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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 170. Köln, 16. Dezember 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 170 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Samstag 16. Dezember 1848.
Großbritannien.
* London, 12. Dez.

Schon vor einigen Wochen, als er Herrn von Rothschild zur Kandidatur für den sicher bald erledigten Stuhl St. Petri aufforderte, gedachte der "Standard" einer merkwürdigen Prophezeihung aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, welche das jetzt wirklich eingetretene Ereigniß einer namhaften Erschütterung des wurmstichigen alten Möbels mit in der That staunenswerther Sicherheit auf das Jahr 1848 festsetzt. Die gute Frau Harris (Spitzname des "Standard" im Punch) kommt jetzt mit pietistischer Geschwätzigkeit auf dies ihr sehr am Herzen zu liegen scheinende Thema zurück, und da sich aus England sonst so gar nichts berichten läßt, so geben wir einige ihrer Notizen über den uns übrigens fern liegenden Gegenstand. Das in Rede stehende Buch ist nicht mehr und nicht weniger, als eine Interpretation der Apocalypse durch "den ehrwürdigen Robert Fleming, einen Diener des Evangeliums zu London," hat das Licht der Welt zuerst im Jahr 1701 erblickt und ist kürzlich aufs Neue gedruckt worden. Der Schlüssel, den der Ehrwürdige zu den Mysterien der Offenbarung gefunden haben will, scheint trefflich zu passen, denn nach Stellen aus seinem Buche, welche der "Standard" des Breiteren mittheilt, hat er u. A. auch den Sturz der älteren Bourbonischen Linie für das Jahr 1794 vorausgesagt. Die den Pabst betreffenden Worte lauten: "Die fünfte Schale, 10 und 11, wird auf den Sitz des Thieres, d. h. auf die dem päbstlichen Stuhle unmittelbar zugehörenden oder von ihm abhangenden Gebiete ausgegossen werden. Dieses Gericht, sage ich, wird um das Jahr 1794 beginnen und um 1848 erfüllt sein." Allen Respekt! Uebrigens wird dies Gericht, fährt Mr. Fleming in seinen Prophezeihungen fort, das Pabsthum zwar außerordentlich schwächen, keineswegs aber definitiv zu Grunde richten. "Dies gesegnete Ereigniß," referirt der "Standard" mit hochkirchlichem Augenverdrehen, "ist nach Fleming's nie fehlenden Berechnungen dem Jahre 2000 vorbehalten. Wir bedauern nur, daß "das Thier" noch so viele Jahre zu laufen hat, wenn auch glücklicherweise in verkrüppeltem Zustande." -- So viel von Ehren-Fleming und seinem Schlüssel. Vielleicht wird das Buch bald ins Deutsche übersetzt; es wird jedenfalls ein schätzbares Supplement zu Bruder Hermann, zu Spielbähn dem Propheten und zu den Gesichtern der westphälischen Spökenkieker abgeben.

Die Neugier des Publikums wurde in diesen Tagen durch das Gerücht, Louis Philippe werde am 9. Dezember als Kläger vor den Schranken des Polizei-Gerichts von Marlboronghstreet erscheinen, außerordentlich rege gemacht. Er verfolgt ein paar Individuen wegen Diebstahls. Baron de Saulier und Baronin Richmond de Bassain sollen während der Februarrevolution Juwelen und Gemälde zum Werth von 10,000 Pfund Sterl. aus dem Schloß zu Neuilly gestohlen haben. Sie boten die Sache hier zum Verkauf aus, erregten dadurch Verdacht, eine Liste und Beschreibung der Gegenstände wurde dem Exkönige mitgetheilt, er erkannte Bilder und Pretiosen als die seinigen an und leitete darauf ein gerichtliches Verfahren gegen die angeblichen Diebe ein. Uebrigens erschien er nicht in Person vor dem Gerichtshofe, sondern ließ sich durch den Advokaten Bodkin vertreten. Die Sache ist in dieser Sitzung noch nicht entschieden, doch sind die Angeklagten einstweilen gegen Kaution entlassen worden. Die ihnen abgenommenen Sachen bleiben bis zur nächsten Sitzung, 16. Dezember, in den Händen der Polizei.

Nicht alle Blätter stimmen in die ekelhaften Lobeserhebungen der englischen Presse über die preußische Verfassung ein. Der "Morning Advertiser". eins der liberalen Bourgeoisblätter, spricht sich in seiner Nummer vom 11. Dezember entschieden gegen das Machwerk des Galgenministeriums aus, und zeigt dadurch, daß selbst dem ruhigen, auf dem rein konstitutionellen Boden stehenden Engländer die Brandenburg-Manteufflischen Gewaltstreiche zu stark sind. "Die Umstände, unter welchen die neue Konstitution gegeben wurde", sagt der Advertiser, "werden nur zu wahrscheinlich ihre Wirksamkeit lähmen, ihre Gesetzlichkeit bezweifeln lassen und Befürchtungen in Anbetracht ihrer Dauer erregen. Die Gewährung der Konstitution, im Augenblick wo der Monarch die gesetzlich berufene Nationalversammlung gewaltsam auflöst, ist ein Akt der crassesten Willkür. Und wo ist die Bürgschaft, daß sie bis zum 26. Februar nicht geändert, daß alle ihre Konzessionen auch wirklich vollzogen werden? Königliche Versprechen sind oft genug gebrochen worden -- nirgends häufiger und schamloser als in Preußen. Diesem Willkürakte werden andere folgen, denn der König ist nicht mehr und nicht weniger als ein Despot, wenn auch ein sentimentaler. Und was sagt ihr zu dem Vorbehalt der Regulirung der wichtigsten Klauseln durch spätere Separatgesetze? Bis zum 26. Februar kann der König sechsspännig durch seine Konstitution fahren, und nach jenem Tage allen mißliebigen Aendrungen, welche das künftige Parlament im Laufe der Revision beschließen möchte, seine Sanktion versagen. Alles in Allem ist dies königliche Geschenk nur geeignet, den Geist der Unzufriedenheit, des Zweifels und des Argwohns, welcher fast überall in Preußen herrschend ist, zu vergrößern."

24 London, 13. Decbr.

Mit Erstaunen habe ich in der braven "Kreuzritterin" mit Gott, für König und Junkerschaft und in andern brandenburg-manteuffel'schen Organen (darunter die Augsb. Allgemeine) wiederholt die Lüge gelesen, daß die gesammte englische Presse die Gewaltstreiche der Potsdamer Kamarilla und des Königs von Preußen billige. Aber noch mehr erstaunt hat es mich, daß ich bis jetzt in keinem der Oppositions-Journale diese Lüge widerlegt fand.

Freilich daß Times, Standard (Herald) und Morning Chronicle durch Ritter Bunsen'sche und andere von Berlin aus eingesandte und bezahlte Artikel die ganze contrerevolutionäre Wirthschaft bejubeln, ist ganz im Geist dieser saubern Blätter. Allein nebst diesem Bourgeois- und Tory-Schmutz giebt's andere Journale, einflußreicher und verbreiteter als Chronicle und Standard, die von Anfang an sich gegen die Bestrebungen der preußischen Reaction entschieden und energisch ausgesprochen.

Es sind unter diesen vernünftigen Bourgeoisblättern vornehmlich der Morning Advertiser und die Daily News (also auch der "Expreß") namhaft zu machen. Diese haben in ihrem leitenden wie in ihren Korrespondenz-Artikeln, stets auf Seite der Berliner Nationalversammlung gestanden. Zur Ehrenrettung eines Theils der englischen Presse wie zur Beleuchtung des Charakters der "Kreuzritterin" und des ihr verwandten Gelichters glaubte ich diese Thatsache anführen zu müssen.

* Manchester, 12. Dez.

Unser Markt ist heute sehr fest gewesen, und die Preise haben sich vollkommen behauptet. In einzelnen Fällen ist sogar ein kleiner Avanz erreicht worden. Die Fabrikanten von Garnen wie von andern hiesigen Waaren weigern sich, auf Lieferung anders als zu erhöhten Preisen zu kontrahiren. Im Ganzen sind unsere Handelsaussichten besser, und nach Allem zu urtheilen, werden wir nächstes Jahr ein gutes Geschäft haben.

Amerika.
* Liverpool, 12. Dezember.

Der Postdämpfer Acadia ist heute morgen von Boston und Halifax hier eingetroffen. Ersteren Hafen hatte er am 26. November, letzteren am 1. Dezember verlassen.

Die politischen Nachrichten, welche die Acadia mitbringt, sind von keinem Belang. Der Kongreß sollte am 4. Dezember zusammentreten und eine Menge Abgeordneter waren bereits zu Washington angelangt. Die Hauptfrage der gegenwärtigen Sitzung wird die aus den neuen Territorien erwachsende sein: ob die Sklaverei in denselben geduldet werden soll oder nicht.

Mexico befindet sich den neuesten Berichten zufolge in einem Zustande großer Aufregung, doch hat bis jetzt kein Ausbruch stattgefunden. Der mexicanische Kongreß hatte sich bis zum 2. Dez. vertagt.

In Yucatan war noch immer nichts entschieden. Auf Hayti beabsichtigten die republikanischen Neger eine Expedition gegen den spanischen Theil der Insel. Die Havannah-Zeitungen bis zum 12. November enthalten keine politischen Nachrichten von Interesse. Der Markt war träge, Zucker ohne Nachfrage. Zu Puerto Principe standen die Zuckerpflanzungen außergewöhnlich üppig, und man versprach sich mindestens die doppelte Erndte vom vorigen Jahre.

Auch aus Venezuela sind neuere Nachrichten über Cuba eingetroffen. General Paez war bei einem Angriff auf Altagracia zurückgeschlagen worden, und soll sich jetzt zu Curacao befinden, ohne die Mittel zu besitzen, nach Venezuela zurückzukehren. Maracaibo war von seiner Flotte eng blokirt, sollte aber durch einen Heerhaufen des Präsidenten Monagas entsetzt werden. Der Kongreß war durch den Präsidenten auf den 15. November ausgeschrieben worden.

Ein Brief aus Bogota vom 17. September meldet, daß General Flores in Guayaquil eingedrungen war, wo 500 Männer sich ihm sofort anschlossen. Die Hauptstädte Cuenca und Imbero sollen sich zu seinen Gunsten erklärt haben.

