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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 98. Köln, 9. September 1848.

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Ein Mitglied stimmt für den Tod, vorbehaltlich der Berechtigung des Volkes zur Strafumwandlung.

Sechsundzwanzig stimmen für den Tod, unter Vorbehalt, daß über Beschleunigung oder Aufschiebung der Exekution berathen werde.

Neun Stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zur Austreibung der ganzen Race der Bourbons verschoben werde.

Zwei stimmen für Eisenstrafe.

Drei stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zum Frieden verschoben und dann verwandelt werde, dagegen aber im Fall des Eindringens einer fremden Macht auf französisches Gebiet binnen 24 Stunden vollzogen werden könne.

Dreihundert und neunzehn stimmen für Einsperrung während des Krieges und Verbannung nach dem Frieden.

Dreihundert ein und sechszig stimmen für den Tod.

Ich erkläre im Namen des Nationalkonvents, daß die über Louis Capet ausgesprochene Strafe der Tod ist.

(Während der ganzen Verkündung herrscht das tiefste Schweigen.)

Die drei Vertheidiger Deseze, Tronchet und Lamoignon-Malesherbes werden vorgelassen, und überbringen den Antrag Louis Capets, an das Volk appelliren zu wollen. Nach den Vertheidigern sprechen Robespierre, Merlin, Barrere. Der Convent geht nach seinem frühern Beschluß vom 15., wonach der Appel an das Volk verworfen ist, zur Tagesordnung über.

Die Sitzung hat ununterbrochen von Mittwoch Morgens 10 Uhr bis Donnerstag 10 1/2 Uhr Abends gedauert.

Auszug aus den Protokollen des Nationalkonvents vom 15, 17, 19 und 20. Januar 1793, Jahres II. der Republik.

Art. I. Der Nationalkonvent erklärt Louis Capet, letzten König der Franzosen, für schuldig der Verschwörung gegen die Freiheit der Nation und des Attentates gegen die allgemeine Sicherheit des Staates.

Art. II. Der Nationalkonvent dekretirt, daß Louis Capet die Strafe des Todes verbüßen soll.

Art. III. Der Nationalkonvent verwirft die durch die Vertheidiger auf die Barre gelegte Appellation Louis Capet's an das Volk, und verbietet Jedermann derselben Folge zu geben, bei Strafe der Verfolgung wegen Attentates auf die allgemeine Sicherheit des Staates.

Art. IV. Das provisorische Exekutivkomite hat diesen Beschluß im Laufe des Tages Louis Capet zu verkünden, die nöthigen Polizei- und Sicherheitsmaßregeln zu ergreifen, damit die Exekution in den nächsten 24 Stunden bewirkt werde, und dem Nationalkonvent unmittelbar nach der Vollstreckung darüber Bericht zu erstatten.

Unter den in Frankfurt einlaufenden Petitionen kommen zuweilen recht drollige vor: wie: Petition des Zacharias Schmeerbauch, um Amnestie der Gebrüder Michel und Andreas Schmeerbauch. -- Petition und Aufforderung aller Deutschen zur Eroberung der Halbinsel Yucatan. -- Petition des Gärtners Bachmann um Unterstützung zu seiner Reise nach Amerika. -- Petition des Rabiners Moses zu Schwerte, um Amnestie für seine Tochter Fanny. -- Petition des Kaminfegers Friedrich Christmann zu Frankenthal um eine Kaminfegerstelle u. s. w.

(Weserz.)

Man erzählt sich eine Anekdote von der patriarchalischen Einfachheit der Frau Reichsverweserin. Sie soll sich zwei Mägde selbst gedungen und ihnen gesagt haben, sie bekämen jede 30 Gulden Lohn und eine "neue Joppe", ein neues Hemd und ein paar Strümpfe und Schuhe; vermuthlich die Sitte von Steyermark.

(Augsb. Abdz.)
[Französische Republik]

-- Die Wahlen für Bildung der Geschwornengerichte nach dem neuen Jurygesetze sind für den 20. d. M. anberaumt.

-- Die Demokraten des Seine-Departements wollen ziemlich einstimmig für Blanqui, Cabet und Raspail votiren. Das Seine-Departement hat bekanntlich nur für drei Ersatz-Repräsentanten zu sorgen.

-- Für nächsten Sonnabend sind folgende Journale vor das Zuchtgericht geladen, weil sie ohne Kaution zu erscheinen fortfahren:

1) Le Bien public; 2) Le Messager; 3) Le Journal; 4) Le Peuple Francais.

-- Das berüchtigte kommunistische Blatt, L'Organisation du travail, das März, April und Mai die Pariser Reichen namentlich brachte und so großen Schrecken erregte, ist wieder aufgetaucht.

-- Das Gerücht geht, die Regierung beabsichtige sogleich nach Annahme der Verfassung eine allgemeine Amnestie (aller Juniräuber?) zu veröffentlichen.

-- de Calonne und Magne, Herausgeber des royalistischen Lampions und seines berüchtigten Pseudobruders la Bouche de fer, sind jeder zu 200 Franken Strafe und 1 Monat Gefängniß verurtheilt worden.

-- Am Schlusse seiner gestrigen Rede legte der bekannte philosophische Kommunist, Pierre Leroux, folgenden rhetorischen Protest gegen die neue Verfassung ein:

"Ich klage den Verfassungsentwurf an, daß er auf keinem Grundsatz beruhe und von keiner Wahrheit ausgehe, die im Stande wäre, die Parteien zu entwaffnen.

Ich klage ihn an, nichts weiter zu bieten, als eine verworrene und widersprüchige Zusammenstellung der Theorien Montesquieu's und Rousseau's.

Ich klage ihn an, unter dem Namen Präsidentschaft die Monarchie beizubehalten, und hierdurch allen Ehrgeizigen freien Lauf zu lassen.

Ich klage ihn an, die Aristokratie beizubehalten, weil er gar kein Prinzip sozialer Organisation in sich schließt.

Ich klage ihn an, den Despotismus beizubehalten, indem er die Centralisation aufrecht erhält.

Ich erkenne an, daß der Entwurf vorgeschrittene Ideen und vortreffliche Absichten enthalte, aber ich glaube an die Nothwendigkeit, wesentliche Zusätze zu seinen Hauptbestimmungen zu machen, damit diese Verfassung nicht das Schicksal der frühern theile und der Nachwelt nichts weiter als ein bedrucktes Blatt Papier hinterlasse."

National-Versammlung. Sitzung vom 6. September. Präsident Marrast eröffnet mit dem Schlage 12 Uhr die Sitzung.

Grandin, ein Exdeputirter unter Louis Philipp, ergreift das Wort vor der Tagesordnung. Der Herr Präsident, beginnt er, hat bereits bemerkt, daß die Diskussion der neuen Verfassung 10 Monate dauere, wenn man den allgemeinen Betrachtungen keine engern Schranken ziehe. Ich sage Ihnen, daß sie 10 Jahre dauern, wenn ähnlichen Mißbräuchen nicht gesteuert wird, wie sie sich z. B. Pierre Leroux zu Schulden kommen ließ. Derselbe habe gestern abermals eine gedruckte Rede vorgelesen, die er lange vorher angefertigt hätte. (Unruhe zur Linken.) Sie zweifeln? Wohlan, ich will Ihnen sogleich beide Lerouxsche Reden noch einmal halten.

Der Redner zieht mit spöttischem Blick zwei Broschüren aus der Tasche und will vorlesen. Aber der Ruf: Zur Sache! Zur Sache! unterbricht ihn).

Ich wiederhole, fährt Grandin fort, daß eine kostbare Zeit erspart würde. Ihm zufolge habe selbst derjenige Arbeiter, der zu arbeiten sich weigert, ein Recht auf Nahrung. (Lärm.) Der Redner zieht ein neues Lerouxsches Buch hervor, um seine Angriffe durch einzelne Stellen zu beweisen, doch der Lärm übertäubt ihn.

Präsident Marrast: Ich gab Ihnen das Wort, um einen Antrag über die Tagesordnung zu stellen und ersuche Sie, bei der Sache zu bleiben und Ihren Antrag schriftlich zu stellen, worauf er von dem betreffenden Ausschuß geprüft werden soll.

Grandin: Mein Vortrag lautet, in Zukunft keinem Mitgliede zu gestatten, schon gedruckte Reden zu halten.

Leroux (bitter): Ich danke dem Hrn. Grandin, daß er meine Ideen und Meinungen herabzuwürdigen sich abermals bemüht hat. Aber wenn er einsähe, wie viel Heiliges und Ernstes diese Ideen für das Menschengeschlecht haben, so würde er sich diese Mühe ersparen.

Grandin: Weit entfernt von mir sei es, von Ihren Ideen mit Verachtung zu sprechen. Was den Vorwurf der Unwissenheit betrifft, so frage ich, ob es nicht klar genug sei zu verstehen, was Herr Leroux in seiner Schrift lese.

Die Versammlung nimmt die Verfassungsdiskussion wieder auf, die sich immer noch um die Einleitung "Im Namen Gottes" u. s. w. u. s. w. dreht.

Hubert Delisle unterstützt die Einleitung.

Levesque ist der Ansicht des ehemaligen Souspräfekten Fresneau, der sie für unpassend findet, weil es immer gefährlich, metaphysische Phrasen an die Spitze von Staatsgrundgesetzen zu stellen.

Cremieux beweist die Nothwendigkeit der Erklärung allgemeiner Rechte, die wie ein Evangelium fürs Volk vor die Verfassung gehörten. Thäte man dies nicht, dann fiele man geradezu in die Wolfsgrube des Kommunismus. (Oh! Oh!) Die Februar-Revolution sei allerdings sozial. Sie heiße Arbeit für Alle, Unterricht für Alle, Brod für Alle! (Beifall vom Berge).

Cazales will die philosophischen Sophistereien (wörtlich) gestrichen wissen. Jubeat lex non suadeat sei sein Wahlspruch. Die amerikanische Verfassung trage auch keine Einleitung.

Lamartine: Man bestreite dem Ausschuß nicht blos seine Ausdrücke, sondern sogar das Recht einer Einleitung. Die erste Constituante und das amerikanische Volk hätten ähnliche feierliche Erklärungen erlassen. Gerade jetzt sei solche Erklärung nöthig. Der Augenblick sei kritisch. Der Redner bekämpft die Furcht vor Sozialismus und Kommunismus. Die Nation müsse das Problem der Arbeitsorganisation jedenfalls lösen. Sie werde dies thun, ohne das Eigenthum zu verletzen. Ueberall wo das Eigenthum verletzt werde, herrsche keine Freiheit. Das Recht auf Arbeit müsse garantirt werden, die moderne Zeit habe das Proletariat erzeugt und er sei erstaunt, in dem Munde Fresneau's und Anderer keine wärmere Theilnahme für diese Unglücklichen zu hören.

Benard gegen die Einleitung

Die Versammlung ruft nach Abstimmung.

Die Versammlung schreitet zur artikelweisen Berathung der Einleitung. Zunächst zur Phrase:

"In Gegenwart Gottes und im Namen des französischen Volkes proklamirt und dekretirt die National-Versammlung:"

Mehrere Amendements werden verworfen.

Die Phrase in ihrer obigen Fassung geht durch.

Die Versammlung schreitet zum Artikel I., der lautet:

"Frankreich hat sich zur Republik geschaffen u. s. w. u. s. w."

Eine Menge Amendements und neue Redaktionsarten liegen vor. Am hartnäckigsten wird das von Boussi unterstützt, das im Wesentlichen also lautet:

"a. Frankreich ist eine Republik; b diese Republik ist demokratisch und untheilbar; c. sie hat zum Dogma: die Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft. Als Grundlage: die Volkssouverainetät. Als Zweck: das Glück, die Moralität und die Union aller Bürger.
"Zum Objekt: den Schutz der Personen, der Familie, der Arbeit und des Eigenthums.
"Als Mittel: die Erziehung, die Gerechtigkeit, die Ordnung und die Gesetzesstärke."

Es hing an Einem Haare, daß dieses Amendement durchging. Mit schwachem Mehr erklärte es Marrast für verworfen. (Ah! Ah!)

Sie Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 6. Sept.

Die Times hat heute einen längern Artikel über Deutschland, in welchem sie den Handelsverkehr zwischen England und Deutschland als den bedeutendsten in ganz Europa anerkennt. Sie schmeichelt sich natürlich mit der Hoffnung, daß das Freihandelssystem immer größere Fortschritte im Zollvereine machen werde und giebt bei dieser Gelegenheit eine Aufstellung des augenblicklichen Standes der Protektions- und der Freihandelsparteien.

-- Die Königin ist gleich nach der Vertagung des Parlaments von Woolwich nach Schottland abgereist.

-- Aus Dublin hört man, daß Lord John Russel noch immer in dem Pallast des Lordlieutenants weilt. Die Verhaftungen der Insurgenten, die allmälig aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, dauern fort.

-- Die Nachrichten aus den Fabrik-Distrikten lauten günstiger. Das Geschäft in Manchester war in den letzten Tagen bedeutend und da die Aussichten für die Aernte in Folge des schönen Wetters besser sind, so steigt das Vertrauen der Handelswelt.

