sakristei Rudolfsheim und Meidling; bei
den Herren Rob. Richter, Obmann, 12. Bez., Wilhelm-
straße 24; Josef Korrent, Obmann-Stellvertreter, 12. Bez.,
Krichbaumgasse 25; Ludwig Mödlagl, Cassier, 12. Bezirk,
Ignatzgasse 9; Jakob Hanak, 12. Bez., Tivoligasse 49;
Joh. Kankofsky, 7. Bez., Mariahilferstraße 100; Karl
Schwetz, 14. Bez., Meinhardsdorfergasse 7 und bei sämmt-
lichen Comite-Mitgliedern.

-- Ein Exercitien-Triduum vor dem
Frohnleichnahmsfeste fand im Kloster der ehrwürdigen
Schwestern von der Heimsuchung Mariä in Chotieschau so-
wohl für die internen Zöglinge als auch für die gewesenen
Pensionärinnen statt. Mit den üblichen Exercitiengegenständen
verband P. Forstner S. J., Superior aus Prag, auch
die Vorbereitung auf das hohe kirchliche Fest, indem er die
Lehre vom heiligsten Geheimnisse unseres Glaubens er-
schöpfend darstellte, sowohl in Bezug auf das Opfer, als
auch Communion. Dem Exercitator war es vergönnt, am
Festtage selbst die feierliche Procession in Vertretung des er-
krankten Ortspfarrers zu halten.

-- Exercitienhaus zu Feldkirch. Wäh-
rend der Sommer- und Herbstmonate werden in dem
Exercitienhause zu Feldkirch an den nachstehend ver-
zeichneten Tagen gemeinschaftliche Exercitien
abgehalten werden: vom Abend des 13. bis zum Morgen
des 17. Juni für Priester; vom Abend des 25. bis zum
Morgen des 28. Juni für Laien; vom Abends des 4. bis
zum Morgen des 13. Juli achttägige Exercitien für Priester;
vom Abend des 18. bis zum Morgen des 22. Juli für
Akademiker und Gymnasiasten der oberen Classen; vom
Abend des 25. bis zum Morgen des 29. Juli für Priester;
vom Abend des 1. bis zum Morgen des 5. August für
Herren aus gebildeteren Ständen; vom Abend des 8. bis
zum Morgen des 12. August für Priester; vom Abend des
16. bis zum Morgen des 20. August für Studenten, w. o.
vom Abend des 22. bis zum Morgen des 26. August für
Priester; vom Abend des 29. August bis zum Morgen des
2. September für Priester; vom Abend des 5. bis zum
Morgen des 9. September für Studenten, w. o.; vom
Abend des 12. bis zum Morgen des 16. September für
Priester; vom Abend des 19. bis zum Morgen des
23. September für Lehrer; vom Abend des 26. bis zum
Morgen des 30. September für Priester; vom Abend des
3. bis zum Morgen des 7. October für Lehrer; vom Abend
des 10. bis zum Morgen des 14. October für Priester;
vom Abend des 24. bis zum Morgen des 28. October für
Priester; vom Abend des 29. October bis zum Morgen des
2. November für Laien; vom Abend des 14. bis zum
Morgen des 18. November für Priester. Für die Herren
Theilnehmer stehen 50 Einzelzimmer zur Verfügung. Es.
wird gebeten, die Anmeldung so früh zu machen, daß, falls
alle Zimmer besetzt sind, eine Rückantwort noch möglich ist
Diejenigen Herren, welche erst 7 Uhr 13 Minuten Abends
in Feldkirch anlangen können, sind gebeten, den Zug 7 Uhr
18 Minuten bis zur Haltestelle Tisis zu benützen, weil da-
durch Zeit erspart wird. Gefällige Anmeldungen wolle man
richten an P. Magister Heinrich Thoelen, Feldkirch, Exer-
citienhaus.


[Spaltenumbruch]
Aus den Kronländern.
Mähren.

Brünn.

(Dr. Podlipny in Brünn.)
Anläßlich des 100. Geburtstages des böhmischen Histo-
riker Palacky veranstalteten die hiesigen Czechen am
12. Juni eine Palacky-Feier, zu der auch der
Bürgermeister von Prag nebst einigen Stadträthen, so-
wie viele Abgeordnete erscheinen sollten. Der Ruf:
"Podlipny ante portas!" brachte verschiedene
Wirkungen: Bei den Czechen Begeisterung, bei den
Nationalen, Liberalen und Rothen die Ueberzeugung den
Prager primator, wie ihn die Czechen zu nennen pflegen,
mit einer kräftigen Katzenmusik zu empfangen. Wir
christlichen Deutsche werden uns niemals für den Neu-
hussiten Podlipny, dem die Mutter-Gottes-Statue ein
Dorn im Auge zu sein scheint, erwärmen, wenn wir
auch die Pfeiferl- und "Faule Eier"-Taktik niemals
billigen können. Bereits am Samstag Abends, wo zur
Stunde der Prager Schnellzug kommt, warteten viele
mit Kornblumen und rothen Nelken geschmückte Leute,
Schüler und Erwachsene, vor dem Bahnhofe, doch Podlipny
kam nicht, sondern sollte den czechischen Blättern zufolge erst
Sonntag Mittags kommen; dagegen kamen viele czechische
Gäste aus Prag und Wien, die mit "Pfeifen", der
"Wacht am Rhein" und dem "Lied der Arbeit" em-
pfangen wurden. Sonntag Früh wimmelte es in der
Renner- und Rudolfsgasse und gegen 1/211 Uhr war
der Bahnring von einer dichten Menschenmenge besetzt,
welche die noch kommenden Gäste theils mit "Nazdar",
theils mit "Heil" und "Pereat" begrüßte. Als gegen
1/212 Uhr die Brünner Sokolisten auf dem Bahnhof
antrafen, hatte der Zulauf den größen Grad erreicht.
Endlich um 12 Uhr kam mit dem Schnellzug Dr.
Podlipny mit einigen Prager Sokolisten und wurde
von den böhmischen Abgeordneten etc. stürmisch begrüßt.
Auf der Gasse harrte jedoch seiner kein angenehmer
Empfang: "Heil!" "Pereat!" "Pfui!" und die "Wacht
am Rhein" drangen zu seinem Ohr; die Sokolisten,
welche den Wagen begleiteten, wurden gestoßen und
angespuckt; die verschiedenen "Begrüßungsscenen" dauer-
ten fort bis zum Besedni dum, wo Halt gemacht
wurde. Nachmittag fand eine Volksversammlung im
czechischen Vereinshause und um 1/23 Uhr der Festzug
nach Königsfeld statt, über den wir in der nächsten
Nummer berichten werden. Das Militär hat Bereit-
schaft!

Tirol.
Innsbruck.

