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Marburger Zeitung. Nr. 77, Marburg, 10.07.1900.

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Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] lierung. Stramm marschierten die alten Krieger
unter Musikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher
Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von Nemethy Auf-
stellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem
die Fahnen versorgt worden waren, zerstreuten sich
die Festtheilnehmer in den verschiedenen, schon vorher
bestimmten Gasthäusern zum gemeinsamen Mittag-
essen, um sich dann in Götz' Brauhausgarten wieder
zu versammeln. Um 1/23 Uhr erfolgte der Abmarsch
zum Vereinslocale, woselbst die Fahnen behoben wurden,
und dann trat man unter klingendem Spiele den
Marsch nach dem Volksgarten an. Hier hatten sich
Buschenschänken, eine Juxlotterie, Juxpost, Jux-
fischerei etc., etabliert und bald begann bei den flotten
Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes
Leben, das bis in die Abendstunden anhielt. Bei
Anbruch der Dämmerung erstrahlte der Garten in
bengalischem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden
unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelassen.
Die Festlichkeiten verliefen in ungestörter, echt kamerad-
schaftlicher Weise und werden gewiss allen Theil-
nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben.

(Abgeordneter Lorber mandats-
müde.)

Der Reichsrathsabgeordnete Professor
Lorber hat an den Bürgermeister von Frohn-
leiten, Herrn Julius Valentin, ein Schreiben ge-
richtet, worin er aus Gesundheitsrücksichten und
anderen damit zusammenhängenden persönlichen
Gründen die Verzichtleistung auf sein Reichsraths-
mandat anzeigt und sagt, dass er bisher nur des-
halb ausharrte, weil er hoffte, das Abgeordneten-
haus würde aufgelöst werden. Professor Lorber
trat politisch nie besonders hervor. Er wurde nach dem
Tode Dr. Heilsbergs in das Abgeordnetenhaus
entsendet und im März 1897 wiedergewählt.

(Von der Realschule.)

Herr Professor
F. Kaufmann rückte vor kurzem in die VIII. Rang-
classe vor. Derselbe wurde vom Lande Nieder-
österreich übernommen und an die Realschule Krems
a. d. Donau übersetzt, woselbst er mit 16. September
seine Wirksamkeit beginnt. Während seines neun-
jährigen Wirkens in Marburg hat sich Herr Professor
Kaufmann durch sein gewinnendes, liebenswürdiges
Wesen die Sympathien der Bevölkerung, seiner
Collegen und seiner Schüler im vollsten Maße zu
erwerben gewusst und viele werden ihn mit Be-
dauern aus ihrer Mitte scheiden sehen.

(Militärkapellen und Narodni dom.)

Eine von der "Tagespost" gebrachte Meldung, die
Marburger Bezirkshauptmannschaft hätte einer
Militärkapelle das Spielen im Narodni dom ver-
boten, wird vom Commandanten des bosn. herzeg.
Infanterie-Regiments Obersten Sertic dahin richtig-
gestellt, dass das Ansuchen nach eingeholter Infor-
mation vom Commando selbst abschlägig beschieden
wurde. Wir sind neugierig, ob die Regimentskapelle
des Regiments Graf Khevenhüller Nr. 7, am 15. d.
den windischen Abiturienten im Narodni dom auf-
spielen, oder es vorziehen wird, gleichfalls abzu-
sagen. Zu den slovenischen Hetzliedern passt wohl
die Begleitung einer Militärmusik schlecht.

(Ausflug nach Pettau.)

Sämmtliche An-
gestellte der hiesigen Südbahnwerkstätte unternehmen
in Begleitung der eigenen Kapelle am 29. d. Mts.
einen Ausflug nach Pettau, zu welchem Zwecke zwei
Sonderzüge abgelassen werden.

(Distanzfahren.)

Am Sonntag, dem
26. August veranstaltet der Marburger Trabrenn-
verein ein Distanzfahren, wobei vier Preise a 1000,
400, 200 und 100 Kronen zur Vertheilung kommen,
außerdem erhält jeder Theilnehmer am Fahren
eine silberne Erinerungsmedaille. Distanz circa 46
Kilometer, Maximalzeit für die vier Preisgewinner
eine Durchschnittszeit von 3 Minuten per Kilo-
meter. Das Fahren ist für Pferde aller Länder
und jeden Alters offen. Zu fahren ist von Mit-
gliedern des Herrenfahrerclubs, im Trab, in mit
wenigstens zwei Sitzplätzen versehenen Wagen. Wagen
mit Pneumatikrädern sind ausgeschlossen. Nennungs-
schluss: 20. Juli 1900.

(Vortragsordnung)

zum Promenade-
concert am 11. Juli: 1. Urban-Marsch von M.
Schönherr, 2. Ouverture zur Oper "Zampa" von
A. Herold, 3. "Coletta", Walzer von F. v. Suppe,
4. "Blümlein traut, sprich zu mir", Scene aus der
Oper "Faust" von Ch. Gounod, 5. "Grisette",
Polka mazur von J. Gleisner, 6. "Am Meer",
Lied von F. Schubert, 7. Lustiges Marschpotpourri
von C. Komzak.

("Stajerc".)

