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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 189. Köln, 7. Januar 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 189 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 7. Januar 1849.
[Französische Republik]

[Fortsetzung] 3) Jeder Bürger, der die Emanzipation der Arbeiterklasse will, kann Mitglied der Association werden.

4) Das Minimum des monatlichen Beitrages beträgt 50 Centimes.

5) Das provisorische Centralcomite hat seinen Sitz in Paris. Es besteht aus den Mitgliedern, welche zuerst gegenwärtigen Statuten beigetreten und sich unterzeichnet haben.

6) Das Comite wird definitiv von dem Augenblicke an, wo die Association zu Paris wenigstens 200 Unterschriften zählt. Eine allgemeine Zusammenberufung wird dann Statt finden und die Mitglieder des definitiven Comite werden von den Mitgliedern der Association durch Abstimmen gewählt. Nichtsdestoweniger wird von heute an die Association als konstituirt angesehen und funktionirt gemäß besagten Statuten.

7) Es wird in jedem Departement ein Centralcomite errichtet; diese Centralcomite's in der Zahl von 85 korrespondiren direkt mit dem Centralcomite von Paris. Diese Comite's sind beauftragt, Sous-Comite's in den Arrondissement und Kantons zu organisiren. Die Centralcomite's der Departements empfangen die Mittheilungen und Beiträge der Arrondissements und der Kantons, und schicken sie an das Centralcomite im Departement der Seine, welches seinen Sitz in Paris hat.

7) Die Beiträge für das Departement der Seine werden in Empfang genommen an folgenden Stellen 1. am Hauptsitze der Assoziation Rue Coquilliere, 15; im Bureau der Republik, Rue Coq-Heron, 3. etc.

8) Alle Monate wird in den demokratischen Journalen Rechenschaft abgestattet von den Operationen der Gesellschaft.

9) Gegenwärtige Statuten sind der Revision unterworfen in der im Art. 5 angezeigten allgemeinen Versammlung.

10) Der Sitz der Assoziation ist provisorisch: 15, Rue Coquilliere.

Die Mitglieder des provisorischen Comites.
Pierre Leroux, Bernard, Gamet, Jean Mace, Edouard Herve, Audry, Guillard, Auguste Blum, A. Lefaure, Gauthier, J. A. Langlois, Brunier, E. Bareste, Alfred Darimon, L. Vasbenter, Tessie du Motay, Felix Tourneux, Joseph de Philippi, Mieroslawski.

Paris, 4. Jan.

Der Moniteur theilt mit, daß der Vizeadmiral Cecille zum Gesandten nach London und Herr de Lagrene zum Generalbevollmächtigten der französischen Republik für die Konferenzen ernannt worden, welche Behufs Regelung der italienischen Frage in Brüssel eröffnet werden sollen.

-- Der Unterrichts- und Kultusminister, Herr de Falloux, setzt heute zwei Kommissionen ein, von denen die eine das vielbesprochene Primar-Unterrichtsgesetz, die andere das Sekundar-Unterrichtsgesetz ausarbeiten soll:

A. Für das Primar-Unterrichtsgesetz:

1) Der Unterrichtsminister als Präsident.
2) Poulain de Bossay, von der Universität.
3) Cuvier, Pastor (Lutheraner).
4) Michel, Collaborator des Pater Girard (aus Freiburg, Schweiz).
5) Armand de Melun (Präsident der Societe d' Oeconomie Charitable).
6) Henri d' Riancey, Mitglied der Ges.
7) Cochin, Mitglied der Gesellschaft der Amis de l' Enfance.
8) Buchez, Expräsident der Nationalversammlung.
9) Abbe Sibour, Repräsentant.
10) Roux Lavergne, Repräs.
11) de Montreuil, Repräs.
12) Peupin, Repräsentant und Uhrmacher.
13) Alexis Chevalier, Schreiber.

Nichts als Orthodoxe und Jesuiten!

B. Für das Sekundar-Unterrichtsgesetz:

1) Der Unterrichtsminister als Präsident.
2) Cousin, von der Universität.
3) Saint Marc Girardin, von der Universität.
4) Dubois, ebenfalls Professor an der Universität.
5) Duponloup, Generalvikarius am Pariser Domkapitel.
6) Jauvier, Staatsrath.
7) Laurentie, ehemaliger General-Inspektor der Universität.
8) Bellaguet, Vorsteher des Direktoren-Vereins der Knaben- und Mädchen-Pensionshäuser in und um Paris.
9) Thiers, Exminister und Volks-Repräsentant.
10) Freslon, Advokat, Exminister und Repräsentant.
11) Montalembert, Expair und Repräsentant.
12) Corne, Advokat und Repräsentant.
13) v.Corcelles, Repräsentant.
14) Fresneau, Repräsentant.

Die Gesinnungsart obiger Glieder ist dem Auslande genügend bekannt. Sie bildet die Creme unserer Eklektiker, die man (selbst Thiers nicht ausgenommen) seit dem 24. Februar die Vertheidiger des Gottesthums im Gegensatze zum Menschenthum nennen könnte und welche in den Debats und Constitutionnel einen entsetzlichen Lärm darüber schlugen, daß die Sozialisten die Geburt Jesu Christi im Stalle als ein Gleichheitssymbol im Jardin d'hiver vor acht Tagen feierten.

Endlich setzt ein dritter Erlaß desselben Unterrichtsministers eine Kommission nieder, welche die Bücher und Schriften zu prüfen, die ihr vom Ministerium des Unterrichts, als zum Schulgebrauch passend, zugeschickt werden.

Der Bildung obiger Komissionen gehen, wie üblich, zwei Berichte voraus, welche die Funktionen der Kommissionen beleuchten und mit der Formel schließen:

"Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Huldigung des tiefsten Respekts Ihres ganz gehorsamen Dieners A. de Falloux."

So wären wir denn glücklich wieder in den alten Kanzleistyl hineingefahren!

-- Rulhieres, Kriegsminister, arbeitet daran, die von der provisorischen Regierung in Ruhestand versetzten Generäle wieder in Dienst zu nehmen.

-- Sind wir genau unterrichtet, sagt Herr Genoude, so betrugen die Einkünfte Louis Napoleon Bonaparte's ursprünglich 200,000 Frk. Rente. Seither haben aber die zahlreichen Anhänger des Prinzen so sehr an seinem Geldbeutel gesogen, daß jene Renten bis auf den vierten Theil herabschmolzen. Auch Herr Marrast soll unter diesen Saugern sich befunden haben.

-- Die Arbeiter-Associationen besitzen nun auch seit vorgestern ihr eigenes Journal: "Le Travail Affranchi", Rue des Saints Peres Nr. 16 (Preis jährlich 5 Frk. für Paris). Es wird von Francois Vidal, Adolph Touvenel, Viktor Meunier, L. Goaffin und dem bekannten Vizepräsidenten des Luxemburgparlaments, Pierre Vincard, geschrieben.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 4. Januar. Anfang 2 1/2 Uhr. Präsident Marrast.

An der Tagesordnung sind eine Menge Gesetzvorschläge von untergeordnetem Interesse. In erster Reihe steht ein Gesetzentwurf, welcher an das Dekret der provisorischen Regierung erinnert, das die Konkurrenz in den Gefängnissen abschaffte.

Marcel Barthe lobt die Absicht des Ministeriums, die Arbeit wieder in den Gefängnissen einzuführen. Das Arbeiten moralisire den Verbrecher. Das Dekret der provisorischen Regierung vom 24. März habe Indisciplin und Verwirrung in den Gefängnissen hervorgerufen. (Oh! Oh!) Indessen solle man die Arbeit nicht nach dem alten Muster herstellen. Dieses habe der Privatindustrie eine all zu tödtliche Konkurrenz geleistet. Der Redner wünscht Vorsichtsmaßregeln. Unter diesem Vorbehalt ratifizirte er die Abschaffung des Märzdekrets der berüchtigten provisorischen Regierung. Schließlich weist er auf die deutschen Baugefangenen und das Berner Zuchthaus (die sogenannten Blauhäusler mit der Nummer auf dem Rücken) als Musterbilder hin, welche nachzuahmen seien. Die dortigen Sträflinge würden zu Festungs- und Ackerarbeiten in freier Luft verwendet und thäten darum der Privatproduktion keinen Schaden. Diejenigen aber, die in den Sälen arbeiteten, konsumirten ihre Produkte selber. (Beifall).

Roux Carbonnel legt der National-Versammlung einen neuen Plan vor, der darin besteht, nur solche Arbeiten in den Gefängnissen auszuführen, welche die Handelskammer des Ortes genehmigt haben würde. Die Sträflinge sollten übrigens gleiche Lohnhöhe mit den freien Arbeitern beziehen. (Oh! Oh!) Diese Unterbrechung uberrascht den Redner dergestalt, daß er der Versammlung versichert, langer als dreißig Jahre daran gefeilt zu haben. (Neue Unterbrechung).

Falloux, Unterrichtsminister, besteigt die Bühne und sagt, er habe die Ehre, ein Dekret des Präsidenten der Republik zu überreichen, welches die Carnotschen Gesetzentwurfe rücksichtlich des Primär- und Sekundärunterrichts zurückziehe. (Sensation).

Der Minister tritt in eine ultramontane Kritik jener Vorschläge Carnots.

Barthelemy de St. Hilaire bekämpft die Einwendungen des Ministers im Namen der Akademie und findet sie unparlamentarisch.

Falloux rechtfertigt sich.

Repellin trägt auf Ueberweisung des Dekrets an die Bureaus an.

Odilon-Barrot besteigt die Bühne.

Odilon-Barrot, sehend, daß man dem Kabinet das Recht bestreite, Gesetzentwürfe organischer Natur, wie der Carnotsche, zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, vertheidigte drei Viertelstunden lang unter unzähligen Unterbrechungen das Recht der Initiative für die Exekutivgewalt. "Sie fragen mich, warum und auf welche Gründe hin wir von dem Recht unserer Initiative Gebrauch machen. Wir antworten Ihnen: Von uns selbst und unserem Gewissen! (Agitation.) Ich bitte die Versammlung, zu glauben, daß ich nicht nach dem Regierungs-Antheil strebte, den ich einnehme. Aber da ich ihn einmal vertrete, so werde ich ihn ungeschwächt zu bewahren suchen. Das jetzige Ministerium vermöge unmöglich das Werk seiner Vorgänger mit seiner Verantwortlichkeit zu decken. (Beifall zur Rechten) Der Redner protestirt gegen den Repellinschen Antrag, eine Commission zur Prüfung des Unterrichtsgesetzes durch die Büreaus zu ernennen.

Dupont (aus Bussac) bezweifelt sehr, ob das Gewissen des Herrn Conseilpräsidenten wirklich so stark sei, und erklärt, daß wenn die Versammlung Opposition zeige, so gelte dies weniger dem Präsidenten der Republik als dem Ministerium.