Zum Schluß noch einige Worte über das jüngst entdeckte Eldorado in Californien. Ein Schiff, welches ohnlängst von St. Francisco zu Mozatlan eintraf, bestätigt die früheren Nachrichten vollkommen, und sogar der Regierung zu Washington sollen in diesem Sinne die wichtigsten Mittheilungen gemacht worden sein, welche sie gleich beim Zusammentreten des Kongresses veröffentlichen wollte. Ebenso hat daß große Haus Grinnell und Minturn zu Newyork von einem seiner Schiffskapitäne einen Brief aus Monterey empfangen, der die genauesten Details über den Gegenstand giebt. Die tägliche Ausbeute in der Goldregion ist jetzt 60 bis 100,000 Dollars. Alles strömt nach den Minen. Die im Hafen von St. Francisco liegenden Schiffe sind von ihren Mannschaften verlassen; die Matrosen gehen dem Golde nach, und einzelne von ihnen kehrten schon nach einer Abwesenheit von zwei Monaten mit 2 und 3000 Dollars in der Tasche an die Küste zurück. Selbst Kapitäne haben der Versuchung nicht widerstehen können, sondern ihre Schiffe sich selbst überlassen und den Weg nach den Minen eingeschlagen. Ein Matrose wird jetzt zu St. Francisco und Monterey mit 100 Dollars monatlich bezahlt, so wenige sind geblieben. Die Sache hat vollkommen ihre Richtigkeit, ist aber doch ein Anachronismus. Man glaubt in die metalllechzenden Zeiten der Eroberung von Mexico und Peru zurückversetzt zu sein. Auri sacra fames!!

Rio-Janeiro, 28. Okt.

Die neuesten Berichte vom Plata lassen einen Krieg zwischen Brasilien und General Rosas als nahe bevorstehend erscheinen. Durch die Straflosigkeit seines Widerstandes gegen die englische und französische Intervention ermuthigt, bindet der Diktator jetzt mit Brasilien an und will einen Streit herbeiführen, dessen Wichtigkeit sich hier Niemand verhehlt. In Folge eines unbedeutenden Zanks mit dem Polizeichef erhielt kürzlich der sardinische Geschäftsträger, Picolot d' Hermillon, von Rosas den Befehl, Buenos Ayres binnen 30 Tagen zu verlassen. Auf den Einwand, daß eine so kurze Zeit nicht hinreiche, die geeigneten Dispositionen zu treffen, antwortete Rosas damit, daß er die Frist ohne Weiteres auf 14 Tage verkürzte. Dies war der letzte Schlag, der gegen den europäischen Einfluß am Rio Plata in der Person des letzten diplomatischen Agenten, der sich in Buenos Ayres halten konnte, geführt worden ist. Picolet d'Herbillon verwaltet die französische und englische Kanzlei in Folge der Abwesenheit der Agenten beider Nationen; er hatte in der Wahrung der Rechte der Fremden, gegen welche Rosas aus Groll über die Intervention und die Blokade seiner Häfen fortwährend Repressalien übte, viel Festigkeit und Muth gezeigt. Das Verfahren gegen den sardinischen Geschäftsträger erklärt sich durch den Wunsch des Diktators, keinen lästigen Zeugen bei seinen großen Rüstungen zu einer nahe bevorstehenden Expedition zu haben. Man zieht in Buenos Ayres gegenwärtig zwei Armeekorps zusammen, die unter den Befehlen Mancilla's und Pacheco's gegen Paraguay bestimmt sind. Paraguay ist seit dem Tode des Doktor Francia nicht mehr das amerikanische Japan. Seine Regierung ist liberal geworden und hat auf den weisen Rath Brasiliens den europäischen Ideen, den Handels-, industriellen und Colonisationsversuchen Zugang gewährt. Diesen neuen Heerd des Widerstandes will Rosas ersticken und durch Eroberung Paraguay zwingen, in den argentinischen Bund, dessen Schöpfer und Chef er ist, zu treten. Brasilien hat nun 1828 die Unabhängigkeit Montevideo's und 1844 die von Paraguay anerkannt. Beides sind die letzten Bollwerke, welche Rosas Ehrgeiz noch aufhalten. Aber Montevideo droht ein naher Untergang, Paraguay die Eroberung. Unter diesen Umständen rüstet nun Brasilien und verstärkt von Tag zu Tag sein Beobachtungsheer an der Südgränze. Es bereitet sich also ein Kampf vor, der sehr bald ausbrechen wird, ein Kampf der Civilisation gegen die Barbarei. Der Sieg Rosas würde sein System, die politische und kommerzielle Isolirung des argentinischen Gebiets in seiner ganzen Ausdehnung zum herrschenden machen. Wenn Paraguay's bedrohte Unabhängigkeit den Kaiser von Brasilien nöthigt, die Waffen gegen Rosas zu ergreifen, so hat Europa eine ähnliche Verpflichtung gegen Montevideo, das sonst einer schon dreijährigen Belagerung unterliegen würde. Jedermann fragt sich hier, ob Frankreich und England, vielleicht auch das ebenfalls beschimpfte Sardinien, an den Ufern des Plata die Regierung eines Mannes dulden können, dessen Handlungen eben so viele Attentate auf das Völkerrecht, und dessen Sprache eine Appellation an den leidenschaftlichsten Fremdenhaß ist. Wird man es dulden, daß Rosas, der durch Unterwerfung Montevideo's Herr der beiden Plataufer sein würde, nach Belieben die Mündungen des Parana, Paraguay und Uruguay sperren und dem europäischen Handel Wasserstraßen von 500 Lieues nebst den dazu gehörigen Märkten verbieten kann? Montevideo erwartet ungeduldig die Entscheidung des franz. und engl. Kabinetts. -- Der neue engl. Gesandte bei Rosas, Hr. Southern, war in Montevideo angekommen, wagte aber nicht auf seinen Posten zu gehen, aus Furcht, daß er nicht zugelassen werden würde. Er entschloß sich von Palmerston neue Instruktionen zu fordern, zu welchem Zweck der engl. Konsul Hodd mit Depeschen auf der Fregatte Inconstante hier angekommen ist und mit dem Steamer Samson nach England gehen wird. Der neue Repräsentant Frankreichs in Brasilien, Guillemot, ist hier eingetroffen

Afrika.
*

Vom Vorgebirge der guten Hoffnung sind Journale bis zum 6. Okt. in London eingetroffen, welche den Zustand der Gränze als ruhig und befriedigend darstellen. Pretorius war noch auf freiem Fuß, aber mit nur wenig Anhängern. Sir H. Smith wurde zwischen dem 24. und 28. Okt. in der Capstadt zurückerwartet.

Köln, 13. Dezember.

Das Abdrucken aus unserer Zeitung, ohne die Quelle anzugeben, hat zwar immer stattgefunden, aber in neuester Zeit wieder dermaßen überhand genommen, daß wir dem Publikum abermals einige Journale, welchen in dieser Beziehung eine gewisse Virtuosität nicht abzusprechen ist, beispielsweise anführen müssen. So druckt die edle Heinemannsche in Düsseldorf in Nro. 327 unser Feuilleton ab, ohne uns zu citiren. Die "Allg. Od. Ztg." entlehnt in ihrer Nr. 289 einen unserer Artikel aus Berlin wortgetreu und setzt ein eigenes Korrespondenzzeichen vor. In derselben Nummer druckt dieses Blatt unser ganzes Großbritannien ab, natürlich auch hier, ohne uns zu nennen. Die brave Triersche bleibt nicht zurück. Sie kopirt uns wörtlich in Nro. 331 einen Artikel aus Breslau und dito ganz England; in Nr 330 unsere Düsseldorfer Korrespondenz. Die "Mannheimer Abendzeitung" nimmt nicht blos (in ihrer Nr. 294) unsern Artikel "Köln, 5. Dezember. Die Plakate etc." ohne Angabe der Quelle auf, sondern ist ebenfalls unverschämt genug, ihn mit einem eigenen Korrespondenzzeichen zu versehen.

Genannte Blätter gebrauchen meistens noch den Pfiff, in derselben Nr., in der sie uns ungenannt abdrucken, auch Artikel mit dem Citat "N. Rh. Ztg." aufzunehmen.

So viel für hute.

* Köln.

In der juristischen Fukultät zu Berlin soll nach einer Verordnung des Ministeriums Brandenburg ein neuer Lehrstuhl für die verschiedenen preußischen Rechtsböden geschaffen werden. Herr Brüggemann, Redakteur der Kölnischen Zeitung, wird als derjenige genannt, der baldigst einen Ruf nach Berlin erhalten soll.

Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.

Sitzung vom 12. Dezember 1848.

Der Gemeinderath beschließt an des Königs Majestät für die dem Lande ertheilte Verfassung eine Adresse zu erlassen deren Abstimmung einer Kommission übertragen wird.

Die Annahme des der Stadt von dem Herrn von Büllingen vermachten Legats, einer Sammlung zahlreicher Ausgaben des Thomas a Kempis wird vom Gemeinderath unter den von dem Erlasser gestellten Bedingungen beschlossen.

Derselbe ermächtigt die Verwaltung sich auf die Klage wegen Sperrung der Platzgasse einzulassen, und ertheilt gleichzeitig die Authorisation zur Einleitung einer Klage wegen Anlage eines Treppentritts auf der Straße, wegen Herausrücken des Dampfkessels in die Straße und Störung des Wasseraufs.

Die Erwerbung des Terrains zum Ausbau eines neuen Schulhauses für die Pfarre St. Severin a 9 Sgr. per [unleserliches Material] Fuß wird vom Gemeinderath genehmigt.

Der Gemeinderath genehmigt die Anlage einer neuen Pumpe in der Kasinostraße, lehnt jedoch die Uebernahme der Unterhaltung ab.

Die Anlage von Brunnen und Pumpe in der alten Wallgasse, so wie zwischen Aposteln alte Mauer und Wolfsgassen wird genehmigt.

Die Niederlassungs-Gesuche von William Henry Moran, Conrad Friedr. Wessendorf, Conrad Itzstein und Wilhelm Gmelin werden genehmigt, zwei andere aber abgewiesen.

Die Fortsetzung der Unterstützung für Boldermann und Köhnen wird vom Gmeinderath beschlossen.

Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:

Vom deutschen Arbeiterverein in Lüttich 2 Thlr. 13 Sgr.

Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen:

10 Thlr. von Siegen.

Fernere Beiträge werden gerne entgegengenommen.

Die Expedition der "N. Rh. Ztg."

* Solingen, am 11. Decbr.

Um etwaigen Mißdeutungen entgegen zu treten, erklären wir hiermit, daß die in den jüngsten Tagen in mehreren Blättern veröffentlichte Dank-Adresse an den König bei Weitem nicht im Sinne sämmtlicher Bewohner Solingens liegt, sondern daß dieselbe nur aus dem hiesigen Bürger-Vereine und den Magistrats-Mitgliedern hervorgegangen und unterzeichnet ist.

Viele Bürger.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 170 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Samstag 16. Dezember 1848.
Großbritannien.
* London, 12. Dez.

