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Reichspost. Nr. 41, Wien, 11.02.1896.

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Wien, Dienstag Reichspost 11. Februar 1896 41

[Spaltenumbruch] findenden Cohncordia-Balles, zu welchem die liberalen
Journalisten gehen wollen, die liberalen Abgeordneten
aber gehen müssen, nach kaum 11/2stündiger Dauer
geschlossen.

Böhmen.

Die Curiencommission hielt heute eine Sitzung. Referent
Abg. Dr. Ruß stellte den Antrag, Artikel III der Vorlage
soll in zwei Artikel getheilt werden, und zwar soll der
neue Artikel III eine Aenderung der Landesordnung herbei
führen, wonach die Wahl von Landesausschüssen in Zukunft
statt durch die jetzigen Curien durch die neuen Curien zu je
zwei Beisitz[e]rn und zu zwei aus dem ganzem Hause vor-
genommen werden soll und der neue Artikel IV dann die
Bestimmung enthalten soll, daß nach den nationalen Curien
alle übrigen Wahlen vorgenommen werden sollen. Zu diesem
Artikel gab Graf Kurt Zedtwitz die Anregung, es solle
sich der Landtag das Recht vorbehalten, einige Mitglieder
in die Landtagscommissionen aus dem vollem Hause zu
wählen. Die Commission beschloß hierauf eine neue Formu-
lirung des Artikel IV vorzulegen, in welcher diesem Princip
Rechnung getragen wäre. Die Jungczechen stimmten sowohl
gegen die Annahme des neuen Artikel III als auch gegen
den Antrag Zedtwitz in Bezug auf Artikel III.

Tirol.

Der Gesetzentwurf, betreffend den Aufwand für die
Etschregulirungsbauten der dritten Section wurde an-
genommen. Zum Antrage des Straßen-, Wasserbau- und
Eisenbahnausschusses, betreffend die Förderung des Baues
der Zillerthalbahn sprechen pro die Abg. Welponer,
Schneider, Wildaner
und Payr; contra
Abg. Zallinger, welch letzterer die Vertagung bean-
tragt. Der Antrag des Ausschusses wird hierauf ange-
nommen.




Kleine Chronik.


* Kalender für Dienstag, den 11. Februar
1896.

Katholiken: Desiderius. -- Griechen
(29.): B. G. -- Sonnenaufgang 7 Uhr 16 Minuten
Morgens. -- Sonnenuntergang 5 Uhr 13 Minuten Abends.
-- Mondesaufgang 6 Uhr 32 Min. Abends. -- Mondes-
untergang 2 Uhr 42 Minuten Morgens. -- Tageslänge
9 Stunden 57 Minuten. -- Nachtlänge 14 Stunden
3 Minuten. -- (42--325.)

* Personalnachrichten.

Der Commandant der
33. Infanterie-Truppendivision FML. Ernst Schmedes
traf gestern Abends aus Komorn hier ein. -- Der Präsident
der rumänischen Nationalbank Emil Costinesco ist
heute von hier nach Bukarest zurückgekehrt. -- Der Bürger-
meister in Salzburg Gustav Zeller ist heute aus Salz-
burg hier angekommen.

* Installation.

Die feierliche Istallatian des neuen
Domherrn von St. Stefan, Baron Karl Hackelberg,
findet am 1. März Nachmittag um 4 Uhr während der
Vesper in der Stefanskirche durch den Erzbischof Doctor
Angerer statt.

* Ernennung.

Der Weltpriester der Wiener Diöcese
Alois Thalhammer wurde Pfarrer in Pellendorf.

* Königin Liliuokalani von Hawaii

und ihre
Nichte die schöne Prinzessin Victoria Kaiulani haben
vor wenigen Tagen Honolulu verlassen, um sich nach Europa
zu begeben. Die beiden Fürstinnen nehmen zunächst auf
ihrem Gute Castello de Waikea in der Provinz Udine
Aufenthalt, um daselbst der am Ostermontag stattfindenden
Vermählung der Fürstin Kaeluaolani von Kai-
lua
mit dem kön. italienischen Lieutenant der Cavallerie
Don Tommase Passuelo de San Felice bei-
zuwohnen, begeben sich Mitte April zur Saison nach London
und kehren im Juli nach Castello Waikea zurück, um An-
fangs December an den Gardasee zu übersiedeln.

* Eine Frauenversammlung

findet Mittwoch
12. d., 4 Uhr Nachmittags in Swoboda's Sallocali-
täten im k. k. Prater, Große Zufahrtstraße statt.
Sprechen werden: Prinz Alois Liechtenstein, Monsignore
Dr. Scheicher, Dr. Karl Lueger. Beschränkte Karten-
ausgabe bei: G. Adlwandsteiner, Gastwirth, Kronprinz
Rudolfstraße 17. Da jedoch die Nachfrage um Karten
eine außerordentlich große ist, so findet zur gleichen
Zeit in Pastiggis Saallocalitäten "zum Marokkaner"
im Prater eine zweite Frauenversamm-
lung
statt.

* Costümkränzchen der "Reunion".

Dienstag den
4. Februar fand in den Rotundensälen das Costümkränzchen
des katholischen Vereines "Reunion" unter dem Titel "Ein
Volksfest in Groß-Kräh-Wien-Kel" statt. Dies hatte eine große
Anzahl Damen und Herren veranlaßt in Costümen als
Groß-Krähwinkler Rathsherren und Rathsdiener, Bürger
und "Pülcher" zu erscheinen. Auf dem Festplatze befand sich
eine interessante "Gemäldegallerie", eine Statuensammlung
sowie verschiedene Verkaufsbuden. Auch sonst gab es genug
Unterhaltung auf dem "Volksfest in Groß-Kräh-Wien-Kel".

* Leo-Gesellschaft.

Der für morgen, Dienstag den
11. Februar im Gewerbevereinssaale angesetzte Vortrag des
Baron Alfred v. Berger kann wegen Verhinderung
des Vortragenden nicht stattfinden. Die für den-
selben gelösten Karten berechtigen zum Besuch des "Ge-
selligen Abend"
der Leo-Gesellschaft im kauf-
männischen Verein, 1. Bez., Johannesgasse 4.

* Der Luegermarsch.

Auf dem Hausballe in
König's Saallocalitäten, der am 8. d. M. stattfand und
auch von Herrn Dr. Carl Lueger, sowie den Hono-
rationen der Brigittenau beehrt wurde, spielte die Capelle
Schlüssek den Luegermarsch auf Verlangen 38 mal.

* Preßfreiheit in Ungarn.

Am 6. d. wurde vor
den Budapester Geschworenen der Preßproceß der slovaki-
"Narodnie Noviny" verhandelt. Der Angeklagte J.
Ziak-Somolicky wurde schuldig gesprochen und
zu 2 Monaten Kerker und 50 fl. Geldbuße verurtheilt.

* Im Josefstädter-Theater

wohnte der Herr
Erzherzog Otto der gestrigen 30. Aufführung von
"Der Pumpmajor" bei und blieb bis zum
Schlusse der überaus animirten Vorstellung, welche
abermals bei total ausverkauftem Hause stattfand.

* Eucharistische Versammlung.

Donnerstag den
6. d. fand eine eucharistische Versammlung in Mannersdorf
an der March statt. Die Festpredigt hielt Cooperator
Rudolf Nemeskal. Bei dem vom Ortspfarrer Mathes
[Spaltenumbruch] gehaltenen Hochamte brachte der Kirchenchor von Manners-
dorf eine liturgisch richtige Kirchenmusik zu Gehör: Messe
von Schöpf, die Wechselgesänge recitirt. Die Sodalen
hielten 3 Uhr Nachmittags die Anbetungsstunde.

* Verein der Lehrer der Gabelsberger'schen
Stenographie.

Dienstag, den 11. Februar 1896, Abends
8 Uhr findet in Hopfner's Restauration "zur goldenen
Birn", Wien, 7. Bez., Mariahilferstraße Nr. 30, die ordent-
liche Generalversammlung statt. Die ordentlichen, also ins-
besondere auch die auswärtigen Mitglieder werden gebeten,
durch ihre Bevollmächtigten im Sinne des § 16 der Statuten
an dieser Generalversammlung theilzunehmen.

* Tödtliche Braten.