Falloux vertheidigt das Recht des Ministeriums zur Initiative für alle Gesetze u. s. w. (rärmen.) Er hoffe, die Nationalversammlung werde das heutige billigen.

Dupont (Bussac) schlägt eine motivirte Tagesordnung vor, welche also lautet: "In Erwägung, daß die Nationalversammlung allein das Recht habe, Unterrichtsgesetze zu entwerfen (mithin dem Ministerium ein desfallsiges Recht nicht zustehe), geht zur Tagesordnung über."

Viele Stimmen: Simple Tagesordnung.

Die Versammlung geht mit 442 gegen 302 Stimmen zur simplen Tagesordnung über.

Das Ministerium hat also 302 Voltairianer zu Feinden. Es mag auf seiner Hut sein!

Pascal Duprat trägt schließlich darauf an, morgen eine Kommission zu ernennen, welche dies organische Gesetz über den Unterricht ausarbeiten soll.

Falloux (mit verbissener Höflichkeit) hat nichts dagegen.

Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.

Italien.
68 Rom, 26. Decbr.

In der heutigen Sitzung empfingen die Kammern eine Botschaft von der Junta, worin sie ihnen erklärt: daß, wenn das Ministerium und die Kammern den Gesetzentwurf zur Einberufung der National-Versammlung (constituante) nicht sofort ausarbeite und proklamire, sie selbst die constituante proklamiren würde. Das Ministerium las hierauf den Gesetzentwurf zur Ausschreibung der Wahlen vor und stattete seinen Bericht ab, der mit dem Antrage schloß, die constituante sofort einzuberufen. Die Majorität saß wie auf Nadeln. Als sie zur Abstimmung schreiten sollte: zögerte sie. Da schrie das Volk bei diesem Anblick von den Gallerien herab über Verrath und drohte den Verräthern an der Freiheit. Diese stimmten aber trotz aller Drohungen gegen sofortige Proklamation der constituante unmittelbar. Es entsteht ein großer Tumult. Um dieses Votum zu annulliren, scheint sich Jemand aus dem Saal gestohlen zu haben. Die Kammer sei nicht mehr vollzählig, hieß es plötzlich! Das Votum gelte nicht! Das Volk war zornig und pfiff. Die Sitzung ging auseinander und das Ministerium versprach, jetzt ohne die Kammer zu handeln.

Der Pabst hat jede Intervention ausgeschlagen.

Ostindien.

Ueber Marseille sind den englischen Blättern Nachrichten aus Bombay vom 3. Dezbr., aus Calcutta vom 25. Novbr., zugegangen. Was den Kriegsschauplatz betrifft, so reichen die Nachrichten bis zum 20. Novbr. Die von Multan lauten dahin, daß am 1. und 5. Novbr. mehrere Scharmützel vorfielen, ein bedeutendes am 7. Es wurden an diesem Tage die vom Dewan von Multan vorgeschobenen Befestigungswerke von den Engländern angegriffen, in der Nacht zuvor waren aber 6 Kompagnien von Cortland's Regiment (aus Eingebornen bestehend) ins feindliche Lager desertirt. Dies ermuthigte die Multanesen. Sie griffen Major Edwarde's Lager an, wurden aber nach einem ziemlich hartnäckigen Gefecht mit dem Verlust von 7 Kanonen und vielen Todten und Verwundeten vollständig zurückgeschlagen. Die Außenverschanzungen des Feindes wurden genommen und zerstört. Es ging also hier wie in Peschawer, wo die Sikh-Truppen ebenfalls abfielen. Nachdem sich am 23. Octbr. das ganze Corps der Sikhs empört hatte, folgte diesem Beispiele am andern Tage ein mohamedanisches Regiment, auf das Major Lawrence besonders gerechnet hatte. Er mußte nebst seinen übrigen Offizieren die Flucht ergreifen; fünf Minuten später wäre er verloren und in Feindes Händen gewesen. Die Entflohenen langten am 25. Oktbr. in Kohat an. Aus diesen Desertionen und Empörungen unter den Sikh- und andern einheimischen Truppentheilen erklärt es sich, weshalb eine so große Armee konzentrirt wird. Allem Anschein nach hat die ostindische Regierung von den geheimen Springfedern, die unter den Sikhs in Bewegung gesetzt worden, genaue Kunde erhalten und danach ihre Vorbereitungen getroffen. Lord Gough war bei dem Hauptkorps am Tschenab den 21. Novbr. eingetroffen. Seine dort versammelten Streitkräfte belaufen sich auf 22,000 Mann nebst 70 Geschützen. Darunter befinden sich 7 europäische Regimenter.

Somit steht jetzt im Pendschab eine Operationsarmee von über 40,000 M. reguläre Truppen nebst 200 Geschützen. Bei Multan befinden sich circa 15,000 Alliirte; dazu kommen noch etwa 6000 M. Dschumu-Truppen; im Ganzen beträgt die jetzt im Felde befindliche englische Armee circa 70,000 M. Der Feind zählt etwa die Hälfte. Ist auch Peschawer durch den Verrath der Sikh-Truppen in Feindes Hand, so ist doch Attock noch treu geblieben und Kapitän Abbott behauptet sich mit seiner kleinen Heldenschaar im Hazareh-Lande. Es dürfte nicht eher zu einem entscheidenden Schlage kommen, bis nicht alle englischen Truppen auf den ihnen bestimmten Punkten angelangt sind. Der General-Gouverneur war unterwegs nach Umballa. -- Der Nisam von Heiderabad hat seinen Minister, dessen Absetzung der britische Bevollmächtigte seit so Langem gefordert, endlich entlassen.

Die Handelsberichte aus Calcutta lauten günstig. In Bombay gingen die Geschäfte wieder gut.

Aus den projectirten Eisenbahnen scheint vorläufig wenig zu werden. Denn der Directorenhof scheint nicht geneigt, die von den Actionären gewünschte Garantie der Zinsen zu 5pCt. zu bewilligen.

Aegypten.
* Alexandria, 21. Decbr.

Abbas Pascha, der neue Vicekönig, verließ Cairo am 18. und wird sich heute, wie man sagt, auf des Sultans Dampf-Yacht nach Konstantinopel begeben, um sich in seiner Würde vom Sultan bestätigen zu lassen. Er nimmt 200,000 Pfd. Sterl. zu Geschenken in Konstantinopel mit.

Spanien.
68

Nach dem "Journal du peuple", welches in Bayonne erscheint, soll die Armee von Catalonien eine vollständige Niederlage erlitten haben. "Ein Expresser, heißt es, der sie am 26. verlassen hat, bringt uns folgende wichtige Nachricht: Cabrera hat in der Umgegend eine blutige und dermaßen entscheidende Schlacht geliefert, daß man sie in gar keinen Vergleich bringen kann mit allen frühern Gefechten. Der General war an der Spitze von 10,000 Mann und hat die Armee der Königin, welche über 14,000 Mann stark und von Concha selbst commandirt war, gänzlich geschlagen. Die Schlacht selbst war mörderisch. Vier Eskadronen Cavalerie und 1200 Mann von den Elite-Compagnieen der Königin sind gefangen genommen worden. Der Rest der Armee hat die Flucht ergriffen nach allen Richtungen hin, und Cabrera, obgleich von einer Kugel am Kopfe getroffen, hat den Flüchtlingen nachgesetzt. Die Journale von Barcelona vom 28. schweigen gänzlich darüber. Der "Fomento" zeigt an, daß am 27. der General-Capitain von Catalonien in Vich eingezogen sei.

Amerika.
68 New-York, 20. Decbr.

Im Kongreß sind die Parteien schon ziemlich an einander gerathen und die parlamentarischen Kämpfe zwischen den Sachwaltern der Sklaverei und der freien Arbeit, zwischen den Vertheidigern niedriger Schutzzölle und den Protektionisten oder high tariff-men dürften auch in dieser Session den eigentlichen Kern der Verhandlungen bilden. Der Senat hatte sich mit der Sklavenfrage zu beschäftigen gehabt, da Benton eine Petition von Bewohnern Neu-Mexiko's einreichte, worin um baldige Constituirung ihres Landes als Staat der Union zugleich aber um Ausschluß der Sklaverei vom Gebiete Neu-Mexiko's ersucht wurde. Benton unterstützte die Petition. Calhoun, der Sklavenhalter, bezeichnet sie als "unverschämt" und als den Interessen der Conföderation zuwider, besonders da das Schriftstück aus einem eben erst eroberten und annexirten Lande komme. Die Debatten waren lang und heftig, bis schließlich die Petition dem betreffenden Ausschuß überwiesen wurde. Wegen der Sklavenfrage liegen dem Kongreß außerdem noch 3 Anträge vor: 1) Californien alsbald zu einem Staat der Union zu organisiren und die Sklavenfrage den dortigen Einwohnern zu überlassen; 2) Clayton's Vermittlungsbill, welche die Entscheidung dem höchsten Gerichtshofe überläßt; 3) die Resolutionen des Repräsentantenhauses, welche der Territorien-Comite in Betreff einer Bill wegen Organisation der Territorialregierungen unter Ausschluß der Sklaverei, übermacht worden waren.

Nach Berichten aus dem Gesundheitsamte auf "Staten Island" war die Cholera dort im Zunehmen, trat aber in sehr milder Form auf.

Die mexikanischen Nachrichten drehen sich hauptsächlich um die Insurrektion in der Sierra Gardo. Von Queretaro aus wurde ein Detaschement zur Unterdrückung derselben abgesandt, allein die Aufständischen zogen sich in unzugängliche Theile des Gebirges zurück. Bustamente wird bald Verstärkung erhalten, denn sonst könnte leicht die Stadt Queretaro selbst an die Insurgenten verloren gehen. Durango war von Indianer-Schaaren (wie's heißt Comantschis) heimgesucht; sie zogen mordend und plündernd von einem Ort zum andern. Die Straße von Durango bis zum Hafen Mazatlan war in den Händen der Indianer.

Es heißt, die Regierung zu Washington habe Maßregeln beschlossen, um europäische und südamerikanische Schiffe an der Ausfuhr des in Californien gewonnenen Goldes zu verhindern.

Schweden.
Stockholm, 23. Dezbr.

Die Gesellschaft der Reformfreunde in Stockholm fordert mittelst Rundschreibens alle Reformgesellschaften im ganzen Lande auf, an den König mit Petitionen zu gehen, behufs Berufung eines Ultima-Reichstages im Laufe des Jahres 1849, zur Erledigung der wichtigsten Angelegenheiten des Landes, der Reform der Konstitution und Einführung einer Volksvertretung durch Repräsentativverfassung.

Redakteur en chef: Karl Marx.
Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 189 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 7. Januar 1849.
[Französische Republik]

[Fortsetzung] 3) Jeder Bürger, der die Emanzipation der Arbeiterklasse will, kann Mitglied der Association werden.

