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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 27. Köln, 27. Juni 1848. Beilage.

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Extra-Beilage zu Nro. 27 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Französische Republik.
* Paris, 25. Juni.

Die Insurrektion dauert fort.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Deutschland.
* Berlin, 25. Juni.

Aus zuverlässiger Quelle erfahre ich so eben, in welcher Weise das neue Ministerium, das sich heute Mittag definitiv gebildet hat, zusammengesetzt ist, v. Auerswald, bisheriger Oberpräsident der Provinz Preußen, Minister-Präsident und intermistischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hansemann, Finanzen, Märker, Jurist, Kühlwetter, bisher Regierungs-Präsident in Aachen, Inneres, Milde, Handel, Rodbertus, Unterricht und Kultus, Roth von Schreckenstein, Krieg, Gierke, Ackerbau und Ablösungsangelegenheiten. - v. Schleinitz soll, weil er sich für unfähig erklärt habe die auswärtigen Angelegenheiten der Kammer gegenüber zu übernehmen, sich mit der Stelle eines Unterstaatssekretärs im auswärtigen Ministerium begnügen, F. Müller, der bisherige Polizeidirektor in Köln, wird Unterstaatssekretär im Justizministerium. Ob der Kaplan und stellvertretende Abgeordnete von Jülich, Hr. v. Berg, Direktor der katholischen Angelegenheiten im Kultusministerium wird, steht noch in Frage, Rodbertus scheint Sympathie für ihn zu haben, die anderweit nicht getheilt wird, vielleicht wird er ihn erst später zu sich in das Ministerium nehmen. Sämmtliche neuen Minister sind so eben nach Potsdam gefahren. Sie werden morgen mit einem Programm vor die Kammer treten, welches heute Mittag nach hartnäckigem Kampfe zu Stande gekommen ist. Dies Ministerium beabsichtigt mit seinem Anhang Hrn. Camphausen zum Präsidenten der Kammer zu machen, eine kluge Taktik, die ihnen schon deshalb gelingen wird, weil die eigentliche Rechte doch unmöglich gegen Hrn. Camphausen stimmen wird. Aber aus diesem wahrscheinlichen Erfolg läßt sich durchaus kein Schluß für die Zukunft machen, denn die Rechte grollt gewaltig und die Linke wird ohnedem nicht freundlich gegen das neue Ministerium auftreten. Seine erste Vorlagen sollen in einem Martial-Gesetz und einem Gesetz für die Bürgerbewaffnung bestehen. Camphausen wird morgen vor der Kammer eine weitläufige Erklärung in Betreff seines Rücktrittes geben.

103 Berlin, 25. Juni.

Die große Kommission zur Entwerfung des neuen Verfassungs-Entwurfs hat den ministeriellen Entwurf als ganz unbrauchbar gänzlich verworfen. Eine merkwürdige Einigkeit herrscht bei allen Hauptfragen vor. Die Souverainetät des Volkes wird ausgesprochen. Der Adel gänzlich abgeschafft. Die Kammern werden durch Urwahlen gewählt. Kein Census weder für das passive noch aktive Wahlrecht. Selbstverwaltung jeder Gemeinde, mit eigener Wahl der Ortsvorstände und Kreisbehörden. Reorganisation des Militärs u. s. w.

Heute Abend ist eine Volksversammlung vor den Zelten, welche vom Volksverein ausgeschrieben ist und wo das Thema: "ob Monarchie ob Republik?" behandelt werden soll.

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

Extra-Beilage zu Nro. 27 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Französische Republik.
* Paris, 25. Juni.

Die Insurrektion dauert fort.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Deutschland.
* Berlin, 25. Juni.

Aus zuverlässiger Quelle erfahre ich so eben, in welcher Weise das neue Ministerium, das sich heute Mittag definitiv gebildet hat, zusammengesetzt ist, v. Auerswald, bisheriger Oberpräsident der Provinz Preußen, Minister-Präsident und intermistischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hansemann, Finanzen, Märker, Jurist, Kühlwetter, bisher Regierungs-Präsident in Aachen, Inneres, Milde, Handel, Rodbertus, Unterricht und Kultus, Roth von Schreckenstein, Krieg, Gierke, Ackerbau und Ablösungsangelegenheiten. ‒ v. Schleinitz soll, weil er sich für unfähig erklärt habe die auswärtigen Angelegenheiten der Kammer gegenüber zu übernehmen, sich mit der Stelle eines Unterstaatssekretärs im auswärtigen Ministerium begnügen, F. Müller, der bisherige Polizeidirektor in Köln, wird Unterstaatssekretär im Justizministerium. Ob der Kaplan und stellvertretende Abgeordnete von Jülich, Hr. v. Berg, Direktor der katholischen Angelegenheiten im Kultusministerium wird, steht noch in Frage, Rodbertus scheint Sympathie für ihn zu haben, die anderweit nicht getheilt wird, vielleicht wird er ihn erst später zu sich in das Ministerium nehmen. Sämmtliche neuen Minister sind so eben nach Potsdam gefahren. Sie werden morgen mit einem Programm vor die Kammer treten, welches heute Mittag nach hartnäckigem Kampfe zu Stande gekommen ist. Dies Ministerium beabsichtigt mit seinem Anhang Hrn. Camphausen zum Präsidenten der Kammer zu machen, eine kluge Taktik, die ihnen schon deshalb gelingen wird, weil die eigentliche Rechte doch unmöglich gegen Hrn. Camphausen stimmen wird. Aber aus diesem wahrscheinlichen Erfolg läßt sich durchaus kein Schluß für die Zukunft machen, denn die Rechte grollt gewaltig und die Linke wird ohnedem nicht freundlich gegen das neue Ministerium auftreten. Seine erste Vorlagen sollen in einem Martial-Gesetz und einem Gesetz für die Bürgerbewaffnung bestehen. Camphausen wird morgen vor der Kammer eine weitläufige Erklärung in Betreff seines Rücktrittes geben.