Beide, sowohl das windische,
als auch das "deutsch" geschriebene Domcapitel-Echo
speien über das in Pettau in slovenischer Sprache
erscheinende Blatt, Stajerc, Gift und Galle und
fallen insbesondere über die Inserenten in gewohnter
[Spaltenumbruch] gemeinster Weise her, was dem windischen Wisch
letzthin eine Confiscation und der Verbrecherin an
der deutschen Sprache eine Ehrenbeleidigungsklage
einbrachte. Also Jonas & schwarze Co. thut Geld
in eueren Beutel. Trotz der, oder besser infolge der
wüsten Schimpfereien hat es der "Stajerc" bereits auf
7000 Abnehmer gebracht und sollte in Kaufmanns-
kreisen jegliche Unterstützung finden.

(Staatsprüfung im Forstwesen.)

Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden
Jahre zur Staatsprüfung für Forstwesen oder für
das Forstschutz- und technische Hilfspersonale oder
den Jagd- und Jagdschutzdienst zugelassen werden
wollen, haben ihre Gesuche bis 31. d. M. der
Statthalterei vorzulegen.

(Waffenübungen für des Radfahrens
kundige Reservemänner.)

Das k. und k.
3. Corps-Commando hat verfügt, dass jene heuer
noch waffenübungspflichtige Reservemänner der In-
fanterie- und Jägertruppe, welche geübte Radfahrer
sind, die Waffenübung in der Verwendung als
Militär-Radfahrer ableisten können.

(Die Bismarck-Eiche in Graz.)

Vor-
gestern nachts wurde die am Hilmteiche angepflanzte
Bismarck-Eiche abgeschnitten. Die Thäter sind bisher
unbekannt. Es wurde ein Preis auf die Eruierung
derselben ausgesetzt.

(Schlechtes Einschenken -- strafbar.)

Schlechtes Einschenken des Bieres ist in Bayern ein
Vergehen und wird mit Gefängnis bestraft. So
hat kürzlich das Münchner Landgericht entschieden,
indem es einen Schankkellner wegen "schlechten Ein-
schenkens von Bier" zu 14 Tagen Gefängnis ver-
urtheilte. Wäre auch bei uns manchmal zu empfehlen!

(Versteigerungen.)

Es gelangen zur
Versteigerung: Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in
Marburg, Mellingerstraße Nr. 42: 2 Kleiderkästen,
1 Divan, 1 Tisch, 5 Sessel, 1 Spiegel mit Rahmen,
2 Landschaftsbilder, 3 Heiligenbilder, 4 kleine
Bilder mit Goldrahmen, 1 Credenzkasten mit Auf-
satz und 1 Stockuhr. -- Am 11. Juli vormittags
9 Uhr in Marburg, Neue Colonie Nr. 137: 6
Bände Conversations-Lexikon.

(Wetterbericht)

der Centralanstalt für
Meteorologie vom 9. Juli. Mäßiger Nordwestwind,
trübes und kühles Wetter mit zeitweisen Nieder-
schlägen voraussichtlich.

(Extra-Beilage.)

Die heutige Nummer ent-
hält eine Beilage der Actien-Gesellschaft für Glasindustrie
vorm. Friedr. Siemens in Neusattl (Böhmen),
auf welche wir unsere Leser aufmerksam machen.




Aufruf an die Bevölkerung Steier-
marks!

Am 26. Juni l. J. sind über weite Gebiete
des steirischen Unterlandes Wolkenbrüche von seltener
Heftigkeit niedergegangen, welche an verschiedenen
Orten, insbesondere in den Gerichtsbezirken Gonobitz,
Schönstein und Windischgraz schwere Hochwasser-
Katastrophen zur Folge hatten.

Die wilden Fluten der weithin über ihre
Ufer getretenen Wasserläufe haben nicht nur mehrere
Menschenleben zum Opfer gefordert, sondern auch
im Verlaufe weniger Stunden ungeheuren Schaden
an menschlichen Wohnstätten, Wasserwerken, Brücken
und Straßenzügen, sowie an Grundstücken und
Culturen angerichtet.

Trostlos, aller Mittel beraubt, stehen die so
hart betroffenen Besitzer der Zerstörung ihrer
industriellen Erwerbsquellen, der Vernichtung der
erhofften Ernte und der nachhaltigen Verwüstung
ihrer Wiesen und Felder gegenüber.

Noch lässt sich heute nur annäherungsweise
der verursachte Schaden mit Hunderttausenden von
Kronen bemessen, zahlreiche Familien sind in bitterste
Noth und Bedrängnis gerathen!

Bei dieser Größe des Unglückes bleibt die
eigene Kraft der Heimgesuchten ohnmächtig und
versiegen die localen Hilfsquellen.

Alle müssen unterstützend zusammenwirken,
soll den Verunglückten die so nothwendige Hilfe
rasch und ausgiebig zutheil werden!

Indem ich somit zur Linderung des durch
diese Hochwasser-Katastrophe hervorgerufenen Noth-
standes eine öffentliche Sammlung milder Spenden
im ganzen Lande einleite, gebe ich der Ueberzeugung
Ausdruck, dass die Bewohnerschaft Steiermarks, die
im Vorjahre den schwergeprüften Heimatgenossen
im Oberlande so opferwillige Nächstenliebe bewiesen
hat, auch jetzt der Nothleidenden in werkthätiger
Fürsorge gedenken wird.

Die milden Gaben werden sowohl im Prä-
sidial-Bureau der k. k. Statthalterei, als auch bei
[Spaltenumbruch] den k. k. Bezirkshauptmannschaften und den Bürger-
meisterämtern in Graz, Marburg, Cilli und Pettau
entgegengenommen und unverweilt ihrer Bestimmung
zugeführt werden.






Die Lage in China.
Neue Kämpfe.

