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Reichspost. Nr. 3, Wien, 04.01.1901.

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3 Wien, Freitag Reichspost 4. Jänner 1901

[Spaltenumbruch]
Tagesbericht.


* Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901.

Katholiken: Titus B. -- Griechen (22. December):
Anastasia. -- Sonnenaufgang 7 Uhr 52 Minuten
Morgens. -- Sonnenuntergang 4 Uhr 18 Minuten
Abends. -- Mondesaufgang 4 Uhr 8 Minuten
Abends. -- Mondesuntergang 7 Uhr 3 Minuten
Morgens.

* Hof- und Personalnachrichten.

Herr Erzherzog
Peter Ferdinand und Frau Erzherzogin Maria
Christine
werden am 5. d. Abends aus Salzburg
hier eintreffen. -- Herr Erzherzog Leopold Sal-
vator
und Frau Erzherzogin Blanca sowie Frau
Erzherzogin Maria Dolores sind Mittwoch Abends
um 1/29 Uhr nach München abgereist.

* Audienz.

Se. Majestät der Kaiser wird heute
um 1 Uhr den Fürsten Heinrich XXIV. von Reuß-
Köstritz
in besonderer Audienz empfangen.

* Ehrung des Professors Sectionschefs
Wilhelm Exner.

Heute überreichte eine vom Pro-
fessoren-Collegium der Hochschule für Bodencultur
gewählte Deputation unter Führung des Rectors
Professors Friedrich dem Sectionschef Dr. Exner
eine prachtvoll ausgestattete Adresse, in welcher auf
Grund einstimmigen Beschlusses des Professoren-
Collegiums die Verdienste des als Professor an der
Hochschule für Bodencultur in den Ruhestand ge-
tretenen Mitgliedes des Professoren-Collegiums Exner
rühmend hervorgehoben werden.

* Audienzen.

Se. Majestät der Kaiser hat
heute Vormittags allgemeine Audienzen ertheilt,
wobei zahlreiche Geheime Räthe, Sectionschef,
Kämmerer, höhere Beamte und Privatpersonen em-
pfangen wurden.

* Deutsch-österreichische Literaturgesell-
schaft.

Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als
Vicepräsidentin der "freien Vereinigung Wiener Mit-
arbeiterinnen der deutsch-österreichischen Literatur-
gesellschaft" zurückgelegt.

* Der Distanzgeher Popoff in Wien.

Seit
Mittwoch weilt der bulgarische Distanzgeher der
Gymnasiast Alexander Popoff, wieder in Wien. Popoff
hat im Vorjahre die Strecke Sofia-Paris zu Fuße
zurückgelegt. Er brauchte dazu im Ganzen 70 Tage
von denen 47 Marschtage waren, und im Ganzen ist
er genau 488 Stunden gegangen. Herr Popoff hat
Paris am 1. Mai 1900 erreicht und hat in der
Metropole die ganze Ausstellungszeit verbracht und
sich bis jetzt dort aufgehalten.

* Der Branntweinrausch des Einbrechers.

Als der Branntweinverschleißer Samuel Lunzer,
Mittwoch Früh sein auf der Schottenbastei gelegenes
Geschäftslocal aufsperrte, sah er zu seinem Erstaunen
in einem Winkel einen Mann in tiefen Schlaf ver-
sunken. Die Geldlade war aufgesprengt, und aus ihr
fehlten 11 K 32 h. Neben dem Schlafenden standen
unterschiedliche Flaschen und Gläschen, die er geleert.
Der Zusammenhang war klar: Der Strolch hatte sich
am Neujahrsabend im Branntweinladen versteckt und
sich einsperren lassen, um Nachts die Geldlade aufzu-
sprengen. Nach gelungenem Einbruch hat er der Ver-
suchung nicht widerstehen können, und soviel Schnaps
getrunken, daß er schwer berauscht einschlief und so
lange schnarchte, bis er gestern Morgens entdeckt
wurde. Mit Mühe gelang es, den Dieb zu wecken.
Der Einbrecher wurde als der 43jährige Hilfsarbeiter
Oskar Glaß erkannt und dem Landesgerichte ein-
geliefert.

* Brände.

In der Lackfabrik, Simmering,
Braunhubergasse 21, gerieth gestern der Inhalt zweier
je 200 Liter fassender Kessel in Brand. Die Flammen
breiteten sich über den ganzen Raum aus und ver-
zehrten sämmtliche Einrichtungsgegenstände. Das
Object selbst blieb, da es aus Stein und Eisen er-
baut ist, unversehrt. Der angerichtete Schaden ist be-
deutend. Die Löschmannschaft unterdrückte das Feuer
in einer halben Stunde. -- Im Hause Ottakringer-
straße Nr. 24 entzündete sich gestern Mittags in
Folge mangelhafter Kaminreinigung Ruß. Das im
zweiten Stocke befindliche Putzthürchen war durch
eine Bücher- und Actenstellage verstellt. Diese gerieth
durch herausfallende Funken in Brand. Die städtische
Feuerwehr unterdrückte den Brand in einer Viertel-
stunde. -- Gestern Nachmittags gerieth in einer der
Kanzleien der Versicherungsgesellschaft "Anker"
durch brennende Kohlenstücke, die aus dem Kamine
fielen, der Fußboden in Brand. Eine Feuerwache
blieb über Nacht im Hause. -- Im photographischen
Atelier Ungar in der Strauchgasse 1 entzündenden
aus dem Ofen fallende Funken gestern Nachmittags
eine Holzwand. Die Feuerwehr löschte den Brand in
einer halben Stunde. -- Im Hause Meidling, Schön-
brunnerstraße 189, brannten gestern Abends in Folge
mangelhafter Rauchfangconstruction sechs Dippel-
bäume. -- Außerdem gab es gestern kleinere Brände
Am Lichtensteg Nr. 5.

* Ein guter Fang.

Am letzten Sonntag haben
Polizeiagenten auf der Praterstraße einen Burschen
auf frischer That verhaftet, weil er dem Tischler-
meister Georg Jiskra, Meidling, Murlingergasse
Nr. 12 wohnhaft, eine goldene Remontoiruhr sammt
Kette und einen goldenen mit Brillanten besetzten
Ring, zusammen 240 K werth, gestohlen hat. Auf
[Spaltenumbruch] dem Wege in das Sicherheitsbureau der Polzei-
direction unternahm der Bursche zweimal Flucht-
versuche und warf auch die gestohlene Uhr sammt
Kette und den Brillantring weg. Die Pretiosen fand
man gleich. Die Fluchtversuche wurden vereitelt.
Nun versuchte es der Gauner damit, daß er eine
Ohnmacht simulirte, aber auch das half ihm nichts.
Dem Sicherheitsbureau überstellt, ist er als der
21jährige Commis Eduard Weiß erkannt worden.
Weiß, zu Bulassa-Gyarmat in Ungarn geboren, hielt
sich seit 21. November v. J. in Wien auf und wohnte
2. Bez., Odeongasse 5. Das Sicherheitsburau hat
festgestellt, das Weiß auch seinem Chef, dem Kauf-
mann Emil Storch, Mariahilferstraße 7, Waaren ge-
stohlen hat. In Weiß' Wohnung fand man gelegent-
lich einer Durchsuchung 18 Pfandscheine über Werth-
gegenstände, sowie mehrerer Geldbörsen, Cigaretten-
taschen, eine Reiterstatuette aus Bronce, einen Jockey
darstellend, schwarze Metalluhren und Ringe. Eduard
Weiß dürfte mit dem in Budapest wiederholt abge-
straften Gewohnheitsdieb Eduard Weiß identisch sein
und in der ungarischen Hauptstadt jüngst auch Dieb-
stähle ausgeführt haben, da man bei ihm Pfand-
scheine fand, die in ungarischer Sprache ausgestellt
sind. Weiß ist gestern dem Landesgerichte eingeliefert
worden.

