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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 136. Köln, 7. November 1848.

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jedem andern Ministerium die stärkste Opposition zu machen.

Zu Ehren Jacobi's wird von seinen Wählern ein großer Fackelzug vorbereitet. Eine sechs Ellen lange Fahne ist dazu angefertigt, auf welcher sich folgende Inschriften befinden:

"Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen." "Das ist der Ruhm der freien Männer, daß sie ihnen die Wahrheit immer zurufen." "Dem Abgeordneten Jacobi, zum Andenken an den 2. November."

Morgen Abend wird dieser Fackelzug stattfinden. Er wird ein Festzug für das demokratische Berlin sein.

Weggelaufene Deputirte! Berlin, 3. Nov.

In der Abendsitzung der Nat.-Vers. vom 2 Nov. war der Antrag gestellt, so lange im Sitzungssaale besammen zu bleiben, bis die nach Potsdam an den König entsendete Deputation zurückgekehrt sei und ihnen Bericht erstattet haben werde. - Die Rechte der Versammlung und ein Theil des Centrums wollten die Dringlichkeit dieses Antrages nicht anerkennen, wurden aber mit 183 gegen 122 Stimmen überstimmt. Da verließ eine große Anzahl der Deputirten den Saal und begab sich zum Theil in die Restaurationen, zum Theil nach Hause! Die Namen dieser Ehrenmänner, welche in einem Moment, wo der Bürgerkrieg von der Reaktion frech begonnen werden soll, den Posten verlassen haben, auf welchen das Vertrauen ihrer Kommittenten sie ehrenvoll berufen hat, werden hierdurch öffentlich bekannt gemacht!

Althaus, Bürgermeister. Arnold, Gutsbesitzer, (Danziger Landkreis.) v. Auerswald (für Frankfurt).

Blockhagen, Erzpriester. Bauer, (Berlin.) Brehmer, Oberlehrer. Brüninghaus, Gutsbesitzer. v. Brünneck, Oberburggraf. Bumbke, Curatus. Brüning, Friedensrichter Blodau, Gutsbesitzer.

Clausen, Gymnasiallehrer. Conditt, Land- und Stadtger.-Rath. Cösling, Kämmerer.

Dahmen. Dr. Dane. v. Daniels, G. h. Rev.-Rath. Dielitz, Professor. Diesterweg, Justizrath.

v. Enkevort, Kreis-Deputirter. Endegols, Schulinspektor. Evalt, Land- und Stadtger.-Direktor.

Feierabend, Bürgermeister. Feldhaus, Schullehrer. Fischer, Bürgermeister. Fischer, Ober Landes-Gerichts-Referendar. Fleischer, Kreisgerichts-Assessor. Fließbach, Bürgermeister. Fretzdorff, Kaufmann. Friedrich, Gutsbesitzer. Dr. Friese, Kreis-Physikus. Dr. Funcke.

Gelshorn, Kaplan. Geßler, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Gräff, Apell. Gerichtsrath (Düren.) Groddeck, Justizrath. Gartz, Land- u. Stadtger.-Direktor.

Hahn, Land- und Stadtrichter. Hanisch, Bauer. Harkort, Kaufmann. Hartmann, Justizrath. Haugh, Landgerichts-Rath. Hellmann, Justizrath. Hentrich, Land- und Stadtger.-Direktor. Herberty, Gutsbesitzer. Herholz, Erzpriester. Hesse, Geb. Finanzrath. Hofer, Bauer.

Jander, Pastor (Neiße.) Jonas, Pastor.

Keferstein, Rektor, Pastor. Kehl, Justizkommissar. Klemm, Schmidt. Knauth, Dr. med. Kochs, Landgerichtsrath. Köhler, Stadtrath (Görlitz.) Konietzko, Kreissekretär. Kosch, Dr. med. Kühnemann, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Küper, Legationsrath. Kunth, Bürgermeister. Kutzen, Bürgermeister. Kalbersberg, Buchhändler. v. Kleist, Landrath. Knoblauch. Geh. Finanzrath.

Lensig, Kanonikus. Lüdicke, Justizrath. Lingnau, Gymnasial-Oberlehrer.

v. Meusebach, Regierungsassessor. Meyer, Kaufmann. Milde, Kaufmann. früher Minister. Mrozik, Pastor. Mullensiefen, Kaufmann. Müller, Ortsvorsteher (Solingen.)

Neuberth, Ortsrichter. Riemeyer, Dr.

Peltzer, Friedensrichter. Petereck, Schulze. Pruß, Dekan. Pleger, Oberscholz. Packenius, Oberprokurator.

Quaßnigk, Braukrüger.

Radtke, Brauer und Gerichtsmann. Rehfeld, Diakonus. Reichensperger, Landgerichtsrath. Reigers, O.-L. G.-Assessor. Richter, Kölmer. Reese, Land- u. Stadt-Ger.-Rath. Romberg, Gutsbesitzer. Riemann, Gutspachter. Rintelen, Ober-Trib.-Rath. Rintelen, O.-L.-G.-Rath. Ritz, Reg.-Rath. Rosanowski, Gutsbesitzer. v. Reichmeister, Landrath. Rottels, Dr. phil.

Sames, Friedenrichter. Schadebrod, Pastor. Schadt, Justizamtmann. Scheden, Oberförster. Scheele, Land- und Stadt-Ger.-Direktor. Scheidt, Kaufmann. Schlink, Appell.-Rath. Schmidt, Amtmann (Beeskow.) Spanken, Gerichtsrath. Siegers, Erbscholz. Schönborn, Lehrer. Scholz, Kreissekretär (Meseritz.) Schutze, Justizkommissar. Schulz, Pastor (Marienburg.) Schultze, Assessor (Friedeberg.) Schultze, Assessor (Minden.) Schulte, Pfarrdechant. Schwonder, Dekonomiekommissar. Seidel, Geh. Finanzrath. Simons, Geh. Justigrath. Sperling, L.- und Stadtger.-Rath. Stachelscheid, Amtmann. Steimmig, Fabrikant. Stiller, Kreis-Tarator. Sümmermann (genannt Schulze-Korten), Landrath. Schimmel, Rittmeister. v. Schleicher, Gutsbesitzer.

Thederahn, Schulze. Thüm, Distrikskommissar. Tietze, Erbscholtisei-Besitzer. Tüshaus, O.-L.-G.-Rath.

Ulrich, Geh. O.-Trib.-Rath. Upmeyer, Dekonom.

v. Wangenheim, O.-L.-G.-Rath. Wegener, Apotheker. Weißgerber, Appell.-Rath. Wenger, Pastor. Westermann, Justizrath. Windehorst, Justizkommissar.

Zachariä, Justizkommissar. Zimmermann, Amtmann.

(Außerdem fehlten noch mehrere Beurlaubte, Mehrere wegen Krankheit, Mehrere wegen anderweiter Behinderung und 29 Mitglieder gehörten zu der Deputation nach Potsdam.)

Es ist diesen Weggegangenen gelungen, die Versammlung beschlußunfähig zu machen, wie sie dies beabsichtigten, da es ihnen bei namentlicher Abstimmung nicht gelungen war, die Dringlichkeit verneint zu sehen. Eine große Anzahl von ihnen stand noch in der Restauration oder lauschte und horchte an der halb offenen Thür des Saales, ohne hinein zu treten und ihrer Pflicht zu genügen. Die öffentliche Meinung möge sie richten.

Berlin, 3. Nov.

Während gestern Abend ein Theil der Bevölkerung, die wichtigen Beschlüsse der Nationalversammlung erwartend, auf dem Gensd'armenmarkte versammelt war, trug sich am Alexanderplatze ein düstres Schauspiel zu. Zum dritten Male seit mehren Monaten hatten die Gefangenen des dort befindlichen Arbeitshauses einen gewaltsamen Einbruch versucht. Die Thüren und Fenstern erbrechend, waren sie in Masse in den Hof gedrungen, hatten den beim Kartenspiel sitzenden Soldaten die Gewehre entrissen und einen verzweifelten Kampf begonnen. Das weithinschallende Geschrei und Gepolter zog sogleich eine große Menschenmenge herbei, Trommelwirbel ertönte in den benachbarten Straßen, das ganze Stadtviertel gerieth in Bewegung. Erst als aus der nahen Kaserne zwei Kompagnien des 12. Regiments und vom Gensd'armenmarkte mehrere Abtheilungen Bürgerwehr anrückten, wurde die Ruhe wieder hergestellt. Zehn der Gefangenen sollen schwer verwundet sein. Wenn wir an die haarsträubenden Schilderungen denken, die uns vor nicht gar langer Zeit von dem Innern des Berliner Arbeitshauses, von der Behandlung und Nahrung seiner Gefangenen gemacht wurden, wenn wir bedenken, daß das Verbrechen derselben meist nur die Armuth, die Obdachlosigkeit und das Betteln ist, so erscheint uns ihr Wunsch, einen solchen Aufenthaltsort zu verlassen, nicht unerklärlich.

(Ref.)
Berlin.

Ein gestern Abend vertheiltes und angeschlagenes Plakat, unterzeichnet: der demokratische Klub, hat die Schaamlosigkeit, die Ungezogenheit des Abgeordneten Jacobi gegen die Person des Königs in der Audienz der Deputation als eine Handlung zu bezeichnen, womit Hr. Jacobi sich den Dank des gesammten Vaterlandes verdient habe! und ihn und seine Kollegen zu fernerer Vertheidigung der Volksfreiheiten aufzufordern.

(Neue Preuß. Zeitg.)
Aus Oberschlesien.

Der Graf Limburg-Stirum hat, in polnischer Sprache natürlich, einen Hirtenbrief an das "dumme Volk" erlassen, der an plumper und dreister Verdrehung der Verhältnisse und Thatsachen wohl Alles übertrifft, was von der Reaktion bisher in der Art geleistet wurde. Der Brief lautet wie folgt:

"Leutchen!

Ihr seid ungeduldig, weil Euch jene sogenannten Volksfreunde viel versprochen und wenig gehalten haben. - Ich komme aus Berlin, - ich weiß somit, wie sich die Sachen verhalten, und will Euch dasjenige, was ich weiß, erzählen. - Schon damals, als Ihr die ungebildeten Landleute und Schreiber, die Euch betrogen und ausgesogen haben, als Deputirte nach Berlin gewählt habt, schrieb ich Euch, daß weder die Deputirten, noch der König stehlen darf. - Meine Worte lauteten: "Ihr werdet ein wenig gewinnen und die Herren vieles verlieren!" Damals wolltet Ihr mir nicht glauben, heute, nachdem Ihr schon 6 Monate umsonst gewartet und nichts für die Rechtfertigung jener gehegten Hoffnungen geschehen ist, werdet Ihr vielleicht denken, daß d.r Graf doch recht gesprochen und jene Volksfreunde nur unmögliche Sachen versprochen. Weshalb thaten sie dieses? Gerade um Euch unzufrieden zu machen und um Euch, wenn Ihr so dumm und so böswillig wäret, zur Empörung und Ungehorsam zu reizen. - Diese Volksfreunde, - denn ich habe deren viele in Berlin gesehen, - sind Juden, Schreiber, Kommissarien, die vor der Revolution nicht einmal eine Kartoffel zu ihrem Lebensunterhalt hatten, jetzt aber schon guten Wein trinken und hoffen, daß sie, wenn die Revolution noch länger dauert, noch mehr sich bereichern und daß sie Minister und Landräthe werden.

Dies wissen dagegen jene weisen Männer, daß, sobald die Gesetze erscheinen und Ordnung erfolgt, sie aufhören müssen auf Eure Kosten Wein zu trinken und sich zu masten. - Deswegen verhindern sie auch so viel als möglich die Herausgabe der Gesetze, die Ruhe und Ordnung wiederherstellen würden. - Unter den Deputirten in Berlin gibt es viele solcher Volksfreunde. - Zu Euren dahingekommenen unwissenden Deputirten sind jene Volksfreunde sogleich hinzugetreten und haben denselben gesagt: "Ihr müßt sagen, was wir sagen, in das einwilligen, worauf wir einwilligen, - so wird Euch Alles gelingen" Die Landleute schenkten dieser Aussage Glauben und wenn sie sogar nicht verstehen, was man in der Nationalversammlung spricht, achten sie darauf, was die Volksfreunde thun, und wenn diese "Ja" sagen, so sagen alle "Ja," und sagen diese "Nein," so sagen sie ebenfalls "Nein." - Diese Volksfreunde machen aber den Ministern und dem Konige viele Schwierigkeiten, und dieser Umstand ist es gerade, der es bewirkte, daß nach Ablauf von 6 Monaten noch kein Gesetz festgesetzt und daß es noch lange dauern wird, bis die Befreiung erfolgt. - Was die Befreiung anbelangt, so will ich Euch sagen, wie diese beschaffen sein wird: einige kleine Pflichten wird man Euch vielleicht ohne Vergütigung erlassen. Anstatt den Grundzins und jeden andern Zins der Herrschaft zu zahlen, werdet Ihr denselben als eine gewisse Abgabe der Regierung oder vielleicht der Landschaft, wie die Herren, zahlen müssen, und dies in diesem Verhältniß, daß diejenigen, welche der Herrschaft 10 Thlr. gezahlt, hernach der Regierung oder der Landschaft 7 Thlr. 5 Sgr. werden zahlen müssen. - Die Häusler werden Besitzer des Ortes und werden den Acker der Herrschaft nicht wiederzugeben brauchen; sie werden weder der Herrschaft zahlen noch Frohndienste thun, - dafür werden sie aber der Regierung oder der Landschaft in Verhältniß des Grundwerthes 12 oder 15 Sgr. für einen Morgen Landes als Miethe zahlen müssen. - "So wird es geschehen, Leutchen:" Ob Ihr mir glaubet oder nicht - bleibt sich ganz gleich. Ich sage Euch dieses, weil ich Euch Gutes wünsche, denn ich weiß sehr gut, daß Ihr ungeduldig seid und daß Viele Euch betrügen - Niemand Euch aber die Wahrheit sagt. - Jetzt nur noch einige Worte an Diejenigen, welche vielleicht jetzt schon den Zins zu zahlen oder die Arbeit zu verrichten sich weigern. Bei der Befreiung wird der ganze Frohndienst, den Ihr nicht verrichtet, - jeder Pfennig, den Ihr nicht bezahlt, nachgerechnet werden. - Glaubet mir oder nicht, später werdet Ihr dennoch sagen: der Graf hat recht gesprochen.

Puchowice, den 10. Okt. 1848.