Die letzten De-
peschen aus Tschifu vom Samstag lassen die Lage
in Tientsin höchst kritisch
erscheinen. 10.000
chinesische Soldaten kehrten am Mittwoch nach Tientsin
zurück, eroberten das Arsenal und befestigten die
Chinesenstadt. Man glaubt, die Alliierten würden
Tientsin seinem Schicksale überlassen müssen, da die
Aufrechthaltung der Verbindungen zwischen Taku und
Tientsin ohne viel Truppen unmöglich ist. Herr
Sabourand, der französische Consulatskanzler in
Tientsin, und zwei japanische Artillerie-Officiere
wurden von einer chinesischen Granate getödtet.

Prinz Tsching und die Gesandtschaften.

Nach einer Depesche des
Admirals Bruce aus Taku vom 7. d. sei Grund
zur Hoffnung vorhanden, dass Prinz Tsching mit
einer Armee die Gesandtschaften in Peking gegen
Prinz Tuan und dessen Armee, sowie gegen die
Boxers schütze.

Unruhen in der deutschen Colonie
Kiaotschau.

In der Nähe der deutschen
Niederlassung in Tsingtau brachen Unruhen aus.
Lieutenant Schöller ward mit einer Compagnie disci-
plinierter Chinesen nach dem Schauplatz beordert, die
chinesische Compagnie gieng aber mit Sack und Pack
zu den Boxers über.




Unwetter in Ungarn.

Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich-
ten über große Verheerungen durch Regengüsse. Ha-
gelschläge und Stürme ein, der Schaden an den Saaten
und Weinstöcken ist enorm. In Iglo sind zwei Per-
sonen sammt Wagen in den Fluten umgekommen,
in Nyusztya ist die Brücke mit 14 Personen einge-
stürzt, von denen blos 4 gerettet werden konnten. Im
Pester Comitat war der Orkan so heftig, dass er
Wohngebäude demolierte.




Eingesendet.

Nachstehende Zeilen sind uns anonym zu-
gekommen und da sie so manches Kernchen Wahr-
heit enthalten, geben wir selbe in der mehr originellen
als richtig geschriebenen Weise wieder:

Liebe Marburger! Eine Frage, wo sind denn
die Deutschen? Sehr wenig oder gar keine in
Marburg. Wenn die Schusterlehrbuben oder vom
Kaufmann der Lehrbub sich recht dumm stellen,
das macht den Deutschen ein großes Vergnügen,
da laufen alle hin in Noratni dom; das sind
Deutsche? Geht man in die kleine deutsche Kirche, die
ist ganz leer, bei dem Gottesdienst in der Dom-
kirche laufen sie auf einer Seite hinein, auf der
anderen hinaus. Der Windische wartet doch eine
halbe Stunde. Ist ein Fest deutsch, sind alle deutsch,
ist eines windisch, sind alle windisch. Ein Natur-
Deutscher kann ja kaum darunter sein. In Marburg
sind die Leute, auf alle Suppen ein Schnittel, da
ist die Falschheit ohne Grenze. -- Ein Kaplan lässt
sich in der Schule hören, dass sich die Maiandachten
alle auf Luther bezogen haben wegen dem Hochmuth.




[irrelevantes Material]

Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] lierung. Stramm marſchierten die alten Krieger
unter Muſikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher
Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von Némethy Auf-
ſtellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem
die Fahnen verſorgt worden waren, zerſtreuten ſich
die Feſttheilnehmer in den verſchiedenen, ſchon vorher
beſtimmten Gaſthäuſern zum gemeinſamen Mittag-
eſſen, um ſich dann in Götz’ Brauhausgarten wieder
zu verſammeln. Um ½3 Uhr erfolgte der Abmarſch
zum Vereinslocale, woſelbſt die Fahnen behoben wurden,
und dann trat man unter klingendem Spiele den
Marſch nach dem Volksgarten an. Hier hatten ſich
Buſchenſchänken, eine Juxlotterie, Juxpoſt, Jux-
fiſcherei ꝛc., etabliert und bald begann bei den flotten
Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes
Leben, das bis in die Abendſtunden anhielt. Bei
Anbruch der Dämmerung erſtrahlte der Garten in
bengaliſchem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden
unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelaſſen.
Die Feſtlichkeiten verliefen in ungeſtörter, echt kamerad-
ſchaftlicher Weiſe und werden gewiſs allen Theil-
nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben.

(Abgeordneter Lorber mandats-
müde.)

Der Reichsrathsabgeordnete Profeſſor
Lorber hat an den Bürgermeiſter von Frohn-
leiten, Herrn Julius Valentin, ein Schreiben ge-
richtet, worin er aus Geſundheitsrückſichten und
anderen damit zuſammenhängenden perſönlichen
Gründen die Verzichtleiſtung auf ſein Reichsraths-
mandat anzeigt und ſagt, daſs er bisher nur des-
halb ausharrte, weil er hoffte, das Abgeordneten-
haus würde aufgelöst werden. Profeſſor Lorber
trat politiſch nie beſonders hervor. Er wurde nach dem
Tode Dr. Heilsbergs in das Abgeordnetenhaus
entſendet und im März 1897 wiedergewählt.

(Von der Realſchule.)