* Ein gefundenes Crucifix.

Am 23. v. M.
hat der Gartenwächter im Augarten in einem hohlen
Pappelbaum ein silbernes Crucifix in einem Leder-
Etui gefunden. Wie nunmehr festgestellt worden ist,
rührt das Crucifix von einem Einbruche her, den am
20. August v. J. der Schuhmachergehilfe Anton
Holdaß im gräflich Clam-Gallas'schen Palais in der
Währingerstraße ausgeführt hat. Holdaß war durch
ein Oberfenster in das Palais gedrungen, hatte einen
Kasten aufgesprengt und Schmuckgegenstände, Nippes
und zwei silberne Crucifixe gestohlen. Einige Tage
darauf wurde er im Prater schlafend angetroffen und
verhaftet.

* Auch ein Opfer seines "Berufes".

Der
Professor an der Breslauer Universität Neißer,
dessen experimentelle Impfungen mit Syphilisgift an
Kindern seinerzeit unliebsames Aufsehen erregten und
Gegenstand heftiger Kritik in der Presse und im
Abgeordnetenhause bildeten, mußte sich vor dem
hiesigen Disciplinarhofe für nichtrichterliche Beamte
wegen dieser odiosen Experimente verantworten. Da
dieselben bis in das Jahr 1892 zurückdatiren und
seitdem nicht erneuert wurden, war deren Verfolgung
wegen Verjährung unmöglich. Dagegen erhielt
Neißer wegen seiner wissenschaftlichen Publication
über diese Versuche eine Ordnungsstrafe von
dreihundert Mark
und einen Verweis.

* Großstadtelend.

Die Freiwillige Rettungs-
gesellschaft und die Centrale der Feuerwehr wurden
Donnerstag Früh um 6 Uhr zur Großmarkthalle be-
rufen, um angeblich mehreren verunglückten Canal-
räumern Hilfe zu leisten. Sie fanden jedoch keinen
Anlaß zur Intervention, da Niemand verunglückt
war. Zwei unterstandslose Individuen hatten nämlich
in einem Canal übernachtet und konnten heute Früh
das Gitter, das vereist war, nicht öffnen. Auf ihre
Hilferufe eilten Passanten herbei und befreiten sie
aus ihrer Lage. Die Individuen wurden einem Wach-
mann übergeben.

* Gestohlene Fahrräder.

Am Neujahrstag
Abends sind dem Fahrradhändler Carl Raschke,
Margarethen, Pilgramgasse 10, 3 Bicycles,
12 Pneumatikgarnituren, 22 Doppelrollketten im
Werthe von 1000 K und 16 K baar aus dem
Magazine gestohlen worden. Die Ausforschung der
Thäter wurde eingeleitet.

* Die Ueberschwemmungen,

welche in ganz
West-England
große Verheerungen anrichteten,
haben auch in Coventry große Verwüstungen ver-
ursacht. Der Schade wird auf etwa 50.000 Pfund
Sterling geschätzt. Auch aus den mittelenglischen
Grafschaften werden von allen Seiten ausgedehnte
Verheerungen in Folge der Fluth gemeldet. In der
Nähe von Wellington in der Grafschaft Salop platzte
ein Wasserreservoir. Die Wassermassen setzten die
Stadt Oakengates unter Wasser, so daß die Ein-
wohner durch die Fenster der Häuser fortgeschafft
werden mußten. Auch die Eisenwerke waren ge-
zwungen, den Betrieb einzustellen. Das Thal des
Neuflusses ist auf 50 Meilen ganz unter Wasser
gesetzt. Die Gutshöfe und Dörfer zu beiden Seiten
des Flusses sind vollständig von der Außenwelt ab-
geschnitten. Die Midland-Eisenbahn steht auf der
Strecke von Nothingham bis Lincoln ebenfalls unter
Wasser.

* Ein Mühlenbesitzer als Brandstifter ver-
haftet.

In Ungarisch-Hradisch erfolgte am Sonntag
die Verhaftung des Dampfmühlenbesitzers Friedrich
Mayer in Gaya und seiner beiden Söhne unter
dem Verdacht, daß sie die Mühle in Brand gesteckt
hätten, um von der Versicherungs-Gesellschaft, bei
welcher das Etablissement assecurirt war, die Prämie
von 360.000 K ausbezahlt zu erhalten. Die großen
Fabriksetablissements waren bereits einmal ein Raub
der Flammen geworden, und nach dem vor einigen
Jahren ausgebrochenen Brand hatte der Mühlen-
besitzer von der Versicherungs-Gesellschaft eine große
Summe ausbezahlt erhalten. Diese Versicherungs-
Gesellschaft erneuerte aber die Polizze nicht mehr,
[Spaltenumbruch] und erst nach langem Suchen fand Herr Mayer eine
ausländische Gesellschaft, welche sich bereit erklärte,
mit dem Kaufmann einen Versicherungsvertrag auf
360.000 K für die Dampfmühle abzuschließen. Im
September lief der Versicherungsvertrag ab und
wurde wieder erneuert. Wenige Tage, nachdem sich
die neue Polizze in Händen des Mayer befand, brach
abermals ein Brand in der Mühle aus, welcher den
größten Theil des Etablissements einäscherte. Dem
Mühlenbesitzer wurden 260.000 K als Schadenersatz
zur Liquidation angewiesen. Bevor jedoch noch diese
Summe zur Auszahlung gelangte, erhob die Ver-
sicherungs-Gesellschaft Einwendungen, wodurch es zu
einem Proceß kam, der noch nicht ausgetragen ist.
Mittlerweile hatte der Mühlenbesitzer einen anderen
Proceß mit seinem ehemaligen Buchhalter, der zu
Ungunsten des Letzteren ausgefallen war. Der Buch-
halter machte der Behörde Angaben, welche vor
einigen Tagen zur Verhaftung des Friedrich Mayer
und seiner beiden Söhne unter dem Verdacht der
Brandlegung führten.

* Universal-Jahrbuch des "Anker".

