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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 233. Köln, 28. Februar 1849.

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die 36 deutschen Nationen und Natiönchen, Vaterländer und Vaterländchen so zu maulkorben und mit metternich'schen Zwangsnetzen zu überspannen, daß die erste Periode des Bundestags noch wie Tag vor der nachfolgenden Nacht dastehen soll. Die Leute haben zwar nichts vergessen, aber gar manches gelernt; sie kennen jetzt den lieben Michel besser und gründlicher als früher und richten danach ihre Schritte ein. Sie fallen nicht mit der Thüre ins Haus, hoffen aber um so besser und sicherer hineinzukommen.

Der "Edle" präsidirte dem erwachten Bundestag. Es handelte sich um die auf das Cirkularschreiben vom 28. Jan. eingelaufenen Erklärungen der Herren Bundestags-Väter. Da waren Erklärungen eingetroffen von Lippe, Sachsen-Weimar, Schleswig-Holstein, Frankfurt, den drei Anhaltinern, aus Baden, Limburg, den beiden Hohenzollern und wie die Legion der deutschen Vaterländer und die Sitze unserer geliebten Landesväter weiter heißen. Baiern hatte außer seinem gewöhnlichen Bevollmächtigten auch noch den Herrn Lerchenfeld hergeschickt. Hannover hat noch keine Instruktion; Baiern auch noch nichts, wird aber bald eine Note ausarbeiten. Oestreich hört zu und erklärt, es habe die abgegebenen Bemerkungen "mit großem Interesse" vernommen. Hr. Schmerling wird das Protokoll seiner Regierung einsenden, Preußen verheißt einen Nachtrag zu seinen Bemerkungen, i. e. Noten. So ist die Vereinbarung im schönsten Gange und Michel wird bald etwas von den Früchten merken, die jetzt in dem bundestaglichen Treibhause für ihn gezeitigt werden.

Mannheim, 23. Febr.

Ein schönes Stückchen von unserem Minister Bekk, dem Manne der "Ehrenmänner," dem Manne der Bassermänner, dem Trost und Hort der vaterländischen Vereine, ist in diesen Tagen in der würtembergischen Ständekammer wieder enthüllt worden. Der Abgeordnete Zwerger interpellirt das Ministerium wegen der noch in Baden stehenden würtembergischen Truppen, und verlangt in Anbetracht der großen Kosten, welche dadurch dem Staate sowohl als den Angehörigen der Soldaten erwachsen, deren Abberufung. Der Staatsrath Römer entgegnet, daß die würtembergische Regierung schon mehrmals bei der Centralgewalt um Zurückziehung der Truppen Schritte gethan, es sei aber erst auf die letzte Verwendung hin von Baden die Nachricht eingelaufen, die badische Regierung müsse eher um Vermehrung, als Zurückziehung der Truppen bitten, da auf den 24. Februar ein neuer Putsch erwartet werde.

(M. Abd. Z.)
Ungarn.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Wir lassen nun den Bericht der Breslauer Zeitung folgen:
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.

* In Paris trafen am 25. Febr. endlich die amtlichen Berichte über die Ereignisse in Florenz, Livorno etc. vom 19. und 20. Febr. ein. Die Republik ist am 19. in Florenz proklamirt worden. In dem disfälligen Akte heißt es: "Es wird eine Italienische Central-Republik constituirt, deren Hauptstadt Rom ist." Dem Gerücht einer Intervention Piemonts zu Gunsten des Ex.-Großherzogs Leopold wird vom General-Consulat in Livorno amtlich widersprochen. Das ganze diplomatische Corps war dem Ex-. Großherzog nach Porto San Stefano gefolgt, ist aber zum Theil wieder nach Florenz zurückgekehrt, um dem Schauplatz der Begebenheiten näher zu sein. Ueberall die rothe Cocarde.

* Rom, 15. Febr.

Wie die Römer sich schnell in revolutionäre Franzosen umgewandelt haben! Wie Alles bei ihnen eine revolutionäre Form annimmt! Die nationalen Ateliers sind in den Händen des Arbeitsministers Sterbini eine wahre Armee geworden. Die Konfiskation der geistlichen Güter geht mit raschen Schritten vorwärts, und trotz aller Verläumdung der Ultramontanen, wie wir jetzt die reaktionären Bourgeois-Franzosen nennen, beobachtet man dabei die größte Mäßigung. Allerdings war vor einigen Tagen Tagen eine Affiche an den Mauern, worin die Geistlichen aufgefordert wurden, nicht mehr in priesterlichem Anzug auszugehen, überhaupt alle äußern Auszeichnungen, die an die Periode des Obskurantismus erinnern könnte, einzustellen. Aber diese Affiche hatte keinen offiziellen Charakter; sie ging von Privatpersonen aus. Der Polizeipräfekt hat heute eine andere Affiche anheften lassen, worin er die erstere mißbilligt, und jeden Akt von sich weist, der als eine moralische Gewaltmaßregel angesehen werden könnte. Ihrerseits sind die Geistlichen weit entfernt, dieselbe Mäßigung zu beobachten. So haben sie sich fast ohne Ausnahme enthalten, bei dem Te Deum zu figuriren.