-- Ein Huller Schiff, das am 30. Aug. von der Davisstraße in Stromneß anlangte, bringt die Nachricht, daß die arktische Expedition unter Sir John Roß am 2. Juli den Hafen von Lieveley erreicht und dem dänischen Gouverneur Depeschen zur Besorgung übergeben hatte. Sir John Roß setzte dann mit seinen beiden Schiffen die Reise zur Auffindung Sir John Franklins fort.

* Dublin, 5. Sept.

Den 19. Sept. wird die Spezialkommission in Nenagh eröffnet, vor welche S. O'Brien, Meagher etc. gestellt werden sollen. Diese Kommission begibt sich den zweiten Oktober nach Limerick, um die Gefangenen von Rathcale den Prozeß zu machen. Nachdem die Polizei M'Manus, den Chartisten aus Liverpool, verhaftet hatte, erhielt sie Befehl, den Kapitän des amerikanischen Schiffes, an dessen Bord M'Manus verhaftet worden, ebenfalls festzunehmen. Der Amerikaner hatte aber bereits die Anker gelichtet und der Polizei blieb das Nachsehen übrig.

Amerika.
68 New-York, 15. August.

In Rochester hielten eine große Anzahl Frauen am 2. d. einen Konvent ab, dessen Zweck im Cirkular dahin angegeben war: "Berathung der Rechte des Weibes in politischer, sozialer, religiöser und industrieller Beziehung". Die Sitzung dauerte mit kurzer Unterbrechung den ganzen Tag. Das Ergebniß waren folgende beinah' einstimmig angenommene Beschlüsse:

1) "Wir werden bei der gesetzgebenden Gewalt unseres Staates solange um das Wahlrecht für uns alljährig petitioniren, bis es uns zu Theil geworden.

2) Es ist ein anerkannter Grundsatz der amerikanischen Republik, daß die einzig rechtmäßige Gewalt der Regierung auf der Zustimmung der Regierten beruht; daß Besteuerung und Vertretung unzertrennlich sind und daß also die Frauen, welche gleich den Männern besteuert werden, einer gleichen Vertretung in der Regierung nicht beraubt werden dürfen.

3) Wir beklagen tief die Apathie und Gleichgültigkeit der Frauen in Betreff ihrer Rechte. Dies beschränkt sie auf eine niedrige religiöse, politische und häusliche Stellung in der Gesellschaft. Wir wünschen sie mit dem feurigen Streben zu erfüllen, daß sie ihr gleiches Recht des Denkens, Sprechens und Handelns bezüglich aller die menschliche Familie interessirenden Gegenstände beanspruchen.

4) Da der Ehemann das gesetzliche Recht hat, sein Weib auf Arbeit zu schicken, ihren Tagelohn an sich zu nehmen und zu seinem ausschließlichen Nutzen zu verwenden; da die abscheuliche Sitte, im Heirathsvertrage unbedingten Gehorsam zu geloben, die Frau in die Lage eines Sklaven versetzt: so wollen wir dieses barbarische Gesetz zu stürzen und die Frauen zu bewegen versuchen, daß sie in den Heirathsverträgen nicht mehr Gehorsam geloben.

5) Die allgemeine Lehre von den geringeren Fähigkeiten der Frauen hat ihnen Mißtrauen in ihre eigenen Kräfte eingeflößt und ihre Energie gelähmt.

6) Jeder, der von der Unterdrückung der arbeitenden Klasse des weiblichen Geschlechts überzeugt ist, sollte Alles aufbieten, um ihren Arbeitslohn zu erhöhen und zu diesem Zweck mit den eigenen Dienstboten den Anfang machen." Unterzeichnet: Abigail Busch (Präsidentin); Laura Murray (Vizepräsidentin); Kath. Stebbings und Marie Hallowell (Sekretärinnen).

Donaufürstenthümer.
* Bucharest, 23. August.

Suleyman Pascha ist am 20. d. von ungefähr 400 türkischen Soldaten begleitet, hier eingetroffen. Inzwischen hat Rußland seine Absichten in einer Weise enthüllt, daß auch den Blöden die Sache verständlich werden muß. Nicht genug, daß bereits neue russische Truppen in die Moldau eingerückt sind, hat Nesselrode ein Manifest erlassen, worin Rußland's Stellung und Rechte gegenüber den Fürstenthümern auseinandergesetzt werden. Zugleich verlangt Rußland, daß die Pforte binnen 8 Tagen die Walachei in den Zustand vor der Revolution im Juni zurückversetzt. Geschähe das nicht, wolle oder könne die Pforte dies nicht zu Stande bringen, so werde Rußland sofort seinerseits die geeigneten Maßregeln ergreifen, um gedachten Zweck zu erreichen. Wir sehen hieraus, daß Rußland den richtigen Zeitpunkt abgewartet, längere Zeit sich gestellt hat, als werde es seine Truppen ganz aus der Moldau zurückziehen und die undankbaren Fürstenthümer sich selbst überlassen: es hat gewartet und geheuchelt, bis die Angelegenheiten im übrigen Europa nachgerade verwickelt genug sind, um es an der untern Donau in seinen Plänen wenig oder gar nicht zu stören.

Nachtrag.
!!! Frankfurt, 7. Sept.

Unter den tausend circulirenden Gerüchten hebe ich die wahrscheinlichsten hervor: Dahlmann hat das Minister-Präsidium abgelehnt. v. Hermann aus München wird als Minister-Präsident bezeichnet, Wurm aus Würtemberg, H. Simon aus Breslau, Robert v. Mohl u. A. als Minister. -- Ein Theil der stockpreußischen Abgeordneten reis't ab. -- Die Central-Gewalt wird den Beschluß wegen Sistirung des Waffenstillstandes nicht zur Ausführung bringen. -- Der Waffenstillstand wird höchstwahrscheinlich dennoch ratifizirt werden, da viele Abgeordnete bereits über ihre letzten Abstimmungen den Schreck in alle Glieder bekommen haben. -- Nach Vielen würde das alte Ministerium fast ganz bleiben.

-- In der Nationalversammlung wird das Schreiben Leiningen's verlesen, das den Rücktritt des gesammten Ministeriums anzeigt. Zu der Vollziehung des vorgestrigen Beschlusses wegen Sistirung des Waffenstillstandes werden mehrere Anträge gestellt, nach längerer Debatte aber zurückgezogen. Klage, daß Dahlmann noch kein neues Ministerium zu Stande gebracht. Ein Antrag Reden's wegen Entschädigung der Rheder, deren Schiffe konfiszirt, wird an die mit der Waffenstillstands-Frage beauftragten Ausschüsse verwiesen. Desgleichen ein ähnlicher Antrag Schwerin's u. A. Schließlich Ergänzungswahl für den Verfassungs-Ausschuß.

Aufforderung an alle Offiziere von ächtem Schrot und Korn.

Im Jahre 1846 bin ich durch ehrengerichtliches Erkenntniß aus dem Dienst entlassen worden. Ich behielt den Offizierscharakter und blieb "Lieutenant a. D.", was ich noch bis zu dieser Stunde bin. Da ich nun außerdem meinem Lebensalter nach noch landwehrpflichtig bin, so stehe ich auch noch unter den Gesetzen der königl. preuß. Offiziersehre, mit andern Worten: ich bin den ehrengerichtlichen Verordnungen noch unterworfen. Wenn nun schon gleich nach meiner Entlassung alle "guten" Offiziere den Umgang mit mir mieden, und dadurch also bewiesen, daß ich ihrer Ueberzeugung nach des Offizierscharakters nicht würdig sei, -- so fallen mir seitdem so viele Sünden gegen die wahre "Standesehre" der Offiziere zur Last, daß ich nach den unter dem königl. preuß. Offizierkorps herrschenden Ehrenbegriffen, wie sie sich neuerdings in vielen ehrengerichtlichen Prozessen dokumentiren *) , unbedingt die "Entfernung aus dem Offizierstande" verdiene. Ich nenne nur einige meiner vielen Sunden: Meine rothen (republikanisch-kommunistischen, Gesinnungen; meine Betheiligung an dem "Aufruhr vom 3. März, als einer der Rädelsfuhrer", wie der Regierungs-Präsident v. Raumer sich ausdrückte; meine Theilnahme am Arbeiter-Verein als Vorstands-Mitglied; mein häufiger Verkehr mit Proletariern in Blusen, in Jacken, in zerrissenen Röcken; häufiger Besuch "ordinärer" Bierhäuser, die nur von Proletariern betreten werden; die jetzt gegen mich erhobene Anklage auf "Komplott zum Umsturz der bestehenden Regierung, zur Erregung eines Bürgerkrieges und zur Verbreitung von Mord und Plünderung über die (gute) Stadt Köln"; endlich noch die thätlichen Mißhandlungen, welche ich von den Gensdarmen, die mich am 3. Juli d. J. arretirten, erfahre habe, indem diese grünen Gesetzes-Wächter mich beim Kragen packten, mich zerrten und stießen. Ich denke, dieses Sündenregister, das ich vollständig als richtig zu beweisen im Stande bin, wird allen meinen "ehrenhaften Kameraden" (so kann ich die Herren Offiziere nennen, so lange ich noch den Lieutnantscharakter habe) einen heiligen Schauder vor mir einflößen, und es wird mehr als hinreichen, mich der "Ehre" des Offizierscharakters verlustig zu machen. Ich fordre deshalb alle königl. preuß. Offiziere von altem ächtem Schrot und Korn, alle, die noch die wahren Begriffe von Ehre im Leibe haben, hiermit auf, mich abermals vor ein Ehrengericht zu ziehen, auf daß ich nach Gebühr gestraft, mir der Offizierscharakter entzogen und die "Ehre der Genossenschaft" durch meine Ausstoßung "mackellos" erhalten werde.

Arresthaus zu Köln, 5. September 1848.

F. Anneke, Lieutnant a. D.

Kerpen, 5. September.

Seit einigen Wochen sind wir so glücklich, eine Abtheilung des 2. Bataillons 26. Inf-Reg., welches zwar nicht den Franzosen, aber doch den Demokraten in Köln gegenüber eine beobachtende Stellung einnehmen soll, zu bewirthen. Das bescheidene und anständige Benehmen der Soldaten verdient alle Anerkennung, und das gute Einverständniß zwischen Bürger und Militär würde wohl in keiner Weise gestört worden sein, wenn es nicht Offiziere gäbe, die sich noch gar zu gerne in die seligen Zeiten zurückversetzen, wo den Herren so manche Uebergriffe den Bürgern gegenüber ungestraft durchgingen.

Am vorigen Sonntage befand sich eine Gesellschaft hiesiger Damen und Herren auf einem Spaziergange, als drei Offiziere auf sie zuritten. Statt den Lauf ihrer kühnen Thiere auf dem ohnehin engen Wege einzuhalten, beflügelten sie denselben immer mehr, so daß sie sich bald im vollsten Gallopp in unmittelbarer Nähe hinter der Gesellschaft befanden. Wie da den heldenmüthigen Stürmern entgehen? Die Damen suchten Rettung in der Flucht, aber kaum hatte die eine einige Schritte zur Seite gethan, so war sie auch schon von der Brust eines Pferdes umgerannt, bewußtlos zu Boden geschleudert und kaum einen Zoll von ihrem Kopfe entfernt, schlug der Hinterhuf des Pferdes in die Erde. Die andere war zwar den Pferden entgangen, aber bald erlag sie den Folgen der Angst und des Schreckens; besinnungslos mußte sie hierher gefahren werden, wo wir nun ihrer Genesung entgegensehen. Und der Herr Lieutenant? Je nun, er entschuldigte sich; unendlich leid -- einige Bücklinge -- und damit abgemacht. Jede Schuld, die man ihm zur Last legen möchte, wieß er aufs Entschiedenste zurück. Am andern Morgen ersuchte ihn ein Mitglied der Gesellschaft in seinem und der übrigen Herren Namen, entweder seine Unvorsichtigkeit einzugestehen und in Form

*) Bemerk: Gegen Beust vom 17., gegen Foltin, Wülsing, Bernigen, Nithak und gegen Adamski vom 25. Sept.

Ein Mitglied stimmt für den Tod, vorbehaltlich der Berechtigung des Volkes zur Strafumwandlung.

Sechsundzwanzig stimmen für den Tod, unter Vorbehalt, daß über Beschleunigung oder Aufschiebung der Exekution berathen werde.

Neun Stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zur Austreibung der ganzen Race der Bourbons verschoben werde.

Zwei stimmen für Eisenstrafe.

Drei stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zum Frieden verschoben und dann verwandelt werde, dagegen aber im Fall des Eindringens einer fremden Macht auf französisches Gebiet binnen 24 Stunden vollzogen werden könne.

Dreihundert und neunzehn stimmen für Einsperrung während des Krieges und Verbannung nach dem Frieden.

Dreihundert ein und sechszig stimmen für den Tod.

Ich erkläre im Namen des Nationalkonvents, daß die über Louis Capet ausgesprochene Strafe der Tod ist.