In der Gemeinde Tenje in
Slavonien brach vor circa 8--10 Tagen die Schweinepest
aus, was aber die Bevölkerung geheim hielt. Man schrottete
das Schweinefleisch so aus, wie zuvor, und so konnte es ge-
schehen, daß dem Genusse von an Schweinepest krank ge-
wesenen Schweine bisher schon 7 Menschen zum Opfer fielen
und mehrere Familien erkrankt sind. Aus Essek wurde
eine Untersuchungscommission dahin entsendet.

* Verhafteter Gemischtwaarenhändler.

Ueber
Anzeige des Bäckermeisters Franz Weselak wurde am
9. d. M. der Gemischtwaarenhändler Matthäus Kirner,
40 Jahre alt, wegen Verbrechens des Betruges in der Höhe
von einigen hundert Gulden verhaftet.

* Feuer.

In der Werkstätte des Tischlermeisters Carl
Friedrich Plößl, Brigittenau, Leipzigerstraße Nr. 50, kam
Sonntag Nachmittags um 1/24 Uhr durch die Unvorsichtig-
keit eines Arbeiters ein Feuer zum Ausbruche. Die städtische
Löschmannschaft, welche sogleich auf dem Platze erschienen
war, konnte den Brand nach kurzer Zeit unterdrücken.




Vereinsnachrichten.
§ Leo-Gesellschaft.

Der dritte gesellige
Abend der Leo-Gesellschaft,
welcher morgen
Dienstag, 11. Februar um 8 Uhr Abends im Festsaale des
Kaufmännischen Vereines (1. Bezirk, Johannesgasse 4) statt-
findet, wird sich, was Reichhaltigkeit des Programmes be-
trifft, den beiden vorausgegangenen Abenden mindestens
ebenbürtig anreihen. Eine dramatische Aufführung ("Der
todte Mann", Fastnachtsspiel von Hans Sachs), decla-
matorische und Liedervorträge, ein Streichquartett, kurz ein
geistiges Menu, wie man sich's lucullischer kaum denken
kann. -- Zum Behufe der [n]öthigen Controle wird dringend
gebeten, daß sich alle Theilnehmer des Abends mit Eintritts-
karten (bei Hrn. Gutmann, Opernhaus und Hrn. Heindl,
Stefansplatz 7, unentgeltlich zu haben) versehen mögen.

§ "Rennion."

Donnerstag den 13. Februar findet
im großen Souterrain-Saale der Restauration Leber, 1. Bez.
Babenbergstraße 5, ein Vereinsabend mit humo-
ristischem Faschingsprogramm statt, zu dem vorzügliche
Kunstkräfte ihre freundliche Mitwirkung zugesagt haben, statt.
Eintritt frei für Mitglieder und deren Gäste. Beginn nach
8 Uhr Abends.

§ Die alpine Gesellschaft "D' Schuhplattler"

hält
am 13. d. in Weigl's Katharinenhalle in Meidling ihr zweites
Kirchtagkränzchen ab. Es werden hiezu alle Freunde eines
bayerischen Schuhplattlertanzes, neben anderen alpinen
Tänzen eingeladen. Karten im Vorverkauf 1 fl. 20 kr., an
der Cassa 1 fl. 50 kr.

§ Der Verein für österreichische Volkskunde

ver-
anstaltet am 22. d. im großen Musikvereins-
saale
eine Academie. Das Erscheinen des Erz-
herzogs Ludwig Victor, des Vereinsprotectors, ist
in sichere Aussicht gestellt. Die Regie und Inscenirung des
Hexenspiels hat Herr L. Martinelli über-
nommen. Die gesammte Bühneneinrichtung für die Bauern-
stube ist in Originalstücken vom Museum für österreichische
Volkskunde beigestellt. Hofopernsänger Ritter wird
Volkslieder aus den österreichischen Alpenländern, vom Hof-
capellmeister Fuchs eingerichtet, singen. -- Karten
sind zu haben in den Musikalienhandlungen Gutmann
und Rose, sowie bei dem Ausschußrathe des Vereines
Dr. S. Feßler, 1. Bez., Wollzeile 6.




Versammlungen.
Der "Katholisch-patriotische Volksverein in
Niederösterreich"

hielt Sonntag, 9. Februar, im Ge-
meindegasthaus zu Lanzenkirchen eine sehr zahl-
reich besuchte Wanderversammlung ab, welche vom Präsi-
denten Baron Vittinghoff-Schell mit einer
herzlichen Begrüßungsansprache eröffnet wurde. Der Reichs-
raths-Abgeordnete dieses Bezirkes, R. v. Troll, erörterte
sonach die wichtigsten Reformen mehrerer auf die Ver-
besserung des Volkswohlstandes abzielenden Gesetze, wozu
der Herr Abgeordnete insbesondere das Armengesetz, die
Landtagswahlordnung, das Jagdgesetz, sowie das Thier-
seuchengesetz rechnet. --Herr Gebhart besprach die
volkswirthschaftlichen Mißverhältnisse zwischen Oesterreich
und Ungarn, welche bei dem neuerlichen Ausgleich mit
Ungarn ganz besondere Schutzmaßregel erheischen. Doctor
Psenner setzte hierauf in großen, weiten Umrissen die
Principien zur Errichtung von bänerlichen Genossenschaften
in Rücksicht auf die heute sehr gefährdeten Existenzbedin-
gungen auseinander. Es gelangt schließlich eine Resolution
folgenden Inhaltes zur Annahme: "Die heute in Lanzen-
kirchen tagende Wanderversammlung bittet den Herrn
Reichsraths-Abgeordneten des Bezirkes, Herrn R. v. Troll,
er möge sich bei den Verhandlungen des Ausgleiches mit
Ungarn mit aller Kraft und Entschiedenheit dafür einsetzen,
daß dieser Ausgleich so abgeschlossen werde, daß den ge-
besserten wirthschaftlichen Verhältnissen und dem politischen
Einflusse der ungarischen Reichshälfte voll und ganz Rech-
nung getragen wird. -- Hierauf schloß der Vorsitzende mit
einem dreimaligen Hoch auf den Kaiser die Versammlung.

Versammlung im vierten Bezirke.

Heute Abends
wurde beim "goldenen Sieb" in der Paniglgasse eine Ver-
sammlung der christlichen Wähler des vierten Bezirkes ab-
gehalten. Obmann Herr Kraus ertheilte dem Reichs-
raths-Abgeordneten Hauck das Wort. Abgeordneter
Hauck erstattete seinen Rechenschaftsbericht, besprach die
Lage seit Taaffe, den Patriotismus des Grafen Badeni,
erwähnte dessen "geheime Missionen" und schilderte
drastisch die Mühen, die es einem Abgeordneten koste,
um im Abgeordnetenhause zum Worte zu gelangen. Nach
der beifällig aufgenommenen Rede wurde dem Abg. Hauck
das Vertrauen votirt. Als zweiter Redner gelangte Doctor
[Spaltenumbruch] Wähner zum Worte, der in sesselnder Weise über die
nationale Aufgabe Wiens sprach, und für die Einig-
keit unter den Nationalen und Christ-
lich-Socialen
eintrat. Er wendete sich gegen das
"Communal-Programm der Socialdemokraten", das ver-
wirklicht die deutsche Famile untergraben würde. Dem
Redner wurde reicher Beifall zutheil.

(Schluß des Berichtes im Abendblatte.)




Gerichtssaal.
Eine saubere Gesellschaft.

Vor dem Schwurgerichte
saale unter Vorsitz des Präsidenten v. Holzinger
standen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit vier jugend-
liche Personen wegen Vergehen gegen die öffentliche Sittlich-
keit. Es sind dies der aus Bologna gebürtige Kellner Cesare
Zuchi, der Zuckerbäcker Angelo Pra und die Schwestern
Hedwig und Elise Parschil, beide Dienstmädchen,
welche längere Zeit ohne Dienstplatz waren. Die Hedwig
Parschill ist wegen leichtsinnigen Lebenswandels schon be-
straft, wahrend ihre Schwester Elise unbeanständet ist. Letztere
lernte auf der Straße den Zuchi kennen, der sie beredete, sie
solle sich in unsittlichen Stellungen photographiren lassen. Sie
weigerte sich anfangs, gab aber schließlich seinem Drängen
nach. Zuchi's Bruder, der sich seiner Verhaftung durch die
Flucht entzog, verfertigte jene obscönen Bilder, auf denen
die Angeklagten, sowie auch zwei Kinder im Alter von
zehn bis zwölf Jahren in der schamlosesten Weise abgebildet
waren, und Cesare Zuchy, der mit einem Photographen
Hofmann in Verbindung stand, besorgte den Verkauf
der Bilder. Angeklagter Pra, durch einen Dolmetsch ver-
nommen, gibt an, daß er fast mit Gewalt gezwungen wurde,
sich photographiren zu lassen, nachdem er in die Wohnung
des Zuchi gekommen. Elise und Hedwig Praschil
wurden im Sinne § 516 zu drei Monaten, Cesare
Zuchi zu fünf Monaten strengen Arrestes
verurtheilt, dagegen Angelo Pra freigesprochen.
Für Pra veranstalteten die Geschworenen eine Sammlung,
um es ihm zu ermöglichen, in seine Heimat zu seiner Familie
reisen zu können.