Schon vor einigen Wochen, als er Herrn von Rothschild zur Kandidatur für den sicher bald erledigten Stuhl St. Petri aufforderte, gedachte der „Standard“ einer merkwürdigen Prophezeihung aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, welche das jetzt wirklich eingetretene Ereigniß einer namhaften Erschütterung des wurmstichigen alten Möbels mit in der That staunenswerther Sicherheit auf das Jahr 1848 festsetzt. Die gute Frau Harris (Spitzname des „Standard“ im Punch) kommt jetzt mit pietistischer Geschwätzigkeit auf dies ihr sehr am Herzen zu liegen scheinende Thema zurück, und da sich aus England sonst so gar nichts berichten läßt, so geben wir einige ihrer Notizen über den uns übrigens fern liegenden Gegenstand. Das in Rede stehende Buch ist nicht mehr und nicht weniger, als eine Interpretation der Apocalypse durch „den ehrwürdigen Robert Fleming, einen Diener des Evangeliums zu London,“ hat das Licht der Welt zuerst im Jahr 1701 erblickt und ist kürzlich aufs Neue gedruckt worden. Der Schlüssel, den der Ehrwürdige zu den Mysterien der Offenbarung gefunden haben will, scheint trefflich zu passen, denn nach Stellen aus seinem Buche, welche der „Standard“ des Breiteren mittheilt, hat er u. A. auch den Sturz der älteren Bourbonischen Linie für das Jahr 1794 vorausgesagt. Die den Pabst betreffenden Worte lauten: „Die fünfte Schale, 10 und 11, wird auf den Sitz des Thieres, d. h. auf die dem päbstlichen Stuhle unmittelbar zugehörenden oder von ihm abhangenden Gebiete ausgegossen werden. Dieses Gericht, sage ich, wird um das Jahr 1794 beginnen und um 1848 erfüllt sein.“ Allen Respekt! Uebrigens wird dies Gericht, fährt Mr. Fleming in seinen Prophezeihungen fort, das Pabsthum zwar außerordentlich schwächen, keineswegs aber definitiv zu Grunde richten. „Dies gesegnete Ereigniß,“ referirt der „Standard“ mit hochkirchlichem Augenverdrehen, „ist nach Fleming's nie fehlenden Berechnungen dem Jahre 2000 vorbehalten. Wir bedauern nur, daß „das Thier“ noch so viele Jahre zu laufen hat, wenn auch glücklicherweise in verkrüppeltem Zustande.“ — So viel von Ehren-Fleming und seinem Schlüssel. Vielleicht wird das Buch bald ins Deutsche übersetzt; es wird jedenfalls ein schätzbares Supplement zu Bruder Hermann, zu Spielbähn dem Propheten und zu den Gesichtern der westphälischen Spökenkieker abgeben.

Die Neugier des Publikums wurde in diesen Tagen durch das Gerücht, Louis Philippe werde am 9. Dezember als Kläger vor den Schranken des Polizei-Gerichts von Marlboronghstreet erscheinen, außerordentlich rege gemacht. Er verfolgt ein paar Individuen wegen Diebstahls. Baron de Saulier und Baronin Richmond de Bassain sollen während der Februarrevolution Juwelen und Gemälde zum Werth von 10,000 Pfund Sterl. aus dem Schloß zu Neuilly gestohlen haben. Sie boten die Sache hier zum Verkauf aus, erregten dadurch Verdacht, eine Liste und Beschreibung der Gegenstände wurde dem Exkönige mitgetheilt, er erkannte Bilder und Pretiosen als die seinigen an und leitete darauf ein gerichtliches Verfahren gegen die angeblichen Diebe ein. Uebrigens erschien er nicht in Person vor dem Gerichtshofe, sondern ließ sich durch den Advokaten Bodkin vertreten. Die Sache ist in dieser Sitzung noch nicht entschieden, doch sind die Angeklagten einstweilen gegen Kaution entlassen worden. Die ihnen abgenommenen Sachen bleiben bis zur nächsten Sitzung, 16. Dezember, in den Händen der Polizei.

Nicht alle Blätter stimmen in die ekelhaften Lobeserhebungen der englischen Presse über die preußische Verfassung ein. Der „Morning Advertiser“. eins der liberalen Bourgeoisblätter, spricht sich in seiner Nummer vom 11. Dezember entschieden gegen das Machwerk des Galgenministeriums aus, und zeigt dadurch, daß selbst dem ruhigen, auf dem rein konstitutionellen Boden stehenden Engländer die Brandenburg-Manteufflischen Gewaltstreiche zu stark sind. „Die Umstände, unter welchen die neue Konstitution gegeben wurde“, sagt der Advertiser, „werden nur zu wahrscheinlich ihre Wirksamkeit lähmen, ihre Gesetzlichkeit bezweifeln lassen und Befürchtungen in Anbetracht ihrer Dauer erregen. Die Gewährung der Konstitution, im Augenblick wo der Monarch die gesetzlich berufene Nationalversammlung gewaltsam auflöst, ist ein Akt der crassesten Willkür. Und wo ist die Bürgschaft, daß sie bis zum 26. Februar nicht geändert, daß alle ihre Konzessionen auch wirklich vollzogen werden? Königliche Versprechen sind oft genug gebrochen worden — nirgends häufiger und schamloser als in Preußen. Diesem Willkürakte werden andere folgen, denn der König ist nicht mehr und nicht weniger als ein Despot, wenn auch ein sentimentaler. Und was sagt ihr zu dem Vorbehalt der Regulirung der wichtigsten Klauseln durch spätere Separatgesetze? Bis zum 26. Februar kann der König sechsspännig durch seine Konstitution fahren, und nach jenem Tage allen mißliebigen Aendrungen, welche das künftige Parlament im Laufe der Revision beschließen möchte, seine Sanktion versagen. Alles in Allem ist dies königliche Geschenk nur geeignet, den Geist der Unzufriedenheit, des Zweifels und des Argwohns, welcher fast überall in Preußen herrschend ist, zu vergrößern.“

24 London, 13. Decbr.

Mit Erstaunen habe ich in der braven „Kreuzritterin“ mit Gott, für König und Junkerschaft und in andern brandenburg-manteuffel'schen Organen (darunter die Augsb. Allgemeine) wiederholt die Lüge gelesen, daß die gesammte englische Presse die Gewaltstreiche der Potsdamer Kamarilla und des Königs von Preußen billige. Aber noch mehr erstaunt hat es mich, daß ich bis jetzt in keinem der Oppositions-Journale diese Lüge widerlegt fand.

Freilich daß Times, Standard (Herald) und Morning Chronicle durch Ritter Bunsen'sche und andere von Berlin aus eingesandte und bezahlte Artikel die ganze contrerevolutionäre Wirthschaft bejubeln, ist ganz im Geist dieser saubern Blätter. Allein nebst diesem Bourgeois- und Tory-Schmutz giebt's andere Journale, einflußreicher und verbreiteter als Chronicle und Standard, die von Anfang an sich gegen die Bestrebungen der preußischen Reaction entschieden und energisch ausgesprochen.

Es sind unter diesen vernünftigen Bourgeoisblättern vornehmlich der Morning Advertiser und die Daily News (also auch der „Expreß“) namhaft zu machen. Diese haben in ihrem leitenden wie in ihren Korrespondenz-Artikeln, stets auf Seite der Berliner Nationalversammlung gestanden. Zur Ehrenrettung eines Theils der englischen Presse wie zur Beleuchtung des Charakters der „Kreuzritterin“ und des ihr verwandten Gelichters glaubte ich diese Thatsache anführen zu müssen.

* Manchester, 12. Dez.

Unser Markt ist heute sehr fest gewesen, und die Preise haben sich vollkommen behauptet. In einzelnen Fällen ist sogar ein kleiner Avanz erreicht worden. Die Fabrikanten von Garnen wie von andern hiesigen Waaren weigern sich, auf Lieferung anders als zu erhöhten Preisen zu kontrahiren. Im Ganzen sind unsere Handelsaussichten besser, und nach Allem zu urtheilen, werden wir nächstes Jahr ein gutes Geschäft haben.

Amerika.
* Liverpool, 12. Dezember.

Der Postdämpfer Acadia ist heute morgen von Boston und Halifax hier eingetroffen. Ersteren Hafen hatte er am 26. November, letzteren am 1. Dezember verlassen.

Die politischen Nachrichten, welche die Acadia mitbringt, sind von keinem Belang. Der Kongreß sollte am 4. Dezember zusammentreten und eine Menge Abgeordneter waren bereits zu Washington angelangt. Die Hauptfrage der gegenwärtigen Sitzung wird die aus den neuen Territorien erwachsende sein: ob die Sklaverei in denselben geduldet werden soll oder nicht.

Mexico befindet sich den neuesten Berichten zufolge in einem Zustande großer Aufregung, doch hat bis jetzt kein Ausbruch stattgefunden. Der mexicanische Kongreß hatte sich bis zum 2. Dez. vertagt.

In Yucatan war noch immer nichts entschieden. Auf Hayti beabsichtigten die republikanischen Neger eine Expedition gegen den spanischen Theil der Insel. Die Havannah-Zeitungen bis zum 12. November enthalten keine politischen Nachrichten von Interesse. Der Markt war träge, Zucker ohne Nachfrage. Zu Puerto Principe standen die Zuckerpflanzungen außergewöhnlich üppig, und man versprach sich mindestens die doppelte Erndte vom vorigen Jahre.

Auch aus Venezuela sind neuere Nachrichten über Cuba eingetroffen. General Paez war bei einem Angriff auf Altagracia zurückgeschlagen worden, und soll sich jetzt zu Curacao befinden, ohne die Mittel zu besitzen, nach Venezuela zurückzukehren. Maracaibo war von seiner Flotte eng blokirt, sollte aber durch einen Heerhaufen des Präsidenten Monagas entsetzt werden. Der Kongreß war durch den Präsidenten auf den 15. November ausgeschrieben worden.

Ein Brief aus Bogota vom 17. September meldet, daß General Flores in Guayaquil eingedrungen war, wo 500 Männer sich ihm sofort anschlossen. Die Hauptstädte Cuenca und Imbero sollen sich zu seinen Gunsten erklärt haben.

Zum Schluß noch einige Worte über das jüngst entdeckte Eldorado in Californien. Ein Schiff, welches ohnlängst von St. Francisco zu Mozatlan eintraf, bestätigt die früheren Nachrichten vollkommen, und sogar der Regierung zu Washington sollen in diesem Sinne die wichtigsten Mittheilungen gemacht worden sein, welche sie gleich beim Zusammentreten des Kongresses veröffentlichen wollte. Ebenso hat daß große Haus Grinnell und Minturn zu Newyork von einem seiner Schiffskapitäne einen Brief aus Monterey empfangen, der die genauesten Details über den Gegenstand giebt. Die tägliche Ausbeute in der Goldregion ist jetzt 60 bis 100,000 Dollars. Alles strömt nach den Minen. Die im Hafen von St. Francisco liegenden Schiffe sind von ihren Mannschaften verlassen; die Matrosen gehen dem Golde nach, und einzelne von ihnen kehrten schon nach einer Abwesenheit von zwei Monaten mit 2 und 3000 Dollars in der Tasche an die Küste zurück. Selbst Kapitäne haben der Versuchung nicht widerstehen können, sondern ihre Schiffe sich selbst überlassen und den Weg nach den Minen eingeschlagen. Ein Matrose wird jetzt zu St. Francisco und Monterey mit 100 Dollars monatlich bezahlt, so wenige sind geblieben. Die Sache hat vollkommen ihre Richtigkeit, ist aber doch ein Anachronismus. Man glaubt in die metalllechzenden Zeiten der Eroberung von Mexico und Peru zurückversetzt zu sein. Auri sacra fames!!