Von Tag zu Tag wird es hier im Lande klarer, daß zwischen den Privilegien der Bank und den Rechten des Volkes keine Vermittlung möglich ist. Die Privilegien der Bank treten hier in der Form des göttlichen Rechtes auf; wir verheimlichen uns nicht den Kampf, den das sogenannte göttliche Recht mit dem Völkerrecht zu bestehen hat. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß einer Junischlacht nur durch revolutionäre Maßregeln vorgebeugt werden kann.

Dem Bürger Carlo Emanuel Muzzarelli, Minister des Unterrichts, ist der Vorsitz im Ministerrathe von seinen Kollegen und der Exekutivkommission eingeräumt worden.

Carlo Rusconi hat das gestern noch unbesetzte Portefeuille des Auswärtigen erhalten und angenommen.

Mazzini, das bekannte Haupt Jungitalien's, ist in Rom eingetroffen. Er will eine allgemeine Verschmelzung herbeiführen.

Aus Genua hört man vom 20. Februar, daß der Exgroßherzog Leopold sich nach Viareggio begeben, wo ihn ein Häuflein getreuer Unterthanen, namentlich Offiziere, erwarten, um sich an die Spitze einer Reaktion zu stellen.

* Gaeta, 15. Febr.

Der Pabst hat eine neue Protestation ergehen lassen; sie hat einen offiziellen Charakter, da sie in Gegenwart des diplomatischen Corps gemacht worden. Wir theilen sie hier wörtlich mit:

"Die ununterbrochene Reihefolge von Attentaten auf die weltliche Herrschaft über den Kirchenstaat, Attentate, die durch die Verblendung Einzelner vorbereitet, von denjenigen ausgeführt worden, deren List und Bosheit lange und langsam die Blinden zur blinden Folgsamkeit herangebildet haben - hat endlich den höchsten Grad aller Bosheit erreicht in einem Dekret der sogenannten konstituirenden Versammlung vom 9. Febr., wo man das Pabstthum rechtlich und thatsächlich der weltlichen Regierung des Kirchenstaates für verlustig erklärt, und eine neue angeblich reindemokratische Regierung unter dem Namen der römischen Republik aufstellt."

"Wir sind abermals in der Nothwendigkeit, unsere Stimme auf's Neue zu erheben gegen einen Akt, der sich der Welt kund gibt mit allen Kennzeichen der Ungerechtigkeit, der Undankbarkeit, der Tollheit und der Gottlosigkeit. Umgeben von dem heiligen Kollegium, und in Eurer Gegenwart, Ihr würdigen Repräsentanten der dem heiligen Stuhle befreundeten Regierungen und Mächte, protestiren wir in den feierlichsten Ausdrücken gegen dieses Dekret und erklären es für null und nichtig, wie wir es mit den frühern Dekreten und Akten gethan haben."

"Ihr waret Zeugen, meinen Herren, der auf ewig bejammernswerthen Ereignisse vom 15. und 16. November vorigen Jahres; Ihr habt sie, wie wir, bejammert und verdammt. Ihr habt unsern Geist gestärkt in diesen traurigen Tagen; Ihr seid uns hierher gefolgt in dies Land, wo uns Gottes Hand geleitet hat, der erheben und erniedrigen kann, aber der niemals den Menschen verläßt, welcher auf ihn vertraut. In diesem Augenblicke noch umgebt Ihr uns hier mit Eurem edlen Beistande. An Euch also wenden wir uns, damit Ihr Euren resp. Höfen und Regierungen Kunde gebet von unsern Gefühlen und unserer Protestation."

"Die Unterthanen des Kirchenstaates werden durch die verwegenen Manövers einer der menschlichen Gesellschaft feindlichen Partei in den Abgrund des tiefsten Elends geschleudert. Wir legen daher als weltlicher Fürst und mehr noch als oberster Priester der katholischen Religion die Klagen und Bitten des größten Theiles der Unterthanen vor, welche die Ketten, mit denen sie niedergehalten werden, zerbrochen wissen wollen."

"Wir verlangen zu gleicher Zeit, daß man dem heiligen Stuhle das heilige Recht auf die weltliche Herrschaft bewahre, von dem er seit so vielen Jahrhunderten der rechtmäßige, allgemein anerkannte Besitzer ist; es ist dies ein Recht, welches in der gegenwärtigen Ordnung der Vorsehung nothwendig und unentbehrlich geworden für die freie Ausübung des katholischen Apostolats dieses heiligen Stuhls."

"Das lebhafte Interesse, welches sich in der ganzen Welt zu Gunsten unserer Sache kund gegeben, ist ein eklatanter Beweis, daß sie die Sache der Gerechtigkeit ist; deßhalb dürfen wir auch keinen Augenblick zweifeln, daß sie mit aller Sympathie und allem Wohlwollen von den ehrenwerthen Nationen, die Ihr vertretet, aufgenommen werde." -

* Florenz, 16. Febr.