Im Verlage
des Bankhauses Schelhammer und Schattera ist soeben
das Universal-Jahrbuch des Verlosungsblattes "Anker"
pro 1901 erschienen. Dieses wertvolle Nachschlagewerk
enthält die Listen sämmtlicher bis 31. December 1900
unbehobenen Stücke aller europäischen Lose und
Prämien-Anlehen, aller verlosbaren Actien, Prioritäten,
Obligationen, Pfandbriefe etc. Den bisherigen Abon-
nenten wird dieses Jahrbuch gratis zugesandt, neu ein-
tretenden ebenfalls unentgeltlich nachgeliefert. -- Der
ganzjährige Prännmerationspreis für den "Anker" be-
trägt für Wien (mit Zustellung ins Haus) K 4.50, für
die Provinz mit portofreier Zustellung K 5.--. Einzelne
Exemplare des Universal-Jahrbuches sind an der Cassa
des Bankhauses Schelhammer und Schattera, 1. Bez.,
Stephansplatz Nr. 11 um den Preis von K 2.-- er-
hältlich.




Aus Südafrika.

Der Dampfer "Canada" mit Marschall Lord
Roberts an Bord ist gestern am 2. d. M. Früh
in Cowes eingetroffen. Zur Begrüßung hatten sich
auch die Prinzessin Beatrix und der Herzog von
Connaught eingefunden. Lord Roberts erwiderte die
Ansprachen und sagte u. A., er bedauere, daß seine
Rückkehr nicht das Anzeichen bevorstehenden Friedens
sei, wie er gehofft habe. Er habe Südafrika nur
mit Widerstreben
verlassen, er habe aber unbe-
dingtes Vertrauen zu General Kitchener, dessen Auf-
gabe freilich angesichts der Beweglichkeit des Feindes
sowie der Ausdehnung und Unfruchtbarkeit des Landes
eine schwierige sei. Roberts hege bezüglich des End-
ergebnisses keine Furcht. Lord Roberts fuhr so-
dann nach Schloß Osborne, wo er von der Königin
Victoria empfangen wurde, die ihm die Earls-
würde
und den Hosenbandorden verlieh.

Im Capland

machen die Boeren weitere Fort-
schritte. Eine Boeren-Abtheilung ist in Glenharry-
Station
an der Eisenbahn, unmittelbar im Norden
von Graafreinet, erschienen. Eine andere Abtheilung
hat Roodehoogte südlich von Middelburg erreicht. In
Middelburg sind bedeutende englische Verstärkungen
eingetroffen.

Im Haag sind Nachrichten eingelaufen, wonach
mehr als 10.000 waffenfähige Capholländer zu den
Boeren übergegangen seien. Die Invasion der
Boeren in der Capcolonie wird angeblich vom Präsi-
denten Steyn persönlich geleitet.

Lord Kitchener tele-
graphirt aus Pretoria vom Gestrigen: General
Knox berichtet, Dewet versuchte Bethlehem zu
gewinnen,
wurde jedoch durch Pilcher daran
verhindert
und mußte sich auf Lindley oder
Reitz zurückziehen.
Eine Abtheilung berittener
Infanterie
stieß, als sie Kroonstad verlassen hatte,
auf Widerstand; es gelang ihr jedoch mit ge-
ringen Verlusten die Bahnlinie und Südserfontein zu
passiren. Williams zwang die südwestlich von
Middelburg befindlichen Boeren zu einem Gefechte.
Die Engländer besetzten Graaffreinet.

Wie "Daily Mail" aus
Capstadt vom Gestrigen meldet, haben die Boeren
Jagersfontein, welches am 25. v. M. von den
Engländern geräumt worden war, wieder besetzt.




Telegramme.
Präsident Krüger erkrankt.

Präsident Krüger leidet an
einer leichten Bronchitis und muß das Bett
hüten. Die Aerzte haben folgenden Krankheitsbericht
veröffentlicht: Präsident Krüger wurde vor einigen
Tagen von einem Bronchitisrückfall betroffen, der ihn
mit Rücksicht auf sein Alter und die hiesigen klima-
lischen Verhältnisse nöthigt, sich besondere Schonung
aufzuerlegen.

Die portugiesische Thraurede.

Der König eröffnete die
Cortes mit einer Thronrede, in welcher zunächst
der engen Allianz zwischen Portugal und
England
gedacht und betont wird, daß Portugal
während des südafrikanischen Krieges bedacht war,

3 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901

[Spaltenumbruch]
Tagesbericht.


* Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901.

Katholiken: Titus B. — Griechen (22. December):
Anaſtaſia. — Sonnenaufgang 7 Uhr 52 Minuten
Morgens. — Sonnenuntergang 4 Uhr 18 Minuten
Abends. — Mondesaufgang 4 Uhr 8 Minuten
Abends. — Mondesuntergang 7 Uhr 3 Minuten
Morgens.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Herr Erzherzog
Peter Ferdinand und Frau Erzherzogin Maria
Chriſtine
werden am 5. d. Abends aus Salzburg
hier eintreffen. — Herr Erzherzog Leopold Sal-
vator
und Frau Erzherzogin Blanca ſowie Frau
Erzherzogin Maria Dolores ſind Mittwoch Abends
um ½9 Uhr nach München abgereiſt.

* Audienz.

Se. Majeſtät der Kaiſer wird heute
um 1 Uhr den Fürſten Heinrich XXIV. von Reuß-
Köſtritz
in beſonderer Audienz empfangen.

* Ehrung des Profeſſors Sectionschefs
Wilhelm Exner.

Heute überreichte eine vom Pro-
feſſoren-Collegium der Hochſchule für Bodencultur
gewählte Deputation unter Führung des Rectors
Profeſſors Friedrich dem Sectionschef Dr. Exner
eine prachtvoll ausgeſtattete Adreſſe, in welcher auf
Grund einſtimmigen Beſchluſſes des Profeſſoren-
Collegiums die Verdienſte des als Profeſſor an der
Hochſchule für Bodencultur in den Ruheſtand ge-
tretenen Mitgliedes des Profeſſoren-Collegiums Exner
rühmend hervorgehoben werden.

* Audienzen.

Se. Majeſtät der Kaiſer hat
heute Vormittags allgemeine Audienzen ertheilt,
wobei zahlreiche Geheime Räthe, Sectionschef,
Kämmerer, höhere Beamte und Privatperſonen em-
pfangen wurden.

* Deutſch-öſterreichiſche Literaturgeſell-
ſchaft.

Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als
Vicepräſidentin der „freien Vereinigung Wiener Mit-
arbeiterinnen der deutſch-öſterreichiſchen Literatur-
geſellſchaft“ zurückgelegt.

* Der Diſtanzgeher Popoff in Wien.

Seit
Mittwoch weilt der bulgariſche Diſtanzgeher der
Gymnaſiaſt Alexander Popoff, wieder in Wien. Popoff
hat im Vorjahre die Strecke Sofia-Paris zu Fuße
zurückgelegt. Er brauchte dazu im Ganzen 70 Tage
von denen 47 Marſchtage waren, und im Ganzen iſt
er genau 488 Stunden gegangen. Herr Popoff hat
Paris am 1. Mai 1900 erreicht und hat in der
Metropole die ganze Ausſtellungszeit verbracht und
ſich bis jetzt dort aufgehalten.