4) Das Minimum des monatlichen Beitrages beträgt 50 Centimes.

5) Das provisorische Centralcomite hat seinen Sitz in Paris. Es besteht aus den Mitgliedern, welche zuerst gegenwärtigen Statuten beigetreten und sich unterzeichnet haben.

6) Das Comite wird definitiv von dem Augenblicke an, wo die Association zu Paris wenigstens 200 Unterschriften zählt. Eine allgemeine Zusammenberufung wird dann Statt finden und die Mitglieder des definitiven Comite werden von den Mitgliedern der Association durch Abstimmen gewählt. Nichtsdestoweniger wird von heute an die Association als konstituirt angesehen und funktionirt gemäß besagten Statuten.

7) Es wird in jedem Departement ein Centralcomite errichtet; diese Centralcomite's in der Zahl von 85 korrespondiren direkt mit dem Centralcomite von Paris. Diese Comite's sind beauftragt, Sous-Comite's in den Arrondissement und Kantons zu organisiren. Die Centralcomite's der Departements empfangen die Mittheilungen und Beiträge der Arrondissements und der Kantons, und schicken sie an das Centralcomite im Departement der Seine, welches seinen Sitz in Paris hat.

7) Die Beiträge für das Departement der Seine werden in Empfang genommen an folgenden Stellen 1. am Hauptsitze der Assoziation Rue Coquilliére, 15; im Bureau der Republik, Rue Coq-Heron, 3. etc.

8) Alle Monate wird in den demokratischen Journalen Rechenschaft abgestattet von den Operationen der Gesellschaft.

9) Gegenwärtige Statuten sind der Revision unterworfen in der im Art. 5 angezeigten allgemeinen Versammlung.

10) Der Sitz der Assoziation ist provisorisch: 15, Rue Coquilliére.

Die Mitglieder des provisorischen Comites.
Pierre Leroux, Bernard, Gamet, Jean Macé, Edouard Hervé, Audry, Guillard, Auguste Blum, A. Lefaure, Gauthier, J. A. Langlois, Brunier, E. Bareste, Alfred Darimon, L. Vasbenter, Tessie du Motay, Felix Tourneux, Joseph de Philippi, Mieroslawski.

Paris, 4. Jan.

Der Moniteur theilt mit, daß der Vizeadmiral Cécille zum Gesandten nach London und Herr de Lagrené zum Generalbevollmächtigten der französischen Republik für die Konferenzen ernannt worden, welche Behufs Regelung der italienischen Frage in Brüssel eröffnet werden sollen.

— Der Unterrichts- und Kultusminister, Herr de Falloux, setzt heute zwei Kommissionen ein, von denen die eine das vielbesprochene Primar-Unterrichtsgesetz, die andere das Sekundar-Unterrichtsgesetz ausarbeiten soll:

A. Für das Primar-Unterrichtsgesetz:

1) Der Unterrichtsminister als Präsident.
2) Poulain de Bossay, von der Universität.
3) Cuvier, Pastor (Lutheraner).
4) Michel, Collaborator des Pater Girard (aus Freiburg, Schweiz).
5) Armand de Melun (Präsident der Société d' Oeconomie Charitable).
6) Henri d' Riancey, Mitglied der Ges.
7) Cochin, Mitglied der Gesellschaft der Amis de l' Enfance.
8) Buchez, Expräsident der Nationalversammlung.
9) Abbé Sibour, Repräsentant.
10) Roux Lavergne, Repräs.
11) de Montreuil, Repräs.
12) Peupin, Repräsentant und Uhrmacher.
13) Alexis Chevalier, Schreiber.

Nichts als Orthodoxe und Jesuiten!

B. Für das Sekundar-Unterrichtsgesetz:

1) Der Unterrichtsminister als Präsident.
2) Cousin, von der Universität.
3) Saint Marc Girardin, von der Universität.
4) Dubois, ebenfalls Professor an der Universität.
5) Duponloup, Generalvikarius am Pariser Domkapitel.
6) Jauvier, Staatsrath.
7) Laurentie, ehemaliger General-Inspektor der Universität.
8) Bellaguet, Vorsteher des Direktoren-Vereins der Knaben- und Mädchen-Pensionshäuser in und um Paris.
9) Thiers, Exminister und Volks-Repräsentant.
10) Freslon, Advokat, Exminister und Repräsentant.
11) Montalembert, Expair und Repräsentant.
12) Corne, Advokat und Repräsentant.
13) v.Corcelles, Repräsentant.
14) Fresneau, Repräsentant.

Die Gesinnungsart obiger Glieder ist dem Auslande genügend bekannt. Sie bildet die Creme unserer Eklektiker, die man (selbst Thiers nicht ausgenommen) seit dem 24. Februar die Vertheidiger des Gottesthums im Gegensatze zum Menschenthum nennen könnte und welche in den Debats und Constitutionnel einen entsetzlichen Lärm darüber schlugen, daß die Sozialisten die Geburt Jesu Christi im Stalle als ein Gleichheitssymbol im Jardin d'hiver vor acht Tagen feierten.

Endlich setzt ein dritter Erlaß desselben Unterrichtsministers eine Kommission nieder, welche die Bücher und Schriften zu prüfen, die ihr vom Ministerium des Unterrichts, als zum Schulgebrauch passend, zugeschickt werden.

Der Bildung obiger Komissionen gehen, wie üblich, zwei Berichte voraus, welche die Funktionen der Kommissionen beleuchten und mit der Formel schließen:

„Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Huldigung des tiefsten Respekts Ihres ganz gehorsamen Dieners A. de Falloux.“

So wären wir denn glücklich wieder in den alten Kanzleistyl hineingefahren!

— Rulhières, Kriegsminister, arbeitet daran, die von der provisorischen Regierung in Ruhestand versetzten Generäle wieder in Dienst zu nehmen.

— Sind wir genau unterrichtet, sagt Herr Genoude, so betrugen die Einkünfte Louis Napoleon Bonaparte's ursprünglich 200,000 Frk. Rente. Seither haben aber die zahlreichen Anhänger des Prinzen so sehr an seinem Geldbeutel gesogen, daß jene Renten bis auf den vierten Theil herabschmolzen. Auch Herr Marrast soll unter diesen Saugern sich befunden haben.

— Die Arbeiter-Associationen besitzen nun auch seit vorgestern ihr eigenes Journal: „Le Travail Affranchi“, Rue des Saints Peres Nr. 16 (Preis jährlich 5 Frk. für Paris). Es wird von Francois Vidal, Adolph Touvenel, Viktor Meunier, L. Goaffin und dem bekannten Vizepräsidenten des Luxemburgparlaments, Pierre Vincard, geschrieben.

National-Versammlung. Sitzung vom 4. Januar. Anfang 2 1/2 Uhr. Präsident Marrast.

An der Tagesordnung sind eine Menge Gesetzvorschläge von untergeordnetem Interesse. In erster Reihe steht ein Gesetzentwurf, welcher an das Dekret der provisorischen Regierung erinnert, das die Konkurrenz in den Gefängnissen abschaffte.

Marcel Barthe lobt die Absicht des Ministeriums, die Arbeit wieder in den Gefängnissen einzuführen. Das Arbeiten moralisire den Verbrecher. Das Dekret der provisorischen Regierung vom 24. März habe Indisciplin und Verwirrung in den Gefängnissen hervorgerufen. (Oh! Oh!) Indessen solle man die Arbeit nicht nach dem alten Muster herstellen. Dieses habe der Privatindustrie eine all zu tödtliche Konkurrenz geleistet. Der Redner wünscht Vorsichtsmaßregeln. Unter diesem Vorbehalt ratifizirte er die Abschaffung des Märzdekrets der berüchtigten provisorischen Regierung. Schließlich weist er auf die deutschen Baugefangenen und das Berner Zuchthaus (die sogenannten Blauhäusler mit der Nummer auf dem Rücken) als Musterbilder hin, welche nachzuahmen seien. Die dortigen Sträflinge würden zu Festungs- und Ackerarbeiten in freier Luft verwendet und thäten darum der Privatproduktion keinen Schaden. Diejenigen aber, die in den Sälen arbeiteten, konsumirten ihre Produkte selber. (Beifall).

Roux Carbonnel legt der National-Versammlung einen neuen Plan vor, der darin besteht, nur solche Arbeiten in den Gefängnissen auszuführen, welche die Handelskammer des Ortes genehmigt haben würde. Die Sträflinge sollten übrigens gleiche Lohnhöhe mit den freien Arbeitern beziehen. (Oh! Oh!) Diese Unterbrechung uberrascht den Redner dergestalt, daß er der Versammlung versichert, langer als dreißig Jahre daran gefeilt zu haben. (Neue Unterbrechung).

Falloux, Unterrichtsminister, besteigt die Bühne und sagt, er habe die Ehre, ein Dekret des Präsidenten der Republik zu überreichen, welches die Carnotschen Gesetzentwurfe rücksichtlich des Primär- und Sekundärunterrichts zurückziehe. (Sensation).

Der Minister tritt in eine ultramontane Kritik jener Vorschläge Carnots.

Barthelemy de St. Hilaire bekämpft die Einwendungen des Ministers im Namen der Akademie und findet sie unparlamentarisch.

Falloux rechtfertigt sich.

Repellin trägt auf Ueberweisung des Dekrets an die Bureaus an.

Odilon-Barrot besteigt die Bühne.

Odilon-Barrot, sehend, daß man dem Kabinet das Recht bestreite, Gesetzentwürfe organischer Natur, wie der Carnotsche, zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, vertheidigte drei Viertelstunden lang unter unzähligen Unterbrechungen das Recht der Initiative für die Exekutivgewalt. „Sie fragen mich, warum und auf welche Gründe hin wir von dem Recht unserer Initiative Gebrauch machen. Wir antworten Ihnen: Von uns selbst und unserem Gewissen! (Agitation.) Ich bitte die Versammlung, zu glauben, daß ich nicht nach dem Regierungs-Antheil strebte, den ich einnehme. Aber da ich ihn einmal vertrete, so werde ich ihn ungeschwächt zu bewahren suchen. Das jetzige Ministerium vermöge unmöglich das Werk seiner Vorgänger mit seiner Verantwortlichkeit zu decken. (Beifall zur Rechten) Der Redner protestirt gegen den Repellinschen Antrag, eine Commission zur Prüfung des Unterrichtsgesetzes durch die Büreaus zu ernennen.

Dupont (aus Bussac) bezweifelt sehr, ob das Gewissen des Herrn Conseilpräsidenten wirklich so stark sei, und erklärt, daß wenn die Versammlung Opposition zeige, so gelte dies weniger dem Präsidenten der Republik als dem Ministerium.

