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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 292. Köln, 8. Mai 1849. Beilage.

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Wenigen in anderm Sinne geredet, wie auch unser Name gemißbraucht worden sein mag; vertraut auf unser redliches Wort:

Wir wollen die deutsche Reichsverfassung, wir wollen sie mit Euch und durch Euch! Hoch Deutschland! Leipzig, am 5. Mai 1849. Die Ausschüsse des Deutschen Vereins, der beiden Vaterlandsvereine, des Arbeitervereins, des städtischen Vereins, des Studentenvereins."

Dresden, 5. Mai.

Soeben wird in der Neustadt folgendes Plakat angeschlagen:

Die meinem Herzen wahrhaft schmerzlichen Ereignisse des gestrigen und heutigen Tages, welche zuletzt in gewaltsame Angriffe auf das Zeughaus und selbst auf mein Schloß ausarteten, während ein großer Theil der Kommunalgarde seiner Pflicht, für Erhaltung und Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung mitzuwirken, nicht nachkam, nöthigen mich, Dresden einstweilen zu verlassen und mich auf die Festung Königstein zu begeben.

Wenn ich den von vielen Seiten an mich gestellten Anträgen, die von der National-Versammlung zu Frankfurt verkündete deutsche Reichsverfassung sofort anzuerkennen, zu willfahren Bedenken trug so bin ich dabei nur der innersten Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer einstweiligen Beanstandung dieser Maßregel gefolgt und habe dabei nur das wahre Wohl des gemeinsamen Vaterlandes im Auge gehabt so wie ich auch durch diesen meinen Entschluß die Gränzen des mir unzweifelhaft zustehennden Rechts auf keine Weise überschritten habe.

Ich hoffe von dem früher so oft bewährten Sinne meiner geliebten Sachsen für Recht und Gesetzlichkeit, daß es weitern, ernsten Einschreitens nicht bedürfen soll, und daß ich deshalb auch in kürzester Zeit in meine theure Residenzstadt wieder zurückzukehren im Stande sein werde.

Uebrigens ist Fürsorge getroffen worden, daß durch meine Abwesenheit von hier die Regierungsgeschäfte nicht unterbrochen werden.

Dresden, 4. Mai 1849

Friedrich August. Dr. Ferdinand Zschinsky.

Die unterzeichneten Staatsminister erfüllen ihre Pflicht, die obige Proklamation Sr. Maj. des Königs zu veröffentlichen.

Die unterzeichneten Minister haben weder Sr. Maj. den König noch die Regierung des Vaterlands verlassen. Sie sind sofort auf ihre Posten zurückgekehrt, nachdem sie Sr. Maj. des Königs persönliche Sicherheit geschützt sahen.

Sie halten es für ihre Pflicht, im Namen Sr. Maj. des Königs gegen die Einsetzung einer provisorischen Regierung Verwahrung einzulegen.

Sie hoffen, daß das sächsische Volk dem Rufe des Gesetzes, den Pflichten der Treue und den Mahnungen der Besonnenheit folgen werde.

Dresden, 5. Mai 1849

Die Staatsminister

v. Beust. Rabenhorst.

* Dresden, 5. Mai.

Unter dem 3. d. M. haben die sächsischen Minister Zschinsky und Cons. eine Erklärung in Beziehung der Reichsverfassung erlassen. Sie behalten sich das Recht der Anerkennung aller Frankfurter Beschlüsse vor, und erklären, so lange die größeren deutschen Staaten die Reichsverfassung nicht anerkennten, sähen sie sich eben so wenig dazu veranlaßt. Sie würden sie aber sofort anerkennen, sobald Preußen dasselbe thue. Die Erklärung ist gezeichnet: Zschinsky, Beust, Rabenhorst.

* Dresden, 5. Mai.

Nach den Berichten in dem Leipziger Heuler-Organe, der "D. A. Z." hat am 5. Mai den ganzen Tag über der Kampf fortgedauert, bis um 4 Uhr Nachmittags, wo wegen eines Waffenstillstandes unterhandelt wurde. Für den Abend wurden Quartiere für 1000 Mann Preußen bestellt. Daß die Andeutungen mehrerer Blätter, als habe die Reaktion mittelst ihrer Söldlinge schon am 5. Mai die sogenannte "Ruhe und Ordnung" zu Dresden wieder hergestellt, eben so falsch als perfid waren, ergiebt sich aus der Mittheilung der "D. A. Z.," datirt Leipzig, 6 Mai, derzufolge der Vormittagsbahnzug von Dresden, jedoch ohne Zeitungen und Briefe, angekommen war. Hätten die Anhänger und Werkzeuge der Camarilla den Sieg in Händen gehabt, so wäre die Meldung gewiß mitangelangt.

Die "demokratische Korrespondenz" meldet aus Berlin vom 6. Mai über die Sendung preußischer Truppen und die weitern Ereignisse in Sachsen Folgendes:

Heute Mittag 1 1/2 Uhr kam der Zug aus Leipzig hier an, brachte aber weder Passagiere noch Briefe aus Dresden, sondern nur das, was in Leipzig bekannt war. Nach diesen Berichten stände die Sache sehr vortheilhaft.

In Leipzig hatten sich die städtischen Behörden zuerst etwas gegen die Anerkennung der provisorischen Regierung gesträubt, weil ihnen noch keine amtliche Nachrichten zugekommen waren, wurden aber durch den allgemeinen Unwillen der ganzen Stadt dazu gezwungen. Eine kleine Spaltung, welche durch das Aufstecken einer rothen Fahne in der Bevölkerung erzeugt war, wurde sogleich wieder beseitigt und Alles war einig. Der Stadtrath bewilligte 12,000 Thlr. zur ausgedehntesten Volksbewaffnung, mit der man sogleich den Anfang machte. Sechshundert wohlbewaffnete Freischaaren wurden nach Dresden geschickt. Man erwartete den Anmarsch aus Preußisch-Sachsen mit freudiger Spannung.

Das erste Bataillon Preußen, welches gestern Morgen von hier ausfuhr, ist diesen Reisenden nach, bis Dresden gekommen. Hinter ihm haben die Bauern die Schienen aufgerissen, sie ins Wasser geworfen und überall die Erde tief aufgegraben, um die baldige Herstellung zu hindern. Das ganze Land war aufgestanden, überall bewaffnete sich das Volk um Dresden zu Hülfe zu ziehen.

So ist denn das eine Bataillon Preußen abgeschnitten und von allen Seiten dringt der Landsturm heran. Die Bergknappen aus Freiburg kommen ebenfalls bewaffnet herangezogen, da ihnen ein Obersteiger getödtet sein soll.

Die anderen preußischen Truppen kamen nur bis Röderau, wo sie sogleich so freundlich waren, Sachsen einen Vorgeschmack der kaiserl. königl. Reichsherrlichkeit zu geben. Sie erklärten nämlich diesen Bahnhof in Belagerungszustand und erschossen einen Knaben, der etwas Semmel holte und sich an ihre Maßregeln nicht kehren wollte. Sie werden sich wohl bequemen müssen, zu Fuße weiter zu pilgern.

(Die oben erwähnte Aufreißung der Schienen wird noch durch andre Mittheilungen bestätigt).

* Leipzig, 6. Mai.

Ein Plakat drängt das andere. Wir heben nachstehende hervor:

1) Mitbürger! Im Laufe des heutigen Vormittags haben der Rath und die Stadtverordneten Leipzigs eine Deputation nach Dresden gesendet, um genau die dortigen Verhältnisse, über welche noch immer die nöthige Klarheit fehlt, zu überblicken und darüber aufs schleunigste Bericht nach Leipzig zu erstatten. Wir erwarten diesen Bericht, um danach, unsere definitive Erklärung in Bezug auf die Frage über die provisorische Regierung abzugeben und dann sofort zu veröffentlichen. Indessen beharren wir nach wie vor auf der deutschen Reichsverfassung und auf der Verfassung Sachsens. Leipzig, 5. Mai 1849. Der Rath und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig. Klinger. Werner.

2) Mitbürger! Dem gerechten Verlangen des Volks soll Genüge geschehen! Leipzig wird Dresden nicht verlassen! Der Stadtrath hat so eben den Kämpfern freie Fahrt auf der Eisenbahn nach Dresden bewilligt! Um Geld für die noch fehlenden Waffen zu erlangen, liegen heute und morgen Subscriptionslisten aus: Querstraße 20 Parterre; Grimmaische Straße 16 im Hofe links; in der ersten Bürgerschule, und im goldenen Hahn in der Hainstraße.

Eilt, eure Gaben auf den Altar des Vaterlandes zu legen! Eilt, wem das Wohl und die Ehre unserer Stadt am Herzen liegt! Leipzig, am 5. Mai 1849. Im Namen der Urversammlung der leipziger Bürger. A. Ruge. C. H. Hotzfeld.

3) An unsere Mitbürger! Unsere Brüder in Dresden sind in der höchsten Gefahr! Der Würgengel des Bruderkriegs schwebt über Sachsens Gefilden! Die Preußen sind eingerückt, und vielleicht schon in diesem Augenblicke schmettern ihre Geschosse unsere heldenmüthigen Brüder zu Boden. Es ist die höchste Gefahr im Verzuge! Helft! Helft!

Mit ausdrücklicher Genehmigung des Stadtraths und der Stadtverordneten fordern wir hiermit alle Einwohner Leipzig's auf's dringendste auf, Geldbeiträge zur Ausrüstung einer zahlreichen Freischaar nach Dresden zu unterzeichnen und sich dadurch den Dank des Vaterlandes zu erwerben.

Subscriptionen werden angenommen in dem Lokale der unterzeichneten vereinigten Ausschüsse (Lurgenstein's Garten, rechts), auf dem Museum, im goldenen Hahn, in der Restauration von Kranitzky, Kirsinger, Kaltschmidt und bei vielen andern patriotischen Bürgern, welche sich unter der Hand dazu erboten haben.

Noch einmal, Bürger von Leipzig, helft! helft! Den 6. Mai 1849. Die Vereinigten Ausschüsse des emokratischen Vaterlands-Vereins, des demokratischen Bürgerwehr-Vereins, des Arbeiter-Vereins, es demokratischen Turner-Vereins.

Leipzig, 5. Mai.

(Nachmittags 4 Uhr). Der Magistrat und das Stadtverordnetencollegium sind in Permanenz zusammengetreten. Es werden dieselben aber über ihr Verhältniß zur provisorischen Regierung nicht eher eine Entschließung fassen, als bis ihre nach Dresden gesandte Deputation, die an Ort und Stelle sich über die Lage der Dinge Einsicht verschaffen soll, zurückgekehrt sein wird. Heute Mittag um 1 Uhr war eine Urversammlung ausgeschrieben, die ziemlich stark besucht war. Eine Deputation derselben ist auf dem Rathhause erschienen, um zur Ausrüstung verschiedener Vereine eine Bewilligung von 40,000 Thlr. zu verlangen. Eine Geldbewilligung ist abgelehnt worden, doch hat man, wie verlautet, Lieferungen von Waffen, soweit möglich, im Allgemeinen in Aussicht gestellt.

(D. A. Z.)
Leipzig, 6. Mai.