Ueberall Diebe.

Vor einem Erkenntnißsenate unter
Vorsitz des Landesgerichtsrathes Zeisberger hatten
sich heute der Möbelpacker Franz Pausweg, sowie der
Schlossergehilfe Josef Panek des Diebstahles einer
wasserdichten Schutzplache zu verantworten, die sie am
16. December v. J. vom Wagen des Grünzeughändlers
Heizig gestohlen, und um 10 fl. an den Fuhrwerksbe-
sitzer Adlersflügel verkauft. Pausweg will die
Plache gefunden haben. Zeuge Adlersflügel gab
an, daß er die Plache nicht gekauft hätte, wenn Pausweg
ihm nicht gesagt, er habe dieselbe schon vor längerer Zeit
gefunden. Pausweg wurde zu sechs Monaten
schweren Kerkers,
Panek zu einfacher
Arreststrafe
in der Dauer von sechs Tagen
verurtheilt.




Theater, Kunst und Musik.

-- Die gestrige "Wiener Zeitung" veröffentlicht die
Einladung des Raimund-Theater-Vereines zur außer-
ordentlichen Generalversammlung am 24. Februar 1896 um
6 Uhr Abends im Saale des Kaufmännischen Vereines.
Als einziger Punkt steht auf der Tagesordnung: "Bericht-
erstattung des Vereinsausschusses über die Snspendirung
des Directors Müller-Guttenbrunn." Die von der ausge-
tretenen Minderheit verlangte Tagesordnung lautete:
1. Berichterstattung des Ausschusses über die Gründe der
Suspendirung des Directors Herrn Adam Müller-Gutten-
brunn, eventuell 2. Widerruf der Vollmacht des derzeitigen
Vereinsausschusses. 3. Neuwahl des Vereinsausschusses.




Sprechsaal.

(Für diese Rubrik übernimmt die Redaction keine andere
Verantwortung als die preßgesetzliche.)

Die hochwürdigen Kirchen- und Klostervorstände werden
hiermit aufmerksam gemacht, daß sich seit einigen Tagen in
der hiesigen Stadt eine Persönlichkeit aufhält, welche sich als
Trappisten-Priester vorstellt und nachdem die-
selbe um Beköstigung gebeten hät, in sehr ungenirter Weise
größere Geldbeträge fordert. Da das ganze Auftreten dieser
Persönlichkeit nicht sehr vertrauen erweckend ist, soll hiemit
vor derselben gewarnt werden.




Die Touristenzüge.

Für die Sommer-Fahrordnung 1896
auf den k. k. Staatsbahnen ist die theilweise
Aufhebung der Führung von Wagen III. Classe
bei stark belasteten Schnellzügen in Aussicht
genommen. Mit Rücksicht auf die erheblichen Schwierig-
keiten, welche sich für die Sicherheit und Regelmäßigkeit
im Verkehre der Schnellzüge durch die Mitführung von
Wagen III. Classe bei diesen Zügen gezeigt hat, mußte
schon in den Vorjahren eine Reihe von Einschränkungen
bezüglich der Beigabe von Personenwagen III. Classe
zu den Schnellzügen getroffen werden. Es waren dies
die Beschränkungen, daß nur ein oder höchstens
zwei Wagen III. Classe mitgeführt werden konnten,
und daß die Reise mit Schnellzügen nur jenen Personen
für die III. Classe zugestanden wurden, welche minde-
stens Fahrkarten auf eine Entfernung von 120 Kilo-
metern gelöst hatten. Durch diese Maßnahmen, welche
bei Schnellzügen, die dem internationalen Verkehre
dienen und den Verkehr mit den Badecarten vermitteln,
zur Einführung kamen, wurde jedoch nach den
gewonnenen Erfahrungen der angestrebte Zweck, die
Entlastung der schweren Schnellzüge her-
beizuführen, nicht in seinem ganzen Um-
fange erreicht. Nicht nur, daß die Beschränkungen
von der rechtlichen Seite Anfechtungen er-
litten, so führten sie auch zu einem auf die Dauer
nicht haltbaren Erschwernisse in der Ausführung des
Dienstes. Demnach wurde für den Sommerfahrplan

Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896 41

[Spaltenumbruch] findenden Cohncordia-Balles, zu welchem die liberalen
Journaliſten gehen wollen, die liberalen Abgeordneten
aber gehen müſſen, nach kaum 1½ſtündiger Dauer
geſchloſſen.

Böhmen.

Die Curiencommiſſion hielt heute eine Sitzung. Referent
Abg. Dr. Ruß ſtellte den Antrag, Artikel III der Vorlage
ſoll in zwei Artikel getheilt werden, und zwar ſoll der
neue Artikel III eine Aenderung der Landesordnung herbei
führen, wonach die Wahl von Landesausſchüſſen in Zukunft
ſtatt durch die jetzigen Curien durch die neuen Curien zu je
zwei Beiſitz[e]rn und zu zwei aus dem ganzem Hauſe vor-
genommen werden ſoll und der neue Artikel IV dann die
Beſtimmung enthalten ſoll, daß nach den nationalen Curien
alle übrigen Wahlen vorgenommen werden ſollen. Zu dieſem
Artikel gab Graf Kurt Zedtwitz die Anregung, es ſolle
ſich der Landtag das Recht vorbehalten, einige Mitglieder
in die Landtagscommiſſionen aus dem vollem Hauſe zu
wählen. Die Commiſſion beſchloß hierauf eine neue Formu-
lirung des Artikel IV vorzulegen, in welcher dieſem Princip
Rechnung getragen wäre. Die Jungczechen ſtimmten ſowohl
gegen die Annahme des neuen Artikel III als auch gegen
den Antrag Zedtwitz in Bezug auf Artikel III.

Tirol.

Der Geſetzentwurf, betreffend den Aufwand für die
Etſchregulirungsbauten der dritten Section wurde an-
genommen. Zum Antrage des Straßen-, Waſſerbau- und
Eiſenbahnausſchuſſes, betreffend die Förderung des Baues
der Zillerthalbahn ſprechen pro die Abg. Welponer,
Schneider, Wildaner
und Payr; contra
Abg. Zallinger, welch letzterer die Vertagung bean-
tragt. Der Antrag des Ausſchuſſes wird hierauf ange-
nommen.




Kleine Chronik.


* Kalender für Dienſtag, den 11. Februar
1896.

Katholiken: Deſiderius. — Griechen
(29.): B. G. — Sonnenaufgang 7 Uhr 16 Minuten
Morgens. — Sonnenuntergang 5 Uhr 13 Minuten Abends.
— Mondesaufgang 6 Uhr 32 Min. Abends. — Mondes-
untergang 2 Uhr 42 Minuten Morgens. — Tageslänge
9 Stunden 57 Minuten. — Nachtlänge 14 Stunden
3 Minuten. — (42—325.)

* Perſonalnachrichten.

Der Commandant der
33. Infanterie-Truppendiviſion FML. Ernſt Schmedes
traf geſtern Abends aus Komorn hier ein. — Der Präſident
der rumäniſchen Nationalbank Emil Coſtinesco iſt
heute von hier nach Bukareſt zurückgekehrt. — Der Bürger-
meiſter in Salzburg Guſtav Zeller iſt heute aus Salz-
burg hier angekommen.

* Inſtallation.

Die feierliche Iſtallatian des neuen
Domherrn von St. Stefan, Baron Karl Hackelberg,
findet am 1. März Nachmittag um 4 Uhr während der
Veſper in der Stefanskirche durch den Erzbiſchof Doctor
Angerer ſtatt.

* Ernennung.

Der Weltprieſter der Wiener Diöceſe
Alois Thalhammer wurde Pfarrer in Pellendorf.