Falloux vertheidigt das Recht des Ministeriums zur Initiative für alle Gesetze u. s. w. (rärmen.) Er hoffe, die Nationalversammlung werde das heutige billigen.

Dupont (Bussac) schlägt eine motivirte Tagesordnung vor, welche also lautet: „In Erwägung, daß die Nationalversammlung allein das Recht habe, Unterrichtsgesetze zu entwerfen (mithin dem Ministerium ein desfallsiges Recht nicht zustehe), geht zur Tagesordnung über.“

Viele Stimmen: Simple Tagesordnung.

Die Versammlung geht mit 442 gegen 302 Stimmen zur simplen Tagesordnung über.

Das Ministerium hat also 302 Voltairianer zu Feinden. Es mag auf seiner Hut sein!

Pascal Duprat trägt schließlich darauf an, morgen eine Kommission zu ernennen, welche dies organische Gesetz über den Unterricht ausarbeiten soll.

Falloux (mit verbissener Höflichkeit) hat nichts dagegen.

Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.

Italien.
68 Rom, 26. Decbr.

In der heutigen Sitzung empfingen die Kammern eine Botschaft von der Junta, worin sie ihnen erklärt: daß, wenn das Ministerium und die Kammern den Gesetzentwurf zur Einberufung der National-Versammlung (constituante) nicht sofort ausarbeite und proklamire, sie selbst die constituante proklamiren würde. Das Ministerium las hierauf den Gesetzentwurf zur Ausschreibung der Wahlen vor und stattete seinen Bericht ab, der mit dem Antrage schloß, die constituante sofort einzuberufen. Die Majorität saß wie auf Nadeln. Als sie zur Abstimmung schreiten sollte: zögerte sie. Da schrie das Volk bei diesem Anblick von den Gallerien herab über Verrath und drohte den Verräthern an der Freiheit. Diese stimmten aber trotz aller Drohungen gegen sofortige Proklamation der constituante unmittelbar. Es entsteht ein großer Tumult. Um dieses Votum zu annulliren, scheint sich Jemand aus dem Saal gestohlen zu haben. Die Kammer sei nicht mehr vollzählig, hieß es plötzlich! Das Votum gelte nicht! Das Volk war zornig und pfiff. Die Sitzung ging auseinander und das Ministerium versprach, jetzt ohne die Kammer zu handeln.

Der Pabst hat jede Intervention ausgeschlagen.

Ostindien.

Ueber Marseille sind den englischen Blättern Nachrichten aus Bombay vom 3. Dezbr., aus Calcutta vom 25. Novbr., zugegangen. Was den Kriegsschauplatz betrifft, so reichen die Nachrichten bis zum 20. Novbr. Die von Multan lauten dahin, daß am 1. und 5. Novbr. mehrere Scharmützel vorfielen, ein bedeutendes am 7. Es wurden an diesem Tage die vom Dewan von Multan vorgeschobenen Befestigungswerke von den Engländern angegriffen, in der Nacht zuvor waren aber 6 Kompagnien von Cortland's Regiment (aus Eingebornen bestehend) ins feindliche Lager desertirt. Dies ermuthigte die Multanesen. Sie griffen Major Edwarde's Lager an, wurden aber nach einem ziemlich hartnäckigen Gefecht mit dem Verlust von 7 Kanonen und vielen Todten und Verwundeten vollständig zurückgeschlagen. Die Außenverschanzungen des Feindes wurden genommen und zerstört. Es ging also hier wie in Peschawer, wo die Sikh-Truppen ebenfalls abfielen. Nachdem sich am 23. Octbr. das ganze Corps der Sikhs empört hatte, folgte diesem Beispiele am andern Tage ein mohamedanisches Regiment, auf das Major Lawrence besonders gerechnet hatte. Er mußte nebst seinen übrigen Offizieren die Flucht ergreifen; fünf Minuten später wäre er verloren und in Feindes Händen gewesen. Die Entflohenen langten am 25. Oktbr. in Kohat an. Aus diesen Desertionen und Empörungen unter den Sikh- und andern einheimischen Truppentheilen erklärt es sich, weshalb eine so große Armee konzentrirt wird. Allem Anschein nach hat die ostindische Regierung von den geheimen Springfedern, die unter den Sikhs in Bewegung gesetzt worden, genaue Kunde erhalten und danach ihre Vorbereitungen getroffen. Lord Gough war bei dem Hauptkorps am Tschenab den 21. Novbr. eingetroffen. Seine dort versammelten Streitkräfte belaufen sich auf 22,000 Mann nebst 70 Geschützen. Darunter befinden sich 7 europäische Regimenter.

Somit steht jetzt im Pendschab eine Operationsarmee von über 40,000 M. reguläre Truppen nebst 200 Geschützen. Bei Multan befinden sich circa 15,000 Alliirte; dazu kommen noch etwa 6000 M. Dschumu-Truppen; im Ganzen beträgt die jetzt im Felde befindliche englische Armee circa 70,000 M. Der Feind zählt etwa die Hälfte. Ist auch Peschawer durch den Verrath der Sikh-Truppen in Feindes Hand, so ist doch Attock noch treu geblieben und Kapitän Abbott behauptet sich mit seiner kleinen Heldenschaar im Hazareh-Lande. Es dürfte nicht eher zu einem entscheidenden Schlage kommen, bis nicht alle englischen Truppen auf den ihnen bestimmten Punkten angelangt sind. Der General-Gouverneur war unterwegs nach Umballa. — Der Nisam von Heiderabad hat seinen Minister, dessen Absetzung der britische Bevollmächtigte seit so Langem gefordert, endlich entlassen.

Die Handelsberichte aus Calcutta lauten günstig. In Bombay gingen die Geschäfte wieder gut.

Aus den projectirten Eisenbahnen scheint vorläufig wenig zu werden. Denn der Directorenhof scheint nicht geneigt, die von den Actionären gewünschte Garantie der Zinsen zu 5pCt. zu bewilligen.

Aegypten.
* Alexandria, 21. Decbr.

Abbas Pascha, der neue Vicekönig, verließ Cairo am 18. und wird sich heute, wie man sagt, auf des Sultans Dampf-Yacht nach Konstantinopel begeben, um sich in seiner Würde vom Sultan bestätigen zu lassen. Er nimmt 200,000 Pfd. Sterl. zu Geschenken in Konstantinopel mit.

Spanien.
68

Nach dem „Journal du peuple“, welches in Bayonne erscheint, soll die Armee von Catalonien eine vollständige Niederlage erlitten haben. „Ein Expresser, heißt es, der sie am 26. verlassen hat, bringt uns folgende wichtige Nachricht: Cabrera hat in der Umgegend eine blutige und dermaßen entscheidende Schlacht geliefert, daß man sie in gar keinen Vergleich bringen kann mit allen frühern Gefechten. Der General war an der Spitze von 10,000 Mann und hat die Armee der Königin, welche über 14,000 Mann stark und von Concha selbst commandirt war, gänzlich geschlagen. Die Schlacht selbst war mörderisch. Vier Eskadronen Cavalerie und 1200 Mann von den Elite-Compagnieen der Königin sind gefangen genommen worden. Der Rest der Armee hat die Flucht ergriffen nach allen Richtungen hin, und Cabrera, obgleich von einer Kugel am Kopfe getroffen, hat den Flüchtlingen nachgesetzt. Die Journale von Barcelona vom 28. schweigen gänzlich darüber. Der „Fomento“ zeigt an, daß am 27. der General-Capitain von Catalonien in Vich eingezogen sei.

Amerika.
68 New-York, 20. Decbr.

Im Kongreß sind die Parteien schon ziemlich an einander gerathen und die parlamentarischen Kämpfe zwischen den Sachwaltern der Sklaverei und der freien Arbeit, zwischen den Vertheidigern niedriger Schutzzölle und den Protektionisten oder high tariff-men dürften auch in dieser Session den eigentlichen Kern der Verhandlungen bilden. Der Senat hatte sich mit der Sklavenfrage zu beschäftigen gehabt, da Benton eine Petition von Bewohnern Neu-Mexiko's einreichte, worin um baldige Constituirung ihres Landes als Staat der Union zugleich aber um Ausschluß der Sklaverei vom Gebiete Neu-Mexiko's ersucht wurde. Benton unterstützte die Petition. Calhoun, der Sklavenhalter, bezeichnet sie als „unverschämt“ und als den Interessen der Conföderation zuwider, besonders da das Schriftstück aus einem eben erst eroberten und annexirten Lande komme. Die Debatten waren lang und heftig, bis schließlich die Petition dem betreffenden Ausschuß überwiesen wurde. Wegen der Sklavenfrage liegen dem Kongreß außerdem noch 3 Anträge vor: 1) Californien alsbald zu einem Staat der Union zu organisiren und die Sklavenfrage den dortigen Einwohnern zu überlassen; 2) Clayton's Vermittlungsbill, welche die Entscheidung dem höchsten Gerichtshofe überläßt; 3) die Resolutionen des Repräsentantenhauses, welche der Territorien-Comite in Betreff einer Bill wegen Organisation der Territorialregierungen unter Ausschluß der Sklaverei, übermacht worden waren.

Nach Berichten aus dem Gesundheitsamte auf „Staten Island“ war die Cholera dort im Zunehmen, trat aber in sehr milder Form auf.

Die mexikanischen Nachrichten drehen sich hauptsächlich um die Insurrektion in der Sierra Gardo. Von Queretaro aus wurde ein Detaschement zur Unterdrückung derselben abgesandt, allein die Aufständischen zogen sich in unzugängliche Theile des Gebirges zurück. Bustamente wird bald Verstärkung erhalten, denn sonst könnte leicht die Stadt Queretaro selbst an die Insurgenten verloren gehen. Durango war von Indianer-Schaaren (wie's heißt Comantschis) heimgesucht; sie zogen mordend und plündernd von einem Ort zum andern. Die Straße von Durango bis zum Hafen Mazatlan war in den Händen der Indianer.

Es heißt, die Regierung zu Washington habe Maßregeln beschlossen, um europäische und südamerikanische Schiffe an der Ausfuhr des in Californien gewonnenen Goldes zu verhindern.

Schweden.
Stockholm, 23. Dezbr.

Die Gesellschaft der Reformfreunde in Stockholm fordert mittelst Rundschreibens alle Reformgesellschaften im ganzen Lande auf, an den König mit Petitionen zu gehen, behufs Berufung eines Ultima-Reichstages im Laufe des Jahres 1849, zur Erledigung der wichtigsten Angelegenheiten des Landes, der Reform der Konstitution und Einführung einer Volksvertretung durch Repräsentativverfassung.