Herr Profeſſor
F. Kaufmann rückte vor kurzem in die VIII. Rang-
claſſe vor. Derſelbe wurde vom Lande Nieder-
öſterreich übernommen und an die Realſchule Krems
a. d. Donau überſetzt, woſelbſt er mit 16. September
ſeine Wirkſamkeit beginnt. Während ſeines neun-
jährigen Wirkens in Marburg hat ſich Herr Profeſſor
Kaufmann durch ſein gewinnendes, liebenswürdiges
Weſen die Sympathien der Bevölkerung, ſeiner
Collegen und ſeiner Schüler im vollſten Maße zu
erwerben gewuſst und viele werden ihn mit Be-
dauern aus ihrer Mitte ſcheiden ſehen.

(Militärkapellen und Narodni dom.)

Eine von der „Tagespoſt“ gebrachte Meldung, die
Marburger Bezirkshauptmannſchaft hätte einer
Militärkapelle das Spielen im Narodni dom ver-
boten, wird vom Commandanten des bosn. herzeg.
Infanterie-Regiments Oberſten Sertič dahin richtig-
geſtellt, daſs das Anſuchen nach eingeholter Infor-
mation vom Commando ſelbſt abſchlägig beſchieden
wurde. Wir ſind neugierig, ob die Regimentskapelle
des Regiments Graf Khevenhüller Nr. 7, am 15. d.
den windiſchen Abiturienten im Narodni dom auf-
ſpielen, oder es vorziehen wird, gleichfalls abzu-
ſagen. Zu den ſloveniſchen Hetzliedern paſst wohl
die Begleitung einer Militärmuſik ſchlecht.

(Ausflug nach Pettau.)

Sämmtliche An-
geſtellte der hieſigen Südbahnwerkſtätte unternehmen
in Begleitung der eigenen Kapelle am 29. d. Mts.
einen Ausflug nach Pettau, zu welchem Zwecke zwei
Sonderzüge abgelaſſen werden.

(Diſtanzfahren.)

Am Sonntag, dem
26. Auguſt veranſtaltet der Marburger Trabrenn-
verein ein Diſtanzfahren, wobei vier Preiſe à 1000,
400, 200 und 100 Kronen zur Vertheilung kommen,
außerdem erhält jeder Theilnehmer am Fahren
eine ſilberne Erinerungsmedaille. Diſtanz circa 46
Kilometer, Maximalzeit für die vier Preisgewinner
eine Durchſchnittszeit von 3 Minuten per Kilo-
meter. Das Fahren iſt für Pferde aller Länder
und jeden Alters offen. Zu fahren iſt von Mit-
gliedern des Herrenfahrerclubs, im Trab, in mit
wenigſtens zwei Sitzplätzen verſehenen Wagen. Wagen
mit Pneumatikrädern ſind ausgeſchloſſen. Nennungs-
ſchluſs: 20. Juli 1900.

(Vortragsordnung)

zum Promenade-
concert am 11. Juli: 1. Urban-Marſch von M.
Schönherr, 2. Ouverture zur Oper „Zampa“ von
A. Herold, 3. „Coletta“, Walzer von F. v. Suppé,
4. „Blümlein traut, ſprich zu mir“, Scene aus der
Oper „Fauſt“ von Ch. Gounod, 5. „Griſette“,
Polka mazur von J. Gleisner, 6. „Am Meer“,
Lied von F. Schubert, 7. Luſtiges Marſchpotpourri
von C. Komzak.

(„Stajerc“.)

Beide, ſowohl das windiſche,
als auch das „deutſch“ geſchriebene Domcapitel-Echo
ſpeien über das in Pettau in ſloveniſcher Sprache
erſcheinende Blatt, Stajerc, Gift und Galle und
fallen insbeſondere über die Inſerenten in gewohnter
[Spaltenumbruch] gemeinſter Weiſe her, was dem windiſchen Wiſch
letzthin eine Confiscation und der Verbrecherin an
der deutſchen Sprache eine Ehrenbeleidigungsklage
einbrachte. Alſo Jonas & ſchwarze Co. thut Geld
in eueren Beutel. Trotz der, oder beſſer infolge der
wüſten Schimpfereien hat es der „Stajerc“ bereits auf
7000 Abnehmer gebracht und ſollte in Kaufmanns-
kreiſen jegliche Unterſtützung finden.

(Staatsprüfung im Forſtweſen.)

Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden
Jahre zur Staatsprüfung für Forſtweſen oder für
das Forſtſchutz- und techniſche Hilfsperſonale oder
den Jagd- und Jagdſchutzdienſt zugelaſſen werden
wollen, haben ihre Geſuche bis 31. d. M. der
Statthalterei vorzulegen.

(Waffenübungen für des Radfahrens
kundige Reſervemänner.)

Das k. und k.
3. Corps-Commando hat verfügt, daſs jene heuer
noch waffenübungspflichtige Reſervemänner der In-
fanterie- und Jägertruppe, welche geübte Radfahrer
ſind, die Waffenübung in der Verwendung als
Militär-Radfahrer ableiſten können.

(Die Bismarck-Eiche in Graz.)

Vor-
geſtern nachts wurde die am Hilmteiche angepflanzte
Bismarck-Eiche abgeſchnitten. Die Thäter ſind bisher
unbekannt. Es wurde ein Preis auf die Eruierung
derſelben ausgeſetzt.

(Schlechtes Einſchenken — ſtrafbar.)

Schlechtes Einſchenken des Bieres iſt in Bayern ein
Vergehen und wird mit Gefängnis beſtraft. So
hat kürzlich das Münchner Landgericht entſchieden,
indem es einen Schankkellner wegen „ſchlechten Ein-
ſchenkens von Bier“ zu 14 Tagen Gefängnis ver-
urtheilte. Wäre auch bei uns manchmal zu empfehlen!