* Königin Liliuokalani von Hawaii

und ihre
Nichte die ſchöne Prinzeſſin Victoria Kaiulani haben
vor wenigen Tagen Honolulu verlaſſen, um ſich nach Europa
zu begeben. Die beiden Fürſtinnen nehmen zunächſt auf
ihrem Gute Caſtello de Waikea in der Provinz Udine
Aufenthalt, um daſelbſt der am Oſtermontag ſtattfindenden
Vermählung der Fürſtin Kaeluaolani von Kai-
lua
mit dem kön. italieniſchen Lieutenant der Cavallerie
Don Tommaſe Paſſuelo de San Felice bei-
zuwohnen, begeben ſich Mitte April zur Saiſon nach London
und kehren im Juli nach Caſtello Waikea zurück, um An-
fangs December an den Gardaſee zu überſiedeln.

* Eine Frauenverſammlung

findet Mittwoch
12. d., 4 Uhr Nachmittags in Swoboda’s Sallocali-
täten im k. k. Prater, Große Zufahrtſtraße ſtatt.
Sprechen werden: Prinz Alois Liechtenſtein, Monſignore
Dr. Scheicher, Dr. Karl Lueger. Beſchränkte Karten-
ausgabe bei: G. Adlwandſteiner, Gaſtwirth, Kronprinz
Rudolfſtraße 17. Da jedoch die Nachfrage um Karten
eine außerordentlich große iſt, ſo findet zur gleichen
Zeit in Paſtiggis Saallocalitäten „zum Marokkaner“
im Prater eine zweite Frauenverſamm-
lung
ſtatt.

* Coſtümkränzchen der „Reunion“.

Dienſtag den
4. Februar fand in den Rotundenſälen das Coſtümkränzchen
des katholiſchen Vereines „Reunion“ unter dem Titel „Ein
Volksfeſt in Groß-Kräh-Wien-Kel“ ſtatt. Dies hatte eine große
Anzahl Damen und Herren veranlaßt in Coſtümen als
Groß-Krähwinkler Rathsherren und Rathsdiener, Bürger
und „Pülcher“ zu erſcheinen. Auf dem Feſtplatze befand ſich
eine intereſſante „Gemäldegallerie“, eine Statuenſammlung
ſowie verſchiedene Verkaufsbuden. Auch ſonſt gab es genug
Unterhaltung auf dem „Volksfeſt in Groß-Kräh-Wien-Kel“.

* Leo-Geſellſchaft.

Der für morgen, Dienſtag den
11. Februar im Gewerbevereinsſaale angeſetzte Vortrag des
Baron Alfred v. Berger kann wegen Verhinderung
des Vortragenden nicht ſtattfinden. Die für den-
ſelben gelöſten Karten berechtigen zum Beſuch des „Ge-
ſelligen Abend“
der Leo-Geſellſchaft im kauf-
männiſchen Verein, 1. Bez., Johannesgaſſe 4.

* Der Luegermarſch.

Auf dem Hausballe in
König’s Saallocalitäten, der am 8. d. M. ſtattfand und
auch von Herrn Dr. Carl Lueger, ſowie den Hono-
rationen der Brigittenau beehrt wurde, ſpielte die Capelle
Schlüſſek den Luegermarſch auf Verlangen 38 mal.

* Preßfreiheit in Ungarn.

Am 6. d. wurde vor
den Budapeſter Geſchworenen der Preßproceß der ſlovaki-
„Narodnie Noviny“ verhandelt. Der Angeklagte J.
Ziak-Somolicky wurde ſchuldig geſprochen und
zu 2 Monaten Kerker und 50 fl. Geldbuße verurtheilt.

* Im Joſefſtädter-Theater

wohnte der Herr
Erzherzog Otto der geſtrigen 30. Aufführung von
„Der Pumpmajor“ bei und blieb bis zum
Schluſſe der überaus animirten Vorſtellung, welche
abermals bei total ausverkauftem Hauſe ſtattfand.

* Euchariſtiſche Verſammlung.

Donnerſtag den
6. d. fand eine euchariſtiſche Verſammlung in Mannersdorf
an der March ſtatt. Die Feſtpredigt hielt Cooperator
Rudolf Nemeskal. Bei dem vom Ortspfarrer Mathes
[Spaltenumbruch] gehaltenen Hochamte brachte der Kirchenchor von Manners-
dorf eine liturgiſch richtige Kirchenmuſik zu Gehör: Meſſe
von Schöpf, die Wechſelgeſänge recitirt. Die Sodalen
hielten 3 Uhr Nachmittags die Anbetungsſtunde.

* Verein der Lehrer der Gabelsberger’ſchen
Stenographie.

Dienſtag, den 11. Februar 1896, Abends
8 Uhr findet in Hopfner’s Reſtauration „zur goldenen
Birn“, Wien, 7. Bez., Mariahilferſtraße Nr. 30, die ordent-
liche Generalverſammlung ſtatt. Die ordentlichen, alſo ins-
beſondere auch die auswärtigen Mitglieder werden gebeten,
durch ihre Bevollmächtigten im Sinne des § 16 der Statuten
an dieſer Generalverſammlung theilzunehmen.

* Tödtliche Braten.

In der Gemeinde Tenje in
Slavonien brach vor circa 8—10 Tagen die Schweinepeſt
aus, was aber die Bevölkerung geheim hielt. Man ſchrottete
das Schweinefleiſch ſo aus, wie zuvor, und ſo konnte es ge-
ſchehen, daß dem Genuſſe von an Schweinepeſt krank ge-
weſenen Schweine bisher ſchon 7 Menſchen zum Opfer fielen
und mehrere Familien erkrankt ſind. Aus Eſſek wurde
eine Unterſuchungscommiſſion dahin entſendet.

* Verhafteter Gemiſchtwaarenhändler.

Ueber
Anzeige des Bäckermeiſters Franz Weſelak wurde am
9. d. M. der Gemiſchtwaarenhändler Matthäus Kirner,
40 Jahre alt, wegen Verbrechens des Betruges in der Höhe
von einigen hundert Gulden verhaftet.

* Feuer.

In der Werkſtätte des Tiſchlermeiſters Carl
Friedrich Plößl, Brigittenau, Leipzigerſtraße Nr. 50, kam
Sonntag Nachmittags um ½4 Uhr durch die Unvorſichtig-
keit eines Arbeiters ein Feuer zum Ausbruche. Die ſtädtiſche
Löſchmannſchaft, welche ſogleich auf dem Platze erſchienen
war, konnte den Brand nach kurzer Zeit unterdrücken.




Vereinsnachrichten.
§ Leo-Geſellſchaft.

Der dritte geſellige
Abend der Leo-Geſellſchaft,
welcher morgen
Dienſtag, 11. Februar um 8 Uhr Abends im Feſtſaale des
Kaufmänniſchen Vereines (1. Bezirk, Johannesgaſſe 4) ſtatt-
findet, wird ſich, was Reichhaltigkeit des Programmes be-
trifft, den beiden vorausgegangenen Abenden mindeſtens
ebenbürtig anreihen. Eine dramatiſche Aufführung („Der
todte Mann“, Faſtnachtsſpiel von Hans Sachs), decla-
matoriſche und Liedervorträge, ein Streichquartett, kurz ein
geiſtiges Menu, wie man ſich’s luculliſcher kaum denken
kann. — Zum Behufe der [n]öthigen Controle wird dringend
gebeten, daß ſich alle Theilnehmer des Abends mit Eintritts-
karten (bei Hrn. Gutmann, Opernhaus und Hrn. Heindl,
Stefansplatz 7, unentgeltlich zu haben) verſehen mögen.

§ „Rennion.“

Donnerſtag den 13. Februar findet
im großen Souterrain-Saale der Reſtauration Leber, 1. Bez.
Babenbergſtraße 5, ein Vereinsabend mit humo-
riſtiſchem Faſchingsprogramm ſtatt, zu dem vorzügliche
Kunſtkräfte ihre freundliche Mitwirkung zugeſagt haben, ſtatt.
Eintritt frei für Mitglieder und deren Gäſte. Beginn nach
8 Uhr Abends.

§ Die alpine Geſellſchaft „D’ Schuhplattler“

hält
am 13. d. in Weigl’s Katharinenhalle in Meidling ihr zweites
Kirchtagkränzchen ab. Es werden hiezu alle Freunde eines
bayeriſchen Schuhplattlertanzes, neben anderen alpinen
Tänzen eingeladen. Karten im Vorverkauf 1 fl. 20 kr., an
der Caſſa 1 fl. 50 kr.