Die provisorische Regierung von Florenz hat folgende Proklamation erlassen:

"Unser schönes Land ist unwiederbringlich verloren, wenn nicht sofort alle diejenigen, in deren Busen ein italienisches Herz klopft, sich erheben, um das Vaterland zu retten.

Räuberbanden, unter dem Vorwande, daß der Herzog geflohen, oder gar ohne Vorwände, durchziehen das Land und plündern und brennen. Die Regierung hat einige gefaßt, und die Strafe wird nicht ausbleiben.

Einige Soldaten haben ihre Fahne; andere, welche die Entwürdigung alles Heiligen noch weiter treiben, haben das Land verlassen. Nur Eins ist tröstend dabei: das ist der Gedanke, daß bei Einigen die Reue dem Fehltritte auf dem Fuße gefolgt ist. Möge bald die Taufe des Feuers ihnen in ganzer Fülle die Ehre wiedergeben, die sie niemals hätte verlieren sollen.

Der feierliche Augenblick ist da: ein Augenblick ewigen Ruhmes oder ewiger Schmach. Sollten wir weiter nichts zu finden wissen, als eitle Thränen und feiges Wettjagen?

Das Uebel ist groß, aber es ist nicht größer als der Muth eines guten Bürgers! Es ist nie erlaubt, an dem Heil des Vaterlandes zu verzweifeln.

Muth! das Gesetz über die Frewilligen ist kund gemacht worden; es lautet: Engagement auf ein Jahr und einen Tag; Belohnung und Ruhm folgen den Freiwilligen.

Keine Worte mehr, Thaten! Wenn nicht 30,000 Toskanische

die 36 deutschen Nationen und Natiönchen, Vaterländer und Vaterländchen so zu maulkorben und mit metternich'schen Zwangsnetzen zu überspannen, daß die erste Periode des Bundestags noch wie Tag vor der nachfolgenden Nacht dastehen soll. Die Leute haben zwar nichts vergessen, aber gar manches gelernt; sie kennen jetzt den lieben Michel besser und gründlicher als früher und richten danach ihre Schritte ein. Sie fallen nicht mit der Thüre ins Haus, hoffen aber um so besser und sicherer hineinzukommen.

Der „Edle“ präsidirte dem erwachten Bundestag. Es handelte sich um die auf das Cirkularschreiben vom 28. Jan. eingelaufenen Erklärungen der Herren Bundestags-Väter. Da waren Erklärungen eingetroffen von Lippe, Sachsen-Weimar, Schleswig-Holstein, Frankfurt, den drei Anhaltinern, aus Baden, Limburg, den beiden Hohenzollern und wie die Legion der deutschen Vaterländer und die Sitze unserer geliebten Landesväter weiter heißen. Baiern hatte außer seinem gewöhnlichen Bevollmächtigten auch noch den Herrn Lerchenfeld hergeschickt. Hannover hat noch keine Instruktion; Baiern auch noch nichts, wird aber bald eine Note ausarbeiten. Oestreich hört zu und erklärt, es habe die abgegebenen Bemerkungen „mit großem Interesse“ vernommen. Hr. Schmerling wird das Protokoll seiner Regierung einsenden, Preußen verheißt einen Nachtrag zu seinen Bemerkungen, i. e. Noten. So ist die Vereinbarung im schönsten Gange und Michel wird bald etwas von den Früchten merken, die jetzt in dem bundestaglichen Treibhause für ihn gezeitigt werden.

Mannheim, 23. Febr.

Ein schönes Stückchen von unserem Minister Bekk, dem Manne der „Ehrenmänner,“ dem Manne der Bassermänner, dem Trost und Hort der vaterländischen Vereine, ist in diesen Tagen in der würtembergischen Ständekammer wieder enthüllt worden. Der Abgeordnete Zwerger interpellirt das Ministerium wegen der noch in Baden stehenden würtembergischen Truppen, und verlangt in Anbetracht der großen Kosten, welche dadurch dem Staate sowohl als den Angehörigen der Soldaten erwachsen, deren Abberufung. Der Staatsrath Römer entgegnet, daß die würtembergische Regierung schon mehrmals bei der Centralgewalt um Zurückziehung der Truppen Schritte gethan, es sei aber erst auf die letzte Verwendung hin von Baden die Nachricht eingelaufen, die badische Regierung müsse eher um Vermehrung, als Zurückziehung der Truppen bitten, da auf den 24. Februar ein neuer Putsch erwartet werde.

(M. Abd. Z.)
Ungarn.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Wir lassen nun den Bericht der Breslauer Zeitung folgen:
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.

* In Paris trafen am 25. Febr. endlich die amtlichen Berichte über die Ereignisse in Florenz, Livorno etc. vom 19. und 20. Febr. ein. Die Republik ist am 19. in Florenz proklamirt worden. In dem disfälligen Akte heißt es: „Es wird eine Italienische Central-Republik constituirt, deren Hauptstadt Rom ist.“ Dem Gerücht einer Intervention Piemonts zu Gunsten des Ex.-Großherzogs Leopold wird vom General-Consulat in Livorno amtlich widersprochen. Das ganze diplomatische Corps war dem Ex-. Großherzog nach Porto San Stefano gefolgt, ist aber zum Theil wieder nach Florenz zurückgekehrt, um dem Schauplatz der Begebenheiten näher zu sein. Ueberall die rothe Cocarde.