(A. O.-Z.)

Graf Limburg-Stirum.

Posen, 28. Okt.

In diesem Augenblicke erfahren wir, daß die Beamten des Posener Festungsbaues alle Arbeiter zur Unterschrift der Petition um Verlängerung des Belagerungszustandes auffordern und daß sie alle diejenigen, welche zu unterschreiben sich weigern, mit dem Verluste der Arbeit und somit mit dem Verluste ihres Lebensunterhaltes bedrohen. - Auf gleiche Weise hat man alle braven, biederen Polen im März von der Arbeit entfernt, weil sie jene Adresse an den König, die die Unabhängigkeit der polnischen Landestheile unter der preußischen Herrschaft forderte, unterschrieben haben.

(A. O.-Z.)
* Wronke, 30. Okt.

Die Einsassen der Stadt Wronke im Großherzogthum Posen haben dem Abgeordneten Taffarski nachstehende Dankadresse übersandt - die derselbe dem Hrn. Phillips, als Antragsteller, und allen Deputirten die für das Phillip'sche Amendement, die Posener Frage betreffend, gestimmt haben, überreichen soll:

Dankadresse. Wronke, 30. Oktober.

Dem biedern deutschen Manne, dem Verfechter wahrer Volksrechte, dem Deputirten der Stadt Elbing zur preußischen Nationalversammlung, Herrn Oberbürgermeister Phillips, stattet die Stadt Wronke ihren tiefgefühlten Dank ab, für das muthige Amendement in Betreff der Nationalrechte des Großherzogthums Posen.

Dank und Ehre dem deutschen Manne, er ist des rühmlichen Denkmahls werth, welches er sich in der Geschichte gesetzt hat. - Dank endlich allen den deutschen Männern, welche das Amendement unterstützt, für dasselbe mitgestimmt und dessen Annahme muthig durchgekämpft haben.

(Folgen die Unterschriften.)

Polen.
* Von der galizischen Gränze, Ende Oktober.

Die "Constitutionellen Blätter aus Böhmen" bringen folgende Neuigkeit: Allgemein wird hier von einer Note des Kaisers von Rußland an das magyarische Ministerium in Pesth gesprochen, in welcher der warnende Ton des zur Züchtigung im eventuellen Falle fest entschlossenen Fürsten nicht zu verkennen sein soll. Das magyarische Ministerium wird darin aufgefordert, sein Aufgebot und seine regulären Truppen ohne Verzug von der niederöstreichischen Gränze zurückzuziehen, weil der Kaiser sonst - um sein Nachbarreich vor einem Brande zu schützen - bemüßigt wäre, einen Theil seiner in der Molda und Walachei befindlichen, 24,000 Mann starken, Armee zur Dämpfung der Anarchie zu verwenden. - Vor einigen Tagen wurden in Warschau die Urtheile bekannt gemacht, welche die dortige strafgerichtliche Behörde über die im Jahre 1846 kompromittirt gewesenenen Personen ergehen ließ. Fünf und zwanzig Individuen wurden zu schwereren Strafen verurtheilt; die meisten von ihnen erhalten außer einer 10- bis 20jährigen Strafarbeit in den sibirischen Bergwerken auch noch Ruthenstreiche (palki), die in ihrer Anzahl zwischen 1500 bis 2500 wechseln. Unter den Verurtheilten sind auch zwei, die in Krakau ihr Domizil hatten, Jordan und Mazaraki, der letztere ist auch der Einzige, dem eine Strafarbeit für Lebensdauer zuerkannt wurde.

Ungarn.
Pesth, 29. Oct.

Der Regierungs-Kommissär Beöthy hat den schwarzgelben Kommandanten von Peterwardein, Henzi, abgesetzt und in Gewahrsam bringen lassen. Gleich energisch hat er mit dem Magistrat von Neusatz verfahren. Die Raitzen scheinen jetzt überhaupt an die Unterwerfung zu denken. Der Oberst Schuplikatz, welchen sie zu ihrem Wojwoden gewählt, hat mit Beöthy Friedensunterhandlungen angeknüpft. Auch die Csaikisten haben hierher ihren Generalauditor Raics mit Friedensanträgen gesendet. Das Repräsentantenhaus hat eine Proklamation an die verschiedenen Völker Ungarns erlassen.

In Siebenbürgen wüthet der walachische Aufstand mit ähnlicher Grausamkeit wie der raitzische. 30,000 Szäkler haben sich aber bei Maros-Varsarhely gesammelt, welche die aufständischen Walachen zu Paaren treiben werden. - Viel Sensation erregt hier ein Handbillet des Königs an Meffaros, welches eine von diesem schon im September vorgeschlagene militärische Beförderung bestätigt. Dies Schreiben steht im vollsten Widerspruche mit dem Manifeste des Kaisers vom 16. wegen Windischgrätz's Ernennung zum Generalissimus.

Preßburg, 29. Okt.

Unsere Armee befindet sich seit zwei Tagen auf östreichischem Gebiet. Gestern Nachmittag sind an zwei Stellen Vorpostengefechte gewesen, von denen wir das Kanonenfeuer bis hier hörten. Koffuth ist selbst bei der Armee und wird allem Vermuthen nach der Zusammenstoß mit den Windischgrätzschen Truppen ein sehr ernster sein. Oberst Iwanka, der mit Depeschen an Windischgrätz gesandt wurde, ist gefangen genommen worden. Bis zur Stunde fehlen uns seit 5 Tagen alle Posten aus Wien, und alles was man von da erfährt, beruht nur auf Hörensagen.

Wir verdanken der gefälligen Mittheilung des Hrn. Staats-Sekretärs Pulßky nachstehende "amtliche" Mittheilung:

"Beifolgende Zuschrift wurde durch den Parlamentär Obrist Iwanka an den Fürsten Windischgrätz gesendet. Der Fürst antwortete darauf: "Mit Rebellen unterhandle ich nicht." Auf seiner Rückreise wurde Oberst Iwanka von den Vorposten Jelachich's mit der empörendsten Mißachtung des Völkerrechts zu Roth-Neusidl unter solchem Vorwande, daß Fligelli auch als Parlamentär gefangen genommen wurde, aufgehoben und trotz der Protestation seines Begleiters in der Gefangenschaft behalten. - Ein solches Verfahren bedarf keines Kommentars.

Die durch Obrist Iwanka übersandte Zuschrift lautet:

An seine Durchlaucht den Hrn. Fürsten Windischgrätz!

Die Geschichte der Völker weist kein ähnliches Beispiel des Eidbruchs, des Verraths und der Gewissenlosigkeit auf, als jenes Gewebe der Umtriebe, womit eine arglistige Hofkamarilla nicht nur die gesetzlichen konstitutionellen Rechte, sondern selbst die staatliche Existenz der ungarischen Monarchie zu vernichten trachtet.

Ungarn war stets ein freies, selbstständiges Königreich, keinem andern Staate einverleibt, keinem andern Lande unterthan.

Unter dieser Bedingniß hat Ungarn seine Königskrone dem regierenden Hause freiwillig zuerkannt, und 14 Könige aus dem Hause Habsburg haben die Selbständigkeit der ungarischen Monarchie und seine konstitutionellen Rechte eidlich beschworen.

Diese Freiheit, diese Selbständigkeit Ungarns ist keine neue Errungenschaft der Märztage, kein Geschenk Sr. Maj. des Königs Ferdinand V., sie ist die Fundamentalbedingniß, auf der die ungarische Königswürde des Hauses Habsburg beruht.

Und doch hat eine verbrecherische Hofkamarilla frech mit dem Königseide, frech mit dem kranken Zustande des Monarchen spielend, zur Vernichtung dieser staatlichen Existenz der ungarischen Monarchie, Empörend in unserem friedlichen, seinem Könige stets treuen Lande angestiftet und unser armes Vaterland zum Schauplatze eines beispiellosen Greuelkrieges gemacht.

Trotz allen Anzeichen hat Ungarn Monate lang nicht glauben wollen, daß die Fäden dieses Verraths, dieser unmenschlichen Barbarei in der unmittelbarsten Nähe des Monarchen selbst gesponnen werden; denn der gerade männliche Sinn des Ungarvolkes war unfähig, auch nur die Möglichkeit eines ähnlichen Verbrechens ahnen zu können.

Auch hat der Monarch selbst den serbischen Aufruhr für Hochverrath, sowie den Freiherrn Jelachich, der im stolzen Uebermuthe seine verbrecherischen Waffen gegen das Gesetz erhob, für einen landesverrätherischen Empörer auf gesetzlichem Wege erklärt.

Doch als man sah, daß die arglose ungarische Nation, den Versicherungen des Königs überfest trauend, zur Vertheidigung nicht gerüstet sei, überzog der Empörer Jelachich unser Vaterland mit einem grausamen Kriege.

Und kaum hatte er dieses gethan, wozu ihn das östreichische Ministerium unter trügerischen Vorwänden mit Geld und Waffen versah, als der Empörer zum loyalen Diener des Monarchen gestempelt wurde, die östreichischen Truppen, die zur Wahrung des Friedens und zum Dienste der gesetzlichen Landesregierung in Ungarn und seinen Nebenländern dislocirt waren - weil die ungarischen Regimenter zum Schutze des Kaiserthrones außer Landes verwendet wurden - diese östreichischen Truppen, von Ungarn genährt und besoldet, reichten auf höheren Antrieb größtentheils dem Empörer die Hand und erhoben verbrecherisch ihre Waffen gegen das Land, das zu beschützen sie bei Eid und Ehre verpflichtet waren. Man zettelte Aufruhr und Empörung unter den slawischen und wallachischen Einwohnern Ungarns und Siebenbürgens an; östreichische Offiziere, selbst Generäle, führen serbische Räuberhorden und aufgewiegelte wallachische Truppen an; - der von Gottes strafender Hand ereilte Graf Latour, gewesener östreichischer Kriegsminister, befahl den ungarischen Festungskommandanten, treulos ihren Eid zu brechen - befahl allen Generalkommandos der an Ungarn grenzenden Provinzen, nach Ungarn einzudringen und den Empörer Jelachich in seinem hochverrätherischen Unternehmen zu unterstützen; und damit diesen Schändlichkeiten die Krone aufgesetzt werde, verging man sich an der öffentlichen Moral, die selbst den Barbaren heilig ist, so weit, daß man die tausendjährige staatliche Existenz Ungarns, seine von 14 Königen aus dem Hause Oestreich beschworene Konstitution mit einem unheiligen Federstriche vertilgen und den in den Eingeweiden des Vaterlandes wühlenden Empörer Jelachich zum unbeschränkten Gebieter des so niederträchtig verrathenen Landes, zum militärischen Despoten über das hochherzig treue Ungarn einsetzen zu wollen, und zu dieser jedes menschliche Gefühl empörenden Gewaltthat selbst die Unterschrift des kranken Monarchen zu erschleichen sich nicht gescheut.

Doch so viele Verbrechen erschöpften endlich die Langmuth und Gerechtigkeit Gottes. - Weil die ungarische Nation hochherzig auf Treue und Glauben bauend, ungerüstet stand, hat man sie schwach geglaubt, sie wähnten den Löwen todt, der im Gefühle seiner Kraft nur schlief, Jelachich hat die Kraft der ungarischen Waffen erfahren, der historische Heldenmuth Ungarns hat sich in diesem gerechten Kampfe gegen unerhörten Verrath mit neuem Glanze bewährt; die Armeekorps des Empörers wurden durch kleine Schaaren von Ungarn, heldenmüthigen Kriegern, ja selbst vom schnell zusammengerafften ungeübten, kaum bewaffneten Landsturm überall geschlagen und zu 10,000 gefangen und entwaffnet, und der prahlerische Empörer Jelachich selbst mit seiner Hauptarmee durch ein einziges Gefecht soweit gebracht, daß er sich vom völligen wohlverdienten Untergange nur durch den ehrlosen Bruch eines Waffenstillstandes, um den er selbst gebettelt, mit schneller Flucht entziehen konnte, bis er im steten durch Grausamkeiten bezeichneten Fliehen von der ungarischen Armee verfolgt, sich hinausgeworfen hat auf das östreichische Gebiet.

Wenn die ungarische Armee dem fliehenden Feinde ohne Rast und Aufenthalt über die Leitha gefolgt, wäre er in den ersten 24 Stunden der rächenden Gerechtigkeit Gottes unterlegen.

Wir aber, gegen die man jede Rücksicht des göttlichen und menschlichen Rechtes, mit einer Reihenfolge beispielloser Gewaltthaten verletzt; haben Achtung vor dem Gebiete einer freundschaftlich benachbarten Nation gehegt, und dem rächenden Arm unserer heldenmüthigen Armee Halt geboten, in der zuversichtlichen Erwartung, daß die östreichischen Streitkräfte Sr. Maj. des Kaisers von Oestreich, der zugleich konstitntioneller König von Ungarn ist, die Armee des eingedrungenen Empörers entwaffnen, und so der Wiederkehr eines von unserer Seite durch nichts provocirten Bürgerkrieges vorbeugen würden.

Wir waren berechtigt, dies zu erwarten, kraft der Satzungen des geheiligten Völkerrechts, wir waren berechtigt, dies zu erwarten im Interesse des irregeführten Monarchen, dessen Herz zurückschaudern muß vor dem Unglück, das eine böswillige Kamarilla, frech seinen Namen mißbrauchend, über seine treuen Völker gebracht, wenn Ihm einst Gott die Kraft verleiht, die wahre Sachlage der Dinge mit eigenen Augen sehen und frei beurtheilen zu können.

Wir wurden in unserer gerechten Erwartung getäuscht, anstatt den frech eingedrungenen Empörer, den meineidigen Verräther an der konstitutionellen Krone Ungarns zu entwaffnen und unschädlich zu machen, hat der östreichische General Graf Auersperg sich mit

jedem andern Ministerium die stärkste Opposition zu machen.

Zu Ehren Jacobi's wird von seinen Wählern ein großer Fackelzug vorbereitet. Eine sechs Ellen lange Fahne ist dazu angefertigt, auf welcher sich folgende Inschriften befinden:

„Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen.“ „Das ist der Ruhm der freien Männer, daß sie ihnen die Wahrheit immer zurufen.“ „Dem Abgeordneten Jacobi, zum Andenken an den 2. November.“

Morgen Abend wird dieser Fackelzug stattfinden. Er wird ein Festzug für das demokratische Berlin sein.

Weggelaufene Deputirte! Berlin, 3. Nov.

