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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 260. Köln, 31. März 1849.

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hafen Pillau nur mit Dienstentlassung und 3 Jahren Festung, den einjährigen Freiwilligen v. Koggenbrucke, 18 Jahre alt, sogar nur mit Degradation zum Gemeinen und 2 Jahren Strafarbeit! In diesem Augenblick schon zieht er seine schwere Karre in Gesellschaft einer Bande von Räubern und Spitzbuben. Ah! quel plaisir d'etre soldat! (zu deutsch: welch Vergnügen constitutionell gewürgt zu werden!)

Wir thun noch unsere Pflicht und antworten, der Aufforderung der Redaktion Ihrer Zeitung vom 18. ds. nachkommend, auf die zwei Reklamationen, die Ihnen gegen unsern Bericht über das am 24. Februar hier abgehaltene Bankett zugegangen sind. Ohne Ihre Einladung hätten wir uns mit diesen Reklamationen schwerlich beschäftigt, wenn wir sie in Ihrem Blatte schlechthin abgedruckt gefunden hätten. Im vorliegenden Falle haben ein Privatmann und der Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen sich zu Parteivertretern aufgeworfen. Was aber in aller Welt hat der Kreisausschuß mit dieser Sache zu schaffen? Ist dies die einzige Art, auf welche er, der allerseits Todtgeglaubte, Lebenszeichen von sich geben kann? Das qu. Bankett war vom Arbeiterverein allein arrangirt: weder in der vorher abgehaltenen Versammlung, noch in der betreffenden Zeitungsanzeige ist des Kreisausschusses auch nur mit einem Worte Erwähnung gethan. Selbst der demokratische Club, welcher damals von seinem Winterschlaf noch nicht erwacht war, konnte sich auch deßhalb als solcher nicht betheiligen, wenn schon seine Mitglieder vom Arbeiterverein eingeladen wurden. Woher nehmen die einzelnen Personen, mögen sie immerhin dem Kreisausschuß angehören, das Recht, da, wo sie bloß als Theilnehmer am Bankett auftreten sollten, sich jenes Titels zu bedienen, einzig und allein um ihrer Reklamation einen gewichtigeren, offiziellen Anstrich zu geben? Wir haben es also hier nicht mit dem demokratischen Kreisausschuß zu thun, den wir nur ungern angreifen würden.

Auf die einzelnen Vorwürfe der reklamirenden Herren in aller Kürze dieses. Sie behaupten: "Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden." - Wir fordern sie auf, uns einen einzigen Arbeiter namhaft zu machen, der dem Bankett beigewohnt, erklären jedoch, daß Kaufleute, Handwerksmeister (zumal wenn sie zur Geldsack- und Krautjunkerkammer wählen können), Beamte, Rentiers, Literaten u. s. w., in unsern Augen keine Arbeiter sind, mögen sie sich auch jetzt hundertmal so nennen. Die Anwesenheit eines Gesellen (mehr haben wir und viele Andere mit uns nicht bemerken können), widerlegt noch keineswegs unsere Behauptung, daß bei diesem Bankett die Arbeiter fehlten, beweist sie vielleicht, daß "der größte Theil der Anwesenden aus Arbeitern" bestand? In Betreff der "konstitutionellen Bourgeois" fragen wir die reklamirenden Herren: hat der erwählte Festordner nicht selbst mehrmals erklärt, daß er für die "konstitutionelle Monarchie schwärme?" sind dies nicht verba ipsissima desselben? und wer anders konnte diesen Herrn zum Festordner eines republikanischen Banketts wählen, als Gesinnungsgenossen? Wer dem Gewerbezwang das Wort redet, mag er immerhin Weitlings Zunftgenosse sein, mag er sich noch so oft für einen Kommunisten ausgeben, - er bleibt "konstitutioneller Bourgeois."

Daß junge Beamte anwesend waren, werden die Herren Reklamatoren selbst nicht leugnen, anders steht es allerdings mit der Eitelkeit, die schwer zu beweisen, aber für offene Augen leicht zu erkennen ist, zumal an Aeußerungen wie: "gerade die Führer (zu denen der Sprecher sich selbst zählte), müssen elegant gekleidet gehen," oder: "wir sind die Girondins" und dergl. Nun noch zum Lokal; hat nicht die Wahl desselben gleich von vornherein bei vielen den größten Anstoß erregt? Führt die Kneipe nicht den preußischen Adler und die Inschrift: Konstitutionelle baierische Bierhalle? Ueber die Person des in unserer Stadt genugsam bekannten Wirths lassen wir uns aus Gründen nicht weiter aus, seinen Profit am Bankett hat er dahin, da das Gelieferte für das Geld schlecht genug war.

Schließen wir mit der Bemerkung, daß die reklamirenden Herren, wenn sie behaupten, daß der Berichterstatter dem Bankett nicht beigewohnt, sich in dessen Person irren, und mit der Versicherung gegen Sie, Herr Redakteur, daß mehrere Theilnehmer am Bankett den inkriminirten Artikel gelesen und sich für vollkommen einverstanden mit seinem Inhalt erklärt haben.

Posen, 23. März.

Heute rückte die Landwehr hier ein. Wenn schon das Einziehen derselben in dieser Zeit, wo hier allerwärts die Nahrung fehlt, und die Familien der Hausväter, die so plötzlich von ihrem Heerde weggerissen werden, dadurch in die größte Bedrängniß versetzt werden, allgemeine Erbitterung unter den Polen hervorgerufen hat, zumal die polnischen Wehrmänner in einen Kampf ziehen sollen, der lediglich im rein deutschen Interesse geführt wird, während die Linie daheim bleibt, so hat man noch dazu den Mißgriff gemacht, dieselben in dem Städtchen Schwersenz, das fast ganz von Juden bewohnt wird, einzuquartieren. Was bei der gereizten Stimmung zwischen den beiden Nationalitäten, die durch die gerechte Erbitterung, die aus obigen Gründen unter den Eingezogenen herrscht, noch vermehrt wird, sich vorhersehen ließ, ist denn auch wirklich geschehen. Die Einwohner von Schwersenz wurden auf die gröblichste Weise mißhandelt, in den Häusern Alles zertrümmert, und die Offiziere, die dem Unfug zu steuern suchten, selbst insultirt. General v. Steinäcker gab daher den Befehl, die Landwehr hierher zu führen, damit sie, wie er sich ausdrückte, von den Fünfern und Einundzwanzigern vernünftig gemacht würde. Diese pommerschen Regimenter sind bekannt durch ihre steten Raufereien, die sie mit den hiesigen polnischen Bürgern haben. Der Sinn der Steinäcker'schen Worte kann daher nicht zweifelhaft sein. Diese Art von Präventivmaßregeln ist aber doch etwas mehr als energisch, denn sie sind unmittelbar Provokationen von Ruhestörungen, und eröffnen eine eigenthümliche Perspektive in die Intentionen der Regierung. Sollte es vielleicht im Hintergrunde nöthig sein, daß die Russen, wie sie es in Siebenbürgen für Oesterreich thaten, auch für Preußen zum Schutze der Deutschen nach Posen hineinrücken müßten?

(Osts. Z.)
* Wien, 26. März.

Das seit einigen Tagen eingetretene rasche Steigen der Gold- und Silberpreise ist mehr eingerissener Agiotage als wirklichen Bedürfnissen zuzuschreiben. Es ist zu erwarten, daß die Regierung bei entschiedenen Erfolgen in Ungarn und Italien mit der neuen Anleihe herausrücken und dann auch eher Anklang im Auslande finden werde. In diesem Falle ist einer Wendung der hohen Wechselkurse mit Entschiedenheit entgegen zu sehen.

Die Agramer Zeitung fährt in heftigen Angriffen gegen das Ministerium fort und meint, es werde dem Letzteren nur insofern gelingen, das große Vorbild Englands zu erreichen, um durch sein Verfahren viele kleine Irlande hervorgehen zu lassen.

Glaubwürdigem Vernehmen nach sind Warrens, der Redacteur des "Lloyd" und Landsteiner, Redacteur der "Presse" - den ministeriellen Berathungen über das Preßgesetz beigezogen worden.

Seit gestern erscheint die Allg. Oesterr. Zeitung wieder, aber im Pilgergewande.

Die Entwürfe von mehreren Provinzialverfassungen sind bereits vollendet und circuliren in lithographirten Abschriften zur Begutachtung bei den dazu Aufgeforderten.

Nach dem in diesen Tagen zu publizirenden Nationalgarde-Gesetz ist ein direkter Steuercensus und das erreichte 24. Jahr zum Eintritte in die Nationalgarde festgesetzt.

N. C. Hamburg, 27. März.

Die Verlängerung des dänischen Waffenstillstandes bis zum 15. April kann nach den mit der gestrigen englischen Post eingetroffenen Nachrichten als positiv gewiß angenommen werden. Der hamburgische Agent, Herr Colquhoun, schreibt uns London vom 22., daß ihm durch Vermittlung des preußischen Gesandschaftsbüreaus die wenn auch nicht offizielle doch ganz zuverlässige Kunde geworden sei, daß die Feindseligkeiten vor dem 15. April nicht wieder eröffnet werden und daß demzufolge inzwischen die beiderseitigen Truppen in den angenommenen Positionen zu verbleiben hätten und die Blockade nicht eintreten werde.

* Schleswig, 26. März.

In der heute Abend abgehaltenen Sitzung der Landesversammlung motivirte der Vicepräsident Prehn, der Führer der Rechten, seinen Antrag auf eine Danksagung an die gemeinsame Regierung. Er stellte den Antrag als dringlich. Die Linke, Theodor Olshausen an der Spitze, trat gegen die Dringlichkeit auf, und als Einer der Rechten, namentliche Abstimmung verlangte, wurde erst diese und dann die Dringlichkeit selbst verworfen.

Die "Gemeinsame Regierung" hat vor ihrem Abtreten noch einen Gnadenakt (!!) ausgeübt - indem sie die Zuchthausstrafe für die 8 Soldaten, die im vorigen Herbste wegen der Adresse an die preußische Armee verurtheilt worden, in - nun? - in Festungsstrafe verwandelte!!

15 Kassel, 25. März.

Die Deputation bei Sr. königlichen Hoheit ist mit ihrer Zahlendarlegung nichts weniger als glücklich gewesen. Symbolisch erhielt sie mehr als Einen Fußtritt. Seine königliche Hoheit antworteten, hochdieselben würden sich Ihre Entschließung vorbehalten. Nun soll inzwischen eine Antwort dahin ergangen sein, die Stände möchten erst einmal die Nachlassung einer bestimmten Summe beantragen, die nach ihrem Ermessen für die Lösung der "Calamität" erforderlich wäre. In "gewissen Kreisen" munkelt man von Auflösung dieser nicht genugsam willfährigen Versammlung.

24 Bingen, 28. März.

Am vergangenen Sonntag fand hier auf dein Rochusberge eine Volksversammlung von etwa fünf tausend Menschen Statt. - Man feierte die Revolution des vorigen Jahres mit dem Entschluß sie zu vollenden und weder von verrätherischen Parlamenten noch von Kabinetten verpfuschen zu lassen. - Einige Deputirte der äußersten Linken und Leute aus dem Volke von nah und fern sprachen mit deutschen und derben Worten zu der trotz Wetter und Wind ausharrenden Menge. Nur durch immer wiederholte Urversammlungen wird das Volk sich über die Bedürfnisse verständigen und die Mittel sie zu erkämpfen finden lernen.

43 Frankfurt, 28. März.

So eben läutet das Sterbeglöcklein des liberalen Verstandes in der Central-Michels-Kirche. Das Volk ist stumm und nur die schnurrbärtigen Ritter sieht man mit den Gesichtern von Hochzeitsbittern einherstolziren, denen ein herrschaftlicher Schnaps bevorsteht. Von den 263 Stimmen der gestrigen Opposition sind noch 15 zur rechten Heerde übergelaufen, und so wurde denn unserem "allergnädigsten König und Herrn" die honnette Majorität von 290 gegen 248 bescheert.

Von den schlesischen Simons, die ein Linker nicht ohne Präzision unter dem Collectivum "Simonie" zusammenfaßte, haben wir schon gestern geredet; wir fügen zu der Vertheilung der liberalen Honorativern in dieser Frage noch hinzu, daß Hr. Venedey sich zur Nicht-Wahl entschlossen, ebenso Hr. Vogt nach langem Schwanken. Hingegen bezeichnen wir als Renegaten des Republikanismus, oder allgemeiner gesagt, der Demokratie, folgende preußische Beamte, theils der Gegenwart, theils der Zukunft: Grubert aus Breslau, Zimmermann aus Spandau, Meyer aus Liegnitz, Köhler aus Wanzleben, Temme !!, Löwe aus Kalbe, Golz aus Brieg, ferner den Majestätsbeleidiger (!?) Levysohn, den vielleicht immer noch nicht genug verfolgten Paur aus Neisse, den schmiegsamen Wöhler aus Mecklenburg und endlich den vielgerühmten Oskar Reichenbach, den wir hiermit seinem bessern Bruder zur moralischen und politischen Kräftigung überantworten. - Nur ungefähr acht Preußen (Nauwerk, Martiny, Simon von Trier, Schlöffel, Schmidt aus Löwenberg, Hoffbauer, Reinstein, Raveaur) wagten die Erklärung: "Wir wählen keinen erblichen Kaiser."

Ich glaube, dies Exempel wird dem deutschen Volke klar machen, wie die Unvernunft nicht dadurch zur Vernunft wird, wenn sie durch ein unter der Fürsten-Begünstigung entstandenes Parlament zu Tage gefördert wird.

