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Marburger Zeitung. Nr. 93, Marburg, 04.08.1903.

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Marburger Zeitung Nr. 93, 4. August 1903.

[Spaltenumbruch] wie selten gelingt doch eine der oft so kostspieligen
Kuren! Durch ein zum größten Teile auf den
Grundsätzen der Naturheilmethode beruhendes Ver-
fahren hat sich das Institut von Hermann Ende
in Böhmen seit nahezu acht Jahren große Ver-
dienste dadurch erworben, daß dasselbe das Leiden
in fachmännischer Weise beseitigt. Wir raten jedem,
der ein mit diesem Fehler behaftetes Pferd besitzt,
dasselbe dieser Kur zu unterziehen. Dieselbe ist leicht
und ohne Umstände durchzuführen und es kann
das Tier alle Arbeiten während derselben verrichten.
Die Kurkosten sind gering und belaufen sich je nach
Lage des Falles nur auf 14 bis 21 K. in ganz
schweren Fällen. Anfragen sind zu richten an Her-
mann Ende in Bodenbach in Böhmen.




Eigen-Berichte.
(Theater-
abend und Konzert.)

Am 5. d. M. findet im
hiesigen Kursaale ein Theaterabend mit Konzert statt,
wobei die Kurgäste Frl. Edine und Hedie Rziha,
der Sänger Herr Siegmund Beamt, sowie der
Komiker Herr Robert Laube und der Kapellmeister
Herr Franz Stahl mitwirken. Nach dem Konzerte
wird das Lustspiel "Ein delikater Auftrag" von den
genannten Fräulein und Herrn Laube gegeben.

Wuchern, 2. Juli. (Radwettfahren.)
Heute fand hier vonseite des Wucherer, noch vor-
derhand "wilden" Radfahrerklubs ein Wettfahren
in der Weise statt, daß jene Sieger sein sollten, die
zu einer Strecke von ungefähr 1/2 Kilometer hin
und zurück die längste Zeit brauchten, also ein so-
genanntes "Langsamwettfahren." Es meldeten sich
8 Fahrer zum Start, von denen die vier besten
folgende Zeiten erzielten: Lukas Osranek 14:10
M.; Anton Petschko 10:49 M.; Ferdinand
Gaßner 9:29 M.; Vinzenz Widmoser 6:31
M. Als Ablasser, Zeitnehmer, beziehungsweise
Schiedsrichter amteten die Herren: Osrainik.
Unterweger
und Sitter. Ein zahlreiches
Publikum aus den besten Kreisen Wucherns wohnte
mit regem Interesse diesem interessanten sportlichen
Kampfe bei. Es wäre nur zu wünschen, daß aus
den "Wilden" baldigst ein auf statutenmäßiger
Grundlage basierter Radfahrerklub entstünde, der
sich sodann dem steiermärkischen Gauverband an-
schließen könnte.

(Eine Fahnen-
affaire.)

Im ganzen steirischen Unterland erregt
ein Vorfall Entrüstung, der sich bei dem Volks-
feste zu Gunsten der Windischgrazer Abbrändler
am Sonntag hier zugetragen hat. Der Festplatz
war in den steirischen Landesfarben, Weiß-Grün
und Weiß-Rot, sowie mit schwarz-gelben Fahnen
geschmückt. Die in Rohitsch-Sauerbrunn anwesenden
magyarischen Kurgäste, die etwa ein Viertel der
hiesigen Kurgäste ausmachen, erzwangen bei der
Kurdirektion die Einziehung der schwarz-gelben
und der steirischen Fahnen, weil keine ungarische
Fahne gehißt war. Das Benehmen der Ungarn
ist als eine Unverschämtheit, die nicht ungeahndet
bleiben darf, zu bezeichnen. Traurig genug, daß die
Kurdirektion der anmaßenden Forderung nachgab
und den ohnedies meist jüdischen Magyaren zu-
liebe sogar die Landesfarben einzog. Dieses Vorgehen
einer Landesanstalt verdient die entspechende Rüge.

(Trauer um
Papst Leo 13.)

Von dem am 20. Juli erfolgten
Ableben des Papstes Leo 13. erfuhr tagsdarauf
schon jedes Kind in unserem Markte, nur der hiesige
Kaplan Ocvirk scheint bis zur Stunde davon
noch nichts zu wissen oder geht derselbe darüber
gleichgiltig hinweg, denn er besucht, wie zuvor,
das Politsch'sche Tropfstein-Gasthaus, das Eldorado
der hiesigen und auswärtigen Pervaken und singt
und musiziert nach seiner Art bis spät in die Nacht
hinein zum Gaudium seiner Tischgesellen lustig dar-
auf los, trotzdem sein kirchliches Oberhaupt in Rom
auf der Bahre liegt. Man würde glauben, daß die
ganze katholische Menschheit um ihr sichtbares
Oberhaupt der Kirche trauern sollte und daß ins-
besondere die katholischen Geistlichen, als unmittel-
bare Untergebene desselben, in erster Linie bemüssiget
wären, mit gutem Beispiel vorauszugehen und sich
in Trauer zu hüllen, jedoch das Benehmen des
Kaplans Ocvirk zeigt nicht die geringste Spur
davon, sondern erweckt nur Aergernis bei vielen
Leuten. Und was sagt dessen Pfarrer und Dechant
Jurcic dazu? nichts! wie er überhaupt im Treiben
dieses Kaplans sonderbarerweise nichts Anstößiges
findet, während er zuvor wirklich beliebte Kapläne
von hier zu entfernen verstand. Gusto und Ohr-
[Spaltenumbruch] feigen sind eben verschieden. Wir aber sind wieder
um eine Erfahrung reicher geworden und wissen
nun, wie ernst wir die Trauer nach dem Tode
eines Papstes zu nehmen haben.

(Fremdenverkehr.)

Bisher sind hier 1431 Parteien mit 2164 Personen
zum Kurgebrauche eingetroffen.

(Ein
Esel in natura.)