In der Abendsitzung der Nat.-Vers. vom 2 Nov. war der Antrag gestellt, so lange im Sitzungssaale besammen zu bleiben, bis die nach Potsdam an den König entsendete Deputation zurückgekehrt sei und ihnen Bericht erstattet haben werde. ‒ Die Rechte der Versammlung und ein Theil des Centrums wollten die Dringlichkeit dieses Antrages nicht anerkennen, wurden aber mit 183 gegen 122 Stimmen überstimmt. Da verließ eine große Anzahl der Deputirten den Saal und begab sich zum Theil in die Restaurationen, zum Theil nach Hause! Die Namen dieser Ehrenmänner, welche in einem Moment, wo der Bürgerkrieg von der Reaktion frech begonnen werden soll, den Posten verlassen haben, auf welchen das Vertrauen ihrer Kommittenten sie ehrenvoll berufen hat, werden hierdurch öffentlich bekannt gemacht!

Althaus, Bürgermeister. Arnold, Gutsbesitzer, (Danziger Landkreis.) v. Auerswald (für Frankfurt).

Blockhagen, Erzpriester. Bauer, (Berlin.) Brehmer, Oberlehrer. Brüninghaus, Gutsbesitzer. v. Brünneck, Oberburggraf. Bumbke, Curatus. Brüning, Friedensrichter Blodau, Gutsbesitzer.

Clausen, Gymnasiallehrer. Conditt, Land- und Stadtger.-Rath. Cösling, Kämmerer.

Dahmen. Dr. Dane. v. Daniels, G. h. Rev.-Rath. Dielitz, Professor. Diesterweg, Justizrath.

v. Enkevort, Kreis-Deputirter. Endegols, Schulinspektor. Evalt, Land- und Stadtger.-Direktor.

Feierabend, Bürgermeister. Feldhaus, Schullehrer. Fischer, Bürgermeister. Fischer, Ober Landes-Gerichts-Referendar. Fleischer, Kreisgerichts-Assessor. Fließbach, Bürgermeister. Fretzdorff, Kaufmann. Friedrich, Gutsbesitzer. Dr. Friese, Kreis-Physikus. Dr. Funcke.

Gelshorn, Kaplan. Geßler, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Gräff, Apell. Gerichtsrath (Düren.) Groddeck, Justizrath. Gartz, Land- u. Stadtger.-Direktor.

Hahn, Land- und Stadtrichter. Hanisch, Bauer. Harkort, Kaufmann. Hartmann, Justizrath. Haugh, Landgerichts-Rath. Hellmann, Justizrath. Hentrich, Land- und Stadtger.-Direktor. Herberty, Gutsbesitzer. Herholz, Erzpriester. Hesse, Geb. Finanzrath. Hofer, Bauer.

Jander, Pastor (Neiße.) Jonas, Pastor.

Keferstein, Rektor, Pastor. Kehl, Justizkommissar. Klemm, Schmidt. Knauth, Dr. med. Kochs, Landgerichtsrath. Köhler, Stadtrath (Görlitz.) Konietzko, Kreissekretär. Kosch, Dr. med. Kühnemann, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Küper, Legationsrath. Kunth, Bürgermeister. Kutzen, Bürgermeister. Kalbersberg, Buchhändler. v. Kleist, Landrath. Knoblauch. Geh. Finanzrath.

Lensig, Kanonikus. Lüdicke, Justizrath. Lingnau, Gymnasial-Oberlehrer.

v. Meusebach, Regierungsassessor. Meyer, Kaufmann. Milde, Kaufmann. früher Minister. Mrozik, Pastor. Mullensiefen, Kaufmann. Müller, Ortsvorsteher (Solingen.)

Neuberth, Ortsrichter. Riemeyer, Dr.

Peltzer, Friedensrichter. Petereck, Schulze. Pruß, Dekan. Pleger, Oberscholz. Packenius, Oberprokurator.

Quaßnigk, Braukrüger.

Radtke, Brauer und Gerichtsmann. Rehfeld, Diakonus. Reichensperger, Landgerichtsrath. Reigers, O.-L. G.-Assessor. Richter, Kölmer. Reese, Land- u. Stadt-Ger.-Rath. Romberg, Gutsbesitzer. Riemann, Gutspachter. Rintelen, Ober-Trib.-Rath. Rintelen, O.-L.-G.-Rath. Ritz, Reg.-Rath. Rosanowski, Gutsbesitzer. v. Reichmeister, Landrath. Rottels, Dr. phil.

Sames, Friedenrichter. Schadebrod, Pastor. Schadt, Justizamtmann. Scheden, Oberförster. Scheele, Land- und Stadt-Ger.-Direktor. Scheidt, Kaufmann. Schlink, Appell.-Rath. Schmidt, Amtmann (Beeskow.) Spanken, Gerichtsrath. Siegers, Erbscholz. Schönborn, Lehrer. Scholz, Kreissekretär (Meseritz.) Schutze, Justizkommissar. Schulz, Pastor (Marienburg.) Schultze, Assessor (Friedeberg.) Schultze, Assessor (Minden.) Schulte, Pfarrdechant. Schwonder, Dekonomiekommissar. Seidel, Geh. Finanzrath. Simons, Geh. Justigrath. Sperling, L.- und Stadtger.-Rath. Stachelscheid, Amtmann. Steimmig, Fabrikant. Stiller, Kreis-Tarator. Sümmermann (genannt Schulze-Korten), Landrath. Schimmel, Rittmeister. v. Schleicher, Gutsbesitzer.

Thederahn, Schulze. Thüm, Distrikskommissar. Tietze, Erbscholtisei-Besitzer. Tüshaus, O.-L.-G.-Rath.

Ulrich, Geh. O.-Trib.-Rath. Upmeyer, Dekonom.

v. Wangenheim, O.-L.-G.-Rath. Wegener, Apotheker. Weißgerber, Appell.-Rath. Wenger, Pastor. Westermann, Justizrath. Windehorst, Justizkommissar.

Zachariä, Justizkommissar. Zimmermann, Amtmann.

(Außerdem fehlten noch mehrere Beurlaubte, Mehrere wegen Krankheit, Mehrere wegen anderweiter Behinderung und 29 Mitglieder gehörten zu der Deputation nach Potsdam.)

Es ist diesen Weggegangenen gelungen, die Versammlung beschlußunfähig zu machen, wie sie dies beabsichtigten, da es ihnen bei namentlicher Abstimmung nicht gelungen war, die Dringlichkeit verneint zu sehen. Eine große Anzahl von ihnen stand noch in der Restauration oder lauschte und horchte an der halb offenen Thür des Saales, ohne hinein zu treten und ihrer Pflicht zu genügen. Die öffentliche Meinung möge sie richten.

Berlin, 3. Nov.

Während gestern Abend ein Theil der Bevölkerung, die wichtigen Beschlüsse der Nationalversammlung erwartend, auf dem Gensd'armenmarkte versammelt war, trug sich am Alexanderplatze ein düstres Schauspiel zu. Zum dritten Male seit mehren Monaten hatten die Gefangenen des dort befindlichen Arbeitshauses einen gewaltsamen Einbruch versucht. Die Thüren und Fenstern erbrechend, waren sie in Masse in den Hof gedrungen, hatten den beim Kartenspiel sitzenden Soldaten die Gewehre entrissen und einen verzweifelten Kampf begonnen. Das weithinschallende Geschrei und Gepolter zog sogleich eine große Menschenmenge herbei, Trommelwirbel ertönte in den benachbarten Straßen, das ganze Stadtviertel gerieth in Bewegung. Erst als aus der nahen Kaserne zwei Kompagnien des 12. Regiments und vom Gensd'armenmarkte mehrere Abtheilungen Bürgerwehr anrückten, wurde die Ruhe wieder hergestellt. Zehn der Gefangenen sollen schwer verwundet sein. Wenn wir an die haarsträubenden Schilderungen denken, die uns vor nicht gar langer Zeit von dem Innern des Berliner Arbeitshauses, von der Behandlung und Nahrung seiner Gefangenen gemacht wurden, wenn wir bedenken, daß das Verbrechen derselben meist nur die Armuth, die Obdachlosigkeit und das Betteln ist, so erscheint uns ihr Wunsch, einen solchen Aufenthaltsort zu verlassen, nicht unerklärlich.

(Ref.)
Berlin.

Ein gestern Abend vertheiltes und angeschlagenes Plakat, unterzeichnet: der demokratische Klub, hat die Schaamlosigkeit, die Ungezogenheit des Abgeordneten Jacobi gegen die Person des Königs in der Audienz der Deputation als eine Handlung zu bezeichnen, womit Hr. Jacobi sich den Dank des gesammten Vaterlandes verdient habe! und ihn und seine Kollegen zu fernerer Vertheidigung der Volksfreiheiten aufzufordern.

(Neue Preuß. Zeitg.)
Aus Oberschlesien.

Der Graf Limburg-Stirum hat, in polnischer Sprache natürlich, einen Hirtenbrief an das „dumme Volk“ erlassen, der an plumper und dreister Verdrehung der Verhältnisse und Thatsachen wohl Alles übertrifft, was von der Reaktion bisher in der Art geleistet wurde. Der Brief lautet wie folgt:

Leutchen!

Ihr seid ungeduldig, weil Euch jene sogenannten Volksfreunde viel versprochen und wenig gehalten haben. ‒ Ich komme aus Berlin, ‒ ich weiß somit, wie sich die Sachen verhalten, und will Euch dasjenige, was ich weiß, erzählen. ‒ Schon damals, als Ihr die ungebildeten Landleute und Schreiber, die Euch betrogen und ausgesogen haben, als Deputirte nach Berlin gewählt habt, schrieb ich Euch, daß weder die Deputirten, noch der König stehlen darf. ‒ Meine Worte lauteten: „Ihr werdet ein wenig gewinnen und die Herren vieles verlieren!“ Damals wolltet Ihr mir nicht glauben, heute, nachdem Ihr schon 6 Monate umsonst gewartet und nichts für die Rechtfertigung jener gehegten Hoffnungen geschehen ist, werdet Ihr vielleicht denken, daß d.r Graf doch recht gesprochen und jene Volksfreunde nur unmögliche Sachen versprochen. Weshalb thaten sie dieses? Gerade um Euch unzufrieden zu machen und um Euch, wenn Ihr so dumm und so böswillig wäret, zur Empörung und Ungehorsam zu reizen. ‒ Diese Volksfreunde, ‒ denn ich habe deren viele in Berlin gesehen, ‒ sind Juden, Schreiber, Kommissarien, die vor der Revolution nicht einmal eine Kartoffel zu ihrem Lebensunterhalt hatten, jetzt aber schon guten Wein trinken und hoffen, daß sie, wenn die Revolution noch länger dauert, noch mehr sich bereichern und daß sie Minister und Landräthe werden.

Dies wissen dagegen jene weisen Männer, daß, sobald die Gesetze erscheinen und Ordnung erfolgt, sie aufhören müssen auf Eure Kosten Wein zu trinken und sich zu masten. ‒ Deswegen verhindern sie auch so viel als möglich die Herausgabe der Gesetze, die Ruhe und Ordnung wiederherstellen würden. ‒ Unter den Deputirten in Berlin gibt es viele solcher Volksfreunde. ‒ Zu Euren dahingekommenen unwissenden Deputirten sind jene Volksfreunde sogleich hinzugetreten und haben denselben gesagt: „Ihr müßt sagen, was wir sagen, in das einwilligen, worauf wir einwilligen, ‒ so wird Euch Alles gelingen“ Die Landleute schenkten dieser Aussage Glauben und wenn sie sogar nicht verstehen, was man in der Nationalversammlung spricht, achten sie darauf, was die Volksfreunde thun, und wenn diese „Ja“ sagen, so sagen alle „Ja,“ und sagen diese „Nein,“ so sagen sie ebenfalls „Nein.“ ‒ Diese Volksfreunde machen aber den Ministern und dem Konige viele Schwierigkeiten, und dieser Umstand ist es gerade, der es bewirkte, daß nach Ablauf von 6 Monaten noch kein Gesetz festgesetzt und daß es noch lange dauern wird, bis die Befreiung erfolgt. ‒ Was die Befreiung anbelangt, so will ich Euch sagen, wie diese beschaffen sein wird: einige kleine Pflichten wird man Euch vielleicht ohne Vergütigung erlassen. Anstatt den Grundzins und jeden andern Zins der Herrschaft zu zahlen, werdet Ihr denselben als eine gewisse Abgabe der Regierung oder vielleicht der Landschaft, wie die Herren, zahlen müssen, und dies in diesem Verhältniß, daß diejenigen, welche der Herrschaft 10 Thlr. gezahlt, hernach der Regierung oder der Landschaft 7 Thlr. 5 Sgr. werden zahlen müssen. ‒ Die Häusler werden Besitzer des Ortes und werden den Acker der Herrschaft nicht wiederzugeben brauchen; sie werden weder der Herrschaft zahlen noch Frohndienste thun, ‒ dafür werden sie aber der Regierung oder der Landschaft in Verhältniß des Grundwerthes 12 oder 15 Sgr. für einen Morgen Landes als Miethe zahlen müssen. ‒ „So wird es geschehen, Leutchen:“ Ob Ihr mir glaubet oder nicht ‒ bleibt sich ganz gleich. Ich sage Euch dieses, weil ich Euch Gutes wünsche, denn ich weiß sehr gut, daß Ihr ungeduldig seid und daß Viele Euch betrügen ‒ Niemand Euch aber die Wahrheit sagt. ‒ Jetzt nur noch einige Worte an Diejenigen, welche vielleicht jetzt schon den Zins zu zahlen oder die Arbeit zu verrichten sich weigern. Bei der Befreiung wird der ganze Frohndienst, den Ihr nicht verrichtet, ‒ jeder Pfennig, den Ihr nicht bezahlt, nachgerechnet werden. ‒ Glaubet mir oder nicht, später werdet Ihr dennoch sagen: der Graf hat recht gesprochen.

Puchowice, den 10. Okt. 1848.

(A. O.-Z.)

Graf Limburg-Stirum.

Posen, 28. Okt.

In diesem Augenblicke erfahren wir, daß die Beamten des Posener Festungsbaues alle Arbeiter zur Unterschrift der Petition um Verlängerung des Belagerungszustandes auffordern und daß sie alle diejenigen, welche zu unterschreiben sich weigern, mit dem Verluste der Arbeit und somit mit dem Verluste ihres Lebensunterhaltes bedrohen. ‒ Auf gleiche Weise hat man alle braven, biederen Polen im März von der Arbeit entfernt, weil sie jene Adresse an den König, die die Unabhängigkeit der polnischen Landestheile unter der preußischen Herrschaft forderte, unterschrieben haben.