§ Der Verein für öſterreichiſche Volkskunde

ver-
anſtaltet am 22. d. im großen Muſikvereins-
ſaale
eine Academie. Das Erſcheinen des Erz-
herzogs Ludwig Victor, des Vereinsprotectors, iſt
in ſichere Ausſicht geſtellt. Die Regie und Inſcenirung des
Hexenſpiels hat Herr L. Martinelli über-
nommen. Die geſammte Bühneneinrichtung für die Bauern-
ſtube iſt in Originalſtücken vom Muſeum für öſterreichiſche
Volkskunde beigeſtellt. Hofopernſänger Ritter wird
Volkslieder aus den öſterreichiſchen Alpenländern, vom Hof-
capellmeiſter Fuchs eingerichtet, ſingen. — Karten
ſind zu haben in den Muſikalienhandlungen Gutmann
und Roſé, ſowie bei dem Ausſchußrathe des Vereines
Dr. S. Feßler, 1. Bez., Wollzeile 6.




Verſammlungen.
Der „Katholiſch-patriotiſche Volksverein in
Niederöſterreich“

hielt Sonntag, 9. Februar, im Ge-
meindegaſthaus zu Lanzenkirchen eine ſehr zahl-
reich beſuchte Wanderverſammlung ab, welche vom Präſi-
denten Baron Vittinghoff-Schell mit einer
herzlichen Begrüßungsanſprache eröffnet wurde. Der Reichs-
raths-Abgeordnete dieſes Bezirkes, R. v. Troll, erörterte
ſonach die wichtigſten Reformen mehrerer auf die Ver-
beſſerung des Volkswohlſtandes abzielenden Geſetze, wozu
der Herr Abgeordnete insbeſondere das Armengeſetz, die
Landtagswahlordnung, das Jagdgeſetz, ſowie das Thier-
ſeuchengeſetz rechnet. —Herr Gebhart beſprach die
volkswirthſchaftlichen Mißverhältniſſe zwiſchen Oeſterreich
und Ungarn, welche bei dem neuerlichen Ausgleich mit
Ungarn ganz beſondere Schutzmaßregel erheiſchen. Doctor
Pſenner ſetzte hierauf in großen, weiten Umriſſen die
Principien zur Errichtung von bänerlichen Genoſſenſchaften
in Rückſicht auf die heute ſehr gefährdeten Exiſtenzbedin-
gungen auseinander. Es gelangt ſchließlich eine Reſolution
folgenden Inhaltes zur Annahme: „Die heute in Lanzen-
kirchen tagende Wanderverſammlung bittet den Herrn
Reichsraths-Abgeordneten des Bezirkes, Herrn R. v. Troll,
er möge ſich bei den Verhandlungen des Ausgleiches mit
Ungarn mit aller Kraft und Entſchiedenheit dafür einſetzen,
daß dieſer Ausgleich ſo abgeſchloſſen werde, daß den ge-
beſſerten wirthſchaftlichen Verhältniſſen und dem politiſchen
Einfluſſe der ungariſchen Reichshälfte voll und ganz Rech-
nung getragen wird. — Hierauf ſchloß der Vorſitzende mit
einem dreimaligen Hoch auf den Kaiſer die Verſammlung.

Verſammlung im vierten Bezirke.

Heute Abends
wurde beim „goldenen Sieb“ in der Paniglgaſſe eine Ver-
ſammlung der chriſtlichen Wähler des vierten Bezirkes ab-
gehalten. Obmann Herr Kraus ertheilte dem Reichs-
raths-Abgeordneten Hauck das Wort. Abgeordneter
Hauck erſtattete ſeinen Rechenſchaftsbericht, beſprach die
Lage ſeit Taaffe, den Patriotismus des Grafen Badeni,
erwähnte deſſen „geheime Miſſionen“ und ſchilderte
draſtiſch die Mühen, die es einem Abgeordneten koſte,
um im Abgeordnetenhauſe zum Worte zu gelangen. Nach
der beifällig aufgenommenen Rede wurde dem Abg. Hauck
das Vertrauen votirt. Als zweiter Redner gelangte Doctor
[Spaltenumbruch] Wähner zum Worte, der in ſeſſelnder Weiſe über die
nationale Aufgabe Wiens ſprach, und für die Einig-
keit unter den Nationalen und Chriſt-
lich-Socialen
eintrat. Er wendete ſich gegen das
„Communal-Programm der Socialdemokraten“, das ver-
wirklicht die deutſche Famile untergraben würde. Dem
Redner wurde reicher Beifall zutheil.

(Schluß des Berichtes im Abendblatte.)




Gerichtsſaal.
Eine ſaubere Geſellſchaft.

Vor dem Schwurgerichte
ſaale unter Vorſitz des Präſidenten v. Holzinger
ſtanden unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit vier jugend-
liche Perſonen wegen Vergehen gegen die öffentliche Sittlich-
keit. Es ſind dies der aus Bologna gebürtige Kellner Ceſare
Zuchi, der Zuckerbäcker Angelo Pra und die Schweſtern
Hedwig und Eliſe Parſchil, beide Dienſtmädchen,
welche längere Zeit ohne Dienſtplatz waren. Die Hedwig
Parſchill iſt wegen leichtſinnigen Lebenswandels ſchon be-
ſtraft, wahrend ihre Schweſter Eliſe unbeanſtändet iſt. Letztere
lernte auf der Straße den Zuchi kennen, der ſie beredete, ſie
ſolle ſich in unſittlichen Stellungen photographiren laſſen. Sie
weigerte ſich anfangs, gab aber ſchließlich ſeinem Drängen
nach. Zuchi’s Bruder, der ſich ſeiner Verhaftung durch die
Flucht entzog, verfertigte jene obſcönen Bilder, auf denen
die Angeklagten, ſowie auch zwei Kinder im Alter von
zehn bis zwölf Jahren in der ſchamloſeſten Weiſe abgebildet
waren, und Ceſare Zuchy, der mit einem Photographen
Hofmann in Verbindung ſtand, beſorgte den Verkauf
der Bilder. Angeklagter Pra, durch einen Dolmetſch ver-
nommen, gibt an, daß er faſt mit Gewalt gezwungen wurde,
ſich photographiren zu laſſen, nachdem er in die Wohnung
des Zuchi gekommen. Eliſe und Hedwig Praſchil
wurden im Sinne § 516 zu drei Monaten, Ceſare
Zuchi zu fünf Monaten ſtrengen Arreſtes
verurtheilt, dagegen Angelo Pra freigeſprochen.
Für Pra veranſtalteten die Geſchworenen eine Sammlung,
um es ihm zu ermöglichen, in ſeine Heimat zu ſeiner Familie
reiſen zu können.

Ueberall Diebe.

Vor einem Erkenntnißſenate unter
Vorſitz des Landesgerichtsrathes Zeisberger hatten
ſich heute der Möbelpacker Franz Pausweg, ſowie der
Schloſſergehilfe Joſef Panek des Diebſtahles einer
waſſerdichten Schutzplache zu verantworten, die ſie am
16. December v. J. vom Wagen des Grünzeughändlers
Heizig geſtohlen, und um 10 fl. an den Fuhrwerksbe-
ſitzer Adlersflügel verkauft. Pausweg will die
Plache gefunden haben. Zeuge Adlersflügel gab
an, daß er die Plache nicht gekauft hätte, wenn Pausweg
ihm nicht geſagt, er habe dieſelbe ſchon vor längerer Zeit
gefunden. Pausweg wurde zu ſechs Monaten
ſchweren Kerkers,
Panek zu einfacher
Arreſtſtrafe
in der Dauer von ſechs Tagen
verurtheilt.




Theater, Kunſt und Muſik.

— Die geſtrige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die
Einladung des Raimund-Theater-Vereines zur außer-
ordentlichen Generalverſammlung am 24. Februar 1896 um
6 Uhr Abends im Saale des Kaufmänniſchen Vereines.
Als einziger Punkt ſteht auf der Tagesordnung: „Bericht-
erſtattung des Vereinsausſchuſſes über die Snspendirung
des Directors Müller-Guttenbrunn.“ Die von der ausge-
tretenen Minderheit verlangte Tagesordnung lautete:
1. Berichterſtattung des Ausſchuſſes über die Gründe der
Suspendirung des Directors Herrn Adam Müller-Gutten-
brunn, eventuell 2. Widerruf der Vollmacht des derzeitigen
Vereinsausſchuſſes. 3. Neuwahl des Vereinsausſchuſſes.