(Dr. Schöpfer.) Die Haltung
des hochverehrten Herrn Abgeordneten Dr. Schöpfer
in der so viel Staub aufwirbelnden Sprachenfrage ge-
winnt hier, wie in weiten österreichisch-patriotischen
Kreisen Nordtirols immer mehr freundliche und an-
erkennungsvolle Beachtung. Unbefangene Beobachter
aus der Ferne erkennen nunmehr deutlich, daß die von
Dr. Schöpfer im Parlamente persönlich und von seinem
ausgezeichneten Organe im Lande schon längst vertretenen
Principien zur Lösung der heillosen Sprachenfrage, voll-
kommen richtig und allein Erfolg verheißend sind.
Gleichzeitig ist dem bestverdienten hochw. Herrn Abge-
ordneten der Landgemeinden des Pusterthales auch
in Nordtirol vielfach der hochwürdige Clerus auf-
richtig dankbar für die so durchaus correcte, dem ge-
rechten und gleichzeitig versöhnenden Sinne der katho-
lischen Kirche entsprechende Darlegung über die natio-
nale Frage in Oesterreich. Der kirchlich gesinnte und in
nationaler Hinsicht gerecht denkende Tiroler Clerus
hat durch die erste parlamentarische Rede Schöpfer's
einen vorzüglichen Anwalt gegen die jüdischen und
radicalnationalen Verdächtigungen gefunden.

Bozen.

(Die Protestversammlung
untersagt.)
Der Bürgermeister von
Bozen hat nach einem vergeblichen Versuche, die
politische Behörde zu einem Verbote der auf den
12. d. angesagten Protestversammlung
katholischer Männer
zu bestimmen, die
Benützung des städtischen Bürger-
saales
als Versammlungslocale unter dem
nichtigen Vorwande
einer zu besorgenden
Ruhestörung verweigert, weßhalb die Versamm-
lung nicht abgehalten wurde. Wie das vorbereitende
Comite mittheilt, werden Tag und Ort derselben
später bekannt gegeben werden.




Vereinsnachrichten.
* Schutz- und Hilfsverein Penzing.

Dieser so
überaus humanitäre Verein, welcher erst kürzlich aus Anlaß
des Regierungsjubiläums des Kaisers 25 arme Knaben mit
Wäsche, Kleidern und Schuhen betheilte, unternimmt am
Mittwoch, den 15. d., unter der Leitung des Obmannes
Herrn A. Proft und des Obmann-Stellvertreters Herrn
F. Gabler einen Ausflug mit 100 armen Kindern nach
Wolfsgraben, wo dieselben bewirthet werden. Freunde und
Gönner sind höflichst eingeladen. Abfahrt vom Penzinger
Bahnhof um 1 Uhr Nachmittags.




Gewerbe.
Milchmeiergenossenschaft.

Samstag Nachmittags
fand eine Genossenschaftsversammlung der Milchmeier,
Milchhändler und Milchverschleißer unter Vorsitz des Vor-
stehers Abg. Spitaler statt. Dem Rechenschaftsbericht
ist zu entnehmen, daß sich die Gesammteinnahmen per
3781 fl. 61 kr., die Gesammtauslagen per 3184 fl. 84 kr.
beziffern. Es ergibt sich somit ein Ueberschuß von 597 fl.
35 kr. Nach Ertheilung des Absolutoriums wurde nach
längerer Debatte die Theilnahme der Genossenschaft an der

Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 133

[Spaltenumbruch] worden ſind, abgeſehen. Er gab zu dieſem Zwecke Rohrpoſt-
karten an fingirte Perſonen auf, und während die k. k.
Beſtellboten in dem als Adreſſe angegebenen Hauſe nach
dem Adreſſaten ſuchten, ſtahl der Spitzbube das in der Ein-
fahrt zurückgelaſſene Zweirad, ſetzte ſich auf dasſelbe und
fuhr eiligſt davon. Am 12. d. M. wurde dieſes Individuum
vom Polizeicommiſſariate in der Leopoldſtadt ausgeforſcht
und verhaftet. Es iſt dies der Buchdruckergehilfe Joſef
Weiß, in Perchtoldsdorf geboren, 29 Jahre alt, Brigittenau,
Rauſcherſtraße Nr. 9 wohnhaft. Weiß hat die geſtohlenen
Räder verkauft und von dem Erlöſe gelebt. Noch am 9. d.
hat er dem k. k. Poſtbeſtellboten Kilian Zwinz ein Fahr-
rad, 130 fl., geſtohlen. Dasſelbe wurde zu Stande gebracht.
Joſef Weiß, welcher geſtändig iſt, wurde dem Landesgerichte
eingeliefert.

* Socialdemokratiſches Fiasco.

Am 10 d. M.
fand in Reichert’s Gaſthaus 13. Bezirk, Anſchützgaſſe, eine
ſocialdemokratiſche Tramwaybedienſteten-Verſammlung ſtatt,
bei welcher Conducteur Zimmermann des Eta-
bliſſements Hernals die Ideen des ſocialdemokratiſchen
Traumes entwickelte, dabei aber nicht vergaß, die jetzige
Gemeinde-Verwaltung, beſonders den Bürgermeiſter Doctor
Lueger heftig anzugreifen. Conducteur Krikawa
(chriſtlichſocial) widerlegte den Vorredner in glänzender
Weiſe, ſo daß ſich die Verſammlung zu einer Kund-
gebung für die chriſtlichſociale Partei überhaupt geſtaltete.

* Im Rauſche.

Geſtern Früh um ½4 Uhr ſtürzte
der 33jährige Fabriksarbeiter Philipp Marek, Erdberger-
ſtraße Nr. 110 wohnhaft, von ſeiner im vierten Stockwerke
gelegenen Wohnung in den Hofraum hinab und zog ſich
hiedurch mehrere Knochenbrüche, einen Bruch der Schädel-
baſis, ſowie ſchwere innere Verletzungen zu. Im bewußtloſen
Zuſtande wurde er in das Rudolfſpital gebracht. Marek
war kurze Zeit vorher im volltrunkenen Zuſtande nach Hauſe
gekommen und es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß er infolge
ſeines Rauſches verunglückt iſt. Marek iſt Samſtag Abends
um 11 Uhr in der Ungargaſſe wegen Wachebeleidigung an-
gehalten und dem Polizeicommiſſariate überſtellt worden.
Nach Einvernahme wurde er wieder entlaſſen. Es iſt nicht
unmöglich, daß er ſich wegen dieſer Beanſtändung tödten
wollte.

* Selbſtmorde.

In einem Geſtrüpp nahe der Krieau
fanden Paſſanten Samſtag Abends einen Mann erhängt
auf. In den Kleidungsſtücken des Todten fand man Papiere.
denen zufolge der Selbſtmörder mit dem 45jährigen Poſa-
mentirergehilfen Johann Horſakiewicz identiſch iſt.
In einem zurückgelaſſenen Schreiben bezeichnet er Noth als
Motiv des Selbſtmordes. — Die 34jährige Schloſſergehilfens-
Gattin Antonie Schindelar trank Samſtag Nachmittag
in ihrer Wohnung in Floridsdorf, um ihren Tod herbei-
zuführen, in einem Zuge einen halben Liter ordinären Rum
aus. Bei der Frau ſtellte ſich eine a[ku]te Alkoholvergiftung
ein. Sie wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht
und bezeichnete häusliche Zerwürfniſſe als das Motiv der
That. — Ein ungefähr 30jähriger Mann ſprang am 11. d.
Nachts von der Kronprinz Rudolfbrücke in den Donaukanal
und, bevor noch Rettungsverſuche unternommen werden
konnten, war der Lebensmüde in den Wellen verſchwunden.
Nach der Angabe von Augenzeugen ſoll der Selbſtmörder
elegant gelleidet geweſen ſein.