(Verſteigerungen.)

Es gelangen zur
Verſteigerung: Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in
Marburg, Mellingerſtraße Nr. 42: 2 Kleiderkäſten,
1 Divan, 1 Tiſch, 5 Seſſel, 1 Spiegel mit Rahmen,
2 Landſchaftsbilder, 3 Heiligenbilder, 4 kleine
Bilder mit Goldrahmen, 1 Credenzkaſten mit Auf-
ſatz und 1 Stockuhr. — Am 11. Juli vormittags
9 Uhr in Marburg, Neue Colonie Nr. 137: 6
Bände Converſations-Lexikon.

(Wetterbericht)

der Centralanſtalt für
Meteorologie vom 9. Juli. Mäßiger Nordweſtwind,
trübes und kühles Wetter mit zeitweiſen Nieder-
ſchlägen vorausſichtlich.

(Extra-Beilage.)

Die heutige Nummer ent-
hält eine Beilage der Actien-Geſellſchaft für Glasinduſtrie
vorm. Friedr. Siemens in Neuſattl (Böhmen),
auf welche wir unſere Leſer aufmerkſam machen.




Aufruf an die Bevölkerung Steier-
marks!

Am 26. Juni l. J. ſind über weite Gebiete
des ſteiriſchen Unterlandes Wolkenbrüche von ſeltener
Heftigkeit niedergegangen, welche an verſchiedenen
Orten, insbeſondere in den Gerichtsbezirken Gonobitz,
Schönſtein und Windiſchgraz ſchwere Hochwaſſer-
Kataſtrophen zur Folge hatten.

Die wilden Fluten der weithin über ihre
Ufer getretenen Waſſerläufe haben nicht nur mehrere
Menſchenleben zum Opfer gefordert, ſondern auch
im Verlaufe weniger Stunden ungeheuren Schaden
an menſchlichen Wohnſtätten, Waſſerwerken, Brücken
und Straßenzügen, ſowie an Grundſtücken und
Culturen angerichtet.

Troſtlos, aller Mittel beraubt, ſtehen die ſo
hart betroffenen Beſitzer der Zerſtörung ihrer
induſtriellen Erwerbsquellen, der Vernichtung der
erhofften Ernte und der nachhaltigen Verwüſtung
ihrer Wieſen und Felder gegenüber.

Noch läſst ſich heute nur annäherungsweiſe
der verurſachte Schaden mit Hunderttauſenden von
Kronen bemeſſen, zahlreiche Familien ſind in bitterſte
Noth und Bedrängnis gerathen!

Bei dieſer Größe des Unglückes bleibt die
eigene Kraft der Heimgeſuchten ohnmächtig und
verſiegen die localen Hilfsquellen.

Alle müſſen unterſtützend zuſammenwirken,
ſoll den Verunglückten die ſo nothwendige Hilfe
raſch und ausgiebig zutheil werden!

Indem ich ſomit zur Linderung des durch
dieſe Hochwaſſer-Kataſtrophe hervorgerufenen Noth-
ſtandes eine öffentliche Sammlung milder Spenden
im ganzen Lande einleite, gebe ich der Ueberzeugung
Ausdruck, daſs die Bewohnerſchaft Steiermarks, die
im Vorjahre den ſchwergeprüften Heimatgenoſſen
im Oberlande ſo opferwillige Nächſtenliebe bewieſen
hat, auch jetzt der Nothleidenden in werkthätiger
Fürſorge gedenken wird.

Die milden Gaben werden ſowohl im Prä-
ſidial-Bureau der k. k. Statthalterei, als auch bei
[Spaltenumbruch] den k. k. Bezirkshauptmannſchaften und den Bürger-
meiſterämtern in Graz, Marburg, Cilli und Pettau
entgegengenommen und unverweilt ihrer Beſtimmung
zugeführt werden.






Die Lage in China.
Neue Kämpfe.

Die letzten De-
peſchen aus Tſchifu vom Samstag laſſen die Lage
in Tientſin höchſt kritiſch
erſcheinen. 10.000
chineſiſche Soldaten kehrten am Mittwoch nach Tientſin
zurück, eroberten das Arſenal und befeſtigten die
Chineſenſtadt. Man glaubt, die Alliierten würden
Tientſin ſeinem Schickſale überlaſſen müſſen, da die
Aufrechthaltung der Verbindungen zwiſchen Taku und
Tientſin ohne viel Truppen unmöglich iſt. Herr
Sabourand, der franzöſiſche Conſulatskanzler in
Tientſin, und zwei japaniſche Artillerie-Officiere
wurden von einer chineſiſchen Granate getödtet.

Prinz Tſching und die Geſandtſchaften.

Nach einer Depeſche des
Admirals Bruce aus Taku vom 7. d. ſei Grund
zur Hoffnung vorhanden, daſs Prinz Tſching mit
einer Armee die Geſandtſchaften in Peking gegen
Prinz Tuan und deſſen Armee, ſowie gegen die
Boxers ſchütze.

Unruhen in der deutſchen Colonie
Kiaotſchau.

In der Nähe der deutſchen
Niederlaſſung in Tſingtau brachen Unruhen aus.
Lieutenant Schöller ward mit einer Compagnie disci-
plinierter Chineſen nach dem Schauplatz beordert, die
chineſiſche Compagnie gieng aber mit Sack und Pack
zu den Boxers über.




Unwetter in Ungarn.

Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich-
ten über große Verheerungen durch Regengüſſe. Ha-
gelſchläge und Stürme ein, der Schaden an den Saaten
und Weinſtöcken iſt enorm. In Iglo ſind zwei Per-
ſonen ſammt Wagen in den Fluten umgekommen,
in Nyusztya iſt die Brücke mit 14 Perſonen einge-
ſtürzt, von denen blos 4 gerettet werden konnten. Im
Peſter Comitat war der Orkan ſo heftig, daſs er
Wohngebäude demolierte.




Eingeſendet.

Nachſtehende Zeilen ſind uns anonym zu-
gekommen und da ſie ſo manches Kernchen Wahr-
heit enthalten, geben wir ſelbe in der mehr originellen
als richtig geſchriebenen Weiſe wieder:

Liebe Marburger! Eine Frage, wo ſind denn
die Deutſchen? Sehr wenig oder gar keine in
Marburg. Wenn die Schuſterlehrbuben oder vom
Kaufmann der Lehrbub ſich recht dumm ſtellen,
das macht den Deutſchen ein großes Vergnügen,
da laufen alle hin in Noratni dom; das ſind
Deutſche? Geht man in die kleine deutſche Kirche, die
iſt ganz leer, bei dem Gottesdienſt in der Dom-
kirche laufen ſie auf einer Seite hinein, auf der
anderen hinaus. Der Windiſche wartet doch eine
halbe Stunde. Iſt ein Feſt deutſch, ſind alle deutſch,
iſt eines windiſch, ſind alle windiſch. Ein Natur-
Deutſcher kann ja kaum darunter ſein. In Marburg
ſind die Leute, auf alle Suppen ein Schnittel, da
iſt die Falſchheit ohne Grenze. — Ein Kaplan läſst
ſich in der Schule hören, daſs ſich die Maiandachten
alle auf Luther bezogen haben wegen dem Hochmuth.