Eine Volkswahl bietet nur dann einige Garantie für ein zeitgemäßes Verfassungswerk, wenn sie durch eine vollendete Revolution des Volkes selbst und seiner vom Augenblick geborenen Vertrauensmänner, wenn sie durch eine solche immerhin "anarchische" Läuterung des politischen und sozialen Körpers allen den Einflüssen vorher entrückt wurde, die wir in dem verflossenen Jahresdebüt unserer Vertreter so jämmerlich wirken sahen. - Wie soll wohl ein Volk, das eben erst das Gängelband eines Metternich, eines Eichhorn zerriß, das noch darniederliegt unter der zügellosen Wirthschaft einer Beamtenkaste, das außer einigen Stadtverordneten- und Landtags-Wahlen gar nicht erfuhr, daß es ein Wahlregiment unter der Sonne gibt, das noch die feudalen Fesseln überall da nach sich schleppte, wo sie der französische Kaiser nicht abgestreift, das endlich an vielen Stellen irischen Hunger und englisches Arbeiterelend, englischen Fabrikherrnübermuth ertrug, wie sollte dies auf einmal bei indirekter Wahl Leute wählen, die es verständen und wagten, den dunkeln nationalen Trieb mit männlicher Konsequenz in dem Sinne der unverkennbaren Zeitbewegung durch kühne politische Thaten zu befriedigen. - Nein, dies wäre ein Weltwunder gewesen, und der Gipfelpunkt der Unvollkommenheit dieser unzeitigen, längst veralteten Versammlung, die sich schnell genug in das Vertrauen der arglosen, hoffenden Volksmassen eingeschlichen hatte, sie wird unsere Nation belehren, bei der zweiten Hälfte ihrer Revolution in der Begründung unwiderruflicher, unverantwortlicher Mandatare etwas langsamer zu sein. - Laßt nur den Jubel verrauschen, den die vornehme Gassenjugend Deutschlands ob diesem monströsen oktroyirten Kaiserstaat aufschlagen wird, früh genug wird die öffentliche Meinung auch in Preußen darüber gewiß sein, daß dieser Kaiser nichts ist als der pessimistische Sturmvogel einer bevorstehenden Massenerhebung, die den deutschen Augiasstall von dem politischen Mist reinigen und für die soziale Reformation vorbereiten wird und muß.

!!! Frankfurt, 28. März.

Sitzung der National-Versammlung. Anfang 12 Uhr. Präsident Simson. Tagesordnung:

Berathung und Beschlußfassung über den von dem Verfassungs-Ausschusse zu erstattenden Bericht, die Veröffentlichung der Reichsverfassung und des Wahlgesetzes, so wie die Wahl des Kaisers betreffend.

Die Anträge des Ausschusses, Minoritäts-Erachten, Zusätze von Simon von Trier und ein ellenlanges Amendement von Linde werden vom Präsidenten verlesen. Letzteres schließt mit der Forderung auf Tagesordnung. (Allgemeines Aha.) Es ist von sehr vielen Oestreichern unterzeichnet.

Marek u. A. beantragen, vor der Kaiserwahl des Hrn. Friedrich Wilhelm die Genehmigung der Annahme dieses Fürsten durch die Centralgewalt einzuholen.

M. Mohl u. A. bringen auch noch Zusätze.

Lassaulx beantragt einfache Tagesordnung in Erwägung daß Tollkühnheit nicht Kühnheit ist, in Erwägung, daß die National-Versammlung in kühnen Griffen nicht glücklich ist, daß die National-Versammlung kein Recht zur Kaiserwahl hat, und in Erwägung, daß Hochmuth stets vor dem Fall kommt. (Große Heiterkeit. Bravo links und Gallerien).

Selchow, Treskow und eine Sammlung preußischer Junker beantragen eine Aenderung bei Publikation der Verfassung.

Buß (der Ultramontane) mit vielen Mitgliedern beantragt eventuell für den Fall der Beschlußnahme über die Wahl eines Kaisers, geschieht dieselbe in ganz Deutschland am 1. Mai durch das Volk nach absoluter Majorität.

Gegen die Anträge des Ausschusses hat sich Grävell, Buß, Reichensperger, Balli, v. Linde eingeschrieben. (Schöne Couleur!)

Diese Anträge werden eingeführt durch Mittermaier: Er meint, die Verfassung müsse sofort durch die National-Versammlung proklamirt werden, das Reichswahlgesetz dagegen durch die Centralgewalt im Reichsgesetzblatt. Natürlich, denn letzteres ist das einzige freisinnige Werk dieser Versammlung. Das kann hingezottelt werden! Aber die Kaiserwahl müsse sofort erfolgen. (Simon von Trier hat beantragt: "Die Verfassung einschließlich des Wahlgesetzes ist sofort zu proklamiren.) Der Schluß von Mittermaiers Rede giebt den Oestreichern einige rührende Abschiedsworte. Sie ging spurlos vorüber.

Reichensperger: Der Ultramontane mit der salbungstriefenden Stimme, erwähnt allerdings sehr richtig, und zum großen Aerger der Preußen, daß ja Preußen selbst (so wie Oestreich und die andern großen Mächte) sich entschieden gegen die Kaiser-Creirung ausgesprochen. Dies hätte der Ausschuß übersehen. In der ersten Berliner Kammer habe Arnim erst vor wenigen Tagen erklärt, daß es bei dem Inhalt dieser preußischen Note vom Januar noch sein Bewenden habe. (Preußische Unterbrechungen) Er erklärt sich übrigens gegen den Antrag auf Urwahlen des ganzen Volkes für einen Kaiser. Dies würde zu Reibungen führen. Diese überstürzende Hast der National-Versammlung, alles zu Ende zu führen, habe etwas Unheimliches. (Unterbrechungen und Bravo). Es sieht aus, als ob die National-Versammlung selbst kein Vertrauen zu sich habe. (Beifall).

Nach diesem Antrag wird alsbald die Debatte geschlossen. Die ganze Kommödie ist abgekartet! Die Anträge werden zur Unterstützung gebracht. Die auf Tagesordnung werden stark unterstützt. Beide Tagesordnungen werden fast einstimmig verworfen.

Simon von Trier zieht seine Anträge zurück, weil es sich von selbst versteht, daß das Wahlgesetz zur Verfassung gehört. (Bravo).

Folgen die Anträge des Ausschusses. Sie werden fast einstimmig angenommen.

Für den Satz von Selchow, Treskow u. s. w.:

"Die Verfassung wird den deutschen Regierungen zur Genehmigung vorgelegt u. s. w.,"

steht nur die äußerste Rechte auf. (Gelächter).

Die angenommenen Ausschußanträge lauten:

In Folge des in der Sitzung vom 27. März c. gefaßten Beschlusses stellt der Verfassungsausschuß den Antrag:

Die National-Versammlung wolle beschließen:

I. in Beziehung auf die Vollziehung und Verkündigung der Reichsverfassung:

a. die Verfassung wird von dem Büreau und den Mitgliedern unterzeichnet.

b. sie wird von der National-Versammlung verkündigt und zwar in folgender Form:

Der Eingang soll lauten:

Die deutsche verfassunggebende National-Versammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung:

Verfassung des deutschen Reichs u. s. w.

Der Schluß soll lauten:

zur Beurkundung.

(Ort.) (Zeit.)

II In Beziehung auf die Wahl des Kaisers:

a. Die Wahl des Kaisers soll sofort von der Nationalversammlung vollzogen werden.

b. Die Wahl erfolgt durch absolute Stimmenmehrheit.

c. Jedes Mitglied der Nationalversammlung wird mit Namensaufruf aufgefordert, den regierenden deutschen Fürsten zu nennen, welchem er seine Stimme gibt.

d. Die erfolgte Wahl des Kaisers wird sofort Namens der Nationalversammlung durch ihren Prasidenten öffentlich verkündet.

e. Der erwählte Kaiser soll durch eine Deputation der Nationalversammlung eingeladen werden, die auf ihn gefallene Wahl auf Grundlage der Reichsverfassung anzunehmen.

f. Die Nationalversammlung spricht das feste Vertrauen aus, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschlands, großherzig und patriotisch in Uebereinstimmung mit der Nationalversammlung, die Verwirklichung der von ihr gefaßten Beschlüsse mit aller Kraft fördern werde.

III. Daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis der nächste Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird.

Präsident Simson erklärt die Verfassung als gültig für Deutschland. (Tiefe Stille!)

Hierauf erfolgte die Kaiserwahl 3/4 2 Uhr.

Die stenographischen Berichte bringen Ihnen die Abstimmungen genau, ich bringe das Resultat und einzelne Abstimmungen.

Für Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen unter andern: Anderson, Anz, Arndt (Bonn), Bassermann, Becker aus Trier, Beckerath, Beseler, Biedermann. Boddien, Bresgen, Bürgers, Cetto, Claussen, Ceyrim. Dahlmann, Deetz, Drechsler, Dunker, Esmarch, Franke, Freese, Freudentheil, Fritsche, Fuchs, beide Gagern, Godefroi (Hamburg), Golz aus Brieg, Gravenhorst, Haubenschmied, Hasler, Hildebrand, Jahn, Jordan aus Marburg und Jordan der Eckenliterat, der sich aus Berlin nennt, Jucho der Frankfurter Zigeuner-Advokat, Kahlert, Kerst, Kierulf, Kirchgessner (Aha!, Köhler, Küntzel, Levysohn aus Grünberg (aus Furcht vor seiner schwebenden Untersuchung), Löwe aus Kalbe, Merk, Mewissen, Meyer aus Liegnitz, Minkus! Mittermaier, Mölling, Pauer aus Augsburg und aus Neisse, Pinder, Radowitz, von Rappard, Reh! Riesser, Rösler aus Oels der Reichskanarienvogel, Graf Reichenbach, Rümelien, Schoder, Schulz aus Weilburg! Schwetschke, Max Simon, Heinrich Simon! beide Simsons, Soiron, Stenzel, Temme!! (das Einsperren fruchtet!), Vogel aus Guben, Welker, Wydenbruck, Ziegert, Zimmerann aus Spandau, der Stabstrompeter Gesinnungsheuler und andere der Linken und sogenannten äußersten Linken.

Es wählen nicht mit unter andern:

Roßmäßler, Scharre, Schaffrath, sowie alle Sachsen außer Biedermann. Berger: "Ich wähle keinen Kaiser!" Braun aus Bonn und alle Ultramontanen, Christ, Graf Coronini und alle Oestreicher, Detmold.

Graf Deym: Hierzu habe ich kein Mandat. (Wenn die Linke erröthen könnte, hätte sie erröthen müssen.) von Dieskau, Dietsch, Linde, Rheinwald, Marek, Martini aus Preußen, Romer, Mohr: ich wähle keinen Erblichen! Moritz Mohl, Rödinger, Riehl aus Hanau, Nauwerk, Neugebauer, von Neuwall, Pattai, Pfetzer, Raveaux aus Köln, Reinhard aus Boitzenburg: keinen Fürsten!! Kolbe, Schütz aus Mainz, Wuttka aus Leipzig, von Itzstein, Wirth aus Sigmaringen: keinen Fürsten!! von Trütschler: ich wähle kein Oberhaupt! Herrmann, Schulz aus Darmstadt, Sepp: ich wähle keinen Gegenkaiser! (Tumult.) Ludwig. Simon aus Trier, von Sommaruga, beide Tafels, Hugo, Eisenmann, Eisenstuck, Trabert aus der Lausitz, Ludwig Uhland! (bravo!) Unbescheiden, Benedey, Vogt, Vogel aus Dillingen, Edel: ich wähle keinen Erbkaiser. Esterle dito. Fehrenbach, Frisch, Fritsch, Gfrörer, Giskra, Günther, Hagen, Moses Hartmann aus Leitmeritz: ich begehe keinen Anachronismus! Zimmermann aus Stuttgart, Schlöffel, Schmidt von Löwenberg: keinen Fürsten! Fürst Waldburg-Zell rief mit Donnerstimme: "Ich bin kein Churfurst!" (langes Bravo!)

Resultat (Todtenstille):

Für den König von Preußen 290. Es enthielten sich der Wahl 248.

Präsident Simson aus Königsberg, unter lautloser Stille: Ich erkläre hiermit feierlichst, daß die deutsche National-Versammlung in ihrer 196. Sitzung am 28. März 1849 (Mittags .3 Uhr) Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, zum Kaiser der Deutschen gewählt hat. (In diesem Augenblick vernimmt man das Grabgeläute aller Glocken von Frankfurt, welches glücklicherweise meinem armen Ohr die ganze pathetische Rede des Präsidenten entzog Bei seinen letzten Worten erhob er seine Stimme mächtiger, als ich es ihm zugetraut hätte. Alle Preußen erhoben sich mit stürmischem Beifall von ihren Sitzen, die Damentribünen, die Diplomatenlogen, die Tribünen für eximirte Zuhörer erbrausten von Beifall. Auf der ganzen großen Gallerie, auf welcher "das Volk," welches heute merkwürdiger Weise ohne Karten eintritt, gedrängt stand, sah ich keine einzige Hand sich rühren und hörte keinen einzigen Ruf ertönen.

Die Deputation, welche dem Könige Friedrich Wilhelm die Kaiserwahl nach Berlin bringt, wird vom Präsidenten Simson geführt werden. Sie wird aus 24 Mitgliedern der Versammlung bestehen, und vom Bureau bis morgen ernannt werden.

Schluß nach 3 Uhr.

Morgen um 10 Uhr Sitzung: Mittheilung der ernannten Deputation und der Tagesordnungen für die nächste Zukunft.

Auf den Straßen wogen die Reichstruppen und die Herren von Frankfurt und freuen sich über den Kaiser. Die schwarz-roth-gelben Fahnen wehn aus den Fenstern. Die Course steigen. (Sie werden auch wieder

hafen Pillau nur mit Dienstentlassung und 3 Jahren Festung, den einjährigen Freiwilligen v. Koggenbrucke, 18 Jahre alt, sogar nur mit Degradation zum Gemeinen und 2 Jahren Strafarbeit! In diesem Augenblick schon zieht er seine schwere Karre in Gesellschaft einer Bande von Räubern und Spitzbuben. Ah! quel plaisir d'être soldat! (zu deutsch: welch Vergnügen constitutionell gewürgt zu werden!)