Die sächsisch-bairische Eisenbahn brachte gestern Abend 8 Uhr circa 600 Mann Communalgardisten und andere mit Schießgewehr und Lanzen Bewaffnete von Crimmitzschau, Werdau und andern sächsischen Städten, welche in wohlgeordnetem Zuge und mit Musik einrückten. Dieser Zuzug ist mit andern von hier heute Morgen auf der Eisenbahn nach Dresden abgegangen.

(D. A. Z.)
Freiberg, 3. Mai.

Heute früh ist eine Schwadron des hiesigen Regiments nach der böhmischen Gränze abgegangen wegen des Uebertritts der Ungarn. Indem ich schreibe (Abends 10 Uhr) ist die größte Bewegung in unserer Stadt in Folge der Nachrichten aus Dresden. Eine Volksversammlung wird abgehalten, die Communalgarde aufgeboten und Zuzug von Freiwilligen nach Dresden beschlossen.

(D. A. Z.)
Bielitz, 4. Mai.

Die bestellten Quartiere für die Russen sind abbestellt! das ist die Nachricht, die in Aller Munde ist. Ein russischer Courier folgt dem andern auf dem Fuße; wir wissen von diesen nunmehr bestimmt, daß die Russen nicht kommen. Uebrigens erfahre ich, daß die russischen Truppen in Rußland selbst gebraucht werden, dann, erzählt man sich, daß im Innern Rußlands selbst, sowie an der krakauischen Grenze Unruhen ausgebrochen sind. Bei Oswiecin stehen im Ganzen 2500 Mann Russen; in der Nähe dieses kleinen Ortes sollen wirklich bereits in der Nacht vom 1. zum 2. Mai solche Unruhen ausgebrochen sein, daß von Seiten des Militärs geschossen wurde.

(N. Od. Z.)
Breslau, 4. Mai.

Ein Einmarsch der Russen in Krakau hat nach den uns heute von da zugekommenen Nachrichten bis gestern Abend noch nicht stattgefunden; ja es scheint beinahe, wenn man den verschiedenen darüber umlaufenden Gerüchten trauen darf, als wenn derselbe überhaupt unterbleiben wird. Briefe, welche uns schon gestern aus Krakau und Myslowitz zugekommen sind, meldeten übereinstimmend, daß nicht allein an diesen beiden Orten sondern auch in dem russischen Feldlager bei Maczky allgemein das Gerücht verbreitet sei, daß Seitens Englands eine sehr drohende Note gegen jede Intervention Rußlands in Ungarn ergangen und daß in Folge dessen die beabsichtigte Intervention vor der Hand mindestens verschoben sei. Schon vor einigen Tagen meldeten wir, daß der Krakau-Polnischen Gränze entlang, von Myslowitz an sehr viel russisches Militär stehe und daß die Wachtfeuer der ganzen Linie entlang des Abends deutlich zu sehen seien.

* Gießen, 5. Mai.

Soeben erscheint hier folgende Aufforderung:

"Mitbürger! Den drohenden politischen Zuständen gegenüber hat die hiesige Bürgergarde beschlossen, ein Auszugsbataillon zu bilden. Wir fordern alle diejenigen, welche, um zur Vertheidigung der Reichsverfassung mitzuwirken, in dasselbe oder in die stehende Bürgergarde eintreten wollen, hierdurch auf, sich nach den Bestimmungen des Bürgerwehrgesetzes auf der Bürgermeisterei dahier sofort zu melden. Wenn Ihr den Frieden wollt, so rüstet Euch zum Krieg! Der Generalrath der Bürgergarde."

* Frankfurt, 6. Mai.

Die hier befindlichen rheinbairischen Soldaten sollen ihren Offizieren erklärt haben, daß sie dem Rufe des pfälzischen Vertheidigungsausschusses Folge leisten und nach Hause gehen mit oder - ohne ihre Offiziere.

103 Neustadt a. d. Hardt, 4. Mai.

Der gestern in Kaiserslautern abgehaltene "Volkswehr-Congreß der Pfalz" hat beschlossen: 1) sich dem Landesvertheidigungs-Ausschuß unbedingt zur Verfügung zu stellen, 2) die pfälzische Volkswehr einheitlich zu organisiren (über diese Organisirung wurden die Hauptbestimmungen erörtert und angenommen), 3) der Landesvertheidigungsausschuß soll für Munition und Waffen sorgen, es wird ihm zu diesem Zweck eine aus 3 Wehrmännern bestehende Kommission beigegeben, 4) sämmtliche Wehrmänner verpflichten sich auf die Reichsverfassung.

Zum Oberkommandanten sämmtlicher Volkswehr der Pfalz ist General Dufour (Genf) gewählt worden und ein Courier ist an ihn abgegangen. Heute Nachmittag versammelt sich die hiesige Bürgerwehr, wo Jedem Waffen und Munition ausgetheilt werden. Die Mehrzahl der königlichen Beamten scheint sich den Volksbeschlüssen fügen zu wollen. Das Militär zeigt einen guten, volksfreundlichen Geist.

Karlsruhe, 3. Mai.

Aus allen Theilen unsrees Landes läuft die gleiche, erfreuliche Nachricht ein, daß dort der feste, unbeugsame Entschluß gefaßt ist, die Reichsverfassung aufrecht zu erhalten. "Das badische Offizierkorps beabsichtigt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, daß es die Reichsverfassung vertheidigen wird, und an seine Waffenbrüder im gesammten Vaterlande die Aufforderung zu richten, sich in ähnlicher Weise auszusprechen.

(D. Z.)
Freiburg, 3. Mai.

In der heutigen zweiten Sitzung des Assisengerichts gegen Fickler, Bornstedt, Steinmetz und Krebs wurde alsbald nach Eröffnung der Sitzung die Liste der Geschwornen verlesen.

Hierauf ergriff Brentano das Wort, um seine Einsprache gegen die Zusammensetzung des Gerichts, so wie überhaupt gegen das ganze Verfahren ausführlich zu begründen, und namentlich das ganze Verfahren schon deshalb als ungesetzmäßig zu erklären, weil nicht die Amtsrichter, wie der Gesetzentwurf es verlange, sondern die Polizeibeamten der Regierung die Geschwornen ausgesucht hätten.

Der Staatsanwalt enthält sich jeder Aeußerung hierüber und es wurde deshalb sofort zur Fragestellung an die Angeklagten geschritten.

Bornstedt erzählte nun ausfuhrlich, wie er mit Andern sich über die Bildung einer deutschen demokratischen L gion besprochen, Einladungen zu Versammlungen erlassen, überhaupt wie er diese Legion gebildet, wer die Theilnehmer gewesen seien u. s. w., wie er zum Vicepräsident und Herwegh zum Präsident gewählt worden sei. Er gesteht zu, daß der Zweck dieser Legion die Unterstützung der deutschen Revolution gewesen sei; viele Franzosen, die sich auch zur Aufnahme in diese Legion gemeldet hätten, habe er zurückgewiesen, da sie blos aus Deutschen bestehen durfte. Ein aufgefundenes Excercierreglement rühre nicht von ihm her, sondern von Schimmelpenning; das aufgefundene Kassabuch kennt er gar nicht.

Zwei Proklamationen in französischer Sprache wurden vorgelegt und übersetzt; ebenso ein Brief des Centralcomites dieser Legion an Fickler und seine Antwort darauf.

Bei Vorlage dieser Aktenstücke erhob sich Fickler und protestirte gegen die Verwickelung seines Prozesses mit dem Bornstedt's und der übrigen Angeklagten. Er erklärte, mit dieser Pariser deutschen demokratischen Legion in keinerlei Verbindung gestanden zu haben und verwahrte sich gegen Verschmelzung seiner Sache mit dieser.

Bornstedt bestätigte die Aussagen Ficklers und erklärte, daß dieser nicht einmal von ihrem Vorhaben hätte Kenntniß haben können; der Brief des Centralcomites sei aber deshalb an Fickler gerichtet worden, weil man ihn dem Namen nach als Volksmann gekannt hätte; er sei mehr als Circulär, denn als Brief zu betrachten. Er bestreitet ebenfalls, daß der Prozeß gegen Fickler mit dem seinigen vereinigt werden könne; wie die Antwort Ficklers in die Hände der badischen Regierung gekommen sei, sei ihm ein Räthsel. Auch dagegen verwahrte er sich, daß die Legion gegen den Willen des badischen Volkes eingebrochen sei. Bei diesem Anlaß kam er auf die damals ausgestreueten Gerüchte über einen Einfall der Franzosen zu sprechen.

Der Angeklagte und die Vertheidiger führten aus, diese Gerüchte seien von der Regierung zur Erreichung gewisser Zwecke, nämlich, um unbemerkt Truppen an die Gränze stellen zu können, verbreitet worden.

Hierüber entspinnt sich eine lange, sehr interessante Debatte.

(O-P.-A.-Ztg.)
An die National-Versammlung in Frankfurt.

Das deutsche Volk hat in der neuesten Zeit wie ein Mann sich um die National-Versammlung geschaart, bereit deren Beschlüsse auf jedem Wege zur Ausführung zu bringen und den volksfeindlichen Bestrebungen der Fürsten jeden Widerstand entgegen zu setzen.

Die Unterzeichneten, als Vertreter der demokratisch-constitutionellen Vereine Rheinlands und Westfalens, heute zu einem Kongresse hier versammelt, um unumwunden Namens aller von ihnen Vertretenen die Anerkennung der Reichsverfassung wiederholt auszusprechen, haben mit Indignation die Beschlüsse vom 4. d. M. entgegen genommen.

Sie hatten vielmehr mit fester Zuversicht erwartet, daß der Minoritätsantrag des Abgeordneten Vogt in seinem ganzen Umfange von der National-Versammlung angenommen werde, dem fast das ganze Volk begeistert seine Zustimmung gegeben, und, so weit an ihm, denselben muthig und entschlossen vollzogen haben würde.

Soll der mächtige Enthusiasmus des deutschen Volkes nicht abermals nutzlos verrauchen, und auf seinen Trümmern die Fürsten-Souveränetät in alter Weise sich erheben, so muß die National-Versammlung zu kräftigern Entschlüssen, im Sinne der Vogt'schen Anträge, den gegenwärtigen Moment, wo sie das ganze Volk hinter sich hat, benutzen, um die Volks-Souveränetät zu einer Thatsache werden zu lassen.

Deutz, den 6. Mai 1849.

Die Abgeordneten der zu dem constitutionell-demokratischen Central-Vereine

Rheinlands und Westfalens verbündeten Vereine.

Redakteur en chef Karl Marx.

Druck von I. W. Dietz.

Wenigen in anderm Sinne geredet, wie auch unser Name gemißbraucht worden sein mag; vertraut auf unser redliches Wort:

Wir wollen die deutsche Reichsverfassung, wir wollen sie mit Euch und durch Euch! Hoch Deutschland! Leipzig, am 5. Mai 1849. Die Ausschüsse des Deutschen Vereins, der beiden Vaterlandsvereine, des Arbeitervereins, des städtischen Vereins, des Studentenvereins.“

Dresden, 5. Mai.