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[5/0005] Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung lierung. Stramm marſchierten die alten Krieger unter Muſikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher Se. Excellenz Herr F.-M.-L. von Némethy Auf- ſtellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem die Fahnen verſorgt worden waren, zerſtreuten ſich die Feſttheilnehmer in den verſchiedenen, ſchon vorher beſtimmten Gaſthäuſern zum gemeinſamen Mittag- eſſen, um ſich dann in Götz’ Brauhausgarten wieder zu verſammeln. Um ½3 Uhr erfolgte der Abmarſch zum Vereinslocale, woſelbſt die Fahnen behoben wurden, und dann trat man unter klingendem Spiele den Marſch nach dem Volksgarten an. Hier hatten ſich Buſchenſchänken, eine Juxlotterie, Juxpoſt, Jux- fiſcherei ꝛc., etabliert und bald begann bei den flotten Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes Leben, das bis in die Abendſtunden anhielt. Bei Anbruch der Dämmerung erſtrahlte der Garten in bengaliſchem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelaſſen. Die Feſtlichkeiten verliefen in ungeſtörter, echt kamerad- ſchaftlicher Weiſe und werden gewiſs allen Theil- nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben. (Abgeordneter Lorber mandats- müde.) Der Reichsrathsabgeordnete Profeſſor Lorber hat an den Bürgermeiſter von Frohn- leiten, Herrn Julius Valentin, ein Schreiben ge- richtet, worin er aus Geſundheitsrückſichten und anderen damit zuſammenhängenden perſönlichen Gründen die Verzichtleiſtung auf ſein Reichsraths- mandat anzeigt und ſagt, daſs er bisher nur des- halb ausharrte, weil er hoffte, das Abgeordneten- haus würde aufgelöst werden. Profeſſor Lorber trat politiſch nie beſonders hervor. Er wurde nach dem Tode Dr. Heilsbergs in das Abgeordnetenhaus entſendet und im März 1897 wiedergewählt. (Von der Realſchule.) Herr Profeſſor F. Kaufmann rückte vor kurzem in die VIII. Rang- claſſe vor. Derſelbe wurde vom Lande Nieder- öſterreich übernommen und an die Realſchule Krems a. d. Donau überſetzt, woſelbſt er mit 16. September ſeine Wirkſamkeit beginnt. Während ſeines neun- jährigen Wirkens in Marburg hat ſich Herr Profeſſor Kaufmann durch ſein gewinnendes, liebenswürdiges Weſen die Sympathien der Bevölkerung, ſeiner Collegen und ſeiner Schüler im vollſten Maße zu erwerben gewuſst und viele werden ihn mit Be- dauern aus ihrer Mitte ſcheiden ſehen. (Militärkapellen und Narodni dom.) Eine von der „Tagespoſt“ gebrachte Meldung, die Marburger Bezirkshauptmannſchaft hätte einer Militärkapelle das Spielen im Narodni dom ver- boten, wird vom Commandanten des bosn. herzeg. Infanterie-Regiments Oberſten Sertič dahin richtig- geſtellt, daſs das Anſuchen nach eingeholter Infor- mation vom Commando ſelbſt abſchlägig beſchieden wurde. Wir ſind neugierig, ob die Regimentskapelle des Regiments Graf Khevenhüller Nr. 7, am 15. d. den windiſchen Abiturienten im Narodni dom auf- ſpielen, oder es vorziehen wird, gleichfalls abzu- ſagen. Zu den ſloveniſchen Hetzliedern paſst wohl die Begleitung einer Militärmuſik ſchlecht. (Ausflug nach Pettau.) Sämmtliche An- geſtellte der hieſigen Südbahnwerkſtätte unternehmen in Begleitung der eigenen Kapelle am 29. d. Mts. einen Ausflug nach Pettau, zu welchem Zwecke zwei Sonderzüge abgelaſſen werden. (Diſtanzfahren.) Am Sonntag, dem 26. Auguſt veranſtaltet der Marburger Trabrenn- verein ein Diſtanzfahren, wobei vier Preiſe à 1000, 400, 200 und 100 Kronen zur Vertheilung kommen, außerdem erhält jeder Theilnehmer am Fahren eine ſilberne Erinerungsmedaille. Diſtanz circa 46 Kilometer, Maximalzeit für die vier Preisgewinner eine Durchſchnittszeit von 3 Minuten per Kilo- meter. Das Fahren iſt für Pferde aller Länder und jeden Alters offen. Zu fahren iſt von Mit- gliedern des Herrenfahrerclubs, im Trab, in mit wenigſtens zwei Sitzplätzen verſehenen Wagen. Wagen mit Pneumatikrädern ſind ausgeſchloſſen. Nennungs- ſchluſs: 20. Juli 1900. (Vortragsordnung) zum Promenade- concert am 11. Juli: 1. Urban-Marſch von M. Schönherr, 2. Ouverture zur Oper „Zampa“ von A. Herold, 3. „Coletta“, Walzer von F. v. Suppé, 4. „Blümlein traut, ſprich zu mir“, Scene aus der Oper „Fauſt“ von Ch. Gounod, 5. „Griſette“, Polka mazur von J. Gleisner, 6. „Am Meer“, Lied von F. Schubert, 7. Luſtiges Marſchpotpourri von C. Komzak. („Stajerc“.) Beide, ſowohl das windiſche, als auch das „deutſch“ geſchriebene Domcapitel-Echo ſpeien über das in Pettau in ſloveniſcher Sprache erſcheinende Blatt, Stajerc, Gift und Galle und fallen insbeſondere über die Inſerenten in gewohnter gemeinſter Weiſe her, was dem windiſchen Wiſch letzthin eine Confiscation und der Verbrecherin an der deutſchen Sprache eine Ehrenbeleidigungsklage einbrachte. Alſo Jonas & ſchwarze Co. thut Geld in eueren Beutel. Trotz der, oder beſſer infolge der wüſten Schimpfereien hat es der „Stajerc“ bereits auf 7000 Abnehmer gebracht und ſollte in Kaufmanns- kreiſen jegliche Unterſtützung finden. (Staatsprüfung im Forſtweſen.) Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden Jahre zur Staatsprüfung für Forſtweſen oder für das Forſtſchutz- und techniſche Hilfsperſonale oder den Jagd- und Jagdſchutzdienſt zugelaſſen werden wollen, haben ihre Geſuche bis 31. d. M. der Statthalterei vorzulegen. (Waffenübungen für des Radfahrens kundige Reſervemänner.) Das k. und k. 3. Corps-Commando hat verfügt, daſs jene heuer noch waffenübungspflichtige Reſervemänner der In- fanterie- und Jägertruppe, welche geübte Radfahrer ſind, die Waffenübung in der Verwendung als Militär-Radfahrer ableiſten können. (Die Bismarck-Eiche in Graz.) Vor- geſtern nachts wurde die am Hilmteiche angepflanzte Bismarck-Eiche abgeſchnitten. Die Thäter ſind bisher unbekannt. Es wurde ein Preis auf die Eruierung derſelben ausgeſetzt. (Schlechtes Einſchenken — ſtrafbar.) Schlechtes Einſchenken des Bieres iſt in Bayern ein Vergehen und wird mit Gefängnis