(Während der ganzen Verkündung herrscht das tiefste Schweigen.)

Die drei Vertheidiger Desèze, Tronchet und Lamoignon-Malesherbes werden vorgelassen, und überbringen den Antrag Louis Capets, an das Volk appelliren zu wollen. Nach den Vertheidigern sprechen Robespierre, Merlin, Barrère. Der Convent geht nach seinem frühern Beschluß vom 15., wonach der Appel an das Volk verworfen ist, zur Tagesordnung über.

Die Sitzung hat ununterbrochen von Mittwoch Morgens 10 Uhr bis Donnerstag 10 1/2 Uhr Abends gedauert.

Auszug aus den Protokollen des Nationalkonvents vom 15, 17, 19 und 20. Januar 1793, Jahres II. der Republik.

Art. I. Der Nationalkonvent erklärt Louis Capet, letzten König der Franzosen, für schuldig der Verschwörung gegen die Freiheit der Nation und des Attentates gegen die allgemeine Sicherheit des Staates.

Art. II. Der Nationalkonvent dekretirt, daß Louis Capet die Strafe des Todes verbüßen soll.

Art. III. Der Nationalkonvent verwirft die durch die Vertheidiger auf die Barre gelegte Appellation Louis Capet's an das Volk, und verbietet Jedermann derselben Folge zu geben, bei Strafe der Verfolgung wegen Attentates auf die allgemeine Sicherheit des Staates.

Art. IV. Das provisorische Exekutivkomite hat diesen Beschluß im Laufe des Tages Louis Capet zu verkünden, die nöthigen Polizei- und Sicherheitsmaßregeln zu ergreifen, damit die Exekution in den nächsten 24 Stunden bewirkt werde, und dem Nationalkonvent unmittelbar nach der Vollstreckung darüber Bericht zu erstatten.

Unter den in Frankfurt einlaufenden Petitionen kommen zuweilen recht drollige vor: wie: Petition des Zacharias Schmeerbauch, um Amnestie der Gebrüder Michel und Andreas Schmeerbauch. — Petition und Aufforderung aller Deutschen zur Eroberung der Halbinsel Yucatan. — Petition des Gärtners Bachmann um Unterstützung zu seiner Reise nach Amerika. — Petition des Rabiners Moses zu Schwerte, um Amnestie für seine Tochter Fanny. — Petition des Kaminfegers Friedrich Christmann zu Frankenthal um eine Kaminfegerstelle u. s. w.

(Weserz.)

Man erzählt sich eine Anekdote von der patriarchalischen Einfachheit der Frau Reichsverweserin. Sie soll sich zwei Mägde selbst gedungen und ihnen gesagt haben, sie bekämen jede 30 Gulden Lohn und eine „neue Joppe“, ein neues Hemd und ein paar Strümpfe und Schuhe; vermuthlich die Sitte von Steyermark.

(Augsb. Abdz.)
[Französische Republik]

— Die Wahlen für Bildung der Geschwornengerichte nach dem neuen Jurygesetze sind für den 20. d. M. anberaumt.

— Die Demokraten des Seine-Departements wollen ziemlich einstimmig für Blanqui, Cabet und Raspail votiren. Das Seine-Departement hat bekanntlich nur für drei Ersatz-Repräsentanten zu sorgen.

— Für nächsten Sonnabend sind folgende Journale vor das Zuchtgericht geladen, weil sie ohne Kaution zu erscheinen fortfahren:

1) Le Bien public; 2) Le Messager; 3) Le Journal; 4) Le Peuple Français.

— Das berüchtigte kommunistische Blatt, L'Organisation du travail, das März, April und Mai die Pariser Reichen namentlich brachte und so großen Schrecken erregte, ist wieder aufgetaucht.

— Das Gerücht geht, die Regierung beabsichtige sogleich nach Annahme der Verfassung eine allgemeine Amnestie (aller Juniräuber?) zu veröffentlichen.

— de Calonne und Magne, Herausgeber des royalistischen Lampions und seines berüchtigten Pseudobruders la Bouche de fer, sind jeder zu 200 Franken Strafe und 1 Monat Gefängniß verurtheilt worden.

— Am Schlusse seiner gestrigen Rede legte der bekannte philosophische Kommunist, Pierre Leroux, folgenden rhetorischen Protest gegen die neue Verfassung ein:

„Ich klage den Verfassungsentwurf an, daß er auf keinem Grundsatz beruhe und von keiner Wahrheit ausgehe, die im Stande wäre, die Parteien zu entwaffnen.

Ich klage ihn an, nichts weiter zu bieten, als eine verworrene und widersprüchige Zusammenstellung der Theorien Montesquieu's und Rousseau's.

Ich klage ihn an, unter dem Namen Präsidentschaft die Monarchie beizubehalten, und hierdurch allen Ehrgeizigen freien Lauf zu lassen.

Ich klage ihn an, die Aristokratie beizubehalten, weil er gar kein Prinzip sozialer Organisation in sich schließt.

Ich klage ihn an, den Despotismus beizubehalten, indem er die Centralisation aufrecht erhält.

Ich erkenne an, daß der Entwurf vorgeschrittene Ideen und vortreffliche Absichten enthalte, aber ich glaube an die Nothwendigkeit, wesentliche Zusätze zu seinen Hauptbestimmungen zu machen, damit diese Verfassung nicht das Schicksal der frühern theile und der Nachwelt nichts weiter als ein bedrucktes Blatt Papier hinterlasse.“

National-Versammlung. Sitzung vom 6. September. Präsident Marrast eröffnet mit dem Schlage 12 Uhr die Sitzung.

Grandin, ein Exdeputirter unter Louis Philipp, ergreift das Wort vor der Tagesordnung. Der Herr Präsident, beginnt er, hat bereits bemerkt, daß die Diskussion der neuen Verfassung 10 Monate dauere, wenn man den allgemeinen Betrachtungen keine engern Schranken ziehe. Ich sage Ihnen, daß sie 10 Jahre dauern, wenn ähnlichen Mißbräuchen nicht gesteuert wird, wie sie sich z. B. Pierre Leroux zu Schulden kommen ließ. Derselbe habe gestern abermals eine gedruckte Rede vorgelesen, die er lange vorher angefertigt hätte. (Unruhe zur Linken.) Sie zweifeln? Wohlan, ich will Ihnen sogleich beide Lerouxsche Reden noch einmal halten.

Der Redner zieht mit spöttischem Blick zwei Broschüren aus der Tasche und will vorlesen. Aber der Ruf: Zur Sache! Zur Sache! unterbricht ihn).

Ich wiederhole, fährt Grandin fort, daß eine kostbare Zeit erspart würde. Ihm zufolge habe selbst derjenige Arbeiter, der zu arbeiten sich weigert, ein Recht auf Nahrung. (Lärm.) Der Redner zieht ein neues Lerouxsches Buch hervor, um seine Angriffe durch einzelne Stellen zu beweisen, doch der Lärm übertäubt ihn.

Präsident Marrast: Ich gab Ihnen das Wort, um einen Antrag über die Tagesordnung zu stellen und ersuche Sie, bei der Sache zu bleiben und Ihren Antrag schriftlich zu stellen, worauf er von dem betreffenden Ausschuß geprüft werden soll.

Grandin: Mein Vortrag lautet, in Zukunft keinem Mitgliede zu gestatten, schon gedruckte Reden zu halten.

Leroux (bitter): Ich danke dem Hrn. Grandin, daß er meine Ideen und Meinungen herabzuwürdigen sich abermals bemüht hat. Aber wenn er einsähe, wie viel Heiliges und Ernstes diese Ideen für das Menschengeschlecht haben, so würde er sich diese Mühe ersparen.

Grandin: Weit entfernt von mir sei es, von Ihren Ideen mit Verachtung zu sprechen. Was den Vorwurf der Unwissenheit betrifft, so frage ich, ob es nicht klar genug sei zu verstehen, was Herr Leroux in seiner Schrift lese.

Die Versammlung nimmt die Verfassungsdiskussion wieder auf, die sich immer noch um die Einleitung „Im Namen Gottes“ u. s. w. u. s. w. dreht.

Hubert Delisle unterstützt die Einleitung.

Levesque ist der Ansicht des ehemaligen Souspräfekten Fresneau, der sie für unpassend findet, weil es immer gefährlich, metaphysische Phrasen an die Spitze von Staatsgrundgesetzen zu stellen.

Cremieux beweist die Nothwendigkeit der Erklärung allgemeiner Rechte, die wie ein Evangelium fürs Volk vor die Verfassung gehörten. Thäte man dies nicht, dann fiele man geradezu in die Wolfsgrube des Kommunismus. (Oh! Oh!) Die Februar-Revolution sei allerdings sozial. Sie heiße Arbeit für Alle, Unterricht für Alle, Brod für Alle! (Beifall vom Berge).

Cazales will die philosophischen Sophistereien (wörtlich) gestrichen wissen. Jubeat lex non suadeat sei sein Wahlspruch. Die amerikanische Verfassung trage auch keine Einleitung.

Lamartine: Man bestreite dem Ausschuß nicht blos seine Ausdrücke, sondern sogar das Recht einer Einleitung. Die erste Constituante und das amerikanische Volk hätten ähnliche feierliche Erklärungen erlassen. Gerade jetzt sei solche Erklärung nöthig. Der Augenblick sei kritisch. Der Redner bekämpft die Furcht vor Sozialismus und Kommunismus. Die Nation müsse das Problem der Arbeitsorganisation jedenfalls lösen. Sie werde dies thun, ohne das Eigenthum zu verletzen. Ueberall wo das Eigenthum verletzt werde, herrsche keine Freiheit. Das Recht auf Arbeit müsse garantirt werden, die moderne Zeit habe das Proletariat erzeugt und er sei erstaunt, in dem Munde Fresneau's und Anderer keine wärmere Theilnahme für diese Unglücklichen zu hören.

Benard gegen die Einleitung

Die Versammlung ruft nach Abstimmung.

Die Versammlung schreitet zur artikelweisen Berathung der Einleitung. Zunächst zur Phrase:

„In Gegenwart Gottes und im Namen des französischen Volkes proklamirt und dekretirt die National-Versammlung:“

Mehrere Amendements werden verworfen.

Die Phrase in ihrer obigen Fassung geht durch.

Die Versammlung schreitet zum Artikel I., der lautet:

„Frankreich hat sich zur Republik geschaffen u. s. w. u. s. w.“

Eine Menge Amendements und neue Redaktionsarten liegen vor. Am hartnäckigsten wird das von Boussi unterstützt, das im Wesentlichen also lautet:

„a. Frankreich ist eine Republik; b diese Republik ist demokratisch und untheilbar; c. sie hat zum Dogma: die Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft. Als Grundlage: die Volkssouverainetät. Als Zweck: das Glück, die Moralität und die Union aller Bürger.
„Zum Objekt: den Schutz der Personen, der Familie, der Arbeit und des Eigenthums.
„Als Mittel: die Erziehung, die Gerechtigkeit, die Ordnung und die Gesetzesstärke.“

Es hing an Einem Haare, daß dieses Amendement durchging. Mit schwachem Mehr erklärte es Marrast für verworfen. (Ah! Ah!)

Sie Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 6. Sept.

Die Times hat heute einen längern Artikel über Deutschland, in welchem sie den Handelsverkehr zwischen England und Deutschland als den bedeutendsten in ganz Europa anerkennt. Sie schmeichelt sich natürlich mit der Hoffnung, daß das Freihandelssystem immer größere Fortschritte im Zollvereine machen werde und giebt bei dieser Gelegenheit eine Aufstellung des augenblicklichen Standes der Protektions- und der Freihandelsparteien.

— Die Königin ist gleich nach der Vertagung des Parlaments von Woolwich nach Schottland abgereist.

— Aus Dublin hört man, daß Lord John Russel noch immer in dem Pallast des Lordlieutenants weilt. Die Verhaftungen der Insurgenten, die allmälig aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, dauern fort.

— Die Nachrichten aus den Fabrik-Distrikten lauten günstiger. Das Geschäft in Manchester war in den letzten Tagen bedeutend und da die Aussichten für die Aernte in Folge des schönen Wetters besser sind, so steigt das Vertrauen der Handelswelt.

— Ein Huller Schiff, das am 30. Aug. von der Davisstraße in Stromneß anlangte, bringt die Nachricht, daß die arktische Expedition unter Sir John Roß am 2. Juli den Hafen von Lieveley erreicht und dem dänischen Gouverneur Depeschen zur Besorgung übergeben hatte. Sir John Roß setzte dann mit seinen beiden Schiffen die Reise zur Auffindung Sir John Franklins fort.

* Dublin, 5. Sept.

Den 19. Sept. wird die Spezialkommission in Nenagh eröffnet, vor welche S. O'Brien, Meagher etc. gestellt werden sollen. Diese Kommission begibt sich den zweiten Oktober nach Limerick, um die Gefangenen von Rathcale den Prozeß zu machen. Nachdem die Polizei M'Manus, den Chartisten aus Liverpool, verhaftet hatte, erhielt sie Befehl, den Kapitän des amerikanischen Schiffes, an dessen Bord M'Manus verhaftet worden, ebenfalls festzunehmen. Der Amerikaner hatte aber bereits die Anker gelichtet und der Polizei blieb das Nachsehen übrig.