Soeben wird in der Neustadt folgendes Plakat angeschlagen:

Die meinem Herzen wahrhaft schmerzlichen Ereignisse des gestrigen und heutigen Tages, welche zuletzt in gewaltsame Angriffe auf das Zeughaus und selbst auf mein Schloß ausarteten, während ein großer Theil der Kommunalgarde seiner Pflicht, für Erhaltung und Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung mitzuwirken, nicht nachkam, nöthigen mich, Dresden einstweilen zu verlassen und mich auf die Festung Königstein zu begeben.

Wenn ich den von vielen Seiten an mich gestellten Anträgen, die von der National-Versammlung zu Frankfurt verkündete deutsche Reichsverfassung sofort anzuerkennen, zu willfahren Bedenken trug so bin ich dabei nur der innersten Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer einstweiligen Beanstandung dieser Maßregel gefolgt und habe dabei nur das wahre Wohl des gemeinsamen Vaterlandes im Auge gehabt so wie ich auch durch diesen meinen Entschluß die Gränzen des mir unzweifelhaft zustehennden Rechts auf keine Weise überschritten habe.

Ich hoffe von dem früher so oft bewährten Sinne meiner geliebten Sachsen für Recht und Gesetzlichkeit, daß es weitern, ernsten Einschreitens nicht bedürfen soll, und daß ich deshalb auch in kürzester Zeit in meine theure Residenzstadt wieder zurückzukehren im Stande sein werde.

Uebrigens ist Fürsorge getroffen worden, daß durch meine Abwesenheit von hier die Regierungsgeschäfte nicht unterbrochen werden.

Dresden, 4. Mai 1849

Friedrich August. Dr. Ferdinand Zschinsky.

Die unterzeichneten Staatsminister erfüllen ihre Pflicht, die obige Proklamation Sr. Maj. des Königs zu veröffentlichen.

Die unterzeichneten Minister haben weder Sr. Maj. den König noch die Regierung des Vaterlands verlassen. Sie sind sofort auf ihre Posten zurückgekehrt, nachdem sie Sr. Maj. des Königs persönliche Sicherheit geschützt sahen.

Sie halten es für ihre Pflicht, im Namen Sr. Maj. des Königs gegen die Einsetzung einer provisorischen Regierung Verwahrung einzulegen.

Sie hoffen, daß das sächsische Volk dem Rufe des Gesetzes, den Pflichten der Treue und den Mahnungen der Besonnenheit folgen werde.

Dresden, 5. Mai 1849

Die Staatsminister

v. Beust. Rabenhorst.

* Dresden, 5. Mai.

Unter dem 3. d. M. haben die sächsischen Minister Zschinsky und Cons. eine Erklärung in Beziehung der Reichsverfassung erlassen. Sie behalten sich das Recht der Anerkennung aller Frankfurter Beschlüsse vor, und erklären, so lange die größeren deutschen Staaten die Reichsverfassung nicht anerkennten, sähen sie sich eben so wenig dazu veranlaßt. Sie würden sie aber sofort anerkennen, sobald Preußen dasselbe thue. Die Erklärung ist gezeichnet: Zschinsky, Beust, Rabenhorst.

* Dresden, 5. Mai.

Nach den Berichten in dem Leipziger Heuler-Organe, der „D. A. Z.“ hat am 5. Mai den ganzen Tag über der Kampf fortgedauert, bis um 4 Uhr Nachmittags, wo wegen eines Waffenstillstandes unterhandelt wurde. Für den Abend wurden Quartiere für 1000 Mann Preußen bestellt. Daß die Andeutungen mehrerer Blätter, als habe die Reaktion mittelst ihrer Söldlinge schon am 5. Mai die sogenannte „Ruhe und Ordnung“ zu Dresden wieder hergestellt, eben so falsch als perfid waren, ergiebt sich aus der Mittheilung der „D. A. Z.,“ datirt Leipzig, 6 Mai, derzufolge der Vormittagsbahnzug von Dresden, jedoch ohne Zeitungen und Briefe, angekommen war. Hätten die Anhänger und Werkzeuge der Camarilla den Sieg in Händen gehabt, so wäre die Meldung gewiß mitangelangt.

Die „demokratische Korrespondenz“ meldet aus Berlin vom 6. Mai über die Sendung preußischer Truppen und die weitern Ereignisse in Sachsen Folgendes:

Heute Mittag 1 1/2 Uhr kam der Zug aus Leipzig hier an, brachte aber weder Passagiere noch Briefe aus Dresden, sondern nur das, was in Leipzig bekannt war. Nach diesen Berichten stände die Sache sehr vortheilhaft.

In Leipzig hatten sich die städtischen Behörden zuerst etwas gegen die Anerkennung der provisorischen Regierung gesträubt, weil ihnen noch keine amtliche Nachrichten zugekommen waren, wurden aber durch den allgemeinen Unwillen der ganzen Stadt dazu gezwungen. Eine kleine Spaltung, welche durch das Aufstecken einer rothen Fahne in der Bevölkerung erzeugt war, wurde sogleich wieder beseitigt und Alles war einig. Der Stadtrath bewilligte 12,000 Thlr. zur ausgedehntesten Volksbewaffnung, mit der man sogleich den Anfang machte. Sechshundert wohlbewaffnete Freischaaren wurden nach Dresden geschickt. Man erwartete den Anmarsch aus Preußisch-Sachsen mit freudiger Spannung.

Das erste Bataillon Preußen, welches gestern Morgen von hier ausfuhr, ist diesen Reisenden nach, bis Dresden gekommen. Hinter ihm haben die Bauern die Schienen aufgerissen, sie ins Wasser geworfen und überall die Erde tief aufgegraben, um die baldige Herstellung zu hindern. Das ganze Land war aufgestanden, überall bewaffnete sich das Volk um Dresden zu Hülfe zu ziehen.

So ist denn das eine Bataillon Preußen abgeschnitten und von allen Seiten dringt der Landsturm heran. Die Bergknappen aus Freiburg kommen ebenfalls bewaffnet herangezogen, da ihnen ein Obersteiger getödtet sein soll.

Die anderen preußischen Truppen kamen nur bis Röderau, wo sie sogleich so freundlich waren, Sachsen einen Vorgeschmack der kaiserl. königl. Reichsherrlichkeit zu geben. Sie erklärten nämlich diesen Bahnhof in Belagerungszustand und erschossen einen Knaben, der etwas Semmel holte und sich an ihre Maßregeln nicht kehren wollte. Sie werden sich wohl bequemen müssen, zu Fuße weiter zu pilgern.

(Die oben erwähnte Aufreißung der Schienen wird noch durch andre Mittheilungen bestätigt).

* Leipzig, 6. Mai.

Ein Plakat drängt das andere. Wir heben nachstehende hervor:

1) Mitbürger! Im Laufe des heutigen Vormittags haben der Rath und die Stadtverordneten Leipzigs eine Deputation nach Dresden gesendet, um genau die dortigen Verhältnisse, über welche noch immer die nöthige Klarheit fehlt, zu überblicken und darüber aufs schleunigste Bericht nach Leipzig zu erstatten. Wir erwarten diesen Bericht, um danach, unsere definitive Erklärung in Bezug auf die Frage über die provisorische Regierung abzugeben und dann sofort zu veröffentlichen. Indessen beharren wir nach wie vor auf der deutschen Reichsverfassung und auf der Verfassung Sachsens. Leipzig, 5. Mai 1849. Der Rath und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig. Klinger. Werner.

2) Mitbürger! Dem gerechten Verlangen des Volks soll Genüge geschehen! Leipzig wird Dresden nicht verlassen! Der Stadtrath hat so eben den Kämpfern freie Fahrt auf der Eisenbahn nach Dresden bewilligt! Um Geld für die noch fehlenden Waffen zu erlangen, liegen heute und morgen Subscriptionslisten aus: Querstraße 20 Parterre; Grimmaische Straße 16 im Hofe links; in der ersten Bürgerschule, und im goldenen Hahn in der Hainstraße.

Eilt, eure Gaben auf den Altar des Vaterlandes zu legen! Eilt, wem das Wohl und die Ehre unserer Stadt am Herzen liegt! Leipzig, am 5. Mai 1849. Im Namen der Urversammlung der leipziger Bürger. A. Ruge. C. H. Hotzfeld.

3) An unsere Mitbürger! Unsere Brüder in Dresden sind in der höchsten Gefahr! Der Würgengel des Bruderkriegs schwebt über Sachsens Gefilden! Die Preußen sind eingerückt, und vielleicht schon in diesem Augenblicke schmettern ihre Geschosse unsere heldenmüthigen Brüder zu Boden. Es ist die höchste Gefahr im Verzuge! Helft! Helft!

Mit ausdrücklicher Genehmigung des Stadtraths und der Stadtverordneten fordern wir hiermit alle Einwohner Leipzig's auf's dringendste auf, Geldbeiträge zur Ausrüstung einer zahlreichen Freischaar nach Dresden zu unterzeichnen und sich dadurch den Dank des Vaterlandes zu erwerben.

Subscriptionen werden angenommen in dem Lokale der unterzeichneten vereinigten Ausschüsse (Lurgenstein's Garten, rechts), auf dem Museum, im goldenen Hahn, in der Restauration von Kranitzky, Kirsinger, Kaltschmidt und bei vielen andern patriotischen Bürgern, welche sich unter der Hand dazu erboten haben.

Noch einmal, Bürger von Leipzig, helft! helft! Den 6. Mai 1849. Die Vereinigten Ausschüsse des emokratischen Vaterlands-Vereins, des demokratischen Bürgerwehr-Vereins, des Arbeiter-Vereins, es demokratischen Turner-Vereins.

Leipzig, 5. Mai.

(Nachmittags 4 Uhr). Der Magistrat und das Stadtverordnetencollegium sind in Permanenz zusammengetreten. Es werden dieselben aber über ihr Verhältniß zur provisorischen Regierung nicht eher eine Entschließung fassen, als bis ihre nach Dresden gesandte Deputation, die an Ort und Stelle sich über die Lage der Dinge Einsicht verschaffen soll, zurückgekehrt sein wird. Heute Mittag um 1 Uhr war eine Urversammlung ausgeschrieben, die ziemlich stark besucht war. Eine Deputation derselben ist auf dem Rathhause erschienen, um zur Ausrüstung verschiedener Vereine eine Bewilligung von 40,000 Thlr. zu verlangen. Eine Geldbewilligung ist abgelehnt worden, doch hat man, wie verlautet, Lieferungen von Waffen, soweit möglich, im Allgemeinen in Aussicht gestellt.

(D. A. Z.)
Leipzig, 6. Mai.

Die sächsisch-bairische Eisenbahn brachte gestern Abend 8 Uhr circa 600 Mann Communalgardisten und andere mit Schießgewehr und Lanzen Bewaffnete von Crimmitzschau, Werdau und andern sächsischen Städten, welche in wohlgeordnetem Zuge und mit Musik einrückten. Dieser Zuzug ist mit andern von hier heute Morgen auf der Eisenbahn nach Dresden abgegangen.

(D. A. Z.)
Freiberg, 3. Mai.