* Der Branntweinrauſch des Einbrechers.

Als der Branntweinverſchleißer Samuel Lunzer,
Mittwoch Früh ſein auf der Schottenbaſtei gelegenes
Geſchäftslocal aufſperrte, ſah er zu ſeinem Erſtaunen
in einem Winkel einen Mann in tiefen Schlaf ver-
ſunken. Die Geldlade war aufgeſprengt, und aus ihr
fehlten 11 K 32 h. Neben dem Schlafenden ſtanden
unterſchiedliche Flaſchen und Gläschen, die er geleert.
Der Zuſammenhang war klar: Der Strolch hatte ſich
am Neujahrsabend im Branntweinladen verſteckt und
ſich einſperren laſſen, um Nachts die Geldlade aufzu-
ſprengen. Nach gelungenem Einbruch hat er der Ver-
ſuchung nicht widerſtehen können, und ſoviel Schnaps
getrunken, daß er ſchwer berauſcht einſchlief und ſo
lange ſchnarchte, bis er geſtern Morgens entdeckt
wurde. Mit Mühe gelang es, den Dieb zu wecken.
Der Einbrecher wurde als der 43jährige Hilfsarbeiter
Oskar Glaß erkannt und dem Landesgerichte ein-
geliefert.

* Brände.

In der Lackfabrik, Simmering,
Braunhubergaſſe 21, gerieth geſtern der Inhalt zweier
je 200 Liter faſſender Keſſel in Brand. Die Flammen
breiteten ſich über den ganzen Raum aus und ver-
zehrten ſämmtliche Einrichtungsgegenſtände. Das
Object ſelbſt blieb, da es aus Stein und Eiſen er-
baut iſt, unverſehrt. Der angerichtete Schaden iſt be-
deutend. Die Löſchmannſchaft unterdrückte das Feuer
in einer halben Stunde. — Im Hauſe Ottakringer-
ſtraße Nr. 24 entzündete ſich geſtern Mittags in
Folge mangelhafter Kaminreinigung Ruß. Das im
zweiten Stocke befindliche Putzthürchen war durch
eine Bücher- und Actenſtellage verſtellt. Dieſe gerieth
durch herausfallende Funken in Brand. Die ſtädtiſche
Feuerwehr unterdrückte den Brand in einer Viertel-
ſtunde. — Geſtern Nachmittags gerieth in einer der
Kanzleien der Verſicherungsgeſellſchaft „Anker“
durch brennende Kohlenſtücke, die aus dem Kamine
fielen, der Fußboden in Brand. Eine Feuerwache
blieb über Nacht im Hauſe. — Im photographiſchen
Atelier Ungar in der Strauchgaſſe 1 entzündenden
aus dem Ofen fallende Funken geſtern Nachmittags
eine Holzwand. Die Feuerwehr löſchte den Brand in
einer halben Stunde. — Im Hauſe Meidling, Schön-
brunnerſtraße 189, brannten geſtern Abends in Folge
mangelhafter Rauchfangconſtruction ſechs Dippel-
bäume. — Außerdem gab es geſtern kleinere Brände
Am Lichtenſteg Nr. 5.

* Ein guter Fang.

Am letzten Sonntag haben
Polizeiagenten auf der Praterſtraße einen Burſchen
auf friſcher That verhaftet, weil er dem Tiſchler-
meiſter Georg Jiskra, Meidling, Murlingergaſſe
Nr. 12 wohnhaft, eine goldene Remontoiruhr ſammt
Kette und einen goldenen mit Brillanten beſetzten
Ring, zuſammen 240 K werth, geſtohlen hat. Auf
[Spaltenumbruch] dem Wege in das Sicherheitsbureau der Polzei-
direction unternahm der Burſche zweimal Flucht-
verſuche und warf auch die geſtohlene Uhr ſammt
Kette und den Brillantring weg. Die Pretioſen fand
man gleich. Die Fluchtverſuche wurden vereitelt.
Nun verſuchte es der Gauner damit, daß er eine
Ohnmacht ſimulirte, aber auch das half ihm nichts.
Dem Sicherheitsbureau überſtellt, iſt er als der
21jährige Commis Eduard Weiß erkannt worden.
Weiß, zu Bulaſſa-Gyarmat in Ungarn geboren, hielt
ſich ſeit 21. November v. J. in Wien auf und wohnte
2. Bez., Odeongaſſe 5. Das Sicherheitsburau hat
feſtgeſtellt, das Weiß auch ſeinem Chef, dem Kauf-
mann Emil Storch, Mariahilferſtraße 7, Waaren ge-
ſtohlen hat. In Weiß’ Wohnung fand man gelegent-
lich einer Durchſuchung 18 Pfandſcheine über Werth-
gegenſtände, ſowie mehrerer Geldbörſen, Cigaretten-
taſchen, eine Reiterſtatuette aus Bronce, einen Jockey
darſtellend, ſchwarze Metalluhren und Ringe. Eduard
Weiß dürfte mit dem in Budapeſt wiederholt abge-
ſtraften Gewohnheitsdieb Eduard Weiß identiſch ſein
und in der ungariſchen Hauptſtadt jüngſt auch Dieb-
ſtähle ausgeführt haben, da man bei ihm Pfand-
ſcheine fand, die in ungariſcher Sprache ausgeſtellt
ſind. Weiß iſt geſtern dem Landesgerichte eingeliefert
worden.

* Ein gefundenes Crucifix.

Am 23. v. M.
hat der Gartenwächter im Augarten in einem hohlen
Pappelbaum ein ſilbernes Crucifix in einem Leder-
Etui gefunden. Wie nunmehr feſtgeſtellt worden iſt,
rührt das Crucifix von einem Einbruche her, den am
20. Auguſt v. J. der Schuhmachergehilfe Anton
Holdaß im gräflich Clam-Gallas’ſchen Palais in der
Währingerſtraße ausgeführt hat. Holdaß war durch
ein Oberfenſter in das Palais gedrungen, hatte einen
Kaſten aufgeſprengt und Schmuckgegenſtände, Nippes
und zwei ſilberne Crucifixe geſtohlen. Einige Tage
darauf wurde er im Prater ſchlafend angetroffen und
verhaftet.

* Auch ein Opfer ſeines „Berufes“.

Der
Profeſſor an der Breslauer Univerſität Neißer,
deſſen experimentelle Impfungen mit Syphilisgift an
Kindern ſeinerzeit unliebſames Aufſehen erregten und
Gegenſtand heftiger Kritik in der Preſſe und im
Abgeordnetenhauſe bildeten, mußte ſich vor dem
hieſigen Disciplinarhofe für nichtrichterliche Beamte
wegen dieſer odioſen Experimente verantworten. Da
dieſelben bis in das Jahr 1892 zurückdatiren und
ſeitdem nicht erneuert wurden, war deren Verfolgung
wegen Verjährung unmöglich. Dagegen erhielt
Neißer wegen ſeiner wiſſenſchaftlichen Publication
über dieſe Verſuche eine Ordnungsſtrafe von
dreihundert Mark
und einen Verweis.