(A. O.-Z.)
* Wronke, 30. Okt.

Die Einsassen der Stadt Wronke im Großherzogthum Posen haben dem Abgeordneten Taffarski nachstehende Dankadresse übersandt ‒ die derselbe dem Hrn. Phillips, als Antragsteller, und allen Deputirten die für das Phillip'sche Amendement, die Posener Frage betreffend, gestimmt haben, überreichen soll:

Dankadresse. Wronke, 30. Oktober.

Dem biedern deutschen Manne, dem Verfechter wahrer Volksrechte, dem Deputirten der Stadt Elbing zur preußischen Nationalversammlung, Herrn Oberbürgermeister Phillips, stattet die Stadt Wronke ihren tiefgefühlten Dank ab, für das muthige Amendement in Betreff der Nationalrechte des Großherzogthums Posen.

Dank und Ehre dem deutschen Manne, er ist des rühmlichen Denkmahls werth, welches er sich in der Geschichte gesetzt hat. ‒ Dank endlich allen den deutschen Männern, welche das Amendement unterstützt, für dasselbe mitgestimmt und dessen Annahme muthig durchgekämpft haben.

(Folgen die Unterschriften.)

Polen.
* Von der galizischen Gränze, Ende Oktober.

Die „Constitutionellen Blätter aus Böhmen“ bringen folgende Neuigkeit: Allgemein wird hier von einer Note des Kaisers von Rußland an das magyarische Ministerium in Pesth gesprochen, in welcher der warnende Ton des zur Züchtigung im eventuellen Falle fest entschlossenen Fürsten nicht zu verkennen sein soll. Das magyarische Ministerium wird darin aufgefordert, sein Aufgebot und seine regulären Truppen ohne Verzug von der niederöstreichischen Gränze zurückzuziehen, weil der Kaiser sonst ‒ um sein Nachbarreich vor einem Brande zu schützen ‒ bemüßigt wäre, einen Theil seiner in der Molda und Walachei befindlichen, 24,000 Mann starken, Armee zur Dämpfung der Anarchie zu verwenden. ‒ Vor einigen Tagen wurden in Warschau die Urtheile bekannt gemacht, welche die dortige strafgerichtliche Behörde über die im Jahre 1846 kompromittirt gewesenenen Personen ergehen ließ. Fünf und zwanzig Individuen wurden zu schwereren Strafen verurtheilt; die meisten von ihnen erhalten außer einer 10- bis 20jährigen Strafarbeit in den sibirischen Bergwerken auch noch Ruthenstreiche (palki), die in ihrer Anzahl zwischen 1500 bis 2500 wechseln. Unter den Verurtheilten sind auch zwei, die in Krakau ihr Domizil hatten, Jordan und Mazaraki, der letztere ist auch der Einzige, dem eine Strafarbeit für Lebensdauer zuerkannt wurde.

Ungarn.
Pesth, 29. Oct.

Der Regierungs-Kommissär Beöthy hat den schwarzgelben Kommandanten von Peterwardein, Henzi, abgesetzt und in Gewahrsam bringen lassen. Gleich energisch hat er mit dem Magistrat von Neusatz verfahren. Die Raitzen scheinen jetzt überhaupt an die Unterwerfung zu denken. Der Oberst Schuplikatz, welchen sie zu ihrem Wojwoden gewählt, hat mit Beöthy Friedensunterhandlungen angeknüpft. Auch die Csaikisten haben hierher ihren Generalauditor Raics mit Friedensanträgen gesendet. Das Repräsentantenhaus hat eine Proklamation an die verschiedenen Völker Ungarns erlassen.

In Siebenbürgen wüthet der walachische Aufstand mit ähnlicher Grausamkeit wie der raitzische. 30,000 Szäkler haben sich aber bei Maros-Varsarhely gesammelt, welche die aufständischen Walachen zu Paaren treiben werden. ‒ Viel Sensation erregt hier ein Handbillet des Königs an Meffaros, welches eine von diesem schon im September vorgeschlagene militärische Beförderung bestätigt. Dies Schreiben steht im vollsten Widerspruche mit dem Manifeste des Kaisers vom 16. wegen Windischgrätz's Ernennung zum Generalissimus.

Preßburg, 29. Okt.

Unsere Armee befindet sich seit zwei Tagen auf östreichischem Gebiet. Gestern Nachmittag sind an zwei Stellen Vorpostengefechte gewesen, von denen wir das Kanonenfeuer bis hier hörten. Koffuth ist selbst bei der Armee und wird allem Vermuthen nach der Zusammenstoß mit den Windischgrätzschen Truppen ein sehr ernster sein. Oberst Iwanka, der mit Depeschen an Windischgrätz gesandt wurde, ist gefangen genommen worden. Bis zur Stunde fehlen uns seit 5 Tagen alle Posten aus Wien, und alles was man von da erfährt, beruht nur auf Hörensagen.

Wir verdanken der gefälligen Mittheilung des Hrn. Staats-Sekretärs Pulßky nachstehende „amtliche“ Mittheilung:

„Beifolgende Zuschrift wurde durch den Parlamentär Obrist Iwanka an den Fürsten Windischgrätz gesendet. Der Fürst antwortete darauf: „Mit Rebellen unterhandle ich nicht.“ Auf seiner Rückreise wurde Oberst Iwanka von den Vorposten Jelachich's mit der empörendsten Mißachtung des Völkerrechts zu Roth-Neusidl unter solchem Vorwande, daß Fligelli auch als Parlamentär gefangen genommen wurde, aufgehoben und trotz der Protestation seines Begleiters in der Gefangenschaft behalten. ‒ Ein solches Verfahren bedarf keines Kommentars.

Die durch Obrist Iwanka übersandte Zuschrift lautet:

An seine Durchlaucht den Hrn. Fürsten Windischgrätz!

Die Geschichte der Völker weist kein ähnliches Beispiel des Eidbruchs, des Verraths und der Gewissenlosigkeit auf, als jenes Gewebe der Umtriebe, womit eine arglistige Hofkamarilla nicht nur die gesetzlichen konstitutionellen Rechte, sondern selbst die staatliche Existenz der ungarischen Monarchie zu vernichten trachtet.

Ungarn war stets ein freies, selbstständiges Königreich, keinem andern Staate einverleibt, keinem andern Lande unterthan.

Unter dieser Bedingniß hat Ungarn seine Königskrone dem regierenden Hause freiwillig zuerkannt, und 14 Könige aus dem Hause Habsburg haben die Selbständigkeit der ungarischen Monarchie und seine konstitutionellen Rechte eidlich beschworen.

Diese Freiheit, diese Selbständigkeit Ungarns ist keine neue Errungenschaft der Märztage, kein Geschenk Sr. Maj. des Königs Ferdinand V., sie ist die Fundamentalbedingniß, auf der die ungarische Königswürde des Hauses Habsburg beruht.

Und doch hat eine verbrecherische Hofkamarilla frech mit dem Königseide, frech mit dem kranken Zustande des Monarchen spielend, zur Vernichtung dieser staatlichen Existenz der ungarischen Monarchie, Empörend in unserem friedlichen, seinem Könige stets treuen Lande angestiftet und unser armes Vaterland zum Schauplatze eines beispiellosen Greuelkrieges gemacht.

Trotz allen Anzeichen hat Ungarn Monate lang nicht glauben wollen, daß die Fäden dieses Verraths, dieser unmenschlichen Barbarei in der unmittelbarsten Nähe des Monarchen selbst gesponnen werden; denn der gerade männliche Sinn des Ungarvolkes war unfähig, auch nur die Möglichkeit eines ähnlichen Verbrechens ahnen zu können.

Auch hat der Monarch selbst den serbischen Aufruhr für Hochverrath, sowie den Freiherrn Jelachich, der im stolzen Uebermuthe seine verbrecherischen Waffen gegen das Gesetz erhob, für einen landesverrätherischen Empörer auf gesetzlichem Wege erklärt.

Doch als man sah, daß die arglose ungarische Nation, den Versicherungen des Königs überfest trauend, zur Vertheidigung nicht gerüstet sei, überzog der Empörer Jelachich unser Vaterland mit einem grausamen Kriege.

Und kaum hatte er dieses gethan, wozu ihn das östreichische Ministerium unter trügerischen Vorwänden mit Geld und Waffen versah, als der Empörer zum loyalen Diener des Monarchen gestempelt wurde, die östreichischen Truppen, die zur Wahrung des Friedens und zum Dienste der gesetzlichen Landesregierung in Ungarn und seinen Nebenländern dislocirt waren ‒ weil die ungarischen Regimenter zum Schutze des Kaiserthrones außer Landes verwendet wurden ‒ diese östreichischen Truppen, von Ungarn genährt und besoldet, reichten auf höheren Antrieb größtentheils dem Empörer die Hand und erhoben verbrecherisch ihre Waffen gegen das Land, das zu beschützen sie bei Eid und Ehre verpflichtet waren. Man zettelte Aufruhr und Empörung unter den slawischen und wallachischen Einwohnern Ungarns und Siebenbürgens an; östreichische Offiziere, selbst Generäle, führen serbische Räuberhorden und aufgewiegelte wallachische Truppen an; ‒ der von Gottes strafender Hand ereilte Graf Latour, gewesener östreichischer Kriegsminister, befahl den ungarischen Festungskommandanten, treulos ihren Eid zu brechen ‒ befahl allen Generalkommandos der an Ungarn grenzenden Provinzen, nach Ungarn einzudringen und den Empörer Jelachich in seinem hochverrätherischen Unternehmen zu unterstützen; und damit diesen Schändlichkeiten die Krone aufgesetzt werde, verging man sich an der öffentlichen Moral, die selbst den Barbaren heilig ist, so weit, daß man die tausendjährige staatliche Existenz Ungarns, seine von 14 Königen aus dem Hause Oestreich beschworene Konstitution mit einem unheiligen Federstriche vertilgen und den in den Eingeweiden des Vaterlandes wühlenden Empörer Jelachich zum unbeschränkten Gebieter des so niederträchtig verrathenen Landes, zum militärischen Despoten über das hochherzig treue Ungarn einsetzen zu wollen, und zu dieser jedes menschliche Gefühl empörenden Gewaltthat selbst die Unterschrift des kranken Monarchen zu erschleichen sich nicht gescheut.

Doch so viele Verbrechen erschöpften endlich die Langmuth und Gerechtigkeit Gottes. ‒ Weil die ungarische Nation hochherzig auf Treue und Glauben bauend, ungerüstet stand, hat man sie schwach geglaubt, sie wähnten den Löwen todt, der im Gefühle seiner Kraft nur schlief, Jelachich hat die Kraft der ungarischen Waffen erfahren, der historische Heldenmuth Ungarns hat sich in diesem gerechten Kampfe gegen unerhörten Verrath mit neuem Glanze bewährt; die Armeekorps des Empörers wurden durch kleine Schaaren von Ungarn, heldenmüthigen Kriegern, ja selbst vom schnell zusammengerafften ungeübten, kaum bewaffneten Landsturm überall geschlagen und zu 10,000 gefangen und entwaffnet, und der prahlerische Empörer Jelachich selbst mit seiner Hauptarmee durch ein einziges Gefecht soweit gebracht, daß er sich vom völligen wohlverdienten Untergange nur durch den ehrlosen Bruch eines Waffenstillstandes, um den er selbst gebettelt, mit schneller Flucht entziehen konnte, bis er im steten durch Grausamkeiten bezeichneten Fliehen von der ungarischen Armee verfolgt, sich hinausgeworfen hat auf das östreichische Gebiet.

Wenn die ungarische Armee dem fliehenden Feinde ohne Rast und Aufenthalt über die Leitha gefolgt, wäre er in den ersten 24 Stunden der rächenden Gerechtigkeit Gottes unterlegen.

Wir aber, gegen die man jede Rücksicht des göttlichen und menschlichen Rechtes, mit einer Reihenfolge beispielloser Gewaltthaten verletzt; haben Achtung vor dem Gebiete einer freundschaftlich benachbarten Nation gehegt, und dem rächenden Arm unserer heldenmüthigen Armee Halt geboten, in der zuversichtlichen Erwartung, daß die östreichischen Streitkräfte Sr. Maj. des Kaisers von Oestreich, der zugleich konstitntioneller König von Ungarn ist, die Armee des eingedrungenen Empörers entwaffnen, und so der Wiederkehr eines von unserer Seite durch nichts provocirten Bürgerkrieges vorbeugen würden.

Wir waren berechtigt, dies zu erwarten, kraft der Satzungen des geheiligten Völkerrechts, wir waren berechtigt, dies zu erwarten im Interesse des irregeführten Monarchen, dessen Herz zurückschaudern muß vor dem Unglück, das eine böswillige Kamarilla, frech seinen Namen mißbrauchend, über seine treuen Völker gebracht, wenn Ihm einst Gott die Kraft verleiht, die wahre Sachlage der Dinge mit eigenen Augen sehen und frei beurtheilen zu können.