Kürzlich wurde ich auf das
windisch klerikale Intelligenzblatt "Domovina",
eigentlich bodenlose Sammelbüchse für windisch-
klerikale Gemeinheit und Lüge, aufmerksam gemacht,
weil in derselben eine Reihe von hochgeachteten
deutschgesinnten Persönlichkeiten unseres Marktes
auf das gemeinste beschimpft seien, unter welchen
auch ich benamset sei. In einem Atem werden Leute,
welche das k. k. Kreisgericht nicht nur auswendig,
sondern auch inwendig durch längere Zeit zu be-
sehen bemüssiget waren, belobt und in den zehnten
Himmel gehoben. Dieser Schmähartikel zeigt den
grenzenlos ordinären Charakter des Verfassers, der
übrigens ein Medusenhaupt zu haben scheint und
kann derselbe diesbezüglich mit den verwahrlosesten
Leuten siegreich wetteifern. Der Inhalt dieses elen-
den Geschreibsels läßt deutlich erkennen, daß das-
selbe nur aus dem windischen Gehirne eines unserer
pervakischen Schädel entsprungen sein kann. Nur in
dem einen Punkte hat dieser famose Skribler recht,
nämlich daß man einen Esel sehen kann, wenn man
in seinen Spiegel sieht. Zu diesem Zwecke habe ich
in meinem Kopfe vor meinem Seelenspiegel alle
mir bekannten Pervaken von hier vorüberziehen
lassen und es tauchten der Reihenfolge nacheinander
auf: 1. Der k. k. Steueramtskontrolor Krajnc, der
besser täte, wenn er sich mehr um sein Amt, als
um die windisch-klerikale Politik kümmern würde,
denn seit dieser Mensch in unserem Markte ist, hat
hier der nationale Friede wieder aufgehört. 2. Der
Kaplan Ocoirek, dem als Priester besser anstehen
würde, wenn er mehr zuhause bleiben und beten
möchte, als bis spät in die Nacht im Wirtshaus
zu sitzen und eine Politik zu betreiben, welche ihm
sein Beruf gewiß nicht vorschreibt. 3. Der Arzt Dr.
Tiplic, dem es auch nicht schaden würde, wenn er
sich mehr um das ärztliche Wissen kümmern würde.
4. Der k. k. Gerichtsadjunkt Terstenjak, der besser
auf seine Akten achtgeben sollte, wenn er auf eine
Kommission fährt, nicht aber daß dieselben nebst
Damenfächer aufgefunden werden. 5. Der k. k. Ge-
richtskanzlist Negovetic, dem ein Schlaf zuhause
jedenfalls besser anschlagen würde, als abends lange
im "Tropfstein" zu zechen und erst in der Kanzlei
zu schlafen. 6. Der Advokatursschreiber Silec, der
statt den Kaplan und Genossen mit Essen und
Trinken zu traktieren, lieber seine Dienstboten besser
verpflegen sollte, damit ihn diese nicht wegen
Mangel an Kost verlassen. 7. Der Meßner Fraß.
8. Der Wagnergehilfe Domschek. 9. Der Tischler-
gehilfe Kramberger u. s. w. In dieser Reihe er-
kannte ich ganz deutlich den Erzeuger des Esels in
der "Domovina" und weil bekanntlich das Ge-
schlecht der Esel nicht aus der Art schlägt und ich
den Erzeuger sehr oft zu sehen Gelegenheit habe,
so kann ich mir diesen Esel in natura ansehen, so
oft es mir beliebt. Um mir aber künftighin die
Arbeit zu ersparen, habe ich mir die "Domovina"
und die Namenliste unserer Pervaken ober meinem
Schreibtische aufgenagelt und kann nun diesen
Eselerzeuger, also den Uresel, sehen so oft ich
nur will.

(Konzerte
und kein Ende!)

Das ist die gegenwärtige
Devise in unserem niedlichen Brunnenstädtchen.
Kaum ist eine Unternehmung vom Schauplatze ver-
schwunden, tauchen schon mehrere andere auf und
nicht immer hält der materielle Erfolg mit dem
künstlerischen gleichen Schritt. Wo sollte auch für
jedes Vergnügen hinreichend kunstliebendes Publi-
kum aufgetrieben werden? Wenn daher an man-
chen Abenden mehrere Genüsse zu Gebote stehen,
so muß das eine oder andere leiden. Im Theater
hat die Reihe der Benefize ihren Anfang genom-
men. Der Regisseur, Herr Lichten, wählte sich
zu seinem Ehrenabende die Operette "Opernball",
während Herr Lee, einer der Lieblinge im
Ensemble, in der Posse "Er und seine Schwester"
in der Titelrolle im Vereine mit der schätzenswerten
Kraft Frl. Ott aufgetreten ist. An freundlichen und
aufrichtigen Kundgebungen seitens der zahlreich er-
schienenen Anhänger der Muse fehlte es nicht und
blieb auch der blinkende Lohn nicht aus. Eine der
bestgelungensten Darbietungen auf dem Kunstgebiete
bildete das Wohltätigkeitskonzert des zehnjährigen
[Spaltenumbruch] Violinvirtuosen Josef Szigeti. Er ist im Vereine
mit dem Violinisten Hans Deutsch, 13 Jahre
alt und dem Geschwisterpaare, der fünfjährigen
Margarethe und der acht Lenze zählenden Irma
Pollak in der Restauration der Witwe Frau T.
Nagel aufgetreten. Wir waren von den Leistungen
der beiden herzigen Mädchen überrascht. Die Kla-
vierpiecen kamen tadellos zur Wiedergabe, die Be-
gleitung besorgte der Vater beider Wunderkinder,
Herr Max Pollak. Ueber das künstlerhafte Spiel
des kleinen Szigeti haben wir bereits berichtet;
wir hoffen, dem sehr begabten, ehrgeizigen und
weit vorgeschrittenen Virtuosen in seiner Vollendung
noch zu begegnen; vor einer allzu großen Aus-
nützung des jungen Talentes möchten wir warnen.
Der kleine Deutsch, ein ebenfalls nettes, fesches
Bürschchen, entzückte die Zuhörerschaft durch sein
ausgezeichnetes Spiel; seine Wiedergaben entfes-
selten ebenfalls einen spontanen Beifall. Das Publi-
kum verließ höchst befriedigt den Konzeresaal. Auch
die Knabenkapelle aus Straden konzertierte im
Weichbilde Gleichenbergs. Donnerstag, den 6. d.
spielt das letztemal in der Saison die Militär-
musik aus Graz im Hotel "Mailand"; nach dem
offiziellen Programme findet eine Tanzunterhaltung
statt. Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß der
Komiker Kornau das Vergnügungsprogramm durch
humoristische Scherzvorträge bereicherte. Um die
Mitte dieses Monates wird der Prager Bonvivant
R. Rübsam neuerdings ein kurzes Gastspiel ab-
solvieren, worauf die sogenannte "tote Saison" ein-
treten wird.