Heute früh ist eine Schwadron des hiesigen Regiments nach der böhmischen Gränze abgegangen wegen des Uebertritts der Ungarn. Indem ich schreibe (Abends 10 Uhr) ist die größte Bewegung in unserer Stadt in Folge der Nachrichten aus Dresden. Eine Volksversammlung wird abgehalten, die Communalgarde aufgeboten und Zuzug von Freiwilligen nach Dresden beschlossen.

(D. A. Z.)
Bielitz, 4. Mai.

Die bestellten Quartiere für die Russen sind abbestellt! das ist die Nachricht, die in Aller Munde ist. Ein russischer Courier folgt dem andern auf dem Fuße; wir wissen von diesen nunmehr bestimmt, daß die Russen nicht kommen. Uebrigens erfahre ich, daß die russischen Truppen in Rußland selbst gebraucht werden, dann, erzählt man sich, daß im Innern Rußlands selbst, sowie an der krakauischen Grenze Unruhen ausgebrochen sind. Bei Oswiecin stehen im Ganzen 2500 Mann Russen; in der Nähe dieses kleinen Ortes sollen wirklich bereits in der Nacht vom 1. zum 2. Mai solche Unruhen ausgebrochen sein, daß von Seiten des Militärs geschossen wurde.

(N. Od. Z.)
Breslau, 4. Mai.

Ein Einmarsch der Russen in Krakau hat nach den uns heute von da zugekommenen Nachrichten bis gestern Abend noch nicht stattgefunden; ja es scheint beinahe, wenn man den verschiedenen darüber umlaufenden Gerüchten trauen darf, als wenn derselbe überhaupt unterbleiben wird. Briefe, welche uns schon gestern aus Krakau und Myslowitz zugekommen sind, meldeten übereinstimmend, daß nicht allein an diesen beiden Orten sondern auch in dem russischen Feldlager bei Maczky allgemein das Gerücht verbreitet sei, daß Seitens Englands eine sehr drohende Note gegen jede Intervention Rußlands in Ungarn ergangen und daß in Folge dessen die beabsichtigte Intervention vor der Hand mindestens verschoben sei. Schon vor einigen Tagen meldeten wir, daß der Krakau-Polnischen Gränze entlang, von Myslowitz an sehr viel russisches Militär stehe und daß die Wachtfeuer der ganzen Linie entlang des Abends deutlich zu sehen seien.

* Gießen, 5. Mai.

Soeben erscheint hier folgende Aufforderung:

„Mitbürger! Den drohenden politischen Zuständen gegenüber hat die hiesige Bürgergarde beschlossen, ein Auszugsbataillon zu bilden. Wir fordern alle diejenigen, welche, um zur Vertheidigung der Reichsverfassung mitzuwirken, in dasselbe oder in die stehende Bürgergarde eintreten wollen, hierdurch auf, sich nach den Bestimmungen des Bürgerwehrgesetzes auf der Bürgermeisterei dahier sofort zu melden. Wenn Ihr den Frieden wollt, so rüstet Euch zum Krieg! Der Generalrath der Bürgergarde.“

* Frankfurt, 6. Mai.

Die hier befindlichen rheinbairischen Soldaten sollen ihren Offizieren erklärt haben, daß sie dem Rufe des pfälzischen Vertheidigungsausschusses Folge leisten und nach Hause gehen mit oder ‒ ohne ihre Offiziere.

103 Neustadt a. d. Hardt, 4. Mai.

Der gestern in Kaiserslautern abgehaltene „Volkswehr-Congreß der Pfalz“ hat beschlossen: 1) sich dem Landesvertheidigungs-Ausschuß unbedingt zur Verfügung zu stellen, 2) die pfälzische Volkswehr einheitlich zu organisiren (über diese Organisirung wurden die Hauptbestimmungen erörtert und angenommen), 3) der Landesvertheidigungsausschuß soll für Munition und Waffen sorgen, es wird ihm zu diesem Zweck eine aus 3 Wehrmännern bestehende Kommission beigegeben, 4) sämmtliche Wehrmänner verpflichten sich auf die Reichsverfassung.

Zum Oberkommandanten sämmtlicher Volkswehr der Pfalz ist General Dufour (Genf) gewählt worden und ein Courier ist an ihn abgegangen. Heute Nachmittag versammelt sich die hiesige Bürgerwehr, wo Jedem Waffen und Munition ausgetheilt werden. Die Mehrzahl der königlichen Beamten scheint sich den Volksbeschlüssen fügen zu wollen. Das Militär zeigt einen guten, volksfreundlichen Geist.

Karlsruhe, 3. Mai.

Aus allen Theilen unsrees Landes läuft die gleiche, erfreuliche Nachricht ein, daß dort der feste, unbeugsame Entschluß gefaßt ist, die Reichsverfassung aufrecht zu erhalten. „Das badische Offizierkorps beabsichtigt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, daß es die Reichsverfassung vertheidigen wird, und an seine Waffenbrüder im gesammten Vaterlande die Aufforderung zu richten, sich in ähnlicher Weise auszusprechen.

(D. Z.)
Freiburg, 3. Mai.

In der heutigen zweiten Sitzung des Assisengerichts gegen Fickler, Bornstedt, Steinmetz und Krebs wurde alsbald nach Eröffnung der Sitzung die Liste der Geschwornen verlesen.

Hierauf ergriff Brentano das Wort, um seine Einsprache gegen die Zusammensetzung des Gerichts, so wie überhaupt gegen das ganze Verfahren ausführlich zu begründen, und namentlich das ganze Verfahren schon deshalb als ungesetzmäßig zu erklären, weil nicht die Amtsrichter, wie der Gesetzentwurf es verlange, sondern die Polizeibeamten der Regierung die Geschwornen ausgesucht hätten.

Der Staatsanwalt enthält sich jeder Aeußerung hierüber und es wurde deshalb sofort zur Fragestellung an die Angeklagten geschritten.

Bornstedt erzählte nun ausfuhrlich, wie er mit Andern sich über die Bildung einer deutschen demokratischen L gion besprochen, Einladungen zu Versammlungen erlassen, überhaupt wie er diese Legion gebildet, wer die Theilnehmer gewesen seien u. s. w., wie er zum Vicepräsident und Herwegh zum Präsident gewählt worden sei. Er gesteht zu, daß der Zweck dieser Legion die Unterstützung der deutschen Revolution gewesen sei; viele Franzosen, die sich auch zur Aufnahme in diese Legion gemeldet hätten, habe er zurückgewiesen, da sie blos aus Deutschen bestehen durfte. Ein aufgefundenes Excercierreglement rühre nicht von ihm her, sondern von Schimmelpenning; das aufgefundene Kassabuch kennt er gar nicht.

Zwei Proklamationen in französischer Sprache wurden vorgelegt und übersetzt; ebenso ein Brief des Centralcomites dieser Legion an Fickler und seine Antwort darauf.

Bei Vorlage dieser Aktenstücke erhob sich Fickler und protestirte gegen die Verwickelung seines Prozesses mit dem Bornstedt's und der übrigen Angeklagten. Er erklärte, mit dieser Pariser deutschen demokratischen Legion in keinerlei Verbindung gestanden zu haben und verwahrte sich gegen Verschmelzung seiner Sache mit dieser.

Bornstedt bestätigte die Aussagen Ficklers und erklärte, daß dieser nicht einmal von ihrem Vorhaben hätte Kenntniß haben können; der Brief des Centralcomites sei aber deshalb an Fickler gerichtet worden, weil man ihn dem Namen nach als Volksmann gekannt hätte; er sei mehr als Circulär, denn als Brief zu betrachten. Er bestreitet ebenfalls, daß der Prozeß gegen Fickler mit dem seinigen vereinigt werden könne; wie die Antwort Ficklers in die Hände der badischen Regierung gekommen sei, sei ihm ein Räthsel. Auch dagegen verwahrte er sich, daß die Legion gegen den Willen des badischen Volkes eingebrochen sei. Bei diesem Anlaß kam er auf die damals ausgestreueten Gerüchte über einen Einfall der Franzosen zu sprechen.

Der Angeklagte und die Vertheidiger führten aus, diese Gerüchte seien von der Regierung zur Erreichung gewisser Zwecke, nämlich, um unbemerkt Truppen an die Gränze stellen zu können, verbreitet worden.

Hierüber entspinnt sich eine lange, sehr interessante Debatte.

(O-P.-A.-Ztg.)
An die National-Versammlung in Frankfurt.

Das deutsche Volk hat in der neuesten Zeit wie ein Mann sich um die National-Versammlung geschaart, bereit deren Beschlüsse auf jedem Wege zur Ausführung zu bringen und den volksfeindlichen Bestrebungen der Fürsten jeden Widerstand entgegen zu setzen.

Die Unterzeichneten, als Vertreter der demokratisch-constitutionellen Vereine Rheinlands und Westfalens, heute zu einem Kongresse hier versammelt, um unumwunden Namens aller von ihnen Vertretenen die Anerkennung der Reichsverfassung wiederholt auszusprechen, haben mit Indignation die Beschlüsse vom 4. d. M. entgegen genommen.

Sie hatten vielmehr mit fester Zuversicht erwartet, daß der Minoritätsantrag des Abgeordneten Vogt in seinem ganzen Umfange von der National-Versammlung angenommen werde, dem fast das ganze Volk begeistert seine Zustimmung gegeben, und, so weit an ihm, denselben muthig und entschlossen vollzogen haben würde.

Soll der mächtige Enthusiasmus des deutschen Volkes nicht abermals nutzlos verrauchen, und auf seinen Trümmern die Fürsten-Souveränetät in alter Weise sich erheben, so muß die National-Versammlung zu kräftigern Entschlüssen, im Sinne der Vogt'schen Anträge, den gegenwärtigen Moment, wo sie das ganze Volk hinter sich hat, benutzen, um die Volks-Souveränetät zu einer Thatsache werden zu lassen.

Deutz, den 6. Mai 1849.

Die Abgeordneten der zu dem constitutionell-demokratischen Central-Vereine

Rheinlands und Westfalens verbündeten Vereine.

Redakteur en chef Karl Marx.