Sprechſaal.

(Für dieſe Rubrik übernimmt die Redaction keine andere
Verantwortung als die preßgeſetzliche.)

Die hochwürdigen Kirchen- und Kloſtervorſtände werden
hiermit aufmerkſam gemacht, daß ſich ſeit einigen Tagen in
der hieſigen Stadt eine Perſönlichkeit aufhält, welche ſich als
Trappiſten-Prieſter vorſtellt und nachdem die-
ſelbe um Beköſtigung gebeten hät, in ſehr ungenirter Weiſe
größere Geldbeträge fordert. Da das ganze Auftreten dieſer
Perſönlichkeit nicht ſehr vertrauen erweckend iſt, ſoll hiemit
vor derſelben gewarnt werden.




Die Touriſtenzüge.

Für die Sommer-Fahrordnung 1896
auf den k. k. Staatsbahnen iſt die theilweiſe
Aufhebung der Führung von Wagen III. Claſſe
bei ſtark belaſteten Schnellzügen in Ausſicht
genommen. Mit Rückſicht auf die erheblichen Schwierig-
keiten, welche ſich für die Sicherheit und Regelmäßigkeit
im Verkehre der Schnellzüge durch die Mitführung von
Wagen III. Claſſe bei dieſen Zügen gezeigt hat, mußte
ſchon in den Vorjahren eine Reihe von Einſchränkungen
bezüglich der Beigabe von Perſonenwagen III. Claſſe
zu den Schnellzügen getroffen werden. Es waren dies
die Beſchränkungen, daß nur ein oder höchſtens
zwei Wagen III. Claſſe mitgeführt werden konnten,
und daß die Reiſe mit Schnellzügen nur jenen Perſonen
für die III. Claſſe zugeſtanden wurden, welche minde-
ſtens Fahrkarten auf eine Entfernung von 120 Kilo-
metern gelöſt hatten. Durch dieſe Maßnahmen, welche
bei Schnellzügen, die dem internationalen Verkehre
dienen und den Verkehr mit den Badecarten vermitteln,
zur Einführung kamen, wurde jedoch nach den
gewonnenen Erfahrungen der angeſtrebte Zweck, die
Entlaſtung der ſchweren Schnellzüge her-
beizuführen, nicht in ſeinem ganzen Um-
fange erreicht. Nicht nur, daß die Beſchränkungen
von der rechtlichen Seite Anfechtungen er-
litten, ſo führten ſie auch zu einem auf die Dauer
nicht haltbaren Erſchwerniſſe in der Ausführung des
Dienſtes. Demnach wurde für den Sommerfahrplan