beſtraft. So hat kürzlich das Münchner Landgericht entſchieden, indem es einen Schankkellner wegen „ſchlechten Ein- ſchenkens von Bier“ zu 14 Tagen Gefängnis ver- urtheilte. Wäre auch bei uns manchmal zu empfehlen! (Verſteigerungen.) Es gelangen zur Verſteigerung: Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in Marburg, Mellingerſtraße Nr. 42: 2 Kleiderkäſten, 1 Divan, 1 Tiſch, 5 Seſſel, 1 Spiegel mit Rahmen, 2 Landſchaftsbilder, 3 Heiligenbilder, 4 kleine Bilder mit Goldrahmen, 1 Credenzkaſten mit Auf- ſatz und 1 Stockuhr. — Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in Marburg, Neue Colonie Nr. 137: 6 Bände Converſations-Lexikon. (Wetterbericht) der Centralanſtalt für Meteorologie vom 9. Juli. Mäßiger Nordweſtwind, trübes und kühles Wetter mit zeitweiſen Nieder- ſchlägen vorausſichtlich. (Extra-Beilage.) Die heutige Nummer ent- hält eine Beilage der Actien-Geſellſchaft für Glasinduſtrie vorm. Friedr. Siemens in Neuſattl (Böhmen), auf welche wir unſere Leſer aufmerkſam machen. Aufruf an die Bevölkerung Steier- marks! Am 26. Juni l. J. ſind über weite Gebiete des ſteiriſchen Unterlandes Wolkenbrüche von ſeltener Heftigkeit niedergegangen, welche an verſchiedenen Orten, insbeſondere in den Gerichtsbezirken Gonobitz, Schönſtein und Windiſchgraz ſchwere Hochwaſſer- Kataſtrophen zur Folge hatten. Die wilden Fluten der weithin über ihre Ufer getretenen Waſſerläufe haben nicht nur mehrere Menſchenleben zum Opfer gefordert, ſondern auch im Verlaufe weniger Stunden ungeheuren Schaden an menſchlichen Wohnſtätten, Waſſerwerken, Brücken und Straßenzügen, ſowie an Grundſtücken und Culturen angerichtet. Troſtlos, aller Mittel beraubt, ſtehen die ſo hart betroffenen Beſitzer der Zerſtörung ihrer induſtriellen Erwerbsquellen, der Vernichtung der erhofften Ernte und der nachhaltigen Verwüſtung ihrer Wieſen und Felder gegenüber. Noch läſst ſich heute nur annäherungsweiſe der verurſachte Schaden mit Hunderttauſenden von Kronen bemeſſen, zahlreiche Familien ſind in bitterſte Noth und Bedrängnis gerathen! Bei dieſer Größe des Unglückes bleibt die eigene Kraft der Heimgeſuchten ohnmächtig und verſiegen die localen Hilfsquellen. Alle müſſen unterſtützend zuſammenwirken, ſoll den Verunglückten die ſo nothwendige Hilfe raſch und ausgiebig zutheil werden! Indem ich ſomit zur Linderung des durch dieſe Hochwaſſer-Kataſtrophe hervorgerufenen Noth- ſtandes eine öffentliche Sammlung milder Spenden im ganzen Lande einleite, gebe ich der Ueberzeugung Ausdruck, daſs die Bewohnerſchaft Steiermarks, die im Vorjahre den ſchwergeprüften Heimatgenoſſen im Oberlande ſo opferwillige Nächſtenliebe bewieſen hat, auch jetzt der Nothleidenden in werkthätiger Fürſorge gedenken wird. Die milden Gaben werden ſowohl im Prä- ſidial-Bureau der k. k. Statthalterei, als auch bei den k. k. Bezirkshauptmannſchaften und den Bürger- meiſterämtern in Graz, Marburg, Cilli und Pettau entgegengenommen und unverweilt ihrer Beſtimmung zugeführt werden. Graz, den 3. Juli 1900. Der k. k. Statthalter: Clary m. p. Die Lage in China. Neue Kämpfe. London, 9. Juli. Die letzten De- peſchen aus Tſchifu vom Samstag laſſen die Lage in Tientſin höchſt kritiſch erſcheinen. 10.000 chineſiſche Soldaten kehrten am Mittwoch nach Tientſin zurück, eroberten das Arſenal und befeſtigten die Chineſenſtadt. Man glaubt, die Alliierten würden Tientſin ſeinem Schickſale überlaſſen müſſen, da die Aufrechthaltung der Verbindungen zwiſchen Taku und Tientſin ohne viel Truppen unmöglich iſt. Herr Sabourand, der franzöſiſche Conſulatskanzler in Tientſin, und zwei japaniſche Artillerie-Officiere wurden von einer chineſiſchen Granate getödtet. Prinz Tſching und die Geſandtſchaften. London, 9. Juli. Nach einer Depeſche des Admirals Bruce aus Taku vom 7. d. ſei Grund zur Hoffnung vorhanden, daſs Prinz Tſching mit einer Armee die Geſandtſchaften in Peking gegen Prinz Tuan und deſſen Armee, ſowie gegen die Boxers ſchütze. Unruhen in der deutſchen Colonie Kiaotſchau. London, 9. Juli. In der Nähe der deutſchen Niederlaſſung in Tſingtau brachen Unruhen aus. Lieutenant Schöller ward mit einer Compagnie disci- plinierter Chineſen nach dem Schauplatz beordert, die chineſiſche Compagnie gieng aber mit Sack und Pack zu den Boxers über. Unwetter in Ungarn. Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich- ten über große Verheerungen durch Regengüſſe. Ha- gelſchläge und Stürme ein, der Schaden an den Saaten und Weinſtöcken iſt enorm. In Iglo ſind zwei Per- ſonen ſammt Wagen in den Fluten umgekommen, in Nyusztya iſt die Brücke mit 14 Perſonen einge- ſtürzt, von denen blos 4 gerettet werden konnten. Im Peſter Comitat war der Orkan ſo heftig, daſs er Wohngebäude demolierte. Eingeſendet. Nachſtehende Zeilen ſind uns anonym zu- gekommen und da ſie ſo manches Kernchen Wahr- heit enthalten, geben wir ſelbe in der mehr originellen als richtig geſchriebenen Weiſe wieder: Liebe Marburger! Eine Frage, wo ſind denn die Deutſchen? Sehr wenig oder gar keine in Marburg. Wenn die Schuſterlehrbuben oder vom Kaufmann der Lehrbub ſich recht dumm ſtellen, das macht den Deutſchen ein großes Vergnügen, da laufen alle hin in Noratni dom; das ſind Deutſche? Geht man in die kleine deutſche Kirche, die iſt ganz leer, bei dem Gottesdienſt in der Dom- kirche laufen ſie auf einer Seite hinein, auf der anderen hinaus. Der Windiſche wartet doch eine halbe Stunde. Iſt ein Feſt deutſch, ſind alle deutſch, iſt eines windiſch, ſind alle windiſch. Ein Natur- Deutſcher kann ja kaum darunter ſein. In Marburg ſind die Leute, auf alle Suppen ein Schnittel, da iſt die Falſchheit ohne Grenze. — Ein Kaplan läſst ſich in der Schule hören, daſs ſich die Maiandachten alle auf Luther bezogen haben wegen dem Hochmuth. _

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 77, Marburg, 10.07.1900, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger77_1900/5>, abgerufen am 19.04.2024.