Wir thun noch unsere Pflicht und antworten, der Aufforderung der Redaktion Ihrer Zeitung vom 18. ds. nachkommend, auf die zwei Reklamationen, die Ihnen gegen unsern Bericht über das am 24. Februar hier abgehaltene Bankett zugegangen sind. Ohne Ihre Einladung hätten wir uns mit diesen Reklamationen schwerlich beschäftigt, wenn wir sie in Ihrem Blatte schlechthin abgedruckt gefunden hätten. Im vorliegenden Falle haben ein Privatmann und der Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen sich zu Parteivertretern aufgeworfen. Was aber in aller Welt hat der Kreisausschuß mit dieser Sache zu schaffen? Ist dies die einzige Art, auf welche er, der allerseits Todtgeglaubte, Lebenszeichen von sich geben kann? Das qu. Bankett war vom Arbeiterverein allein arrangirt: weder in der vorher abgehaltenen Versammlung, noch in der betreffenden Zeitungsanzeige ist des Kreisausschusses auch nur mit einem Worte Erwähnung gethan. Selbst der demokratische Club, welcher damals von seinem Winterschlaf noch nicht erwacht war, konnte sich auch deßhalb als solcher nicht betheiligen, wenn schon seine Mitglieder vom Arbeiterverein eingeladen wurden. Woher nehmen die einzelnen Personen, mögen sie immerhin dem Kreisausschuß angehören, das Recht, da, wo sie bloß als Theilnehmer am Bankett auftreten sollten, sich jenes Titels zu bedienen, einzig und allein um ihrer Reklamation einen gewichtigeren, offiziellen Anstrich zu geben? Wir haben es also hier nicht mit dem demokratischen Kreisausschuß zu thun, den wir nur ungern angreifen würden.

Auf die einzelnen Vorwürfe der reklamirenden Herren in aller Kürze dieses. Sie behaupten: „Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden.“ ‒ Wir fordern sie auf, uns einen einzigen Arbeiter namhaft zu machen, der dem Bankett beigewohnt, erklären jedoch, daß Kaufleute, Handwerksmeister (zumal wenn sie zur Geldsack- und Krautjunkerkammer wählen können), Beamte, Rentiers, Literaten u. s. w., in unsern Augen keine Arbeiter sind, mögen sie sich auch jetzt hundertmal so nennen. Die Anwesenheit eines Gesellen (mehr haben wir und viele Andere mit uns nicht bemerken können), widerlegt noch keineswegs unsere Behauptung, daß bei diesem Bankett die Arbeiter fehlten, beweist sie vielleicht, daß „der größte Theil der Anwesenden aus Arbeitern“ bestand? In Betreff der „konstitutionellen Bourgeois“ fragen wir die reklamirenden Herren: hat der erwählte Festordner nicht selbst mehrmals erklärt, daß er für die „konstitutionelle Monarchie schwärme?“ sind dies nicht verba ipsissima desselben? und wer anders konnte diesen Herrn zum Festordner eines republikanischen Banketts wählen, als Gesinnungsgenossen? Wer dem Gewerbezwang das Wort redet, mag er immerhin Weitlings Zunftgenosse sein, mag er sich noch so oft für einen Kommunisten ausgeben, ‒ er bleibt „konstitutioneller Bourgeois.“

Daß junge Beamte anwesend waren, werden die Herren Reklamatoren selbst nicht leugnen, anders steht es allerdings mit der Eitelkeit, die schwer zu beweisen, aber für offene Augen leicht zu erkennen ist, zumal an Aeußerungen wie: „gerade die Führer (zu denen der Sprecher sich selbst zählte), müssen elegant gekleidet gehen,“ oder: „wir sind die Girondins“ und dergl. Nun noch zum Lokal; hat nicht die Wahl desselben gleich von vornherein bei vielen den größten Anstoß erregt? Führt die Kneipe nicht den preußischen Adler und die Inschrift: Konstitutionelle baierische Bierhalle? Ueber die Person des in unserer Stadt genugsam bekannten Wirths lassen wir uns aus Gründen nicht weiter aus, seinen Profit am Bankett hat er dahin, da das Gelieferte für das Geld schlecht genug war.

Schließen wir mit der Bemerkung, daß die reklamirenden Herren, wenn sie behaupten, daß der Berichterstatter dem Bankett nicht beigewohnt, sich in dessen Person irren, und mit der Versicherung gegen Sie, Herr Redakteur, daß mehrere Theilnehmer am Bankett den inkriminirten Artikel gelesen und sich für vollkommen einverstanden mit seinem Inhalt erklärt haben.

Posen, 23. März.

Heute rückte die Landwehr hier ein. Wenn schon das Einziehen derselben in dieser Zeit, wo hier allerwärts die Nahrung fehlt, und die Familien der Hausväter, die so plötzlich von ihrem Heerde weggerissen werden, dadurch in die größte Bedrängniß versetzt werden, allgemeine Erbitterung unter den Polen hervorgerufen hat, zumal die polnischen Wehrmänner in einen Kampf ziehen sollen, der lediglich im rein deutschen Interesse geführt wird, während die Linie daheim bleibt, so hat man noch dazu den Mißgriff gemacht, dieselben in dem Städtchen Schwersenz, das fast ganz von Juden bewohnt wird, einzuquartieren. Was bei der gereizten Stimmung zwischen den beiden Nationalitäten, die durch die gerechte Erbitterung, die aus obigen Gründen unter den Eingezogenen herrscht, noch vermehrt wird, sich vorhersehen ließ, ist denn auch wirklich geschehen. Die Einwohner von Schwersenz wurden auf die gröblichste Weise mißhandelt, in den Häusern Alles zertrümmert, und die Offiziere, die dem Unfug zu steuern suchten, selbst insultirt. General v. Steinäcker gab daher den Befehl, die Landwehr hierher zu führen, damit sie, wie er sich ausdrückte, von den Fünfern und Einundzwanzigern vernünftig gemacht würde. Diese pommerschen Regimenter sind bekannt durch ihre steten Raufereien, die sie mit den hiesigen polnischen Bürgern haben. Der Sinn der Steinäcker'schen Worte kann daher nicht zweifelhaft sein. Diese Art von Präventivmaßregeln ist aber doch etwas mehr als energisch, denn sie sind unmittelbar Provokationen von Ruhestörungen, und eröffnen eine eigenthümliche Perspektive in die Intentionen der Regierung. Sollte es vielleicht im Hintergrunde nöthig sein, daß die Russen, wie sie es in Siebenbürgen für Oesterreich thaten, auch für Preußen zum Schutze der Deutschen nach Posen hineinrücken müßten?

(Osts. Z.)
* Wien, 26. März.

Das seit einigen Tagen eingetretene rasche Steigen der Gold- und Silberpreise ist mehr eingerissener Agiotage als wirklichen Bedürfnissen zuzuschreiben. Es ist zu erwarten, daß die Regierung bei entschiedenen Erfolgen in Ungarn und Italien mit der neuen Anleihe herausrücken und dann auch eher Anklang im Auslande finden werde. In diesem Falle ist einer Wendung der hohen Wechselkurse mit Entschiedenheit entgegen zu sehen.

Die Agramer Zeitung fährt in heftigen Angriffen gegen das Ministerium fort und meint, es werde dem Letzteren nur insofern gelingen, das große Vorbild Englands zu erreichen, um durch sein Verfahren viele kleine Irlande hervorgehen zu lassen.

Glaubwürdigem Vernehmen nach sind Warrens, der Redacteur des „Lloyd“ und Landsteiner, Redacteur der „Presse“ ‒ den ministeriellen Berathungen über das Preßgesetz beigezogen worden.

Seit gestern erscheint die Allg. Oesterr. Zeitung wieder, aber im Pilgergewande.

Die Entwürfe von mehreren Provinzialverfassungen sind bereits vollendet und circuliren in lithographirten Abschriften zur Begutachtung bei den dazu Aufgeforderten.

Nach dem in diesen Tagen zu publizirenden Nationalgarde-Gesetz ist ein direkter Steuercensus und das erreichte 24. Jahr zum Eintritte in die Nationalgarde festgesetzt.

N. C. Hamburg, 27. März.

Die Verlängerung des dänischen Waffenstillstandes bis zum 15. April kann nach den mit der gestrigen englischen Post eingetroffenen Nachrichten als positiv gewiß angenommen werden. Der hamburgische Agent, Herr Colquhoun, schreibt uns London vom 22., daß ihm durch Vermittlung des preußischen Gesandschaftsbüreaus die wenn auch nicht offizielle doch ganz zuverlässige Kunde geworden sei, daß die Feindseligkeiten vor dem 15. April nicht wieder eröffnet werden und daß demzufolge inzwischen die beiderseitigen Truppen in den angenommenen Positionen zu verbleiben hätten und die Blockade nicht eintreten werde.

* Schleswig, 26. März.

In der heute Abend abgehaltenen Sitzung der Landesversammlung motivirte der Vicepräsident Prehn, der Führer der Rechten, seinen Antrag auf eine Danksagung an die gemeinsame Regierung. Er stellte den Antrag als dringlich. Die Linke, Theodor Olshausen an der Spitze, trat gegen die Dringlichkeit auf, und als Einer der Rechten, namentliche Abstimmung verlangte, wurde erst diese und dann die Dringlichkeit selbst verworfen.

Die „Gemeinsame Regierung“ hat vor ihrem Abtreten noch einen Gnadenakt (!!) ausgeübt ‒ indem sie die Zuchthausstrafe für die 8 Soldaten, die im vorigen Herbste wegen der Adresse an die preußische Armee verurtheilt worden, in ‒ nun? ‒ in Festungsstrafe verwandelte!!

15 Kassel, 25. März.

Die Deputation bei Sr. königlichen Hoheit ist mit ihrer Zahlendarlegung nichts weniger als glücklich gewesen. Symbolisch erhielt sie mehr als Einen Fußtritt. Seine königliche Hoheit antworteten, hochdieselben würden sich Ihre Entschließung vorbehalten. Nun soll inzwischen eine Antwort dahin ergangen sein, die Stände möchten erst einmal die Nachlassung einer bestimmten Summe beantragen, die nach ihrem Ermessen für die Lösung der „Calamität“ erforderlich wäre. In „gewissen Kreisen“ munkelt man von Auflösung dieser nicht genugsam willfährigen Versammlung.

24 Bingen, 28. März.

Am vergangenen Sonntag fand hier auf dein Rochusberge eine Volksversammlung von etwa fünf tausend Menschen Statt. ‒ Man feierte die Revolution des vorigen Jahres mit dem Entschluß sie zu vollenden und weder von verrätherischen Parlamenten noch von Kabinetten verpfuschen zu lassen. ‒ Einige Deputirte der äußersten Linken und Leute aus dem Volke von nah und fern sprachen mit deutschen und derben Worten zu der trotz Wetter und Wind ausharrenden Menge. Nur durch immer wiederholte Urversammlungen wird das Volk sich über die Bedürfnisse verständigen und die Mittel sie zu erkämpfen finden lernen.

43 Frankfurt, 28. März.

So eben läutet das Sterbeglöcklein des liberalen Verstandes in der Central-Michels-Kirche. Das Volk ist stumm und nur die schnurrbärtigen Ritter sieht man mit den Gesichtern von Hochzeitsbittern einherstolziren, denen ein herrschaftlicher Schnaps bevorsteht. Von den 263 Stimmen der gestrigen Opposition sind noch 15 zur rechten Heerde übergelaufen, und so wurde denn unserem „allergnädigsten König und Herrn“ die honnette Majorität von 290 gegen 248 bescheert.

Von den schlesischen Simons, die ein Linker nicht ohne Präzision unter dem Collectivum „Simonie“ zusammenfaßte, haben wir schon gestern geredet; wir fügen zu der Vertheilung der liberalen Honorativern in dieser Frage noch hinzu, daß Hr. Venedey sich zur Nicht-Wahl entschlossen, ebenso Hr. Vogt nach langem Schwanken. Hingegen bezeichnen wir als Renegaten des Republikanismus, oder allgemeiner gesagt, der Demokratie, folgende preußische Beamte, theils der Gegenwart, theils der Zukunft: Grubert aus Breslau, Zimmermann aus Spandau, Meyer aus Liegnitz, Köhler aus Wanzleben, Temme !!, Löwe aus Kalbe, Golz aus Brieg, ferner den Majestätsbeleidiger (!?) Levysohn, den vielleicht immer noch nicht genug verfolgten Paur aus Neisse, den schmiegsamen Wöhler aus Mecklenburg und endlich den vielgerühmten Oskar Reichenbach, den wir hiermit seinem bessern Bruder zur moralischen und politischen Kräftigung überantworten. ‒ Nur ungefähr acht Preußen (Nauwerk, Martiny, Simon von Trier, Schlöffel, Schmidt aus Löwenberg, Hoffbauer, Reinstein, Raveaur) wagten die Erklärung: „Wir wählen keinen erblichen Kaiser.“

Ich glaube, dies Exempel wird dem deutschen Volke klar machen, wie die Unvernunft nicht dadurch zur Vernunft wird, wenn sie durch ein unter der Fürsten-Begünstigung entstandenes Parlament zu Tage gefördert wird.