* Rom, 15. Febr.

Wie die Römer sich schnell in revolutionäre Franzosen umgewandelt haben! Wie Alles bei ihnen eine revolutionäre Form annimmt! Die nationalen Ateliers sind in den Händen des Arbeitsministers Sterbini eine wahre Armee geworden. Die Konfiskation der geistlichen Güter geht mit raschen Schritten vorwärts, und trotz aller Verläumdung der Ultramontanen, wie wir jetzt die reaktionären Bourgeois-Franzosen nennen, beobachtet man dabei die größte Mäßigung. Allerdings war vor einigen Tagen Tagen eine Affiche an den Mauern, worin die Geistlichen aufgefordert wurden, nicht mehr in priesterlichem Anzug auszugehen, überhaupt alle äußern Auszeichnungen, die an die Periode des Obskurantismus erinnern könnte, einzustellen. Aber diese Affiche hatte keinen offiziellen Charakter; sie ging von Privatpersonen aus. Der Polizeipräfekt hat heute eine andere Affiche anheften lassen, worin er die erstere mißbilligt, und jeden Akt von sich weist, der als eine moralische Gewaltmaßregel angesehen werden könnte. Ihrerseits sind die Geistlichen weit entfernt, dieselbe Mäßigung zu beobachten. So haben sie sich fast ohne Ausnahme enthalten, bei dem Te Deum zu figuriren.

Von Tag zu Tag wird es hier im Lande klarer, daß zwischen den Privilegien der Bank und den Rechten des Volkes keine Vermittlung möglich ist. Die Privilegien der Bank treten hier in der Form des göttlichen Rechtes auf; wir verheimlichen uns nicht den Kampf, den das sogenannte göttliche Recht mit dem Völkerrecht zu bestehen hat. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß einer Junischlacht nur durch revolutionäre Maßregeln vorgebeugt werden kann.

Dem Bürger Carlo Emanuel Muzzarelli, Minister des Unterrichts, ist der Vorsitz im Ministerrathe von seinen Kollegen und der Exekutivkommission eingeräumt worden.

Carlo Rusconi hat das gestern noch unbesetzte Portefeuille des Auswärtigen erhalten und angenommen.

Mazzini, das bekannte Haupt Jungitalien's, ist in Rom eingetroffen. Er will eine allgemeine Verschmelzung herbeiführen.

Aus Genua hört man vom 20. Februar, daß der Exgroßherzog Leopold sich nach Viareggio begeben, wo ihn ein Häuflein getreuer Unterthanen, namentlich Offiziere, erwarten, um sich an die Spitze einer Reaktion zu stellen.

* Gaëta, 15. Febr.

Der Pabst hat eine neue Protestation ergehen lassen; sie hat einen offiziellen Charakter, da sie in Gegenwart des diplomatischen Corps gemacht worden. Wir theilen sie hier wörtlich mit:

„Die ununterbrochene Reihefolge von Attentaten auf die weltliche Herrschaft über den Kirchenstaat, Attentate, die durch die Verblendung Einzelner vorbereitet, von denjenigen ausgeführt worden, deren List und Bosheit lange und langsam die Blinden zur blinden Folgsamkeit herangebildet haben ‒ hat endlich den höchsten Grad aller Bosheit erreicht in einem Dekret der sogenannten konstituirenden Versammlung vom 9. Febr., wo man das Pabstthum rechtlich und thatsächlich der weltlichen Regierung des Kirchenstaates für verlustig erklärt, und eine neue angeblich reindemokratische Regierung unter dem Namen der römischen Republik aufstellt.“

„Wir sind abermals in der Nothwendigkeit, unsere Stimme auf's Neue zu erheben gegen einen Akt, der sich der Welt kund gibt mit allen Kennzeichen der Ungerechtigkeit, der Undankbarkeit, der Tollheit und der Gottlosigkeit. Umgeben von dem heiligen Kollegium, und in Eurer Gegenwart, Ihr würdigen Repräsentanten der dem heiligen Stuhle befreundeten Regierungen und Mächte, protestiren wir in den feierlichsten Ausdrücken gegen dieses Dekret und erklären es für null und nichtig, wie wir es mit den frühern Dekreten und Akten gethan haben.“

„Ihr waret Zeugen, meinen Herren, der auf ewig bejammernswerthen Ereignisse vom 15. und 16. November vorigen Jahres; Ihr habt sie, wie wir, bejammert und verdammt. Ihr habt unsern Geist gestärkt in diesen traurigen Tagen; Ihr seid uns hierher gefolgt in dies Land, wo uns Gottes Hand geleitet hat, der erheben und erniedrigen kann, aber der niemals den Menschen verläßt, welcher auf ihn vertraut. In diesem Augenblicke noch umgebt Ihr uns hier mit Eurem edlen Beistande. An Euch also wenden wir uns, damit Ihr Euren resp. Höfen und Regierungen Kunde gebet von unsern Gefühlen und unserer Protestation.“