* Bruch eines Waſſerleitungsrohres.

In
Währing, Sternwarteſtraße, nächſt dem Hauſe Nr. 4,
iſt am 11. d. M., Nachmittags, ein Waſſerleitungsrohr
geborſten, infolge deſſen das Trottoir in dem Ausmaße
von acht Quadratmetern unterwaſchen wurde und ſich
faſt ein Meter tief ſenkte. Da auch ein Theil der Straße
unter Waſſer geſetzt worden iſt, mußte der Verkehr ein-
geſtellt werden und nur Tramwaywagen konnten die
überſchwemmte Stelle paſſiren. Im Laufe der Nacht
konnte das Gebrechen behoben werden.

* Inſpicirung durch den Kaiſer.

Se. Majeſtät
der Kaiſer wird Mittwoch, den 15. d., um 7 Uhr
Früh im Prater nördlich der Kaiſer Joſephbrücke das
4. Bataillon des Infanterieregimentes Alfred Herzog zu
Sachſen-Coburg und Gotha Nr. 84 und das Landwehr-
Infanterieregiment Wien Nr. 1 inſpiciren.

* Ein Meſſerheld.

Am 12. d. M. Früh um halb
3 Uhr wurde der Fleiſchhauergehilfe Alois Kreitſchek
in Hernals, Beheimgaſſe, während eines Streites von dem
Mauergehilfen Johann Anderl mit einem großen Taſchen-
meſſer geſtochen und ſchwer verletzt, Der Maurergehilfe
wurde verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert.
Kreitſchek wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht.

* Ein überfahrener Sicherheitswachmann.

Der Sicherheitswachmann Michael Fuhrmann
wurde am 12. d. M. Vormittags, während er aus
Anlaß der Frohnleichnams-Proceſſion den Dienſt ver-
ſah, in Währing, Argauergaſſe, Ecke der Weinhauſer-
ſtraße, von einem Streifwagen überfahren und im rechten
Schultergelenke erheblich verletzt. Der verunglückte Wach-
mann wurde ſogleich vom Dienſte abgelöſt und in ſeine
Wohnung, Kreuzgaſſe Nr. 15, gebracht. Gegen den
Kutſcher, welcher ſchnell und unvorſichtig gefahren iſt,
wurde die Strafamtshandlung eingeleitet.

* Der Sonntag in „Venedig in Wien“.

Trotz des
kühlen Wetters brachte der geſtrige Sonntag einen Maſſen-
beſuch nach „Venedig in Wien“ und von den erſten Nach-
mittagsſtunden an bis 3 Uhr Morgens herrſchte im „Eng-
liſchen Garten die fröhlichſte, animirteſte Stimmung. Das
im Marionettentheater geſtern zum erſten Male aufgeführte
phantaſtiſche Ballet „Venezia“ errang reichen Erfolg. Die
zweite Neuheit des geſtrigen Tages, Vorführung lebender
Photographien durch den Kinematographen, hat nicht minder
eingeſchlagen und war der Alt-Wien-Saal in der Avenue,
woſelbſt die Vorführungen ſtattfinden, ſtets von einem ſchau-
luſtigen Publikum dicht gefüllt. Als Beweis, welch’ großes
Intereſſe das Publikum den von der Direction arrangirten
Feſten entgegenbringt, mag wohl der Umſtand gelten, daß
täglich hunderte von Anfragen aus dem Publikum an die
Direction des „Engliſchen Garten“ gerichtet werden, wenn
der nächſte Feſtabend, der nächſte Blumencorſo ſtattfindet.
Um dieſen zahlreichen Wünſchen nachzukommen wurde für
kommenden Dienſtag ein venetianiſches Sommer-
nachtsfeſt
angeſetzt, bei welchem die Prachillumination
functioniren und eine Blumenſchlacht ſtattfinden wird.

* Wieuer Thiergarten.

Reiten, Schießen und Laſſo-
werfen bildet das Tagewerk der Cowboys und trotz dieſer
[Spaltenumbruch] anſtrengenden Körperarbeit bleibt ihm an den Ruhetagen
noch Kraftüberfluß genug zur Ausübung ſeines Sportes.
Der Cowboy-Sport, wie ihn die Wild-Weſt-Truppe im
Thiergarten zeigt, beſteht vornehmlich in Reiterkunſtſtücken,
Wettrennen und Ringkämpfen. Ein Ringkampf zwiſchen
Cowboy und Indianer gelangt auf ungeſatteltem Pferden
zur Austragung und die ſpannenden Phaſen dieſes Kampfes
feſſellt das Publikum.

* Vivarium.

Vor einigen Tagen traf in Trieſt, aus
Aegypten kommend, eine große Sendung ein, die unter
Anderem viele giftige Schlangen enthielt. Der Vivarium-
Inſpector mußte eigens nach Trieſt reiſen, um dieſe
gefährlichen Thiere zu übernehmen und umzupacken. Außer
dieſem giftigen Gezüchte ſind eine große Anzahl äußerſt
lebhafter Warane, rieſenhafter Agamen, Skinke, die wie
aus Meißner-Porzellan gefertigt ausſehen, viele nichtgiftige
Schlangen und Echſen angekommen. Etwa hundert Chamä-
leons wurden in einem Käfige vereint und bieten hier mit
ihrem eigenartigen Treiben und ihrem Farbenwechſel ein
überaus intereſſantes Bild.

* Wettervericht.

Leicht bewölkt und warm, Neigung
zu localen Gewitterbildungen noch anhaltend.




Kirche, Staat und Schule.

— In Anweſenheit des Kaiſers wird am 18. d.,
Vormittags 10½ Uhr die feierliche Einweihung der neuen
Pfarrkirche am Breitenfelde im 8. Wiener Gemeindebezirke
durch Se. Eminenz den hochwürdigſten Herrn Cardinal
Fürſt-Erzbiſchof von Wien Dr. Anton Joſef Gruſcha
vorgenommen werden.

— Samſtag legte der Pfarrer von Hernals Canonicus
Heinrich Schultheß, Ehrendomherr zu St. Stefan, den
Bürgereid in die Hände des Bürgermeiſters Dr. Lueger
ab. Der Feier wohnten die beiden Bürgermeiſter-Stellver-
treter, mehrere Stadt- und Gemeinderäthe, der Bezirksvor-
ſteher Helbling von Hernals und mehrere Bezirksaus-
ſchüſſe bei. Der Ausgezeichnete, ein geborener Wiener, ſteht
im 73. Lebensjahre; er kam 1848 als Cooperator nach
Walterskirchen, dann nach Wien, und zwar zunächſt nach
Ottakring und auf die Landſtraße und wirkt ſeit 23 Jahren
an der Pfarre Hernals, woſelbſt er viele Jahre Obmann
des Armeninſtitutes war. Der Genannte beſitzt bereits den
Franz Joſefs-Orden und die goldene Salvator-Medaille,
anläßlich ſeines 50jährigen Prieſterjubiläums hat ihm der
Gemeinderath das Bürgerrecht verliehen.