Eine Volkswahl bietet nur dann einige Garantie für ein zeitgemäßes Verfassungswerk, wenn sie durch eine vollendete Revolution des Volkes selbst und seiner vom Augenblick geborenen Vertrauensmänner, wenn sie durch eine solche immerhin „anarchische“ Läuterung des politischen und sozialen Körpers allen den Einflüssen vorher entrückt wurde, die wir in dem verflossenen Jahresdebüt unserer Vertreter so jämmerlich wirken sahen. ‒ Wie soll wohl ein Volk, das eben erst das Gängelband eines Metternich, eines Eichhorn zerriß, das noch darniederliegt unter der zügellosen Wirthschaft einer Beamtenkaste, das außer einigen Stadtverordneten- und Landtags-Wahlen gar nicht erfuhr, daß es ein Wahlregiment unter der Sonne gibt, das noch die feudalen Fesseln überall da nach sich schleppte, wo sie der französische Kaiser nicht abgestreift, das endlich an vielen Stellen irischen Hunger und englisches Arbeiterelend, englischen Fabrikherrnübermuth ertrug, wie sollte dies auf einmal bei indirekter Wahl Leute wählen, die es verständen und wagten, den dunkeln nationalen Trieb mit männlicher Konsequenz in dem Sinne der unverkennbaren Zeitbewegung durch kühne politische Thaten zu befriedigen. ‒ Nein, dies wäre ein Weltwunder gewesen, und der Gipfelpunkt der Unvollkommenheit dieser unzeitigen, längst veralteten Versammlung, die sich schnell genug in das Vertrauen der arglosen, hoffenden Volksmassen eingeschlichen hatte, sie wird unsere Nation belehren, bei der zweiten Hälfte ihrer Revolution in der Begründung unwiderruflicher, unverantwortlicher Mandatare etwas langsamer zu sein. ‒ Laßt nur den Jubel verrauschen, den die vornehme Gassenjugend Deutschlands ob diesem monströsen oktroyirten Kaiserstaat aufschlagen wird, früh genug wird die öffentliche Meinung auch in Preußen darüber gewiß sein, daß dieser Kaiser nichts ist als der pessimistische Sturmvogel einer bevorstehenden Massenerhebung, die den deutschen Augiasstall von dem politischen Mist reinigen und für die soziale Reformation vorbereiten wird und muß.

!!! Frankfurt, 28. März.

Sitzung der National-Versammlung. Anfang 12 Uhr. Präsident Simson. Tagesordnung:

Berathung und Beschlußfassung über den von dem Verfassungs-Ausschusse zu erstattenden Bericht, die Veröffentlichung der Reichsverfassung und des Wahlgesetzes, so wie die Wahl des Kaisers betreffend.

Die Anträge des Ausschusses, Minoritäts-Erachten, Zusätze von Simon von Trier und ein ellenlanges Amendement von Linde werden vom Präsidenten verlesen. Letzteres schließt mit der Forderung auf Tagesordnung. (Allgemeines Aha.) Es ist von sehr vielen Oestreichern unterzeichnet.

Marek u. A. beantragen, vor der Kaiserwahl des Hrn. Friedrich Wilhelm die Genehmigung der Annahme dieses Fürsten durch die Centralgewalt einzuholen.

M. Mohl u. A. bringen auch noch Zusätze.

Lassaulx beantragt einfache Tagesordnung in Erwägung daß Tollkühnheit nicht Kühnheit ist, in Erwägung, daß die National-Versammlung in kühnen Griffen nicht glücklich ist, daß die National-Versammlung kein Recht zur Kaiserwahl hat, und in Erwägung, daß Hochmuth stets vor dem Fall kommt. (Große Heiterkeit. Bravo links und Gallerien).

Selchow, Treskow und eine Sammlung preußischer Junker beantragen eine Aenderung bei Publikation der Verfassung.

Buß (der Ultramontane) mit vielen Mitgliedern beantragt eventuell für den Fall der Beschlußnahme über die Wahl eines Kaisers, geschieht dieselbe in ganz Deutschland am 1. Mai durch das Volk nach absoluter Majorität.

Gegen die Anträge des Ausschusses hat sich Grävell, Buß, Reichensperger, Balli, v. Linde eingeschrieben. (Schöne Couleur!)

Diese Anträge werden eingeführt durch Mittermaier: Er meint, die Verfassung müsse sofort durch die National-Versammlung proklamirt werden, das Reichswahlgesetz dagegen durch die Centralgewalt im Reichsgesetzblatt. Natürlich, denn letzteres ist das einzige freisinnige Werk dieser Versammlung. Das kann hingezottelt werden! Aber die Kaiserwahl müsse sofort erfolgen. (Simon von Trier hat beantragt: „Die Verfassung einschließlich des Wahlgesetzes ist sofort zu proklamiren.) Der Schluß von Mittermaiers Rede giebt den Oestreichern einige rührende Abschiedsworte. Sie ging spurlos vorüber.

Reichensperger: Der Ultramontane mit der salbungstriefenden Stimme, erwähnt allerdings sehr richtig, und zum großen Aerger der Preußen, daß ja Preußen selbst (so wie Oestreich und die andern großen Mächte) sich entschieden gegen die Kaiser-Creirung ausgesprochen. Dies hätte der Ausschuß übersehen. In der ersten Berliner Kammer habe Arnim erst vor wenigen Tagen erklärt, daß es bei dem Inhalt dieser preußischen Note vom Januar noch sein Bewenden habe. (Preußische Unterbrechungen) Er erklärt sich übrigens gegen den Antrag auf Urwahlen des ganzen Volkes für einen Kaiser. Dies würde zu Reibungen führen. Diese überstürzende Hast der National-Versammlung, alles zu Ende zu führen, habe etwas Unheimliches. (Unterbrechungen und Bravo). Es sieht aus, als ob die National-Versammlung selbst kein Vertrauen zu sich habe. (Beifall).

Nach diesem Antrag wird alsbald die Debatte geschlossen. Die ganze Kommödie ist abgekartet! Die Anträge werden zur Unterstützung gebracht. Die auf Tagesordnung werden stark unterstützt. Beide Tagesordnungen werden fast einstimmig verworfen.

Simon von Trier zieht seine Anträge zurück, weil es sich von selbst versteht, daß das Wahlgesetz zur Verfassung gehört. (Bravo).

Folgen die Anträge des Ausschusses. Sie werden fast einstimmig angenommen.

Für den Satz von Selchow, Treskow u. s. w.:

„Die Verfassung wird den deutschen Regierungen zur Genehmigung vorgelegt u. s. w.,“

steht nur die äußerste Rechte auf. (Gelächter).

Die angenommenen Ausschußanträge lauten:

In Folge des in der Sitzung vom 27. März c. gefaßten Beschlusses stellt der Verfassungsausschuß den Antrag:

Die National-Versammlung wolle beschließen:

I. in Beziehung auf die Vollziehung und Verkündigung der Reichsverfassung:

a. die Verfassung wird von dem Büreau und den Mitgliedern unterzeichnet.

b. sie wird von der National-Versammlung verkündigt und zwar in folgender Form:

Der Eingang soll lauten:

Die deutsche verfassunggebende National-Versammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung:

Verfassung des deutschen Reichs u. s. w.

Der Schluß soll lauten:

zur Beurkundung.

(Ort.) (Zeit.)

II In Beziehung auf die Wahl des Kaisers:

a. Die Wahl des Kaisers soll sofort von der Nationalversammlung vollzogen werden.

b. Die Wahl erfolgt durch absolute Stimmenmehrheit.

c. Jedes Mitglied der Nationalversammlung wird mit Namensaufruf aufgefordert, den regierenden deutschen Fürsten zu nennen, welchem er seine Stimme gibt.

d. Die erfolgte Wahl des Kaisers wird sofort Namens der Nationalversammlung durch ihren Prasidenten öffentlich verkündet.

e. Der erwählte Kaiser soll durch eine Deputation der Nationalversammlung eingeladen werden, die auf ihn gefallene Wahl auf Grundlage der Reichsverfassung anzunehmen.

f. Die Nationalversammlung spricht das feste Vertrauen aus, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschlands, großherzig und patriotisch in Uebereinstimmung mit der Nationalversammlung, die Verwirklichung der von ihr gefaßten Beschlüsse mit aller Kraft fördern werde.

III. Daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis der nächste Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird.

Präsident Simson erklärt die Verfassung als gültig für Deutschland. (Tiefe Stille!)

Hierauf erfolgte die Kaiserwahl 3/4 2 Uhr.

Die stenographischen Berichte bringen Ihnen die Abstimmungen genau, ich bringe das Resultat und einzelne Abstimmungen.

Für Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen unter andern: Anderson, Anz, Arndt (Bonn), Bassermann, Becker aus Trier, Beckerath, Beseler, Biedermann. Boddien, Bresgen, Bürgers, Cetto, Claussen, Ceyrim. Dahlmann, Deetz, Drechsler, Dunker, Esmarch, Franke, Freese, Freudentheil, Fritsche, Fuchs, beide Gagern, Godefroi (Hamburg), Golz aus Brieg, Gravenhorst, Haubenschmied, Hasler, Hildebrand, Jahn, Jordan aus Marburg und Jordan der Eckenliterat, der sich aus Berlin nennt, Jucho der Frankfurter Zigeuner-Advokat, Kahlert, Kerst, Kierulf, Kirchgessner (Aha!, Köhler, Küntzel, Levysohn aus Grünberg (aus Furcht vor seiner schwebenden Untersuchung), Löwe aus Kalbe, Merk, Mewissen, Meyer aus Liegnitz, Minkus! Mittermaier, Mölling, Pauer aus Augsburg und aus Neisse, Pinder, Radowitz, von Rappard, Reh! Riesser, Rösler aus Oels der Reichskanarienvogel, Graf Reichenbach, Rümelien, Schoder, Schulz aus Weilburg! Schwetschke, Max Simon, Heinrich Simon! beide Simsons, Soiron, Stenzel, Temme!! (das Einsperren fruchtet!), Vogel aus Guben, Welker, Wydenbruck, Ziegert, Zimmerann aus Spandau, der Stabstrompeter Gesinnungsheuler und andere der Linken und sogenannten äußersten Linken.

Es wählen nicht mit unter andern:

Roßmäßler, Scharre, Schaffrath, sowie alle Sachsen außer Biedermann. Berger: „Ich wähle keinen Kaiser!“ Braun aus Bonn und alle Ultramontanen, Christ, Graf Coronini und alle Oestreicher, Detmold.

Graf Deym: Hierzu habe ich kein Mandat. (Wenn die Linke erröthen könnte, hätte sie erröthen müssen.) von Dieskau, Dietsch, Linde, Rheinwald, Marek, Martini aus Preußen, Romer, Mohr: ich wähle keinen Erblichen! Moritz Mohl, Rödinger, Riehl aus Hanau, Nauwerk, Neugebauer, von Neuwall, Pattai, Pfetzer, Raveaux aus Köln, Reinhard aus Boitzenburg: keinen Fürsten!! Kolbe, Schütz aus Mainz, Wuttka aus Leipzig, von Itzstein, Wirth aus Sigmaringen: keinen Fürsten!! von Trütschler: ich wähle kein Oberhaupt! Herrmann, Schulz aus Darmstadt, Sepp: ich wähle keinen Gegenkaiser! (Tumult.) Ludwig. Simon aus Trier, von Sommaruga, beide Tafels, Hugo, Eisenmann, Eisenstuck, Trabert aus der Lausitz, Ludwig Uhland! (bravo!) Unbescheiden, Benedey, Vogt, Vogel aus Dillingen, Edel: ich wähle keinen Erbkaiser. Esterle dito. Fehrenbach, Frisch, Fritsch, Gfrörer, Giskra, Günther, Hagen, Moses Hartmann aus Leitmeritz: ich begehe keinen Anachronismus! Zimmermann aus Stuttgart, Schlöffel, Schmidt von Löwenberg: keinen Fürsten! Fürst Waldburg-Zell rief mit Donnerstimme: „Ich bin kein Churfurst!“ (langes Bravo!)

Resultat (Todtenstille):

Für den König von Preußen 290. Es enthielten sich der Wahl 248.

Präsident Simson aus Königsberg, unter lautloser Stille: Ich erkläre hiermit feierlichst, daß die deutsche National-Versammlung in ihrer 196. Sitzung am 28. März 1849 (Mittags .3 Uhr) Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, zum Kaiser der Deutschen gewählt hat. (In diesem Augenblick vernimmt man das Grabgeläute aller Glocken von Frankfurt, welches glücklicherweise meinem armen Ohr die ganze pathetische Rede des Präsidenten entzog Bei seinen letzten Worten erhob er seine Stimme mächtiger, als ich es ihm zugetraut hätte. Alle Preußen erhoben sich mit stürmischem Beifall von ihren Sitzen, die Damentribünen, die Diplomatenlogen, die Tribünen für eximirte Zuhörer erbrausten von Beifall. Auf der ganzen großen Gallerie, auf welcher „das Volk,“ welches heute merkwürdiger Weise ohne Karten eintritt, gedrängt stand, sah ich keine einzige Hand sich rühren und hörte keinen einzigen Ruf ertönen.

Die Deputation, welche dem Könige Friedrich Wilhelm die Kaiserwahl nach Berlin bringt, wird vom Präsidenten Simson geführt werden. Sie wird aus 24 Mitgliedern der Versammlung bestehen, und vom Bureau bis morgen ernannt werden.

Schluß nach 3 Uhr.

Morgen um 10 Uhr Sitzung: Mittheilung der ernannten Deputation und der Tagesordnungen für die nächste Zukunft.