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[4/0004] Wien, Dienſtag Reichspoſt 11. Februar 1896 41 findenden Cohncordia-Balles, zu welchem die liberalen Journaliſten gehen wollen, die liberalen Abgeordneten aber gehen müſſen, nach kaum 1½ſtündiger Dauer geſchloſſen. Böhmen. Die Curiencommiſſion hielt heute eine Sitzung. Referent Abg. Dr. Ruß ſtellte den Antrag, Artikel III der Vorlage ſoll in zwei Artikel getheilt werden, und zwar ſoll der neue Artikel III eine Aenderung der Landesordnung herbei führen, wonach die Wahl von Landesausſchüſſen in Zukunft ſtatt durch die jetzigen Curien durch die neuen Curien zu je zwei Beiſitzern und zu zwei aus dem ganzem Hauſe vor- genommen werden ſoll und der neue Artikel IV dann die Beſtimmung enthalten ſoll, daß nach den nationalen Curien alle übrigen Wahlen vorgenommen werden ſollen. Zu dieſem Artikel gab Graf Kurt Zedtwitz die Anregung, es ſolle ſich der Landtag das Recht vorbehalten, einige Mitglieder in die Landtagscommiſſionen aus dem vollem Hauſe zu wählen. Die Commiſſion beſchloß hierauf eine neue Formu- lirung des Artikel IV vorzulegen, in welcher dieſem Princip Rechnung getragen wäre. Die Jungczechen ſtimmten ſowohl gegen die Annahme des neuen Artikel III als auch gegen den Antrag Zedtwitz in Bezug auf Artikel III. Tirol. Der Geſetzentwurf, betreffend den Aufwand für die Etſchregulirungsbauten der dritten Section wurde an- genommen. Zum Antrage des Straßen-, Waſſerbau- und Eiſenbahnausſchuſſes, betreffend die Förderung des Baues der Zillerthalbahn ſprechen pro die Abg. Welponer, Schneider, Wildaner und Payr; contra Abg. Zallinger, welch letzterer die Vertagung bean- tragt. Der Antrag des Ausſchuſſes wird hierauf ange- nommen. Kleine Chronik. Wien, 10. Februar. * Kalender für Dienſtag, den 11. Februar 1896. Katholiken: Deſiderius. — Griechen (29.): B. G. — Sonnenaufgang 7 Uhr 16 Minuten Morgens. — Sonnenuntergang 5 Uhr 13 Minuten Abends. — Mondesaufgang 6 Uhr 32 Min. Abends. — Mondes- untergang 2 Uhr 42 Minuten Morgens. — Tageslänge 9 Stunden 57 Minuten. — Nachtlänge 14 Stunden 3 Minuten. — (42—325.) * Perſonalnachrichten. Der Commandant der 33. Infanterie-Truppendiviſion FML. Ernſt Schmedes traf geſtern Abends aus Komorn hier ein. — Der Präſident der rumäniſchen Nationalbank Emil Coſtinesco iſt heute von hier nach Bukareſt zurückgekehrt. — Der Bürger- meiſter in Salzburg Guſtav Zeller iſt heute aus Salz- burg hier angekommen. * Inſtallation. Die feierliche Iſtallatian des neuen Domherrn von St. Stefan, Baron Karl Hackelberg, findet am 1. März Nachmittag um 4 Uhr während der Veſper in der Stefanskirche durch den Erzbiſchof Doctor Angerer ſtatt. * Ernennung. Der Weltprieſter der Wiener Diöceſe Alois Thalhammer wurde Pfarrer in Pellendorf. * Königin Liliuokalani von Hawaii und ihre Nichte die ſchöne Prinzeſſin Victoria Kaiulani haben vor wenigen Tagen Honolulu verlaſſen, um ſich nach Europa zu begeben. Die beiden Fürſtinnen nehmen zunächſt auf ihrem Gute Caſtello de Waikea in der Provinz Udine Aufenthalt, um daſelbſt der am Oſtermontag ſtattfindenden Vermählung der Fürſtin Kaeluaolani von Kai- lua mit dem kön. italieniſchen Lieutenant der Cavallerie Don Tommaſe Paſſuelo de San Felice bei- zuwohnen, begeben ſich Mitte April zur Saiſon nach London und kehren im Juli nach Caſtello Waikea zurück, um An- fangs December an den Gardaſee zu überſiedeln. * Eine Frauenverſammlung findet Mittwoch 12. d., 4 Uhr Nachmittags in Swoboda’s Sallocali- täten im k. k. Prater, Große Zufahrtſtraße ſtatt. Sprechen werden: Prinz Alois Liechtenſtein, Monſignore Dr. Scheicher, Dr. Karl Lueger. Beſchränkte Karten- ausgabe bei: G. Adlwandſteiner, Gaſtwirth, Kronprinz Rudolfſtraße 17. Da jedoch die Nachfrage um Karten eine außerordentlich große iſt, ſo findet zur gleichen Zeit in Paſtiggis Saallocalitäten „zum Marokkaner“ im Prater eine zweite Frauenverſamm- lung ſtatt. * Coſtümkränzchen der „Reunion“. Dienſtag den 4. Februar fand in den Rotundenſälen das Coſtümkränzchen des katholiſchen Vereines „Reunion“ unter dem Titel „Ein Volksfeſt in Groß-Kräh-Wien-Kel“ ſtatt. Dies hatte eine große Anzahl Damen und Herren veranlaßt in Coſtümen als Groß-Krähwinkler Rathsherren und Rathsdiener, Bürger und „Pülcher“ zu erſcheinen. Auf dem Feſtplatze befand ſich eine intereſſante „Gemäldegallerie“, eine Statuenſammlung ſowie verſchiedene Verkaufsbuden. Auch ſonſt gab es genug Unterhaltung auf dem „Volksfeſt in Groß-Kräh-Wien-Kel“. * Leo-Geſellſchaft. Der für morgen, Dienſtag den 11. Februar im Gewerbevereinsſaale angeſetzte Vortrag des Baron Alfred v. Berger kann wegen Verhinderung des Vortragenden nicht ſtattfinden. Die für den- ſelben gelöſten Karten berechtigen zum Beſuch des „Ge- ſelligen Abend“ der Leo-Geſellſchaft im kauf- männiſchen Verein, 1. Bez., Johannesgaſſe 4. * Der Luegermarſch. Auf dem Hausballe in König’s Saallocalitäten, der am 8. d. M. ſtattfand und auch von Herrn Dr. Carl Lueger, ſowie den Hono- rationen der Brigittenau beehrt wurde, ſpielte die Capelle Schlüſſek den Luegermarſch auf Verlangen 38 mal. * Preßfreiheit in Ungarn. Am 6. d. wurde vor den Budapeſter Geſchworenen der Preßproceß der ſlovaki- „Narodnie Noviny“ verhandelt. Der Angeklagte J. Ziak-Somolicky wurde ſchuldig geſprochen und zu 2 Monaten Kerker und 50 fl. Geldbuße verurtheilt. * Im Joſefſtädter-Theater wohnte der Herr Erzherzog Otto der geſtrigen 30. Aufführung von „Der Pumpmajor“ bei und blieb bis zum Schluſſe der überaus animirten Vorſtellung, welche abermals bei total ausverkauftem Hauſe ſtattfand. * Euchariſtiſche Verſammlung. Donnerſtag den 6. d. fand eine euchariſtiſche Verſammlung in Mannersdorf an der March ſtatt. Die Feſtpredigt hielt Cooperator Rudolf Nemeskal. Bei dem vom Ortspfarrer Mathes gehaltenen Hochamte brachte der Kirchenchor von Manners- dorf eine liturgiſch richtige Kirchenmuſik zu Gehör: Meſſe von Schöpf, die Wechſelgeſänge recitirt. Die Sodalen hielten 3 Uhr Nachmittags die Anbetungsſtunde. * Verein der Lehrer der Gabelsberger’ſchen Stenographie. Dienſtag, den 11. Februar 1896, Abends 8 Uhr findet in Hopfner’s Reſtauration „zur goldenen Birn“, Wien, 7. Bez., Mariahilferſtraße Nr. 30, die ordent- liche Generalverſammlung ſtatt. Die ordentlichen, alſo ins- beſondere auch die auswärtigen Mitglieder werden gebeten, durch ihre Bevollmächtigten im Sinne des § 16 der Statuten an dieſer Generalverſammlung theilzunehmen. * Tödtliche Braten. In der Gemeinde Tenje in Slavonien brach vor circa 8—10 Tagen die Schweinepeſt aus, was aber die Bevölkerung geheim hielt. Man ſchrottete das Schweinefleiſch ſo aus, wie zuvor, und ſo konnte es ge- ſchehen, daß dem Genuſſe von an Schweinepeſt krank ge- weſenen Schweine bisher ſchon 7 Menſchen zum Opfer fielen und mehrere Familien erkrankt ſind. Aus Eſſek wurde eine Unterſuchungscommiſſion dahin entſendet. * Verhafteter Gemiſchtwaarenhändler. Ueber Anzeige des Bäckermeiſters Franz Weſelak wurde am 9. d. M. der Gemiſchtwaarenhändler Matthäus Kirner, 40 Jahre alt, wegen Verbrechens des Betruges in der Höhe von einigen hundert Gulden verhaftet. * Feuer. In der Werkſtätte des Tiſchlermeiſters Carl Friedrich Plößl, Brigittenau, Leipzigerſtraße Nr. 50, kam Sonntag Nachmittags um ½4 Uhr durch die Unvorſichtig- keit eines Arbeiters ein Feuer zum Ausbruche. Die ſtädtiſche Löſchmannſchaft, welche ſogleich auf dem Platze erſchienen war, konnte den Brand nach kurzer Zeit unterdrücken. Vereinsnachrichten. § Leo-Geſellſchaft. Der dritte geſellige Abend der Leo-Geſellſchaft, welcher morgen Dienſtag, 11. Februar um 8 Uhr Abends im Feſtſaale des Kaufmänniſchen Vereines (1. Bezirk, Johannesgaſſe 4) ſtatt- findet, wird ſich, was Reichhaltigkeit des Programmes be- trifft, den beiden vorausgegangenen Abenden mindeſtens ebenbürtig anreihen. Eine dramatiſche Aufführung („Der todte Mann“, Faſtnachtsſpiel von Hans Sachs), decla- matoriſche und Liedervorträge, ein Streichquartett, kurz ein geiſtiges Menu, wie man ſich’s luculliſcher kaum denken kann. — Zum Behufe der nöthigen Controle wird dringend gebeten, daß ſich alle Theilnehmer des Abends mit Eintritts- karten (bei Hrn. Gutmann, Opernhaus und Hrn. Heindl, Stefansplatz 7, unentgeltlich zu haben) verſehen mögen. § „Rennion.