Amerika.
68 New-York, 15. August.

In Rochester hielten eine große Anzahl Frauen am 2. d. einen Konvent ab, dessen Zweck im Cirkular dahin angegeben war: „Berathung der Rechte des Weibes in politischer, sozialer, religiöser und industrieller Beziehung“. Die Sitzung dauerte mit kurzer Unterbrechung den ganzen Tag. Das Ergebniß waren folgende beinah' einstimmig angenommene Beschlüsse:

1) „Wir werden bei der gesetzgebenden Gewalt unseres Staates solange um das Wahlrecht für uns alljährig petitioniren, bis es uns zu Theil geworden.

2) Es ist ein anerkannter Grundsatz der amerikanischen Republik, daß die einzig rechtmäßige Gewalt der Regierung auf der Zustimmung der Regierten beruht; daß Besteuerung und Vertretung unzertrennlich sind und daß also die Frauen, welche gleich den Männern besteuert werden, einer gleichen Vertretung in der Regierung nicht beraubt werden dürfen.

3) Wir beklagen tief die Apathie und Gleichgültigkeit der Frauen in Betreff ihrer Rechte. Dies beschränkt sie auf eine niedrige religiöse, politische und häusliche Stellung in der Gesellschaft. Wir wünschen sie mit dem feurigen Streben zu erfüllen, daß sie ihr gleiches Recht des Denkens, Sprechens und Handelns bezüglich aller die menschliche Familie interessirenden Gegenstände beanspruchen.

4) Da der Ehemann das gesetzliche Recht hat, sein Weib auf Arbeit zu schicken, ihren Tagelohn an sich zu nehmen und zu seinem ausschließlichen Nutzen zu verwenden; da die abscheuliche Sitte, im Heirathsvertrage unbedingten Gehorsam zu geloben, die Frau in die Lage eines Sklaven versetzt: so wollen wir dieses barbarische Gesetz zu stürzen und die Frauen zu bewegen versuchen, daß sie in den Heirathsverträgen nicht mehr Gehorsam geloben.

5) Die allgemeine Lehre von den geringeren Fähigkeiten der Frauen hat ihnen Mißtrauen in ihre eigenen Kräfte eingeflößt und ihre Energie gelähmt.

6) Jeder, der von der Unterdrückung der arbeitenden Klasse des weiblichen Geschlechts überzeugt ist, sollte Alles aufbieten, um ihren Arbeitslohn zu erhöhen und zu diesem Zweck mit den eigenen Dienstboten den Anfang machen.“ Unterzeichnet: Abigail Busch (Präsidentin); Laura Murray (Vizepräsidentin); Kath. Stebbings und Marie Hallowell (Sekretärinnen).

Donaufürstenthümer.
* Bucharest, 23. August.

Suleyman Pascha ist am 20. d. von ungefähr 400 türkischen Soldaten begleitet, hier eingetroffen. Inzwischen hat Rußland seine Absichten in einer Weise enthüllt, daß auch den Blöden die Sache verständlich werden muß. Nicht genug, daß bereits neue russische Truppen in die Moldau eingerückt sind, hat Nesselrode ein Manifest erlassen, worin Rußland's Stellung und Rechte gegenüber den Fürstenthümern auseinandergesetzt werden. Zugleich verlangt Rußland, daß die Pforte binnen 8 Tagen die Walachei in den Zustand vor der Revolution im Juni zurückversetzt. Geschähe das nicht, wolle oder könne die Pforte dies nicht zu Stande bringen, so werde Rußland sofort seinerseits die geeigneten Maßregeln ergreifen, um gedachten Zweck zu erreichen. Wir sehen hieraus, daß Rußland den richtigen Zeitpunkt abgewartet, längere Zeit sich gestellt hat, als werde es seine Truppen ganz aus der Moldau zurückziehen und die undankbaren Fürstenthümer sich selbst überlassen: es hat gewartet und geheuchelt, bis die Angelegenheiten im übrigen Europa nachgerade verwickelt genug sind, um es an der untern Donau in seinen Plänen wenig oder gar nicht zu stören.

Nachtrag.
!!! Frankfurt, 7. Sept.

Unter den tausend circulirenden Gerüchten hebe ich die wahrscheinlichsten hervor: Dahlmann hat das Minister-Präsidium abgelehnt. v. Hermann aus München wird als Minister-Präsident bezeichnet, Wurm aus Würtemberg, H. Simon aus Breslau, Robert v. Mohl u. A. als Minister. — Ein Theil der stockpreußischen Abgeordneten reis't ab. — Die Central-Gewalt wird den Beschluß wegen Sistirung des Waffenstillstandes nicht zur Ausführung bringen. — Der Waffenstillstand wird höchstwahrscheinlich dennoch ratifizirt werden, da viele Abgeordnete bereits über ihre letzten Abstimmungen den Schreck in alle Glieder bekommen haben. — Nach Vielen würde das alte Ministerium fast ganz bleiben.

— In der Nationalversammlung wird das Schreiben Leiningen's verlesen, das den Rücktritt des gesammten Ministeriums anzeigt. Zu der Vollziehung des vorgestrigen Beschlusses wegen Sistirung des Waffenstillstandes werden mehrere Anträge gestellt, nach längerer Debatte aber zurückgezogen. Klage, daß Dahlmann noch kein neues Ministerium zu Stande gebracht. Ein Antrag Reden's wegen Entschädigung der Rheder, deren Schiffe konfiszirt, wird an die mit der Waffenstillstands-Frage beauftragten Ausschüsse verwiesen. Desgleichen ein ähnlicher Antrag Schwerin's u. A. Schließlich Ergänzungswahl für den Verfassungs-Ausschuß.

Aufforderung an alle Offiziere von ächtem Schrot und Korn.

Im Jahre 1846 bin ich durch ehrengerichtliches Erkenntniß aus dem Dienst entlassen worden. Ich behielt den Offizierscharakter und blieb „Lieutenant a. D.“, was ich noch bis zu dieser Stunde bin. Da ich nun außerdem meinem Lebensalter nach noch landwehrpflichtig bin, so stehe ich auch noch unter den Gesetzen der königl. preuß. Offiziersehre, mit andern Worten: ich bin den ehrengerichtlichen Verordnungen noch unterworfen. Wenn nun schon gleich nach meiner Entlassung alle „guten“ Offiziere den Umgang mit mir mieden, und dadurch also bewiesen, daß ich ihrer Ueberzeugung nach des Offizierscharakters nicht würdig sei, — so fallen mir seitdem so viele Sünden gegen die wahre „Standesehre“ der Offiziere zur Last, daß ich nach den unter dem königl. preuß. Offizierkorps herrschenden Ehrenbegriffen, wie sie sich neuerdings in vielen ehrengerichtlichen Prozessen dokumentiren *) , unbedingt die „Entfernung aus dem Offizierstande“ verdiene. Ich nenne nur einige meiner vielen Sunden: Meine rothen (republikanisch-kommunistischen, Gesinnungen; meine Betheiligung an dem „Aufruhr vom 3. März, als einer der Rädelsfuhrer“, wie der Regierungs-Präsident v. Raumer sich ausdrückte; meine Theilnahme am Arbeiter-Verein als Vorstands-Mitglied; mein häufiger Verkehr mit Proletariern in Blusen, in Jacken, in zerrissenen Röcken; häufiger Besuch „ordinärer“ Bierhäuser, die nur von Proletariern betreten werden; die jetzt gegen mich erhobene Anklage auf „Komplott zum Umsturz der bestehenden Regierung, zur Erregung eines Bürgerkrieges und zur Verbreitung von Mord und Plünderung über die (gute) Stadt Köln“; endlich noch die thätlichen Mißhandlungen, welche ich von den Gensdarmen, die mich am 3. Juli d. J. arretirten, erfahre habe, indem diese grünen Gesetzes-Wächter mich beim Kragen packten, mich zerrten und stießen. Ich denke, dieses Sündenregister, das ich vollständig als richtig zu beweisen im Stande bin, wird allen meinen „ehrenhaften Kameraden“ (so kann ich die Herren Offiziere nennen, so lange ich noch den Lieutnantscharakter habe) einen heiligen Schauder vor mir einflößen, und es wird mehr als hinreichen, mich der „Ehre“ des Offizierscharakters verlustig zu machen. Ich fordre deshalb alle königl. preuß. Offiziere von altem ächtem Schrot und Korn, alle, die noch die wahren Begriffe von Ehre im Leibe haben, hiermit auf, mich abermals vor ein Ehrengericht zu ziehen, auf daß ich nach Gebühr gestraft, mir der Offizierscharakter entzogen und die „Ehre der Genossenschaft“ durch meine Ausstoßung „mackellos“ erhalten werde.

Arresthaus zu Köln, 5. September 1848.

F. Anneke, Lieutnant a. D.

Kerpen, 5. September.

Seit einigen Wochen sind wir so glücklich, eine Abtheilung des 2. Bataillons 26. Inf-Reg., welches zwar nicht den Franzosen, aber doch den Demokraten in Köln gegenüber eine beobachtende Stellung einnehmen soll, zu bewirthen. Das bescheidene und anständige Benehmen der Soldaten verdient alle Anerkennung, und das gute Einverständniß zwischen Bürger und Militär würde wohl in keiner Weise gestört worden sein, wenn es nicht Offiziere gäbe, die sich noch gar zu gerne in die seligen Zeiten zurückversetzen, wo den Herren so manche Uebergriffe den Bürgern gegenüber ungestraft durchgingen.

Am vorigen Sonntage befand sich eine Gesellschaft hiesiger Damen und Herren auf einem Spaziergange, als drei Offiziere auf sie zuritten. Statt den Lauf ihrer kühnen Thiere auf dem ohnehin engen Wege einzuhalten, beflügelten sie denselben immer mehr, so daß sie sich bald im vollsten Gallopp in unmittelbarer Nähe hinter der Gesellschaft befanden. Wie da den heldenmüthigen Stürmern entgehen? Die Damen suchten Rettung in der Flucht, aber kaum hatte die eine einige Schritte zur Seite gethan, so war sie auch schon von der Brust eines Pferdes umgerannt, bewußtlos zu Boden geschleudert und kaum einen Zoll von ihrem Kopfe entfernt, schlug der Hinterhuf des Pferdes in die Erde. Die andere war zwar den Pferden entgangen, aber bald erlag sie den Folgen der Angst und des Schreckens; besinnungslos mußte sie hierher gefahren werden, wo wir nun ihrer Genesung entgegensehen. Und der Herr Lieutenant? Je nun, er entschuldigte sich; unendlich leid — einige Bücklinge — und damit abgemacht. Jede Schuld, die man ihm zur Last legen möchte, wieß er aufs Entschiedenste zurück. Am andern Morgen ersuchte ihn ein Mitglied der Gesellschaft in seinem und der übrigen Herren Namen, entweder seine Unvorsichtigkeit einzugestehen und in Form