Redakteur en chef: Karl Marx.
Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 189 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag 7. Januar 1849.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> 3) Jeder Bürger, der die Emanzipation der Arbeiterklasse will, kann Mitglied der Association werden.</p>
          <p>4) Das Minimum des monatlichen Beitrages beträgt 50 Centimes.</p>
          <p>5) Das provisorische Centralcomite hat seinen Sitz in Paris. Es besteht aus den Mitgliedern, welche zuerst gegenwärtigen Statuten beigetreten und sich unterzeichnet haben.</p>
          <p>6) Das Comite wird definitiv von dem Augenblicke an, wo die Association zu Paris wenigstens 200 Unterschriften zählt. Eine allgemeine Zusammenberufung wird dann Statt finden und die Mitglieder des definitiven Comite werden von den Mitgliedern der Association durch Abstimmen gewählt. Nichtsdestoweniger wird von heute an die Association als konstituirt angesehen und funktionirt gemäß besagten Statuten.</p>
          <p>7) Es wird in jedem Departement ein Centralcomite errichtet; diese Centralcomite's in der Zahl von 85 korrespondiren direkt mit dem Centralcomite von Paris. Diese Comite's sind beauftragt, Sous-Comite's in den Arrondissement und Kantons zu organisiren. Die Centralcomite's der Departements empfangen die Mittheilungen und Beiträge der Arrondissements und der Kantons, und schicken sie an das Centralcomite im Departement der Seine, welches seinen Sitz in Paris hat.</p>
          <p>7) Die Beiträge für das Departement der Seine werden in Empfang genommen an folgenden Stellen 1. am Hauptsitze der Assoziation Rue Coquilliére, 15; im Bureau der Republik, Rue Coq-Heron, 3. etc.</p>
          <p>8) Alle Monate wird in den demokratischen Journalen Rechenschaft abgestattet von den Operationen der Gesellschaft.</p>
          <p>9) Gegenwärtige Statuten sind der Revision unterworfen in der im Art. 5 angezeigten allgemeinen Versammlung.</p>
          <p>10) Der Sitz der Assoziation ist provisorisch: 15, Rue Coquilliére.</p>
          <p rendition="#et">Die Mitglieder des provisorischen Comites.<lb/>
Pierre Leroux, Bernard, Gamet, Jean Macé, Edouard Hervé, Audry, Guillard, Auguste Blum, A. Lefaure, Gauthier, J. A. Langlois, Brunier, E. Bareste, Alfred Darimon, L. Vasbenter, Tessie du Motay, Felix Tourneux, Joseph de Philippi, Mieroslawski.</p>
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          <head>Paris, 4. Jan.</head>
          <p>Der Moniteur theilt mit, daß der Vizeadmiral Cécille zum Gesandten nach London und Herr de Lagrené zum Generalbevollmächtigten der französischen Republik für die Konferenzen ernannt worden, welche Behufs Regelung der italienischen Frage in Brüssel eröffnet werden sollen.</p>
          <p>&#x2014; Der Unterrichts- und Kultusminister, Herr de Falloux, setzt heute zwei Kommissionen ein, von denen die eine das vielbesprochene Primar-Unterrichtsgesetz, die andere das Sekundar-Unterrichtsgesetz ausarbeiten soll:</p>
          <p>A. <hi rendition="#g">Für das Primar-Unterrichtsgesetz:</hi> </p>
          <p rendition="#et">1) Der Unterrichtsminister als Präsident.<lb/>
2) Poulain de Bossay, von der Universität.<lb/>
3) Cuvier, Pastor (Lutheraner).<lb/>
4) Michel, Collaborator des Pater Girard (aus Freiburg, Schweiz).<lb/>
5) Armand de Melun (Präsident der Société d' Oeconomie Charitable).<lb/>
6) Henri d' Riancey, Mitglied der Ges.<lb/>
7) Cochin, Mitglied der Gesellschaft der Amis de l' Enfance.<lb/>
8) Buchez, Expräsident der Nationalversammlung.<lb/>
9) Abbé Sibour, Repräsentant.<lb/>
10) Roux Lavergne, Repräs.<lb/>
11) de Montreuil, Repräs.<lb/>
12) Peupin, Repräsentant und Uhrmacher.<lb/>
13) Alexis Chevalier, Schreiber.</p>
          <p>Nichts als Orthodoxe und Jesuiten!</p>
          <p>B. <hi rendition="#g">Für das Sekundar-Unterrichtsgesetz</hi>:</p>
          <p rendition="#et">1) Der Unterrichtsminister als Präsident.<lb/>
2) Cousin, von der Universität.<lb/>
3) Saint Marc Girardin, von der Universität.<lb/>
4) Dubois, ebenfalls Professor an der Universität.<lb/>
5) Duponloup, Generalvikarius am Pariser Domkapitel.<lb/>
6) Jauvier, Staatsrath.<lb/>
7) Laurentie, ehemaliger General-Inspektor der Universität.<lb/>
8) Bellaguet, Vorsteher des Direktoren-Vereins der Knaben- und Mädchen-Pensionshäuser in und um Paris.<lb/>
9) Thiers, Exminister und Volks-Repräsentant.<lb/>
10) Freslon, Advokat, Exminister und Repräsentant.<lb/>
11) Montalembert, Expair und Repräsentant.<lb/>
12) Corne, Advokat und Repräsentant.<lb/>
13) v.Corcelles, Repräsentant.<lb/>
14) Fresneau, Repräsentant.</p>
          <p>Die Gesinnungsart obiger Glieder ist dem Auslande genügend bekannt. Sie bildet die Creme unserer Eklektiker, die man (selbst Thiers nicht ausgenommen) seit dem 24. Februar die Vertheidiger des Gottesthums im Gegensatze zum Menschenthum nennen könnte und welche in den Debats und Constitutionnel einen entsetzlichen Lärm darüber schlugen, daß die Sozialisten die Geburt Jesu Christi im Stalle als ein Gleichheitssymbol im Jardin d'hiver vor acht Tagen feierten.</p>
          <p>Endlich setzt ein dritter Erlaß desselben Unterrichtsministers eine Kommission nieder, welche die Bücher und Schriften zu prüfen, die ihr vom Ministerium des Unterrichts, als zum Schulgebrauch passend, zugeschickt werden.</p>
          <p>Der Bildung obiger Komissionen gehen, wie üblich, zwei Berichte voraus, welche die Funktionen der Kommissionen beleuchten und mit der Formel schließen:</p>
          <p>&#x201E;Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Huldigung des tiefsten Respekts Ihres ganz gehorsamen Dieners A. de Falloux.&#x201C;</p>
          <p>So wären wir denn glücklich wieder in den alten Kanzleistyl hineingefahren!</p>
          <p>&#x2014; Rulhières, Kriegsminister, arbeitet daran, die von der provisorischen Regierung in Ruhestand versetzten Generäle wieder in Dienst zu nehmen.</p>
          <p>&#x2014; Sind wir genau unterrichtet, sagt Herr Genoude, so betrugen die Einkünfte Louis Napoleon Bonaparte's ursprünglich 200,000 Frk. Rente. Seither haben aber die zahlreichen Anhänger des Prinzen so sehr an seinem Geldbeutel gesogen, daß jene Renten bis auf den vierten Theil herabschmolzen. Auch Herr Marrast soll unter diesen Saugern sich befunden haben.</p>
          <p>&#x2014; Die <hi rendition="#g">Arbeiter-Associationen</hi> besitzen nun auch seit vorgestern ihr eigenes Journal: &#x201E;Le Travail Affranchi&#x201C;, Rue des Saints Peres Nr. 16 (Preis jährlich 5 Frk. für Paris). Es wird von Francois Vidal, Adolph Touvenel, Viktor Meunier, L. Goaffin und dem bekannten Vizepräsidenten des Luxemburgparlaments, Pierre Vincard, geschrieben.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 4. Januar. Anfang 2 1/2 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>An der Tagesordnung sind eine Menge Gesetzvorschläge von untergeordnetem Interesse. In erster Reihe steht ein Gesetzentwurf, welcher an das Dekret der provisorischen Regierung erinnert, das die Konkurrenz in den Gefängnissen abschaffte.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marcel Barthe</hi> lobt die Absicht des Ministeriums, die Arbeit wieder in den Gefängnissen einzuführen. Das Arbeiten moralisire den Verbrecher. Das Dekret der provisorischen Regierung vom 24. März habe Indisciplin und Verwirrung in den Gefängnissen hervorgerufen. (Oh! Oh!) Indessen solle man die Arbeit nicht nach dem alten Muster herstellen. Dieses habe der Privatindustrie eine all zu tödtliche Konkurrenz geleistet. Der Redner wünscht Vorsichtsmaßregeln. Unter diesem Vorbehalt ratifizirte er die Abschaffung des Märzdekrets der berüchtigten provisorischen Regierung. Schließlich weist er auf die deutschen Baugefangenen und das Berner Zuchthaus (die sogenannten Blauhäusler mit der Nummer auf dem Rücken) als Musterbilder hin, welche nachzuahmen seien. Die dortigen Sträflinge würden zu Festungs- und Ackerarbeiten in freier Luft verwendet und thäten darum der Privatproduktion keinen Schaden. Diejenigen aber, die in den Sälen arbeiteten, konsumirten ihre Produkte selber. (Beifall).</p>
          <p><hi rendition="#g">Roux Carbonnel</hi> legt der National-Versammlung einen neuen Plan vor, der darin besteht, nur solche Arbeiten in den Gefängnissen auszuführen, welche die Handelskammer des Ortes genehmigt haben würde. Die Sträflinge sollten übrigens gleiche Lohnhöhe mit den freien Arbeitern beziehen. (Oh! Oh!) Diese Unterbrechung uberrascht den Redner dergestalt, daß er der Versammlung versichert, langer als dreißig Jahre daran gefeilt zu haben. (Neue Unterbrechung).</p>
          <p><hi rendition="#g">Falloux</hi>, Unterrichtsminister, besteigt die Bühne und sagt, er habe die Ehre, ein Dekret des Präsidenten der Republik zu überreichen, welches die Carnotschen Gesetzentwurfe rücksichtlich des Primär- und Sekundärunterrichts zurückziehe. (Sensation).</p>
          <p>Der Minister tritt in eine ultramontane Kritik jener Vorschläge Carnots.</p>
          <p><hi rendition="#g">Barthelemy de St. Hilaire</hi> bekämpft die Einwendungen des Ministers im Namen der Akademie und findet sie unparlamentarisch.</p>
          <p><hi rendition="#g">Falloux</hi> rechtfertigt sich.</p>
          <p><hi rendition="#g">Repellin</hi> trägt auf Ueberweisung des Dekrets an die Bureaus an.</p>
          <p>Odilon-Barrot besteigt die Bühne.</p>