Rio-Janeiro, 28. Okt.

Die neuesten Berichte vom Plata lassen einen Krieg zwischen Brasilien und General Rosas als nahe bevorstehend erscheinen. Durch die Straflosigkeit seines Widerstandes gegen die englische und französische Intervention ermuthigt, bindet der Diktator jetzt mit Brasilien an und will einen Streit herbeiführen, dessen Wichtigkeit sich hier Niemand verhehlt. In Folge eines unbedeutenden Zanks mit dem Polizeichef erhielt kürzlich der sardinische Geschäftsträger, Picolot d' Hermillon, von Rosas den Befehl, Buenos Ayres binnen 30 Tagen zu verlassen. Auf den Einwand, daß eine so kurze Zeit nicht hinreiche, die geeigneten Dispositionen zu treffen, antwortete Rosas damit, daß er die Frist ohne Weiteres auf 14 Tage verkürzte. Dies war der letzte Schlag, der gegen den europäischen Einfluß am Rio Plata in der Person des letzten diplomatischen Agenten, der sich in Buenos Ayres halten konnte, geführt worden ist. Picolet d'Herbillon verwaltet die französische und englische Kanzlei in Folge der Abwesenheit der Agenten beider Nationen; er hatte in der Wahrung der Rechte der Fremden, gegen welche Rosas aus Groll über die Intervention und die Blokade seiner Häfen fortwährend Repressalien übte, viel Festigkeit und Muth gezeigt. Das Verfahren gegen den sardinischen Geschäftsträger erklärt sich durch den Wunsch des Diktators, keinen lästigen Zeugen bei seinen großen Rüstungen zu einer nahe bevorstehenden Expedition zu haben. Man zieht in Buenos Ayres gegenwärtig zwei Armeekorps zusammen, die unter den Befehlen Mancilla's und Pacheco's gegen Paraguay bestimmt sind. Paraguay ist seit dem Tode des Doktor Francia nicht mehr das amerikanische Japan. Seine Regierung ist liberal geworden und hat auf den weisen Rath Brasiliens den europäischen Ideen, den Handels-, industriellen und Colonisationsversuchen Zugang gewährt. Diesen neuen Heerd des Widerstandes will Rosas ersticken und durch Eroberung Paraguay zwingen, in den argentinischen Bund, dessen Schöpfer und Chef er ist, zu treten. Brasilien hat nun 1828 die Unabhängigkeit Montevideo's und 1844 die von Paraguay anerkannt. Beides sind die letzten Bollwerke, welche Rosas Ehrgeiz noch aufhalten. Aber Montevideo droht ein naher Untergang, Paraguay die Eroberung. Unter diesen Umständen rüstet nun Brasilien und verstärkt von Tag zu Tag sein Beobachtungsheer an der Südgränze. Es bereitet sich also ein Kampf vor, der sehr bald ausbrechen wird, ein Kampf der Civilisation gegen die Barbarei. Der Sieg Rosas würde sein System, die politische und kommerzielle Isolirung des argentinischen Gebiets in seiner ganzen Ausdehnung zum herrschenden machen. Wenn Paraguay's bedrohte Unabhängigkeit den Kaiser von Brasilien nöthigt, die Waffen gegen Rosas zu ergreifen, so hat Europa eine ähnliche Verpflichtung gegen Montevideo, das sonst einer schon dreijährigen Belagerung unterliegen würde. Jedermann fragt sich hier, ob Frankreich und England, vielleicht auch das ebenfalls beschimpfte Sardinien, an den Ufern des Plata die Regierung eines Mannes dulden können, dessen Handlungen eben so viele Attentate auf das Völkerrecht, und dessen Sprache eine Appellation an den leidenschaftlichsten Fremdenhaß ist. Wird man es dulden, daß Rosas, der durch Unterwerfung Montevideo's Herr der beiden Plataufer sein würde, nach Belieben die Mündungen des Parana, Paraguay und Uruguay sperren und dem europäischen Handel Wasserstraßen von 500 Lieues nebst den dazu gehörigen Märkten verbieten kann? Montevideo erwartet ungeduldig die Entscheidung des franz. und engl. Kabinetts. — Der neue engl. Gesandte bei Rosas, Hr. Southern, war in Montevideo angekommen, wagte aber nicht auf seinen Posten zu gehen, aus Furcht, daß er nicht zugelassen werden würde. Er entschloß sich von Palmerston neue Instruktionen zu fordern, zu welchem Zweck der engl. Konsul Hodd mit Depeschen auf der Fregatte Inconstante hier angekommen ist und mit dem Steamer Samson nach England gehen wird. Der neue Repräsentant Frankreichs in Brasilien, Guillemot, ist hier eingetroffen

Afrika.
*

Vom Vorgebirge der guten Hoffnung sind Journale bis zum 6. Okt. in London eingetroffen, welche den Zustand der Gränze als ruhig und befriedigend darstellen. Pretorius war noch auf freiem Fuß, aber mit nur wenig Anhängern. Sir H. Smith wurde zwischen dem 24. und 28. Okt. in der Capstadt zurückerwartet.

Köln, 13. Dezember.

Das Abdrucken aus unserer Zeitung, ohne die Quelle anzugeben, hat zwar immer stattgefunden, aber in neuester Zeit wieder dermaßen überhand genommen, daß wir dem Publikum abermals einige Journale, welchen in dieser Beziehung eine gewisse Virtuosität nicht abzusprechen ist, beispielsweise anführen müssen. So druckt die edle Heinemannsche in Düsseldorf in Nro. 327 unser Feuilleton ab, ohne uns zu citiren. Die „Allg. Od. Ztg.“ entlehnt in ihrer Nr. 289 einen unserer Artikel aus Berlin wortgetreu und setzt ein eigenes Korrespondenzzeichen vor. In derselben Nummer druckt dieses Blatt unser ganzes Großbritannien ab, natürlich auch hier, ohne uns zu nennen. Die brave Triersche bleibt nicht zurück. Sie kopirt uns wörtlich in Nro. 331 einen Artikel aus Breslau und dito ganz England; in Nr 330 unsere Düsseldorfer Korrespondenz. Die „Mannheimer Abendzeitung“ nimmt nicht blos (in ihrer Nr. 294) unsern Artikel „Köln, 5. Dezember. Die Plakate etc.“ ohne Angabe der Quelle auf, sondern ist ebenfalls unverschämt genug, ihn mit einem eigenen Korrespondenzzeichen zu versehen.

Genannte Blätter gebrauchen meistens noch den Pfiff, in derselben Nr., in der sie uns ungenannt abdrucken, auch Artikel mit dem Citat „N. Rh. Ztg.“ aufzunehmen.

So viel für hute.

* Köln.

In der juristischen Fukultät zu Berlin soll nach einer Verordnung des Ministeriums Brandenburg ein neuer Lehrstuhl für die verschiedenen preußischen Rechtsböden geschaffen werden. Herr Brüggemann, Redakteur der Kölnischen Zeitung, wird als derjenige genannt, der baldigst einen Ruf nach Berlin erhalten soll.

Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.

Sitzung vom 12. Dezember 1848.

Der Gemeinderath beschließt an des Königs Majestät für die dem Lande ertheilte Verfassung eine Adresse zu erlassen deren Abstimmung einer Kommission übertragen wird.

Die Annahme des der Stadt von dem Herrn von Büllingen vermachten Legats, einer Sammlung zahlreicher Ausgaben des Thomas a Kempis wird vom Gemeinderath unter den von dem Erlasser gestellten Bedingungen beschlossen.

Derselbe ermächtigt die Verwaltung sich auf die Klage wegen Sperrung der Platzgasse einzulassen, und ertheilt gleichzeitig die Authorisation zur Einleitung einer Klage wegen Anlage eines Treppentritts auf der Straße, wegen Herausrücken des Dampfkessels in die Straße und Störung des Wasseraufs.

Die Erwerbung des Terrains zum Ausbau eines neuen Schulhauses für die Pfarre St. Severin à 9 Sgr. per [unleserliches Material] Fuß wird vom Gemeinderath genehmigt.

Der Gemeinderath genehmigt die Anlage einer neuen Pumpe in der Kasinostraße, lehnt jedoch die Uebernahme der Unterhaltung ab.

Die Anlage von Brunnen und Pumpe in der alten Wallgasse, so wie zwischen Aposteln alte Mauer und Wolfsgassen wird genehmigt.

Die Niederlassungs-Gesuche von William Henry Moran, Conrad Friedr. Wessendorf, Conrad Itzstein und Wilhelm Gmelin werden genehmigt, zwei andere aber abgewiesen.

Die Fortsetzung der Unterstützung für Boldermann und Köhnen wird vom Gmeinderath beschlossen.

Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:

Vom deutschen Arbeiterverein in Lüttich 2 Thlr. 13 Sgr.

Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen:

10 Thlr. von Siegen.

Fernere Beiträge werden gerne entgegengenommen.

Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“

* Solingen, am 11. Decbr.

Um etwaigen Mißdeutungen entgegen zu treten, erklären wir hiermit, daß die in den jüngsten Tagen in mehreren Blättern veröffentlichte Dank-Adresse an den König bei Weitem nicht im Sinne sämmtlicher Bewohner Solingens liegt, sondern daß dieselbe nur aus dem hiesigen Bürger-Vereine und den Magistrats-Mitgliedern hervorgegangen und unterzeichnet ist.