Wir wurden in unserer gerechten Erwartung getäuscht, anstatt den frech eingedrungenen Empörer, den meineidigen Verräther an der konstitutionellen Krone Ungarns zu entwaffnen und unschädlich zu machen, hat der östreichische General Graf Auersperg sich mit

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          <p><pb facs="#f0003" n="0693"/>
jedem andern Ministerium die stärkste Opposition zu machen.</p>
          <p>Zu Ehren <hi rendition="#g">Jacobi's</hi> wird von seinen Wählern ein großer Fackelzug vorbereitet. Eine sechs Ellen lange Fahne ist dazu angefertigt, auf welcher sich folgende Inschriften befinden:</p>
          <p>&#x201E;Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen.&#x201C; &#x201E;Das ist der Ruhm der freien Männer, daß sie ihnen die Wahrheit immer zurufen.&#x201C; &#x201E;Dem Abgeordneten Jacobi, zum Andenken an den 2. November.&#x201C;</p>
          <p>Morgen Abend wird dieser Fackelzug stattfinden. Er wird ein Festzug für das demokratische Berlin sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar136_012" type="jArticle">
          <head>Weggelaufene Deputirte!</head>
          <head>Berlin, 3. Nov.</head>
          <p>In der Abendsitzung der Nat.-Vers. vom 2 Nov. war der Antrag gestellt, so lange im Sitzungssaale besammen zu bleiben, bis die nach Potsdam an den König entsendete Deputation zurückgekehrt sei und ihnen Bericht erstattet haben werde. &#x2012; Die Rechte der Versammlung und ein Theil des Centrums wollten die Dringlichkeit dieses Antrages nicht anerkennen, wurden aber mit 183 gegen 122 Stimmen überstimmt. Da verließ eine große Anzahl der Deputirten den Saal und begab sich zum Theil in die Restaurationen, zum Theil nach Hause! Die Namen dieser Ehrenmänner, welche in einem Moment, wo der Bürgerkrieg von der Reaktion frech begonnen werden soll, den Posten verlassen haben, auf welchen das Vertrauen ihrer Kommittenten sie ehrenvoll berufen hat, werden hierdurch öffentlich bekannt gemacht!</p>
          <p>Althaus, Bürgermeister. Arnold, Gutsbesitzer, (Danziger Landkreis.) v. Auerswald (für Frankfurt).</p>
          <p>Blockhagen, Erzpriester. Bauer, (Berlin.) Brehmer, Oberlehrer. Brüninghaus, Gutsbesitzer. v. Brünneck, Oberburggraf. Bumbke, Curatus. Brüning, Friedensrichter Blodau, Gutsbesitzer.</p>
          <p>Clausen, Gymnasiallehrer. Conditt, Land- und Stadtger.-Rath. Cösling, Kämmerer.</p>
          <p>Dahmen. Dr. Dane. v. Daniels, G. h. Rev.-Rath. Dielitz, Professor. Diesterweg, Justizrath.</p>
          <p>v. Enkevort, Kreis-Deputirter. Endegols, Schulinspektor. Evalt, Land- und Stadtger.-Direktor.</p>
          <p>Feierabend, Bürgermeister. Feldhaus, Schullehrer. Fischer, Bürgermeister. Fischer, Ober Landes-Gerichts-Referendar. Fleischer, Kreisgerichts-Assessor. Fließbach, Bürgermeister. Fretzdorff, Kaufmann. Friedrich, Gutsbesitzer. Dr. Friese, Kreis-Physikus. Dr. Funcke.</p>
          <p>Gelshorn, Kaplan. Geßler, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Gräff, Apell. Gerichtsrath (Düren.) Groddeck, Justizrath. Gartz, Land- u. Stadtger.-Direktor.</p>
          <p>Hahn, Land- und Stadtrichter. Hanisch, Bauer. Harkort, Kaufmann. Hartmann, Justizrath. Haugh, Landgerichts-Rath. Hellmann, Justizrath. Hentrich, Land- und Stadtger.-Direktor. Herberty, Gutsbesitzer. Herholz, Erzpriester. Hesse, Geb. Finanzrath. Hofer, Bauer.</p>
          <p>Jander, Pastor (Neiße.) Jonas, Pastor.</p>
          <p>Keferstein, Rektor, Pastor. Kehl, Justizkommissar. Klemm, Schmidt. Knauth, Dr. med. Kochs, Landgerichtsrath. Köhler, Stadtrath (Görlitz.) Konietzko, Kreissekretär. Kosch, Dr. med. Kühnemann, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Küper, Legationsrath. Kunth, Bürgermeister. Kutzen, Bürgermeister. Kalbersberg, Buchhändler. v. Kleist, Landrath. Knoblauch. Geh. Finanzrath.</p>
          <p>Lensig, Kanonikus. Lüdicke, Justizrath. Lingnau, Gymnasial-Oberlehrer.</p>
          <p>v. Meusebach, Regierungsassessor. Meyer, Kaufmann. Milde, Kaufmann. früher Minister. Mrozik, Pastor. Mullensiefen, Kaufmann. Müller, Ortsvorsteher (Solingen.)</p>
          <p>Neuberth, Ortsrichter. Riemeyer, Dr.</p>
          <p>Peltzer, Friedensrichter. Petereck, Schulze. Pruß, Dekan. Pleger, Oberscholz. Packenius, Oberprokurator.</p>
          <p>Quaßnigk, Braukrüger.</p>
          <p>Radtke, Brauer und Gerichtsmann. Rehfeld, Diakonus. Reichensperger, Landgerichtsrath. Reigers, O.-L. G.-Assessor. Richter, Kölmer. Reese, Land- u. Stadt-Ger.-Rath. Romberg, Gutsbesitzer. Riemann, Gutspachter. Rintelen, Ober-Trib.-Rath. Rintelen, O.-L.-G.-Rath. Ritz, Reg.-Rath. Rosanowski, Gutsbesitzer. v. Reichmeister, Landrath. Rottels, Dr. phil.</p>
          <p>Sames, Friedenrichter. Schadebrod, Pastor. Schadt, Justizamtmann. Scheden, Oberförster. Scheele, Land- und Stadt-Ger.-Direktor. Scheidt, Kaufmann. Schlink, Appell.-Rath. Schmidt, Amtmann (Beeskow.) Spanken, Gerichtsrath. Siegers, Erbscholz. Schönborn, Lehrer. Scholz, Kreissekretär (Meseritz.) Schutze, Justizkommissar. Schulz, Pastor (Marienburg.) Schultze, Assessor (Friedeberg.) Schultze, Assessor (Minden.) Schulte, Pfarrdechant. Schwonder, Dekonomiekommissar. Seidel, Geh. Finanzrath. Simons, Geh. Justigrath. Sperling, L.- und Stadtger.-Rath. Stachelscheid, Amtmann. Steimmig, Fabrikant. Stiller, Kreis-Tarator. Sümmermann (genannt Schulze-Korten), Landrath. Schimmel, Rittmeister. v. Schleicher, Gutsbesitzer.</p>
          <p>Thederahn, Schulze. Thüm, Distrikskommissar. Tietze, Erbscholtisei-Besitzer. Tüshaus, O.-L.-G.-Rath.</p>
          <p>Ulrich, Geh. O.-Trib.-Rath. Upmeyer, Dekonom.</p>
          <p>v. Wangenheim, O.-L.-G.-Rath. Wegener, Apotheker. Weißgerber, Appell.-Rath. Wenger, Pastor. Westermann, Justizrath. Windehorst, Justizkommissar.</p>
          <p>Zachariä, Justizkommissar. Zimmermann, Amtmann.</p>
          <p>(Außerdem fehlten noch mehrere Beurlaubte, Mehrere wegen Krankheit, Mehrere wegen anderweiter Behinderung und 29 Mitglieder gehörten zu der Deputation nach Potsdam.)</p>
          <p>Es ist diesen Weggegangenen gelungen, die Versammlung beschlußunfähig zu machen, wie sie dies beabsichtigten, da es ihnen bei namentlicher Abstimmung nicht gelungen war, die Dringlichkeit verneint zu sehen. Eine große Anzahl von ihnen stand noch in der Restauration oder lauschte und horchte an der halb offenen Thür des Saales, ohne hinein zu treten und ihrer Pflicht zu genügen. Die öffentliche Meinung möge sie richten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar136_013" type="jArticle">
          <head>Berlin, 3. Nov.</head>
          <p>Während gestern Abend ein Theil der Bevölkerung, die wichtigen Beschlüsse der Nationalversammlung erwartend, auf dem Gensd'armenmarkte versammelt war, trug sich am Alexanderplatze ein düstres Schauspiel zu. Zum dritten Male seit mehren Monaten hatten die Gefangenen des dort befindlichen Arbeitshauses einen gewaltsamen Einbruch versucht. Die Thüren und Fenstern erbrechend, waren sie in Masse in den Hof gedrungen, hatten den beim Kartenspiel sitzenden Soldaten die Gewehre entrissen und einen verzweifelten Kampf begonnen. Das weithinschallende Geschrei und Gepolter zog sogleich eine große Menschenmenge herbei, Trommelwirbel ertönte in den benachbarten Straßen, das ganze Stadtviertel gerieth in Bewegung. Erst als aus der nahen Kaserne zwei Kompagnien des 12. Regiments und vom Gensd'armenmarkte mehrere Abtheilungen Bürgerwehr anrückten, wurde die Ruhe wieder hergestellt. Zehn der Gefangenen sollen schwer verwundet sein. Wenn wir an die haarsträubenden Schilderungen denken, die uns vor nicht gar langer Zeit von dem Innern des Berliner Arbeitshauses, von der Behandlung und Nahrung seiner Gefangenen gemacht wurden, wenn wir bedenken, daß das Verbrechen derselben meist nur die Armuth, die Obdachlosigkeit und das Betteln ist, so erscheint uns ihr Wunsch, einen solchen Aufenthaltsort zu verlassen, nicht unerklärlich.</p>
          <bibl>(Ref.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar136_014" type="jArticle">
          <head>Berlin.</head>
          <p>Ein gestern Abend vertheiltes und angeschlagenes Plakat, unterzeichnet: der demokratische Klub, hat die Schaamlosigkeit, die Ungezogenheit des Abgeordneten Jacobi gegen die Person des Königs in der Audienz der Deputation als eine Handlung zu bezeichnen, womit Hr. Jacobi <hi rendition="#g">sich den Dank des gesammten Vaterlandes verdient habe!</hi> und ihn und seine Kollegen zu fernerer Vertheidigung der Volksfreiheiten aufzufordern.</p>
          <bibl>(Neue Preuß. Zeitg.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar136_015" type="jArticle">
          <head>Aus Oberschlesien.</head>
          <p>Der Graf Limburg-Stirum hat, in polnischer Sprache natürlich, einen Hirtenbrief an das &#x201E;dumme Volk&#x201C; erlassen, der an plumper und dreister Verdrehung der Verhältnisse und Thatsachen wohl Alles übertrifft, was von der Reaktion bisher in der Art geleistet wurde. Der Brief lautet wie folgt:</p>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Leutchen!</hi> </p>
          <p>Ihr seid ungeduldig, weil Euch jene sogenannten Volksfreunde viel versprochen und wenig gehalten haben. &#x2012; Ich komme aus Berlin, &#x2012; ich weiß somit, wie sich die Sachen verhalten, und will Euch dasjenige, was ich weiß, erzählen. &#x2012; Schon damals, als Ihr die ungebildeten Landleute und Schreiber, die Euch betrogen und ausgesogen haben, als Deputirte nach Berlin gewählt habt, schrieb ich Euch, daß weder die Deputirten, noch der König stehlen darf. &#x2012; Meine Worte lauteten: &#x201E;Ihr werdet ein wenig gewinnen und die Herren vieles verlieren!&#x201C; Damals wolltet Ihr mir nicht glauben, heute, nachdem Ihr schon 6 Monate umsonst gewartet und nichts für die Rechtfertigung jener gehegten Hoffnungen geschehen ist, werdet Ihr vielleicht denken, daß d.r Graf doch recht gesprochen und jene Volksfreunde nur unmögliche Sachen versprochen. Weshalb thaten sie dieses? Gerade um Euch unzufrieden zu machen und um Euch, wenn Ihr so dumm und so böswillig wäret, zur Empörung und Ungehorsam zu reizen. &#x2012; Diese Volksfreunde, &#x2012; denn ich habe deren viele in Berlin gesehen, &#x2012; sind Juden, Schreiber, Kommissarien, die vor der Revolution nicht einmal eine Kartoffel zu ihrem Lebensunterhalt hatten, jetzt aber schon guten Wein trinken und hoffen, daß sie, wenn die Revolution noch länger dauert, noch mehr sich bereichern und daß sie Minister und Landräthe werden.</p>
          <p>Dies wissen dagegen jene weisen Männer, daß, sobald die Gesetze erscheinen und Ordnung erfolgt, sie aufhören müssen auf Eure Kosten Wein zu trinken und sich zu masten. &#x2012; Deswegen verhindern sie auch so viel als möglich die Herausgabe der Gesetze, die Ruhe und Ordnung wiederherstellen würden. &#x2012; Unter den Deputirten in Berlin gibt es viele solcher Volksfreunde. &#x2012; Zu Euren dahingekommenen unwissenden Deputirten sind jene Volksfreunde sogleich hinzugetreten und haben denselben gesagt: &#x201E;Ihr müßt sagen, was wir sagen, in das einwilligen, worauf wir einwilligen, &#x2012; so wird Euch Alles gelingen&#x201C; Die Landleute schenkten dieser Aussage Glauben und wenn sie sogar nicht verstehen, was man in der Nationalversammlung spricht, achten sie darauf, was die Volksfreunde thun, und wenn diese &#x201E;Ja&#x201C; sagen, so sagen alle &#x201E;Ja,&#x201C; und sagen diese &#x201E;Nein,&#x201C; so sagen sie ebenfalls &#x201E;Nein.&#x201C; &#x2012; Diese Volksfreunde machen aber den Ministern und dem Konige viele Schwierigkeiten, und dieser Umstand ist es gerade, der es bewirkte, daß nach Ablauf von 6 Monaten noch kein Gesetz festgesetzt und daß es noch lange dauern wird, bis die Befreiung erfolgt. &#x2012; Was die Befreiung anbelangt, so will ich Euch sagen, wie diese beschaffen sein wird: einige kleine Pflichten wird man Euch vielleicht ohne Vergütigung erlassen. Anstatt den Grundzins und jeden andern Zins der Herrschaft zu zahlen, werdet Ihr denselben als eine gewisse Abgabe der Regierung oder vielleicht der Landschaft, wie die Herren, zahlen müssen, und dies in diesem Verhältniß, daß diejenigen, welche der Herrschaft 10 Thlr. gezahlt, hernach der Regierung oder der Landschaft 7 Thlr. 5 Sgr. werden zahlen müssen. &#x2012; Die Häusler werden Besitzer des Ortes und werden den Acker der Herrschaft nicht wiederzugeben brauchen; sie werden weder der Herrschaft zahlen noch Frohndienste thun, &#x2012; dafür werden sie aber der Regierung oder der Landschaft in Verhältniß des Grundwerthes 12 oder 15 Sgr. für einen Morgen Landes als Miethe zahlen müssen. &#x2012; &#x201E;So wird es geschehen, Leutchen:&#x201C; Ob Ihr mir glaubet oder nicht &#x2012; bleibt sich ganz gleich. Ich sage Euch dieses, weil ich Euch Gutes wünsche, denn ich weiß sehr gut, daß Ihr ungeduldig seid und daß Viele Euch betrügen &#x2012; Niemand Euch aber die Wahrheit sagt. &#x2012; Jetzt nur noch einige Worte an Diejenigen, welche vielleicht jetzt schon den Zins zu zahlen oder die Arbeit zu verrichten sich weigern. Bei der Befreiung wird der ganze Frohndienst, den Ihr nicht verrichtet, &#x2012; jeder Pfennig, den Ihr nicht bezahlt, nachgerechnet werden. &#x2012; Glaubet mir oder nicht, später werdet Ihr dennoch sagen: der Graf hat recht gesprochen.</p>