Auf den Straßen wogen die Reichstruppen und die Herren von Frankfurt und freuen sich über den Kaiser. Die schwarz-roth-gelben Fahnen wehn aus den Fenstern. Die Course steigen. (Sie werden auch wieder

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hafen Pillau nur mit Dienstentlassung und 3 Jahren Festung, den einjährigen Freiwilligen v. Koggenbrucke, 18 Jahre alt, sogar nur mit Degradation zum Gemeinen und 2 Jahren Strafarbeit! In diesem Augenblick schon zieht er seine schwere Karre in Gesellschaft einer Bande von Räubern und Spitzbuben. Ah! quel plaisir d'être soldat! (zu deutsch: welch Vergnügen constitutionell gewürgt zu werden!)</p>
          <p>Wir thun noch unsere Pflicht und antworten, der Aufforderung der Redaktion Ihrer Zeitung vom 18. ds. nachkommend, auf die zwei Reklamationen, die Ihnen gegen unsern Bericht über das am 24. Februar hier abgehaltene Bankett zugegangen sind. Ohne Ihre Einladung hätten wir uns mit diesen Reklamationen schwerlich beschäftigt, wenn wir sie in Ihrem Blatte schlechthin abgedruckt gefunden hätten. Im vorliegenden Falle haben ein Privatmann und der Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen sich zu Parteivertretern aufgeworfen. Was aber in aller Welt hat der Kreisausschuß mit dieser Sache zu schaffen? Ist dies die einzige Art, auf welche er, der allerseits Todtgeglaubte, Lebenszeichen von sich geben kann? Das qu. Bankett war vom Arbeiterverein <hi rendition="#g">allein</hi> arrangirt: weder in der vorher abgehaltenen Versammlung, noch in der betreffenden Zeitungsanzeige ist des Kreisausschusses auch nur mit <hi rendition="#g">einem</hi> Worte Erwähnung gethan. Selbst der demokratische Club, welcher damals von seinem Winterschlaf noch nicht erwacht war, konnte sich auch deßhalb als solcher nicht betheiligen, wenn schon seine Mitglieder vom Arbeiterverein eingeladen wurden. Woher nehmen die einzelnen Personen, mögen sie immerhin dem Kreisausschuß angehören, das Recht, da, wo sie bloß als Theilnehmer am Bankett auftreten sollten, sich jenes Titels zu bedienen, einzig und allein um ihrer Reklamation einen gewichtigeren, <hi rendition="#g">offiziellen</hi> Anstrich zu geben? Wir haben es also hier nicht mit dem demokratischen Kreisausschuß zu thun, den wir nur ungern angreifen würden.</p>
          <p>Auf die einzelnen Vorwürfe der reklamirenden Herren in aller Kürze dieses. Sie behaupten: &#x201E;Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden.&#x201C; &#x2012; Wir fordern sie auf, uns einen einzigen Arbeiter namhaft zu machen, der dem Bankett beigewohnt, erklären jedoch, daß Kaufleute, Handwerksmeister (zumal wenn sie zur Geldsack- und Krautjunkerkammer wählen können), Beamte, Rentiers, Literaten u. s. w., in unsern Augen keine Arbeiter sind, mögen sie sich auch <hi rendition="#b">jetzt</hi> hundertmal so nennen. Die Anwesenheit <hi rendition="#g">eines</hi> Gesellen (mehr haben wir und viele Andere mit uns nicht bemerken können), widerlegt noch keineswegs unsere Behauptung, daß bei diesem Bankett die <hi rendition="#g">Arbeiter</hi> fehlten, beweist sie vielleicht, daß &#x201E;der größte Theil der Anwesenden aus Arbeitern&#x201C; bestand? In Betreff der &#x201E;konstitutionellen Bourgeois&#x201C; fragen wir die reklamirenden Herren: hat der erwählte Festordner nicht selbst mehrmals erklärt, daß er für die &#x201E;konstitutionelle Monarchie schwärme?&#x201C; sind dies nicht verba ipsissima desselben? und wer anders konnte diesen Herrn zum Festordner eines republikanischen Banketts wählen, als Gesinnungsgenossen? Wer dem Gewerbezwang das Wort redet, mag er immerhin Weitlings Zunftgenosse sein, mag er sich noch so oft für einen Kommunisten ausgeben, &#x2012; <hi rendition="#g">er bleibt &#x201E;konstitutioneller Bourgeois.&#x201C;</hi> </p>
          <p>Daß <hi rendition="#g">junge</hi> Beamte anwesend waren, werden die Herren Reklamatoren selbst nicht leugnen, anders steht es allerdings mit der Eitelkeit, die schwer zu beweisen, aber für offene Augen leicht zu erkennen ist, zumal an Aeußerungen wie: &#x201E;gerade die Führer (zu denen der Sprecher sich selbst zählte), müssen elegant gekleidet gehen,&#x201C; oder: &#x201E;wir sind die Girondins&#x201C; und dergl. Nun noch zum Lokal; hat nicht die Wahl desselben gleich von vornherein bei vielen den größten Anstoß erregt? Führt die Kneipe nicht den preußischen Adler und die Inschrift: Konstitutionelle baierische Bierhalle? Ueber die Person des in unserer Stadt genugsam bekannten Wirths lassen wir uns aus Gründen nicht weiter aus, seinen Profit am Bankett hat er dahin, da das Gelieferte für das Geld schlecht genug war.</p>
          <p>Schließen wir mit der Bemerkung, daß die reklamirenden Herren, wenn sie behaupten, daß der Berichterstatter dem Bankett nicht beigewohnt, sich in dessen Person irren, und mit der Versicherung gegen Sie, Herr Redakteur, daß mehrere Theilnehmer am Bankett den inkriminirten Artikel gelesen und sich für <hi rendition="#g">vollkommen einverstanden</hi> mit seinem Inhalt erklärt haben.</p>
        </div>
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          <head>Posen, 23. März.</head>
          <p>Heute rückte die Landwehr hier ein. Wenn schon das Einziehen derselben in dieser Zeit, wo hier allerwärts die Nahrung fehlt, und die Familien der Hausväter, die so plötzlich von ihrem Heerde weggerissen werden, dadurch in die größte Bedrängniß versetzt werden, allgemeine Erbitterung unter den Polen hervorgerufen hat, zumal die polnischen Wehrmänner in einen Kampf ziehen sollen, der lediglich im rein deutschen Interesse geführt wird, während die Linie daheim bleibt, so hat man noch dazu den Mißgriff gemacht, dieselben in dem Städtchen Schwersenz, das fast ganz von Juden bewohnt wird, einzuquartieren. Was bei der gereizten Stimmung zwischen den beiden Nationalitäten, die durch die gerechte Erbitterung, die aus obigen Gründen unter den Eingezogenen herrscht, noch vermehrt wird, sich vorhersehen ließ, ist denn auch wirklich geschehen. Die Einwohner von Schwersenz wurden auf die gröblichste Weise mißhandelt, in den Häusern Alles zertrümmert, und die Offiziere, die dem Unfug zu steuern suchten, selbst insultirt. General v. Steinäcker gab daher den Befehl, die Landwehr hierher zu führen, damit sie, wie er sich ausdrückte, von den Fünfern und Einundzwanzigern vernünftig gemacht würde. Diese pommerschen Regimenter sind bekannt durch ihre steten Raufereien, die sie mit den hiesigen polnischen Bürgern haben. Der Sinn der Steinäcker'schen Worte kann daher nicht zweifelhaft sein. Diese Art von Präventivmaßregeln ist aber doch etwas mehr als energisch, denn sie sind unmittelbar Provokationen von Ruhestörungen, und eröffnen eine eigenthümliche Perspektive in die Intentionen der Regierung. Sollte es vielleicht im Hintergrunde nöthig sein, daß die Russen, wie sie es in Siebenbürgen für Oesterreich thaten, auch für Preußen zum Schutze der Deutschen nach Posen hineinrücken müßten?</p>
          <bibl>(Osts. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar260_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 26. März.</head>
          <p>Das seit einigen Tagen eingetretene rasche Steigen der Gold- und Silberpreise ist mehr eingerissener Agiotage als wirklichen Bedürfnissen zuzuschreiben. Es ist zu erwarten, daß die Regierung bei entschiedenen Erfolgen in Ungarn und Italien mit der neuen Anleihe herausrücken und dann auch eher Anklang im Auslande finden werde. In diesem Falle ist einer Wendung der hohen Wechselkurse mit Entschiedenheit entgegen zu sehen.</p>
          <p>Die Agramer Zeitung fährt in heftigen Angriffen gegen das Ministerium fort und meint, es werde dem Letzteren nur insofern gelingen, das große Vorbild Englands zu erreichen, um durch sein Verfahren viele kleine Irlande hervorgehen zu lassen.</p>
          <p>Glaubwürdigem Vernehmen nach sind Warrens, der Redacteur des &#x201E;Lloyd&#x201C; und Landsteiner, Redacteur der &#x201E;Presse&#x201C; &#x2012; den ministeriellen Berathungen über das Preßgesetz beigezogen worden.</p>
          <p>Seit gestern erscheint die Allg. Oesterr. Zeitung wieder, aber im Pilgergewande.</p>
          <p>Die Entwürfe von mehreren Provinzialverfassungen sind bereits vollendet und circuliren in lithographirten Abschriften zur Begutachtung bei den dazu Aufgeforderten.</p>
          <p>Nach dem in diesen Tagen zu publizirenden Nationalgarde-Gesetz ist ein direkter Steuercensus und das erreichte 24. Jahr zum Eintritte in die Nationalgarde festgesetzt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar260_009" type="jArticle">
          <head>N. C. Hamburg, 27. März.</head>
          <p>Die Verlängerung des dänischen Waffenstillstandes bis zum 15. April kann nach den mit der gestrigen englischen Post eingetroffenen Nachrichten als positiv gewiß angenommen werden. Der hamburgische Agent, Herr Colquhoun, schreibt uns London vom 22., daß ihm durch Vermittlung des preußischen Gesandschaftsbüreaus die wenn auch nicht offizielle doch ganz zuverlässige Kunde geworden sei, daß die Feindseligkeiten vor dem 15. April nicht wieder eröffnet werden und daß demzufolge inzwischen die beiderseitigen Truppen in den angenommenen Positionen zu verbleiben hätten und die Blockade nicht eintreten werde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar260_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Schleswig, 26. März.</head>
          <p>In der heute Abend abgehaltenen Sitzung der Landesversammlung motivirte der Vicepräsident Prehn, der Führer der Rechten, seinen Antrag auf eine Danksagung an die gemeinsame Regierung. Er stellte den Antrag als dringlich. Die Linke, Theodor Olshausen an der Spitze, trat gegen die Dringlichkeit auf, und als Einer der Rechten, namentliche Abstimmung verlangte, wurde erst diese und dann die Dringlichkeit selbst verworfen.</p>
          <p>Die &#x201E;Gemeinsame Regierung&#x201C; hat vor ihrem Abtreten noch einen Gnadenakt (!!) ausgeübt &#x2012; indem sie die <hi rendition="#g">Zuchthausstrafe</hi> für die 8 Soldaten, die im vorigen Herbste wegen der Adresse an die preußische Armee verurtheilt worden, in &#x2012; nun? &#x2012; in <hi rendition="#g">Festungsstrafe</hi> verwandelte!!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar260_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Kassel, 25. März.</head>
          <p>Die Deputation bei Sr. königlichen Hoheit ist mit ihrer Zahlendarlegung nichts weniger als glücklich gewesen. Symbolisch erhielt sie mehr als Einen Fußtritt. Seine königliche Hoheit antworteten, hochdieselben würden sich Ihre Entschließung vorbehalten. Nun soll inzwischen eine Antwort dahin ergangen sein, die Stände möchten erst einmal die Nachlassung einer bestimmten Summe beantragen, die nach ihrem Ermessen für die Lösung der &#x201E;Calamität&#x201C; erforderlich wäre. In &#x201E;gewissen Kreisen&#x201C; munkelt man von Auflösung dieser nicht genugsam willfährigen Versammlung.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar260_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> Bingen, 28. März.</head>
          <p>Am vergangenen Sonntag fand hier auf dein Rochusberge eine Volksversammlung von etwa fünf tausend Menschen Statt. &#x2012; Man feierte die Revolution des vorigen Jahres mit dem Entschluß sie zu vollenden und weder von verrätherischen Parlamenten noch von Kabinetten verpfuschen zu lassen. &#x2012; Einige Deputirte der äußersten Linken und Leute aus dem Volke von nah und fern sprachen mit deutschen und derben Worten zu der trotz Wetter und Wind ausharrenden Menge. Nur durch immer wiederholte Urversammlungen wird das Volk sich über die Bedürfnisse verständigen und die Mittel sie zu erkämpfen finden lernen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar260_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Frankfurt, 28. März.</head>
          <p>So eben läutet das Sterbeglöcklein des liberalen Verstandes in der Central-Michels-Kirche. Das Volk ist stumm und nur die schnurrbärtigen Ritter sieht man mit den Gesichtern von Hochzeitsbittern einherstolziren, denen ein herrschaftlicher Schnaps bevorsteht. Von den 263 Stimmen der gestrigen Opposition sind noch 15 zur rechten Heerde übergelaufen, und so wurde denn unserem &#x201E;allergnädigsten König und Herrn&#x201C; die honnette Majorität von 290 gegen 248 bescheert.</p>