Marburger Nachrichten.
(Major Ritter von Moser +.)

Nach
längerem schweren Leiden ist gestern, den 3. d. M.
halb 6 Uhr abends der k. u. k. Major a. D.
Vinzenz Ritter von Moser gestorben. Major von
Moser, der seine Ruhejahre im Kreise seiner Familie
in unserer Stadt verlebte, war eine sehr bekannte,
allseits beliebte Persönlichkeit, so daß an dem
Schmerze seiner Familie unsere Bevölkerung und
insbesonders jene, die ihm näher standen und mit
ihm in Verkehr traten, herzlich Anteil nehmen.
Zu Bozen 1831 geboren, wurde er im Kaiserjäger-
Regiments-Erziehungshause zu Hall auf eigene
Kosten erzogen und zum Soldaten ausgebildet.
Mit dem Kaiserjäger-Regimente, in welches er 1847
eintrat, machte er die Feldzüge 1848, 1849, 1859
und 1866 mit und wohnte folgenden Ereignissen
bei: Revolution in Mailand 19. bis 22. März,
Gefecht bei Melegnano 23. März, Treffen bei
Goito 8. April. Erstürmung der Schanzen bei
Curtatone 29. Mai, Schlacht bei Goito 30. Mai,
Einnahme von Vicenza 10. Juni, Schlacht bei
Sommacampagna und Sonna 23. Juli, Schlacht
bei Custozza 25. Juli, Einnahme von Mailand
4. August und das Scharmützel bei Luino am
2. August 1848. Im Jahre 1859 beteiligte er sich
an den Gefechten am Wormser Joch, am 6. und
8. Juli bei Sponda lunga und auf dem Paß
Forcolo, im Jahre 1866 an der Schlacht bei
Custozza 24. Juni. Bei Sommacampagna erwarb
er sich die silberne Tapferkeitsmedaille und in der
Schlacht von Custozza 24. Juni 1866 die Aller-
höchste Belobung. Bei dem Gefechte von Sponda
lunga, welches er mit der Brigade Generalmajors
Grafen Huyn mitmachte, hielt er mit einer halben
Kompagnie Jäger die Nordwand des schnee- und
eisbedeckten Forcolopasses besetzt und leistete erfolg-
reichen Widerstand gegen den anstürmenden Feind
unter Oberst Medici und schlug ihn schließlich gegen
Wormio zurück, so daß die Brigade Huyn,
die in der Front stark engagiert war, im Rücken
gegen jeden Angriff geschützt wurde. Oberst Medici,
welcher einige Tage später als Parlamentär bei
Graf Huyn erschien, bestätigte, daß Moser allein
eine Umgehung von Sponda lunga verhindert habe.
Für diese hervorragende Dienste erhielt Moser am
18. August 1859 den Orden der eisernen Krone
3. Klasse mit der Kriegsdekoration und wurde in
den erblichen Ritterstand erhoben. Außer den vor-
genannten Auszeichnungen besaß Moser die k. k.
Kriegsmedaille und das Militär-Dienstzeichen. In-
folge eines im Dienste zugezogenen Leidens trat er
im Jahre 1878 in den Ruhestand. In seinen Muße-
stunden beschäftigte sich Major v. Moser, der auch
ein trefflicher Maler und Schnitzer war, gerne mit
Malerei und Holzarbeiten. Zu ersterer wählte er
mit Vorliebe Motive aus seiner bergreichen Heimat.
Zahlreiche Oelbilder und Aquarelle in seiner Woh-
nung zeigen von seinem Können und seiner Liebe

Marburger Zeitung Nr. 93, 4. Auguſt 1903.

[Spaltenumbruch] wie ſelten gelingt doch eine der oft ſo koſtſpieligen
Kuren! Durch ein zum größten Teile auf den
Grundſätzen der Naturheilmethode beruhendes Ver-
fahren hat ſich das Inſtitut von Hermann Ende
in Böhmen ſeit nahezu acht Jahren große Ver-
dienſte dadurch erworben, daß dasſelbe das Leiden
in fachmänniſcher Weiſe beſeitigt. Wir raten jedem,
der ein mit dieſem Fehler behaftetes Pferd beſitzt,
dasſelbe dieſer Kur zu unterziehen. Dieſelbe iſt leicht
und ohne Umſtände durchzuführen und es kann
das Tier alle Arbeiten während derſelben verrichten.
Die Kurkoſten ſind gering und belaufen ſich je nach
Lage des Falles nur auf 14 bis 21 K. in ganz
ſchweren Fällen. Anfragen ſind zu richten an Her-
mann Ende in Bodenbach in Böhmen.




Eigen-Berichte.
(Theater-
abend und Konzert.)

Am 5. d. M. findet im
hieſigen Kurſaale ein Theaterabend mit Konzert ſtatt,
wobei die Kurgäſte Frl. Edine und Hedie Rziha,
der Sänger Herr Siegmund Beamt, ſowie der
Komiker Herr Robert Laube und der Kapellmeiſter
Herr Franz Stahl mitwirken. Nach dem Konzerte
wird das Luſtſpiel „Ein delikater Auftrag“ von den
genannten Fräulein und Herrn Laube gegeben.

Wuchern, 2. Juli. (Radwettfahren.)
Heute fand hier vonſeite des Wucherer, noch vor-
derhand „wilden“ Radfahrerklubs ein Wettfahren
in der Weiſe ſtatt, daß jene Sieger ſein ſollten, die
zu einer Strecke von ungefähr ½ Kilometer hin
und zurück die längſte Zeit brauchten, alſo ein ſo-
genanntes „Langſamwettfahren.“ Es meldeten ſich
8 Fahrer zum Start, von denen die vier beſten
folgende Zeiten erzielten: Lukas Oſranek 14:10
M.; Anton Petſchko 10:49 M.; Ferdinand
Gaßner 9:29 M.; Vinzenz Widmoſer 6:31
M. Als Ablaſſer, Zeitnehmer, beziehungsweiſe
Schiedsrichter amteten die Herren: Oſrainik.
Unterweger
und Sitter. Ein zahlreiches
Publikum aus den beſten Kreiſen Wucherns wohnte
mit regem Intereſſe dieſem intereſſanten ſportlichen
Kampfe bei. Es wäre nur zu wünſchen, daß aus
den „Wilden“ baldigſt ein auf ſtatutenmäßiger
Grundlage baſierter Radfahrerklub entſtünde, der
ſich ſodann dem ſteiermärkiſchen Gauverband an-
ſchließen könnte.