VI. Wallfahrt nach Groß-Maria-
Taferl
auf die Dauer von drei Tagen unter Begleitung
des Hochw. Herrn P. Engelbert Weinberger, Kapuziner-
ordens-Prieſter, Donnerſtag, den 23. d. M. Die Theil-
nehmer verſammeln ſich in der Meidlinger Pfarrkirche,
12. Bezirk, Donnerſtag, den 23. d. M., zur Predigt und
heil. Meſſe um ½5 Uhr Früh; um ¾6 Uhr feierlicher
Auszug zum Penzinger Bahnhof. Freitag, den 24. d. M.,
General-Communion, kirchliche Feſtlichkeiten, Lichterumzug.
Samſtag, den 25. d. M. Rückreiſe über Pöchlarn nach
Penzing, wo die Ankunft um ½5 Uhr erfolgt. Feierlicher
Einzug in die Meidlinger Pfarrkirche, wo die Wallfahrt mit
dem heil. Segen ihren Abſchluß findet. Eine Wallfahrtskarte
koſtet ſammt Einſchluß der kirchlichen Auslagen für Mit-
glieder 1·50 fl., für Nichtmitglieder 2·80 fl., und ſind zu
haben: In der Sakriſtei Rudolfsheim und Meidling; bei
den Herren Rob. Richter, Obmann, 12. Bez., Wilhelm-
ſtraße 24; Joſef Korrent, Obmann-Stellvertreter, 12. Bez.,
Krichbaumgaſſe 25; Ludwig Mödlagl, Caſſier, 12. Bezirk,
Ignatzgaſſe 9; Jakob Hanak, 12. Bez., Tivoligaſſe 49;
Joh. Kankofsky, 7. Bez., Mariahilferſtraße 100; Karl
Schwetz, 14. Bez., Meinhardsdorfergaſſe 7 und bei ſämmt-
lichen Comité-Mitgliedern.

Ein Exercitien-Triduum vor dem
Frohnleichnahmsfeſte fand im Kloſter der ehrwürdigen
Schweſtern von der Heimſuchung Mariä in Chotieſchau ſo-
wohl für die internen Zöglinge als auch für die geweſenen
Penſionärinnen ſtatt. Mit den üblichen Exercitiengegenſtänden
verband P. Forſtner S. J., Superior aus Prag, auch
die Vorbereitung auf das hohe kirchliche Feſt, indem er die
Lehre vom heiligſten Geheimniſſe unſeres Glaubens er-
ſchöpfend darſtellte, ſowohl in Bezug auf das Opfer, als
auch Communion. Dem Exercitator war es vergönnt, am
Feſttage ſelbſt die feierliche Proceſſion in Vertretung des er-
krankten Ortspfarrers zu halten.

Exercitienhaus zu Feldkirch. Wäh-
rend der Sommer- und Herbſtmonate werden in dem
Exercitienhauſe zu Feldkirch an den nachſtehend ver-
zeichneten Tagen gemeinſchaftliche Exercitien
abgehalten werden: vom Abend des 13. bis zum Morgen
des 17. Juni für Prieſter; vom Abend des 25. bis zum
Morgen des 28. Juni für Laien; vom Abends des 4. bis
zum Morgen des 13. Juli achttägige Exercitien für Prieſter;
vom Abend des 18. bis zum Morgen des 22. Juli für
Akademiker und Gymnaſiaſten der oberen Claſſen; vom
Abend des 25. bis zum Morgen des 29. Juli für Prieſter;
vom Abend des 1. bis zum Morgen des 5. Auguſt für
Herren aus gebildeteren Ständen; vom Abend des 8. bis
zum Morgen des 12. Auguſt für Prieſter; vom Abend des
16. bis zum Morgen des 20. Auguſt für Studenten, w. o.
vom Abend des 22. bis zum Morgen des 26. Auguſt für
Prieſter; vom Abend des 29. Auguſt bis zum Morgen des
2. September für Prieſter; vom Abend des 5. bis zum
Morgen des 9. September für Studenten, w. o.; vom
Abend des 12. bis zum Morgen des 16. September für
Prieſter; vom Abend des 19. bis zum Morgen des
23. September für Lehrer; vom Abend des 26. bis zum
Morgen des 30. September für Prieſter; vom Abend des
3. bis zum Morgen des 7. October für Lehrer; vom Abend
des 10. bis zum Morgen des 14. October für Prieſter;
vom Abend des 24. bis zum Morgen des 28. October für
Prieſter; vom Abend des 29. October bis zum Morgen des
2. November für Laien; vom Abend des 14. bis zum
Morgen des 18. November für Prieſter. Für die Herren
Theilnehmer ſtehen 50 Einzelzimmer zur Verfügung. Es.
wird gebeten, die Anmeldung ſo früh zu machen, daß, falls
alle Zimmer beſetzt ſind, eine Rückantwort noch möglich iſt
Diejenigen Herren, welche erſt 7 Uhr 13 Minuten Abends
in Feldkirch anlangen können, ſind gebeten, den Zug 7 Uhr
18 Minuten bis zur Halteſtelle Tiſis zu benützen, weil da-
durch Zeit erſpart wird. Gefällige Anmeldungen wolle man
richten an P. Magiſter Heinrich Thoelen, Feldkirch, Exer-
citienhaus.


[Spaltenumbruch]
Aus den Kronländern.
Mähren.

Brünn.