„Die Unterthanen des Kirchenstaates werden durch die verwegenen Manövers einer der menschlichen Gesellschaft feindlichen Partei in den Abgrund des tiefsten Elends geschleudert. Wir legen daher als weltlicher Fürst und mehr noch als oberster Priester der katholischen Religion die Klagen und Bitten des größten Theiles der Unterthanen vor, welche die Ketten, mit denen sie niedergehalten werden, zerbrochen wissen wollen.“

„Wir verlangen zu gleicher Zeit, daß man dem heiligen Stuhle das heilige Recht auf die weltliche Herrschaft bewahre, von dem er seit so vielen Jahrhunderten der rechtmäßige, allgemein anerkannte Besitzer ist; es ist dies ein Recht, welches in der gegenwärtigen Ordnung der Vorsehung nothwendig und unentbehrlich geworden für die freie Ausübung des katholischen Apostolats dieses heiligen Stuhls.“

„Das lebhafte Interesse, welches sich in der ganzen Welt zu Gunsten unserer Sache kund gegeben, ist ein eklatanter Beweis, daß sie die Sache der Gerechtigkeit ist; deßhalb dürfen wir auch keinen Augenblick zweifeln, daß sie mit aller Sympathie und allem Wohlwollen von den ehrenwerthen Nationen, die Ihr vertretet, aufgenommen werde.“ ‒

* Florenz, 16. Febr.

Die provisorische Regierung von Florenz hat folgende Proklamation erlassen:

„Unser schönes Land ist unwiederbringlich verloren, wenn nicht sofort alle diejenigen, in deren Busen ein italienisches Herz klopft, sich erheben, um das Vaterland zu retten.

Räuberbanden, unter dem Vorwande, daß der Herzog geflohen, oder gar ohne Vorwände, durchziehen das Land und plündern und brennen. Die Regierung hat einige gefaßt, und die Strafe wird nicht ausbleiben.

Einige Soldaten haben ihre Fahne; andere, welche die Entwürdigung alles Heiligen noch weiter treiben, haben das Land verlassen. Nur Eins ist tröstend dabei: das ist der Gedanke, daß bei Einigen die Reue dem Fehltritte auf dem Fuße gefolgt ist. Möge bald die Taufe des Feuers ihnen in ganzer Fülle die Ehre wiedergeben, die sie niemals hätte verlieren sollen.

Der feierliche Augenblick ist da: ein Augenblick ewigen Ruhmes oder ewiger Schmach. Sollten wir weiter nichts zu finden wissen, als eitle Thränen und feiges Wettjagen?

Das Uebel ist groß, aber es ist nicht größer als der Muth eines guten Bürgers! Es ist nie erlaubt, an dem Heil des Vaterlandes zu verzweifeln.

Muth! das Gesetz über die Frewilligen ist kund gemacht worden; es lautet: Engagement auf ein Jahr und einen Tag; Belohnung und Ruhm folgen den Freiwilligen.