* Großſtadtelend.

Die Freiwillige Rettungs-
geſellſchaft und die Centrale der Feuerwehr wurden
Donnerſtag Früh um 6 Uhr zur Großmarkthalle be-
rufen, um angeblich mehreren verunglückten Canal-
räumern Hilfe zu leiſten. Sie fanden jedoch keinen
Anlaß zur Intervention, da Niemand verunglückt
war. Zwei unterſtandsloſe Individuen hatten nämlich
in einem Canal übernachtet und konnten heute Früh
das Gitter, das vereiſt war, nicht öffnen. Auf ihre
Hilferufe eilten Paſſanten herbei und befreiten ſie
aus ihrer Lage. Die Individuen wurden einem Wach-
mann übergeben.

* Geſtohlene Fahrräder.

Am Neujahrstag
Abends ſind dem Fahrradhändler Carl Raſchke,
Margarethen, Pilgramgaſſe 10, 3 Bicycles,
12 Pneumatikgarnituren, 22 Doppelrollketten im
Werthe von 1000 K und 16 K baar aus dem
Magazine geſtohlen worden. Die Ausforſchung der
Thäter wurde eingeleitet.

* Die Ueberſchwemmungen,

welche in ganz
Weſt-England
große Verheerungen anrichteten,
haben auch in Coventry große Verwüſtungen ver-
urſacht. Der Schade wird auf etwa 50.000 Pfund
Sterling geſchätzt. Auch aus den mittelengliſchen
Grafſchaften werden von allen Seiten ausgedehnte
Verheerungen in Folge der Fluth gemeldet. In der
Nähe von Wellington in der Grafſchaft Salop platzte
ein Waſſerreſervoir. Die Waſſermaſſen ſetzten die
Stadt Oakengates unter Waſſer, ſo daß die Ein-
wohner durch die Fenſter der Häuſer fortgeſchafft
werden mußten. Auch die Eiſenwerke waren ge-
zwungen, den Betrieb einzuſtellen. Das Thal des
Neufluſſes iſt auf 50 Meilen ganz unter Waſſer
geſetzt. Die Gutshöfe und Dörfer zu beiden Seiten
des Fluſſes ſind vollſtändig von der Außenwelt ab-
geſchnitten. Die Midland-Eiſenbahn ſteht auf der
Strecke von Nothingham bis Lincoln ebenfalls unter
Waſſer.

* Ein Mühlenbeſitzer als Brandſtifter ver-
haftet.

In Ungariſch-Hradiſch erfolgte am Sonntag
die Verhaftung des Dampfmühlenbeſitzers Friedrich
Mayer in Gaya und ſeiner beiden Söhne unter
dem Verdacht, daß ſie die Mühle in Brand geſteckt
hätten, um von der Verſicherungs-Geſellſchaft, bei
welcher das Etabliſſement aſſecurirt war, die Prämie
von 360.000 K ausbezahlt zu erhalten. Die großen
Fabriksetabliſſements waren bereits einmal ein Raub
der Flammen geworden, und nach dem vor einigen
Jahren ausgebrochenen Brand hatte der Mühlen-
beſitzer von der Verſicherungs-Geſellſchaft eine große
Summe ausbezahlt erhalten. Dieſe Verſicherungs-
Geſellſchaft erneuerte aber die Polizze nicht mehr,
[Spaltenumbruch] und erſt nach langem Suchen fand Herr Mayer eine
ausländiſche Geſellſchaft, welche ſich bereit erklärte,
mit dem Kaufmann einen Verſicherungsvertrag auf
360.000 K für die Dampfmühle abzuſchließen. Im
September lief der Verſicherungsvertrag ab und
wurde wieder erneuert. Wenige Tage, nachdem ſich
die neue Polizze in Händen des Mayer befand, brach
abermals ein Brand in der Mühle aus, welcher den
größten Theil des Etabliſſements einäſcherte. Dem
Mühlenbeſitzer wurden 260.000 K als Schadenerſatz
zur Liquidation angewieſen. Bevor jedoch noch dieſe
Summe zur Auszahlung gelangte, erhob die Ver-
ſicherungs-Geſellſchaft Einwendungen, wodurch es zu
einem Proceß kam, der noch nicht ausgetragen iſt.
Mittlerweile hatte der Mühlenbeſitzer einen anderen
Proceß mit ſeinem ehemaligen Buchhalter, der zu
Ungunſten des Letzteren ausgefallen war. Der Buch-
halter machte der Behörde Angaben, welche vor
einigen Tagen zur Verhaftung des Friedrich Mayer
und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht der
Brandlegung führten.

* Univerſal-Jahrbuch des „Anker“.

Im Verlage
des Bankhauſes Schelhammer und Schattera iſt ſoeben
das Univerſal-Jahrbuch des Verloſungsblattes „Anker“
pro 1901 erſchienen. Dieſes wertvolle Nachſchlagewerk
enthält die Liſten ſämmtlicher bis 31. December 1900
unbehobenen Stücke aller europäiſchen Loſe und
Prämien-Anlehen, aller verlosbaren Actien, Prioritäten,
Obligationen, Pfandbriefe ꝛc. Den bisherigen Abon-
nenten wird dieſes Jahrbuch gratis zugeſandt, neu ein-
tretenden ebenfalls unentgeltlich nachgeliefert. — Der
ganzjährige Prännmerationspreis für den „Anker“ be-
trägt für Wien (mit Zuſtellung ins Haus) K 4.50, für
die Provinz mit portofreier Zuſtellung K 5.—. Einzelne
Exemplare des Univerſal-Jahrbuches ſind an der Caſſa
des Bankhauſes Schelhammer und Schattera, 1. Bez.,
Stephansplatz Nr. 11 um den Preis von K 2.— er-
hältlich.




Aus Südafrika.

Der Dampfer „Canada“ mit Marſchall Lord
Roberts an Bord iſt geſtern am 2. d. M. Früh
in Cowes eingetroffen. Zur Begrüßung hatten ſich
auch die Prinzeſſin Beatrix und der Herzog von
Connaught eingefunden. Lord Roberts erwiderte die
Anſprachen und ſagte u. A., er bedauere, daß ſeine
Rückkehr nicht das Anzeichen bevorſtehenden Friedens
ſei, wie er gehofft habe. Er habe Südafrika nur
mit Widerſtreben
verlaſſen, er habe aber unbe-
dingtes Vertrauen zu General Kitchener, deſſen Auf-
gabe freilich angeſichts der Beweglichkeit des Feindes
ſowie der Ausdehnung und Unfruchtbarkeit des Landes
eine ſchwierige ſei. Roberts hege bezüglich des End-
ergebniſſes keine Furcht. Lord Roberts fuhr ſo-
dann nach Schloß Osborne, wo er von der Königin
Victoria empfangen wurde, die ihm die Earls-
würde
und den Hoſenbandorden verlieh.