Viele Bürger.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 170 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Samstag 16. Dezember 1848.</docDate>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 12. Dez.</head>
          <p>Schon vor einigen Wochen, als er Herrn von Rothschild zur Kandidatur für den sicher bald erledigten Stuhl St. Petri aufforderte, gedachte der &#x201E;Standard&#x201C; einer merkwürdigen Prophezeihung aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, welche das jetzt wirklich eingetretene Ereigniß einer namhaften Erschütterung des wurmstichigen alten Möbels mit in der That staunenswerther Sicherheit auf das Jahr 1848 festsetzt. Die gute Frau Harris (Spitzname des &#x201E;Standard&#x201C; im Punch) kommt jetzt mit pietistischer Geschwätzigkeit auf dies ihr sehr am Herzen zu liegen scheinende Thema zurück, und da sich aus England sonst so gar nichts berichten läßt, so geben wir einige ihrer Notizen über den uns übrigens fern liegenden Gegenstand. Das in Rede stehende Buch ist nicht mehr und nicht weniger, als eine Interpretation der Apocalypse durch &#x201E;den ehrwürdigen Robert Fleming, einen Diener des Evangeliums zu London,&#x201C; hat das Licht der Welt zuerst im Jahr 1701 erblickt und ist kürzlich aufs Neue gedruckt worden. Der Schlüssel, den der Ehrwürdige zu den Mysterien der Offenbarung gefunden haben will, scheint trefflich zu passen, denn nach Stellen aus seinem Buche, welche der &#x201E;Standard&#x201C; des Breiteren mittheilt, hat er u. A. auch den Sturz der älteren Bourbonischen Linie für das Jahr 1794 vorausgesagt. Die den Pabst betreffenden Worte lauten: &#x201E;Die fünfte Schale, 10 und 11, wird auf den Sitz des Thieres, d. h. auf die dem päbstlichen Stuhle unmittelbar zugehörenden oder von ihm abhangenden Gebiete ausgegossen werden. Dieses Gericht, sage ich, wird um das Jahr 1794 beginnen und um 1848 erfüllt sein.&#x201C; Allen Respekt! Uebrigens wird dies Gericht, fährt Mr. Fleming in seinen Prophezeihungen fort, das Pabsthum zwar außerordentlich schwächen, keineswegs aber definitiv zu Grunde richten. &#x201E;Dies gesegnete Ereigniß,&#x201C; referirt der &#x201E;Standard&#x201C; mit hochkirchlichem Augenverdrehen, &#x201E;ist nach Fleming's nie fehlenden Berechnungen dem Jahre 2000 vorbehalten. Wir bedauern nur, daß &#x201E;das Thier&#x201C; noch so viele Jahre zu laufen hat, wenn auch glücklicherweise in verkrüppeltem Zustande.&#x201C; &#x2014; So viel von Ehren-Fleming und seinem Schlüssel. Vielleicht wird das Buch bald ins Deutsche übersetzt; es wird jedenfalls ein schätzbares Supplement zu Bruder Hermann, zu Spielbähn dem Propheten und zu den Gesichtern der westphälischen Spökenkieker abgeben.</p>
          <p>Die Neugier des Publikums wurde in diesen Tagen durch das Gerücht, Louis Philippe werde am 9. Dezember als Kläger vor den Schranken des Polizei-Gerichts von Marlboronghstreet erscheinen, außerordentlich rege gemacht. Er verfolgt ein paar Individuen wegen Diebstahls. Baron de Saulier und Baronin Richmond de Bassain sollen während der Februarrevolution Juwelen und Gemälde zum Werth von 10,000 Pfund Sterl. aus dem Schloß zu Neuilly gestohlen haben. Sie boten die Sache hier zum Verkauf aus, erregten dadurch Verdacht, eine Liste und Beschreibung der Gegenstände wurde dem Exkönige mitgetheilt, er erkannte Bilder und Pretiosen als die seinigen an und leitete darauf ein gerichtliches Verfahren gegen die angeblichen Diebe ein. Uebrigens erschien er nicht in Person vor dem Gerichtshofe, sondern ließ sich durch den Advokaten Bodkin vertreten. Die Sache ist in dieser Sitzung noch nicht entschieden, doch sind die Angeklagten einstweilen gegen Kaution entlassen worden. Die ihnen abgenommenen Sachen bleiben bis zur nächsten Sitzung, 16. Dezember, in den Händen der Polizei.</p>
          <p>Nicht alle Blätter stimmen in die ekelhaften Lobeserhebungen der englischen Presse über die preußische Verfassung ein. Der &#x201E;Morning Advertiser&#x201C;. eins der liberalen Bourgeoisblätter, spricht sich in seiner Nummer vom 11. Dezember entschieden <hi rendition="#g">gegen</hi> das Machwerk des Galgenministeriums aus, und zeigt dadurch, daß selbst dem ruhigen, auf dem rein konstitutionellen Boden stehenden Engländer die Brandenburg-Manteufflischen Gewaltstreiche zu stark sind. &#x201E;Die Umstände, unter welchen die neue Konstitution gegeben wurde&#x201C;, sagt der Advertiser, &#x201E;werden nur zu wahrscheinlich ihre Wirksamkeit lähmen, ihre Gesetzlichkeit bezweifeln lassen und Befürchtungen in Anbetracht ihrer Dauer erregen. Die Gewährung der Konstitution, im Augenblick wo der Monarch die gesetzlich berufene Nationalversammlung gewaltsam auflöst, ist ein Akt der crassesten Willkür. Und wo ist die Bürgschaft, daß sie bis zum 26. Februar nicht geändert, daß alle ihre Konzessionen auch wirklich vollzogen werden? Königliche Versprechen sind oft genug gebrochen worden &#x2014; nirgends häufiger und schamloser als in Preußen. Diesem Willkürakte werden andere folgen, denn der König ist nicht mehr und nicht weniger als ein Despot, wenn auch ein sentimentaler. Und was sagt ihr zu dem Vorbehalt der Regulirung der wichtigsten Klauseln durch spätere Separatgesetze? Bis zum 26. Februar kann der König sechsspännig durch seine Konstitution fahren, und nach jenem Tage allen mißliebigen Aendrungen, welche das künftige Parlament im Laufe der Revision beschließen möchte, seine Sanktion versagen. Alles in Allem ist dies königliche Geschenk nur geeignet, den Geist der Unzufriedenheit, des Zweifels und des Argwohns, welcher fast überall in Preußen herrschend ist, zu vergrößern.&#x201C;</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>24</author></bibl> London, 13. Decbr.</head>
          <p>Mit Erstaunen habe ich in der braven &#x201E;Kreuzritterin&#x201C; mit Gott, für König und Junkerschaft und in andern brandenburg-manteuffel'schen Organen (darunter die Augsb. Allgemeine) wiederholt die Lüge gelesen, daß die gesammte englische Presse die Gewaltstreiche der Potsdamer Kamarilla und des Königs von Preußen billige. Aber noch mehr erstaunt hat es mich, daß ich bis jetzt in keinem der Oppositions-Journale diese Lüge widerlegt fand.</p>
          <p>Freilich daß Times, Standard (Herald) und Morning Chronicle durch Ritter Bunsen'sche und andere von Berlin aus eingesandte und bezahlte Artikel die ganze contrerevolutionäre Wirthschaft bejubeln, ist ganz im Geist dieser saubern Blätter. Allein nebst diesem Bourgeois- und Tory-Schmutz giebt's andere Journale, einflußreicher und verbreiteter als Chronicle und Standard, die von Anfang an sich gegen die Bestrebungen der preußischen Reaction entschieden und energisch ausgesprochen.</p>
          <p>Es sind unter diesen vernünftigen Bourgeoisblättern vornehmlich der Morning Advertiser und die Daily News (also auch der &#x201E;Expreß&#x201C;) namhaft zu machen. Diese haben in ihrem leitenden wie in ihren Korrespondenz-Artikeln, stets auf Seite der Berliner Nationalversammlung gestanden. Zur Ehrenrettung eines Theils der englischen Presse wie zur Beleuchtung des Charakters der &#x201E;Kreuzritterin&#x201C; und des ihr verwandten Gelichters glaubte ich diese Thatsache anführen zu müssen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar170b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Manchester, 12. Dez.</head>
          <p>Unser Markt ist heute sehr fest gewesen, und die Preise haben sich vollkommen behauptet. In einzelnen Fällen ist sogar ein kleiner Avanz erreicht worden. Die Fabrikanten von Garnen wie von andern hiesigen Waaren weigern sich, auf Lieferung anders als zu erhöhten Preisen zu kontrahiren. Im Ganzen sind unsere Handelsaussichten besser, und nach Allem zu urtheilen, werden wir nächstes Jahr ein gutes Geschäft haben.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Amerika.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Liverpool, 12. Dezember.</head>
          <p>Der Postdämpfer Acadia ist heute morgen von Boston und Halifax hier eingetroffen. Ersteren Hafen hatte er am 26. November, letzteren am 1. Dezember verlassen.</p>
          <p>Die politischen Nachrichten, welche die Acadia mitbringt, sind von keinem Belang. Der Kongreß sollte am 4. Dezember zusammentreten und eine Menge Abgeordneter waren bereits zu Washington angelangt. Die Hauptfrage der gegenwärtigen Sitzung wird die aus den neuen Territorien erwachsende sein: ob die Sklaverei in denselben geduldet werden soll oder nicht.</p>
          <p>Mexico befindet sich den neuesten Berichten zufolge in einem Zustande großer Aufregung, doch hat bis jetzt kein Ausbruch stattgefunden. Der mexicanische Kongreß hatte sich bis zum 2. Dez. vertagt.</p>
          <p>In Yucatan war noch immer nichts entschieden. Auf Hayti beabsichtigten die republikanischen Neger eine Expedition gegen den spanischen Theil der Insel. Die Havannah-Zeitungen bis zum 12. November enthalten keine politischen Nachrichten von Interesse. Der Markt war träge, Zucker ohne Nachfrage. Zu Puerto Principe standen die Zuckerpflanzungen außergewöhnlich üppig, und man versprach sich mindestens die doppelte Erndte vom vorigen Jahre.</p>
          <p>Auch aus Venezuela sind neuere Nachrichten über Cuba eingetroffen. General Paez war bei einem Angriff auf Altagracia zurückgeschlagen worden, und soll sich jetzt zu Curacao befinden, ohne die Mittel zu besitzen, nach Venezuela zurückzukehren. Maracaibo war von seiner Flotte eng blokirt, sollte aber durch einen Heerhaufen des Präsidenten Monagas entsetzt werden. Der Kongreß war durch den Präsidenten auf den 15. November ausgeschrieben worden.</p>
          <p>Ein Brief aus Bogota vom 17. September meldet, daß General Flores in Guayaquil eingedrungen war, wo 500 Männer sich ihm sofort anschlossen. Die Hauptstädte Cuenca und Imbero sollen sich zu seinen Gunsten erklärt haben.</p>