Keine Worte mehr, Thaten! Wenn nicht 30,000 Toskanische

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die 36 deutschen Nationen und Natiönchen, Vaterländer und Vaterländchen so zu maulkorben und mit metternich'schen Zwangsnetzen zu überspannen, daß die erste Periode des Bundestags noch wie Tag vor der nachfolgenden Nacht dastehen soll. Die Leute haben zwar nichts vergessen, aber gar manches gelernt; sie kennen jetzt den lieben Michel besser und gründlicher als früher und richten danach ihre Schritte ein. Sie fallen nicht mit der Thüre ins Haus, hoffen aber um so besser und sicherer hineinzukommen.</p>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die russische Invasion &#x2013; Die Serben, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
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          <p>Von Tag zu Tag wird es hier im Lande klarer, daß zwischen den Privilegien der Bank und den Rechten des Volkes keine Vermittlung möglich ist. Die Privilegien der Bank treten hier in der Form des göttlichen Rechtes auf; wir verheimlichen uns nicht den Kampf, den das sogenannte göttliche Recht mit dem Völkerrecht zu bestehen hat. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß einer Junischlacht nur durch revolutionäre Maßregeln vorgebeugt werden kann.</p>
          <p>Dem Bürger Carlo Emanuel Muzzarelli, Minister des Unterrichts, ist der Vorsitz im Ministerrathe von seinen Kollegen und der Exekutivkommission eingeräumt worden.</p>
          <p>Carlo Rusconi hat das gestern noch unbesetzte Portefeuille des Auswärtigen erhalten und angenommen.</p>
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          <p>&#x201E;Wir sind abermals in der Nothwendigkeit, unsere Stimme auf's Neue zu erheben gegen einen Akt, der sich der Welt kund gibt mit allen Kennzeichen der Ungerechtigkeit, der Undankbarkeit, der Tollheit und der Gottlosigkeit. Umgeben von dem heiligen Kollegium, und in Eurer Gegenwart, Ihr würdigen Repräsentanten der dem heiligen Stuhle befreundeten Regierungen und Mächte, protestiren wir in den feierlichsten Ausdrücken gegen dieses Dekret und erklären es für null und nichtig, wie wir es mit den frühern Dekreten und Akten gethan haben.&#x201C;</p>
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          <p>&#x201E;Die Unterthanen des Kirchenstaates werden durch die verwegenen Manövers einer der menschlichen Gesellschaft feindlichen Partei in den Abgrund des tiefsten Elends geschleudert. Wir legen daher als weltlicher Fürst und mehr noch als oberster Priester der katholischen Religion die Klagen und Bitten des größten Theiles der Unterthanen vor, welche die Ketten, mit denen sie niedergehalten werden, zerbrochen wissen wollen.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Wir verlangen zu gleicher Zeit, daß man dem heiligen Stuhle das heilige Recht auf die weltliche Herrschaft bewahre, von dem er seit so vielen Jahrhunderten der rechtmäßige, allgemein anerkannte Besitzer ist; es ist dies ein Recht, welches in der gegenwärtigen Ordnung der Vorsehung nothwendig und unentbehrlich geworden für die freie Ausübung des katholischen Apostolats dieses heiligen Stuhls.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Das lebhafte Interesse, welches sich in der ganzen Welt zu Gunsten unserer Sache kund gegeben, ist ein eklatanter Beweis, daß sie die Sache der Gerechtigkeit ist; deßhalb dürfen wir auch keinen Augenblick zweifeln, daß sie mit aller Sympathie und allem Wohlwollen von den ehrenwerthen Nationen, die Ihr vertretet, aufgenommen werde.&#x201C; &#x2012;</p>
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          <p>&#x201E;Unser schönes Land ist unwiederbringlich verloren, wenn nicht sofort alle diejenigen, in deren Busen ein italienisches Herz klopft, sich erheben, um das Vaterland zu retten.</p>
          <p>Räuberbanden, unter dem Vorwande, daß der Herzog geflohen, oder gar ohne Vorwände, durchziehen das Land und plündern und brennen. Die Regierung hat einige gefaßt, und die Strafe wird nicht ausbleiben.</p>
          <p>Einige Soldaten haben ihre Fahne; andere, welche die Entwürdigung alles Heiligen noch weiter treiben, haben das Land verlassen. Nur Eins ist tröstend dabei: das ist der Gedanke, daß bei Einigen die Reue dem Fehltritte auf dem Fuße gefolgt ist. Möge bald die Taufe des Feuers ihnen in ganzer Fülle die Ehre wiedergeben, die sie niemals hätte verlieren sollen.</p>
          <p>Der feierliche Augenblick ist da: ein Augenblick ewigen Ruhmes oder ewiger Schmach. Sollten wir weiter nichts zu finden wissen, als eitle Thränen und feiges Wettjagen?</p>
          <p>Das Uebel ist groß, aber es ist nicht größer als der Muth eines guten Bürgers! Es ist nie erlaubt, an dem Heil des Vaterlandes zu verzweifeln.</p>
          <p>Muth! das Gesetz über die Frewilligen ist kund gemacht worden; es lautet: Engagement auf ein Jahr und einen Tag; Belohnung und Ruhm folgen den Freiwilligen.</p>
          <p>Keine Worte mehr, Thaten! Wenn nicht 30,000 Toskanische
</p>