          <p><hi rendition="#g">Odilon-Barrot,</hi> sehend, daß man dem Kabinet das Recht bestreite, Gesetzentwürfe organischer Natur, wie der Carnotsche, zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, vertheidigte drei Viertelstunden lang unter unzähligen Unterbrechungen das Recht der Initiative für die Exekutivgewalt. &#x201E;Sie fragen mich, warum und auf welche Gründe hin wir von dem Recht unserer Initiative Gebrauch machen. Wir antworten Ihnen: Von uns selbst und unserem Gewissen! (Agitation.) Ich bitte die Versammlung, zu glauben, daß ich nicht nach dem Regierungs-Antheil strebte, den ich einnehme. Aber da ich ihn einmal vertrete, so werde ich ihn ungeschwächt zu bewahren suchen. Das jetzige Ministerium vermöge unmöglich das Werk seiner Vorgänger mit seiner Verantwortlichkeit zu decken. (Beifall zur Rechten) Der Redner protestirt gegen den Repellinschen Antrag, eine Commission zur Prüfung des Unterrichtsgesetzes durch die Büreaus zu ernennen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (aus Bussac) bezweifelt sehr, ob das Gewissen des Herrn Conseilpräsidenten wirklich so stark sei, und erklärt, daß wenn die Versammlung Opposition zeige, so gelte dies weniger dem Präsidenten der Republik als dem Ministerium.</p>
          <p><hi rendition="#g">Falloux</hi> vertheidigt das Recht des Ministeriums zur Initiative für alle Gesetze u. s. w. (rärmen.) Er hoffe, die Nationalversammlung werde das heutige billigen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupont</hi> (Bussac) schlägt eine motivirte Tagesordnung vor, welche also lautet: &#x201E;In Erwägung, daß die Nationalversammlung allein das Recht habe, Unterrichtsgesetze zu entwerfen (mithin dem Ministerium ein desfallsiges Recht nicht zustehe), geht zur Tagesordnung über.&#x201C;</p>
          <p>Viele Stimmen: Simple Tagesordnung.</p>
          <p>Die Versammlung geht mit 442 gegen 302 Stimmen zur simplen Tagesordnung über.</p>
          <p>Das Ministerium hat also 302 Voltairianer zu Feinden. Es mag auf seiner Hut sein!</p>
          <p><hi rendition="#g">Pascal Duprat</hi> trägt schließlich darauf an, morgen eine Kommission zu ernennen, welche dies organische Gesetz über den Unterricht ausarbeiten soll.</p>
          <p><hi rendition="#g">Falloux</hi> (mit verbissener Höflichkeit) hat nichts dagegen.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen.</p>
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        <head>Italien.</head>
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          <head><bibl><author>68</author></bibl> Rom, 26. Decbr.</head>
          <p>In der heutigen Sitzung empfingen die Kammern eine Botschaft von der <hi rendition="#g">Junta,</hi> worin sie ihnen erklärt: daß, wenn das Ministerium und die Kammern den Gesetzentwurf zur Einberufung der National-Versammlung (constituante) nicht sofort ausarbeite und proklamire, sie selbst die constituante proklamiren würde. Das Ministerium las hierauf den Gesetzentwurf zur Ausschreibung der Wahlen vor und stattete seinen Bericht ab, der mit dem Antrage schloß, die constituante sofort einzuberufen. Die Majorität saß wie auf Nadeln. Als sie zur Abstimmung schreiten sollte: zögerte sie. Da schrie das Volk bei diesem Anblick von den Gallerien herab über Verrath und drohte den Verräthern an der Freiheit. Diese stimmten aber trotz aller Drohungen gegen sofortige Proklamation der constituante unmittelbar. Es entsteht ein großer Tumult. Um dieses Votum zu annulliren, scheint sich Jemand aus dem Saal gestohlen zu haben. Die Kammer sei nicht mehr vollzählig, hieß es plötzlich! Das Votum gelte nicht! Das Volk war zornig und pfiff. Die Sitzung ging auseinander und das Ministerium versprach, jetzt ohne die Kammer zu handeln.</p>
          <p>Der Pabst hat jede Intervention ausgeschlagen.</p>
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        <head>Ostindien.</head>
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          <p>Ueber Marseille sind den englischen Blättern Nachrichten aus Bombay vom 3. Dezbr., aus Calcutta vom 25. Novbr., zugegangen. Was den Kriegsschauplatz betrifft, so reichen die Nachrichten bis zum 20. Novbr. Die von Multan lauten dahin, daß am 1. und 5. Novbr. mehrere Scharmützel vorfielen, ein bedeutendes am 7. Es wurden an diesem Tage die vom Dewan von Multan vorgeschobenen Befestigungswerke von den Engländern angegriffen, in der Nacht zuvor waren aber 6 Kompagnien von Cortland's Regiment (aus Eingebornen bestehend) ins feindliche Lager desertirt. Dies ermuthigte die Multanesen. Sie griffen Major Edwarde's Lager an, wurden aber nach einem ziemlich hartnäckigen Gefecht mit dem Verlust von 7 Kanonen und vielen Todten und Verwundeten vollständig zurückgeschlagen. Die Außenverschanzungen des Feindes wurden genommen und zerstört. Es ging also hier wie in Peschawer, wo die Sikh-Truppen ebenfalls abfielen. Nachdem sich am 23. Octbr. das ganze Corps der Sikhs empört hatte, folgte diesem Beispiele am andern Tage ein mohamedanisches Regiment, auf das Major Lawrence besonders gerechnet hatte. Er mußte nebst seinen übrigen Offizieren die Flucht ergreifen; fünf Minuten später wäre er verloren und in Feindes Händen gewesen. Die Entflohenen langten am 25. Oktbr. in Kohat an. Aus diesen Desertionen und Empörungen unter den Sikh- und andern einheimischen Truppentheilen erklärt es sich, weshalb eine so große Armee konzentrirt wird. Allem Anschein nach hat die ostindische Regierung von den geheimen Springfedern, die unter den Sikhs in Bewegung gesetzt worden, genaue Kunde erhalten und danach ihre Vorbereitungen getroffen. Lord Gough war bei dem Hauptkorps am Tschenab den 21. Novbr. eingetroffen. Seine dort versammelten Streitkräfte belaufen sich auf 22,000 Mann nebst 70 Geschützen. Darunter befinden sich 7 europäische Regimenter.</p>
          <p>Somit steht jetzt im Pendschab eine Operationsarmee von über 40,000 M. reguläre Truppen nebst 200 Geschützen. Bei Multan befinden sich circa 15,000 Alliirte; dazu kommen noch etwa 6000 M. Dschumu-Truppen; im Ganzen beträgt die jetzt im Felde befindliche englische Armee circa 70,000 M. Der Feind zählt etwa die Hälfte. Ist auch Peschawer durch den Verrath der Sikh-Truppen in Feindes Hand, so ist doch Attock noch treu geblieben und Kapitän Abbott behauptet sich mit seiner kleinen Heldenschaar im Hazareh-Lande. Es dürfte nicht eher zu einem entscheidenden Schlage kommen, bis nicht alle englischen Truppen auf den ihnen bestimmten Punkten angelangt sind. Der General-Gouverneur war unterwegs nach Umballa. &#x2014; Der Nisam von Heiderabad hat seinen Minister, dessen Absetzung der britische Bevollmächtigte seit so Langem gefordert, endlich entlassen.</p>
          <p>Die Handelsberichte aus Calcutta lauten günstig. In Bombay gingen die Geschäfte wieder gut.</p>
          <p>Aus den projectirten Eisenbahnen scheint vorläufig wenig zu werden. Denn der Directorenhof scheint nicht geneigt, die von den Actionären gewünschte Garantie der Zinsen zu 5pCt. zu bewilligen.</p>
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          <p>Im Kongreß sind die Parteien schon ziemlich an einander gerathen und die parlamentarischen Kämpfe zwischen den Sachwaltern der Sklaverei und der freien Arbeit, zwischen den Vertheidigern niedriger Schutzzölle und den Protektionisten oder high tariff-men dürften auch in dieser Session den eigentlichen Kern der Verhandlungen bilden. Der Senat hatte sich mit der Sklavenfrage zu beschäftigen gehabt, da Benton eine Petition von Bewohnern Neu-Mexiko's einreichte, worin um baldige Constituirung ihres Landes als Staat der Union zugleich aber um Ausschluß der Sklaverei vom Gebiete Neu-Mexiko's ersucht wurde. Benton unterstützte die Petition. Calhoun, der Sklavenhalter, bezeichnet sie als &#x201E;unverschämt&#x201C; und als den Interessen der Conföderation zuwider, besonders da das Schriftstück aus einem eben erst eroberten und annexirten Lande komme. Die Debatten waren lang und heftig, bis schließlich die Petition dem betreffenden Ausschuß überwiesen wurde. Wegen der Sklavenfrage liegen dem Kongreß außerdem noch 3 Anträge vor: 1) Californien alsbald zu einem Staat der Union zu organisiren und die Sklavenfrage den dortigen Einwohnern zu überlassen; 2) Clayton's Vermittlungsbill, welche die Entscheidung dem höchsten Gerichtshofe überläßt; 3) die Resolutionen des Repräsentantenhauses, welche der Territorien-Comite in Betreff einer Bill wegen Organisation der Territorialregierungen unter Ausschluß der Sklaverei, übermacht worden waren.</p>
          <p>Nach Berichten aus dem Gesundheitsamte auf &#x201E;Staten Island&#x201C; war die Cholera dort im Zunehmen, trat aber in sehr milder Form auf.</p>
          <p>Die mexikanischen Nachrichten drehen sich hauptsächlich um die Insurrektion in der Sierra Gardo. Von Queretaro aus wurde ein Detaschement zur Unterdrückung derselben abgesandt, allein die Aufständischen zogen sich in unzugängliche Theile des Gebirges zurück. Bustamente wird bald Verstärkung erhalten, denn sonst könnte leicht die Stadt Queretaro selbst an die Insurgenten verloren gehen. Durango war von Indianer-Schaaren (wie's heißt Comantschis) heimgesucht; sie zogen mordend und plündernd von einem Ort zum andern. Die Straße von Durango bis zum Hafen Mazatlan war in den Händen der Indianer.</p>
          <p>Es heißt, die Regierung zu Washington habe Maßregeln beschlossen, um europäische und südamerikanische Schiffe an der Ausfuhr des in Californien gewonnenen Goldes zu verhindern.</p>
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        <head>Schweden.</head>
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          <head>Stockholm, 23. Dezbr.</head>
          <p>Die Gesellschaft der Reformfreunde in Stockholm fordert mittelst Rundschreibens alle Reformgesellschaften im ganzen Lande auf, an den König mit Petitionen zu gehen, behufs Berufung eines Ultima-Reichstages im Laufe des Jahres 1849, zur Erledigung der wichtigsten Angelegenheiten des Landes, der Reform der Konstitution und Einführung einer Volksvertretung durch Repräsentativverfassung.</p>