Im Capland

machen die Boeren weitere Fort-
ſchritte. Eine Boeren-Abtheilung iſt in Glenharry-
Station
an der Eiſenbahn, unmittelbar im Norden
von Graafreinet, erſchienen. Eine andere Abtheilung
hat Roodehoogte ſüdlich von Middelburg erreicht. In
Middelburg ſind bedeutende engliſche Verſtärkungen
eingetroffen.

Im Haag ſind Nachrichten eingelaufen, wonach
mehr als 10.000 waffenfähige Capholländer zu den
Boeren übergegangen ſeien. Die Invaſion der
Boeren in der Capcolonie wird angeblich vom Präſi-
denten Steyn perſönlich geleitet.

Lord Kitchener tele-
graphirt aus Pretoria vom Geſtrigen: General
Knox berichtet, Dewet verſuchte Bethlehem zu
gewinnen,
wurde jedoch durch Pilcher daran
verhindert
und mußte ſich auf Lindley oder
Reitz zurückziehen.
Eine Abtheilung berittener
Infanterie
ſtieß, als ſie Kroonſtad verlaſſen hatte,
auf Widerſtand; es gelang ihr jedoch mit ge-
ringen Verluſten die Bahnlinie und Südſerfontein zu
paſſiren. Williams zwang die ſüdweſtlich von
Middelburg befindlichen Boeren zu einem Gefechte.
Die Engländer beſetzten Graaffreinet.

Wie „Daily Mail“ aus
Capſtadt vom Geſtrigen meldet, haben die Boeren
Jagersfontein, welches am 25. v. M. von den
Engländern geräumt worden war, wieder beſetzt.




Telegramme.
Präſident Krüger erkrankt.

Präſident Krüger leidet an
einer leichten Bronchitis und muß das Bett
hüten. Die Aerzte haben folgenden Krankheitsbericht
veröffentlicht: Präſident Krüger wurde vor einigen
Tagen von einem Bronchitisrückfall betroffen, der ihn
mit Rückſicht auf ſein Alter und die hieſigen klima-
liſchen Verhältniſſe nöthigt, ſich beſondere Schonung
aufzuerlegen.

Die portugieſiſche Thraurede.

Der König eröffnete die
Cortes mit einer Thronrede, in welcher zunächſt
der engen Allianz zwiſchen Portugal und
England
gedacht und betont wird, daß Portugal
während des ſüdafrikaniſchen Krieges bedacht war,