103 Berlin, 25. Juni.

Die große Kommission zur Entwerfung des neuen Verfassungs-Entwurfs hat den ministeriellen Entwurf als ganz unbrauchbar gänzlich verworfen. Eine merkwürdige Einigkeit herrscht bei allen Hauptfragen vor. Die Souverainetät des Volkes wird ausgesprochen. Der Adel gänzlich abgeschafft. Die Kammern werden durch Urwahlen gewählt. Kein Census weder für das passive noch aktive Wahlrecht. Selbstverwaltung jeder Gemeinde, mit eigener Wahl der Ortsvorstände und Kreisbehörden. Reorganisation des Militärs u. s. w.

Heute Abend ist eine Volksversammlung vor den Zelten, welche vom Volksverein ausgeschrieben ist und wo das Thema: „ob Monarchie ob Republik?“ behandelt werden soll.

Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

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[0129/0001] Extra-Beilage zu Nro. 27 der Neuen Rheinischen Zeitung. Französische Republik. * Paris, 25. Juni. Die Insurrektion dauert fort. _ Deutschland. * Berlin, 25. Juni. Aus zuverlässiger Quelle erfahre ich so eben, in welcher Weise das neue Ministerium, das sich heute Mittag definitiv gebildet hat, zusammengesetzt ist, v. Auerswald, bisheriger Oberpräsident der Provinz Preußen, Minister-Präsident und intermistischer Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hansemann, Finanzen, Märker, Jurist, Kühlwetter, bisher Regierungs-Präsident in Aachen, Inneres, Milde, Handel, Rodbertus, Unterricht und Kultus, Roth von Schreckenstein, Krieg, Gierke, Ackerbau und Ablösungsangelegenheiten. ‒ v. Schleinitz soll, weil er sich für unfähig erklärt habe die auswärtigen Angelegenheiten der Kammer gegenüber zu übernehmen, sich mit der Stelle eines Unterstaatssekretärs im auswärtigen Ministerium begnügen, F. Müller, der bisherige Polizeidirektor in Köln, wird Unterstaatssekretär im Justizministerium. Ob der Kaplan und stellvertretende Abgeordnete von Jülich, Hr. v. Berg, Direktor der katholischen Angelegenheiten im Kultusministerium wird, steht noch in Frage, Rodbertus scheint Sympathie für ihn zu haben, die anderweit nicht getheilt wird, vielleicht wird er ihn erst später zu sich in das Ministerium nehmen. Sämmtliche neuen Minister sind so eben nach Potsdam gefahren. Sie werden morgen mit einem Programm vor die Kammer treten, welches heute Mittag nach hartnäckigem Kampfe zu Stande gekommen ist. Dies Ministerium beabsichtigt mit seinem Anhang Hrn. Camphausen zum Präsidenten der Kammer zu machen, eine kluge Taktik, die ihnen schon deshalb gelingen wird, weil die eigentliche Rechte doch unmöglich gegen Hrn. Camphausen stimmen wird. Aber aus diesem wahrscheinlichen Erfolg läßt sich durchaus kein Schluß für die Zukunft machen, denn die Rechte grollt gewaltig und die Linke wird ohnedem nicht freundlich gegen das neue Ministerium auftreten. Seine erste Vorlagen sollen in einem Martial-Gesetz und einem Gesetz für die Bürgerbewaffnung bestehen. Camphausen wird morgen vor der Kammer eine weitläufige Erklärung in Betreff seines Rücktrittes geben. 103 Berlin, 25. Juni. Die große Kommission zur Entwerfung des neuen Verfassungs-Entwurfs hat den ministeriellen Entwurf als ganz unbrauchbar gänzlich verworfen. Eine merkwürdige Einigkeit herrscht bei allen Hauptfragen vor. Die Souverainetät des Volkes wird ausgesprochen. Der Adel gänzlich abgeschafft. Die Kammern werden durch Urwahlen gewählt. Kein Census weder für das passive noch aktive Wahlrecht. Selbstverwaltung jeder Gemeinde, mit eigener Wahl der Ortsvorstände und Kreisbehörden. Reorganisation des Militärs u. s. w. Heute Abend ist eine Volksversammlung vor den Zelten, welche vom Volksverein ausgeschrieben ist und wo das Thema: „ob Monarchie ob Republik?“ behandelt werden soll. Der Gerant, Korff. Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 27. Köln, 27. Juni 1848. Beilage, S. 0129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz027b_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.