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[1283/0003] die 36 deutschen Nationen und Natiönchen, Vaterländer und Vaterländchen so zu maulkorben und mit metternich'schen Zwangsnetzen zu überspannen, daß die erste Periode des Bundestags noch wie Tag vor der nachfolgenden Nacht dastehen soll. Die Leute haben zwar nichts vergessen, aber gar manches gelernt; sie kennen jetzt den lieben Michel besser und gründlicher als früher und richten danach ihre Schritte ein. Sie fallen nicht mit der Thüre ins Haus, hoffen aber um so besser und sicherer hineinzukommen. Der „Edle“ präsidirte dem erwachten Bundestag. Es handelte sich um die auf das Cirkularschreiben vom 28. Jan. eingelaufenen Erklärungen der Herren Bundestags-Väter. Da waren Erklärungen eingetroffen von Lippe, Sachsen-Weimar, Schleswig-Holstein, Frankfurt, den drei Anhaltinern, aus Baden, Limburg, den beiden Hohenzollern und wie die Legion der deutschen Vaterländer und die Sitze unserer geliebten Landesväter weiter heißen. Baiern hatte außer seinem gewöhnlichen Bevollmächtigten auch noch den Herrn Lerchenfeld hergeschickt. Hannover hat noch keine Instruktion; Baiern auch noch nichts, wird aber bald eine Note ausarbeiten. Oestreich hört zu und erklärt, es habe die abgegebenen Bemerkungen „mit großem Interesse“ vernommen. Hr. Schmerling wird das Protokoll seiner Regierung einsenden, Preußen verheißt einen Nachtrag zu seinen Bemerkungen, i. e. Noten. So ist die Vereinbarung im schönsten Gange und Michel wird bald etwas von den Früchten merken, die jetzt in dem bundestaglichen Treibhause für ihn gezeitigt werden. Mannheim, 23. Febr. Ein schönes Stückchen von unserem Minister Bekk, dem Manne der „Ehrenmänner,“ dem Manne der Bassermänner, dem Trost und Hort der vaterländischen Vereine, ist in diesen Tagen in der würtembergischen Ständekammer wieder enthüllt worden. Der Abgeordnete Zwerger interpellirt das Ministerium wegen der noch in Baden stehenden würtembergischen Truppen, und verlangt in Anbetracht der großen Kosten, welche dadurch dem Staate sowohl als den Angehörigen der Soldaten erwachsen, deren Abberufung. Der Staatsrath Römer entgegnet, daß die würtembergische Regierung schon mehrmals bei der Centralgewalt um Zurückziehung der Truppen Schritte gethan, es sei aber erst auf die letzte Verwendung hin von Baden die Nachricht eingelaufen, die badische Regierung müsse eher um Vermehrung, als Zurückziehung der Truppen bitten, da auf den 24. Februar ein neuer Putsch erwartet werde. (M. Abd. Z.) Ungarn. _ Wir lassen nun den Bericht der Breslauer Zeitung folgen: _ Italien. * In Paris trafen am 25. Febr. endlich die amtlichen Berichte über die Ereignisse in Florenz, Livorno etc. vom 19. und 20. Febr. ein. Die Republik ist am 19. in Florenz proklamirt worden. In dem disfälligen Akte heißt es: „Es wird eine Italienische Central-Republik constituirt, deren Hauptstadt Rom ist.“ Dem Gerücht einer Intervention Piemonts zu Gunsten des Ex.-Großherzogs Leopold wird vom General-Consulat in Livorno amtlich widersprochen. Das ganze diplomatische Corps war dem Ex-. Großherzog nach Porto San Stefano gefolgt, ist aber zum Theil wieder nach Florenz zurückgekehrt, um dem Schauplatz der Begebenheiten näher zu sein. Ueberall die rothe Cocarde. * Rom, 15. Febr. Wie die Römer sich schnell in revolutionäre Franzosen umgewandelt haben! Wie Alles bei ihnen eine revolutionäre Form annimmt! Die nationalen Ateliers sind in den Händen des Arbeitsministers Sterbini eine wahre Armee geworden. Die Konfiskation der geistlichen Güter geht mit raschen Schritten vorwärts, und trotz aller Verläumdung der Ultramontanen, wie wir jetzt die reaktionären Bourgeois-Franzosen nennen, beobachtet man dabei die größte Mäßigung. Allerdings war vor einigen Tagen Tagen eine Affiche an den Mauern, worin die Geistlichen aufgefordert wurden, nicht mehr in priesterlichem Anzug auszugehen, überhaupt alle äußern Auszeichnungen, die an die Periode des Obskurantismus erinnern könnte, einzustellen. Aber diese Affiche hatte keinen offiziellen Charakter; sie ging von Privatpersonen aus. Der Polizeipräfekt hat heute eine andere Affiche anheften lassen, worin er die erstere mißbilligt, und jeden Akt von sich weist, der als eine moralische Gewaltmaßregel angesehen werden könnte. Ihrerseits sind die Geistlichen weit entfernt, dieselbe Mäßigung zu beobachten. So haben sie sich fast ohne Ausnahme enthalten, bei dem Te Deum zu figuriren. Von Tag zu Tag wird es hier im Lande klarer, daß zwischen den Privilegien der Bank und den Rechten des Volkes keine Vermittlung möglich ist. Die Privilegien der Bank treten hier in der Form des göttlichen Rechtes auf; wir verheimlichen uns nicht den Kampf, den das sogenannte göttliche Recht mit dem Völkerrecht zu bestehen hat. Jedenfalls ist es ausgemacht, daß einer Junischlacht nur durch revolutionäre Maßregeln vorgebeugt werden kann. Dem Bürger Carlo Emanuel Muzzarelli, Minister des Unterrichts, ist der Vorsitz im Ministerrathe von seinen Kollegen und der Exekutivkommission eingeräumt worden. Carlo Rusconi hat das gestern noch unbesetzte Portefeuille des Auswärtigen