*) Bemerk: Gegen Beust vom 17., gegen Foltin, Wülsing, Bernigen, Nithak und gegen Adamski vom 25. Sept.
<TEI>
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          <p>Ein Mitglied stimmt für den Tod, vorbehaltlich der Berechtigung des Volkes                         zur Strafumwandlung.</p>
          <p>Sechsundzwanzig stimmen für den Tod, unter Vorbehalt, daß über Beschleunigung                         oder Aufschiebung der Exekution berathen werde.</p>
          <p>Neun Stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zur                         Austreibung der ganzen Race der Bourbons verschoben werde.</p>
          <p>Zwei stimmen für Eisenstrafe.</p>
          <p>Drei stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zum Frieden                         verschoben und dann verwandelt werde, dagegen aber im Fall des Eindringens                         einer fremden Macht auf französisches Gebiet binnen 24 Stunden vollzogen                         werden könne.</p>
          <p>Dreihundert und neunzehn stimmen für Einsperrung während des Krieges und                         Verbannung nach dem Frieden.</p>
          <p>Dreihundert ein und sechszig stimmen für den Tod.</p>
          <p>Ich erkläre im Namen des Nationalkonvents, daß die über Louis Capet                         ausgesprochene Strafe der Tod ist.</p>
          <p>(Während der ganzen Verkündung herrscht das tiefste Schweigen.)</p>
          <p>Die drei Vertheidiger Desèze, Tronchet und Lamoignon-Malesherbes werden                         vorgelassen, und überbringen den Antrag Louis Capets, an das Volk appelliren                         zu wollen. Nach den Vertheidigern sprechen Robespierre, Merlin, Barrère. Der                         Convent geht nach seinem frühern Beschluß vom 15., wonach der Appel an das                         Volk verworfen ist, zur Tagesordnung über.</p>
          <p>Die Sitzung hat ununterbrochen von Mittwoch Morgens 10 Uhr bis Donnerstag 10                         1/2 Uhr Abends gedauert.</p><lb/>
          <p>Auszug aus den Protokollen des Nationalkonvents vom 15, 17, 19 und 20. Januar                         1793, Jahres II. der Republik.</p>
          <p>Art. I. Der Nationalkonvent erklärt Louis Capet, letzten König der Franzosen,                         für schuldig der Verschwörung gegen die Freiheit der Nation und des                         Attentates gegen die allgemeine Sicherheit des Staates.</p>
          <p>Art. II. Der Nationalkonvent dekretirt, daß Louis Capet die Strafe des Todes                         verbüßen soll.</p>
          <p>Art. III. Der Nationalkonvent verwirft die durch die Vertheidiger auf die                         Barre gelegte Appellation Louis Capet's an das Volk, und verbietet Jedermann                         derselben Folge zu geben, bei Strafe der Verfolgung wegen Attentates auf die                         allgemeine Sicherheit des Staates.</p>
          <p>Art. IV. Das provisorische Exekutivkomite hat diesen Beschluß im Laufe des                         Tages Louis Capet zu verkünden, die nöthigen Polizei- und                         Sicherheitsmaßregeln zu ergreifen, damit die Exekution in den nächsten 24                         Stunden bewirkt werde, und dem Nationalkonvent unmittelbar nach der                         Vollstreckung darüber Bericht zu erstatten.</p><lb/>
          <p>Unter den in Frankfurt einlaufenden Petitionen kommen zuweilen recht drollige                         vor: wie: Petition des Zacharias Schmeerbauch, um Amnestie der Gebrüder                         Michel und Andreas Schmeerbauch. &#x2014; Petition und Aufforderung aller Deutschen                         zur Eroberung der Halbinsel Yucatan. &#x2014; Petition des Gärtners Bachmann um                         Unterstützung zu seiner Reise nach Amerika. &#x2014; Petition des Rabiners Moses zu                         Schwerte, um Amnestie für seine Tochter Fanny. &#x2014; Petition des Kaminfegers                         Friedrich Christmann zu Frankenthal um eine Kaminfegerstelle u. s. w.</p>
          <bibl>(Weserz.)</bibl><lb/>
          <p>Man erzählt sich eine Anekdote von der patriarchalischen Einfachheit der Frau                         Reichsverweserin. Sie soll sich zwei Mägde selbst gedungen und ihnen gesagt                         haben, sie bekämen jede 30 Gulden Lohn und eine &#x201E;neue Joppe&#x201C;, ein neues Hemd                         und ein paar Strümpfe und Schuhe; vermuthlich die Sitte von Steyermark.</p>
          <bibl>(Augsb. Abdz.)</bibl>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p>&#x2014; Die Wahlen für Bildung der Geschwornengerichte nach dem neuen Jurygesetze                         sind für den 20. d. M. anberaumt.</p>
          <p>&#x2014; Die Demokraten des Seine-Departements wollen ziemlich einstimmig für                         Blanqui, Cabet und Raspail votiren. Das Seine-Departement hat bekanntlich                         nur für drei Ersatz-Repräsentanten zu sorgen.</p>
          <p>&#x2014; Für nächsten Sonnabend sind folgende Journale vor das Zuchtgericht geladen,                         weil sie ohne Kaution zu erscheinen fortfahren:</p>
          <p>1) Le Bien public; 2) Le Messager; 3) Le Journal; 4) Le Peuple Français.</p>
          <p>&#x2014; Das berüchtigte kommunistische Blatt, L'Organisation du travail, das März,                         April und Mai die Pariser Reichen namentlich brachte und so großen Schrecken                         erregte, ist wieder aufgetaucht.</p>
          <p>&#x2014; Das Gerücht geht, die Regierung beabsichtige sogleich nach Annahme der                         Verfassung eine allgemeine Amnestie (aller Juniräuber?) zu                         veröffentlichen.</p>
          <p>&#x2014; de Calonne und Magne, Herausgeber des royalistischen Lampions und seines                         berüchtigten Pseudobruders la Bouche de fer, sind jeder zu 200 Franken                         Strafe und 1 Monat Gefängniß verurtheilt worden.</p>
          <p>&#x2014; Am Schlusse seiner gestrigen Rede legte der bekannte philosophische                         Kommunist, Pierre Leroux, folgenden rhetorischen Protest gegen die neue                         Verfassung ein:</p>
          <p>&#x201E;Ich klage den Verfassungsentwurf an, daß er auf keinem Grundsatz beruhe und                         von keiner Wahrheit ausgehe, die im Stande wäre, die Parteien zu                         entwaffnen.</p>
          <p>Ich klage ihn an, nichts weiter zu bieten, als eine verworrene und                         widersprüchige Zusammenstellung der Theorien Montesquieu's und                         Rousseau's.</p>
          <p>Ich klage ihn an, unter dem Namen Präsidentschaft die Monarchie                         beizubehalten, und hierdurch allen Ehrgeizigen freien Lauf zu lassen.</p>
          <p>Ich klage ihn an, die Aristokratie beizubehalten, weil er gar kein Prinzip                         sozialer Organisation in sich schließt.</p>
          <p>Ich klage ihn an, den Despotismus beizubehalten, indem er die Centralisation                         aufrecht erhält.</p>
          <p>Ich erkenne an, daß der Entwurf vorgeschrittene Ideen und vortreffliche                         Absichten enthalte, aber ich glaube an die Nothwendigkeit, wesentliche                         Zusätze zu seinen Hauptbestimmungen zu machen, damit diese Verfassung nicht                         das Schicksal der frühern theile und der Nachwelt nichts weiter als ein                         bedrucktes Blatt Papier hinterlasse.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 6. September.                         Präsident Marrast eröffnet mit dem Schlage 12 Uhr die Sitzung.</p>
          <p>Grandin, ein Exdeputirter unter Louis Philipp, ergreift das Wort vor der                         Tagesordnung. Der Herr Präsident, beginnt er, hat bereits bemerkt, daß die                         Diskussion der neuen Verfassung 10 Monate dauere, wenn man den allgemeinen                         Betrachtungen keine engern Schranken ziehe. Ich sage Ihnen, daß sie 10 Jahre                         dauern, wenn ähnlichen Mißbräuchen nicht gesteuert wird, wie sie sich z. B.                         Pierre Leroux zu Schulden kommen ließ. Derselbe habe gestern abermals eine                         gedruckte Rede vorgelesen, die er lange vorher angefertigt hätte. (Unruhe                         zur Linken.) Sie zweifeln? Wohlan, ich will Ihnen sogleich beide Lerouxsche                         Reden noch einmal halten.</p>
          <p>Der Redner zieht mit spöttischem Blick zwei Broschüren aus der Tasche und                         will vorlesen. Aber der Ruf: Zur Sache! Zur Sache! unterbricht ihn).</p>
          <p>Ich wiederhole, fährt Grandin fort, daß eine kostbare Zeit erspart würde. Ihm                         zufolge habe selbst derjenige Arbeiter, der zu arbeiten sich weigert, ein                         Recht auf Nahrung. (Lärm.) Der Redner zieht ein neues Lerouxsches Buch                         hervor, um seine Angriffe durch einzelne Stellen zu beweisen, doch der Lärm                         übertäubt ihn.</p>
          <p>Präsident Marrast: Ich gab Ihnen das Wort, um einen Antrag über die                         Tagesordnung zu stellen und ersuche Sie, bei der Sache zu bleiben und Ihren                         Antrag schriftlich zu stellen, worauf er von dem betreffenden Ausschuß                         geprüft werden soll.</p>
          <p>Grandin: Mein Vortrag lautet, in Zukunft keinem Mitgliede zu gestatten, schon                         gedruckte Reden zu halten.</p>
          <p>Leroux (bitter): Ich danke dem Hrn. Grandin, daß er meine Ideen und Meinungen                         herabzuwürdigen sich abermals bemüht hat. Aber wenn er einsähe, wie viel                         Heiliges und Ernstes diese Ideen für das Menschengeschlecht haben, so würde                         er sich diese Mühe ersparen.</p>
          <p>Grandin: Weit entfernt von mir sei es, von Ihren Ideen mit Verachtung zu                         sprechen. Was den Vorwurf der Unwissenheit betrifft, so frage ich, ob es                         nicht klar genug sei zu verstehen, was Herr Leroux in seiner Schrift                         lese.</p>
          <p>Die Versammlung nimmt die Verfassungsdiskussion wieder auf, die sich immer                         noch um die Einleitung &#x201E;Im Namen Gottes&#x201C; u. s. w. u. s. w. dreht.</p>
          <p>Hubert Delisle unterstützt die Einleitung.</p>
          <p>Levesque ist der Ansicht des ehemaligen Souspräfekten Fresneau, der sie für                         unpassend findet, weil es immer gefährlich, metaphysische Phrasen an die                         Spitze von Staatsgrundgesetzen zu stellen.</p>
          <p>Cremieux beweist die Nothwendigkeit der Erklärung allgemeiner Rechte, die wie                         ein Evangelium fürs Volk vor die Verfassung gehörten. Thäte man dies nicht,                         dann fiele man geradezu in die Wolfsgrube des Kommunismus. (Oh! Oh!) Die                         Februar-Revolution sei allerdings sozial. Sie heiße Arbeit für Alle,                         Unterricht für Alle, Brod für Alle! (Beifall vom Berge).</p>
          <p>Cazales will die philosophischen Sophistereien (wörtlich) gestrichen wissen.                         Jubeat lex non suadeat sei sein Wahlspruch. Die amerikanische Verfassung                         trage auch keine Einleitung.</p>
          <p>Lamartine: Man bestreite dem Ausschuß nicht blos seine Ausdrücke, sondern                         sogar das Recht einer Einleitung. Die erste Constituante und das                         amerikanische Volk hätten ähnliche feierliche Erklärungen erlassen. Gerade                         jetzt sei solche Erklärung nöthig. Der Augenblick sei kritisch. Der Redner                         bekämpft die Furcht vor Sozialismus und Kommunismus. Die Nation müsse das                         Problem der Arbeitsorganisation jedenfalls lösen. Sie werde dies thun, ohne                         das Eigenthum zu verletzen. Ueberall wo das Eigenthum verletzt werde,                         herrsche keine Freiheit. Das Recht auf Arbeit müsse garantirt werden, die                         moderne Zeit habe das Proletariat erzeugt und er sei erstaunt, in dem Munde                         Fresneau's und Anderer keine wärmere Theilnahme für diese Unglücklichen zu                         hören.</p>
          <p>Benard gegen die Einleitung</p>
          <p>Die Versammlung ruft nach Abstimmung.</p>
          <p>Die Versammlung schreitet zur artikelweisen Berathung der Einleitung.                         Zunächst zur Phrase:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;In Gegenwart Gottes und im Namen des französischen Volkes                         proklamirt und dekretirt die National-Versammlung:&#x201C;</p>
          <p>Mehrere Amendements werden verworfen.</p>