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[3/0003] 3 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901 Tagesbericht. Wien, 3. Jänner. * Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901. Katholiken: Titus B. — Griechen (22. December): Anaſtaſia. — Sonnenaufgang 7 Uhr 52 Minuten Morgens. — Sonnenuntergang 4 Uhr 18 Minuten Abends. — Mondesaufgang 4 Uhr 8 Minuten Abends. — Mondesuntergang 7 Uhr 3 Minuten Morgens. * Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erzherzog Peter Ferdinand und Frau Erzherzogin Maria Chriſtine werden am 5. d. Abends aus Salzburg hier eintreffen. — Herr Erzherzog Leopold Sal- vator und Frau Erzherzogin Blanca ſowie Frau Erzherzogin Maria Dolores ſind Mittwoch Abends um ½9 Uhr nach München abgereiſt. * Audienz. Se. Majeſtät der Kaiſer wird heute um 1 Uhr den Fürſten Heinrich XXIV. von Reuß- Köſtritz in beſonderer Audienz empfangen. * Ehrung des Profeſſors Sectionschefs Wilhelm Exner. Heute überreichte eine vom Pro- feſſoren-Collegium der Hochſchule für Bodencultur gewählte Deputation unter Führung des Rectors Profeſſors Friedrich dem Sectionschef Dr. Exner eine prachtvoll ausgeſtattete Adreſſe, in welcher auf Grund einſtimmigen Beſchluſſes des Profeſſoren- Collegiums die Verdienſte des als Profeſſor an der Hochſchule für Bodencultur in den Ruheſtand ge- tretenen Mitgliedes des Profeſſoren-Collegiums Exner rühmend hervorgehoben werden. * Audienzen. Se. Majeſtät der Kaiſer hat heute Vormittags allgemeine Audienzen ertheilt, wobei zahlreiche Geheime Räthe, Sectionschef, Kämmerer, höhere Beamte und Privatperſonen em- pfangen wurden. * Deutſch-öſterreichiſche Literaturgeſell- ſchaft. Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als Vicepräſidentin der „freien Vereinigung Wiener Mit- arbeiterinnen der deutſch-öſterreichiſchen Literatur- geſellſchaft“ zurückgelegt. * Der Diſtanzgeher Popoff in Wien. Seit Mittwoch weilt der bulgariſche Diſtanzgeher der Gymnaſiaſt Alexander Popoff, wieder in Wien. Popoff hat im Vorjahre die Strecke Sofia-Paris zu Fuße zurückgelegt. Er brauchte dazu im Ganzen 70 Tage von denen 47 Marſchtage waren, und im Ganzen iſt er genau 488 Stunden gegangen. Herr Popoff hat Paris am 1. Mai 1900 erreicht und hat in der Metropole die ganze Ausſtellungszeit verbracht und ſich bis jetzt dort aufgehalten. * Der Branntweinrauſch des Einbrechers. Als der Branntweinverſchleißer Samuel Lunzer, Mittwoch Früh ſein auf der Schottenbaſtei gelegenes Geſchäftslocal aufſperrte, ſah er zu ſeinem Erſtaunen in einem Winkel einen Mann in tiefen Schlaf ver- ſunken. Die Geldlade war aufgeſprengt, und aus ihr fehlten 11 K 32 h. Neben dem Schlafenden ſtanden unterſchiedliche Flaſchen und Gläschen, die er geleert. Der Zuſammenhang war klar: Der Strolch hatte ſich am Neujahrsabend im Branntweinladen verſteckt und ſich einſperren laſſen, um Nachts die Geldlade aufzu- ſprengen. Nach gelungenem Einbruch hat er der Ver- ſuchung nicht widerſtehen können, und ſoviel Schnaps getrunken, daß er ſchwer berauſcht einſchlief und ſo lange ſchnarchte, bis er geſtern Morgens entdeckt wurde. Mit Mühe gelang es, den Dieb zu wecken. Der Einbrecher wurde als der 43jährige Hilfsarbeiter Oskar Glaß erkannt und dem Landesgerichte ein- geliefert. * Brände. In der Lackfabrik, Simmering, Braunhubergaſſe 21, gerieth geſtern der Inhalt zweier je 200 Liter faſſender Keſſel in Brand. Die Flammen breiteten ſich über den ganzen Raum aus und ver- zehrten ſämmtliche Einrichtungsgegenſtände. Das Object ſelbſt blieb, da es aus Stein und Eiſen er- baut iſt, unverſehrt. Der angerichtete Schaden iſt be- deutend. Die Löſchmannſchaft unterdrückte das Feuer in einer halben Stunde. — Im Hauſe Ottakringer- ſtraße Nr. 24 entzündete ſich geſtern Mittags in Folge mangelhafter Kaminreinigung Ruß. Das im zweiten Stocke befindliche Putzthürchen war durch eine Bücher- und Actenſtellage verſtellt. Dieſe gerieth durch herausfallende Funken in Brand. Die ſtädtiſche Feuerwehr unterdrückte den Brand in einer Viertel- ſtunde. — Geſtern Nachmittags gerieth in einer der Kanzleien der Verſicherungsgeſellſchaft „Anker“ durch brennende Kohlenſtücke, die aus dem Kamine fielen, der Fußboden in Brand. Eine Feuerwache blieb über Nacht im Hauſe. — Im photographiſchen Atelier Ungar in der Strauchgaſſe 1 entzündenden aus dem Ofen fallende Funken geſtern Nachmittags eine Holzwand. Die Feuerwehr löſchte den Brand in einer halben Stunde. — Im Hauſe Meidling, Schön- brunnerſtraße 189, brannten geſtern Abends in Folge mangelhafter Rauchfangconſtruction ſechs Dippel- bäume. — Außerdem gab es geſtern kleinere Brände Am Lichtenſteg Nr. 5. * Ein guter Fang. Am letzten Sonntag haben Polizeiagenten auf der Praterſtraße einen Burſchen auf friſcher That verhaftet, weil er dem Tiſchler- meiſter Georg Jiskra, Meidling, Murlingergaſſe Nr. 12 wohnhaft, eine goldene Remontoiruhr ſammt Kette und einen goldenen mit Brillanten beſetzten Ring, zuſammen 240 K werth, geſtohlen hat. Auf dem Wege in das Sicherheitsbureau der Polzei- direction unternahm der Burſche zweimal Flucht- verſuche und warf auch die geſtohlene Uhr ſammt Kette und den Brillantring weg. Die Pretioſen fand man gleich. Die Fluchtverſuche wurden vereitelt. Nun verſuchte es der Gauner damit, daß er eine Ohnmacht ſimulirte, aber auch das half ihm nichts. Dem Sicherheitsbureau überſtellt, iſt er als der 21jährige Commis Eduard Weiß erkannt worden. Weiß, zu Bulaſſa-Gyarmat in Ungarn geboren, hielt ſich ſeit 21. November v. J. in Wien auf und wohnte 2. Bez., Odeongaſſe 5. Das Sicherheitsburau hat feſtgeſtellt, das Weiß auch ſeinem Chef, dem Kauf- mann Emil Storch, Mariahilferſtraße 7, Waaren ge- ſtohlen hat. In Weiß’ Wohnung fand man gelegent- lich einer Durchſuchung 18 Pfandſcheine über Werth- gegenſtände, ſowie mehrerer Geldbörſen, Cigaretten- taſchen, eine Reiterſtatuette aus Bronce, einen Jockey darſtellend, ſchwarze Metalluhren und Ringe. Eduard Weiß dürfte mit dem in Budapeſt wiederholt abge- ſtraften Gewohnheitsdieb Eduard Weiß identiſch ſein und in der ungariſchen Hauptſtadt jüngſt auch Dieb- ſtähle ausgeführt haben, da man bei ihm Pfand- ſcheine fand, die in ungariſcher Sprache ausgeſtellt ſind. Weiß iſt geſtern dem Landesgerichte eingeliefert worden. * Ein gefundenes Crucifix. Am 23. v. M. hat der Gartenwächter im Augarten in einem hohlen Pappelbaum ein ſilbernes Crucifix in einem Leder- Etui gefunden. Wie nunmehr feſtgeſtellt worden iſt, rührt das Crucifix von einem Einbruche her, den am 20. Auguſt v. J. der Schuhmachergehilfe Anton Holdaß im gräflich Clam-Gallas’ſchen Palais in der Währingerſtraße ausgeführt hat. Holdaß war durch ein Oberfenſter in das Palais gedrungen, hatte einen Kaſten aufgeſprengt und Schmuckgegenſtände, Nippes und zwei ſilberne Crucifixe geſtohlen. Einige Tage darauf wurde er im Prater ſchlafend angetroffen und verhaftet. * Auch ein Opfer ſeines „Berufes“. Der Profeſſor an der Breslauer Univerſität Neißer, deſſen experimentelle Impfungen mit Syphilisgift an Kindern ſeinerzeit unliebſames Aufſehen erregten und Gegenſtand heftiger Kritik in der Preſſe und im Abgeordnetenhauſe bildeten, mußte ſich vor dem hieſigen Disciplinarhofe für nichtrichterliche Beamte wegen dieſer odioſen Experimente verantworten. Da dieſelben bis in das Jahr 1892 zurückdatiren und ſeitdem nicht erneuert wurden, war deren Verfolgung wegen Verjährung unmöglich. Dagegen erhielt Neißer wegen