(Eine Fahnen-
affaire.)

Im ganzen ſteiriſchen Unterland erregt
ein Vorfall Entrüſtung, der ſich bei dem Volks-
feſte zu Gunſten der Windiſchgrazer Abbrändler
am Sonntag hier zugetragen hat. Der Feſtplatz
war in den ſteiriſchen Landesfarben, Weiß-Grün
und Weiß-Rot, ſowie mit ſchwarz-gelben Fahnen
geſchmückt. Die in Rohitſch-Sauerbrunn anweſenden
magyariſchen Kurgäſte, die etwa ein Viertel der
hieſigen Kurgäſte ausmachen, erzwangen bei der
Kurdirektion die Einziehung der ſchwarz-gelben
und der ſteiriſchen Fahnen, weil keine ungariſche
Fahne gehißt war. Das Benehmen der Ungarn
iſt als eine Unverſchämtheit, die nicht ungeahndet
bleiben darf, zu bezeichnen. Traurig genug, daß die
Kurdirektion der anmaßenden Forderung nachgab
und den ohnedies meiſt jüdiſchen Magyaren zu-
liebe ſogar die Landesfarben einzog. Dieſes Vorgehen
einer Landesanſtalt verdient die entſpechende Rüge.

(Trauer um
Papſt Leo 13.)

Von dem am 20. Juli erfolgten
Ableben des Papſtes Leo 13. erfuhr tagsdarauf
ſchon jedes Kind in unſerem Markte, nur der hieſige
Kaplan Ocvirk ſcheint bis zur Stunde davon
noch nichts zu wiſſen oder geht derſelbe darüber
gleichgiltig hinweg, denn er beſucht, wie zuvor,
das Politſch’ſche Tropfſtein-Gaſthaus, das Eldorado
der hieſigen und auswärtigen Pervaken und ſingt
und muſiziert nach ſeiner Art bis ſpät in die Nacht
hinein zum Gaudium ſeiner Tiſchgeſellen luſtig dar-
auf los, trotzdem ſein kirchliches Oberhaupt in Rom
auf der Bahre liegt. Man würde glauben, daß die
ganze katholiſche Menſchheit um ihr ſichtbares
Oberhaupt der Kirche trauern ſollte und daß ins-
beſondere die katholiſchen Geiſtlichen, als unmittel-
bare Untergebene desſelben, in erſter Linie bemüſſiget
wären, mit gutem Beiſpiel vorauszugehen und ſich
in Trauer zu hüllen, jedoch das Benehmen des
Kaplans Ocvirk zeigt nicht die geringſte Spur
davon, ſondern erweckt nur Aergernis bei vielen
Leuten. Und was ſagt deſſen Pfarrer und Dechant
Jurčič dazu? nichts! wie er überhaupt im Treiben
dieſes Kaplans ſonderbarerweiſe nichts Anſtößiges
findet, während er zuvor wirklich beliebte Kapläne
von hier zu entfernen verſtand. Guſto und Ohr-
[Spaltenumbruch] feigen ſind eben verſchieden. Wir aber ſind wieder
um eine Erfahrung reicher geworden und wiſſen
nun, wie ernſt wir die Trauer nach dem Tode
eines Papſtes zu nehmen haben.

(Fremdenverkehr.)

Bisher ſind hier 1431 Parteien mit 2164 Perſonen
zum Kurgebrauche eingetroffen.

(Ein
Eſel in natura.)

Kürzlich wurde ich auf das
windiſch klerikale Intelligenzblatt „Domovina“,
eigentlich bodenloſe Sammelbüchſe für windiſch-
klerikale Gemeinheit und Lüge, aufmerkſam gemacht,
weil in derſelben eine Reihe von hochgeachteten
deutſchgeſinnten Perſönlichkeiten unſeres Marktes
auf das gemeinſte beſchimpft ſeien, unter welchen
auch ich benamſet ſei. In einem Atem werden Leute,
welche das k. k. Kreisgericht nicht nur auswendig,
ſondern auch inwendig durch längere Zeit zu be-
ſehen bemüſſiget waren, belobt und in den zehnten
Himmel gehoben. Dieſer Schmähartikel zeigt den
grenzenlos ordinären Charakter des Verfaſſers, der
übrigens ein Meduſenhaupt zu haben ſcheint und
kann derſelbe diesbezüglich mit den verwahrloſeſten
Leuten ſiegreich wetteifern. Der Inhalt dieſes elen-
den Geſchreibſels läßt deutlich erkennen, daß das-
ſelbe nur aus dem windiſchen Gehirne eines unſerer
pervakiſchen Schädel entſprungen ſein kann. Nur in
dem einen Punkte hat dieſer famoſe Skribler recht,
nämlich daß man einen Eſel ſehen kann, wenn man
in ſeinen Spiegel ſieht. Zu dieſem Zwecke habe ich
in meinem Kopfe vor meinem Seelenſpiegel alle
mir bekannten Pervaken von hier vorüberziehen
laſſen und es tauchten der Reihenfolge nacheinander
auf: 1. Der k. k. Steueramtskontrolor Krajnc, der
beſſer täte, wenn er ſich mehr um ſein Amt, als
um die windiſch-klerikale Politik kümmern würde,
denn ſeit dieſer Menſch in unſerem Markte iſt, hat
hier der nationale Friede wieder aufgehört. 2. Der
Kaplan Ocoirek, dem als Prieſter beſſer anſtehen
würde, wenn er mehr zuhauſe bleiben und beten
möchte, als bis ſpät in die Nacht im Wirtshaus
zu ſitzen und eine Politik zu betreiben, welche ihm
ſein Beruf gewiß nicht vorſchreibt. 3. Der Arzt Dr.
Tiplič, dem es auch nicht ſchaden würde, wenn er
ſich mehr um das ärztliche Wiſſen kümmern würde.
4. Der k. k. Gerichtsadjunkt Terſtenjak, der beſſer
auf ſeine Akten achtgeben ſollte, wenn er auf eine
Kommiſſion fährt, nicht aber daß dieſelben nebſt
Damenfächer aufgefunden werden. 5. Der k. k. Ge-
richtskanzliſt Negovetič, dem ein Schlaf zuhauſe
jedenfalls beſſer anſchlagen würde, als abends lange
im „Tropfſtein“ zu zechen und erſt in der Kanzlei
zu ſchlafen. 6. Der Advokatursſchreiber Šilec, der
ſtatt den Kaplan und Genoſſen mit Eſſen und
Trinken zu traktieren, lieber ſeine Dienſtboten beſſer
verpflegen ſollte, damit ihn dieſe nicht wegen
Mangel an Koſt verlaſſen. 7. Der Meßner Fraß.
8. Der Wagnergehilfe Domſchek. 9. Der Tiſchler-
gehilfe Kramberger u. ſ. w. In dieſer Reihe er-
kannte ich ganz deutlich den Erzeuger des Eſels in
der „Domovina“ und weil bekanntlich das Ge-
ſchlecht der Eſel nicht aus der Art ſchlägt und ich
den Erzeuger ſehr oft zu ſehen Gelegenheit habe,
ſo kann ich mir dieſen Eſel in natura anſehen, ſo
oft es mir beliebt. Um mir aber künftighin die
Arbeit zu erſparen, habe ich mir die „Domovina“
und die Namenliſte unſerer Pervaken ober meinem
Schreibtiſche aufgenagelt und kann nun dieſen
Eſelerzeuger, alſo den Ureſel, ſehen ſo oft ich
nur will.