          <p>Von den schlesischen Simons, die ein Linker nicht ohne Präzision unter dem Collectivum &#x201E;<hi rendition="#b">Simonie</hi>&#x201C; zusammenfaßte, haben wir schon gestern geredet; wir fügen zu der Vertheilung der liberalen Honorativern in dieser Frage noch hinzu, daß Hr. Venedey sich zur Nicht-Wahl entschlossen, ebenso Hr. Vogt nach langem Schwanken. Hingegen bezeichnen wir als Renegaten des Republikanismus, oder allgemeiner gesagt, der Demokratie, folgende preußische Beamte, theils der Gegenwart, theils der Zukunft: Grubert aus Breslau, Zimmermann aus Spandau, Meyer aus Liegnitz, Köhler aus Wanzleben, <hi rendition="#g">Temme !!,</hi> Löwe aus Kalbe, Golz aus Brieg, ferner den Majestätsbeleidiger (!?) Levysohn, den vielleicht immer noch nicht genug verfolgten Paur aus Neisse, den schmiegsamen Wöhler aus Mecklenburg und endlich den vielgerühmten Oskar Reichenbach, den wir hiermit seinem bessern Bruder zur moralischen und politischen Kräftigung überantworten. &#x2012; Nur ungefähr acht Preußen (Nauwerk, Martiny, Simon von Trier, Schlöffel, Schmidt aus Löwenberg, Hoffbauer, Reinstein, Raveaur) wagten die Erklärung: &#x201E;Wir wählen keinen erblichen Kaiser.&#x201C;</p>
          <p>Ich glaube, dies Exempel wird dem deutschen Volke klar machen, wie die Unvernunft nicht dadurch zur Vernunft wird, wenn sie durch ein unter der Fürsten-Begünstigung entstandenes Parlament zu Tage gefördert wird.</p>
          <p>Eine Volkswahl bietet nur dann einige Garantie für ein zeitgemäßes Verfassungswerk, wenn sie durch eine vollendete Revolution des Volkes selbst und seiner vom Augenblick geborenen Vertrauensmänner, wenn sie durch eine solche immerhin &#x201E;anarchische&#x201C; Läuterung des politischen und sozialen Körpers allen den Einflüssen vorher entrückt wurde, die wir in dem verflossenen Jahresdebüt unserer Vertreter so jämmerlich wirken sahen. &#x2012; Wie soll wohl ein Volk, das eben erst das Gängelband eines Metternich, eines Eichhorn zerriß, das noch darniederliegt unter der zügellosen Wirthschaft einer Beamtenkaste, das außer einigen Stadtverordneten- und Landtags-Wahlen gar nicht erfuhr, daß es ein Wahlregiment unter der Sonne gibt, das noch die feudalen Fesseln überall da nach sich schleppte, wo sie der französische Kaiser nicht abgestreift, das endlich an vielen Stellen irischen Hunger und englisches Arbeiterelend, englischen Fabrikherrnübermuth ertrug, wie sollte dies auf einmal bei indirekter Wahl Leute wählen, die es verständen und wagten, den dunkeln nationalen Trieb mit männlicher Konsequenz in dem Sinne der unverkennbaren Zeitbewegung durch kühne politische Thaten zu befriedigen. &#x2012; Nein, dies wäre ein Weltwunder gewesen, und der Gipfelpunkt der Unvollkommenheit dieser unzeitigen, längst veralteten Versammlung, die sich schnell genug in das Vertrauen der arglosen, hoffenden Volksmassen eingeschlichen hatte, sie wird unsere Nation belehren, bei der zweiten Hälfte ihrer Revolution in der Begründung unwiderruflicher, unverantwortlicher Mandatare etwas langsamer zu sein. &#x2012; Laßt nur den Jubel verrauschen, den die vornehme Gassenjugend Deutschlands ob diesem monströsen oktroyirten Kaiserstaat aufschlagen wird, früh genug wird die öffentliche Meinung auch in Preußen darüber gewiß sein, daß dieser Kaiser nichts ist als der pessimistische Sturmvogel einer bevorstehenden Massenerhebung, die den deutschen Augiasstall von dem politischen Mist reinigen und für die soziale Reformation vorbereiten wird und muß.</p>
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          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 28. März.</head>
          <p>Sitzung der National-Versammlung. Anfang 12 Uhr. Präsident Simson. Tagesordnung:</p>
          <p>Berathung und Beschlußfassung über den von dem Verfassungs-Ausschusse zu erstattenden Bericht, die Veröffentlichung der Reichsverfassung und des Wahlgesetzes, so wie die Wahl des Kaisers betreffend.</p>
          <p>Die Anträge des Ausschusses, Minoritäts-Erachten, Zusätze von Simon von Trier und ein ellenlanges Amendement von Linde werden vom Präsidenten verlesen. Letzteres schließt mit der Forderung auf Tagesordnung. (Allgemeines Aha.) Es ist von sehr vielen Oestreichern unterzeichnet.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marek u. A.</hi> beantragen, vor der Kaiserwahl des Hrn. Friedrich Wilhelm die Genehmigung der Annahme dieses Fürsten durch die Centralgewalt einzuholen.</p>
          <p><hi rendition="#g">M. Mohl u. A.</hi> bringen auch noch Zusätze.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lassaulx</hi> beantragt einfache Tagesordnung in Erwägung daß Tollkühnheit nicht Kühnheit ist, in Erwägung, daß die National-Versammlung in kühnen Griffen nicht glücklich ist, daß die National-Versammlung kein Recht zur Kaiserwahl hat, und in Erwägung, daß Hochmuth stets vor dem Fall kommt. (Große Heiterkeit. Bravo links und Gallerien).</p>
          <p><hi rendition="#g">Selchow, Treskow</hi> und eine Sammlung preußischer Junker beantragen eine Aenderung bei Publikation der Verfassung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Buß</hi> (der Ultramontane) mit vielen Mitgliedern beantragt eventuell für den Fall der Beschlußnahme über die Wahl eines Kaisers, geschieht dieselbe in ganz Deutschland am 1. Mai durch das Volk nach absoluter Majorität.</p>
          <p>Gegen die Anträge des Ausschusses hat sich Grävell, Buß, Reichensperger, Balli, v. Linde eingeschrieben. (Schöne Couleur!)</p>
          <p>Diese Anträge werden eingeführt durch <hi rendition="#g">Mittermaier:</hi> Er meint, die Verfassung müsse sofort durch die National-Versammlung proklamirt werden, das Reichswahlgesetz dagegen durch die Centralgewalt im Reichsgesetzblatt. Natürlich, denn letzteres ist das einzige freisinnige Werk dieser Versammlung. Das kann hingezottelt werden! Aber die Kaiserwahl müsse sofort erfolgen. (Simon von Trier hat beantragt: &#x201E;Die Verfassung einschließlich des Wahlgesetzes ist sofort zu proklamiren.) Der Schluß von Mittermaiers Rede giebt den Oestreichern einige rührende Abschiedsworte. Sie ging spurlos vorüber.</p>
          <p><hi rendition="#g">Reichensperger:</hi> Der Ultramontane mit der salbungstriefenden Stimme, erwähnt allerdings sehr richtig, und zum großen Aerger der Preußen, daß ja Preußen selbst (so wie Oestreich und die andern großen Mächte) sich entschieden gegen die Kaiser-Creirung ausgesprochen. Dies hätte der Ausschuß übersehen. In der ersten Berliner Kammer habe Arnim erst vor wenigen Tagen erklärt, daß es bei dem Inhalt dieser preußischen Note vom Januar noch sein Bewenden habe. (Preußische Unterbrechungen) Er erklärt sich übrigens gegen den Antrag auf Urwahlen des ganzen Volkes für einen Kaiser. Dies würde zu Reibungen führen. Diese überstürzende Hast der National-Versammlung, alles zu Ende zu führen, habe etwas Unheimliches. (Unterbrechungen und Bravo). Es sieht aus, als ob die National-Versammlung selbst kein Vertrauen zu sich habe. (Beifall).</p>
          <p>Nach diesem Antrag wird alsbald die Debatte geschlossen. Die ganze Kommödie ist abgekartet! Die Anträge werden zur Unterstützung gebracht. Die auf Tagesordnung werden stark unterstützt. Beide Tagesordnungen werden fast einstimmig verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von Trier zieht seine Anträge zurück, weil es sich von selbst versteht, daß das Wahlgesetz zur Verfassung gehört. (Bravo).</p>
          <p>Folgen die Anträge des Ausschusses. Sie werden fast einstimmig angenommen.</p>
          <p>Für den Satz von Selchow, Treskow u. s. w.:</p>
          <p>&#x201E;Die Verfassung wird den deutschen Regierungen zur Genehmigung vorgelegt u. s. w.,&#x201C;</p>
          <p>steht nur die äußerste Rechte auf. (Gelächter).</p>
          <p>Die angenommenen Ausschußanträge lauten:</p>
          <p>In Folge des in der Sitzung vom 27. März c. gefaßten Beschlusses stellt der Verfassungsausschuß den Antrag:</p>
          <p>Die National-Versammlung wolle beschließen:</p>
          <p>I. in Beziehung auf die Vollziehung und Verkündigung der Reichsverfassung:</p>
          <p>a. die Verfassung wird von dem Büreau und den Mitgliedern unterzeichnet.</p>
          <p>b. sie wird von der National-Versammlung verkündigt und zwar in folgender Form:</p>
          <p>Der Eingang soll lauten:</p>
          <p>Die deutsche verfassunggebende National-Versammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung:</p>
          <p> <hi rendition="#g">Verfassung des deutschen Reichs u. s. w.</hi> </p>
          <p>Der Schluß soll lauten:</p>
          <p>zur Beurkundung.</p>
          <p>(Ort.) (Zeit.)</p>
          <p>II In Beziehung auf die Wahl des Kaisers:</p>
          <p>a. Die Wahl des Kaisers soll sofort von der Nationalversammlung vollzogen werden.</p>
          <p>b. Die Wahl erfolgt durch absolute Stimmenmehrheit.</p>
          <p>c. Jedes Mitglied der Nationalversammlung wird mit Namensaufruf aufgefordert, den regierenden deutschen Fürsten zu nennen, welchem er seine Stimme gibt.</p>
          <p>d. Die erfolgte Wahl des Kaisers wird sofort Namens der Nationalversammlung durch ihren Prasidenten öffentlich verkündet.</p>
          <p>e. Der erwählte Kaiser soll durch eine Deputation der Nationalversammlung eingeladen werden, die auf ihn gefallene Wahl auf Grundlage der Reichsverfassung anzunehmen.</p>
          <p>f. Die Nationalversammlung spricht das feste Vertrauen aus, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschlands, großherzig und patriotisch in Uebereinstimmung mit der Nationalversammlung, die Verwirklichung der von ihr gefaßten Beschlüsse mit aller Kraft fördern werde.</p>
          <p>III. Daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis der nächste Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Simson</hi> erklärt die Verfassung als gültig für Deutschland. (Tiefe Stille!)</p>
          <p>Hierauf erfolgte die Kaiserwahl 3/4 2 Uhr.</p>
          <p>Die stenographischen Berichte bringen Ihnen die Abstimmungen genau, ich bringe das Resultat und einzelne Abstimmungen.</p>
          <p>Für Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen unter andern: Anderson, Anz, Arndt (Bonn), Bassermann, Becker aus Trier, Beckerath, Beseler, Biedermann. Boddien, Bresgen, Bürgers, Cetto, Claussen, Ceyrim. Dahlmann, Deetz, Drechsler, Dunker, Esmarch, Franke, Freese, Freudentheil, Fritsche, Fuchs, beide Gagern, Godefroi (Hamburg), Golz aus Brieg, Gravenhorst, Haubenschmied, Hasler, Hildebrand, Jahn, Jordan aus Marburg und Jordan der Eckenliterat, der sich aus Berlin nennt, Jucho der Frankfurter Zigeuner-Advokat, Kahlert, Kerst, Kierulf, Kirchgessner (Aha!, Köhler, Küntzel, Levysohn aus Grünberg (aus Furcht vor seiner schwebenden Untersuchung), Löwe aus Kalbe, Merk, Mewissen, Meyer aus Liegnitz, Minkus! Mittermaier, Mölling, Pauer aus Augsburg und aus Neisse, Pinder, Radowitz, von Rappard, Reh! Riesser, Rösler aus Oels der Reichskanarienvogel, Graf Reichenbach, Rümelien, Schoder, Schulz aus Weilburg! Schwetschke, Max Simon, Heinrich Simon! beide Simsons, Soiron, Stenzel, Temme!! (das Einsperren fruchtet!), Vogel aus Guben, Welker, Wydenbruck, Ziegert, Zimmerann aus Spandau, der Stabstrompeter Gesinnungsheuler und andere der Linken und sogenannten äußersten Linken.</p>
          <p>Es wählen nicht mit unter andern:</p>
          <p>Roßmäßler, Scharre, Schaffrath, sowie alle Sachsen außer Biedermann. Berger: &#x201E;Ich wähle keinen Kaiser!&#x201C; Braun aus Bonn und alle Ultramontanen, Christ, Graf Coronini und alle Oestreicher, Detmold.</p>
          <p>Graf <hi rendition="#g">Deym:</hi> Hierzu habe ich kein Mandat. (Wenn die Linke erröthen könnte, hätte sie erröthen müssen.) von Dieskau, Dietsch, Linde, Rheinwald, Marek, Martini aus Preußen, Romer, Mohr: ich wähle keinen Erblichen! Moritz Mohl, Rödinger, Riehl aus Hanau, Nauwerk, Neugebauer, von Neuwall, Pattai, Pfetzer, Raveaux aus Köln, Reinhard aus Boitzenburg: keinen Fürsten!! Kolbe, Schütz aus Mainz, Wuttka aus Leipzig, von Itzstein, Wirth aus Sigmaringen: keinen Fürsten!! von Trütschler: ich wähle kein Oberhaupt! Herrmann, Schulz aus Darmstadt, Sepp: ich wähle keinen Gegenkaiser! (Tumult.) Ludwig. Simon aus Trier, von Sommaruga, beide Tafels, Hugo, Eisenmann, Eisenstuck, Trabert aus der Lausitz, Ludwig Uhland! (bravo!) Unbescheiden, Benedey, Vogt, Vogel aus Dillingen, Edel: ich wähle keinen Erbkaiser. Esterle dito. Fehrenbach, Frisch, Fritsch, Gfrörer, Giskra, Günther, Hagen, Moses Hartmann aus Leitmeritz: ich begehe keinen Anachronismus! Zimmermann aus Stuttgart, Schlöffel, Schmidt von Löwenberg: keinen Fürsten! Fürst Waldburg-Zell rief mit Donnerstimme: &#x201E;Ich bin kein Churfurst!&#x201C; (langes Bravo!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Resultat</hi> (Todtenstille):</p>