Druck von I. W. Dietz.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0002" n="1660"/>
Wenigen in anderm Sinne geredet, wie auch unser Name gemißbraucht worden sein mag; vertraut auf unser redliches Wort:</p>
          <p>Wir wollen die deutsche Reichsverfassung, wir wollen sie mit Euch und durch Euch! Hoch Deutschland! Leipzig, am 5. Mai 1849. Die Ausschüsse des Deutschen Vereins, der beiden Vaterlandsvereine, des Arbeitervereins, des städtischen Vereins, des Studentenvereins.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_011" type="jArticle">
          <head>Dresden, 5. Mai.</head>
          <p>Soeben wird in der Neustadt folgendes Plakat angeschlagen:</p>
          <p>Die meinem Herzen wahrhaft schmerzlichen Ereignisse des gestrigen und heutigen Tages, welche zuletzt in gewaltsame Angriffe auf das Zeughaus und selbst auf mein Schloß ausarteten, während ein großer Theil der Kommunalgarde seiner Pflicht, für Erhaltung und Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung mitzuwirken, nicht nachkam, nöthigen mich, Dresden einstweilen zu verlassen und mich auf die Festung Königstein zu begeben.</p>
          <p>Wenn ich den von vielen Seiten an mich gestellten Anträgen, die von der National-Versammlung zu Frankfurt verkündete deutsche Reichsverfassung sofort anzuerkennen, zu willfahren Bedenken trug so bin ich dabei nur der innersten Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer einstweiligen Beanstandung dieser Maßregel gefolgt und habe dabei nur das wahre Wohl des gemeinsamen Vaterlandes im Auge gehabt so wie ich auch durch diesen meinen Entschluß die Gränzen des mir unzweifelhaft zustehennden Rechts auf keine Weise überschritten habe.</p>
          <p>Ich hoffe von dem früher so oft bewährten Sinne meiner geliebten Sachsen für Recht und Gesetzlichkeit, daß es weitern, ernsten Einschreitens nicht bedürfen soll, und daß ich deshalb auch in kürzester Zeit in meine theure Residenzstadt wieder zurückzukehren im Stande sein werde.</p>
          <p>Uebrigens ist Fürsorge getroffen worden, daß durch meine Abwesenheit von hier die Regierungsgeschäfte nicht unterbrochen werden.</p>
          <p>Dresden, 4. Mai 1849</p>
          <p>Friedrich August. Dr. Ferdinand Zschinsky.</p>
          <p>Die unterzeichneten Staatsminister erfüllen ihre Pflicht, die obige Proklamation Sr. Maj. des Königs zu veröffentlichen.</p>
          <p>Die unterzeichneten Minister haben weder Sr. Maj. den König noch die Regierung des Vaterlands verlassen. Sie sind sofort auf ihre Posten zurückgekehrt, nachdem sie Sr. Maj. des Königs persönliche Sicherheit geschützt sahen.</p>
          <p>Sie halten es für ihre Pflicht, im Namen Sr. Maj. des Königs gegen die Einsetzung einer provisorischen Regierung Verwahrung einzulegen.</p>
          <p>Sie hoffen, daß das sächsische Volk dem Rufe des Gesetzes, den Pflichten der Treue und den Mahnungen der Besonnenheit folgen werde.</p>
          <p>Dresden, 5. Mai 1849</p>
          <p>Die Staatsminister</p>
          <p>v. Beust. Rabenhorst.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dresden, 5. Mai.</head>
          <p>Unter dem 3. d. M. haben die sächsischen Minister Zschinsky und Cons. eine Erklärung in Beziehung der Reichsverfassung erlassen. Sie behalten sich das Recht der Anerkennung aller Frankfurter Beschlüsse vor, und erklären, so lange die größeren deutschen Staaten die Reichsverfassung nicht anerkennten, sähen sie sich eben so wenig dazu veranlaßt. Sie würden sie aber sofort anerkennen, sobald <hi rendition="#g">Preußen dasselbe</hi> thue. Die Erklärung ist gezeichnet: Zschinsky, Beust, Rabenhorst.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dresden, 5. Mai.</head>
          <p>Nach den Berichten in dem Leipziger Heuler-Organe, der &#x201E;D. A. Z.&#x201C; hat am 5. Mai den ganzen Tag über der Kampf fortgedauert, bis um 4 Uhr Nachmittags, wo wegen eines Waffenstillstandes unterhandelt wurde. Für den Abend wurden Quartiere für 1000 Mann Preußen bestellt. Daß die Andeutungen mehrerer Blätter, als habe die Reaktion mittelst ihrer Söldlinge schon am 5. Mai die sogenannte &#x201E;Ruhe und Ordnung&#x201C; zu Dresden wieder hergestellt, eben so falsch als perfid waren, ergiebt sich aus der Mittheilung der &#x201E;D. A. Z.,&#x201C; datirt Leipzig, 6 Mai, derzufolge der Vormittagsbahnzug von Dresden, jedoch <hi rendition="#g">ohne Zeitungen und Briefe,</hi> angekommen war. Hätten die Anhänger und Werkzeuge der Camarilla den Sieg in Händen gehabt, so wäre die Meldung gewiß mitangelangt.</p>
          <p>Die &#x201E;demokratische Korrespondenz&#x201C; meldet aus Berlin vom 6. Mai über die Sendung preußischer Truppen und die weitern Ereignisse in Sachsen Folgendes:</p>
          <p>Heute Mittag 1 1/2 Uhr kam der Zug aus Leipzig hier an, brachte aber weder Passagiere noch Briefe aus Dresden, sondern nur das, was in Leipzig bekannt war. Nach diesen Berichten stände die Sache sehr vortheilhaft.</p>
          <p>In Leipzig hatten sich die städtischen Behörden zuerst etwas gegen die Anerkennung der provisorischen Regierung gesträubt, weil ihnen noch keine amtliche Nachrichten zugekommen waren, wurden aber durch den allgemeinen Unwillen der ganzen Stadt dazu gezwungen. Eine kleine Spaltung, welche durch das Aufstecken einer rothen Fahne in der Bevölkerung erzeugt war, wurde sogleich wieder beseitigt und Alles war einig. Der Stadtrath bewilligte 12,000 Thlr. zur ausgedehntesten Volksbewaffnung, mit der man sogleich den Anfang machte. Sechshundert wohlbewaffnete Freischaaren wurden nach Dresden geschickt. Man erwartete den Anmarsch aus Preußisch-Sachsen mit freudiger Spannung.</p>
          <p>Das erste Bataillon Preußen, welches gestern Morgen von hier ausfuhr, ist diesen Reisenden nach, bis Dresden gekommen. Hinter ihm haben die Bauern die Schienen aufgerissen, sie ins Wasser geworfen und überall die Erde tief aufgegraben, um die baldige Herstellung zu hindern. Das ganze Land war aufgestanden, überall bewaffnete sich das Volk um Dresden zu Hülfe zu ziehen.</p>
          <p>So ist denn das eine Bataillon Preußen abgeschnitten und von allen Seiten dringt der Landsturm heran. Die Bergknappen aus Freiburg kommen ebenfalls bewaffnet herangezogen, da ihnen ein Obersteiger getödtet sein soll.</p>
          <p>Die anderen preußischen Truppen kamen nur bis Röderau, wo sie sogleich so freundlich waren, Sachsen einen Vorgeschmack der kaiserl. königl. Reichsherrlichkeit zu geben. Sie erklärten nämlich diesen Bahnhof in Belagerungszustand und erschossen einen Knaben, der etwas Semmel holte und sich an ihre Maßregeln nicht kehren wollte. Sie werden sich wohl bequemen müssen, zu Fuße weiter zu pilgern.</p>
          <p>(Die oben erwähnte Aufreißung der Schienen wird noch durch andre Mittheilungen bestätigt).</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Leipzig, 6. Mai.</head>
          <p>Ein Plakat drängt das andere. Wir heben nachstehende hervor:</p>
          <p>1) <hi rendition="#g">Mitbürger!</hi> Im Laufe des heutigen Vormittags haben der Rath und die Stadtverordneten Leipzigs eine Deputation nach Dresden gesendet, um genau die dortigen Verhältnisse, über welche noch immer die nöthige Klarheit fehlt, zu überblicken und darüber aufs schleunigste Bericht nach Leipzig zu erstatten. Wir erwarten diesen Bericht, um danach, unsere definitive Erklärung in Bezug auf die Frage über die provisorische Regierung abzugeben und dann sofort zu veröffentlichen. Indessen beharren wir nach wie vor auf der deutschen Reichsverfassung und auf der Verfassung Sachsens. Leipzig, 5. Mai 1849. <hi rendition="#g">Der Rath und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig.</hi> <hi rendition="#b">Klinger. Werner.</hi> </p>
          <p>2) <hi rendition="#g">Mitbürger!</hi> Dem gerechten Verlangen des Volks soll Genüge geschehen! Leipzig wird Dresden nicht verlassen! Der Stadtrath hat so eben den Kämpfern freie Fahrt auf der Eisenbahn nach Dresden bewilligt! Um Geld für die noch fehlenden Waffen zu erlangen, liegen heute und morgen Subscriptionslisten aus: Querstraße 20 Parterre; Grimmaische Straße 16 im Hofe links; in der ersten Bürgerschule, und im goldenen Hahn in der Hainstraße.</p>
          <p>Eilt, eure Gaben auf den Altar des Vaterlandes zu legen! Eilt, wem das Wohl und die Ehre unserer Stadt am Herzen liegt! Leipzig, am 5. Mai 1849. <hi rendition="#g">Im Namen der Urversammlung der leipziger Bürger.</hi> <hi rendition="#b">A. Ruge. C. H. Hotzfeld.</hi> </p>
          <p>3) <hi rendition="#g">An unsere Mitbürger!</hi> Unsere Brüder in Dresden sind in der höchsten Gefahr! Der Würgengel des Bruderkriegs schwebt über Sachsens Gefilden! Die Preußen sind eingerückt, und vielleicht schon in diesem Augenblicke schmettern ihre Geschosse unsere heldenmüthigen Brüder zu Boden. <hi rendition="#g">Es ist die höchste Gefahr im Verzuge! Helft! Helft!</hi> </p>
          <p>Mit ausdrücklicher Genehmigung des Stadtraths und der Stadtverordneten fordern wir hiermit alle Einwohner Leipzig's auf's dringendste auf, Geldbeiträge zur Ausrüstung einer zahlreichen Freischaar nach Dresden zu unterzeichnen und sich dadurch den Dank des Vaterlandes zu erwerben.</p>
          <p>Subscriptionen werden angenommen in dem Lokale der unterzeichneten vereinigten Ausschüsse (Lurgenstein's Garten, rechts), auf dem Museum, im goldenen Hahn, in der Restauration von Kranitzky, Kirsinger, Kaltschmidt und bei vielen andern patriotischen Bürgern, welche sich unter der Hand dazu erboten haben.</p>
          <p><hi rendition="#b">Noch einmal, Bürger von Leipzig, helft! helft!</hi> Den 6. Mai 1849. <hi rendition="#g">Die Vereinigten Ausschüsse des emokratischen Vaterlands-Vereins, des demokratischen Bürgerwehr-Vereins, des Arbeiter-Vereins, es demokratischen Turner-Vereins.</hi> </p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_015" type="jArticle">
          <head>Leipzig, 5. Mai.</head>