          <p>Die Phrase in ihrer obigen Fassung geht durch.</p>
          <p>Die Versammlung schreitet zum Artikel I., der lautet:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Frankreich hat sich zur Republik geschaffen u. s. w. u. s.                         w.&#x201C;</p>
          <p>Eine Menge Amendements und neue Redaktionsarten liegen vor. Am hartnäckigsten                         wird das von Boussi unterstützt, das im Wesentlichen also lautet:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;a. Frankreich ist eine Republik; b diese Republik ist                         demokratisch und untheilbar; c. sie hat zum Dogma: die Freiheit, Gleichheit,                         Brüderschaft. Als Grundlage: die Volkssouverainetät. Als Zweck: das Glück,                         die Moralität und die Union aller Bürger.<lb/>
&#x201E;Zum Objekt: den Schutz der                         Personen, der Familie, der Arbeit und des Eigenthums.<lb/>
&#x201E;Als Mittel: die                         Erziehung, die Gerechtigkeit, die Ordnung und die Gesetzesstärke.&#x201C;</p>
          <p>Es hing an Einem Haare, daß dieses Amendement durchging. Mit schwachem Mehr                         erklärte es Marrast für verworfen. (Ah! Ah!)</p>
          <p>Sie Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar098_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 6. Sept.</head>
          <p>Die Times hat heute einen längern Artikel über Deutschland, in welchem sie                         den Handelsverkehr zwischen England und Deutschland als den bedeutendsten in                         ganz Europa anerkennt. Sie schmeichelt sich natürlich mit der Hoffnung, daß                         das Freihandelssystem immer größere Fortschritte im Zollvereine machen werde                         und giebt bei dieser Gelegenheit eine Aufstellung des augenblicklichen                         Standes der Protektions- und der Freihandelsparteien.</p>
          <p>&#x2014; Die Königin ist gleich nach der Vertagung des Parlaments von Woolwich nach                         Schottland abgereist.</p>
          <p>&#x2014; Aus Dublin hört man, daß Lord John Russel noch immer in dem Pallast des                         Lordlieutenants weilt. Die Verhaftungen der Insurgenten, die allmälig aus                         ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, dauern fort.</p>
          <p>&#x2014; Die Nachrichten aus den Fabrik-Distrikten lauten günstiger. Das Geschäft in                         Manchester war in den letzten Tagen bedeutend und da die Aussichten für die                         Aernte in Folge des schönen Wetters besser sind, so steigt das Vertrauen der                         Handelswelt.</p>
          <p>&#x2014; Ein Huller Schiff, das am 30. Aug. von der Davisstraße in Stromneß                         anlangte, bringt die Nachricht, daß die arktische Expedition unter Sir John                         Roß am 2. Juli den Hafen von Lieveley erreicht und dem dänischen Gouverneur                         Depeschen zur Besorgung übergeben hatte. Sir John Roß setzte dann mit seinen                         beiden Schiffen die Reise zur Auffindung Sir John Franklins fort.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar098_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 5. Sept.</head>
          <p>Den 19. Sept. wird die Spezialkommission in Nenagh eröffnet, vor welche S.                         O'Brien, Meagher etc. gestellt werden sollen. Diese Kommission begibt sich                         den zweiten Oktober nach Limerick, um die Gefangenen von Rathcale den Prozeß                         zu machen. Nachdem die Polizei M'Manus, den Chartisten aus Liverpool,                         verhaftet hatte, erhielt sie Befehl, den Kapitän des amerikanischen                         Schiffes, an dessen Bord M'Manus verhaftet worden, ebenfalls festzunehmen.                         Der Amerikaner hatte aber bereits die Anker gelichtet und der Polizei blieb                         das Nachsehen übrig.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar098_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>68</author></bibl> New-York, 15. August.</head>
          <p>In Rochester hielten eine große Anzahl Frauen am 2. d. einen Konvent ab,                         dessen Zweck im Cirkular dahin angegeben war: &#x201E;Berathung der Rechte des                         Weibes in politischer, sozialer, religiöser und industrieller Beziehung&#x201C;.                         Die Sitzung dauerte mit kurzer Unterbrechung den ganzen Tag. Das Ergebniß                         waren folgende beinah' einstimmig angenommene Beschlüsse:</p>
          <p>1) &#x201E;Wir werden bei der gesetzgebenden Gewalt unseres Staates solange um das                         Wahlrecht für uns alljährig petitioniren, bis es uns zu Theil geworden.</p>
          <p>2) Es ist ein anerkannter Grundsatz der amerikanischen Republik, daß die                         einzig rechtmäßige Gewalt der Regierung auf der Zustimmung der Regierten                         beruht; daß Besteuerung und Vertretung unzertrennlich sind und daß also die                         Frauen, welche gleich den Männern besteuert werden, einer gleichen                         Vertretung in der Regierung nicht beraubt werden dürfen.</p>
          <p>3) Wir beklagen tief die Apathie und Gleichgültigkeit der Frauen in Betreff                         ihrer Rechte. Dies beschränkt sie auf eine niedrige religiöse, politische                         und häusliche Stellung in der Gesellschaft. Wir wünschen sie mit dem                         feurigen Streben zu erfüllen, daß sie ihr gleiches Recht des Denkens,                         Sprechens und Handelns bezüglich aller die menschliche Familie                         interessirenden Gegenstände beanspruchen.</p>
          <p>4) Da der Ehemann das gesetzliche Recht hat, sein Weib auf Arbeit zu                         schicken, ihren Tagelohn an sich zu nehmen und zu seinem ausschließlichen                         Nutzen zu verwenden; da die abscheuliche Sitte, im Heirathsvertrage                         unbedingten Gehorsam zu geloben, die Frau in die Lage eines Sklaven                         versetzt: so wollen wir dieses barbarische Gesetz zu stürzen und die Frauen                         zu bewegen versuchen, daß sie in den Heirathsverträgen nicht mehr Gehorsam                         geloben.</p>
          <p>5) Die allgemeine Lehre von den geringeren Fähigkeiten der Frauen hat ihnen                         Mißtrauen in ihre eigenen Kräfte eingeflößt und ihre Energie gelähmt.</p>
          <p>6) Jeder, der von der Unterdrückung der arbeitenden Klasse des weiblichen                         Geschlechts überzeugt ist, sollte Alles aufbieten, um ihren Arbeitslohn zu                         erhöhen und zu diesem Zweck mit den eigenen Dienstboten den Anfang machen.&#x201C;                         Unterzeichnet: Abigail Busch (Präsidentin); Laura Murray (Vizepräsidentin);                         Kath. Stebbings und Marie Hallowell (Sekretärinnen).</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Donaufürstenthümer.</head>
        <div xml:id="ar098_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bucharest, 23. August.</head>
          <p>Suleyman Pascha ist am 20. d. von ungefähr 400 türkischen Soldaten begleitet,                         hier eingetroffen. Inzwischen hat Rußland seine Absichten in einer Weise                         enthüllt, daß auch den Blöden die Sache verständlich werden muß. Nicht                         genug, daß bereits neue russische Truppen in die Moldau eingerückt sind, hat                         Nesselrode ein Manifest erlassen, worin Rußland's Stellung und Rechte                         gegenüber den Fürstenthümern auseinandergesetzt werden. Zugleich verlangt                         Rußland, daß die Pforte binnen 8 Tagen die Walachei in den Zustand vor der                         Revolution im Juni zurückversetzt. Geschähe das nicht, wolle oder könne die                         Pforte dies nicht zu Stande bringen, so werde Rußland sofort seinerseits die                         geeigneten Maßregeln ergreifen, um gedachten Zweck zu erreichen. Wir sehen                         hieraus, daß Rußland den richtigen Zeitpunkt abgewartet, längere Zeit sich                         gestellt hat, als werde es seine Truppen ganz aus der Moldau zurückziehen                         und die undankbaren Fürstenthümer sich selbst überlassen: es hat gewartet                         und geheuchelt, bis die Angelegenheiten im übrigen Europa nachgerade                         verwickelt genug sind, um es an der untern Donau in seinen Plänen wenig oder                         gar nicht zu stören.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Nachtrag.</head>
        <div xml:id="ar098_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 7. Sept.</head>
          <p>Unter den tausend circulirenden Gerüchten hebe ich die wahrscheinlichsten                         hervor: Dahlmann hat das Minister-Präsidium <hi rendition="#g">abgelehnt</hi>. v. Hermann aus München wird als Minister-Präsident                         bezeichnet, Wurm aus Würtemberg, H. Simon aus Breslau, Robert v. Mohl u. A.                         als Minister. &#x2014; Ein Theil der stockpreußischen Abgeordneten reis't ab. &#x2014; Die                         Central-Gewalt wird den Beschluß wegen Sistirung des Waffenstillstandes <hi rendition="#g">nicht</hi> zur Ausführung bringen. &#x2014; Der Waffenstillstand                         wird höchstwahrscheinlich <hi rendition="#g">dennoch</hi> ratifizirt werden,                         da viele Abgeordnete bereits über ihre letzten Abstimmungen den Schreck in                         alle Glieder bekommen haben. &#x2014; Nach Vielen würde das alte Ministerium fast                         ganz bleiben.</p>
          <p>&#x2014; In der Nationalversammlung wird das Schreiben Leiningen's verlesen, das den                         Rücktritt des gesammten Ministeriums anzeigt. Zu der Vollziehung des                         vorgestrigen Beschlusses wegen Sistirung des Waffenstillstandes werden                         mehrere Anträge gestellt, nach längerer Debatte aber zurückgezogen. Klage,                         daß Dahlmann noch kein neues Ministerium zu Stande gebracht. Ein Antrag                         Reden's wegen Entschädigung der Rheder, deren Schiffe konfiszirt, wird an                         die mit der Waffenstillstands-Frage beauftragten Ausschüsse verwiesen.                         Desgleichen ein ähnlicher Antrag Schwerin's u. A. Schließlich Ergänzungswahl                         für den Verfassungs-Ausschuß.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar098_027" type="jArticle">
          <head>Aufforderung an alle Offiziere von ächtem Schrot und Korn.</head>
          <p>Im Jahre 1846 bin ich durch ehrengerichtliches Erkenntniß aus dem Dienst                         entlassen worden. Ich behielt den Offizierscharakter und blieb &#x201E;Lieutenant                         a. D.&#x201C;, was ich noch bis zu dieser Stunde bin. Da ich nun außerdem meinem                         Lebensalter nach noch landwehrpflichtig bin, so stehe ich auch noch unter                         den Gesetzen der königl. preuß. Offiziersehre, mit andern Worten: ich bin                         den ehrengerichtlichen Verordnungen noch unterworfen. Wenn nun schon gleich                         nach meiner Entlassung alle &#x201E;<hi rendition="#g">guten</hi>&#x201C; Offiziere den                         Umgang mit mir mieden, und dadurch also bewiesen, daß ich ihrer Ueberzeugung                         nach des Offizierscharakters nicht würdig sei, &#x2014; so fallen mir seitdem so                         viele Sünden gegen die <hi rendition="#g">wahre &#x201E;Standesehre&#x201C;</hi> der                         Offiziere zur Last, daß ich nach den unter dem königl. preuß. Offizierkorps                         herrschenden Ehrenbegriffen, wie sie sich neuerdings in vielen                         ehrengerichtlichen Prozessen dokumentiren *) <note place="foot">*) Bemerk:                             Gegen Beust vom 17., gegen Foltin, Wülsing, Bernigen, Nithak und gegen                             Adamski vom 25. Sept.</note>, unbedingt die &#x201E;Entfernung aus dem                         Offizierstande&#x201C; verdiene. Ich nenne nur einige meiner vielen Sunden: Meine                         rothen (republikanisch-kommunistischen, Gesinnungen; meine Betheiligung an                         dem &#x201E;Aufruhr vom 3. März, als einer der Rädelsfuhrer&#x201C;, wie der                         Regierungs-Präsident v. Raumer sich ausdrückte; meine Theilnahme am                         Arbeiter-Verein als Vorstands-Mitglied; mein häufiger Verkehr mit                         Proletariern in Blusen, in Jacken, in zerrissenen Röcken; häufiger Besuch                         &#x201E;ordinärer&#x201C; Bierhäuser, die nur von Proletariern betreten werden; die jetzt                         gegen mich erhobene Anklage auf &#x201E;Komplott zum Umsturz der bestehenden                         Regierung, zur Erregung eines Bürgerkrieges und zur Verbreitung von Mord und                         Plünderung über die (gute) Stadt Köln&#x201C;; endlich noch die thätlichen                         Mißhandlungen, welche ich von den Gensdarmen, die mich am 3. Juli d. J.                         arretirten, erfahre habe, indem diese grünen Gesetzes-Wächter mich beim                         Kragen packten, mich zerrten und stießen. Ich denke, dieses Sündenregister,                         das ich vollständig als richtig zu beweisen im Stande bin, wird allen meinen                             &#x201E;<hi rendition="#g">ehrenhaften Kameraden</hi>&#x201C; (so kann ich die Herren                         Offiziere nennen, so lange ich noch den Lieutnantscharakter habe) einen                         heiligen Schauder vor mir einflößen, und es wird mehr als hinreichen, mich                         der &#x201E;Ehre&#x201C; des Offizierscharakters verlustig zu machen. Ich fordre deshalb                         alle königl. preuß. Offiziere von altem ächtem Schrot und Korn, alle, die                         noch die wahren Begriffe von Ehre im Leibe haben, hiermit auf, mich abermals                         vor ein Ehrengericht zu ziehen, auf daß ich nach Gebühr gestraft, mir der                         Offizierscharakter entzogen und die &#x201E;Ehre der Genossenschaft&#x201C; durch meine                         Ausstoßung &#x201E;mackellos&#x201C; erhalten werde.</p>