(Konzerte
und kein Ende!)

Das iſt die gegenwärtige
Deviſe in unſerem niedlichen Brunnenſtädtchen.
Kaum iſt eine Unternehmung vom Schauplatze ver-
ſchwunden, tauchen ſchon mehrere andere auf und
nicht immer hält der materielle Erfolg mit dem
künſtleriſchen gleichen Schritt. Wo ſollte auch für
jedes Vergnügen hinreichend kunſtliebendes Publi-
kum aufgetrieben werden? Wenn daher an man-
chen Abenden mehrere Genüſſe zu Gebote ſtehen,
ſo muß das eine oder andere leiden. Im Theater
hat die Reihe der Benefize ihren Anfang genom-
men. Der Regiſſeur, Herr Lichten, wählte ſich
zu ſeinem Ehrenabende die Operette „Opernball“,
während Herr Lee, einer der Lieblinge im
Enſemble, in der Poſſe „Er und ſeine Schweſter“
in der Titelrolle im Vereine mit der ſchätzenswerten
Kraft Frl. Ott aufgetreten iſt. An freundlichen und
aufrichtigen Kundgebungen ſeitens der zahlreich er-
ſchienenen Anhänger der Muſe fehlte es nicht und
blieb auch der blinkende Lohn nicht aus. Eine der
beſtgelungenſten Darbietungen auf dem Kunſtgebiete
bildete das Wohltätigkeitskonzert des zehnjährigen
[Spaltenumbruch] Violinvirtuoſen Joſef Szigeti. Er iſt im Vereine
mit dem Violiniſten Hans Deutſch, 13 Jahre
alt und dem Geſchwiſterpaare, der fünfjährigen
Margarethe und der acht Lenze zählenden Irma
Pollak in der Reſtauration der Witwe Frau T.
Nagel aufgetreten. Wir waren von den Leiſtungen
der beiden herzigen Mädchen überraſcht. Die Kla-
vierpiècen kamen tadellos zur Wiedergabe, die Be-
gleitung beſorgte der Vater beider Wunderkinder,
Herr Max Pollak. Ueber das künſtlerhafte Spiel
des kleinen Szigeti haben wir bereits berichtet;
wir hoffen, dem ſehr begabten, ehrgeizigen und
weit vorgeſchrittenen Virtuoſen in ſeiner Vollendung
noch zu begegnen; vor einer allzu großen Aus-
nützung des jungen Talentes möchten wir warnen.
Der kleine Deutſch, ein ebenfalls nettes, feſches
Bürſchchen, entzückte die Zuhörerſchaft durch ſein
ausgezeichnetes Spiel; ſeine Wiedergaben entfeſ-
ſelten ebenfalls einen ſpontanen Beifall. Das Publi-
kum verließ höchſt befriedigt den Konzereſaal. Auch
die Knabenkapelle aus Straden konzertierte im
Weichbilde Gleichenbergs. Donnerstag, den 6. d.
ſpielt das letztemal in der Saiſon die Militär-
muſik aus Graz im Hotel „Mailand“; nach dem
offiziellen Programme findet eine Tanzunterhaltung
ſtatt. Zum Schluſſe ſei noch erwähnt, daß der
Komiker Kornau das Vergnügungsprogramm durch
humoriſtiſche Scherzvorträge bereicherte. Um die
Mitte dieſes Monates wird der Prager Bonvivant
R. Rübſam neuerdings ein kurzes Gaſtſpiel ab-
ſolvieren, worauf die ſogenannte „tote Saiſon“ ein-
treten wird.




Marburger Nachrichten.
(Major Ritter von Moſer †.)