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        <bibl>Redakteur en chef: <editor><hi rendition="#b">Karl Marx.</hi></editor>             </bibl>
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        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
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[1023/0001] Beilage zu Nr. 189 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag 7. Januar 1849. [Französische Republik] [Fortsetzung] 3) Jeder Bürger, der die Emanzipation der Arbeiterklasse will, kann Mitglied der Association werden. 4) Das Minimum des monatlichen Beitrages beträgt 50 Centimes. 5) Das provisorische Centralcomite hat seinen Sitz in Paris. Es besteht aus den Mitgliedern, welche zuerst gegenwärtigen Statuten beigetreten und sich unterzeichnet haben. 6) Das Comite wird definitiv von dem Augenblicke an, wo die Association zu Paris wenigstens 200 Unterschriften zählt. Eine allgemeine Zusammenberufung wird dann Statt finden und die Mitglieder des definitiven Comite werden von den Mitgliedern der Association durch Abstimmen gewählt. Nichtsdestoweniger wird von heute an die Association als konstituirt angesehen und funktionirt gemäß besagten Statuten. 7) Es wird in jedem Departement ein Centralcomite errichtet; diese Centralcomite's in der Zahl von 85 korrespondiren direkt mit dem Centralcomite von Paris. Diese Comite's sind beauftragt, Sous-Comite's in den Arrondissement und Kantons zu organisiren. Die Centralcomite's der Departements empfangen die Mittheilungen und Beiträge der Arrondissements und der Kantons, und schicken sie an das Centralcomite im Departement der Seine, welches seinen Sitz in Paris hat. 7) Die Beiträge für das Departement der Seine werden in Empfang genommen an folgenden Stellen 1. am Hauptsitze der Assoziation Rue Coquilliére, 15; im Bureau der Republik, Rue Coq-Heron, 3. etc. 8) Alle Monate wird in den demokratischen Journalen Rechenschaft abgestattet von den Operationen der Gesellschaft. 9) Gegenwärtige Statuten sind der Revision unterworfen in der im Art. 5 angezeigten allgemeinen Versammlung. 10) Der Sitz der Assoziation ist provisorisch: 15, Rue Coquilliére. Die Mitglieder des provisorischen Comites. Pierre Leroux, Bernard, Gamet, Jean Macé, Edouard Hervé, Audry, Guillard, Auguste Blum, A. Lefaure, Gauthier, J. A. Langlois, Brunier, E. Bareste, Alfred Darimon, L. Vasbenter, Tessie du Motay, Felix Tourneux, Joseph de Philippi, Mieroslawski. Paris, 4. Jan. Der Moniteur theilt mit, daß der Vizeadmiral Cécille zum Gesandten nach London und Herr de Lagrené zum Generalbevollmächtigten der französischen Republik für die Konferenzen ernannt worden, welche Behufs Regelung der italienischen Frage in Brüssel eröffnet werden sollen. — Der Unterrichts- und Kultusminister, Herr de Falloux, setzt heute zwei Kommissionen ein, von denen die eine das vielbesprochene Primar-Unterrichtsgesetz, die andere das Sekundar-Unterrichtsgesetz ausarbeiten soll: A. Für das Primar-Unterrichtsgesetz: 1) Der Unterrichtsminister als Präsident. 2) Poulain de Bossay, von der Universität. 3) Cuvier, Pastor (Lutheraner). 4) Michel, Collaborator des Pater Girard (aus Freiburg, Schweiz). 5) Armand de Melun (Präsident der Société d' Oeconomie Charitable). 6) Henri d' Riancey, Mitglied der Ges. 7) Cochin, Mitglied der Gesellschaft der Amis de l' Enfance. 8) Buchez, Expräsident der Nationalversammlung. 9) Abbé Sibour, Repräsentant. 10) Roux Lavergne, Repräs. 11) de Montreuil, Repräs. 12) Peupin, Repräsentant und Uhrmacher. 13) Alexis Chevalier, Schreiber. Nichts als Orthodoxe und Jesuiten! B. Für das Sekundar-Unterrichtsgesetz: 1) Der Unterrichtsminister als Präsident. 2) Cousin, von der Universität. 3) Saint Marc Girardin, von der Universität. 4) Dubois, ebenfalls Professor an der Universität. 5) Duponloup, Generalvikarius am Pariser Domkapitel. 6) Jauvier, Staatsrath. 7) Laurentie, ehemaliger General-Inspektor der Universität. 8) Bellaguet, Vorsteher des Direktoren-Vereins der Knaben- und Mädchen-Pensionshäuser in und um Paris. 9) Thiers, Exminister und Volks-Repräsentant. 10) Freslon, Advokat, Exminister und Repräsentant. 11) Montalembert, Expair und Repräsentant. 12) Corne, Advokat und Repräsentant. 13) v.Corcelles, Repräsentant. 14) Fresneau, Repräsentant. Die Gesinnungsart obiger Glieder ist dem Auslande genügend bekannt. Sie bildet die Creme unserer Eklektiker, die man (selbst Thiers nicht ausgenommen) seit dem 24. Februar die Vertheidiger des Gottesthums im Gegensatze zum Menschenthum nennen könnte und welche in den Debats und Constitutionnel einen entsetzlichen Lärm darüber schlugen, daß die Sozialisten die Geburt Jesu Christi im Stalle als ein Gleichheitssymbol im Jardin d'hiver vor acht Tagen feierten. Endlich setzt ein dritter Erlaß desselben Unterrichtsministers eine Kommission nieder, welche die Bücher und Schriften zu prüfen, die ihr vom Ministerium des Unterrichts, als zum Schulgebrauch passend, zugeschickt werden. Der Bildung obiger Komissionen gehen, wie üblich, zwei Berichte voraus, welche die Funktionen der Kommissionen beleuchten und mit der Formel schließen: „Genehmigen Sie, Herr Präsident, die Huldigung des tiefsten Respekts Ihres ganz gehorsamen Dieners A. de Falloux.“ So wären wir denn glücklich wieder in den alten Kanzleistyl hineingefahren! — Rulhières, Kriegsminister, arbeitet daran, die von der provisorischen Regierung in Ruhestand versetzten Generäle wieder in Dienst zu nehmen. — Sind wir genau unterrichtet, sagt Herr Genoude, so betrugen die Einkünfte Louis Napoleon Bonaparte's ursprünglich 200,000 Frk. Rente. Seither haben aber die zahlreichen Anhänger des Prinzen so sehr an seinem Geldbeutel gesogen, daß jene Renten bis auf den vierten Theil herabschmolzen. Auch Herr Marrast soll unter diesen Saugern sich befunden haben. — Die Arbeiter-Associationen besitzen nun auch seit vorgestern ihr eigenes Journal: „Le Travail Affranchi“, Rue des Saints Peres Nr. 16 (Preis jährlich 5 Frk. für Paris). Es wird von Francois Vidal, Adolph Touvenel, Viktor Meunier, L. Goaffin und dem bekannten Vizepräsidenten des Luxemburgparlaments, Pierre Vincard, geschrieben. — National-Versammlung. Sitzung vom 4. Januar. Anfang 2 1/2 Uhr. Präsident Marrast. An der Tagesordnung sind eine Menge Gesetzvorschläge von untergeordnetem Interesse. In erster Reihe steht ein Gesetzentwurf, welcher an das Dekret der provisorischen Regierung erinnert, das die Konkurrenz in den Gefängnissen abschaffte. Marcel Barthe lobt die Absicht des Ministeriums, die Arbeit wieder in den Gefängnissen einzuführen. Das Arbeiten moralisire den Verbrecher. Das Dekret der provisorischen Regierung vom 24. März habe Indisciplin und Verwirrung in den Gefängnissen hervorgerufen. (Oh! Oh!) Indessen solle man die Arbeit nicht nach dem alten Muster herstellen. Dieses habe der Privatindustrie eine all zu tödtliche Konkurrenz geleistet. Der Redner wünscht Vorsichtsmaßregeln. Unter diesem Vorbehalt ratifizirte er die Abschaffung des Märzdekrets der berüchtigten provisorischen Regierung. Schließlich weist er auf die deutschen Baugefangenen und das Berner Zuchthaus (die sogenannten Blauhäusler mit der Nummer auf dem Rücken) als Musterbilder hin, welche nachzuahmen seien. Die dortigen Sträflinge würden zu Festungs- und Ackerarbeiten in freier Luft verwendet und thäten darum der Privatproduktion keinen Schaden. Diejenigen aber, die in den Sälen arbeiteten, konsumirten ihre Produkte selber. (Beifall). Roux Carbonnel legt der National-Versammlung einen neuen Plan vor, der darin besteht, nur solche Arbeiten in den Gefängnissen auszuführen, welche die Handelskammer des Ortes genehmigt haben würde. Die Sträflinge sollten übrigens gleiche Lohnhöhe mit den freien Arbeitern beziehen. (Oh! Oh!) Diese Unterbrechung uberrascht den Redner dergestalt, daß er der Versammlung versichert, langer als dreißig Jahre daran gefeilt zu haben. (Neue Unterbrechung). Falloux, Unterrichtsminister, besteigt die Bühne und sagt, er habe die Ehre, ein Dekret des Präsidenten der Republik zu überreichen, welches die Carnotschen Gesetzentwurfe rücksichtlich des Primär- und Sekundärunterrichts zurückziehe. (Sensation). Der Minister tritt in eine ultramontane Kritik jener Vorschläge Carnots. Barthelemy de St. Hilaire bekämpft die Einwendungen des Ministers im Namen der Akademie und findet sie unparlamentarisch. Falloux rechtfertigt sich. Repellin trägt auf Ueberweisung des Dekrets an die Bureaus an. Odilon-Barrot besteigt die Bühne. Odilon-Barrot, sehend, daß man dem Kabinet das Recht bestreite, Gesetzentwürfe organischer Natur, wie der Carnotsche, zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, vertheidigte drei Viertelstunden lang unter unzähligen Unterbrechungen das Recht der Initiative für die Exekutivgewalt. „Sie fragen mich, warum und auf welche Gründe hin wir von dem Recht unserer Initiative Gebrauch machen. Wir antworten Ihnen: Von uns selbst und unserem Gewissen! (Agitation.) Ich bitte die Versammlung, zu glauben, daß ich nicht nach dem Regierungs-Antheil strebte, den ich einnehme. Aber da ich ihn einmal vertrete, so werde ich ihn ungeschwächt zu bewahren suchen. Das jetzige Ministerium vermöge unmöglich das Werk seiner Vorgänger mit seiner Verantwortlichkeit zu decken. (Beifall zur Rechten) Der Redner protestirt gegen den Repellinschen Antrag, eine Commission zur Prüfung des Unterrichtsgesetzes durch die Büreaus zu ernennen. Dupont (aus Bussac) bezweifelt sehr, ob das Gewissen des Herrn Conseilpräsidenten wirklich so stark sei, und erklärt, daß wenn die Versammlung Opposition zeige, so gelte dies weniger dem Präsidenten der Republik als dem Ministerium. Falloux vertheidigt das Recht des Ministeriums zur Initiative für alle Gesetze u. s. w. (rärmen.) Er hoffe, die Nationalversammlung werde das heutige billigen. Dupont (Bussac) schlägt eine motivirte Tagesordnung vor, welche also lautet: „In Erwägung, daß die Nationalversammlung allein das Recht habe, Unterrichtsgesetze zu entwerfen (mithin dem Ministerium ein desfallsiges Recht nicht zustehe), geht zur Tagesordnung über.