(Dr. Podlipny in Brünn.)
Anläßlich des 100. Geburtstages des böhmiſchen Hiſto-
riker Palacky veranſtalteten die hieſigen Czechen am
12. Juni eine Palacky-Feier, zu der auch der
Bürgermeiſter von Prag nebſt einigen Stadträthen, ſo-
wie viele Abgeordnete erſcheinen ſollten. Der Ruf:
„Podlipny ante portas!“ brachte verſchiedene
Wirkungen: Bei den Czechen Begeiſterung, bei den
Nationalen, Liberalen und Rothen die Ueberzeugung den
Prager primator, wie ihn die Czechen zu nennen pflegen,
mit einer kräftigen Katzenmuſik zu empfangen. Wir
chriſtlichen Deutſche werden uns niemals für den Neu-
huſſiten Podlipny, dem die Mutter-Gottes-Statue ein
Dorn im Auge zu ſein ſcheint, erwärmen, wenn wir
auch die Pfeiferl- und „Faule Eier“-Taktik niemals
billigen können. Bereits am Samſtag Abends, wo zur
Stunde der Prager Schnellzug kommt, warteten viele
mit Kornblumen und rothen Nelken geſchmückte Leute,
Schüler und Erwachſene, vor dem Bahnhofe, doch Podlipny
kam nicht, ſondern ſollte den czechiſchen Blättern zufolge erſt
Sonntag Mittags kommen; dagegen kamen viele czechiſche
Gäſte aus Prag und Wien, die mit „Pfeifen“, der
„Wacht am Rhein“ und dem „Lied der Arbeit“ em-
pfangen wurden. Sonntag Früh wimmelte es in der
Renner- und Rudolfsgaſſe und gegen ½11 Uhr war
der Bahnring von einer dichten Menſchenmenge beſetzt,
welche die noch kommenden Gäſte theils mit «Nazdar»,
theils mit „Heil“ und «Pereat» begrüßte. Als gegen
½12 Uhr die Brünner Sokoliſten auf dem Bahnhof
antrafen, hatte der Zulauf den größen Grad erreicht.
Endlich um 12 Uhr kam mit dem Schnellzug Dr.
Podlipny mit einigen Prager Sokoliſten und wurde
von den böhmiſchen Abgeordneten ꝛc. ſtürmiſch begrüßt.
Auf der Gaſſe harrte jedoch ſeiner kein angenehmer
Empfang: „Heil!“ «Pereat!» „Pfui!“ und die „Wacht
am Rhein“ drangen zu ſeinem Ohr; die Sokoliſten,
welche den Wagen begleiteten, wurden geſtoßen und
angeſpuckt; die verſchiedenen „Begrüßungsſcenen“ dauer-
ten fort bis zum Besedni dum, wo Halt gemacht
wurde. Nachmittag fand eine Volksverſammlung im
czechiſchen Vereinshauſe und um ½3 Uhr der Feſtzug
nach Königsfeld ſtatt, über den wir in der nächſten
Nummer berichten werden. Das Militär hat Bereit-
ſchaft!

Tirol.
Innsbruck.

(Dr. Schöpfer.) Die Haltung
des hochverehrten Herrn Abgeordneten Dr. Schöpfer
in der ſo viel Staub aufwirbelnden Sprachenfrage ge-
winnt hier, wie in weiten öſterreichiſch-patriotiſchen
Kreiſen Nordtirols immer mehr freundliche und an-
erkennungsvolle Beachtung. Unbefangene Beobachter
aus der Ferne erkennen nunmehr deutlich, daß die von
Dr. Schöpfer im Parlamente perſönlich und von ſeinem
ausgezeichneten Organe im Lande ſchon längſt vertretenen
Principien zur Löſung der heilloſen Sprachenfrage, voll-
kommen richtig und allein Erfolg verheißend ſind.
Gleichzeitig iſt dem beſtverdienten hochw. Herrn Abge-
ordneten der Landgemeinden des Puſterthales auch
in Nordtirol vielfach der hochwürdige Clerus auf-
richtig dankbar für die ſo durchaus correcte, dem ge-
rechten und gleichzeitig verſöhnenden Sinne der katho-
liſchen Kirche entſprechende Darlegung über die natio-
nale Frage in Oeſterreich. Der kirchlich geſinnte und in
nationaler Hinſicht gerecht denkende Tiroler Clerus
hat durch die erſte parlamentariſche Rede Schöpfer’s
einen vorzüglichen Anwalt gegen die jüdiſchen und
radicalnationalen Verdächtigungen gefunden.

Bozen.

(Die Proteſtverſammlung
unterſagt.)
Der Bürgermeiſter von
Bozen hat nach einem vergeblichen Verſuche, die
politiſche Behörde zu einem Verbote der auf den
12. d. angeſagten Proteſtverſammlung
katholiſcher Männer
zu beſtimmen, die
Benützung des ſtädtiſchen Bürger-
ſaales
als Verſammlungslocale unter dem
nichtigen Vorwande
einer zu beſorgenden
Ruheſtörung verweigert, weßhalb die Verſamm-
lung nicht abgehalten wurde. Wie das vorbereitende
Comité mittheilt, werden Tag und Ort derſelben
ſpäter bekannt gegeben werden.




Vereinsnachrichten.
* Schutz- und Hilfsverein Penzing.

Dieſer ſo
überaus humanitäre Verein, welcher erſt kürzlich aus Anlaß
des Regierungsjubiläums des Kaiſers 25 arme Knaben mit
Wäſche, Kleidern und Schuhen betheilte, unternimmt am
Mittwoch, den 15. d., unter der Leitung des Obmannes
Herrn A. Proft und des Obmann-Stellvertreters Herrn
F. Gabler einen Ausflug mit 100 armen Kindern nach
Wolfsgraben, wo dieſelben bewirthet werden. Freunde und
Gönner ſind höflichſt eingeladen. Abfahrt vom Penzinger
Bahnhof um 1 Uhr Nachmittags.




Gewerbe.
Milchmeiergenoſſenſchaft.

Samſtag Nachmittags
fand eine Genoſſenſchaftsverſammlung der Milchmeier,
Milchhändler und Milchverſchleißer unter Vorſitz des Vor-
ſtehers Abg. Spitaler ſtatt. Dem Rechenſchaftsbericht
iſt zu entnehmen, daß ſich die Geſammteinnahmen per
3781 fl. 61 kr., die Geſammtauslagen per 3184 fl. 84 kr.
beziffern. Es ergibt ſich ſomit ein Ueberſchuß von 597 fl.
35 kr. Nach Ertheilung des Abſolutoriums wurde nach
längerer Debatte die Theilnahme der Genoſſenſchaft an der