          <p>Puchowice, den 10. Okt. 1848.</p>
          <bibl>(A. O.-Z.)</bibl>
          <p>Graf Limburg-Stirum.</p>
        </div>
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          <head>Posen, 28. Okt.</head>
          <p>In diesem Augenblicke erfahren wir, daß die Beamten des Posener Festungsbaues alle Arbeiter zur Unterschrift der Petition um Verlängerung des Belagerungszustandes auffordern und daß sie alle diejenigen, welche zu unterschreiben sich weigern, mit dem Verluste der Arbeit und somit mit dem Verluste ihres Lebensunterhaltes bedrohen. &#x2012; Auf gleiche Weise hat man alle braven, biederen Polen im März von der Arbeit entfernt, weil sie jene Adresse an den König, die die Unabhängigkeit der polnischen Landestheile unter der preußischen Herrschaft forderte, unterschrieben haben.</p>
          <bibl>(A. O.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar136_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wronke, 30. Okt.</head>
          <p>Die Einsassen der Stadt Wronke im Großherzogthum Posen haben dem Abgeordneten Taffarski nachstehende Dankadresse übersandt &#x2012; die derselbe dem Hrn. Phillips, als Antragsteller, und allen Deputirten die für das Phillip'sche Amendement, die Posener Frage betreffend, gestimmt haben, überreichen soll:</p>
        </div>
        <div xml:id="ar136_017a" type="jArticle">
          <head>Dankadresse.</head>
          <head>Wronke, 30. Oktober.</head>
          <p>Dem biedern deutschen Manne, dem Verfechter wahrer Volksrechte, dem Deputirten der Stadt Elbing zur preußischen Nationalversammlung, Herrn Oberbürgermeister Phillips, stattet die Stadt Wronke ihren tiefgefühlten Dank ab, für das muthige Amendement in Betreff der Nationalrechte des Großherzogthums Posen.</p>
          <p>Dank und Ehre dem deutschen Manne, er ist des rühmlichen Denkmahls werth, welches er sich in der Geschichte gesetzt hat. &#x2012; Dank endlich allen den deutschen Männern, welche das Amendement unterstützt, für dasselbe mitgestimmt und dessen Annahme muthig durchgekämpft haben.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften.)</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar136_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Von der galizischen Gränze, Ende Oktober.</head>
          <p>Die &#x201E;Constitutionellen Blätter aus Böhmen&#x201C; bringen folgende Neuigkeit: Allgemein wird hier von einer Note des Kaisers von Rußland an das magyarische Ministerium in Pesth gesprochen, in welcher der warnende Ton des zur Züchtigung im eventuellen Falle fest entschlossenen Fürsten nicht zu verkennen sein soll. Das magyarische Ministerium wird darin aufgefordert, sein Aufgebot und seine regulären Truppen ohne Verzug von der niederöstreichischen Gränze zurückzuziehen, weil der Kaiser sonst &#x2012; um sein Nachbarreich vor einem Brande zu schützen &#x2012; bemüßigt wäre, einen Theil seiner in der Molda und Walachei befindlichen, 24,000 Mann starken, Armee zur Dämpfung der Anarchie zu verwenden. &#x2012; Vor einigen Tagen wurden in Warschau die Urtheile bekannt gemacht, welche die dortige strafgerichtliche Behörde über die im Jahre 1846 kompromittirt gewesenenen Personen ergehen ließ. Fünf und zwanzig Individuen wurden zu schwereren Strafen verurtheilt; die meisten von ihnen erhalten außer einer 10- bis 20jährigen Strafarbeit in den sibirischen Bergwerken auch noch Ruthenstreiche (palki), die in ihrer Anzahl zwischen 1500 bis 2500 wechseln. Unter den Verurtheilten sind auch zwei, die in Krakau ihr Domizil hatten, Jordan und Mazaraki, der letztere ist auch der Einzige, dem eine Strafarbeit für Lebensdauer zuerkannt wurde.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar136_019" type="jArticle">
          <head>Pesth, 29. Oct.</head>
          <p>Der Regierungs-Kommissär Beöthy hat den schwarzgelben Kommandanten von Peterwardein, Henzi, abgesetzt und in Gewahrsam bringen lassen. Gleich energisch hat er mit dem Magistrat von Neusatz verfahren. Die Raitzen scheinen jetzt überhaupt an die Unterwerfung zu denken. Der Oberst Schuplikatz, welchen sie zu ihrem Wojwoden gewählt, hat mit Beöthy Friedensunterhandlungen angeknüpft. Auch die Csaikisten haben hierher ihren Generalauditor Raics mit Friedensanträgen gesendet. Das Repräsentantenhaus hat eine Proklamation an die verschiedenen Völker Ungarns erlassen.</p>
          <p>In Siebenbürgen wüthet der walachische Aufstand mit ähnlicher Grausamkeit wie der raitzische. 30,000 Szäkler haben sich aber bei Maros-Varsarhely gesammelt, welche die aufständischen Walachen zu Paaren treiben werden. &#x2012; Viel Sensation erregt hier ein Handbillet des Königs an Meffaros, welches eine von diesem schon im September vorgeschlagene militärische Beförderung bestätigt. Dies Schreiben steht im vollsten Widerspruche mit dem Manifeste des Kaisers vom 16. wegen Windischgrätz's Ernennung zum Generalissimus.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar136_020" type="jArticle">
          <head>Preßburg, 29. Okt.</head>
          <p>Unsere Armee befindet sich seit zwei Tagen auf östreichischem Gebiet. Gestern Nachmittag sind an zwei Stellen Vorpostengefechte gewesen, von denen wir das Kanonenfeuer bis hier hörten. Koffuth ist selbst bei der Armee und wird allem Vermuthen nach der Zusammenstoß mit den Windischgrätzschen Truppen ein sehr ernster sein. Oberst Iwanka, der mit Depeschen an Windischgrätz gesandt wurde, ist gefangen genommen worden. Bis zur Stunde fehlen uns seit 5 Tagen alle Posten aus Wien, und alles was man von da erfährt, beruht nur auf Hörensagen.</p>
          <p>Wir verdanken der gefälligen Mittheilung des Hrn. Staats-Sekretärs Pulßky nachstehende &#x201E;amtliche&#x201C; Mittheilung:</p>
          <p>&#x201E;Beifolgende Zuschrift wurde durch den Parlamentär Obrist Iwanka an den Fürsten Windischgrätz gesendet. Der Fürst antwortete darauf: &#x201E;Mit Rebellen unterhandle ich nicht.&#x201C; Auf seiner Rückreise wurde Oberst Iwanka von den Vorposten Jelachich's mit der empörendsten Mißachtung des Völkerrechts zu Roth-Neusidl unter solchem Vorwande, daß Fligelli auch als Parlamentär gefangen genommen wurde, aufgehoben und trotz der Protestation seines Begleiters in der Gefangenschaft behalten. &#x2012; Ein solches Verfahren bedarf keines Kommentars.</p>
          <p>Die durch Obrist Iwanka übersandte Zuschrift lautet:</p>
          <p>An seine Durchlaucht den Hrn. Fürsten Windischgrätz!</p>
          <p>Die Geschichte der Völker weist kein ähnliches Beispiel des Eidbruchs, des Verraths und der Gewissenlosigkeit auf, als jenes Gewebe der Umtriebe, womit eine arglistige Hofkamarilla nicht nur die gesetzlichen konstitutionellen Rechte, sondern selbst die staatliche Existenz der ungarischen Monarchie zu vernichten trachtet.</p>
          <p>Ungarn war stets ein freies, selbstständiges Königreich, keinem andern Staate einverleibt, keinem andern Lande unterthan.</p>
          <p>Unter dieser Bedingniß hat Ungarn seine Königskrone dem regierenden Hause freiwillig zuerkannt, und 14 Könige aus dem Hause Habsburg haben die Selbständigkeit der ungarischen Monarchie und seine konstitutionellen Rechte eidlich beschworen.</p>
          <p>Diese Freiheit, diese Selbständigkeit Ungarns ist keine neue Errungenschaft der Märztage, kein Geschenk Sr. Maj. des Königs Ferdinand V., sie ist die Fundamentalbedingniß, auf der die ungarische Königswürde des Hauses Habsburg beruht.</p>
          <p>Und doch hat eine verbrecherische Hofkamarilla frech mit dem Königseide, frech mit dem kranken Zustande des Monarchen spielend, zur Vernichtung dieser staatlichen Existenz der ungarischen Monarchie, Empörend in unserem friedlichen, seinem Könige stets treuen Lande angestiftet und unser armes Vaterland zum Schauplatze eines beispiellosen Greuelkrieges gemacht.</p>
          <p>Trotz allen Anzeichen hat Ungarn Monate lang nicht glauben wollen, daß die Fäden dieses Verraths, dieser unmenschlichen Barbarei in der unmittelbarsten Nähe des Monarchen selbst gesponnen werden; denn der gerade männliche Sinn des Ungarvolkes war unfähig, auch nur die Möglichkeit eines ähnlichen Verbrechens ahnen zu können.</p>
          <p>Auch hat der Monarch selbst den serbischen Aufruhr für Hochverrath, sowie den Freiherrn Jelachich, der im stolzen Uebermuthe seine verbrecherischen Waffen gegen das Gesetz erhob, für einen landesverrätherischen Empörer auf gesetzlichem Wege erklärt.</p>
          <p>Doch als man sah, daß die arglose ungarische Nation, den Versicherungen des Königs überfest trauend, zur Vertheidigung nicht gerüstet sei, überzog der Empörer Jelachich unser Vaterland mit einem grausamen Kriege.</p>
          <p>Und kaum hatte er dieses gethan, wozu ihn das östreichische Ministerium unter trügerischen Vorwänden mit Geld und Waffen versah, als der Empörer zum loyalen Diener des Monarchen gestempelt wurde, die östreichischen Truppen, die zur Wahrung des Friedens und zum Dienste der gesetzlichen Landesregierung in Ungarn und seinen Nebenländern dislocirt waren &#x2012; weil die ungarischen Regimenter zum Schutze des Kaiserthrones außer Landes verwendet wurden &#x2012; diese östreichischen Truppen, von Ungarn genährt und besoldet, reichten auf höheren Antrieb größtentheils dem Empörer die Hand und erhoben verbrecherisch ihre Waffen gegen das Land, das zu beschützen sie bei Eid und Ehre verpflichtet waren. Man zettelte Aufruhr und Empörung unter den slawischen und wallachischen Einwohnern Ungarns und Siebenbürgens an; östreichische Offiziere, selbst Generäle, führen serbische Räuberhorden und aufgewiegelte wallachische Truppen an; &#x2012; der von Gottes strafender Hand ereilte Graf Latour, gewesener östreichischer Kriegsminister, befahl den ungarischen Festungskommandanten, treulos ihren Eid zu brechen &#x2012; befahl allen Generalkommandos der an Ungarn grenzenden Provinzen, nach Ungarn einzudringen und den Empörer Jelachich in seinem hochverrätherischen Unternehmen zu unterstützen; und damit diesen Schändlichkeiten die Krone aufgesetzt werde, verging man sich an der öffentlichen Moral, die selbst den Barbaren heilig ist, so weit, daß man die tausendjährige staatliche Existenz Ungarns, seine von 14 Königen aus dem Hause Oestreich beschworene Konstitution mit einem unheiligen Federstriche vertilgen und den in den Eingeweiden des Vaterlandes wühlenden Empörer Jelachich zum unbeschränkten Gebieter des so niederträchtig verrathenen Landes, zum militärischen Despoten über das hochherzig treue Ungarn einsetzen zu wollen, und zu dieser jedes menschliche Gefühl empörenden Gewaltthat selbst die Unterschrift des kranken Monarchen zu erschleichen sich nicht gescheut.</p>
          <p>Doch so viele Verbrechen erschöpften endlich die Langmuth und Gerechtigkeit Gottes. &#x2012; Weil die ungarische Nation hochherzig auf Treue und Glauben bauend, ungerüstet stand, hat man sie schwach geglaubt, sie wähnten den Löwen todt, der im Gefühle seiner Kraft nur schlief, Jelachich hat die Kraft der ungarischen Waffen erfahren, der historische Heldenmuth Ungarns hat sich in diesem gerechten Kampfe gegen unerhörten Verrath mit neuem Glanze bewährt; die Armeekorps des Empörers wurden durch kleine Schaaren von Ungarn, heldenmüthigen Kriegern, ja selbst vom schnell zusammengerafften ungeübten, kaum bewaffneten Landsturm überall geschlagen und zu 10,000 gefangen und entwaffnet, und der prahlerische Empörer Jelachich selbst mit seiner Hauptarmee durch ein einziges Gefecht soweit gebracht, daß er sich vom völligen wohlverdienten Untergange nur durch den ehrlosen Bruch eines Waffenstillstandes, um den er selbst gebettelt, mit schneller Flucht entziehen konnte, bis er im steten durch Grausamkeiten bezeichneten Fliehen von der ungarischen Armee verfolgt, sich hinausgeworfen hat auf das östreichische Gebiet.</p>
          <p>Wenn die ungarische Armee dem fliehenden Feinde ohne Rast und Aufenthalt über die Leitha gefolgt, wäre er in den ersten 24 Stunden der rächenden Gerechtigkeit Gottes unterlegen.</p>