Nach
längerem ſchweren Leiden iſt geſtern, den 3. d. M.
halb 6 Uhr abends der k. u. k. Major a. D.
Vinzenz Ritter von Moſer geſtorben. Major von
Moſer, der ſeine Ruhejahre im Kreiſe ſeiner Familie
in unſerer Stadt verlebte, war eine ſehr bekannte,
allſeits beliebte Perſönlichkeit, ſo daß an dem
Schmerze ſeiner Familie unſere Bevölkerung und
insbeſonders jene, die ihm näher ſtanden und mit
ihm in Verkehr traten, herzlich Anteil nehmen.
Zu Bozen 1831 geboren, wurde er im Kaiſerjäger-
Regiments-Erziehungshauſe zu Hall auf eigene
Koſten erzogen und zum Soldaten ausgebildet.
Mit dem Kaiſerjäger-Regimente, in welches er 1847
eintrat, machte er die Feldzüge 1848, 1849, 1859
und 1866 mit und wohnte folgenden Ereigniſſen
bei: Revolution in Mailand 19. bis 22. März,
Gefecht bei Melegnano 23. März, Treffen bei
Goito 8. April. Erſtürmung der Schanzen bei
Curtatone 29. Mai, Schlacht bei Goito 30. Mai,
Einnahme von Vicenza 10. Juni, Schlacht bei
Sommacampagna und Sonna 23. Juli, Schlacht
bei Cuſtozza 25. Juli, Einnahme von Mailand
4. Auguſt und das Scharmützel bei Luino am
2. Auguſt 1848. Im Jahre 1859 beteiligte er ſich
an den Gefechten am Wormſer Joch, am 6. und
8. Juli bei Sponda lunga und auf dem Paß
Forcolo, im Jahre 1866 an der Schlacht bei
Cuſtozza 24. Juni. Bei Sommacampagna erwarb
er ſich die ſilberne Tapferkeitsmedaille und in der
Schlacht von Cuſtozza 24. Juni 1866 die Aller-
höchſte Belobung. Bei dem Gefechte von Sponda
lunga, welches er mit der Brigade Generalmajors
Grafen Huyn mitmachte, hielt er mit einer halben
Kompagnie Jäger die Nordwand des ſchnee- und
eisbedeckten Forcolopaſſes beſetzt und leiſtete erfolg-
reichen Widerſtand gegen den anſtürmenden Feind
unter Oberſt Medici und ſchlug ihn ſchließlich gegen
Wormio zurück, ſo daß die Brigade Huyn,
die in der Front ſtark engagiert war, im Rücken
gegen jeden Angriff geſchützt wurde. Oberſt Medici,
welcher einige Tage ſpäter als Parlamentär bei
Graf Huyn erſchien, beſtätigte, daß Moſer allein
eine Umgehung von Sponda lunga verhindert habe.
Für dieſe hervorragende Dienſte erhielt Moſer am
18. Auguſt 1859 den Orden der eiſernen Krone
3. Klaſſe mit der Kriegsdekoration und wurde in
den erblichen Ritterſtand erhoben. Außer den vor-
genannten Auszeichnungen beſaß Moſer die k. k.
Kriegsmedaille und das Militär-Dienſtzeichen. In-
folge eines im Dienſte zugezogenen Leidens trat er
im Jahre 1878 in den Ruheſtand. In ſeinen Muße-
ſtunden beſchäftigte ſich Major v. Moſer, der auch
ein trefflicher Maler und Schnitzer war, gerne mit
Malerei und Holzarbeiten. Zu erſterer wählte er
mit Vorliebe Motive aus ſeiner bergreichen Heimat.
Zahlreiche Oelbilder und Aquarelle in ſeiner Woh-
nung zeigen von ſeinem Können und ſeiner Liebe