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[4/0004] Wien, Dienſtag Reichspoſt 14. Juni 1898 133 worden ſind, abgeſehen. Er gab zu dieſem Zwecke Rohrpoſt- karten an fingirte Perſonen auf, und während die k. k. Beſtellboten in dem als Adreſſe angegebenen Hauſe nach dem Adreſſaten ſuchten, ſtahl der Spitzbube das in der Ein- fahrt zurückgelaſſene Zweirad, ſetzte ſich auf dasſelbe und fuhr eiligſt davon. Am 12. d. M. wurde dieſes Individuum vom Polizeicommiſſariate in der Leopoldſtadt ausgeforſcht und verhaftet. Es iſt dies der Buchdruckergehilfe Joſef Weiß, in Perchtoldsdorf geboren, 29 Jahre alt, Brigittenau, Rauſcherſtraße Nr. 9 wohnhaft. Weiß hat die geſtohlenen Räder verkauft und von dem Erlöſe gelebt. Noch am 9. d. hat er dem k. k. Poſtbeſtellboten Kilian Zwinz ein Fahr- rad, 130 fl., geſtohlen. Dasſelbe wurde zu Stande gebracht. Joſef Weiß, welcher geſtändig iſt, wurde dem Landesgerichte eingeliefert. * Socialdemokratiſches Fiasco. Am 10 d. M. fand in Reichert’s Gaſthaus 13. Bezirk, Anſchützgaſſe, eine ſocialdemokratiſche Tramwaybedienſteten-Verſammlung ſtatt, bei welcher Conducteur Zimmermann des Eta- bliſſements Hernals die Ideen des ſocialdemokratiſchen Traumes entwickelte, dabei aber nicht vergaß, die jetzige Gemeinde-Verwaltung, beſonders den Bürgermeiſter Doctor Lueger heftig anzugreifen. Conducteur Krikawa (chriſtlichſocial) widerlegte den Vorredner in glänzender Weiſe, ſo daß ſich die Verſammlung zu einer Kund- gebung für die chriſtlichſociale Partei überhaupt geſtaltete. * Im Rauſche. Geſtern Früh um ½4 Uhr ſtürzte der 33jährige Fabriksarbeiter Philipp Marek, Erdberger- ſtraße Nr. 110 wohnhaft, von ſeiner im vierten Stockwerke gelegenen Wohnung in den Hofraum hinab und zog ſich hiedurch mehrere Knochenbrüche, einen Bruch der Schädel- baſis, ſowie ſchwere innere Verletzungen zu. Im bewußtloſen Zuſtande wurde er in das Rudolfſpital gebracht. Marek war kurze Zeit vorher im volltrunkenen Zuſtande nach Hauſe gekommen und es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß er infolge ſeines Rauſches verunglückt iſt. Marek iſt Samſtag Abends um 11 Uhr in der Ungargaſſe wegen Wachebeleidigung an- gehalten und dem Polizeicommiſſariate überſtellt worden. Nach Einvernahme wurde er wieder entlaſſen. Es iſt nicht unmöglich, daß er ſich wegen dieſer Beanſtändung tödten wollte. * Selbſtmorde. In einem Geſtrüpp nahe der Krieau fanden Paſſanten Samſtag Abends einen Mann erhängt auf. In den Kleidungsſtücken des Todten fand man Papiere. denen zufolge der Selbſtmörder mit dem 45jährigen Poſa- mentirergehilfen Johann Horſakiewicz identiſch iſt. In einem zurückgelaſſenen Schreiben bezeichnet er Noth als Motiv des Selbſtmordes. — Die 34jährige Schloſſergehilfens- Gattin Antonie Schindelar trank Samſtag Nachmittag in ihrer Wohnung in Floridsdorf, um ihren Tod herbei- zuführen, in einem Zuge einen halben Liter ordinären Rum aus. Bei der Frau ſtellte ſich eine akute Alkoholvergiftung ein. Sie wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht und bezeichnete häusliche Zerwürfniſſe als das Motiv der That. — Ein ungefähr 30jähriger Mann ſprang am 11. d. Nachts von der Kronprinz Rudolfbrücke in den Donaukanal und, bevor noch Rettungsverſuche unternommen werden konnten, war der Lebensmüde in den Wellen verſchwunden. Nach der Angabe von Augenzeugen ſoll der Selbſtmörder elegant gelleidet geweſen ſein. * Bruch eines Waſſerleitungsrohres. In Währing, Sternwarteſtraße, nächſt dem Hauſe Nr. 4, iſt am 11. d. M., Nachmittags, ein Waſſerleitungsrohr geborſten, infolge deſſen das Trottoir in dem Ausmaße von acht Quadratmetern unterwaſchen wurde und ſich faſt ein Meter tief ſenkte. Da auch ein Theil der Straße unter Waſſer geſetzt worden iſt, mußte der Verkehr ein- geſtellt werden und nur Tramwaywagen konnten die überſchwemmte Stelle paſſiren. Im Laufe der Nacht konnte das Gebrechen behoben werden. * Inſpicirung durch den Kaiſer. Se. Majeſtät der Kaiſer wird Mittwoch, den 15. d., um 7 Uhr Früh im Prater nördlich der Kaiſer Joſephbrücke das 4. Bataillon des Infanterieregimentes Alfred Herzog zu Sachſen-Coburg und Gotha Nr. 84 und das Landwehr- Infanterieregiment Wien Nr. 1 inſpiciren. * Ein Meſſerheld. Am 12. d. M. Früh um halb 3 Uhr wurde der Fleiſchhauergehilfe Alois Kreitſchek in Hernals, Beheimgaſſe, während eines Streites von dem Mauergehilfen Johann Anderl mit einem großen Taſchen- meſſer geſtochen und ſchwer verletzt, Der Maurergehilfe wurde verhaftet und dem Landesgerichte eingeliefert. Kreitſchek wurde in das Allgemeine Krankenhaus gebracht. * Ein überfahrener Sicherheitswachmann. Der Sicherheitswachmann Michael Fuhrmann wurde am 12. d. M. Vormittags, während er aus Anlaß der Frohnleichnams-Proceſſion den Dienſt ver- ſah, in Währing, Argauergaſſe, Ecke der Weinhauſer- ſtraße, von einem Streifwagen überfahren und im rechten Schultergelenke erheblich verletzt. Der verunglückte Wach- mann wurde ſogleich vom Dienſte abgelöſt und in ſeine Wohnung, Kreuzgaſſe Nr. 15, gebracht. Gegen den Kutſcher, welcher ſchnell und unvorſichtig gefahren iſt, wurde die Strafamtshandlung eingeleitet. * Der Sonntag in „Venedig in Wien“. Trotz des kühlen Wetters brachte der geſtrige Sonntag einen Maſſen- beſuch nach „Venedig in Wien“ und von den erſten Nach- mittagsſtunden an bis 3 Uhr Morgens herrſchte im „Eng- liſchen Garten die fröhlichſte, animirteſte Stimmung. Das im Marionettentheater geſtern zum erſten Male aufgeführte phantaſtiſche Ballet „Venezia“ errang reichen Erfolg. Die zweite Neuheit des geſtrigen Tages, Vorführung lebender Photographien durch den Kinematographen, hat nicht minder eingeſchlagen und war der Alt-Wien-Saal in der Avenue, woſelbſt die Vorführungen ſtattfinden, ſtets von einem ſchau- luſtigen Publikum dicht gefüllt. Als Beweis, welch’ großes Intereſſe das Publikum den von der Direction arrangirten Feſten entgegenbringt, mag wohl der