ſeiner wiſſenſchaftlichen Publication über dieſe Verſuche eine Ordnungsſtrafe von dreihundert Mark und einen Verweis. * Großſtadtelend. Die Freiwillige Rettungs- geſellſchaft und die Centrale der Feuerwehr wurden Donnerſtag Früh um 6 Uhr zur Großmarkthalle be- rufen, um angeblich mehreren verunglückten Canal- räumern Hilfe zu leiſten. Sie fanden jedoch keinen Anlaß zur Intervention, da Niemand verunglückt war. Zwei unterſtandsloſe Individuen hatten nämlich in einem Canal übernachtet und konnten heute Früh das Gitter, das vereiſt war, nicht öffnen. Auf ihre Hilferufe eilten Paſſanten herbei und befreiten ſie aus ihrer Lage. Die Individuen wurden einem Wach- mann übergeben. * Geſtohlene Fahrräder. Am Neujahrstag Abends ſind dem Fahrradhändler Carl Raſchke, Margarethen, Pilgramgaſſe 10, 3 Bicycles, 12 Pneumatikgarnituren, 22 Doppelrollketten im Werthe von 1000 K und 16 K baar aus dem Magazine geſtohlen worden. Die Ausforſchung der Thäter wurde eingeleitet. * Die Ueberſchwemmungen, welche in ganz Weſt-England große Verheerungen anrichteten, haben auch in Coventry große Verwüſtungen ver- urſacht. Der Schade wird auf etwa 50.000 Pfund Sterling geſchätzt. Auch aus den mittelengliſchen Grafſchaften werden von allen Seiten ausgedehnte Verheerungen in Folge der Fluth gemeldet. In der Nähe von Wellington in der Grafſchaft Salop platzte ein Waſſerreſervoir. Die Waſſermaſſen ſetzten die Stadt Oakengates unter Waſſer, ſo daß die Ein- wohner durch die Fenſter der Häuſer fortgeſchafft werden mußten. Auch die Eiſenwerke waren ge- zwungen, den Betrieb einzuſtellen. Das Thal des Neufluſſes iſt auf 50 Meilen ganz unter Waſſer geſetzt. Die Gutshöfe und Dörfer zu beiden Seiten des Fluſſes ſind vollſtändig von der Außenwelt ab- geſchnitten. Die Midland-Eiſenbahn ſteht auf der Strecke von Nothingham bis Lincoln ebenfalls unter Waſſer. * Ein Mühlenbeſitzer als Brandſtifter ver- haftet. In Ungariſch-Hradiſch erfolgte am Sonntag die Verhaftung des Dampfmühlenbeſitzers Friedrich Mayer in Gaya und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht, daß ſie die Mühle in Brand geſteckt hätten, um von der Verſicherungs-Geſellſchaft, bei welcher das Etabliſſement aſſecurirt war, die Prämie von 360.000 K ausbezahlt zu erhalten. Die großen Fabriksetabliſſements waren bereits einmal ein Raub der Flammen geworden, und nach dem vor einigen Jahren ausgebrochenen Brand hatte der Mühlen- beſitzer von der Verſicherungs-Geſellſchaft eine große Summe ausbezahlt erhalten. Dieſe Verſicherungs- Geſellſchaft erneuerte aber die Polizze nicht mehr, und erſt nach langem Suchen fand Herr Mayer eine ausländiſche Geſellſchaft, welche ſich bereit erklärte, mit dem Kaufmann einen Verſicherungsvertrag auf 360.000 K für die Dampfmühle abzuſchließen. Im September lief der Verſicherungsvertrag ab und wurde wieder erneuert. Wenige Tage, nachdem ſich die neue Polizze in Händen des Mayer befand, brach abermals ein Brand in der Mühle aus, welcher den größten Theil des Etabliſſements einäſcherte. Dem Mühlenbeſitzer wurden 260.000 K als Schadenerſatz zur Liquidation angewieſen. Bevor jedoch noch dieſe Summe zur Auszahlung gelangte, erhob die Ver- ſicherungs-Geſellſchaft Einwendungen, wodurch es zu einem Proceß kam, der noch nicht ausgetragen iſt. Mittlerweile hatte der Mühlenbeſitzer einen anderen Proceß mit ſeinem ehemaligen Buchhalter, der zu Ungunſten des Letzteren ausgefallen war. Der Buch- halter machte der Behörde Angaben, welche vor einigen Tagen zur Verhaftung des Friedrich Mayer und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht der Brandlegung führten. * Univerſal-Jahrbuch des „Anker“. Im Verlage des Bankhauſes Schelhammer und Schattera iſt ſoeben das Univerſal-Jahrbuch des Verloſungsblattes „Anker“ pro 1901 erſchienen. Dieſes wertvolle Nachſchlagewerk enthält die Liſten ſämmtlicher bis 31. December 1900 unbehobenen Stücke aller europäiſchen Loſe und Prämien-Anlehen, aller verlosbaren Actien, Prioritäten, Obligationen, Pfandbriefe ꝛc. Den bisherigen Abon- nenten wird dieſes Jahrbuch gratis zugeſandt, neu ein- tretenden ebenfalls unentgeltlich nachgeliefert. — Der ganzjährige Prännmerationspreis für den „Anker“ be- trägt für Wien (mit Zuſtellung ins Haus) K 4.50, für die Provinz mit portofreier Zuſtellung K 5.—. Einzelne Exemplare des Univerſal-Jahrbuches ſind an der Caſſa des Bankhauſes Schelhammer und Schattera, 1. Bez., Stephansplatz Nr. 11 um den Preis von K 2.— er- hältlich. Aus Südafrika. Der Dampfer „Canada“ mit Marſchall Lord Roberts an Bord iſt geſtern am 2. d. M. Früh in Cowes eingetroffen. Zur Begrüßung hatten ſich auch die Prinzeſſin Beatrix und der Herzog von Connaught eingefunden. Lord Roberts erwiderte die Anſprachen und ſagte u. A., er bedauere, daß ſeine Rückkehr nicht das Anzeichen bevorſtehenden Friedens ſei, wie er gehofft habe. Er habe Südafrika nur mit Widerſtreben verlaſſen, er habe aber unbe- dingtes Vertrauen zu General Kitchener, deſſen Auf- gabe freilich angeſichts der Beweglichkeit des Feindes ſowie der Ausdehnung und Unfruchtbarkeit des Landes eine ſchwierige ſei. Roberts hege bezüglich des End- ergebniſſes keine Furcht. Lord Roberts fuhr ſo- dann nach Schloß Osborne, wo er von der Königin Victoria empfangen wurde, die ihm die Earls- würde und den Hoſenbandorden verlieh. Im Capland machen die Boeren weitere Fort- ſchritte. Eine Boeren-Abtheilung iſt in Glenharry- Station an der Eiſenbahn, unmittelbar im Norden von Graafreinet, erſchienen. Eine andere Abtheilung hat Roodehoogte ſüdlich von Middelburg erreicht. In Middelburg ſind bedeutende engliſche Verſtärkungen eingetroffen. Im Haag ſind Nachrichten eingelaufen, wonach mehr als 10.000 waffenfähige Capholländer zu den Boeren übergegangen ſeien. Die Invaſion der Boeren in der Capcolonie wird angeblich vom Präſi- denten Steyn perſönlich geleitet. London, 3. Jänner. Lord Kitchener tele- graphirt aus Pretoria vom Geſtrigen: General Knox berichtet, Dewet verſuchte Bethlehem zu gewinnen, wurde jedoch durch Pilcher daran verhindert und mußte ſich auf Lindley oder Reitz zurückziehen. Eine Abtheilung berittener Infanterie ſtieß, als ſie Kroonſtad verlaſſen hatte, auf Widerſtand; es gelang ihr jedoch mit ge- ringen Verluſten die Bahnlinie und Südſerfontein zu paſſiren. Williams zwang die ſüdweſtlich von Middelburg befindlichen Boeren zu einem Gefechte. Die Engländer beſetzten Graaffreinet. London, 3. Jänner. Wie „Daily Mail“ aus Capſtadt vom Geſtrigen meldet, haben die Boeren Jagersfontein, welches am 25. v. M. von den Engländern geräumt worden war, wieder beſetzt. Telegramme. Präſident Krüger erkrankt. Haag, 2. Jänner. Präſident Krüger leidet an einer leichten Bronchitis und muß das Bett hüten. Die Aerzte haben folgenden Krankheitsbericht veröffentlicht: Präſident Krüger wurde vor einigen Tagen von einem Bronchitisrückfall betroffen, der ihn mit Rückſicht auf ſein Alter und die hieſigen klima- liſchen Verhältniſſe nöthigt, ſich beſondere Schonung aufzuerlegen. Die portugieſiſche Thraurede. Liſſabon, 2. Jänner. Der König eröffnete die Cortes mit einer Thronrede, in welcher zunächſt der engen Allianz zwiſchen Portugal und England gedacht und betont wird, daß Portugal während des ſüdafrikaniſchen Krieges bedacht war,

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 3, Wien, 04.01.1901, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost003_1901/3>, abgerufen am 29.03.2024.