          <p>(Nachmittags 4 Uhr). Der Magistrat und das Stadtverordnetencollegium sind in Permanenz zusammengetreten. Es werden dieselben aber über ihr Verhältniß zur provisorischen Regierung nicht eher eine Entschließung fassen, als bis ihre nach Dresden gesandte Deputation, die an Ort und Stelle sich über die Lage der Dinge Einsicht verschaffen soll, zurückgekehrt sein wird. Heute Mittag um 1 Uhr war eine Urversammlung ausgeschrieben, die ziemlich stark besucht war. Eine Deputation derselben ist auf dem Rathhause erschienen, um zur Ausrüstung verschiedener Vereine eine Bewilligung von 40,000 Thlr. zu verlangen. Eine Geldbewilligung ist abgelehnt worden, doch hat man, wie verlautet, Lieferungen von Waffen, soweit möglich, im Allgemeinen in Aussicht gestellt.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_016" type="jArticle">
          <head>Leipzig, 6. Mai.</head>
          <p>Die sächsisch-bairische Eisenbahn brachte gestern Abend 8 Uhr circa 600 Mann Communalgardisten und andere mit Schießgewehr und Lanzen Bewaffnete von Crimmitzschau, Werdau und andern sächsischen Städten, welche in wohlgeordnetem Zuge und mit Musik einrückten. Dieser Zuzug ist mit andern von hier heute Morgen auf der Eisenbahn nach Dresden abgegangen.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_017" type="jArticle">
          <head>Freiberg, 3. Mai.</head>
          <p>Heute früh ist eine Schwadron des hiesigen Regiments nach der böhmischen Gränze abgegangen wegen des Uebertritts der <hi rendition="#g">Ungarn.</hi> Indem ich schreibe (Abends 10 Uhr) ist die größte Bewegung in unserer Stadt in Folge der Nachrichten aus Dresden. Eine Volksversammlung wird abgehalten, die Communalgarde aufgeboten und Zuzug von Freiwilligen nach Dresden beschlossen.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_018" type="jArticle">
          <head>Bielitz, 4. Mai.</head>
          <p><hi rendition="#b">Die bestellten Quartiere für die Russen sind abbestellt! das ist die Nachricht, die in Aller Munde ist. Ein russischer Courier folgt dem andern auf dem Fuße; wir wissen von diesen nunmehr bestimmt, <hi rendition="#g">daß die Russen nicht kommen.</hi> </hi> Uebrigens erfahre ich, daß die russischen Truppen in Rußland selbst gebraucht werden, dann, erzählt man sich, daß im Innern Rußlands selbst, sowie an der krakauischen Grenze Unruhen ausgebrochen sind. Bei Oswiecin stehen im Ganzen 2500 Mann Russen; in der Nähe dieses kleinen Ortes sollen wirklich bereits in der Nacht vom 1. zum 2. Mai solche Unruhen ausgebrochen sein, daß von Seiten des Militärs geschossen wurde.</p>
          <bibl>(N. Od. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_019" type="jArticle">
          <head>Breslau, 4. Mai.</head>
          <p>Ein Einmarsch der Russen in Krakau hat nach den uns heute von da zugekommenen Nachrichten bis gestern Abend noch nicht stattgefunden; ja es scheint beinahe, wenn man den verschiedenen darüber umlaufenden Gerüchten trauen darf, als wenn derselbe überhaupt unterbleiben wird. Briefe, welche uns schon gestern aus Krakau und Myslowitz zugekommen sind, meldeten übereinstimmend, daß nicht allein an diesen beiden Orten sondern auch in dem russischen Feldlager bei Maczky allgemein das Gerücht verbreitet sei, daß Seitens Englands eine sehr drohende Note gegen jede Intervention Rußlands in Ungarn ergangen und daß in Folge dessen die beabsichtigte Intervention vor der Hand mindestens verschoben sei. Schon vor einigen Tagen meldeten wir, daß der Krakau-Polnischen Gränze entlang, von Myslowitz an sehr viel russisches Militär stehe und daß die Wachtfeuer der ganzen Linie entlang des Abends deutlich zu sehen seien.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Gießen, 5. Mai.</head>
          <p>Soeben erscheint hier folgende Aufforderung:</p>
          <p>&#x201E;Mitbürger! Den drohenden politischen Zuständen gegenüber hat die hiesige Bürgergarde beschlossen, ein Auszugsbataillon zu bilden. Wir fordern alle diejenigen, welche, um zur Vertheidigung der Reichsverfassung mitzuwirken, in dasselbe oder in die stehende Bürgergarde eintreten wollen, hierdurch auf, sich nach den Bestimmungen des Bürgerwehrgesetzes auf der Bürgermeisterei dahier sofort zu melden. Wenn Ihr den Frieden wollt, so rüstet Euch zum Krieg! Der Generalrath der Bürgergarde.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 6. Mai.</head>
          <p>Die hier befindlichen rheinbairischen Soldaten sollen ihren Offizieren erklärt haben, daß sie dem Rufe des pfälzischen Vertheidigungsausschusses Folge leisten und nach Hause gehen mit oder &#x2012; ohne ihre Offiziere.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Neustadt a. d. Hardt, 4. Mai.</head>
          <p>Der gestern in Kaiserslautern abgehaltene &#x201E;<hi rendition="#g">Volkswehr-Congreß der Pfalz</hi>&#x201C; hat beschlossen: 1) sich dem Landesvertheidigungs-Ausschuß unbedingt zur Verfügung zu stellen, 2) die pfälzische Volkswehr einheitlich zu organisiren (über diese Organisirung wurden die Hauptbestimmungen erörtert und angenommen), 3) der Landesvertheidigungsausschuß soll für Munition und Waffen sorgen, es wird ihm zu diesem Zweck eine aus 3 Wehrmännern bestehende Kommission beigegeben, 4) sämmtliche Wehrmänner verpflichten sich auf die Reichsverfassung.</p>
          <p>Zum <hi rendition="#g">Oberkommandanten</hi> sämmtlicher Volkswehr der Pfalz ist General <hi rendition="#g">Dufour</hi> (Genf) gewählt worden und ein Courier ist an ihn abgegangen. Heute Nachmittag versammelt sich die hiesige Bürgerwehr, wo Jedem Waffen und Munition ausgetheilt werden. Die Mehrzahl der königlichen Beamten scheint sich den Volksbeschlüssen fügen zu wollen. Das Militär zeigt einen guten, volksfreundlichen Geist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_023" type="jArticle">
          <head>Karlsruhe, 3. Mai.</head>
          <p>Aus allen Theilen unsrees Landes läuft die gleiche, erfreuliche Nachricht ein, daß dort der feste, unbeugsame Entschluß gefaßt ist, die Reichsverfassung aufrecht zu erhalten. &#x201E;Das badische Offizierkorps beabsichtigt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, daß es die Reichsverfassung vertheidigen wird, und an seine Waffenbrüder im gesammten Vaterlande die Aufforderung zu richten, sich in ähnlicher Weise auszusprechen.</p>
          <bibl>(D. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar292b_024" type="jArticle">
          <head>Freiburg, 3. Mai.</head>
          <p>In der heutigen zweiten Sitzung des Assisengerichts gegen Fickler, Bornstedt, Steinmetz und Krebs wurde alsbald nach Eröffnung der Sitzung die Liste der Geschwornen verlesen.</p>
          <p>Hierauf ergriff Brentano das Wort, um seine Einsprache gegen die Zusammensetzung des Gerichts, so wie überhaupt gegen das ganze Verfahren ausführlich zu begründen, und namentlich das ganze Verfahren schon deshalb als ungesetzmäßig zu erklären, weil nicht die Amtsrichter, wie der Gesetzentwurf es verlange, sondern die Polizeibeamten der Regierung die Geschwornen ausgesucht hätten.</p>
          <p>Der Staatsanwalt enthält sich jeder Aeußerung hierüber und es wurde deshalb sofort zur Fragestellung an die Angeklagten geschritten.</p>
          <p>Bornstedt erzählte nun ausfuhrlich, wie er mit Andern sich über die Bildung einer deutschen demokratischen L gion besprochen, Einladungen zu Versammlungen erlassen, überhaupt wie er diese Legion gebildet, wer die Theilnehmer gewesen seien u. s. w., wie er zum Vicepräsident und Herwegh zum Präsident gewählt worden sei. Er gesteht zu, daß der Zweck dieser Legion die Unterstützung der deutschen Revolution gewesen sei; viele Franzosen, die sich auch zur Aufnahme in diese Legion gemeldet hätten, habe er zurückgewiesen, da sie blos aus Deutschen bestehen durfte. Ein aufgefundenes Excercierreglement rühre nicht von ihm her, sondern von Schimmelpenning; das aufgefundene Kassabuch kennt er gar nicht.</p>
          <p>Zwei Proklamationen in französischer Sprache wurden vorgelegt und übersetzt; ebenso ein Brief des Centralcomites dieser Legion an Fickler und seine Antwort darauf.</p>
          <p>Bei Vorlage dieser Aktenstücke erhob sich Fickler und protestirte gegen die Verwickelung seines Prozesses mit dem Bornstedt's und der übrigen Angeklagten. Er erklärte, mit dieser Pariser deutschen demokratischen Legion in keinerlei Verbindung gestanden zu haben und verwahrte sich gegen Verschmelzung seiner Sache mit dieser.</p>
          <p>Bornstedt bestätigte die Aussagen Ficklers und erklärte, daß dieser nicht einmal von ihrem Vorhaben hätte Kenntniß haben können; der Brief des Centralcomites sei aber deshalb an Fickler gerichtet worden, weil man ihn dem Namen nach als Volksmann gekannt hätte; er sei mehr als Circulär, denn als Brief zu betrachten. Er bestreitet ebenfalls, daß der Prozeß gegen Fickler mit dem seinigen vereinigt werden könne; wie die Antwort Ficklers in die Hände der badischen Regierung gekommen sei, sei ihm ein Räthsel. Auch dagegen verwahrte er sich, daß die Legion gegen den Willen des badischen Volkes eingebrochen sei. Bei diesem Anlaß kam er auf die damals ausgestreueten Gerüchte über einen Einfall der Franzosen zu sprechen.</p>
          <p>Der Angeklagte und die Vertheidiger führten aus, diese Gerüchte seien von der Regierung zur Erreichung gewisser Zwecke, nämlich, um unbemerkt Truppen an die Gränze stellen zu können, verbreitet worden.</p>
          <p>Hierüber entspinnt sich eine lange, sehr interessante Debatte.</p>
          <bibl>(O-P.-A.-Ztg.)</bibl>
        </div>
      </div>
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          <head>An die National-Versammlung in Frankfurt.</head>
          <p>Das deutsche Volk hat in der neuesten Zeit wie ein Mann sich um die National-Versammlung geschaart, bereit deren Beschlüsse auf jedem Wege zur Ausführung zu bringen und den volksfeindlichen Bestrebungen der Fürsten jeden Widerstand entgegen zu setzen.</p>
          <p>Die Unterzeichneten, als Vertreter der demokratisch-constitutionellen Vereine Rheinlands und Westfalens, heute zu einem Kongresse hier versammelt, um unumwunden Namens aller von ihnen Vertretenen die Anerkennung der Reichsverfassung wiederholt auszusprechen, haben mit Indignation die Beschlüsse vom 4. d. M. entgegen genommen.</p>