          <p>Arresthaus zu Köln, 5. September 1848.</p>
          <p>F. <hi rendition="#g">Anneke</hi>, Lieutnant a. D.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar098_028" type="jArticle">
          <head>Kerpen, 5. September.</head>
          <p>Seit einigen Wochen sind wir so glücklich, eine Abtheilung des 2. Bataillons                         26. Inf-Reg., welches zwar nicht den Franzosen, aber doch den Demokraten in                         Köln gegenüber eine beobachtende Stellung einnehmen soll, zu bewirthen. Das                         bescheidene und anständige Benehmen der Soldaten verdient alle Anerkennung,                         und das gute Einverständniß zwischen Bürger und Militär würde wohl in keiner                         Weise gestört worden sein, wenn es nicht Offiziere gäbe, die sich noch gar                         zu gerne in die seligen Zeiten zurückversetzen, wo den Herren so manche                         Uebergriffe den Bürgern gegenüber ungestraft durchgingen.</p>
          <p>Am vorigen Sonntage befand sich eine Gesellschaft hiesiger Damen und Herren                         auf einem Spaziergange, als drei Offiziere auf sie zuritten. Statt den Lauf                         ihrer kühnen Thiere auf dem ohnehin engen Wege einzuhalten, beflügelten sie                         denselben immer mehr, so daß sie sich bald im vollsten Gallopp in                         unmittelbarer Nähe hinter der Gesellschaft befanden. Wie da den                         heldenmüthigen Stürmern entgehen? Die Damen suchten Rettung in der Flucht,                         aber kaum hatte die eine einige Schritte zur Seite gethan, so war sie auch                         schon von der Brust eines Pferdes umgerannt, bewußtlos zu Boden geschleudert                         und kaum einen Zoll von ihrem Kopfe entfernt, schlug der Hinterhuf des                         Pferdes in die Erde. Die andere war zwar den Pferden entgangen, aber bald                         erlag sie den Folgen der Angst und des Schreckens; besinnungslos mußte sie                         hierher gefahren werden, wo wir nun ihrer Genesung entgegensehen. Und der                         Herr Lieutenant? Je nun, er entschuldigte sich; unendlich leid &#x2014; einige                         Bücklinge &#x2014; und damit abgemacht. Jede Schuld, die man ihm zur Last legen                         möchte, wieß er aufs Entschiedenste zurück. Am andern Morgen ersuchte ihn                         ein Mitglied der Gesellschaft in seinem und der übrigen Herren Namen,                         entweder seine Unvorsichtigkeit einzugestehen und in Form
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[0491/0003] Ein Mitglied stimmt für den Tod, vorbehaltlich der Berechtigung des Volkes zur Strafumwandlung. Sechsundzwanzig stimmen für den Tod, unter Vorbehalt, daß über Beschleunigung oder Aufschiebung der Exekution berathen werde. Neun Stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zur Austreibung der ganzen Race der Bourbons verschoben werde. Zwei stimmen für Eisenstrafe. Drei stimmen für den Tod unter Vorbehalt, daß die Exekution bis zum Frieden verschoben und dann verwandelt werde, dagegen aber im Fall des Eindringens einer fremden Macht auf französisches Gebiet binnen 24 Stunden vollzogen werden könne. Dreihundert und neunzehn stimmen für Einsperrung während des Krieges und Verbannung nach dem Frieden. Dreihundert ein und sechszig stimmen für den Tod. Ich erkläre im Namen des Nationalkonvents, daß die über Louis Capet ausgesprochene Strafe der Tod ist. (Während der ganzen Verkündung herrscht das tiefste Schweigen.) Die drei Vertheidiger Desèze, Tronchet und Lamoignon-Malesherbes werden vorgelassen, und überbringen den Antrag Louis Capets, an das Volk appelliren zu wollen. Nach den Vertheidigern sprechen Robespierre, Merlin, Barrère. Der Convent geht nach seinem frühern Beschluß vom 15., wonach der Appel an das Volk verworfen ist, zur Tagesordnung über. Die Sitzung hat ununterbrochen von Mittwoch Morgens 10 Uhr bis Donnerstag 10 1/2 Uhr Abends gedauert. Auszug aus den Protokollen des Nationalkonvents vom 15, 17, 19 und 20. Januar 1793, Jahres II. der Republik. Art. I. Der Nationalkonvent erklärt Louis Capet, letzten König der Franzosen, für schuldig der Verschwörung gegen die Freiheit der Nation und des Attentates gegen die allgemeine Sicherheit des Staates. Art. II. Der Nationalkonvent dekretirt, daß Louis Capet die Strafe des Todes verbüßen soll. Art. III. Der Nationalkonvent verwirft die durch die Vertheidiger auf die Barre gelegte Appellation Louis Capet's an das Volk, und verbietet Jedermann derselben Folge zu geben, bei Strafe der Verfolgung wegen Attentates auf die allgemeine Sicherheit des Staates. Art. IV. Das provisorische Exekutivkomite hat diesen Beschluß im Laufe des Tages Louis Capet zu verkünden, die nöthigen Polizei- und Sicherheitsmaßregeln zu ergreifen, damit die Exekution in den nächsten 24 Stunden bewirkt werde, und dem Nationalkonvent unmittelbar nach der Vollstreckung darüber Bericht zu erstatten. Unter den in Frankfurt einlaufenden Petitionen kommen zuweilen recht drollige vor: wie: Petition des Zacharias Schmeerbauch, um Amnestie der Gebrüder Michel und Andreas Schmeerbauch. — Petition und Aufforderung aller Deutschen zur Eroberung der Halbinsel Yucatan. — Petition des Gärtners Bachmann um Unterstützung zu seiner Reise nach Amerika. — Petition des Rabiners Moses zu Schwerte, um Amnestie für seine Tochter Fanny. — Petition des Kaminfegers Friedrich Christmann zu Frankenthal um eine Kaminfegerstelle u. s. w. (Weserz.) Man erzählt sich eine Anekdote von der patriarchalischen Einfachheit der Frau Reichsverweserin. Sie soll sich zwei Mägde selbst gedungen und ihnen gesagt haben, sie bekämen jede 30 Gulden Lohn und eine „neue Joppe“, ein neues Hemd und ein paar Strümpfe und Schuhe; vermuthlich die Sitte von Steyermark. (Augsb. Abdz.) [Französische Republik] — Die Wahlen für Bildung der Geschwornengerichte nach dem neuen Jurygesetze sind für den 20. d. M. anberaumt. — Die Demokraten des Seine-Departements wollen ziemlich einstimmig für Blanqui, Cabet und Raspail votiren. Das Seine-Departement hat bekanntlich nur für drei Ersatz-Repräsentanten zu sorgen. — Für nächsten Sonnabend sind folgende Journale vor das Zuchtgericht geladen, weil sie ohne Kaution zu erscheinen fortfahren: 1) Le Bien public; 2) Le Messager; 3) Le Journal; 4) Le Peuple Français. — Das berüchtigte kommunistische Blatt, L'Organisation du travail, das März, April und Mai die Pariser Reichen namentlich brachte und so großen Schrecken erregte, ist wieder aufgetaucht. — Das Gerücht geht, die Regierung beabsichtige sogleich nach Annahme der Verfassung eine allgemeine Amnestie (aller Juniräuber?) zu veröffentlichen. — de Calonne und Magne, Herausgeber des royalistischen Lampions und seines berüchtigten Pseudobruders la Bouche de fer, sind jeder zu 200 Franken Strafe und 1 Monat Gefängniß verurtheilt worden. — Am Schlusse seiner gestrigen Rede legte der bekannte philosophische Kommunist, Pierre Leroux, folgenden rhetorischen Protest gegen die neue Verfassung ein: „Ich klage den Verfassungsentwurf an, daß er auf keinem Grundsatz beruhe und von keiner Wahrheit ausgehe, die im Stande wäre, die Parteien zu entwaffnen. Ich klage ihn an, nichts weiter zu bieten, als eine verworrene und widersprüchige Zusammenstellung der Theorien Montesquieu's und Rousseau's. Ich klage ihn an, unter dem Namen Präsidentschaft die Monarchie beizubehalten, und hierdurch allen Ehrgeizigen freien Lauf zu lassen. Ich klage ihn an, die Aristokratie beizubehalten, weil er gar kein Prinzip sozialer Organisation in sich schließt. Ich klage ihn an, den Despotismus beizubehalten, indem er die Centralisation aufrecht erhält. Ich erkenne an, daß der Entwurf vorgeschrittene Ideen und vortreffliche Absichten enthalte, aber ich glaube an die Nothwendigkeit, wesentliche Zusätze zu seinen Hauptbestimmungen zu machen, damit diese Verfassung nicht das Schicksal der frühern theile und der Nachwelt nichts weiter als ein bedrucktes Blatt Papier hinterlasse.“ National-Versammlung. Sitzung vom 6. September. Präsident Marrast eröffnet mit dem Schlage 12 Uhr die Sitzung. Grandin, ein Exdeputirter unter Louis Philipp, ergreift das Wort vor der Tagesordnung. Der Herr Präsident, beginnt er, hat bereits bemerkt, daß die Diskussion der neuen Verfassung 10 Monate dauere, wenn man den allgemeinen Betrachtungen keine engern Schranken ziehe. Ich sage Ihnen, daß sie 10 Jahre dauern, wenn ähnlichen Mißbräuchen nicht gesteuert wird, wie sie sich z. B. Pierre Leroux zu Schulden kommen ließ. Derselbe habe gestern abermals eine gedruckte Rede vorgelesen, die er lange vorher angefertigt hätte. (Unruhe zur Linken.) Sie zweifeln? Wohlan, ich will Ihnen sogleich beide Lerouxsche Reden noch einmal halten. Der Redner zieht mit spöttischem Blick zwei Broschüren aus der Tasche und will vorlesen. Aber der Ruf: Zur Sache! Zur Sache! unterbricht ihn). Ich wiederhole, fährt Grandin fort, daß eine kostbare Zeit erspart würde. Ihm zufolge habe selbst derjenige Arbeiter, der zu arbeiten sich weigert, ein Recht auf Nahrung. (Lärm.) Der Redner zieht ein neues Lerouxsches Buch hervor, um seine Angriffe durch einzelne Stellen zu beweisen, doch der Lärm übertäubt ihn. Präsident Marrast: Ich gab Ihnen das Wort, um einen Antrag über die Tagesordnung zu stellen und ersuche Sie, bei der Sache zu bleiben und Ihren Antrag schriftlich zu stellen, worauf er von dem betreffenden Ausschuß geprüft werden soll. Grandin: Mein Vortrag lautet, in Zukunft keinem Mitgliede zu gestatten, schon gedruckte Reden zu halten. Leroux (bitter): Ich danke dem Hrn. Grandin, daß er meine Ideen und Meinungen herabzuwürdigen sich abermals bemüht hat. Aber wenn er einsähe, wie viel Heiliges und Ernstes diese Ideen für das Menschengeschlecht haben, so würde er sich diese Mühe ersparen. Grandin: Weit entfernt von mir sei es, von Ihren Ideen mit Verachtung zu sprechen. Was den Vorwurf der Unwissenheit betrifft, so frage ich, ob es nicht klar genug sei zu verstehen, was Herr Leroux in seiner Schrift lese. Die Versammlung nimmt die Verfassungsdiskussion wieder auf, die sich immer noch um die Einleitung „Im Namen Gottes“ u. s. w. u. s. w. dreht. Hubert Delisle unterstützt die Einleitung. Levesque ist der Ansicht des ehemaligen Souspräfekten Fresneau, der sie für unpassend findet, weil es immer gefährlich, metaphysische Phrasen an die Spitze von Staatsgrundgesetzen zu stellen. Cremieux beweist die Nothwendigkeit der Erklärung allgemeiner Rechte, die wie ein Evangelium fürs Volk vor die Verfassung gehörten. Thäte man dies nicht, dann fiele man geradezu in die Wolfsgrube des Kommunismus. (Oh! Oh!) Die Februar-Revolution sei allerdings sozial. Sie heiße Arbeit für Alle, Unterricht für Alle, Brod für Alle! (Beifall vom Berge). Cazales will die philosophischen Sophistereien (wörtlich) gestrichen wissen. Jubeat lex non suadeat sei sein Wahlspruch. Die amerikanische Verfassung trage auch keine Einleitung. Lamartine: Man bestreite dem Ausschuß nicht blos seine Ausdrücke, sondern sogar das Recht einer Einleitung. Die erste Constituante und das amerikanische Volk hätten ähnliche feierliche Erklärungen erlassen. Gerade jetzt sei solche Erklärung nöthig. Der Augenblick sei kritisch. Der Redner bekämpft die Furcht vor Sozialismus und Kommunismus. Die Nation müsse das Problem der Arbeitsorganisation jedenfalls lösen. Sie werde dies thun, ohne das Eigenthum zu verletzen. Ueberall wo das Eigenthum verletzt werde, herrsche keine Freiheit. Das Recht auf Arbeit müsse garantirt werden, die moderne Zeit habe das Proletariat erzeugt und er sei erstaunt, in dem Munde Fresneau's und Anderer keine wärmere Theilnahme für diese Unglücklichen zu hören. Benard gegen die Einleitung Die Versammlung ruft nach Abstimmung. Die Versammlung schreitet zur artikelweisen Berathung der Einleitung. Zunächst zur Phrase: „In Gegenwart Gottes und im Namen des französischen Volkes proklamirt und dekretirt die National-Versammlung:“ Mehrere Amendements werden verworfen. Die Phrase in ihrer obigen Fassung geht durch. Die Versammlung schreitet zum Artikel I., der lautet: „Frankreich hat sich zur Republik geschaffen u. s. w. u. s. w.