          <p>Zum Schluß noch einige Worte über das jüngst entdeckte Eldorado in Californien. Ein Schiff, welches ohnlängst von St. Francisco zu Mozatlan eintraf, bestätigt die früheren Nachrichten vollkommen, und sogar der Regierung zu Washington sollen in diesem Sinne die wichtigsten Mittheilungen gemacht worden sein, welche sie gleich beim Zusammentreten des Kongresses veröffentlichen wollte. Ebenso hat daß große Haus Grinnell und Minturn zu Newyork von einem seiner Schiffskapitäne einen Brief aus Monterey empfangen, der die genauesten Details über den Gegenstand giebt. Die tägliche Ausbeute in der Goldregion ist jetzt 60 bis 100,000 Dollars. Alles strömt nach den Minen. Die im Hafen von St. Francisco liegenden Schiffe sind von ihren Mannschaften verlassen; die Matrosen gehen dem Golde nach, und einzelne von ihnen kehrten schon nach einer Abwesenheit von zwei Monaten mit 2 und 3000 Dollars in der Tasche an die Küste zurück. Selbst Kapitäne haben der Versuchung nicht widerstehen können, sondern ihre Schiffe sich selbst überlassen und den Weg nach den Minen eingeschlagen. Ein Matrose wird jetzt zu St. Francisco und Monterey mit 100 Dollars monatlich bezahlt, so wenige sind geblieben. Die Sache hat vollkommen ihre Richtigkeit, ist aber doch ein Anachronismus. Man glaubt in die metalllechzenden Zeiten der Eroberung von Mexico und Peru zurückversetzt zu sein. Auri sacra fames!!</p>
        </div>
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          <head>Rio-Janeiro, 28. Okt.</head>
          <p>Die neuesten Berichte vom Plata lassen einen Krieg zwischen Brasilien und General Rosas als nahe bevorstehend erscheinen. Durch die Straflosigkeit seines Widerstandes gegen die englische und französische Intervention ermuthigt, bindet der Diktator jetzt mit Brasilien an und will einen Streit herbeiführen, dessen Wichtigkeit sich hier Niemand verhehlt. In Folge eines unbedeutenden Zanks mit dem Polizeichef erhielt kürzlich der sardinische Geschäftsträger, Picolot d' Hermillon, von Rosas den Befehl, Buenos Ayres binnen 30 Tagen zu verlassen. Auf den Einwand, daß eine so kurze Zeit nicht hinreiche, die geeigneten Dispositionen zu treffen, antwortete Rosas damit, daß er die Frist ohne Weiteres auf 14 Tage verkürzte. Dies war der letzte Schlag, der gegen den europäischen Einfluß am Rio Plata in der Person des letzten diplomatischen Agenten, der sich in Buenos Ayres halten konnte, geführt worden ist. Picolet d'Herbillon verwaltet die französische und englische Kanzlei in Folge der Abwesenheit der Agenten beider Nationen; er hatte in der Wahrung der Rechte der Fremden, gegen welche Rosas aus Groll über die Intervention und die Blokade seiner Häfen fortwährend Repressalien übte, viel Festigkeit und Muth gezeigt. Das Verfahren gegen den sardinischen Geschäftsträger erklärt sich durch den Wunsch des Diktators, keinen lästigen Zeugen bei seinen großen Rüstungen zu einer nahe bevorstehenden Expedition zu haben. Man zieht in Buenos Ayres gegenwärtig zwei Armeekorps zusammen, die unter den Befehlen Mancilla's und Pacheco's gegen Paraguay bestimmt sind. Paraguay ist seit dem Tode des Doktor Francia nicht mehr das amerikanische Japan. Seine Regierung ist liberal geworden und hat auf den weisen Rath Brasiliens den europäischen Ideen, den Handels-, industriellen und Colonisationsversuchen Zugang gewährt. Diesen neuen Heerd des Widerstandes will Rosas ersticken und durch Eroberung Paraguay zwingen, in den argentinischen Bund, dessen Schöpfer und Chef er ist, zu treten. Brasilien hat nun 1828 die Unabhängigkeit Montevideo's und 1844 die von Paraguay anerkannt. Beides sind die letzten Bollwerke, welche Rosas Ehrgeiz noch aufhalten. Aber Montevideo droht ein naher Untergang, Paraguay die Eroberung. Unter diesen Umständen rüstet nun Brasilien und verstärkt von Tag zu Tag sein Beobachtungsheer an der Südgränze. Es bereitet sich also ein Kampf vor, der sehr bald ausbrechen wird, ein Kampf der Civilisation gegen die Barbarei. Der Sieg Rosas würde sein System, die politische und kommerzielle Isolirung des argentinischen Gebiets in seiner ganzen Ausdehnung zum herrschenden machen. Wenn Paraguay's bedrohte Unabhängigkeit den Kaiser von Brasilien nöthigt, die Waffen gegen Rosas zu ergreifen, so hat Europa eine ähnliche Verpflichtung gegen Montevideo, das sonst einer schon dreijährigen Belagerung unterliegen würde. Jedermann fragt sich hier, ob Frankreich und England, vielleicht auch das ebenfalls beschimpfte Sardinien, an den Ufern des Plata die Regierung eines Mannes dulden können, dessen Handlungen eben so viele Attentate auf das Völkerrecht, und dessen Sprache eine Appellation an den leidenschaftlichsten Fremdenhaß ist. Wird man es dulden, daß Rosas, der durch Unterwerfung Montevideo's Herr der beiden Plataufer sein würde, nach Belieben die Mündungen des Parana, Paraguay und Uruguay sperren und dem europäischen Handel Wasserstraßen von 500 Lieues nebst den dazu gehörigen Märkten verbieten kann? Montevideo erwartet ungeduldig die Entscheidung des franz. und engl. Kabinetts. &#x2014; Der neue engl. Gesandte bei Rosas, Hr. Southern, war in Montevideo angekommen, wagte aber nicht auf seinen Posten zu gehen, aus Furcht, daß er nicht zugelassen werden würde. Er entschloß sich von Palmerston neue Instruktionen zu fordern, zu welchem Zweck der engl. Konsul Hodd mit Depeschen auf der Fregatte Inconstante hier angekommen ist und mit dem Steamer Samson nach England gehen wird. Der neue Repräsentant Frankreichs in Brasilien, Guillemot, ist hier eingetroffen</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Afrika.</head>
        <div xml:id="ar170b_006" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Vom Vorgebirge der guten Hoffnung sind Journale bis zum 6. Okt. in London eingetroffen, welche den Zustand der Gränze als ruhig und befriedigend darstellen. Pretorius war noch auf freiem Fuß, aber mit nur wenig Anhängern. Sir H. Smith wurde zwischen dem 24. und 28. Okt. in der Capstadt zurückerwartet.</p>
        </div>
      </div>
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        <div xml:id="ar170b_007" type="jArticle">
          <head>Köln, 13. Dezember.</head>
          <p>Das Abdrucken aus unserer Zeitung, ohne die Quelle anzugeben, hat zwar immer stattgefunden, aber in neuester Zeit wieder dermaßen überhand genommen, daß wir dem Publikum abermals einige Journale, welchen in dieser Beziehung eine gewisse Virtuosität nicht abzusprechen ist, beispielsweise anführen müssen. So druckt die edle Heinemannsche in Düsseldorf in Nro. 327 unser Feuilleton ab, ohne uns zu citiren. Die &#x201E;Allg. Od. Ztg.&#x201C; entlehnt in ihrer Nr. 289 einen unserer Artikel aus Berlin wortgetreu und setzt ein eigenes Korrespondenzzeichen vor. In derselben Nummer druckt dieses Blatt unser ganzes Großbritannien ab, natürlich auch hier, ohne uns zu nennen. Die brave Triersche bleibt nicht zurück. Sie kopirt uns wörtlich in Nro. 331 einen Artikel aus Breslau und dito ganz England; in Nr 330 unsere Düsseldorfer Korrespondenz. Die &#x201E;Mannheimer Abendzeitung&#x201C; nimmt nicht blos (in ihrer Nr. 294) unsern Artikel &#x201E;Köln, 5. Dezember. Die Plakate etc.&#x201C; ohne Angabe der Quelle auf, sondern ist ebenfalls unverschämt genug, ihn mit einem eigenen Korrespondenzzeichen zu versehen.</p>
          <p>Genannte Blätter gebrauchen meistens noch den Pfiff, in derselben Nr., in der sie uns ungenannt abdrucken, auch Artikel mit dem Citat &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C; aufzunehmen.</p>
          <p>So viel für hute.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar170b_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln.</head>
          <p>In der juristischen Fukultät zu Berlin soll nach einer Verordnung des Ministeriums Brandenburg ein neuer Lehrstuhl für die verschiedenen preußischen Rechtsböden geschaffen werden. Herr Brüggemann, Redakteur der Kölnischen Zeitung, wird als derjenige genannt, der baldigst einen Ruf nach Berlin erhalten soll.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar170b_009" type="jArticle">
          <head>Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln.</head>
          <p>Sitzung vom 12. Dezember 1848.</p>
          <p>Der Gemeinderath beschließt an des Königs Majestät für die dem Lande ertheilte Verfassung eine Adresse zu erlassen deren Abstimmung einer Kommission übertragen wird.</p>
          <p>Die Annahme des der Stadt von dem Herrn von Büllingen vermachten Legats, einer Sammlung zahlreicher Ausgaben des Thomas a Kempis wird vom Gemeinderath unter den von dem Erlasser gestellten Bedingungen beschlossen.</p>
          <p>Derselbe ermächtigt die Verwaltung sich auf die Klage wegen Sperrung der Platzgasse einzulassen, und ertheilt gleichzeitig die Authorisation zur Einleitung einer Klage wegen Anlage eines Treppentritts auf der Straße, wegen Herausrücken des Dampfkessels in die Straße und Störung des Wasseraufs.</p>
          <p>Die Erwerbung des Terrains zum Ausbau eines neuen Schulhauses für die Pfarre St. Severin à 9 Sgr. per <gap reason="illegible"/> Fuß wird vom Gemeinderath genehmigt.</p>
          <p>Der Gemeinderath genehmigt die Anlage einer neuen Pumpe in der Kasinostraße, lehnt jedoch die Uebernahme der Unterhaltung ab.</p>
          <p>Die Anlage von Brunnen und Pumpe in der alten Wallgasse, so wie zwischen Aposteln alte Mauer und Wolfsgassen wird genehmigt.</p>
          <p>Die Niederlassungs-Gesuche von William Henry Moran, Conrad Friedr. Wessendorf, Conrad Itzstein und Wilhelm Gmelin werden genehmigt, zwei andere aber abgewiesen.</p>
          <p>Die Fortsetzung der Unterstützung für Boldermann und Köhnen wird vom Gmeinderath beschlossen.</p>
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          <p> <hi rendition="#b">Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen:</hi> </p>