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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 93, 4. Auguſt 1903. wie ſelten gelingt doch eine der oft ſo koſtſpieligen Kuren! Durch ein zum größten Teile auf den Grundſätzen der Naturheilmethode beruhendes Ver- fahren hat ſich das Inſtitut von Hermann Ende in Böhmen ſeit nahezu acht Jahren große Ver- dienſte dadurch erworben, daß dasſelbe das Leiden in fachmänniſcher Weiſe beſeitigt. Wir raten jedem, der ein mit dieſem Fehler behaftetes Pferd beſitzt, dasſelbe dieſer Kur zu unterziehen. Dieſelbe iſt leicht und ohne Umſtände durchzuführen und es kann das Tier alle Arbeiten während derſelben verrichten. Die Kurkoſten ſind gering und belaufen ſich je nach Lage des Falles nur auf 14 bis 21 K. in ganz ſchweren Fällen. Anfragen ſind zu richten an Her- mann Ende in Bodenbach in Böhmen. Eigen-Berichte. Sauerbrunn. 2. Auguſt. (Theater- abend und Konzert.) Am 5. d. M. findet im hieſigen Kurſaale ein Theaterabend mit Konzert ſtatt, wobei die Kurgäſte Frl. Edine und Hedie Rziha, der Sänger Herr Siegmund Beamt, ſowie der Komiker Herr Robert Laube und der Kapellmeiſter Herr Franz Stahl mitwirken. Nach dem Konzerte wird das Luſtſpiel „Ein delikater Auftrag“ von den genannten Fräulein und Herrn Laube gegeben. Wuchern, 2. Juli. (Radwettfahren.) Heute fand hier vonſeite des Wucherer, noch vor- derhand „wilden“ Radfahrerklubs ein Wettfahren in der Weiſe ſtatt, daß jene Sieger ſein ſollten, die zu einer Strecke von ungefähr ½ Kilometer hin und zurück die längſte Zeit brauchten, alſo ein ſo- genanntes „Langſamwettfahren.“ Es meldeten ſich 8 Fahrer zum Start, von denen die vier beſten folgende Zeiten erzielten: Lukas Oſranek 14:10 M.; Anton Petſchko 10:49 M.; Ferdinand Gaßner 9:29 M.; Vinzenz Widmoſer 6:31 M. Als Ablaſſer, Zeitnehmer, beziehungsweiſe Schiedsrichter amteten die Herren: Oſrainik. Unterweger und Sitter. Ein zahlreiches Publikum aus den beſten Kreiſen Wucherns wohnte mit regem Intereſſe dieſem intereſſanten ſportlichen Kampfe bei. Es wäre nur zu wünſchen, daß aus den „Wilden“ baldigſt ein auf ſtatutenmäßiger Grundlage baſierter Radfahrerklub entſtünde, der ſich ſodann dem ſteiermärkiſchen Gauverband an- ſchließen könnte. Rohitſch-Sauerbrunn. (Eine Fahnen- affaire.) Im ganzen ſteiriſchen Unterland erregt ein Vorfall Entrüſtung, der ſich bei dem Volks- feſte zu Gunſten der Windiſchgrazer Abbrändler am Sonntag hier zugetragen hat. Der Feſtplatz war in den ſteiriſchen Landesfarben, Weiß-Grün und Weiß-Rot, ſowie mit ſchwarz-gelben Fahnen geſchmückt. Die in Rohitſch-Sauerbrunn anweſenden magyariſchen Kurgäſte, die etwa ein Viertel der hieſigen Kurgäſte ausmachen, erzwangen bei der Kurdirektion die Einziehung der ſchwarz-gelben und der ſteiriſchen Fahnen, weil keine ungariſche Fahne gehißt war. Das Benehmen der Ungarn iſt als eine Unverſchämtheit, die nicht ungeahndet bleiben darf, zu bezeichnen. Traurig genug, daß die Kurdirektion der anmaßenden Forderung nachgab und den ohnedies meiſt jüdiſchen Magyaren zu- liebe ſogar die Landesfarben einzog. Dieſes Vorgehen einer Landesanſtalt verdient die entſpechende Rüge. St. Leonhard W.-B. (Trauer um Papſt Leo 13.) Von dem am 20. Juli erfolgten Ableben des Papſtes Leo 13. erfuhr tagsdarauf ſchon jedes Kind in unſerem Markte, nur der hieſige Kaplan Ocvirk ſcheint bis zur Stunde davon noch nichts zu wiſſen oder geht derſelbe darüber gleichgiltig hinweg, denn er beſucht, wie zuvor, das Politſch’ſche Tropfſtein-Gaſthaus, das Eldorado der hieſigen und auswärtigen Pervaken und ſingt und muſiziert nach ſeiner Art bis ſpät in die Nacht hinein zum Gaudium ſeiner Tiſchgeſellen luſtig dar- auf los, trotzdem ſein kirchliches Oberhaupt in Rom auf der Bahre liegt. Man würde glauben, daß die ganze katholiſche Menſchheit um ihr ſichtbares Oberhaupt der Kirche trauern ſollte und daß ins- beſondere die katholiſchen Geiſtlichen, als unmittel- bare Untergebene desſelben, in erſter Linie bemüſſiget wären, mit gutem Beiſpiel vorauszugehen und ſich in Trauer zu hüllen, jedoch das Benehmen des Kaplans Ocvirk zeigt nicht die geringſte Spur davon, ſondern erweckt nur Aergernis bei vielen Leuten. Und was ſagt deſſen Pfarrer und Dechant Jurčič dazu? nichts! wie er überhaupt im Treiben dieſes Kaplans ſonderbarerweiſe nichts Anſtößiges findet, während er zuvor wirklich beliebte Kapläne von hier zu entfernen verſtand. Guſto und Ohr- feigen ſind eben verſchieden. Wir aber ſind wieder um eine Erfahrung reicher geworden und wiſſen nun, wie ernſt wir die Trauer nach dem Tode eines Papſtes zu nehmen haben. Rohitſch-Sauerbrunn. (Fremdenverkehr.) Bisher ſind hier 1431 Parteien mit 2164 Perſonen zum Kurgebrauche eingetroffen. St. Leonhard W.-B., 2. Auguſt. (Ein Eſel in natura.) Kürzlich wurde ich auf das windiſch klerikale Intelligenzblatt „Domovina“, eigentlich bodenloſe Sammelbüchſe für windiſch- klerikale Gemeinheit und Lüge, aufmerkſam gemacht, weil in derſelben eine Reihe von hochgeachteten deutſchgeſinnten Perſönlichkeiten unſeres Marktes auf das gemeinſte beſchimpft ſeien, unter welchen auch ich benamſet ſei. In einem Atem werden Leute, welche das k. k. Kreisgericht nicht nur auswendig, ſondern auch inwendig durch längere Zeit zu be- ſehen bemüſſiget waren, belobt und in den zehnten Himmel gehoben. Dieſer Schmähartikel zeigt den grenzenlos ordinären Charakter des Verfaſſers, der übrigens ein Meduſenhaupt zu haben ſcheint und kann derſelbe diesbezüglich mit den verwahrloſeſten Leuten ſiegreich wetteifern. Der Inhalt dieſes elen- den Geſchreibſels läßt deutlich erkennen, daß das- ſelbe nur aus dem windiſchen Gehirne eines unſerer pervakiſchen Schädel entſprungen ſein kann. Nur in dem einen Punkte hat dieſer famoſe Skribler recht, nämlich daß man einen Eſel ſehen kann, wenn man in ſeinen Spiegel ſieht. Zu dieſem Zwecke habe ich in meinem Kopfe vor meinem Seelenſpiegel alle mir bekannten Pervaken von hier vorüberziehen laſſen und es tauchten der Reihenfolge nacheinander auf: 1. Der k. k. Steueramtskontrolor Krajnc, der beſſer täte, wenn er ſich mehr um ſein Amt, als um die windiſch-klerikale Politik kümmern würde, denn ſeit dieſer Menſch in unſerem Markte iſt, hat hier der nationale Friede wieder aufgehört. 2. Der Kaplan Ocoirek, dem als Prieſter beſſer anſtehen würde, wenn er mehr zuhauſe bleiben und beten möchte, als bis ſpät in die Nacht im Wirtshaus zu ſitzen und eine Politik zu betreiben, welche ihm ſein Beruf gewiß nicht vorſchreibt. 3. Der Arzt Dr. Tiplič, dem es auch nicht ſchaden würde, wenn er ſich mehr um das ärztliche Wiſſen kümmern würde. 4. Der k. k. Gerichtsadjunkt Terſtenjak, der beſſer auf ſeine Akten achtgeben ſollte, wenn er auf eine Kommiſſion fährt, nicht aber daß dieſelben nebſt Damenfächer aufgefunden werden. 