Umſtand gelten, daß täglich hunderte von Anfragen aus dem Publikum an die Direction des „Engliſchen Garten“ gerichtet werden, wenn der nächſte Feſtabend, der nächſte Blumencorſo ſtattfindet. Um dieſen zahlreichen Wünſchen nachzukommen wurde für kommenden Dienſtag ein venetianiſches Sommer- nachtsfeſt angeſetzt, bei welchem die Prachillumination functioniren und eine Blumenſchlacht ſtattfinden wird. * Wieuer Thiergarten. Reiten, Schießen und Laſſo- werfen bildet das Tagewerk der Cowboys und trotz dieſer anſtrengenden Körperarbeit bleibt ihm an den Ruhetagen noch Kraftüberfluß genug zur Ausübung ſeines Sportes. Der Cowboy-Sport, wie ihn die Wild-Weſt-Truppe im Thiergarten zeigt, beſteht vornehmlich in Reiterkunſtſtücken, Wettrennen und Ringkämpfen. Ein Ringkampf zwiſchen Cowboy und Indianer gelangt auf ungeſatteltem Pferden zur Austragung und die ſpannenden Phaſen dieſes Kampfes feſſellt das Publikum. * Vivarium. Vor einigen Tagen traf in Trieſt, aus Aegypten kommend, eine große Sendung ein, die unter Anderem viele giftige Schlangen enthielt. Der Vivarium- Inſpector mußte eigens nach Trieſt reiſen, um dieſe gefährlichen Thiere zu übernehmen und umzupacken. Außer dieſem giftigen Gezüchte ſind eine große Anzahl äußerſt lebhafter Warane, rieſenhafter Agamen, Skinke, die wie aus Meißner-Porzellan gefertigt ausſehen, viele nichtgiftige Schlangen und Echſen angekommen. Etwa hundert Chamä- leons wurden in einem Käfige vereint und bieten hier mit ihrem eigenartigen Treiben und ihrem Farbenwechſel ein überaus intereſſantes Bild. * Wettervericht. Leicht bewölkt und warm, Neigung zu localen Gewitterbildungen noch anhaltend. Kirche, Staat und Schule. — In Anweſenheit des Kaiſers wird am 18. d., Vormittags 10½ Uhr die feierliche Einweihung der neuen Pfarrkirche am Breitenfelde im 8. Wiener Gemeindebezirke durch Se. Eminenz den hochwürdigſten Herrn Cardinal Fürſt-Erzbiſchof von Wien Dr. Anton Joſef Gruſcha vorgenommen werden. — Samſtag legte der Pfarrer von Hernals Canonicus Heinrich Schultheß, Ehrendomherr zu St. Stefan, den Bürgereid in die Hände des Bürgermeiſters Dr. Lueger ab. Der Feier wohnten die beiden Bürgermeiſter-Stellver- treter, mehrere Stadt- und Gemeinderäthe, der Bezirksvor- ſteher Helbling von Hernals und mehrere Bezirksaus- ſchüſſe bei. Der Ausgezeichnete, ein geborener Wiener, ſteht im 73. Lebensjahre; er kam 1848 als Cooperator nach Walterskirchen, dann nach Wien, und zwar zunächſt nach Ottakring und auf die Landſtraße und wirkt ſeit 23 Jahren an der Pfarre Hernals, woſelbſt er viele Jahre Obmann des Armeninſtitutes war. Der Genannte beſitzt bereits den Franz Joſefs-Orden und die goldene Salvator-Medaille, anläßlich ſeines 50jährigen Prieſterjubiläums hat ihm der Gemeinderath das Bürgerrecht verliehen. — VI. Wallfahrt nach Groß-Maria- Taferl auf die Dauer von drei Tagen unter Begleitung des Hochw. Herrn P. Engelbert Weinberger, Kapuziner- ordens-Prieſter, Donnerſtag, den 23. d. M. Die Theil- nehmer verſammeln ſich in der Meidlinger Pfarrkirche, 12. Bezirk, Donnerſtag, den 23. d. M., zur Predigt und heil. Meſſe um ½5 Uhr Früh; um ¾6 Uhr feierlicher Auszug zum Penzinger Bahnhof. Freitag, den 24. d. M., General-Communion, kirchliche Feſtlichkeiten, Lichterumzug. Samſtag, den 25. d. M. Rückreiſe über Pöchlarn nach Penzing, wo die Ankunft um ½5 Uhr erfolgt. Feierlicher Einzug in die Meidlinger Pfarrkirche, wo die Wallfahrt mit dem heil. Segen ihren Abſchluß findet. Eine Wallfahrtskarte koſtet ſammt Einſchluß der kirchlichen Auslagen für Mit- glieder 1·50 fl., für Nichtmitglieder 2·80 fl., und ſind zu haben: In der Sakriſtei Rudolfsheim und Meidling; bei den Herren Rob. Richter, Obmann, 12. Bez., Wilhelm- ſtraße 24; Joſef Korrent, Obmann-Stellvertreter, 12. Bez., Krichbaumgaſſe 25; Ludwig Mödlagl, Caſſier, 12. Bezirk, Ignatzgaſſe 9; Jakob Hanak, 12. Bez., Tivoligaſſe 49; Joh. Kankofsky, 7. Bez., Mariahilferſtraße 100; Karl Schwetz, 14. Bez., Meinhardsdorfergaſſe 7 und bei ſämmt- lichen Comité-Mitgliedern. — Ein Exercitien-Triduum vor dem Frohnleichnahmsfeſte fand im Kloſter der ehrwürdigen Schweſtern von der Heimſuchung Mariä in Chotieſchau ſo- wohl für die internen Zöglinge als auch für die geweſenen Penſionärinnen ſtatt. Mit den üblichen Exercitiengegenſtänden verband P. Forſtner S. J., Superior aus Prag, auch die Vorbereitung auf das hohe kirchliche Feſt, indem er die Lehre vom heiligſten Geheimniſſe unſeres Glaubens er- ſchöpfend darſtellte, ſowohl in Bezug auf das Opfer, als auch Communion. Dem Exercitator war es vergönnt, am Feſttage ſelbſt die feierliche Proceſſion in Vertretung des er- krankten Ortspfarrers zu halten. — Exercitienhaus zu Feldkirch. Wäh- rend der Sommer- und Herbſtmonate werden in dem Exercitienhauſe zu Feldkirch an den nachſtehend ver- zeichneten Tagen gemeinſchaftliche Exercitien abgehalten werden: vom Abend des 13. bis zum Morgen des 17. Juni für Prieſter; vom Abend des 25. bis zum Morgen des 28. Juni für Laien; vom Abends des 4. bis zum Morgen des 13. Juli achttägige Exercitien für Prieſter; vom Abend des 18. bis zum Morgen des 22. Juli für Akademiker und Gymnaſiaſten der oberen Claſſen; vom Abend des 25. bis zum Morgen des 29. Juli für Prieſter; vom Abend des 1. bis zum Morgen des 5. Auguſt für Herren aus gebildeteren Ständen; vom Abend des 8. bis zum Morgen des 12. Auguſt für Prieſter; vom Abend des 16. bis zum Morgen des 20. Auguſt für Studenten, w. o. vom Abend des 22. bis zum Morgen des 26. Auguſt für Prieſter; vom Abend des 29. Auguſt bis zum Morgen des 2. September für Prieſter; vom Abend des 5. bis zum Morgen des 9. September für Studenten, w. o.; vom Abend des 12. bis zum Morgen des 16. September für Prieſter; vom Abend des 19. bis zum Morgen des 23. September für Lehrer; vom Abend des 26. bis zum Morgen des 30. September für Prieſter; vom Abend des 3. bis zum Morgen des 7. October für Lehrer; vom