“ Eine Menge Amendements und neue Redaktionsarten liegen vor. Am hartnäckigsten wird das von Boussi unterstützt, das im Wesentlichen also lautet: „a. Frankreich ist eine Republik; b diese Republik ist demokratisch und untheilbar; c. sie hat zum Dogma: die Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft. Als Grundlage: die Volkssouverainetät. Als Zweck: das Glück, die Moralität und die Union aller Bürger. „Zum Objekt: den Schutz der Personen, der Familie, der Arbeit und des Eigenthums. „Als Mittel: die Erziehung, die Gerechtigkeit, die Ordnung und die Gesetzesstärke.“ Es hing an Einem Haare, daß dieses Amendement durchging. Mit schwachem Mehr erklärte es Marrast für verworfen. (Ah! Ah!) Sie Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. Großbritannien. * London, 6. Sept. Die Times hat heute einen längern Artikel über Deutschland, in welchem sie den Handelsverkehr zwischen England und Deutschland als den bedeutendsten in ganz Europa anerkennt. Sie schmeichelt sich natürlich mit der Hoffnung, daß das Freihandelssystem immer größere Fortschritte im Zollvereine machen werde und giebt bei dieser Gelegenheit eine Aufstellung des augenblicklichen Standes der Protektions- und der Freihandelsparteien. — Die Königin ist gleich nach der Vertagung des Parlaments von Woolwich nach Schottland abgereist. — Aus Dublin hört man, daß Lord John Russel noch immer in dem Pallast des Lordlieutenants weilt. Die Verhaftungen der Insurgenten, die allmälig aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, dauern fort. — Die Nachrichten aus den Fabrik-Distrikten lauten günstiger. Das Geschäft in Manchester war in den letzten Tagen bedeutend und da die Aussichten für die Aernte in Folge des schönen Wetters besser sind, so steigt das Vertrauen der Handelswelt. — Ein Huller Schiff, das am 30. Aug. von der Davisstraße in Stromneß anlangte, bringt die Nachricht, daß die arktische Expedition unter Sir John Roß am 2. Juli den Hafen von Lieveley erreicht und dem dänischen Gouverneur Depeschen zur Besorgung übergeben hatte. Sir John Roß setzte dann mit seinen beiden Schiffen die Reise zur Auffindung Sir John Franklins fort. * Dublin, 5. Sept. Den 19. Sept. wird die Spezialkommission in Nenagh eröffnet, vor welche S. O'Brien, Meagher etc. gestellt werden sollen. Diese Kommission begibt sich den zweiten Oktober nach Limerick, um die Gefangenen von Rathcale den Prozeß zu machen. Nachdem die Polizei M'Manus, den Chartisten aus Liverpool, verhaftet hatte, erhielt sie Befehl, den Kapitän des amerikanischen Schiffes, an dessen Bord M'Manus verhaftet worden, ebenfalls festzunehmen. Der Amerikaner hatte aber bereits die Anker gelichtet und der Polizei blieb das Nachsehen übrig. Amerika. 68 New-York, 15. August. In Rochester hielten eine große Anzahl Frauen am 2. d. einen Konvent ab, dessen Zweck im Cirkular dahin angegeben war: „Berathung der Rechte des Weibes in politischer, sozialer, religiöser und industrieller Beziehung“. Die Sitzung dauerte mit kurzer Unterbrechung den ganzen Tag. Das Ergebniß waren folgende beinah' einstimmig angenommene Beschlüsse: 1) „Wir werden bei der gesetzgebenden Gewalt unseres Staates solange um das Wahlrecht für uns alljährig petitioniren, bis es uns zu Theil geworden. 2) Es ist ein anerkannter Grundsatz der amerikanischen Republik, daß die einzig rechtmäßige Gewalt der Regierung auf der Zustimmung der Regierten beruht; daß Besteuerung und Vertretung unzertrennlich sind und daß also die Frauen, welche gleich den Männern besteuert werden, einer gleichen Vertretung in der Regierung nicht beraubt werden dürfen. 3) Wir beklagen tief die Apathie und Gleichgültigkeit der Frauen in Betreff ihrer Rechte. Dies beschränkt sie auf eine niedrige religiöse, politische und häusliche Stellung in der Gesellschaft. Wir wünschen sie mit dem feurigen Streben zu erfüllen, daß sie ihr gleiches Recht des Denkens, Sprechens und Handelns bezüglich aller die menschliche Familie interessirenden Gegenstände beanspruchen. 4) Da der Ehemann das gesetzliche Recht hat, sein Weib auf Arbeit zu schicken, ihren Tagelohn an sich zu nehmen und zu seinem ausschließlichen Nutzen zu verwenden; da die abscheuliche Sitte, im Heirathsvertrage unbedingten Gehorsam zu geloben, die Frau in die Lage eines Sklaven versetzt: so wollen wir dieses barbarische Gesetz zu stürzen und die Frauen zu bewegen versuchen, daß sie in den Heirathsverträgen nicht mehr Gehorsam geloben. 5) Die allgemeine Lehre von den geringeren Fähigkeiten der Frauen hat ihnen Mißtrauen in ihre eigenen Kräfte eingeflößt und ihre Energie gelähmt. 6) Jeder, der von der Unterdrückung der arbeitenden Klasse des weiblichen Geschlechts überzeugt ist, sollte Alles aufbieten, um ihren Arbeitslohn zu erhöhen und zu diesem Zweck mit den eigenen Dienstboten den Anfang machen.“ Unterzeichnet: Abigail Busch (Präsidentin); Laura Murray (Vizepräsidentin); Kath. Stebbings und Marie Hallowell (Sekretärinnen). Donaufürstenthümer. * Bucharest, 23. August. Suleyman Pascha ist am 20. d. von ungefähr 400 türkischen Soldaten begleitet, hier eingetroffen. Inzwischen hat Rußland seine Absichten in einer Weise enthüllt, daß auch den Blöden die Sache verständlich werden muß. Nicht genug, daß bereits neue russische Truppen in die Moldau eingerückt sind, hat Nesselrode ein Manifest erlassen, worin Rußland's Stellung und Rechte gegenüber den Fürstenthümern auseinandergesetzt werden. Zugleich verlangt Rußland, daß die Pforte binnen 8 Tagen die Walachei in den Zustand vor der Revolution im Juni zurückversetzt. Geschähe das nicht, wolle oder könne die Pforte dies nicht zu Stande bringen, so werde Rußland sofort seinerseits die geeigneten Maßregeln ergreifen, um gedachten Zweck zu erreichen. Wir sehen hieraus, daß Rußland den richtigen Zeitpunkt abgewartet, längere Zeit sich gestellt hat, als werde es seine Truppen ganz aus der Moldau zurückziehen und die undankbaren Fürstenthümer sich selbst überlassen: es hat gewartet und geheuchelt, bis die Angelegenheiten im übrigen Europa nachgerade verwickelt genug sind, um es an der untern Donau in seinen Plänen wenig oder gar nicht zu stören. Nachtrag. !!! Frankfurt, 7. Sept. Unter den tausend circulirenden Gerüchten hebe ich die wahrscheinlichsten hervor: Dahlmann hat das Minister-Präsidium abgelehnt. v. Hermann aus München wird als Minister-Präsident bezeichnet, Wurm aus Würtemberg, H. Simon aus Breslau, Robert v. Mohl u. A. als Minister. — Ein Theil der stockpreußischen Abgeordneten reis't ab. — Die Central-Gewalt wird den Beschluß wegen Sistirung des Waffenstillstandes nicht zur Ausführung bringen. — Der Waffenstillstand wird höchstwahrscheinlich dennoch ratifizirt werden, da viele Abgeordnete bereits über ihre letzten Abstimmungen den Schreck in alle Glieder bekommen haben. — Nach Vielen würde das alte Ministerium fast ganz bleiben. — In der Nationalversammlung wird das Schreiben Leiningen's verlesen, das den Rücktritt des gesammten Ministeriums anzeigt. Zu der Vollziehung des vorgestrigen Beschlusses wegen Sistirung des Waffenstillstandes werden mehrere Anträge gestellt, nach längerer Debatte aber zurückgezogen. Klage, daß Dahlmann noch kein neues Ministerium zu Stande gebracht. Ein Antrag Reden's wegen Entschädigung der Rheder, deren Schiffe konfiszirt, wird an die mit der Waffenstillstands-Frage beauftragten Ausschüsse verwiesen. Desgleichen ein ähnlicher Antrag Schwerin's u. A. Schließlich Ergänzungswahl für den Verfassungs-Ausschuß. Aufforderung an alle Offiziere von ächtem Schrot und Korn. Im Jahre 1846 bin ich durch ehrengerichtliches Erkenntniß aus dem Dienst entlassen worden. Ich behielt den Offizierscharakter und blieb „Lieutenant a. D.“, was ich noch bis zu dieser Stunde bin. Da ich nun außerdem meinem Lebensalter nach noch landwehrpflichtig bin, so stehe ich auch noch unter den Gesetzen der königl. preuß. Offiziersehre, mit andern Worten: ich bin den ehrengerichtlichen Verordnungen noch unterworfen. Wenn nun schon gleich nach meiner Entlassung alle „guten“ Offiziere den Umgang mit mir mieden, und dadurch also bewiesen, daß ich ihrer Ueberzeugung nach des Offizierscharakters nicht würdig sei, — so fallen mir seitdem so viele Sünden gegen die wahre „Standesehre“ der Offiziere zur Last, daß ich nach den unter dem königl. preuß. Offizierkorps herrschenden Ehrenbegriffen, wie sie sich neuerdings in vielen ehrengerichtlichen Prozessen dokumentiren *) , unbedingt die „Entfernung aus dem Offizierstande“ verdiene. Ich nenne nur einige meiner vielen Sunden: Meine rothen (republikanisch-kommunistischen, Gesinnungen; meine Betheiligung an dem „Aufruhr vom 3. März, als einer der Rädelsfuhrer“, wie der Regierungs-Präsident v. Raumer sich ausdrückte; meine Theilnahme am Arbeiter-Verein als Vorstands-Mitglied; mein häufiger Verkehr mit Proletariern in Blusen, in Jacken, in zerrissenen Röcken; häufiger Besuch „ordinärer“ Bierhäuser, die nur von Proletariern betreten werden; die jetzt gegen mich erhobene Anklage auf „Komplott zum Umsturz der bestehenden Regierung, zur Erregung eines Bürgerkrieges und zur Verbreitung von Mord und Plünderung über die (gute) Stadt Köln“; endlich noch die thätlichen Mißhandlungen, welche ich von den Gensdarmen, die mich am 3. Juli d. J. arretirten, erfahre habe, indem diese grünen Gesetzes-Wächter mich beim Kragen packten, mich zerrten und stießen. Ich denke, dieses Sündenregister, das ich vollständig als richtig zu beweisen im Stande bin, wird allen meinen „ehrenhaften Kameraden“ (so kann ich die Herren Offiziere nennen, so lange ich noch den Lieutnantscharakter habe) einen heiligen Schauder vor mir einflößen, und es wird mehr als hinreichen, mich der „Ehre“ des Offizierscharakters verlustig zu machen. Ich fordre deshalb alle königl. preuß. Offiziere von altem ächtem Schrot und Korn, alle, die noch die wahren Begriffe von Ehre im Leibe haben, hiermit auf, mich abermals vor ein Ehrengericht zu ziehen, auf daß ich nach Gebühr gestraft, mir der Offizierscharakter entzogen und die „Ehre der Genossenschaft“ durch meine Ausstoßung „mackellos“ erhalten werde. Arresthaus zu Köln, 5. September 1848. F. Anneke, Lieutnant a. D. Kerpen, 5. September. Seit einigen Wochen sind wir so glücklich, eine Abtheilung des 2. Bataillons 26. Inf-Reg., welches zwar nicht den Franzosen, aber doch den Demokraten in Köln gegenüber eine beobachtende Stellung einnehmen soll, zu bewirthen. Das bescheidene und anständige Benehmen der Soldaten verdient alle Anerkennung, und das gute Einverständniß zwischen Bürger und Militär würde wohl in keiner Weise gestört worden sein, wenn es nicht Offiziere gäbe, die sich noch gar zu gerne in die seligen Zeiten zurückversetzen, wo den Herren so manche Uebergriffe den Bürgern gegenüber ungestraft durchgingen. Am vorigen Sonntage befand sich eine Gesellschaft hiesiger Damen und Herren auf einem Spaziergange, als drei Offiziere auf sie zuritten. Statt den Lauf ihrer kühnen Thiere auf dem ohnehin engen Wege einzuhalten, beflügelten sie denselben immer mehr, so daß sie sich bald im vollsten Gallopp in unmittelbarer Nähe hinter der Gesellschaft befanden. Wie da den heldenmüthigen Stürmern entgehen? Die Damen suchten Rettung in der Flucht, aber kaum hatte die eine einige Schritte zur Seite gethan, so war sie auch schon von der Brust eines Pferdes umgerannt, bewußtlos zu Boden geschleudert und kaum einen Zoll von ihrem Kopfe entfernt, schlug der Hinterhuf des Pferdes in die Erde. Die andere war zwar den Pferden entgangen, aber bald erlag sie den Folgen der Angst und des Schreckens; besinnungslos mußte sie hierher gefahren werden, wo wir nun ihrer Genesung entgegensehen. Und der Herr Lieutenant? Je nun, er entschuldigte sich; unendlich leid — einige Bücklinge — und damit abgemacht. Jede Schuld, die man ihm zur Last legen möchte, wieß er aufs Entschiedenste zurück. Am andern Morgen ersuchte ihn ein Mitglied der Gesellschaft in seinem und der übrigen Herren Namen, entweder seine Unvorsichtigkeit einzugestehen und in Form *) Bemerk: Gegen Beust vom 17., gegen Foltin, Wülsing, Bernigen, Nithak und gegen Adamski vom 25. Sept.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 98. Köln, 9. September 1848, S. 0491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz098_1848/3>, abgerufen am 19.04.2024.