          <p>Vom deutschen Arbeiterverein in Lüttich 2 Thlr. 13 Sgr.</p>
          <p> <hi rendition="#b">Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen:</hi> </p>
          <p>10 Thlr. von Siegen.</p>
          <p>Fernere Beiträge werden gerne entgegengenommen.</p>
          <p>Die Expedition der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C;</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Solingen, am 11. Decbr.</head>
          <p>Um etwaigen Mißdeutungen entgegen zu treten, erklären wir hiermit, daß die in den jüngsten Tagen in mehreren Blättern veröffentlichte Dank-Adresse an den König bei Weitem nicht im Sinne sämmtlicher Bewohner Solingens liegt, sondern daß dieselbe nur aus dem hiesigen Bürger-Vereine und den Magistrats-Mitgliedern hervorgegangen und unterzeichnet ist.</p>
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        <head>Handelsnachrichten.</head>
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[0917/0001] Beilage zu Nr. 170 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Samstag 16. Dezember 1848. Großbritannien. * London, 12. Dez. Schon vor einigen Wochen, als er Herrn von Rothschild zur Kandidatur für den sicher bald erledigten Stuhl St. Petri aufforderte, gedachte der „Standard“ einer merkwürdigen Prophezeihung aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, welche das jetzt wirklich eingetretene Ereigniß einer namhaften Erschütterung des wurmstichigen alten Möbels mit in der That staunenswerther Sicherheit auf das Jahr 1848 festsetzt. Die gute Frau Harris (Spitzname des „Standard“ im Punch) kommt jetzt mit pietistischer Geschwätzigkeit auf dies ihr sehr am Herzen zu liegen scheinende Thema zurück, und da sich aus England sonst so gar nichts berichten läßt, so geben wir einige ihrer Notizen über den uns übrigens fern liegenden Gegenstand. Das in Rede stehende Buch ist nicht mehr und nicht weniger, als eine Interpretation der Apocalypse durch „den ehrwürdigen Robert Fleming, einen Diener des Evangeliums zu London,“ hat das Licht der Welt zuerst im Jahr 1701 erblickt und ist kürzlich aufs Neue gedruckt worden. Der Schlüssel, den der Ehrwürdige zu den Mysterien der Offenbarung gefunden haben will, scheint trefflich zu passen, denn nach Stellen aus seinem Buche, welche der „Standard“ des Breiteren mittheilt, hat er u. A. auch den Sturz der älteren Bourbonischen Linie für das Jahr 1794 vorausgesagt. Die den Pabst betreffenden Worte lauten: „Die fünfte Schale, 10 und 11, wird auf den Sitz des Thieres, d. h. auf die dem päbstlichen Stuhle unmittelbar zugehörenden oder von ihm abhangenden Gebiete ausgegossen werden. Dieses Gericht, sage ich, wird um das Jahr 1794 beginnen und um 1848 erfüllt sein.“ Allen Respekt! Uebrigens wird dies Gericht, fährt Mr. Fleming in seinen Prophezeihungen fort, das Pabsthum zwar außerordentlich schwächen, keineswegs aber definitiv zu Grunde richten. „Dies gesegnete Ereigniß,“ referirt der „Standard“ mit hochkirchlichem Augenverdrehen, „ist nach Fleming's nie fehlenden Berechnungen dem Jahre 2000 vorbehalten. Wir bedauern nur, daß „das Thier“ noch so viele Jahre zu laufen hat, wenn auch glücklicherweise in verkrüppeltem Zustande.“ — So viel von Ehren-Fleming und seinem Schlüssel. Vielleicht wird das Buch bald ins Deutsche übersetzt; es wird jedenfalls ein schätzbares Supplement zu Bruder Hermann, zu Spielbähn dem Propheten und zu den Gesichtern der westphälischen Spökenkieker abgeben. Die Neugier des Publikums wurde in diesen Tagen durch das Gerücht, Louis Philippe werde am 9. Dezember als Kläger vor den Schranken des Polizei-Gerichts von Marlboronghstreet erscheinen, außerordentlich rege gemacht. Er verfolgt ein paar Individuen wegen Diebstahls. Baron de Saulier und Baronin Richmond de Bassain sollen während der Februarrevolution Juwelen und Gemälde zum Werth von 10,000 Pfund Sterl. aus dem Schloß zu Neuilly gestohlen haben. Sie boten die Sache hier zum Verkauf aus, erregten dadurch Verdacht, eine Liste und Beschreibung der Gegenstände wurde dem Exkönige mitgetheilt, er erkannte Bilder und Pretiosen als die seinigen an und leitete darauf ein gerichtliches Verfahren gegen die angeblichen Diebe ein. Uebrigens erschien er nicht in Person vor dem Gerichtshofe, sondern ließ sich durch den Advokaten Bodkin vertreten. Die Sache ist in dieser Sitzung noch nicht entschieden, doch sind die Angeklagten einstweilen gegen Kaution entlassen worden. Die ihnen abgenommenen Sachen bleiben bis zur nächsten Sitzung, 16. Dezember, in den Händen der Polizei. Nicht alle Blätter stimmen in die ekelhaften Lobeserhebungen der englischen Presse über die preußische Verfassung ein. Der „Morning Advertiser“. eins der liberalen Bourgeoisblätter, spricht sich in seiner Nummer vom 11. Dezember entschieden gegen das Machwerk des Galgenministeriums aus, und zeigt dadurch, daß selbst dem ruhigen, auf dem rein konstitutionellen Boden stehenden Engländer die Brandenburg-Manteufflischen Gewaltstreiche zu stark sind. „Die Umstände, unter welchen die neue Konstitution gegeben wurde“, sagt der Advertiser, „werden nur zu wahrscheinlich ihre Wirksamkeit lähmen, ihre Gesetzlichkeit bezweifeln lassen und Befürchtungen in Anbetracht ihrer Dauer erregen. Die Gewährung der Konstitution, im Augenblick wo der Monarch die gesetzlich berufene Nationalversammlung gewaltsam auflöst, ist ein Akt der crassesten Willkür. Und wo ist die Bürgschaft, daß sie bis zum 26. Februar nicht geändert, daß alle ihre Konzessionen auch wirklich vollzogen werden? Königliche Versprechen sind oft genug gebrochen worden — nirgends häufiger und schamloser als in Preußen. Diesem Willkürakte werden andere folgen, denn der König ist nicht mehr und nicht weniger als ein Despot, wenn auch ein sentimentaler. Und was sagt ihr zu dem Vorbehalt der Regulirung der wichtigsten Klauseln durch spätere Separatgesetze? Bis zum 26. Februar kann der König sechsspännig durch seine Konstitution fahren, und nach jenem Tage allen mißliebigen Aendrungen, welche das künftige Parlament im Laufe der Revision beschließen möchte, seine Sanktion versagen. Alles in Allem ist dies königliche Geschenk nur geeignet, den Geist der Unzufriedenheit, des Zweifels und des Argwohns, welcher fast überall in Preußen herrschend ist, zu vergrößern.“ 24 London, 13. Decbr. Mit Erstaunen habe ich in der braven „Kreuzritterin“ mit Gott, für König und Junkerschaft und in andern brandenburg-manteuffel'schen Organen (darunter die Augsb. Allgemeine) wiederholt die Lüge gelesen, daß die gesammte englische Presse die Gewaltstreiche der Potsdamer Kamarilla und des Königs von Preußen billige. Aber noch mehr erstaunt hat es mich, daß ich bis jetzt in keinem der Oppositions-Journale diese Lüge widerlegt fand. Freilich daß Times, Standard (Herald) und Morning Chronicle durch Ritter Bunsen'sche und andere von Berlin aus eingesandte und bezahlte Artikel die ganze contrerevolutionäre Wirthschaft bejubeln, ist ganz im Geist dieser saubern Blätter. Allein nebst diesem Bourgeois- und Tory-Schmutz giebt's andere Journale, einflußreicher und verbreiteter als Chronicle und Standard, die von Anfang an sich gegen die Bestrebungen der preußischen Reaction entschieden und energisch ausgesprochen. Es sind unter diesen vernünftigen Bourgeoisblättern vornehmlich der Morning Advertiser und die Daily News (also auch der „Expreß“) namhaft zu machen. Diese haben in ihrem leitenden wie in ihren Korrespondenz-Artikeln, stets auf Seite der Berliner Nationalversammlung gestanden. Zur Ehrenrettung eines Theils der englischen Presse wie zur Beleuchtung des Charakters der „Kreuzritterin“ und des ihr verwandten Gelichters glaubte ich diese Thatsache anführen zu müssen. * Manchester, 12. Dez. Unser Markt ist heute sehr fest gewesen, und die Preise haben sich vollkommen behauptet. In einzelnen Fällen ist sogar ein kleiner Avanz erreicht worden. Die Fabrikanten von Garnen wie von andern hiesigen Waaren weigern sich, auf Lieferung anders als zu erhöhten Preisen zu kontrahiren. Im Ganzen sind unsere Handelsaussichten besser, und nach Allem zu urtheilen, werden wir nächstes Jahr ein gutes Geschäft haben. Amerika. * Liverpool, 12. Dezember. Der Postdämpfer Acadia ist heute morgen von Boston und Halifax hier eingetroffen. Ersteren Hafen hatte er am 26. November, letzteren am 1. Dezember verlassen. Die politischen Nachrichten, welche die Acadia mitbringt, sind von keinem Belang. Der Kongreß sollte am 4. Dezember zusammentreten und eine Menge Abgeordneter waren bereits zu Washington angelangt. Die Hauptfrage der gegenwärtigen Sitzung wird die aus den neuen Territorien erwachsende sein: ob die Sklaverei in denselben geduldet werden soll oder nicht. Mexico befindet sich den neuesten Berichten zufolge in einem Zustande großer Aufregung, doch hat bis jetzt kein Ausbruch stattgefunden. Der mexicanische Kongreß hatte sich bis zum 2. Dez. vertagt. In Yucatan war noch immer nichts entschieden. Auf Hayti beabsichtigten die republikanischen Neger eine Expedition gegen den spanischen Theil der Insel. Die Havannah-Zeitungen bis zum 12. November enthalten keine politischen Nachrichten von Interesse. Der Markt war träge, Zucker ohne Nachfrage. Zu Puerto Principe standen die Zuckerpflanzungen außergewöhnlich üppig, und man versprach sich mindestens die doppelte Erndte vom vorigen Jahre. Auch aus Venezuela sind neuere Nachrichten über Cuba eingetroffen. General Paez war bei einem Angriff auf Altagracia zurückgeschlagen worden, und soll sich jetzt zu Curacao befinden, ohne die Mittel zu besitzen, nach Venezuela zurückzukehren. Maracaibo war von seiner Flotte eng blokirt, sollte aber durch einen Heerhaufen des Präsidenten Monagas entsetzt werden. Der Kongreß war durch den Präsidenten auf den 15. November ausgeschrieben worden. Ein Brief aus Bogota vom 17. September meldet, daß General Flores