          <p>Sie hatten vielmehr mit fester Zuversicht erwartet, daß der Minoritätsantrag des Abgeordneten Vogt in seinem ganzen Umfange von der National-Versammlung angenommen werde, dem fast das ganze Volk begeistert seine Zustimmung gegeben, und, so weit an ihm, denselben muthig und entschlossen vollzogen haben würde.</p>
          <p>Soll der mächtige Enthusiasmus des deutschen Volkes nicht abermals nutzlos verrauchen, und auf seinen Trümmern die Fürsten-Souveränetät in alter Weise sich erheben, so muß die National-Versammlung zu kräftigern Entschlüssen, im Sinne der Vogt'schen Anträge, den gegenwärtigen Moment, wo sie das ganze Volk hinter sich hat, benutzen, um die Volks-Souveränetät zu einer Thatsache werden zu lassen.</p>
          <p>Deutz, den 6. Mai 1849.</p>
          <p>Die Abgeordneten der zu dem constitutionell-demokratischen Central-Vereine</p>
          <p>Rheinlands und Westfalens verbündeten Vereine.</p>
        </div>
      </div>
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        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
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        <p>Druck von <hi rendition="#g">I. W. Dietz.</hi> </p>
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[1660/0002] Wenigen in anderm Sinne geredet, wie auch unser Name gemißbraucht worden sein mag; vertraut auf unser redliches Wort: Wir wollen die deutsche Reichsverfassung, wir wollen sie mit Euch und durch Euch! Hoch Deutschland! Leipzig, am 5. Mai 1849. Die Ausschüsse des Deutschen Vereins, der beiden Vaterlandsvereine, des Arbeitervereins, des städtischen Vereins, des Studentenvereins.“ Dresden, 5. Mai. Soeben wird in der Neustadt folgendes Plakat angeschlagen: Die meinem Herzen wahrhaft schmerzlichen Ereignisse des gestrigen und heutigen Tages, welche zuletzt in gewaltsame Angriffe auf das Zeughaus und selbst auf mein Schloß ausarteten, während ein großer Theil der Kommunalgarde seiner Pflicht, für Erhaltung und Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung mitzuwirken, nicht nachkam, nöthigen mich, Dresden einstweilen zu verlassen und mich auf die Festung Königstein zu begeben. Wenn ich den von vielen Seiten an mich gestellten Anträgen, die von der National-Versammlung zu Frankfurt verkündete deutsche Reichsverfassung sofort anzuerkennen, zu willfahren Bedenken trug so bin ich dabei nur der innersten Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer einstweiligen Beanstandung dieser Maßregel gefolgt und habe dabei nur das wahre Wohl des gemeinsamen Vaterlandes im Auge gehabt so wie ich auch durch diesen meinen Entschluß die Gränzen des mir unzweifelhaft zustehennden Rechts auf keine Weise überschritten habe. Ich hoffe von dem früher so oft bewährten Sinne meiner geliebten Sachsen für Recht und Gesetzlichkeit, daß es weitern, ernsten Einschreitens nicht bedürfen soll, und daß ich deshalb auch in kürzester Zeit in meine theure Residenzstadt wieder zurückzukehren im Stande sein werde. Uebrigens ist Fürsorge getroffen worden, daß durch meine Abwesenheit von hier die Regierungsgeschäfte nicht unterbrochen werden. Dresden, 4. Mai 1849 Friedrich August. Dr. Ferdinand Zschinsky. Die unterzeichneten Staatsminister erfüllen ihre Pflicht, die obige Proklamation Sr. Maj. des Königs zu veröffentlichen. Die unterzeichneten Minister haben weder Sr. Maj. den König noch die Regierung des Vaterlands verlassen. Sie sind sofort auf ihre Posten zurückgekehrt, nachdem sie Sr. Maj. des Königs persönliche Sicherheit geschützt sahen. Sie halten es für ihre Pflicht, im Namen Sr. Maj. des Königs gegen die Einsetzung einer provisorischen Regierung Verwahrung einzulegen. Sie hoffen, daß das sächsische Volk dem Rufe des Gesetzes, den Pflichten der Treue und den Mahnungen der Besonnenheit folgen werde. Dresden, 5. Mai 1849 Die Staatsminister v. Beust. Rabenhorst. * Dresden, 5. Mai. Unter dem 3. d. M. haben die sächsischen Minister Zschinsky und Cons. eine Erklärung in Beziehung der Reichsverfassung erlassen. Sie behalten sich das Recht der Anerkennung aller Frankfurter Beschlüsse vor, und erklären, so lange die größeren deutschen Staaten die Reichsverfassung nicht anerkennten, sähen sie sich eben so wenig dazu veranlaßt. Sie würden sie aber sofort anerkennen, sobald Preußen dasselbe thue. Die Erklärung ist gezeichnet: Zschinsky, Beust, Rabenhorst. * Dresden, 5. Mai. Nach den Berichten in dem Leipziger Heuler-Organe, der „D. A. Z.“ hat am 5. Mai den ganzen Tag über der Kampf fortgedauert, bis um 4 Uhr Nachmittags, wo wegen eines Waffenstillstandes unterhandelt wurde. Für den Abend wurden Quartiere für 1000 Mann Preußen bestellt. Daß die Andeutungen mehrerer Blätter, als habe die Reaktion mittelst ihrer Söldlinge schon am 5. Mai die sogenannte „Ruhe und Ordnung“ zu Dresden wieder hergestellt, eben so falsch als perfid waren, ergiebt sich aus der Mittheilung der „D. A. Z.,“ datirt Leipzig, 6 Mai, derzufolge der Vormittagsbahnzug von Dresden, jedoch ohne Zeitungen und Briefe, angekommen war. Hätten die Anhänger und Werkzeuge der Camarilla den Sieg in Händen gehabt, so wäre die Meldung gewiß mitangelangt. Die „demokratische Korrespondenz“ meldet aus Berlin vom 6. Mai über die Sendung preußischer Truppen und die weitern Ereignisse in Sachsen Folgendes: Heute Mittag 1 1/2 Uhr kam der Zug aus Leipzig hier an, brachte aber weder Passagiere noch Briefe aus Dresden, sondern nur das, was in Leipzig bekannt war. Nach diesen Berichten stände die Sache sehr vortheilhaft. In Leipzig hatten sich die städtischen Behörden zuerst etwas gegen die Anerkennung der provisorischen Regierung gesträubt, weil ihnen noch keine amtliche Nachrichten zugekommen waren, wurden aber durch den allgemeinen Unwillen der ganzen Stadt dazu gezwungen. Eine kleine Spaltung, welche durch das Aufstecken einer rothen Fahne in der Bevölkerung erzeugt war, wurde sogleich wieder beseitigt und Alles war einig. Der Stadtrath bewilligte 12,000 Thlr. zur ausgedehntesten Volksbewaffnung, mit der man sogleich den Anfang machte. Sechshundert wohlbewaffnete Freischaaren wurden nach Dresden geschickt. Man erwartete den Anmarsch aus Preußisch-Sachsen mit freudiger Spannung. Das erste Bataillon Preußen, welches gestern Morgen von hier ausfuhr, ist diesen Reisenden nach, bis Dresden gekommen. Hinter ihm haben die Bauern die Schienen aufgerissen, sie ins Wasser geworfen und überall die Erde tief aufgegraben, um die baldige Herstellung zu hindern. Das ganze Land war aufgestanden, überall bewaffnete sich das Volk um Dresden zu Hülfe zu ziehen. So ist denn das eine Bataillon Preußen abgeschnitten und von allen Seiten dringt der Landsturm heran. Die Bergknappen aus Freiburg kommen ebenfalls bewaffnet herangezogen, da ihnen ein Obersteiger getödtet sein soll. Die anderen preußischen Truppen kamen nur bis Röderau, wo sie sogleich so freundlich waren, Sachsen einen Vorgeschmack der kaiserl. königl. Reichsherrlichkeit zu geben. Sie erklärten nämlich diesen Bahnhof in Belagerungszustand und erschossen einen Knaben, der etwas Semmel holte und sich an ihre Maßregeln nicht kehren wollte. Sie werden sich wohl bequemen müssen, zu Fuße weiter zu pilgern. (Die oben erwähnte Aufreißung der Schienen wird noch durch andre Mittheilungen bestätigt). * Leipzig, 6. Mai. Ein Plakat drängt das andere. Wir heben nachstehende hervor: 1) Mitbürger! Im Laufe des heutigen Vormittags haben der Rath und die Stadtverordneten Leipzigs eine Deputation nach Dresden gesendet, um genau die dortigen Verhältnisse, über welche noch immer die nöthige Klarheit fehlt, zu überblicken und darüber aufs schleunigste Bericht nach Leipzig zu erstatten. Wir erwarten diesen Bericht, um danach, unsere definitive Erklärung in Bezug auf die Frage über die provisorische Regierung abzugeben und dann sofort zu veröffentlichen. Indessen beharren wir nach wie vor auf der deutschen Reichsverfassung und auf der Verfassung Sachsens. Leipzig, 5. Mai 1849. Der Rath und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig. Klinger. Werner. 2) Mitbürger! Dem gerechten Verlangen des Volks soll Genüge geschehen! Leipzig wird Dresden nicht verlassen! Der Stadtrath hat so eben den Kämpfern freie Fahrt auf der Eisenbahn nach Dresden bewilligt! Um Geld für die noch fehlenden Waffen zu erlangen, liegen heute und morgen Subscriptionslisten aus: Querstraße 20 Parterre; Grimmaische Straße 16 im Hofe links; in der ersten Bürgerschule, und im goldenen Hahn in der Hainstraße. Eilt, eure Gaben auf den Altar des Vaterlandes zu legen! Eilt, wem das Wohl und die Ehre unserer Stadt am Herzen liegt! Leipzig, am 5. Mai 1849. Im Namen der Urversammlung der leipziger Bürger. A. Ruge. C. H. Hotzfeld. 