5. Der k. k. Ge- richtskanzliſt Negovetič, dem ein Schlaf zuhauſe jedenfalls beſſer anſchlagen würde, als abends lange im „Tropfſtein“ zu zechen und erſt in der Kanzlei zu ſchlafen. 6. Der Advokatursſchreiber Šilec, der ſtatt den Kaplan und Genoſſen mit Eſſen und Trinken zu traktieren, lieber ſeine Dienſtboten beſſer verpflegen ſollte, damit ihn dieſe nicht wegen Mangel an Koſt verlaſſen. 7. Der Meßner Fraß. 8. Der Wagnergehilfe Domſchek. 9. Der Tiſchler- gehilfe Kramberger u. ſ. w. In dieſer Reihe er- kannte ich ganz deutlich den Erzeuger des Eſels in der „Domovina“ und weil bekanntlich das Ge- ſchlecht der Eſel nicht aus der Art ſchlägt und ich den Erzeuger ſehr oft zu ſehen Gelegenheit habe, ſo kann ich mir dieſen Eſel in natura anſehen, ſo oft es mir beliebt. Um mir aber künftighin die Arbeit zu erſparen, habe ich mir die „Domovina“ und die Namenliſte unſerer Pervaken ober meinem Schreibtiſche aufgenagelt und kann nun dieſen Eſelerzeuger, alſo den Ureſel, ſehen ſo oft ich nur will. Gleichenberg, 2. Auguſt. (Konzerte und kein Ende!) Das iſt die gegenwärtige Deviſe in unſerem niedlichen Brunnenſtädtchen. Kaum iſt eine Unternehmung vom Schauplatze ver- ſchwunden, tauchen ſchon mehrere andere auf und nicht immer hält der materielle Erfolg mit dem künſtleriſchen gleichen Schritt. Wo ſollte auch für jedes Vergnügen hinreichend kunſtliebendes Publi- kum aufgetrieben werden? Wenn daher an man- chen Abenden mehrere Genüſſe zu Gebote ſtehen, ſo muß das eine oder andere leiden. Im Theater hat die Reihe der Benefize ihren Anfang genom- men. Der Regiſſeur, Herr Lichten, wählte ſich zu ſeinem Ehrenabende die Operette „Opernball“, während Herr Lee, einer der Lieblinge im Enſemble, in der Poſſe „Er und ſeine Schweſter“ in der Titelrolle im Vereine mit der ſchätzenswerten Kraft Frl. Ott aufgetreten iſt. An freundlichen und aufrichtigen Kundgebungen ſeitens der zahlreich er- ſchienenen Anhänger der Muſe fehlte es nicht und blieb auch der blinkende Lohn nicht aus. Eine der beſtgelungenſten Darbietungen auf dem Kunſtgebiete bildete das Wohltätigkeitskonzert des zehnjährigen Violinvirtuoſen Joſef Szigeti. Er iſt im Vereine mit dem Violiniſten Hans Deutſch, 13 Jahre alt und dem Geſchwiſterpaare, der fünfjährigen Margarethe und der acht Lenze zählenden Irma Pollak in der Reſtauration der Witwe Frau T. Nagel aufgetreten. Wir waren von den Leiſtungen der beiden herzigen Mädchen überraſcht. Die Kla- vierpiècen kamen tadellos zur Wiedergabe, die Be- gleitung beſorgte der Vater beider Wunderkinder, Herr Max Pollak. Ueber das künſtlerhafte Spiel des kleinen Szigeti haben wir bereits berichtet; wir hoffen, dem ſehr begabten, ehrgeizigen und weit vorgeſchrittenen Virtuoſen in ſeiner Vollendung noch zu begegnen; vor einer allzu großen Aus- nützung des jungen Talentes möchten wir warnen. Der kleine Deutſch, ein ebenfalls nettes, feſches Bürſchchen, entzückte die Zuhörerſchaft durch ſein ausgezeichnetes Spiel; ſeine Wiedergaben entfeſ- ſelten ebenfalls einen ſpontanen Beifall. Das Publi- kum verließ höchſt befriedigt den Konzereſaal. Auch die Knabenkapelle aus Straden konzertierte im Weichbilde Gleichenbergs. Donnerstag, den 6. d. ſpielt das letztemal in der Saiſon die Militär- muſik aus Graz im Hotel „Mailand“; nach dem offiziellen Programme findet eine Tanzunterhaltung ſtatt. Zum Schluſſe ſei noch erwähnt, daß der Komiker Kornau das Vergnügungsprogramm durch humoriſtiſche Scherzvorträge bereicherte. Um die Mitte dieſes Monates wird der Prager Bonvivant R. Rübſam neuerdings ein kurzes Gaſtſpiel ab- ſolvieren, worauf die ſogenannte „tote Saiſon“ ein- treten wird. F. S. Marburger Nachrichten. (Major Ritter von Moſer †.) Nach längerem ſchweren Leiden iſt geſtern, den 3. d. M. halb 6 Uhr abends der k. u. k. Major a. D. Vinzenz Ritter von Moſer geſtorben. Major von Moſer, der ſeine Ruhejahre im Kreiſe ſeiner Familie in unſerer Stadt verlebte, war eine ſehr bekannte, allſeits beliebte Perſönlichkeit, ſo daß an dem Schmerze ſeiner Familie unſere Bevölkerung und insbeſonders jene, die ihm näher ſtanden und mit ihm in Verkehr traten, herzlich Anteil nehmen. Zu Bozen 1831 geboren, wurde er im Kaiſerjäger- Regiments-Erziehungshauſe zu Hall auf eigene Koſten erzogen und zum Soldaten ausgebildet. Mit dem Kaiſerjäger-Regimente, in welches er 1847 eintrat, machte er die Feldzüge 1848, 1849, 1859 und 1866 mit und wohnte folgenden Ereigniſſen bei: Revolution in Mailand 19. bis 22. März, Gefecht bei Melegnano 23. März, Treffen bei Goito 8. April. Erſtürmung der Schanzen bei Curtatone 29. Mai, Schlacht bei Goito 30. Mai, Einnahme von Vicenza 10. Juni, Schlacht bei Sommacampagna und Sonna 23. Juli, Schlacht bei Cuſtozza 25. Juli, Einnahme von Mailand 4. Auguſt und das Scharmützel bei Luino am 2. Auguſt 1848. Im Jahre 1859 beteiligte er ſich an den Gefechten am Wormſer Joch, am 6. und 8. Juli bei Sponda lunga und auf dem Paß Forcolo, im Jahre 1866 an der Schlacht bei Cuſtozza 24. Juni. Bei Sommacampagna erwarb er ſich die ſilberne Tapferkeitsmedaille und in der Schlacht von Cuſtozza 24. Juni 1866 die Aller- höchſte Belobung. Bei dem Gefechte von Sponda lunga, welches er mit der Brigade Generalmajors Grafen Huyn mitmachte, hielt er mit einer halben Kompagnie Jäger die Nordwand des ſchnee- und eisbedeckten Forcolopaſſes beſetzt und leiſtete erfolg- reichen Widerſtand gegen den anſtürmenden Feind unter Oberſt Medici und ſchlug ihn ſchließlich gegen Wormio zurück, ſo daß die Brigade Huyn, die in der Front ſtark engagiert war, im Rücken gegen jeden Angriff geſchützt wurde. Oberſt Medici, welcher einige Tage ſpäter als Parlamentär bei Graf Huyn erſchien, beſtätigte, daß Moſer allein eine Umgehung von Sponda lunga verhindert habe. Für dieſe hervorragende Dienſte erhielt Moſer am 18. Auguſt 1859 den Orden der eiſernen Krone 3. Klaſſe mit der Kriegsdekoration und wurde in den erblichen Ritterſtand erhoben. Außer den vor- genannten Auszeichnungen beſaß Moſer die k. k. Kriegsmedaille und das Militär-Dienſtzeichen. In- folge eines im Dienſte zugezogenen Leidens trat er im Jahre 1878 in den Ruheſtand. In ſeinen Muße- ſtunden beſchäftigte ſich Major v. Moſer, der auch ein trefflicher Maler und Schnitzer war, gerne mit Malerei und Holzarbeiten. Zu erſterer wählte er mit Vorliebe Motive aus ſeiner bergreichen Heimat. Zahlreiche Oelbilder und Aquarelle in ſeiner Woh- nung zeigen von ſeinem Können und ſeiner Liebe

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 93, Marburg, 04.08.1903, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger93_1903/4>, abgerufen am 18.04.2024.