in Guayaquil eingedrungen war, wo 500 Männer sich ihm sofort anschlossen. Die Hauptstädte Cuenca und Imbero sollen sich zu seinen Gunsten erklärt haben. Zum Schluß noch einige Worte über das jüngst entdeckte Eldorado in Californien. Ein Schiff, welches ohnlängst von St. Francisco zu Mozatlan eintraf, bestätigt die früheren Nachrichten vollkommen, und sogar der Regierung zu Washington sollen in diesem Sinne die wichtigsten Mittheilungen gemacht worden sein, welche sie gleich beim Zusammentreten des Kongresses veröffentlichen wollte. Ebenso hat daß große Haus Grinnell und Minturn zu Newyork von einem seiner Schiffskapitäne einen Brief aus Monterey empfangen, der die genauesten Details über den Gegenstand giebt. Die tägliche Ausbeute in der Goldregion ist jetzt 60 bis 100,000 Dollars. Alles strömt nach den Minen. Die im Hafen von St. Francisco liegenden Schiffe sind von ihren Mannschaften verlassen; die Matrosen gehen dem Golde nach, und einzelne von ihnen kehrten schon nach einer Abwesenheit von zwei Monaten mit 2 und 3000 Dollars in der Tasche an die Küste zurück. Selbst Kapitäne haben der Versuchung nicht widerstehen können, sondern ihre Schiffe sich selbst überlassen und den Weg nach den Minen eingeschlagen. Ein Matrose wird jetzt zu St. Francisco und Monterey mit 100 Dollars monatlich bezahlt, so wenige sind geblieben. Die Sache hat vollkommen ihre Richtigkeit, ist aber doch ein Anachronismus. Man glaubt in die metalllechzenden Zeiten der Eroberung von Mexico und Peru zurückversetzt zu sein. Auri sacra fames!! Rio-Janeiro, 28. Okt. Die neuesten Berichte vom Plata lassen einen Krieg zwischen Brasilien und General Rosas als nahe bevorstehend erscheinen. Durch die Straflosigkeit seines Widerstandes gegen die englische und französische Intervention ermuthigt, bindet der Diktator jetzt mit Brasilien an und will einen Streit herbeiführen, dessen Wichtigkeit sich hier Niemand verhehlt. In Folge eines unbedeutenden Zanks mit dem Polizeichef erhielt kürzlich der sardinische Geschäftsträger, Picolot d' Hermillon, von Rosas den Befehl, Buenos Ayres binnen 30 Tagen zu verlassen. Auf den Einwand, daß eine so kurze Zeit nicht hinreiche, die geeigneten Dispositionen zu treffen, antwortete Rosas damit, daß er die Frist ohne Weiteres auf 14 Tage verkürzte. Dies war der letzte Schlag, der gegen den europäischen Einfluß am Rio Plata in der Person des letzten diplomatischen Agenten, der sich in Buenos Ayres halten konnte, geführt worden ist. Picolet d'Herbillon verwaltet die französische und englische Kanzlei in Folge der Abwesenheit der Agenten beider Nationen; er hatte in der Wahrung der Rechte der Fremden, gegen welche Rosas aus Groll über die Intervention und die Blokade seiner Häfen fortwährend Repressalien übte, viel Festigkeit und Muth gezeigt. Das Verfahren gegen den sardinischen Geschäftsträger erklärt sich durch den Wunsch des Diktators, keinen lästigen Zeugen bei seinen großen Rüstungen zu einer nahe bevorstehenden Expedition zu haben. Man zieht in Buenos Ayres gegenwärtig zwei Armeekorps zusammen, die unter den Befehlen Mancilla's und Pacheco's gegen Paraguay bestimmt sind. Paraguay ist seit dem Tode des Doktor Francia nicht mehr das amerikanische Japan. Seine Regierung ist liberal geworden und hat auf den weisen Rath Brasiliens den europäischen Ideen, den Handels-, industriellen und Colonisationsversuchen Zugang gewährt. Diesen neuen Heerd des Widerstandes will Rosas ersticken und durch Eroberung Paraguay zwingen, in den argentinischen Bund, dessen Schöpfer und Chef er ist, zu treten. Brasilien hat nun 1828 die Unabhängigkeit Montevideo's und 1844 die von Paraguay anerkannt. Beides sind die letzten Bollwerke, welche Rosas Ehrgeiz noch aufhalten. Aber Montevideo droht ein naher Untergang, Paraguay die Eroberung. Unter diesen Umständen rüstet nun Brasilien und verstärkt von Tag zu Tag sein Beobachtungsheer an der Südgränze. Es bereitet sich also ein Kampf vor, der sehr bald ausbrechen wird, ein Kampf der Civilisation gegen die Barbarei. Der Sieg Rosas würde sein System, die politische und kommerzielle Isolirung des argentinischen Gebiets in seiner ganzen Ausdehnung zum herrschenden machen. Wenn Paraguay's bedrohte Unabhängigkeit den Kaiser von Brasilien nöthigt, die Waffen gegen Rosas zu ergreifen, so hat Europa eine ähnliche Verpflichtung gegen Montevideo, das sonst einer schon dreijährigen Belagerung unterliegen würde. Jedermann fragt sich hier, ob Frankreich und England, vielleicht auch das ebenfalls beschimpfte Sardinien, an den Ufern des Plata die Regierung eines Mannes dulden können, dessen Handlungen eben so viele Attentate auf das Völkerrecht, und dessen Sprache eine Appellation an den leidenschaftlichsten Fremdenhaß ist. Wird man es dulden, daß Rosas, der durch Unterwerfung Montevideo's Herr der beiden Plataufer sein würde, nach Belieben die Mündungen des Parana, Paraguay und Uruguay sperren und dem europäischen Handel Wasserstraßen von 500 Lieues nebst den dazu gehörigen Märkten verbieten kann? Montevideo erwartet ungeduldig die Entscheidung des franz. und engl. Kabinetts. — Der neue engl. Gesandte bei Rosas, Hr. Southern, war in Montevideo angekommen, wagte aber nicht auf seinen Posten zu gehen, aus Furcht, daß er nicht zugelassen werden würde. Er entschloß sich von Palmerston neue Instruktionen zu fordern, zu welchem Zweck der engl. Konsul Hodd mit Depeschen auf der Fregatte Inconstante hier angekommen ist und mit dem Steamer Samson nach England gehen wird. Der neue Repräsentant Frankreichs in Brasilien, Guillemot, ist hier eingetroffen Afrika. * Vom Vorgebirge der guten Hoffnung sind Journale bis zum 6. Okt. in London eingetroffen, welche den Zustand der Gränze als ruhig und befriedigend darstellen. Pretorius war noch auf freiem Fuß, aber mit nur wenig Anhängern. Sir H. Smith wurde zwischen dem 24. und 28. Okt. in der Capstadt zurückerwartet. Köln, 13. Dezember. Das Abdrucken aus unserer Zeitung, ohne die Quelle anzugeben, hat zwar immer stattgefunden, aber in neuester Zeit wieder dermaßen überhand genommen, daß wir dem Publikum abermals einige Journale, welchen in dieser Beziehung eine gewisse Virtuosität nicht abzusprechen ist, beispielsweise anführen müssen. So druckt die edle Heinemannsche in Düsseldorf in Nro. 327 unser Feuilleton ab, ohne uns zu citiren. Die „Allg. Od. Ztg.“ entlehnt in ihrer Nr. 289 einen unserer Artikel aus Berlin wortgetreu und setzt ein eigenes Korrespondenzzeichen vor. In derselben Nummer druckt dieses Blatt unser ganzes Großbritannien ab, natürlich auch hier, ohne uns zu nennen. Die brave Triersche bleibt nicht zurück. Sie kopirt uns wörtlich in Nro. 331 einen Artikel aus Breslau und dito ganz England; in Nr 330 unsere Düsseldorfer Korrespondenz. Die „Mannheimer Abendzeitung“ nimmt nicht blos (in ihrer Nr. 294) unsern Artikel „Köln, 5. Dezember. Die Plakate etc.“ ohne Angabe der Quelle auf, sondern ist ebenfalls unverschämt genug, ihn mit einem eigenen Korrespondenzzeichen zu versehen. Genannte Blätter gebrauchen meistens noch den Pfiff, in derselben Nr., in der sie uns ungenannt abdrucken, auch Artikel mit dem Citat „N. Rh. Ztg.“ aufzunehmen. So viel für hute. * Köln. In der juristischen Fukultät zu Berlin soll nach einer Verordnung des Ministeriums Brandenburg ein neuer Lehrstuhl für die verschiedenen preußischen Rechtsböden geschaffen werden. Herr Brüggemann, Redakteur der Kölnischen Zeitung, wird als derjenige genannt, der baldigst einen Ruf nach Berlin erhalten soll. Verhandlungen des Gemeinderathes zu Köln. Sitzung vom 12. Dezember 1848. Der Gemeinderath beschließt an des Königs Majestät für die dem Lande ertheilte Verfassung eine Adresse zu erlassen deren Abstimmung einer Kommission übertragen wird. Die Annahme des der Stadt von dem Herrn von Büllingen vermachten Legats, einer Sammlung zahlreicher Ausgaben des Thomas a Kempis wird vom Gemeinderath unter den von dem Erlasser gestellten Bedingungen beschlossen. Derselbe ermächtigt die Verwaltung sich auf die Klage wegen Sperrung der Platzgasse einzulassen, und ertheilt gleichzeitig die Authorisation zur Einleitung einer Klage wegen Anlage eines Treppentritts auf der Straße, wegen Herausrücken des Dampfkessels in die Straße und Störung des Wasseraufs. Die Erwerbung des Terrains zum Ausbau eines neuen Schulhauses für die Pfarre St. Severin à 9 Sgr. per _ Fuß wird vom Gemeinderath genehmigt. Der Gemeinderath genehmigt die Anlage einer neuen Pumpe in der Kasinostraße, lehnt jedoch die Uebernahme der Unterhaltung ab. Die Anlage von Brunnen und Pumpe in der alten Wallgasse, so wie zwischen Aposteln alte Mauer und Wolfsgassen wird genehmigt. Die Niederlassungs-Gesuche von William Henry Moran, Conrad Friedr. Wessendorf, Conrad Itzstein und Wilhelm Gmelin werden genehmigt, zwei andere aber abgewiesen. Die Fortsetzung der Unterstützung für Boldermann und Köhnen wird vom Gmeinderath beschlossen. Für den demokratischen Central-Ausschuß in Berlin sind bei der Expedition dieser Zeitung ferner eingegangen: Vom deutschen Arbeiterverein in Lüttich 2 Thlr. 13 Sgr. Für Robert Blum's Familie sind bei uns eingegangen: 10 Thlr. von Siegen. Fernere Beiträge werden gerne entgegengenommen. Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“ * Solingen, am 11. Decbr. Um etwaigen Mißdeutungen entgegen zu treten, erklären wir hiermit, daß die in den jüngsten Tagen in mehreren Blättern veröffentlichte Dank-Adresse an den König bei Weitem nicht im Sinne sämmtlicher Bewohner Solingens liegt, sondern daß dieselbe nur aus dem hiesigen Bürger-Vereine und den Magistrats-Mitgliedern hervorgegangen und unterzeichnet ist. Viele Bürger. Handelsnachrichten. _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 170. Köln, 16. Dezember 1848. Beilage, S. 0917. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz170b_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.