Abend des 10. bis zum Morgen des 14. October für Prieſter; vom Abend des 24. bis zum Morgen des 28. October für Prieſter; vom Abend des 29. October bis zum Morgen des 2. November für Laien; vom Abend des 14. bis zum Morgen des 18. November für Prieſter. Für die Herren Theilnehmer ſtehen 50 Einzelzimmer zur Verfügung. Es. wird gebeten, die Anmeldung ſo früh zu machen, daß, falls alle Zimmer beſetzt ſind, eine Rückantwort noch möglich iſt Diejenigen Herren, welche erſt 7 Uhr 13 Minuten Abends in Feldkirch anlangen können, ſind gebeten, den Zug 7 Uhr 18 Minuten bis zur Halteſtelle Tiſis zu benützen, weil da- durch Zeit erſpart wird. Gefällige Anmeldungen wolle man richten an P. Magiſter Heinrich Thoelen, Feldkirch, Exer- citienhaus. Aus den Kronländern. Mähren. Brünn. (Dr. Podlipny in Brünn.) Anläßlich des 100. Geburtstages des böhmiſchen Hiſto- riker Palacky veranſtalteten die hieſigen Czechen am 12. Juni eine Palacky-Feier, zu der auch der Bürgermeiſter von Prag nebſt einigen Stadträthen, ſo- wie viele Abgeordnete erſcheinen ſollten. Der Ruf: „Podlipny ante portas!“ brachte verſchiedene Wirkungen: Bei den Czechen Begeiſterung, bei den Nationalen, Liberalen und Rothen die Ueberzeugung den Prager primator, wie ihn die Czechen zu nennen pflegen, mit einer kräftigen Katzenmuſik zu empfangen. Wir chriſtlichen Deutſche werden uns niemals für den Neu- huſſiten Podlipny, dem die Mutter-Gottes-Statue ein Dorn im Auge zu ſein ſcheint, erwärmen, wenn wir auch die Pfeiferl- und „Faule Eier“-Taktik niemals billigen können. Bereits am Samſtag Abends, wo zur Stunde der Prager Schnellzug kommt, warteten viele mit Kornblumen und rothen Nelken geſchmückte Leute, Schüler und Erwachſene, vor dem Bahnhofe, doch Podlipny kam nicht, ſondern ſollte den czechiſchen Blättern zufolge erſt Sonntag Mittags kommen; dagegen kamen viele czechiſche Gäſte aus Prag und Wien, die mit „Pfeifen“, der „Wacht am Rhein“ und dem „Lied der Arbeit“ em- pfangen wurden. Sonntag Früh wimmelte es in der Renner- und Rudolfsgaſſe und gegen ½11 Uhr war der Bahnring von einer dichten Menſchenmenge beſetzt, welche die noch kommenden Gäſte theils mit «Nazdar», theils mit „Heil“ und «Pereat» begrüßte. Als gegen ½12 Uhr die Brünner Sokoliſten auf dem Bahnhof antrafen, hatte der Zulauf den größen Grad erreicht. Endlich um 12 Uhr kam mit dem Schnellzug Dr. Podlipny mit einigen Prager Sokoliſten und wurde von den böhmiſchen Abgeordneten ꝛc. ſtürmiſch begrüßt. Auf der Gaſſe harrte jedoch ſeiner kein angenehmer Empfang: „Heil!“ «Pereat!» „Pfui!“ und die „Wacht am Rhein“ drangen zu ſeinem Ohr; die Sokoliſten, welche den Wagen begleiteten, wurden geſtoßen und angeſpuckt; die verſchiedenen „Begrüßungsſcenen“ dauer- ten fort bis zum Besedni dum, wo Halt gemacht wurde. Nachmittag fand eine Volksverſammlung im czechiſchen Vereinshauſe und um ½3 Uhr der Feſtzug nach Königsfeld ſtatt, über den wir in der nächſten Nummer berichten werden. Das Militär hat Bereit- ſchaft! Tirol. Innsbruck. (Dr. Schöpfer.) Die Haltung des hochverehrten Herrn Abgeordneten Dr. Schöpfer in der ſo viel Staub aufwirbelnden Sprachenfrage ge- winnt hier, wie in weiten öſterreichiſch-patriotiſchen Kreiſen Nordtirols immer mehr freundliche und an- erkennungsvolle Beachtung. Unbefangene Beobachter aus der Ferne erkennen nunmehr deutlich, daß die von Dr. Schöpfer im Parlamente perſönlich und von ſeinem ausgezeichneten Organe im Lande ſchon längſt vertretenen Principien zur Löſung der heilloſen Sprachenfrage, voll- kommen richtig und allein Erfolg verheißend ſind. Gleichzeitig iſt dem beſtverdienten hochw. Herrn Abge- ordneten der Landgemeinden des Puſterthales auch in Nordtirol vielfach der hochwürdige Clerus auf- richtig dankbar für die ſo durchaus correcte, dem ge- rechten und gleichzeitig verſöhnenden Sinne der katho- liſchen Kirche entſprechende Darlegung über die natio- nale Frage in Oeſterreich. Der kirchlich geſinnte und in nationaler Hinſicht gerecht denkende Tiroler Clerus hat durch die erſte parlamentariſche Rede Schöpfer’s einen vorzüglichen Anwalt gegen die jüdiſchen und radicalnationalen Verdächtigungen gefunden. Bozen. (Die Proteſtverſammlung unterſagt.) Der Bürgermeiſter von Bozen hat nach einem vergeblichen Verſuche, die politiſche Behörde zu einem Verbote der auf den 12. d. angeſagten Proteſtverſammlung katholiſcher Männer zu beſtimmen, die Benützung des ſtädtiſchen Bürger- ſaales als Verſammlungslocale unter dem nichtigen Vorwande einer zu beſorgenden Ruheſtörung verweigert, weßhalb die Verſamm- lung nicht abgehalten wurde. Wie das vorbereitende Comité mittheilt, werden Tag und Ort derſelben ſpäter bekannt gegeben werden. Vereinsnachrichten. * Schutz- und Hilfsverein Penzing. Dieſer ſo überaus humanitäre Verein, welcher erſt kürzlich aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Kaiſers 25 arme Knaben mit Wäſche, Kleidern und Schuhen betheilte, unternimmt am Mittwoch, den 15. d., unter der Leitung des Obmannes Herrn A. Proft und des Obmann-Stellvertreters Herrn F. Gabler einen Ausflug mit 100 armen Kindern nach Wolfsgraben, wo dieſelben bewirthet werden. Freunde und Gönner ſind höflichſt eingeladen. Abfahrt vom Penzinger Bahnhof um 1 Uhr Nachmittags. Gewerbe. Milchmeiergenoſſenſchaft. Samſtag Nachmittags fand eine Genoſſenſchaftsverſammlung der Milchmeier, Milchhändler und Milchverſchleißer unter Vorſitz des Vor- ſtehers Abg. Spitaler ſtatt. Dem Rechenſchaftsbericht iſt zu entnehmen, daß ſich die Geſammteinnahmen per 3781 fl. 61 kr., die Geſammtauslagen per 3184 fl. 84 kr. beziffern. Es ergibt ſich ſomit ein Ueberſchuß von 597 fl. 35 kr. Nach Ertheilung des Abſolutoriums wurde nach längerer Debatte die Theilnahme der Genoſſenſchaft an der

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 133, Wien, 14.06.1898, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost133_1898/4>, abgerufen am 20.04.2024.