          <p>Wir aber, gegen die man jede Rücksicht des göttlichen und menschlichen Rechtes, mit einer Reihenfolge beispielloser Gewaltthaten verletzt; haben Achtung vor dem Gebiete einer freundschaftlich benachbarten Nation gehegt, und dem rächenden Arm unserer heldenmüthigen Armee Halt geboten, in der zuversichtlichen Erwartung, daß die östreichischen Streitkräfte Sr. Maj. des Kaisers von Oestreich, der zugleich konstitntioneller König von Ungarn ist, die Armee des eingedrungenen Empörers entwaffnen, und so der Wiederkehr eines von unserer Seite durch nichts provocirten Bürgerkrieges vorbeugen würden.</p>
          <p>Wir waren berechtigt, dies zu erwarten, kraft der Satzungen des geheiligten Völkerrechts, wir waren berechtigt, dies zu erwarten im Interesse des irregeführten Monarchen, dessen Herz zurückschaudern muß vor dem Unglück, das eine böswillige Kamarilla, frech seinen Namen mißbrauchend, über seine treuen Völker gebracht, wenn Ihm einst Gott die Kraft verleiht, die wahre Sachlage der Dinge mit eigenen Augen sehen und frei beurtheilen zu können.</p>
          <p>Wir wurden in unserer gerechten Erwartung getäuscht, anstatt den frech eingedrungenen Empörer, den meineidigen Verräther an der konstitutionellen Krone Ungarns zu entwaffnen und unschädlich zu machen, hat der östreichische General Graf Auersperg sich mit
</p>
        </div>
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</TEI>
[0693/0003] jedem andern Ministerium die stärkste Opposition zu machen. Zu Ehren Jacobi's wird von seinen Wählern ein großer Fackelzug vorbereitet. Eine sechs Ellen lange Fahne ist dazu angefertigt, auf welcher sich folgende Inschriften befinden: „Das ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen.“ „Das ist der Ruhm der freien Männer, daß sie ihnen die Wahrheit immer zurufen.“ „Dem Abgeordneten Jacobi, zum Andenken an den 2. November.“ Morgen Abend wird dieser Fackelzug stattfinden. Er wird ein Festzug für das demokratische Berlin sein. Weggelaufene Deputirte! Berlin, 3. Nov. In der Abendsitzung der Nat.-Vers. vom 2 Nov. war der Antrag gestellt, so lange im Sitzungssaale besammen zu bleiben, bis die nach Potsdam an den König entsendete Deputation zurückgekehrt sei und ihnen Bericht erstattet haben werde. ‒ Die Rechte der Versammlung und ein Theil des Centrums wollten die Dringlichkeit dieses Antrages nicht anerkennen, wurden aber mit 183 gegen 122 Stimmen überstimmt. Da verließ eine große Anzahl der Deputirten den Saal und begab sich zum Theil in die Restaurationen, zum Theil nach Hause! Die Namen dieser Ehrenmänner, welche in einem Moment, wo der Bürgerkrieg von der Reaktion frech begonnen werden soll, den Posten verlassen haben, auf welchen das Vertrauen ihrer Kommittenten sie ehrenvoll berufen hat, werden hierdurch öffentlich bekannt gemacht! Althaus, Bürgermeister. Arnold, Gutsbesitzer, (Danziger Landkreis.) v. Auerswald (für Frankfurt). Blockhagen, Erzpriester. Bauer, (Berlin.) Brehmer, Oberlehrer. Brüninghaus, Gutsbesitzer. v. Brünneck, Oberburggraf. Bumbke, Curatus. Brüning, Friedensrichter Blodau, Gutsbesitzer. Clausen, Gymnasiallehrer. Conditt, Land- und Stadtger.-Rath. Cösling, Kämmerer. Dahmen. Dr. Dane. v. Daniels, G. h. Rev.-Rath. Dielitz, Professor. Diesterweg, Justizrath. v. Enkevort, Kreis-Deputirter. Endegols, Schulinspektor. Evalt, Land- und Stadtger.-Direktor. Feierabend, Bürgermeister. Feldhaus, Schullehrer. Fischer, Bürgermeister. Fischer, Ober Landes-Gerichts-Referendar. Fleischer, Kreisgerichts-Assessor. Fließbach, Bürgermeister. Fretzdorff, Kaufmann. Friedrich, Gutsbesitzer. Dr. Friese, Kreis-Physikus. Dr. Funcke. Gelshorn, Kaplan. Geßler, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Gräff, Apell. Gerichtsrath (Düren.) Groddeck, Justizrath. Gartz, Land- u. Stadtger.-Direktor. Hahn, Land- und Stadtrichter. Hanisch, Bauer. Harkort, Kaufmann. Hartmann, Justizrath. Haugh, Landgerichts-Rath. Hellmann, Justizrath. Hentrich, Land- und Stadtger.-Direktor. Herberty, Gutsbesitzer. Herholz, Erzpriester. Hesse, Geb. Finanzrath. Hofer, Bauer. Jander, Pastor (Neiße.) Jonas, Pastor. Keferstein, Rektor, Pastor. Kehl, Justizkommissar. Klemm, Schmidt. Knauth, Dr. med. Kochs, Landgerichtsrath. Köhler, Stadtrath (Görlitz.) Konietzko, Kreissekretär. Kosch, Dr. med. Kühnemann, Land- und Stadtgerichts-Direktor. Küper, Legationsrath. Kunth, Bürgermeister. Kutzen, Bürgermeister. Kalbersberg, Buchhändler. v. Kleist, Landrath. Knoblauch. Geh. Finanzrath. Lensig, Kanonikus. Lüdicke, Justizrath. Lingnau, Gymnasial-Oberlehrer. v. Meusebach, Regierungsassessor. Meyer, Kaufmann. Milde, Kaufmann. früher Minister. Mrozik, Pastor. Mullensiefen, Kaufmann. Müller, Ortsvorsteher (Solingen.) Neuberth, Ortsrichter. Riemeyer, Dr. Peltzer, Friedensrichter. Petereck, Schulze. Pruß, Dekan. Pleger, Oberscholz. Packenius, Oberprokurator. Quaßnigk, Braukrüger. Radtke, Brauer und Gerichtsmann. Rehfeld, Diakonus. Reichensperger, Landgerichtsrath. Reigers, O.-L. G.-Assessor. Richter, Kölmer. Reese, Land- u. Stadt-Ger.-Rath. Romberg, Gutsbesitzer. Riemann, Gutspachter. Rintelen, Ober-Trib.-Rath. Rintelen, O.-L.-G.-Rath. Ritz, Reg.-Rath. Rosanowski, Gutsbesitzer. v. Reichmeister, Landrath. Rottels, Dr. phil. Sames, Friedenrichter. Schadebrod, Pastor. Schadt, Justizamtmann. Scheden, Oberförster. Scheele, Land- und Stadt-Ger.-Direktor. Scheidt, Kaufmann. Schlink, Appell.-Rath. Schmidt, Amtmann (Beeskow.) Spanken, Gerichtsrath. Siegers, Erbscholz. Schönborn, Lehrer. Scholz, Kreissekretär (Meseritz.) Schutze, Justizkommissar. Schulz, Pastor (Marienburg.) Schultze, Assessor (Friedeberg.) Schultze, Assessor (Minden.) Schulte, Pfarrdechant. Schwonder, Dekonomiekommissar. Seidel, Geh. Finanzrath. Simons, Geh. Justigrath. Sperling, L.- und Stadtger.-Rath. Stachelscheid, Amtmann. Steimmig, Fabrikant. Stiller, Kreis-Tarator. Sümmermann (genannt Schulze-Korten), Landrath. Schimmel, Rittmeister. v. Schleicher, Gutsbesitzer. Thederahn, Schulze. Thüm, Distrikskommissar. Tietze, Erbscholtisei-Besitzer. Tüshaus, O.-L.-G.-Rath. Ulrich, Geh. O.-Trib.-Rath. Upmeyer, Dekonom. v. Wangenheim, O.-L.-G.-Rath. Wegener, Apotheker. Weißgerber, Appell.-Rath. Wenger, Pastor. Westermann, Justizrath. Windehorst, Justizkommissar. Zachariä, Justizkommissar. Zimmermann, Amtmann. (Außerdem fehlten noch mehrere Beurlaubte, Mehrere wegen Krankheit, Mehrere wegen anderweiter Behinderung und 29 Mitglieder gehörten zu der Deputation nach Potsdam.) Es ist diesen Weggegangenen gelungen, die Versammlung beschlußunfähig zu machen, wie sie dies beabsichtigten, da es ihnen bei namentlicher Abstimmung nicht gelungen war, die Dringlichkeit verneint zu sehen. Eine große Anzahl von ihnen stand noch in der Restauration oder lauschte und horchte an der halb offenen Thür des Saales, ohne hinein zu treten und ihrer Pflicht zu genügen. Die öffentliche Meinung möge sie richten. Berlin, 3. Nov. Während gestern Abend ein Theil der Bevölkerung, die wichtigen Beschlüsse der Nationalversammlung erwartend, auf dem Gensd'armenmarkte versammelt war, trug sich am Alexanderplatze ein düstres Schauspiel zu. Zum dritten Male seit mehren Monaten hatten die Gefangenen des dort befindlichen Arbeitshauses einen gewaltsamen Einbruch versucht. Die Thüren und Fenstern erbrechend, waren sie in Masse in den Hof gedrungen, hatten den beim Kartenspiel sitzenden Soldaten die Gewehre entrissen und einen verzweifelten Kampf begonnen. Das weithinschallende Geschrei und Gepolter zog sogleich eine große Menschenmenge herbei, Trommelwirbel ertönte in den benachbarten Straßen, das ganze Stadtviertel gerieth in Bewegung. Erst als aus der nahen Kaserne zwei Kompagnien des 12. Regiments und vom Gensd'armenmarkte mehrere Abtheilungen Bürgerwehr anrückten, wurde die Ruhe wieder hergestellt. Zehn der Gefangenen sollen schwer verwundet sein. Wenn wir an die haarsträubenden Schilderungen denken, die uns vor nicht gar langer Zeit von dem Innern des Berliner Arbeitshauses, von der Behandlung und Nahrung seiner Gefangenen gemacht wurden, wenn wir bedenken, daß das Verbrechen derselben meist nur die Armuth, die Obdachlosigkeit und das Betteln ist, so erscheint uns ihr Wunsch, einen solchen Aufenthaltsort zu verlassen, nicht unerklärlich. (Ref.) Berlin. Ein gestern Abend vertheiltes und angeschlagenes Plakat, unterzeichnet: der demokratische Klub, hat die Schaamlosigkeit, die Ungezogenheit des Abgeordneten Jacobi gegen die Person des Königs in der Audienz der Deputation als eine Handlung zu bezeichnen, womit Hr. Jacobi sich den Dank des gesammten Vaterlandes verdient habe! und ihn und seine Kollegen zu fernerer Vertheidigung der Volksfreiheiten aufzufordern. (Neue Preuß. Zeitg.) Aus Oberschlesien. Der Graf Limburg-Stirum hat, in polnischer Sprache natürlich, einen Hirtenbrief an das „dumme Volk“ erlassen, der an plumper und dreister Verdrehung der Verhältnisse und Thatsachen wohl Alles übertrifft, was von der Reaktion bisher in der Art geleistet wurde. Der Brief lautet wie folgt: „Leutchen! Ihr seid ungeduldig, weil Euch jene sogenannten Volksfreunde viel versprochen und wenig gehalten haben. ‒ Ich komme aus Berlin, ‒ ich weiß somit, wie sich die Sachen verhalten, und will Euch dasjenige, was ich weiß, erzählen. ‒ Schon damals, als Ihr die ungebildeten Landleute und Schreiber, die Euch betrogen und ausgesogen haben, als Deputirte nach Berlin gewählt habt, schrieb ich Euch, daß weder die Deputirten, noch der König stehlen darf. ‒ Meine Worte lauteten: „Ihr werdet ein wenig gewinnen und die Herren vieles verlieren!“ Damals wolltet Ihr mir nicht glauben, heute, nachdem Ihr schon 6 Monate umsonst gewartet und nichts für die Rechtfertigung jener gehegten Hoffnungen geschehen ist, werdet Ihr vielleicht denken, daß d.r Graf doch recht gesprochen und jene Volksfreunde nur unmögliche Sachen versprochen. Weshalb thaten sie dieses? Gerade um Euch unzufrieden zu machen und um Euch, wenn Ihr so dumm und so böswillig wäret, zur Empörung und Ungehorsam zu reizen. ‒ Diese Volksfreunde, ‒ denn ich habe deren viele in Berlin gesehen, ‒ sind Juden, Schreiber, Kommissarien, die vor der Revolution nicht einmal eine Kartoffel zu ihrem Lebensunterhalt hatten, jetzt aber schon guten Wein trinken und hoffen, daß sie, wenn die Revolution noch länger dauert, noch mehr sich bereichern und daß sie Minister und Landräthe werden. Dies wissen dagegen jene weisen Männer, daß, sobald die Gesetze erscheinen und Ordnung erfolgt, sie aufhören müssen auf Eure Kosten Wein zu trinken und sich zu masten. ‒ Deswegen verhindern sie auch so viel als möglich die Herausgabe der Gesetze, die Ruhe und Ordnung wiederherstellen würden. ‒ Unter den Deputirten in Berlin gibt es viele solcher Volksfreunde. ‒ Zu Euren dahingekommenen unwissenden Deputirten sind jene Volksfreunde sogleich hinzugetreten und haben denselben gesagt: „Ihr müßt sagen, was wir sagen, in das einwilligen, worauf wir einwilligen, ‒ so wird Euch Alles gelingen“ Die Landleute schenkten dieser Aussage Glauben und wenn sie sogar nicht verstehen, was man in der Nationalversammlung spricht, achten sie darauf, was die Volksfreunde thun, und wenn diese „Ja“ sagen, so sagen alle „Ja,“ und sagen diese „Nein,“ so sagen sie ebenfalls „Nein.“ ‒ Diese Volksfreunde machen aber den Ministern und dem Konige viele Schwierigkeiten, und dieser Umstand ist es gerade, der es bewirkte, daß nach Ablauf von 6 Monaten noch kein Gesetz festgesetzt und daß es noch lange dauern wird, bis die Befreiung erfolgt. ‒ Was die Befreiung anbelangt, so will ich Euch sagen, wie diese beschaffen sein wird: einige kleine Pflichten wird man Euch vielleicht ohne Vergütigung erlassen. Anstatt den Grundzins und jeden andern Zins der Herrschaft zu zahlen, werdet Ihr denselben als eine gewisse Abgabe der Regierung oder vielleicht der Landschaft, wie die Herren, zahlen müssen, und dies in diesem Verhältniß, daß diejenigen, welche der Herrschaft 10 Thlr. gezahlt, hernach der Regierung oder der Landschaft 7 Thlr. 5 Sgr. werden zahlen müssen. ‒ Die Häusler werden Besitzer des Ortes und werden den Acker der Herrschaft nicht wiederzugeben brauchen; sie werden weder der Herrschaft zahlen noch Frohndienste thun, ‒ dafür werden sie aber der Regierung oder der Landschaft in Verhältniß des Grundwerthes 12 oder 15 Sgr. für einen Morgen Landes als Miethe zahlen müssen. ‒ „So wird es geschehen, Leutchen:“ Ob Ihr mir glaubet oder nicht ‒ bleibt sich ganz gleich. Ich sage Euch dieses, weil ich Euch Gutes wünsche, denn ich weiß sehr gut, daß Ihr ungeduldig seid und daß Viele Euch betrügen ‒ Niemand Euch aber die Wahrheit sagt. ‒ Jetzt nur noch einige Worte an Diejenigen, welche vielleicht jetzt schon den Zins zu zahlen oder die Arbeit zu verrichten sich weigern. Bei der Befreiung wird der ganze Frohndienst, den Ihr nicht verrichtet, ‒ jeder Pfennig, den Ihr nicht bezahlt, nachgerechnet werden. ‒ Glaubet mir oder nicht, später werdet Ihr dennoch sagen: der Graf hat recht gesprochen. Puchowice, den 10. Okt. 1848. (A. O.