erhalten und angenommen. Mazzini, das bekannte Haupt Jungitalien's, ist in Rom eingetroffen. Er will eine allgemeine Verschmelzung herbeiführen. Aus Genua hört man vom 20. Februar, daß der Exgroßherzog Leopold sich nach Viareggio begeben, wo ihn ein Häuflein getreuer Unterthanen, namentlich Offiziere, erwarten, um sich an die Spitze einer Reaktion zu stellen. * Gaëta, 15. Febr. Der Pabst hat eine neue Protestation ergehen lassen; sie hat einen offiziellen Charakter, da sie in Gegenwart des diplomatischen Corps gemacht worden. Wir theilen sie hier wörtlich mit: „Die ununterbrochene Reihefolge von Attentaten auf die weltliche Herrschaft über den Kirchenstaat, Attentate, die durch die Verblendung Einzelner vorbereitet, von denjenigen ausgeführt worden, deren List und Bosheit lange und langsam die Blinden zur blinden Folgsamkeit herangebildet haben ‒ hat endlich den höchsten Grad aller Bosheit erreicht in einem Dekret der sogenannten konstituirenden Versammlung vom 9. Febr., wo man das Pabstthum rechtlich und thatsächlich der weltlichen Regierung des Kirchenstaates für verlustig erklärt, und eine neue angeblich reindemokratische Regierung unter dem Namen der römischen Republik aufstellt.“ „Wir sind abermals in der Nothwendigkeit, unsere Stimme auf's Neue zu erheben gegen einen Akt, der sich der Welt kund gibt mit allen Kennzeichen der Ungerechtigkeit, der Undankbarkeit, der Tollheit und der Gottlosigkeit. Umgeben von dem heiligen Kollegium, und in Eurer Gegenwart, Ihr würdigen Repräsentanten der dem heiligen Stuhle befreundeten Regierungen und Mächte, protestiren wir in den feierlichsten Ausdrücken gegen dieses Dekret und erklären es für null und nichtig, wie wir es mit den frühern Dekreten und Akten gethan haben.“ „Ihr waret Zeugen, meinen Herren, der auf ewig bejammernswerthen Ereignisse vom 15. und 16. November vorigen Jahres; Ihr habt sie, wie wir, bejammert und verdammt. Ihr habt unsern Geist gestärkt in diesen traurigen Tagen; Ihr seid uns hierher gefolgt in dies Land, wo uns Gottes Hand geleitet hat, der erheben und erniedrigen kann, aber der niemals den Menschen verläßt, welcher auf ihn vertraut. In diesem Augenblicke noch umgebt Ihr uns hier mit Eurem edlen Beistande. An Euch also wenden wir uns, damit Ihr Euren resp. Höfen und Regierungen Kunde gebet von unsern Gefühlen und unserer Protestation.“ „Die Unterthanen des Kirchenstaates werden durch die verwegenen Manövers einer der menschlichen Gesellschaft feindlichen Partei in den Abgrund des tiefsten Elends geschleudert. Wir legen daher als weltlicher Fürst und mehr noch als oberster Priester der katholischen Religion die Klagen und Bitten des größten Theiles der Unterthanen vor, welche die Ketten, mit denen sie niedergehalten werden, zerbrochen wissen wollen.“ „Wir verlangen zu gleicher Zeit, daß man dem heiligen Stuhle das heilige Recht auf die weltliche Herrschaft bewahre, von dem er seit so vielen Jahrhunderten der rechtmäßige, allgemein anerkannte Besitzer ist; es ist dies ein Recht, welches in der gegenwärtigen Ordnung der Vorsehung nothwendig und unentbehrlich geworden für die freie Ausübung des katholischen Apostolats dieses heiligen Stuhls.“ „Das lebhafte Interesse, welches sich in der ganzen Welt zu Gunsten unserer Sache kund gegeben, ist ein eklatanter Beweis, daß sie die Sache der Gerechtigkeit ist; deßhalb dürfen wir auch keinen Augenblick zweifeln, daß sie mit aller Sympathie und allem Wohlwollen von den ehrenwerthen Nationen, die Ihr vertretet, aufgenommen werde.“ ‒ * Florenz, 16. Febr. Die provisorische Regierung von Florenz hat folgende Proklamation erlassen: „Unser schönes Land ist unwiederbringlich verloren, wenn nicht sofort alle diejenigen, in deren Busen ein italienisches Herz klopft, sich erheben, um das Vaterland zu retten. Räuberbanden, unter dem Vorwande, daß der Herzog geflohen, oder gar ohne Vorwände, durchziehen das Land und plündern und brennen. Die Regierung hat einige gefaßt, und die Strafe wird nicht ausbleiben. Einige Soldaten haben ihre Fahne; andere, welche die Entwürdigung alles Heiligen noch weiter treiben, haben das Land verlassen. Nur Eins ist tröstend dabei: das ist der Gedanke, daß bei Einigen die Reue dem Fehltritte auf dem Fuße gefolgt ist. Möge bald die Taufe des Feuers ihnen in ganzer Fülle die Ehre wiedergeben, die sie niemals hätte verlieren sollen. Der feierliche Augenblick ist da: ein Augenblick ewigen Ruhmes oder ewiger Schmach. Sollten wir weiter nichts zu finden wissen, als eitle Thränen und feiges Wettjagen? Das Uebel ist groß, aber es ist nicht größer als der Muth eines guten Bürgers! Es ist nie erlaubt, an dem Heil des Vaterlandes zu verzweifeln. Muth! das Gesetz über die Frewilligen ist kund gemacht worden; es lautet: Engagement auf ein Jahr und einen Tag; Belohnung und Ruhm folgen den Freiwilligen. Keine Worte mehr, Thaten! Wenn nicht 30,000 Toskanische

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 233. Köln, 28. Februar 1849, S. 1283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz233_1849/3>, abgerufen am 18.04.2024.