          <p>Für den König von Preußen 290. Es enthielten sich der Wahl 248.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Simson</hi> aus Königsberg, unter lautloser Stille: Ich erkläre hiermit feierlichst, daß die deutsche National-Versammlung in ihrer 196. Sitzung am 28. März 1849 (Mittags .3 Uhr) Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, zum Kaiser der Deutschen gewählt hat. (In diesem Augenblick vernimmt man das Grabgeläute aller Glocken von Frankfurt, welches glücklicherweise meinem armen Ohr die ganze pathetische Rede des Präsidenten entzog Bei seinen letzten Worten erhob er seine Stimme mächtiger, als ich es ihm zugetraut hätte. Alle Preußen erhoben sich mit stürmischem Beifall von ihren Sitzen, die Damentribünen, die Diplomatenlogen, die Tribünen für eximirte Zuhörer erbrausten von Beifall. Auf der ganzen großen Gallerie, auf welcher &#x201E;das Volk,&#x201C; welches heute merkwürdiger Weise ohne Karten eintritt, gedrängt stand, sah ich keine einzige Hand sich rühren und hörte keinen einzigen Ruf ertönen.</p>
          <p>Die Deputation, welche dem Könige Friedrich Wilhelm die Kaiserwahl nach Berlin bringt, wird vom Präsidenten Simson geführt werden. Sie wird aus 24 Mitgliedern der Versammlung bestehen, und vom Bureau bis morgen ernannt werden.</p>
          <p>Schluß nach 3 Uhr.</p>
          <p>Morgen um 10 Uhr Sitzung: Mittheilung der ernannten Deputation und der Tagesordnungen für die nächste Zukunft.</p>
          <p>Auf den Straßen wogen die Reichstruppen und die Herren von Frankfurt und freuen sich über den Kaiser. Die schwarz-roth-gelben Fahnen wehn aus den Fenstern. Die Course steigen. (Sie werden auch wieder
</p>
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      </div>
    </body>
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</TEI>
[1462/0002] hafen Pillau nur mit Dienstentlassung und 3 Jahren Festung, den einjährigen Freiwilligen v. Koggenbrucke, 18 Jahre alt, sogar nur mit Degradation zum Gemeinen und 2 Jahren Strafarbeit! In diesem Augenblick schon zieht er seine schwere Karre in Gesellschaft einer Bande von Räubern und Spitzbuben. Ah! quel plaisir d'être soldat! (zu deutsch: welch Vergnügen constitutionell gewürgt zu werden!) Wir thun noch unsere Pflicht und antworten, der Aufforderung der Redaktion Ihrer Zeitung vom 18. ds. nachkommend, auf die zwei Reklamationen, die Ihnen gegen unsern Bericht über das am 24. Februar hier abgehaltene Bankett zugegangen sind. Ohne Ihre Einladung hätten wir uns mit diesen Reklamationen schwerlich beschäftigt, wenn wir sie in Ihrem Blatte schlechthin abgedruckt gefunden hätten. Im vorliegenden Falle haben ein Privatmann und der Kreisausschuß der Demokraten der Provinz Preußen sich zu Parteivertretern aufgeworfen. Was aber in aller Welt hat der Kreisausschuß mit dieser Sache zu schaffen? Ist dies die einzige Art, auf welche er, der allerseits Todtgeglaubte, Lebenszeichen von sich geben kann? Das qu. Bankett war vom Arbeiterverein allein arrangirt: weder in der vorher abgehaltenen Versammlung, noch in der betreffenden Zeitungsanzeige ist des Kreisausschusses auch nur mit einem Worte Erwähnung gethan. Selbst der demokratische Club, welcher damals von seinem Winterschlaf noch nicht erwacht war, konnte sich auch deßhalb als solcher nicht betheiligen, wenn schon seine Mitglieder vom Arbeiterverein eingeladen wurden. Woher nehmen die einzelnen Personen, mögen sie immerhin dem Kreisausschuß angehören, das Recht, da, wo sie bloß als Theilnehmer am Bankett auftreten sollten, sich jenes Titels zu bedienen, einzig und allein um ihrer Reklamation einen gewichtigeren, offiziellen Anstrich zu geben? Wir haben es also hier nicht mit dem demokratischen Kreisausschuß zu thun, den wir nur ungern angreifen würden. Auf die einzelnen Vorwürfe der reklamirenden Herren in aller Kürze dieses. Sie behaupten: „Der größte Theil der Anwesenden habe aus Arbeitern bestanden.“ ‒ Wir fordern sie auf, uns einen einzigen Arbeiter namhaft zu machen, der dem Bankett beigewohnt, erklären jedoch, daß Kaufleute, Handwerksmeister (zumal wenn sie zur Geldsack- und Krautjunkerkammer wählen können), Beamte, Rentiers, Literaten u. s. w., in unsern Augen keine Arbeiter sind, mögen sie sich auch jetzt hundertmal so nennen. Die Anwesenheit eines Gesellen (mehr haben wir und viele Andere mit uns nicht bemerken können), widerlegt noch keineswegs unsere Behauptung, daß bei diesem Bankett die Arbeiter fehlten, beweist sie vielleicht, daß „der größte Theil der Anwesenden aus Arbeitern“ bestand? In Betreff der „konstitutionellen Bourgeois“ fragen wir die reklamirenden Herren: hat der erwählte Festordner nicht selbst mehrmals erklärt, daß er für die „konstitutionelle Monarchie schwärme?“ sind dies nicht verba ipsissima desselben? und wer anders konnte diesen Herrn zum Festordner eines republikanischen Banketts wählen, als Gesinnungsgenossen? Wer dem Gewerbezwang das Wort redet, mag er immerhin Weitlings Zunftgenosse sein, mag er sich noch so oft für einen Kommunisten ausgeben, ‒ er bleibt „konstitutioneller Bourgeois.“ Daß junge Beamte anwesend waren, werden die Herren Reklamatoren selbst nicht leugnen, anders steht es allerdings mit der Eitelkeit, die schwer zu beweisen, aber für offene Augen leicht zu erkennen ist, zumal an Aeußerungen wie: „gerade die Führer (zu denen der Sprecher sich selbst zählte), müssen elegant gekleidet gehen,“ oder: „wir sind die Girondins“ und dergl. Nun noch zum Lokal; hat nicht die Wahl desselben gleich von vornherein bei vielen den größten Anstoß erregt? Führt die Kneipe nicht den preußischen Adler und die Inschrift: Konstitutionelle baierische Bierhalle? Ueber die Person des in unserer Stadt genugsam bekannten Wirths lassen wir uns aus Gründen nicht weiter aus, seinen Profit am Bankett hat er dahin, da das Gelieferte für das Geld schlecht genug war. Schließen wir mit der Bemerkung, daß die reklamirenden Herren, wenn sie behaupten, daß der Berichterstatter dem Bankett nicht beigewohnt, sich in dessen Person irren, und mit der Versicherung gegen Sie, Herr Redakteur, daß mehrere Theilnehmer am Bankett den inkriminirten Artikel gelesen und sich für vollkommen einverstanden mit seinem Inhalt erklärt haben. Posen, 23. März. Heute rückte die Landwehr hier ein. Wenn schon das Einziehen derselben in dieser Zeit, wo hier allerwärts die Nahrung fehlt, und die Familien der Hausväter, die so plötzlich von ihrem Heerde weggerissen werden, dadurch in die größte Bedrängniß versetzt werden, allgemeine Erbitterung unter den Polen hervorgerufen hat, zumal die polnischen Wehrmänner in einen Kampf ziehen sollen, der lediglich im rein deutschen Interesse geführt wird, während die Linie daheim bleibt, so hat man noch dazu den Mißgriff gemacht, dieselben in dem Städtchen Schwersenz, das fast ganz von Juden bewohnt wird, einzuquartieren. Was bei der gereizten Stimmung zwischen den beiden Nationalitäten, die durch die gerechte Erbitterung, die aus obigen Gründen unter den Eingezogenen herrscht, noch vermehrt wird, sich vorhersehen ließ, ist denn auch wirklich geschehen. Die Einwohner von Schwersenz wurden auf die gröblichste Weise mißhandelt, in den Häusern Alles zertrümmert, und die Offiziere, die dem Unfug zu steuern suchten, selbst insultirt. General v. Steinäcker gab daher den Befehl, die Landwehr hierher zu führen, damit sie, wie er sich ausdrückte, von den Fünfern und Einundzwanzigern vernünftig gemacht würde. Diese pommerschen Regimenter sind bekannt durch ihre steten Raufereien, die sie mit den hiesigen polnischen Bürgern haben. Der Sinn der Steinäcker'schen Worte kann daher nicht zweifelhaft sein. Diese Art von Präventivmaßregeln ist aber doch etwas mehr als energisch, denn sie sind unmittelbar Provokationen von Ruhestörungen, und eröffnen eine eigenthümliche Perspektive in die Intentionen der Regierung. Sollte es vielleicht im Hintergrunde nöthig sein, daß die Russen, wie sie es in Siebenbürgen für Oesterreich thaten, auch für Preußen zum Schutze der Deutschen nach Posen hineinrücken müßten? (Osts. Z.) * Wien, 26. März. Das seit einigen Tagen eingetretene rasche Steigen der Gold- und Silberpreise ist mehr eingerissener Agiotage als wirklichen Bedürfnissen zuzuschreiben. Es ist zu erwarten, daß die Regierung bei entschiedenen Erfolgen in Ungarn und Italien mit der neuen Anleihe herausrücken und dann auch eher Anklang im Auslande finden werde. In diesem Falle ist einer Wendung der hohen Wechselkurse mit Entschiedenheit entgegen zu sehen. Die Agramer Zeitung fährt in heftigen Angriffen gegen das Ministerium fort und meint, es werde dem Letzteren nur insofern gelingen, das große Vorbild Englands zu erreichen, um durch sein Verfahren viele kleine Irlande hervorgehen zu lassen. Glaubwürdigem Vernehmen nach sind Warrens, der Redacteur des „Lloyd“ und Landsteiner, Redacteur der „Presse“ ‒ den ministeriellen Berathungen über das Preßgesetz beigezogen worden. Seit gestern erscheint die Allg. Oesterr. Zeitung wieder, aber im Pilgergewande. Die Entwürfe von mehreren Provinzialverfassungen sind bereits vollendet und circuliren in lithographirten Abschriften zur Begutachtung bei den dazu Aufgeforderten. Nach dem in diesen Tagen zu publizirenden Nationalgarde-Gesetz ist ein direkter Steuercensus und das erreichte 24. Jahr zum Eintritte in die Nationalgarde festgesetzt. N. C. Hamburg, 27. März. Die Verlängerung des dänischen Waffenstillstandes bis zum 15. April kann nach den mit der gestrigen englischen Post eingetroffenen Nachrichten als positiv gewiß angenommen werden. Der hamburgische Agent, Herr Colquhoun, schreibt uns London vom 22., daß ihm durch Vermittlung des preußischen Gesandschaftsbüreaus die wenn auch nicht offizielle doch ganz zuverlässige Kunde geworden sei, daß die Feindseligkeiten vor dem 15. April nicht wieder eröffnet werden und daß demzufolge inzwischen die beiderseitigen Truppen in den angenommenen Positionen zu verbleiben hätten und die Blockade nicht eintreten werde. * Schleswig, 26. März. In der heute Abend abgehaltenen Sitzung der Landesversammlung motivirte der Vicepräsident Prehn, der Führer der Rechten, seinen Antrag auf eine Danksagung an die gemeinsame Regierung. Er stellte den Antrag als dringlich. Die Linke, Theodor Olshausen an der Spitze, trat gegen die Dringlichkeit auf, und als Einer der Rechten, namentliche Abstimmung verlangte, wurde erst diese und dann die Dringlichkeit selbst verworfen. Die „Gemeinsame Regierung“ hat vor ihrem Abtreten noch einen Gnadenakt (!!) ausgeübt ‒ indem sie die Zuchthausstrafe für die 8 Soldaten, die im vorigen Herbste wegen der Adresse an die preußische Armee verurtheilt worden, in ‒ nun? ‒ in Festungsstrafe verwandelte!! 15 Kassel, 25. März. Die Deputation bei Sr. königlichen Hoheit ist mit ihrer Zahlendarlegung nichts weniger als glücklich gewesen. Symbolisch erhielt sie mehr als Einen Fußtritt. Seine königliche Hoheit antworteten, hochdieselben würden sich Ihre Entschließung vorbehalten. Nun soll inzwischen eine Antwort dahin ergangen sein, die Stände möchten erst einmal die Nachlassung einer bestimmten Summe beantragen, die nach ihrem Ermessen für die Lösung der „Calamität“ erforderlich wäre. In „gewissen Kreisen“ munkelt man von Auflösung dieser nicht genugsam willfährigen Versammlung. 24 Bingen, 28. März. Am vergangenen Sonntag fand hier auf dein Rochusberge eine Volksversammlung von etwa fünf tausend Menschen Statt. ‒ Man feierte die Revolution des vorigen Jahres mit dem Entschluß sie zu vollenden und weder von verrätherischen Parlamenten noch von Kabinetten verpfuschen zu lassen. ‒ Einige Deputirte der äußersten Linken und Leute aus dem Volke von nah und fern sprachen mit deutschen und derben Worten zu der trotz Wetter und Wind ausharrenden Menge. Nur durch immer wiederholte Urversammlungen wird das Volk sich über die Bedürfnisse verständigen und die Mittel sie zu erkämpfen finden lernen. 43 Frankfurt, 28. März. So eben läutet das Sterbeglöcklein des liberalen Verstandes in der Central-Michels-Kirche. Das Volk ist stumm und nur die schnurrbärtigen Ritter sieht man mit den Gesichtern von Hochzeitsbittern einherstolziren, denen ein herrschaftlicher Schnaps bevorsteht. Von den 263 Stimmen der gestrigen Opposition sind noch 15 zur rechten Heerde übergelaufen, und so wurde denn unserem „allergnädigsten König und Herrn“ die honnette Majorität von 290 gegen 248 bescheert. Von den schlesischen Simons, die ein Linker nicht ohne Präzision unter dem Collectivum „Simonie“ zusammenfaßte, haben wir schon gestern geredet; wir fügen zu der Vertheilung der liberalen Honorativern in dieser Frage noch hinzu, daß Hr. Venedey sich zur Nicht-Wahl entschlossen, ebenso Hr. Vogt nach langem Schwanken. Hingegen bezeichnen wir als Renegaten des Republikanismus, oder allgemeiner gesagt, der Demokratie, folgende preußische Beamte, theils der Gegenwart, theils der Zukunft: Grubert aus Breslau, Zimmermann aus Spandau, Meyer aus Liegnitz, Köhler aus Wanzleben, Temme !!, Löwe aus Kalbe, Golz aus Brieg, ferner den Majestätsbeleidiger (!?) Levysohn, den vielleicht immer noch nicht genug verfolgten Paur aus Neisse, den schmiegsamen Wöhler aus Mecklenburg und endlich den vielgerühmten Oskar Reichenbach, den wir hiermit seinem bessern Bruder zur moralischen und politischen Kräftigung überantworten. ‒ Nur ungefähr acht Preußen (Nauwerk, Martiny, Simon von Trier, Schlöffel, Schmidt aus Löwenberg, Hoffbauer, Reinstein, Raveaur) wagten die Erklärung: „Wir wählen keinen erblichen Kaiser.