-Z.) Graf Limburg-Stirum. Posen, 28. Okt. In diesem Augenblicke erfahren wir, daß die Beamten des Posener Festungsbaues alle Arbeiter zur Unterschrift der Petition um Verlängerung des Belagerungszustandes auffordern und daß sie alle diejenigen, welche zu unterschreiben sich weigern, mit dem Verluste der Arbeit und somit mit dem Verluste ihres Lebensunterhaltes bedrohen. ‒ Auf gleiche Weise hat man alle braven, biederen Polen im März von der Arbeit entfernt, weil sie jene Adresse an den König, die die Unabhängigkeit der polnischen Landestheile unter der preußischen Herrschaft forderte, unterschrieben haben. (A. O.-Z.) * Wronke, 30. Okt. Die Einsassen der Stadt Wronke im Großherzogthum Posen haben dem Abgeordneten Taffarski nachstehende Dankadresse übersandt ‒ die derselbe dem Hrn. Phillips, als Antragsteller, und allen Deputirten die für das Phillip'sche Amendement, die Posener Frage betreffend, gestimmt haben, überreichen soll: Dankadresse. Wronke, 30. Oktober. Dem biedern deutschen Manne, dem Verfechter wahrer Volksrechte, dem Deputirten der Stadt Elbing zur preußischen Nationalversammlung, Herrn Oberbürgermeister Phillips, stattet die Stadt Wronke ihren tiefgefühlten Dank ab, für das muthige Amendement in Betreff der Nationalrechte des Großherzogthums Posen. Dank und Ehre dem deutschen Manne, er ist des rühmlichen Denkmahls werth, welches er sich in der Geschichte gesetzt hat. ‒ Dank endlich allen den deutschen Männern, welche das Amendement unterstützt, für dasselbe mitgestimmt und dessen Annahme muthig durchgekämpft haben. (Folgen die Unterschriften.) Polen. * Von der galizischen Gränze, Ende Oktober. Die „Constitutionellen Blätter aus Böhmen“ bringen folgende Neuigkeit: Allgemein wird hier von einer Note des Kaisers von Rußland an das magyarische Ministerium in Pesth gesprochen, in welcher der warnende Ton des zur Züchtigung im eventuellen Falle fest entschlossenen Fürsten nicht zu verkennen sein soll. Das magyarische Ministerium wird darin aufgefordert, sein Aufgebot und seine regulären Truppen ohne Verzug von der niederöstreichischen Gränze zurückzuziehen, weil der Kaiser sonst ‒ um sein Nachbarreich vor einem Brande zu schützen ‒ bemüßigt wäre, einen Theil seiner in der Molda und Walachei befindlichen, 24,000 Mann starken, Armee zur Dämpfung der Anarchie zu verwenden. ‒ Vor einigen Tagen wurden in Warschau die Urtheile bekannt gemacht, welche die dortige strafgerichtliche Behörde über die im Jahre 1846 kompromittirt gewesenenen Personen ergehen ließ. Fünf und zwanzig Individuen wurden zu schwereren Strafen verurtheilt; die meisten von ihnen erhalten außer einer 10- bis 20jährigen Strafarbeit in den sibirischen Bergwerken auch noch Ruthenstreiche (palki), die in ihrer Anzahl zwischen 1500 bis 2500 wechseln. Unter den Verurtheilten sind auch zwei, die in Krakau ihr Domizil hatten, Jordan und Mazaraki, der letztere ist auch der Einzige, dem eine Strafarbeit für Lebensdauer zuerkannt wurde. Ungarn. Pesth, 29. Oct. Der Regierungs-Kommissär Beöthy hat den schwarzgelben Kommandanten von Peterwardein, Henzi, abgesetzt und in Gewahrsam bringen lassen. Gleich energisch hat er mit dem Magistrat von Neusatz verfahren. Die Raitzen scheinen jetzt überhaupt an die Unterwerfung zu denken. Der Oberst Schuplikatz, welchen sie zu ihrem Wojwoden gewählt, hat mit Beöthy Friedensunterhandlungen angeknüpft. Auch die Csaikisten haben hierher ihren Generalauditor Raics mit Friedensanträgen gesendet. Das Repräsentantenhaus hat eine Proklamation an die verschiedenen Völker Ungarns erlassen. In Siebenbürgen wüthet der walachische Aufstand mit ähnlicher Grausamkeit wie der raitzische. 30,000 Szäkler haben sich aber bei Maros-Varsarhely gesammelt, welche die aufständischen Walachen zu Paaren treiben werden. ‒ Viel Sensation erregt hier ein Handbillet des Königs an Meffaros, welches eine von diesem schon im September vorgeschlagene militärische Beförderung bestätigt. Dies Schreiben steht im vollsten Widerspruche mit dem Manifeste des Kaisers vom 16. wegen Windischgrätz's Ernennung zum Generalissimus. Preßburg, 29. Okt. Unsere Armee befindet sich seit zwei Tagen auf östreichischem Gebiet. Gestern Nachmittag sind an zwei Stellen Vorpostengefechte gewesen, von denen wir das Kanonenfeuer bis hier hörten. Koffuth ist selbst bei der Armee und wird allem Vermuthen nach der Zusammenstoß mit den Windischgrätzschen Truppen ein sehr ernster sein. Oberst Iwanka, der mit Depeschen an Windischgrätz gesandt wurde, ist gefangen genommen worden. Bis zur Stunde fehlen uns seit 5 Tagen alle Posten aus Wien, und alles was man von da erfährt, beruht nur auf Hörensagen. Wir verdanken der gefälligen Mittheilung des Hrn. Staats-Sekretärs Pulßky nachstehende „amtliche“ Mittheilung: „Beifolgende Zuschrift wurde durch den Parlamentär Obrist Iwanka an den Fürsten Windischgrätz gesendet. Der Fürst antwortete darauf: „Mit Rebellen unterhandle ich nicht.“ Auf seiner Rückreise wurde Oberst Iwanka von den Vorposten Jelachich's mit der empörendsten Mißachtung des Völkerrechts zu Roth-Neusidl unter solchem Vorwande, daß Fligelli auch als Parlamentär gefangen genommen wurde, aufgehoben und trotz der Protestation seines Begleiters in der Gefangenschaft behalten. ‒ Ein solches Verfahren bedarf keines Kommentars. Die durch Obrist Iwanka übersandte Zuschrift lautet: An seine Durchlaucht den Hrn. Fürsten Windischgrätz! Die Geschichte der Völker weist kein ähnliches Beispiel des Eidbruchs, des Verraths und der Gewissenlosigkeit auf, als jenes Gewebe der Umtriebe, womit eine arglistige Hofkamarilla nicht nur die gesetzlichen konstitutionellen Rechte, sondern selbst die staatliche Existenz der ungarischen Monarchie zu vernichten trachtet. Ungarn war stets ein freies, selbstständiges Königreich, keinem andern Staate einverleibt, keinem andern Lande unterthan. Unter dieser Bedingniß hat Ungarn seine Königskrone dem regierenden Hause freiwillig zuerkannt, und 14 Könige aus dem Hause Habsburg haben die Selbständigkeit der ungarischen Monarchie und seine konstitutionellen Rechte eidlich beschworen. Diese Freiheit, diese Selbständigkeit Ungarns ist keine neue Errungenschaft der Märztage, kein Geschenk Sr. Maj. des Königs Ferdinand V., sie ist die Fundamentalbedingniß, auf der die ungarische Königswürde des Hauses Habsburg beruht. Und doch hat eine verbrecherische Hofkamarilla frech mit dem Königseide, frech mit dem kranken Zustande des Monarchen spielend, zur Vernichtung dieser staatlichen Existenz der ungarischen Monarchie, Empörend in unserem friedlichen, seinem Könige stets treuen Lande angestiftet und unser armes Vaterland zum Schauplatze eines beispiellosen Greuelkrieges gemacht. Trotz allen Anzeichen hat Ungarn Monate lang nicht glauben wollen, daß die Fäden dieses Verraths, dieser unmenschlichen Barbarei in der unmittelbarsten Nähe des Monarchen selbst gesponnen werden; denn der gerade männliche Sinn des Ungarvolkes war unfähig, auch nur die Möglichkeit eines ähnlichen Verbrechens ahnen zu können. Auch hat der Monarch selbst den serbischen Aufruhr für Hochverrath, sowie den Freiherrn Jelachich, der im stolzen Uebermuthe seine verbrecherischen Waffen gegen das Gesetz erhob, für einen landesverrätherischen Empörer auf gesetzlichem Wege erklärt. Doch als man sah, daß die arglose ungarische Nation, den Versicherungen des Königs überfest trauend, zur Vertheidigung nicht gerüstet sei, überzog der Empörer Jelachich unser Vaterland mit einem grausamen Kriege. Und kaum hatte er dieses gethan, wozu ihn das östreichische Ministerium unter trügerischen Vorwänden mit Geld und Waffen versah, als der Empörer zum loyalen Diener des Monarchen gestempelt wurde, die östreichischen Truppen, die zur Wahrung des Friedens und zum Dienste der gesetzlichen Landesregierung in Ungarn und seinen Nebenländern dislocirt waren ‒ weil die ungarischen Regimenter zum Schutze des Kaiserthrones außer Landes verwendet wurden ‒ diese östreichischen Truppen, von Ungarn genährt und besoldet, reichten auf höheren Antrieb größtentheils dem Empörer die Hand und erhoben verbrecherisch ihre Waffen gegen das Land, das zu beschützen sie bei Eid und Ehre verpflichtet waren. Man zettelte Aufruhr und Empörung unter den slawischen und wallachischen Einwohnern Ungarns und Siebenbürgens an; östreichische Offiziere, selbst Generäle, führen serbische Räuberhorden und aufgewiegelte wallachische Truppen an; ‒ der von Gottes strafender Hand ereilte Graf Latour, gewesener östreichischer Kriegsminister, befahl den ungarischen Festungskommandanten, treulos ihren Eid zu brechen ‒ befahl allen Generalkommandos der an Ungarn grenzenden Provinzen, nach Ungarn einzudringen und den Empörer Jelachich in seinem hochverrätherischen Unternehmen zu unterstützen; und damit diesen Schändlichkeiten die Krone aufgesetzt werde, verging man sich an der öffentlichen Moral, die selbst den Barbaren heilig ist, so weit, daß man die tausendjährige staatliche Existenz Ungarns, seine von 14 Königen aus dem Hause Oestreich beschworene Konstitution mit einem unheiligen Federstriche vertilgen und den in den Eingeweiden des Vaterlandes wühlenden Empörer Jelachich zum unbeschränkten Gebieter des so niederträchtig verrathenen Landes, zum militärischen Despoten über das hochherzig treue Ungarn einsetzen zu wollen, und zu dieser jedes menschliche Gefühl empörenden Gewaltthat selbst die Unterschrift des kranken Monarchen zu erschleichen sich nicht gescheut. Doch so viele Verbrechen erschöpften endlich die Langmuth und Gerechtigkeit Gottes. ‒ Weil die ungarische Nation hochherzig auf Treue und Glauben bauend, ungerüstet stand, hat man sie schwach geglaubt, sie wähnten den Löwen todt, der im Gefühle seiner Kraft nur schlief, Jelachich hat die Kraft der ungarischen Waffen erfahren, der historische Heldenmuth Ungarns hat sich in diesem gerechten Kampfe gegen unerhörten Verrath mit neuem Glanze bewährt; die Armeekorps des Empörers wurden durch kleine Schaaren von Ungarn, heldenmüthigen Kriegern, ja selbst vom schnell zusammengerafften ungeübten, kaum bewaffneten Landsturm überall geschlagen und zu 10,000 gefangen und entwaffnet, und der prahlerische Empörer Jelachich selbst mit seiner Hauptarmee durch ein einziges Gefecht soweit gebracht, daß er sich vom völligen wohlverdienten Untergange nur durch den ehrlosen Bruch eines Waffenstillstandes, um den er selbst gebettelt, mit schneller Flucht entziehen konnte, bis er im steten durch Grausamkeiten bezeichneten Fliehen von der ungarischen Armee verfolgt, sich hinausgeworfen hat auf das östreichische Gebiet. Wenn die ungarische Armee dem fliehenden Feinde ohne Rast und Aufenthalt über die Leitha gefolgt, wäre er in den ersten 24 Stunden der rächenden Gerechtigkeit Gottes unterlegen. Wir aber, gegen die man jede Rücksicht des göttlichen und menschlichen Rechtes, mit einer Reihenfolge beispielloser Gewaltthaten verletzt; haben Achtung vor dem Gebiete einer freundschaftlich benachbarten Nation gehegt, und dem rächenden Arm unserer heldenmüthigen Armee Halt geboten, in der zuversichtlichen Erwartung, daß die östreichischen Streitkräfte Sr. Maj. des Kaisers von Oestreich, der zugleich konstitntioneller König von Ungarn ist, die Armee des eingedrungenen Empörers entwaffnen, und so der Wiederkehr eines von unserer Seite durch nichts provocirten Bürgerkrieges vorbeugen würden. Wir waren berechtigt, dies zu erwarten, kraft der Satzungen des geheiligten Völkerrechts, wir waren berechtigt, dies zu erwarten im Interesse des irregeführten Monarchen, dessen Herz zurückschaudern muß vor dem Unglück, das eine böswillige Kamarilla, frech seinen Namen mißbrauchend, über seine treuen Völker gebracht, wenn Ihm einst Gott die Kraft verleiht, die wahre Sachlage der Dinge mit eigenen Augen sehen und frei beurtheilen zu können. Wir wurden in unserer gerechten Erwartung getäuscht, anstatt den frech eingedrungenen Empörer, den meineidigen Verräther an der konstitutionellen Krone Ungarns zu entwaffnen und unschädlich zu machen, hat der östreichische General Graf Auersperg sich mit

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 136. Köln, 7. November 1848, S. 0693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz136_1848/3>, abgerufen am 16.04.2024.