3) An unsere Mitbürger! Unsere Brüder in Dresden sind in der höchsten Gefahr! Der Würgengel des Bruderkriegs schwebt über Sachsens Gefilden! Die Preußen sind eingerückt, und vielleicht schon in diesem Augenblicke schmettern ihre Geschosse unsere heldenmüthigen Brüder zu Boden. Es ist die höchste Gefahr im Verzuge! Helft! Helft! Mit ausdrücklicher Genehmigung des Stadtraths und der Stadtverordneten fordern wir hiermit alle Einwohner Leipzig's auf's dringendste auf, Geldbeiträge zur Ausrüstung einer zahlreichen Freischaar nach Dresden zu unterzeichnen und sich dadurch den Dank des Vaterlandes zu erwerben. Subscriptionen werden angenommen in dem Lokale der unterzeichneten vereinigten Ausschüsse (Lurgenstein's Garten, rechts), auf dem Museum, im goldenen Hahn, in der Restauration von Kranitzky, Kirsinger, Kaltschmidt und bei vielen andern patriotischen Bürgern, welche sich unter der Hand dazu erboten haben. Noch einmal, Bürger von Leipzig, helft! helft! Den 6. Mai 1849. Die Vereinigten Ausschüsse des emokratischen Vaterlands-Vereins, des demokratischen Bürgerwehr-Vereins, des Arbeiter-Vereins, es demokratischen Turner-Vereins. Leipzig, 5. Mai. (Nachmittags 4 Uhr). Der Magistrat und das Stadtverordnetencollegium sind in Permanenz zusammengetreten. Es werden dieselben aber über ihr Verhältniß zur provisorischen Regierung nicht eher eine Entschließung fassen, als bis ihre nach Dresden gesandte Deputation, die an Ort und Stelle sich über die Lage der Dinge Einsicht verschaffen soll, zurückgekehrt sein wird. Heute Mittag um 1 Uhr war eine Urversammlung ausgeschrieben, die ziemlich stark besucht war. Eine Deputation derselben ist auf dem Rathhause erschienen, um zur Ausrüstung verschiedener Vereine eine Bewilligung von 40,000 Thlr. zu verlangen. Eine Geldbewilligung ist abgelehnt worden, doch hat man, wie verlautet, Lieferungen von Waffen, soweit möglich, im Allgemeinen in Aussicht gestellt. (D. A. Z.) Leipzig, 6. Mai. Die sächsisch-bairische Eisenbahn brachte gestern Abend 8 Uhr circa 600 Mann Communalgardisten und andere mit Schießgewehr und Lanzen Bewaffnete von Crimmitzschau, Werdau und andern sächsischen Städten, welche in wohlgeordnetem Zuge und mit Musik einrückten. Dieser Zuzug ist mit andern von hier heute Morgen auf der Eisenbahn nach Dresden abgegangen. (D. A. Z.) Freiberg, 3. Mai. Heute früh ist eine Schwadron des hiesigen Regiments nach der böhmischen Gränze abgegangen wegen des Uebertritts der Ungarn. Indem ich schreibe (Abends 10 Uhr) ist die größte Bewegung in unserer Stadt in Folge der Nachrichten aus Dresden. Eine Volksversammlung wird abgehalten, die Communalgarde aufgeboten und Zuzug von Freiwilligen nach Dresden beschlossen. (D. A. Z.) Bielitz, 4. Mai. Die bestellten Quartiere für die Russen sind abbestellt! das ist die Nachricht, die in Aller Munde ist. Ein russischer Courier folgt dem andern auf dem Fuße; wir wissen von diesen nunmehr bestimmt, daß die Russen nicht kommen. Uebrigens erfahre ich, daß die russischen Truppen in Rußland selbst gebraucht werden, dann, erzählt man sich, daß im Innern Rußlands selbst, sowie an der krakauischen Grenze Unruhen ausgebrochen sind. Bei Oswiecin stehen im Ganzen 2500 Mann Russen; in der Nähe dieses kleinen Ortes sollen wirklich bereits in der Nacht vom 1. zum 2. Mai solche Unruhen ausgebrochen sein, daß von Seiten des Militärs geschossen wurde. (N. Od. Z.) Breslau, 4. Mai. Ein Einmarsch der Russen in Krakau hat nach den uns heute von da zugekommenen Nachrichten bis gestern Abend noch nicht stattgefunden; ja es scheint beinahe, wenn man den verschiedenen darüber umlaufenden Gerüchten trauen darf, als wenn derselbe überhaupt unterbleiben wird. Briefe, welche uns schon gestern aus Krakau und Myslowitz zugekommen sind, meldeten übereinstimmend, daß nicht allein an diesen beiden Orten sondern auch in dem russischen Feldlager bei Maczky allgemein das Gerücht verbreitet sei, daß Seitens Englands eine sehr drohende Note gegen jede Intervention Rußlands in Ungarn ergangen und daß in Folge dessen die beabsichtigte Intervention vor der Hand mindestens verschoben sei. Schon vor einigen Tagen meldeten wir, daß der Krakau-Polnischen Gränze entlang, von Myslowitz an sehr viel russisches Militär stehe und daß die Wachtfeuer der ganzen Linie entlang des Abends deutlich zu sehen seien. * Gießen, 5. Mai. Soeben erscheint hier folgende Aufforderung: „Mitbürger! Den drohenden politischen Zuständen gegenüber hat die hiesige Bürgergarde beschlossen, ein Auszugsbataillon zu bilden. Wir fordern alle diejenigen, welche, um zur Vertheidigung der Reichsverfassung mitzuwirken, in dasselbe oder in die stehende Bürgergarde eintreten wollen, hierdurch auf, sich nach den Bestimmungen des Bürgerwehrgesetzes auf der Bürgermeisterei dahier sofort zu melden. Wenn Ihr den Frieden wollt, so rüstet Euch zum Krieg! Der Generalrath der Bürgergarde.“ * Frankfurt, 6. Mai. Die hier befindlichen rheinbairischen Soldaten sollen ihren Offizieren erklärt haben, daß sie dem Rufe des pfälzischen Vertheidigungsausschusses Folge leisten und nach Hause gehen mit oder ‒ ohne ihre Offiziere. 103 Neustadt a. d. Hardt, 4. Mai. Der gestern in Kaiserslautern abgehaltene „Volkswehr-Congreß der Pfalz“ hat beschlossen: 1) sich dem Landesvertheidigungs-Ausschuß unbedingt zur Verfügung zu stellen, 2) die pfälzische Volkswehr einheitlich zu organisiren (über diese Organisirung wurden die Hauptbestimmungen erörtert und angenommen), 3) der Landesvertheidigungsausschuß soll für Munition und Waffen sorgen, es wird ihm zu diesem Zweck eine aus 3 Wehrmännern bestehende Kommission beigegeben, 4) sämmtliche Wehrmänner verpflichten sich auf die Reichsverfassung. Zum Oberkommandanten sämmtlicher Volkswehr der Pfalz ist General Dufour (Genf) gewählt worden und ein Courier ist an ihn abgegangen. Heute Nachmittag versammelt sich die hiesige Bürgerwehr, wo Jedem Waffen und Munition ausgetheilt werden. Die Mehrzahl der königlichen Beamten scheint sich den Volksbeschlüssen fügen zu wollen. Das Militär zeigt einen guten, volksfreundlichen Geist. Karlsruhe, 3. Mai. Aus allen Theilen unsrees Landes läuft die gleiche, erfreuliche Nachricht ein, daß dort der feste, unbeugsame Entschluß gefaßt ist, die Reichsverfassung aufrecht zu erhalten. „Das badische Offizierkorps beabsichtigt, eine öffentliche Erklärung abzugeben, daß es die Reichsverfassung vertheidigen wird, und an seine Waffenbrüder im gesammten Vaterlande die Aufforderung zu richten, sich in ähnlicher Weise auszusprechen. (D. Z.) Freiburg, 3. Mai. In der heutigen zweiten Sitzung des Assisengerichts gegen Fickler, Bornstedt, Steinmetz und Krebs wurde alsbald nach Eröffnung der Sitzung die Liste der Geschwornen verlesen. Hierauf ergriff Brentano das Wort, um seine Einsprache gegen die Zusammensetzung des Gerichts, so wie überhaupt gegen das ganze Verfahren ausführlich zu begründen, und namentlich das ganze Verfahren schon deshalb als ungesetzmäßig zu erklären, weil nicht die Amtsrichter, wie der Gesetzentwurf es verlange, sondern die Polizeibeamten der Regierung die Geschwornen ausgesucht hätten. Der Staatsanwalt enthält sich jeder Aeußerung hierüber und es wurde deshalb sofort zur Fragestellung an die Angeklagten geschritten. Bornstedt erzählte nun ausfuhrlich, wie er mit Andern sich über die Bildung einer deutschen demokratischen L gion besprochen, Einladungen zu Versammlungen erlassen, überhaupt wie er diese Legion gebildet, wer die Theilnehmer gewesen seien u. s. w., wie er zum Vicepräsident und Herwegh zum Präsident gewählt worden sei. Er gesteht zu, daß der Zweck dieser Legion die Unterstützung der deutschen Revolution gewesen sei; viele Franzosen, die sich auch zur Aufnahme in diese Legion gemeldet hätten, habe er zurückgewiesen, da sie blos aus Deutschen bestehen durfte. Ein aufgefundenes Excercierreglement rühre nicht von ihm her, sondern von Schimmelpenning; das aufgefundene Kassabuch kennt er gar nicht. Zwei Proklamationen in französischer Sprache wurden vorgelegt und übersetzt; ebenso ein Brief des Centralcomites dieser Legion an Fickler und seine Antwort darauf. Bei Vorlage dieser Aktenstücke erhob sich Fickler und protestirte gegen die Verwickelung seines Prozesses mit dem Bornstedt's und der übrigen Angeklagten. Er erklärte, mit dieser Pariser deutschen demokratischen Legion in keinerlei Verbindung gestanden zu haben und verwahrte sich gegen Verschmelzung seiner Sache mit dieser. Bornstedt bestätigte die Aussagen Ficklers und erklärte, daß dieser nicht einmal von ihrem Vorhaben hätte Kenntniß haben können; der Brief des Centralcomites sei aber deshalb an Fickler gerichtet worden, weil man ihn dem Namen nach als Volksmann gekannt hätte; er sei mehr als Circulär, denn als Brief zu betrachten. Er bestreitet ebenfalls, daß der Prozeß gegen Fickler mit dem seinigen vereinigt werden könne; wie die Antwort Ficklers in die Hände der badischen Regierung gekommen sei, sei ihm ein Räthsel. Auch dagegen verwahrte er sich, daß die Legion gegen den Willen des badischen Volkes eingebrochen sei. Bei diesem Anlaß kam er auf die damals ausgestreueten Gerüchte über einen Einfall der Franzosen zu sprechen. Der Angeklagte und die Vertheidiger führten aus, diese Gerüchte seien von der Regierung zur Erreichung gewisser Zwecke, nämlich, um unbemerkt Truppen an die Gränze stellen zu können, verbreitet worden. Hierüber entspinnt sich eine lange, sehr interessante Debatte. (O-P.-A.-Ztg.) An die National-Versammlung in Frankfurt. Das deutsche Volk hat in der neuesten Zeit wie ein Mann sich um die National-Versammlung geschaart, bereit deren Beschlüsse auf jedem Wege zur Ausführung zu bringen und den volksfeindlichen Bestrebungen der Fürsten jeden Widerstand entgegen zu setzen. Die Unterzeichneten, als Vertreter der demokratisch-constitutionellen Vereine Rheinlands und Westfalens, heute zu einem Kongresse hier versammelt, um unumwunden Namens aller von ihnen Vertretenen die Anerkennung der Reichsverfassung wiederholt auszusprechen, haben mit Indignation die Beschlüsse vom 4. d. M. entgegen genommen. Sie hatten vielmehr mit fester Zuversicht erwartet, daß der Minoritätsantrag des Abgeordneten Vogt in seinem ganzen Umfange von der National-Versammlung angenommen werde, dem fast das ganze Volk begeistert seine Zustimmung gegeben, und, so weit an ihm, denselben muthig und entschlossen vollzogen haben würde. Soll der mächtige Enthusiasmus des deutschen Volkes nicht abermals nutzlos verrauchen, und auf seinen Trümmern die Fürsten-Souveränetät in alter Weise sich erheben, so muß die National-Versammlung zu kräftigern Entschlüssen, im Sinne der Vogt'schen Anträge, den gegenwärtigen Moment, wo sie das ganze Volk hinter sich hat, benutzen, um die Volks-Souveränetät zu einer Thatsache werden zu lassen. Deutz, den 6. Mai 1849. Die Abgeordneten der zu dem constitutionell-demokratischen Central-Vereine Rheinlands und Westfalens verbündeten Vereine. Redakteur en chef Karl Marx. Druck von I. W. Dietz.

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Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 292. Köln, 8. Mai 1849. Beilage, S. 1660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz292b_1849/2>, abgerufen am 24.04.2024.