“ Viele Stimmen: Simple Tagesordnung. Die Versammlung geht mit 442 gegen 302 Stimmen zur simplen Tagesordnung über. Das Ministerium hat also 302 Voltairianer zu Feinden. Es mag auf seiner Hut sein! Pascal Duprat trägt schließlich darauf an, morgen eine Kommission zu ernennen, welche dies organische Gesetz über den Unterricht ausarbeiten soll. Falloux (mit verbissener Höflichkeit) hat nichts dagegen. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen. Italien. 68 Rom, 26. Decbr. In der heutigen Sitzung empfingen die Kammern eine Botschaft von der Junta, worin sie ihnen erklärt: daß, wenn das Ministerium und die Kammern den Gesetzentwurf zur Einberufung der National-Versammlung (constituante) nicht sofort ausarbeite und proklamire, sie selbst die constituante proklamiren würde. Das Ministerium las hierauf den Gesetzentwurf zur Ausschreibung der Wahlen vor und stattete seinen Bericht ab, der mit dem Antrage schloß, die constituante sofort einzuberufen. Die Majorität saß wie auf Nadeln. Als sie zur Abstimmung schreiten sollte: zögerte sie. Da schrie das Volk bei diesem Anblick von den Gallerien herab über Verrath und drohte den Verräthern an der Freiheit. Diese stimmten aber trotz aller Drohungen gegen sofortige Proklamation der constituante unmittelbar. Es entsteht ein großer Tumult. Um dieses Votum zu annulliren, scheint sich Jemand aus dem Saal gestohlen zu haben. Die Kammer sei nicht mehr vollzählig, hieß es plötzlich! Das Votum gelte nicht! Das Volk war zornig und pfiff. Die Sitzung ging auseinander und das Ministerium versprach, jetzt ohne die Kammer zu handeln. Der Pabst hat jede Intervention ausgeschlagen. Ostindien. Ueber Marseille sind den englischen Blättern Nachrichten aus Bombay vom 3. Dezbr., aus Calcutta vom 25. Novbr., zugegangen. Was den Kriegsschauplatz betrifft, so reichen die Nachrichten bis zum 20. Novbr. Die von Multan lauten dahin, daß am 1. und 5. Novbr. mehrere Scharmützel vorfielen, ein bedeutendes am 7. Es wurden an diesem Tage die vom Dewan von Multan vorgeschobenen Befestigungswerke von den Engländern angegriffen, in der Nacht zuvor waren aber 6 Kompagnien von Cortland's Regiment (aus Eingebornen bestehend) ins feindliche Lager desertirt. Dies ermuthigte die Multanesen. Sie griffen Major Edwarde's Lager an, wurden aber nach einem ziemlich hartnäckigen Gefecht mit dem Verlust von 7 Kanonen und vielen Todten und Verwundeten vollständig zurückgeschlagen. Die Außenverschanzungen des Feindes wurden genommen und zerstört. Es ging also hier wie in Peschawer, wo die Sikh-Truppen ebenfalls abfielen. Nachdem sich am 23. Octbr. das ganze Corps der Sikhs empört hatte, folgte diesem Beispiele am andern Tage ein mohamedanisches Regiment, auf das Major Lawrence besonders gerechnet hatte. Er mußte nebst seinen übrigen Offizieren die Flucht ergreifen; fünf Minuten später wäre er verloren und in Feindes Händen gewesen. Die Entflohenen langten am 25. Oktbr. in Kohat an. Aus diesen Desertionen und Empörungen unter den Sikh- und andern einheimischen Truppentheilen erklärt es sich, weshalb eine so große Armee konzentrirt wird. Allem Anschein nach hat die ostindische Regierung von den geheimen Springfedern, die unter den Sikhs in Bewegung gesetzt worden, genaue Kunde erhalten und danach ihre Vorbereitungen getroffen. Lord Gough war bei dem Hauptkorps am Tschenab den 21. Novbr. eingetroffen. Seine dort versammelten Streitkräfte belaufen sich auf 22,000 Mann nebst 70 Geschützen. Darunter befinden sich 7 europäische Regimenter. Somit steht jetzt im Pendschab eine Operationsarmee von über 40,000 M. reguläre Truppen nebst 200 Geschützen. Bei Multan befinden sich circa 15,000 Alliirte; dazu kommen noch etwa 6000 M. Dschumu-Truppen; im Ganzen beträgt die jetzt im Felde befindliche englische Armee circa 70,000 M. Der Feind zählt etwa die Hälfte. Ist auch Peschawer durch den Verrath der Sikh-Truppen in Feindes Hand, so ist doch Attock noch treu geblieben und Kapitän Abbott behauptet sich mit seiner kleinen Heldenschaar im Hazareh-Lande. Es dürfte nicht eher zu einem entscheidenden Schlage kommen, bis nicht alle englischen Truppen auf den ihnen bestimmten Punkten angelangt sind. Der General-Gouverneur war unterwegs nach Umballa. — Der Nisam von Heiderabad hat seinen Minister, dessen Absetzung der britische Bevollmächtigte seit so Langem gefordert, endlich entlassen. Die Handelsberichte aus Calcutta lauten günstig. In Bombay gingen die Geschäfte wieder gut. Aus den projectirten Eisenbahnen scheint vorläufig wenig zu werden. Denn der Directorenhof scheint nicht geneigt, die von den Actionären gewünschte Garantie der Zinsen zu 5pCt. zu bewilligen. Aegypten. * Alexandria, 21. Decbr. Abbas Pascha, der neue Vicekönig, verließ Cairo am 18. und wird sich heute, wie man sagt, auf des Sultans Dampf-Yacht nach Konstantinopel begeben, um sich in seiner Würde vom Sultan bestätigen zu lassen. Er nimmt 200,000 Pfd. Sterl. zu Geschenken in Konstantinopel mit. Spanien. 68 Nach dem „Journal du peuple“, welches in Bayonne erscheint, soll die Armee von Catalonien eine vollständige Niederlage erlitten haben. „Ein Expresser, heißt es, der sie am 26. verlassen hat, bringt uns folgende wichtige Nachricht: Cabrera hat in der Umgegend eine blutige und dermaßen entscheidende Schlacht geliefert, daß man sie in gar keinen Vergleich bringen kann mit allen frühern Gefechten. Der General war an der Spitze von 10,000 Mann und hat die Armee der Königin, welche über 14,000 Mann stark und von Concha selbst commandirt war, gänzlich geschlagen. Die Schlacht selbst war mörderisch. Vier Eskadronen Cavalerie und 1200 Mann von den Elite-Compagnieen der Königin sind gefangen genommen worden. Der Rest der Armee hat die Flucht ergriffen nach allen Richtungen hin, und Cabrera, obgleich von einer Kugel am Kopfe getroffen, hat den Flüchtlingen nachgesetzt. Die Journale von Barcelona vom 28. schweigen gänzlich darüber. Der „Fomento“ zeigt an, daß am 27. der General-Capitain von Catalonien in Vich eingezogen sei. Amerika. 68 New-York, 20. Decbr. Im Kongreß sind die Parteien schon ziemlich an einander gerathen und die parlamentarischen Kämpfe zwischen den Sachwaltern der Sklaverei und der freien Arbeit, zwischen den Vertheidigern niedriger Schutzzölle und den Protektionisten oder high tariff-men dürften auch in dieser Session den eigentlichen Kern der Verhandlungen bilden. Der Senat hatte sich mit der Sklavenfrage zu beschäftigen gehabt, da Benton eine Petition von Bewohnern Neu-Mexiko's einreichte, worin um baldige Constituirung ihres Landes als Staat der Union zugleich aber um Ausschluß der Sklaverei vom Gebiete Neu-Mexiko's ersucht wurde. Benton unterstützte die Petition. Calhoun, der Sklavenhalter, bezeichnet sie als „unverschämt“ und als den Interessen der Conföderation zuwider, besonders da das Schriftstück aus einem eben erst eroberten und annexirten Lande komme. Die Debatten waren lang und heftig, bis schließlich die Petition dem betreffenden Ausschuß überwiesen wurde. Wegen der Sklavenfrage liegen dem Kongreß außerdem noch 3 Anträge vor: 1) Californien alsbald zu einem Staat der Union zu organisiren und die Sklavenfrage den dortigen Einwohnern zu überlassen; 2) Clayton's Vermittlungsbill, welche die Entscheidung dem höchsten Gerichtshofe überläßt; 3) die Resolutionen des Repräsentantenhauses, welche der Territorien-Comite in Betreff einer Bill wegen Organisation der Territorialregierungen unter Ausschluß der Sklaverei, übermacht worden waren. Nach Berichten aus dem Gesundheitsamte auf „Staten Island“ war die Cholera dort im Zunehmen, trat aber in sehr milder Form auf. Die mexikanischen Nachrichten drehen sich hauptsächlich um die Insurrektion in der Sierra Gardo. Von Queretaro aus wurde ein Detaschement zur Unterdrückung derselben abgesandt, allein die Aufständischen zogen sich in unzugängliche Theile des Gebirges zurück. Bustamente wird bald Verstärkung erhalten, denn sonst könnte leicht die Stadt Queretaro selbst an die Insurgenten verloren gehen. Durango war von Indianer-Schaaren (wie's heißt Comantschis) heimgesucht; sie zogen mordend und plündernd von einem Ort zum andern. Die Straße von Durango bis zum Hafen Mazatlan war in den Händen der Indianer. Es heißt, die Regierung zu Washington habe Maßregeln beschlossen, um europäische und südamerikanische Schiffe an der Ausfuhr des in Californien gewonnenen Goldes zu verhindern. Schweden. Stockholm, 23. Dezbr. Die Gesellschaft der Reformfreunde in Stockholm fordert mittelst Rundschreibens alle Reformgesellschaften im ganzen Lande auf, an den König mit Petitionen zu gehen, behufs Berufung eines Ultima-Reichstages im Laufe des Jahres 1849, zur Erledigung der wichtigsten Angelegenheiten des Landes, der Reform der Konstitution und Einführung einer Volksvertretung durch Repräsentativverfassung. Redakteur en chef: Karl Marx. Handelsnachrichten. _ Meteorologische Beobachtungen. _

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 189. Köln, 7. Januar 1849. Beilage, S. 1023. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz189b_1849/1>, abgerufen am 16.04.2024.