“ Ich glaube, dies Exempel wird dem deutschen Volke klar machen, wie die Unvernunft nicht dadurch zur Vernunft wird, wenn sie durch ein unter der Fürsten-Begünstigung entstandenes Parlament zu Tage gefördert wird. Eine Volkswahl bietet nur dann einige Garantie für ein zeitgemäßes Verfassungswerk, wenn sie durch eine vollendete Revolution des Volkes selbst und seiner vom Augenblick geborenen Vertrauensmänner, wenn sie durch eine solche immerhin „anarchische“ Läuterung des politischen und sozialen Körpers allen den Einflüssen vorher entrückt wurde, die wir in dem verflossenen Jahresdebüt unserer Vertreter so jämmerlich wirken sahen. ‒ Wie soll wohl ein Volk, das eben erst das Gängelband eines Metternich, eines Eichhorn zerriß, das noch darniederliegt unter der zügellosen Wirthschaft einer Beamtenkaste, das außer einigen Stadtverordneten- und Landtags-Wahlen gar nicht erfuhr, daß es ein Wahlregiment unter der Sonne gibt, das noch die feudalen Fesseln überall da nach sich schleppte, wo sie der französische Kaiser nicht abgestreift, das endlich an vielen Stellen irischen Hunger und englisches Arbeiterelend, englischen Fabrikherrnübermuth ertrug, wie sollte dies auf einmal bei indirekter Wahl Leute wählen, die es verständen und wagten, den dunkeln nationalen Trieb mit männlicher Konsequenz in dem Sinne der unverkennbaren Zeitbewegung durch kühne politische Thaten zu befriedigen. ‒ Nein, dies wäre ein Weltwunder gewesen, und der Gipfelpunkt der Unvollkommenheit dieser unzeitigen, längst veralteten Versammlung, die sich schnell genug in das Vertrauen der arglosen, hoffenden Volksmassen eingeschlichen hatte, sie wird unsere Nation belehren, bei der zweiten Hälfte ihrer Revolution in der Begründung unwiderruflicher, unverantwortlicher Mandatare etwas langsamer zu sein. ‒ Laßt nur den Jubel verrauschen, den die vornehme Gassenjugend Deutschlands ob diesem monströsen oktroyirten Kaiserstaat aufschlagen wird, früh genug wird die öffentliche Meinung auch in Preußen darüber gewiß sein, daß dieser Kaiser nichts ist als der pessimistische Sturmvogel einer bevorstehenden Massenerhebung, die den deutschen Augiasstall von dem politischen Mist reinigen und für die soziale Reformation vorbereiten wird und muß. !!! Frankfurt, 28. März. Sitzung der National-Versammlung. Anfang 12 Uhr. Präsident Simson. Tagesordnung: Berathung und Beschlußfassung über den von dem Verfassungs-Ausschusse zu erstattenden Bericht, die Veröffentlichung der Reichsverfassung und des Wahlgesetzes, so wie die Wahl des Kaisers betreffend. Die Anträge des Ausschusses, Minoritäts-Erachten, Zusätze von Simon von Trier und ein ellenlanges Amendement von Linde werden vom Präsidenten verlesen. Letzteres schließt mit der Forderung auf Tagesordnung. (Allgemeines Aha.) Es ist von sehr vielen Oestreichern unterzeichnet. Marek u. A. beantragen, vor der Kaiserwahl des Hrn. Friedrich Wilhelm die Genehmigung der Annahme dieses Fürsten durch die Centralgewalt einzuholen. M. Mohl u. A. bringen auch noch Zusätze. Lassaulx beantragt einfache Tagesordnung in Erwägung daß Tollkühnheit nicht Kühnheit ist, in Erwägung, daß die National-Versammlung in kühnen Griffen nicht glücklich ist, daß die National-Versammlung kein Recht zur Kaiserwahl hat, und in Erwägung, daß Hochmuth stets vor dem Fall kommt. (Große Heiterkeit. Bravo links und Gallerien). Selchow, Treskow und eine Sammlung preußischer Junker beantragen eine Aenderung bei Publikation der Verfassung. Buß (der Ultramontane) mit vielen Mitgliedern beantragt eventuell für den Fall der Beschlußnahme über die Wahl eines Kaisers, geschieht dieselbe in ganz Deutschland am 1. Mai durch das Volk nach absoluter Majorität. Gegen die Anträge des Ausschusses hat sich Grävell, Buß, Reichensperger, Balli, v. Linde eingeschrieben. (Schöne Couleur!) Diese Anträge werden eingeführt durch Mittermaier: Er meint, die Verfassung müsse sofort durch die National-Versammlung proklamirt werden, das Reichswahlgesetz dagegen durch die Centralgewalt im Reichsgesetzblatt. Natürlich, denn letzteres ist das einzige freisinnige Werk dieser Versammlung. Das kann hingezottelt werden! Aber die Kaiserwahl müsse sofort erfolgen. (Simon von Trier hat beantragt: „Die Verfassung einschließlich des Wahlgesetzes ist sofort zu proklamiren.) Der Schluß von Mittermaiers Rede giebt den Oestreichern einige rührende Abschiedsworte. Sie ging spurlos vorüber. Reichensperger: Der Ultramontane mit der salbungstriefenden Stimme, erwähnt allerdings sehr richtig, und zum großen Aerger der Preußen, daß ja Preußen selbst (so wie Oestreich und die andern großen Mächte) sich entschieden gegen die Kaiser-Creirung ausgesprochen. Dies hätte der Ausschuß übersehen. In der ersten Berliner Kammer habe Arnim erst vor wenigen Tagen erklärt, daß es bei dem Inhalt dieser preußischen Note vom Januar noch sein Bewenden habe. (Preußische Unterbrechungen) Er erklärt sich übrigens gegen den Antrag auf Urwahlen des ganzen Volkes für einen Kaiser. Dies würde zu Reibungen führen. Diese überstürzende Hast der National-Versammlung, alles zu Ende zu führen, habe etwas Unheimliches. (Unterbrechungen und Bravo). Es sieht aus, als ob die National-Versammlung selbst kein Vertrauen zu sich habe. (Beifall). Nach diesem Antrag wird alsbald die Debatte geschlossen. Die ganze Kommödie ist abgekartet! Die Anträge werden zur Unterstützung gebracht. Die auf Tagesordnung werden stark unterstützt. Beide Tagesordnungen werden fast einstimmig verworfen. Simon von Trier zieht seine Anträge zurück, weil es sich von selbst versteht, daß das Wahlgesetz zur Verfassung gehört. (Bravo). Folgen die Anträge des Ausschusses. Sie werden fast einstimmig angenommen. Für den Satz von Selchow, Treskow u. s. w.: „Die Verfassung wird den deutschen Regierungen zur Genehmigung vorgelegt u. s. w.,“ steht nur die äußerste Rechte auf. (Gelächter). Die angenommenen Ausschußanträge lauten: In Folge des in der Sitzung vom 27. März c. gefaßten Beschlusses stellt der Verfassungsausschuß den Antrag: Die National-Versammlung wolle beschließen: I. in Beziehung auf die Vollziehung und Verkündigung der Reichsverfassung: a. die Verfassung wird von dem Büreau und den Mitgliedern unterzeichnet. b. sie wird von der National-Versammlung verkündigt und zwar in folgender Form: Der Eingang soll lauten: Die deutsche verfassunggebende National-Versammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung: Verfassung des deutschen Reichs u. s. w. Der Schluß soll lauten: zur Beurkundung. (Ort.) (Zeit.) II In Beziehung auf die Wahl des Kaisers: a. Die Wahl des Kaisers soll sofort von der Nationalversammlung vollzogen werden. b. Die Wahl erfolgt durch absolute Stimmenmehrheit. c. Jedes Mitglied der Nationalversammlung wird mit Namensaufruf aufgefordert, den regierenden deutschen Fürsten zu nennen, welchem er seine Stimme gibt. d. Die erfolgte Wahl des Kaisers wird sofort Namens der Nationalversammlung durch ihren Prasidenten öffentlich verkündet. e. Der erwählte Kaiser soll durch eine Deputation der Nationalversammlung eingeladen werden, die auf ihn gefallene Wahl auf Grundlage der Reichsverfassung anzunehmen. f. Die Nationalversammlung spricht das feste Vertrauen aus, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschlands, großherzig und patriotisch in Uebereinstimmung mit der Nationalversammlung, die Verwirklichung der von ihr gefaßten Beschlüsse mit aller Kraft fördern werde. III. Daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis der nächste Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird. Präsident Simson erklärt die Verfassung als gültig für Deutschland. (Tiefe Stille!) Hierauf erfolgte die Kaiserwahl 3/4 2 Uhr. Die stenographischen Berichte bringen Ihnen die Abstimmungen genau, ich bringe das Resultat und einzelne Abstimmungen. Für Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen unter andern: Anderson, Anz, Arndt (Bonn), Bassermann, Becker aus Trier, Beckerath, Beseler, Biedermann. Boddien, Bresgen, Bürgers, Cetto, Claussen, Ceyrim. Dahlmann, Deetz, Drechsler, Dunker, Esmarch, Franke, Freese, Freudentheil, Fritsche, Fuchs, beide Gagern, Godefroi (Hamburg), Golz aus Brieg, Gravenhorst, Haubenschmied, Hasler, Hildebrand, Jahn, Jordan aus Marburg und Jordan der Eckenliterat, der sich aus Berlin nennt, Jucho der Frankfurter Zigeuner-Advokat, Kahlert, Kerst, Kierulf, Kirchgessner (Aha!, Köhler, Küntzel, Levysohn aus Grünberg (aus Furcht vor seiner schwebenden Untersuchung), Löwe aus Kalbe, Merk, Mewissen, Meyer aus Liegnitz, Minkus! Mittermaier, Mölling, Pauer aus Augsburg und aus Neisse, Pinder, Radowitz, von Rappard, Reh! Riesser, Rösler aus Oels der Reichskanarienvogel, Graf Reichenbach, Rümelien, Schoder, Schulz aus Weilburg! Schwetschke, Max Simon, Heinrich Simon! beide Simsons, Soiron, Stenzel, Temme!! (das Einsperren fruchtet!), Vogel aus Guben, Welker, Wydenbruck, Ziegert, Zimmerann aus Spandau, der Stabstrompeter Gesinnungsheuler und andere der Linken und sogenannten äußersten Linken. Es wählen nicht mit unter andern: Roßmäßler, Scharre, Schaffrath, sowie alle Sachsen außer Biedermann. Berger: „Ich wähle keinen Kaiser!“ Braun aus Bonn und alle Ultramontanen, Christ, Graf Coronini und alle Oestreicher, Detmold. Graf Deym: Hierzu habe ich kein Mandat. (Wenn die Linke erröthen könnte, hätte sie erröthen müssen.) von Dieskau, Dietsch, Linde, Rheinwald, Marek, Martini aus Preußen, Romer, Mohr: ich wähle keinen Erblichen! Moritz Mohl, Rödinger, Riehl aus Hanau, Nauwerk, Neugebauer, von Neuwall, Pattai, Pfetzer, Raveaux aus Köln, Reinhard aus Boitzenburg: keinen Fürsten!! Kolbe, Schütz aus Mainz, Wuttka aus Leipzig, von Itzstein, Wirth aus Sigmaringen: keinen Fürsten!! von Trütschler: ich wähle kein Oberhaupt! Herrmann, Schulz aus Darmstadt, Sepp: ich wähle keinen Gegenkaiser! (Tumult.) Ludwig. Simon aus Trier, von Sommaruga, beide Tafels, Hugo, Eisenmann, Eisenstuck, Trabert aus der Lausitz, Ludwig Uhland! (bravo!) Unbescheiden, Benedey, Vogt, Vogel aus Dillingen, Edel: ich wähle keinen Erbkaiser. Esterle dito. Fehrenbach, Frisch, Fritsch, Gfrörer, Giskra, Günther, Hagen, Moses Hartmann aus Leitmeritz: ich begehe keinen Anachronismus! Zimmermann aus Stuttgart, Schlöffel, Schmidt von Löwenberg: keinen Fürsten! Fürst Waldburg-Zell rief mit Donnerstimme: „Ich bin kein Churfurst!“ (langes Bravo!) Resultat (Todtenstille): Für den König von Preußen 290. Es enthielten sich der Wahl 248. Präsident Simson aus Königsberg, unter lautloser Stille: Ich erkläre hiermit feierlichst, daß die deutsche National-Versammlung in ihrer 196. Sitzung am 28. März 1849 (Mittags .3 Uhr) Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, zum Kaiser der Deutschen gewählt hat. (In diesem Augenblick vernimmt man das Grabgeläute aller Glocken von Frankfurt, welches glücklicherweise meinem armen Ohr die ganze pathetische Rede des Präsidenten entzog Bei seinen letzten Worten erhob er seine Stimme mächtiger, als ich es ihm zugetraut hätte. Alle Preußen erhoben sich mit stürmischem Beifall von ihren Sitzen, die Damentribünen, die Diplomatenlogen, die Tribünen für eximirte Zuhörer erbrausten von Beifall. Auf der ganzen großen Gallerie, auf welcher „das Volk,“ welches heute merkwürdiger Weise ohne Karten eintritt, gedrängt stand, sah ich keine einzige Hand sich rühren und hörte keinen einzigen Ruf ertönen. Die Deputation, welche dem Könige Friedrich Wilhelm die Kaiserwahl nach Berlin bringt, wird vom Präsidenten Simson geführt werden. Sie wird aus 24 Mitgliedern der Versammlung bestehen, und vom Bureau bis morgen ernannt werden. Schluß nach 3 Uhr. Morgen um 10 Uhr Sitzung: Mittheilung der ernannten Deputation und der Tagesordnungen für die nächste Zukunft. Auf den Straßen wogen die Reichstruppen und die Herren von Frankfurt und freuen sich über den Kaiser. Die schwarz-roth-gelben Fahnen wehn aus den Fenstern. Die Course steigen. (Sie werden auch wieder

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 260. Köln, 31. März 1849, S. 1462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz260_1849/2>, abgerufen am 29.03.2024.