“ Donnerſtag den 13. Februar findet im großen Souterrain-Saale der Reſtauration Leber, 1. Bez. Babenbergſtraße 5, ein Vereinsabend mit humo- riſtiſchem Faſchingsprogramm ſtatt, zu dem vorzügliche Kunſtkräfte ihre freundliche Mitwirkung zugeſagt haben, ſtatt. Eintritt frei für Mitglieder und deren Gäſte. Beginn nach 8 Uhr Abends. § Die alpine Geſellſchaft „D’ Schuhplattler“ hält am 13. d. in Weigl’s Katharinenhalle in Meidling ihr zweites Kirchtagkränzchen ab. Es werden hiezu alle Freunde eines bayeriſchen Schuhplattlertanzes, neben anderen alpinen Tänzen eingeladen. Karten im Vorverkauf 1 fl. 20 kr., an der Caſſa 1 fl. 50 kr. § Der Verein für öſterreichiſche Volkskunde ver- anſtaltet am 22. d. im großen Muſikvereins- ſaale eine Academie. Das Erſcheinen des Erz- herzogs Ludwig Victor, des Vereinsprotectors, iſt in ſichere Ausſicht geſtellt. Die Regie und Inſcenirung des Hexenſpiels hat Herr L. Martinelli über- nommen. Die geſammte Bühneneinrichtung für die Bauern- ſtube iſt in Originalſtücken vom Muſeum für öſterreichiſche Volkskunde beigeſtellt. Hofopernſänger Ritter wird Volkslieder aus den öſterreichiſchen Alpenländern, vom Hof- capellmeiſter Fuchs eingerichtet, ſingen. — Karten ſind zu haben in den Muſikalienhandlungen Gutmann und Roſé, ſowie bei dem Ausſchußrathe des Vereines Dr. S. Feßler, 1. Bez., Wollzeile 6. Verſammlungen. Der „Katholiſch-patriotiſche Volksverein in Niederöſterreich“ hielt Sonntag, 9. Februar, im Ge- meindegaſthaus zu Lanzenkirchen eine ſehr zahl- reich beſuchte Wanderverſammlung ab, welche vom Präſi- denten Baron Vittinghoff-Schell mit einer herzlichen Begrüßungsanſprache eröffnet wurde. Der Reichs- raths-Abgeordnete dieſes Bezirkes, R. v. Troll, erörterte ſonach die wichtigſten Reformen mehrerer auf die Ver- beſſerung des Volkswohlſtandes abzielenden Geſetze, wozu der Herr Abgeordnete insbeſondere das Armengeſetz, die Landtagswahlordnung, das Jagdgeſetz, ſowie das Thier- ſeuchengeſetz rechnet. —Herr Gebhart beſprach die volkswirthſchaftlichen Mißverhältniſſe zwiſchen Oeſterreich und Ungarn, welche bei dem neuerlichen Ausgleich mit Ungarn ganz beſondere Schutzmaßregel erheiſchen. Doctor Pſenner ſetzte hierauf in großen, weiten Umriſſen die Principien zur Errichtung von bänerlichen Genoſſenſchaften in Rückſicht auf die heute ſehr gefährdeten Exiſtenzbedin- gungen auseinander. Es gelangt ſchließlich eine Reſolution folgenden Inhaltes zur Annahme: „Die heute in Lanzen- kirchen tagende Wanderverſammlung bittet den Herrn Reichsraths-Abgeordneten des Bezirkes, Herrn R. v. Troll, er möge ſich bei den Verhandlungen des Ausgleiches mit Ungarn mit aller Kraft und Entſchiedenheit dafür einſetzen, daß dieſer Ausgleich ſo abgeſchloſſen werde, daß den ge- beſſerten wirthſchaftlichen Verhältniſſen und dem politiſchen Einfluſſe der ungariſchen Reichshälfte voll und ganz Rech- nung getragen wird. — Hierauf ſchloß der Vorſitzende mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiſer die Verſammlung. Verſammlung im vierten Bezirke. Heute Abends wurde beim „goldenen Sieb“ in der Paniglgaſſe eine Ver- ſammlung der chriſtlichen Wähler des vierten Bezirkes ab- gehalten. Obmann Herr Kraus ertheilte dem Reichs- raths-Abgeordneten Hauck das Wort. Abgeordneter Hauck erſtattete ſeinen Rechenſchaftsbericht, beſprach die Lage ſeit Taaffe, den Patriotismus des Grafen Badeni, erwähnte deſſen „geheime Miſſionen“ und ſchilderte draſtiſch die Mühen, die es einem Abgeordneten koſte, um im Abgeordnetenhauſe zum Worte zu gelangen. Nach der beifällig aufgenommenen Rede wurde dem Abg. Hauck das Vertrauen votirt. Als zweiter Redner gelangte Doctor Wähner zum Worte, der in ſeſſelnder Weiſe über die nationale Aufgabe Wiens ſprach, und für die Einig- keit unter den Nationalen und Chriſt- lich-Socialen eintrat. Er wendete ſich gegen das „Communal-Programm der Socialdemokraten“, das ver- wirklicht die deutſche Famile untergraben würde. Dem Redner wurde reicher Beifall zutheil. (Schluß des Berichtes im Abendblatte.) Gerichtsſaal. Eine ſaubere Geſellſchaft. Vor dem Schwurgerichte ſaale unter Vorſitz des Präſidenten v. Holzinger ſtanden unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit vier jugend- liche Perſonen wegen Vergehen gegen die öffentliche Sittlich- keit. Es ſind dies der aus Bologna gebürtige Kellner Ceſare Zuchi, der Zuckerbäcker Angelo Pra und die Schweſtern Hedwig und Eliſe Parſchil, beide Dienſtmädchen, welche längere Zeit ohne Dienſtplatz waren. Die Hedwig Parſchill iſt wegen leichtſinnigen Lebenswandels ſchon be- ſtraft, wahrend ihre Schweſter Eliſe unbeanſtändet iſt. Letztere lernte auf der Straße den Zuchi kennen, der ſie beredete, ſie ſolle ſich in unſittlichen Stellungen photographiren laſſen. Sie weigerte ſich anfangs, gab aber ſchließlich ſeinem Drängen nach. Zuchi’s Bruder, der ſich ſeiner Verhaftung durch die Flucht entzog, verfertigte jene obſcönen Bilder, auf denen die Angeklagten, ſowie auch zwei Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren in der ſchamloſeſten Weiſe abgebildet waren, und Ceſare Zuchy, der mit einem Photographen Hofmann in Verbindung ſtand, beſorgte den Verkauf der Bilder. Angeklagter Pra, durch einen Dolmetſch ver- nommen, gibt an, daß er faſt mit Gewalt gezwungen wurde, ſich photographiren zu laſſen, nachdem er in die Wohnung des Zuchi gekommen. Eliſe und Hedwig Praſchil wurden im Sinne § 516 zu drei Monaten, Ceſare Zuchi zu fünf Monaten ſtrengen Arreſtes verurtheilt, dagegen Angelo Pra freigeſprochen. Für Pra veranſtalteten die Geſchworenen eine Sammlung, um es ihm zu ermöglichen, in ſeine Heimat zu ſeiner Familie reiſen zu können. Ueberall Diebe. Vor einem Erkenntnißſenate unter Vorſitz des Landesgerichtsrathes Zeisberger hatten ſich heute der Möbelpacker Franz Pausweg, ſowie der Schloſſergehilfe Joſef Panek des Diebſtahles einer waſſerdichten Schutzplache zu verantworten, die ſie am 16. December v. J. vom Wagen des Grünzeughändlers Heizig geſtohlen, und um 10 fl. an den Fuhrwerksbe- ſitzer Adlersflügel verkauft. Pausweg will die Plache gefunden haben. Zeuge Adlersflügel gab an, daß er die Plache nicht gekauft hätte, wenn Pausweg ihm nicht geſagt, er habe dieſelbe ſchon vor längerer Zeit gefunden. Pausweg wurde zu ſechs Monaten ſchweren Kerkers, Panek zu einfacher Arreſtſtrafe in der Dauer von ſechs Tagen verurtheilt. Theater, Kunſt und Muſik. — Die geſtrige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Einladung des Raimund-Theater-Vereines zur außer- ordentlichen Generalverſammlung am 24. Februar 1896 um 6 Uhr Abends im Saale des Kaufmänniſchen Vereines. Als einziger Punkt ſteht auf der Tagesordnung: „Bericht- erſtattung des Vereinsausſchuſſes über die Snspendirung des Directors Müller-Guttenbrunn.“ Die von der ausge- tretenen Minderheit verlangte Tagesordnung lautete: 1. Berichterſtattung des Ausſchuſſes über die Gründe der Suspendirung des Directors Herrn Adam Müller-Gutten- brunn, eventuell 2. Widerruf der Vollmacht des derzeitigen Vereinsausſchuſſes. 3. Neuwahl des Vereinsausſchuſſes. Sprechſaal. (Für dieſe Rubrik übernimmt die Redaction keine andere Verantwortung als die preßgeſetzliche.) Die hochwürdigen Kirchen- und Kloſtervorſtände werden hiermit aufmerkſam gemacht, daß ſich ſeit einigen Tagen in der hieſigen Stadt eine Perſönlichkeit aufhält, welche ſich als Trappiſten-Prieſter vorſtellt und nachdem die- ſelbe um Beköſtigung gebeten hät, in ſehr ungenirter Weiſe größere Geldbeträge fordert. Da das ganze Auftreten dieſer Perſönlichkeit nicht ſehr vertrauen erweckend iſt, ſoll hiemit vor derſelben gewarnt werden. Einer, der nicht aufgeſeſſen iſt. Die Touriſtenzüge. Für die Sommer-Fahrordnung 1896 auf den k. k. Staatsbahnen iſt die theilweiſe Aufhebung der Führung von Wagen III. Claſſe bei ſtark belaſteten Schnellzügen in Ausſicht genommen. Mit Rückſicht auf die erheblichen Schwierig- keiten, welche ſich für die Sicherheit und Regelmäßigkeit im Verkehre der Schnellzüge durch die Mitführung von Wagen III. Claſſe bei dieſen Zügen gezeigt hat, mußte ſchon in den Vorjahren eine Reihe von Einſchränkungen bezüglich der Beigabe von Perſonenwagen III. Claſſe zu den Schnellzügen getroffen werden. Es waren dies die Beſchränkungen, daß nur ein oder höchſtens zwei Wagen III. Claſſe mitgeführt werden konnten, und daß die Reiſe mit Schnellzügen nur jenen Perſonen für die III. Claſſe zugeſtanden wurden, welche minde- ſtens Fahrkarten auf eine Entfernung von 120 Kilo- metern gelöſt hatten. Durch dieſe Maßnahmen, welche bei Schnellzügen, die dem internationalen Verkehre dienen und den Verkehr mit den Badecarten vermitteln, zur Einführung kamen, wurde jedoch nach den gewonnenen Erfahrungen der angeſtrebte Zweck, die Entlaſtung der ſchweren Schnellzüge her- beizuführen, nicht in ſeinem ganzen Um- fange erreicht. Nicht nur, daß die Beſchränkungen von der rechtlichen Seite Anfechtungen er- litten, ſo führten ſie auch zu einem auf die Dauer nicht haltbaren Erſchwerniſſe in der Ausführung des Dienſtes. Demnach wurde für den Sommerfahrplan

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 41, Wien, 11.02.1896, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost041_1896/4>, abgerufen am 23.04.2024.