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Marburger Zeitung. Nr. 74, Marburg, 20.06.1905.

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Nr. 74, 20. Juni 1905. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] naderung und verwies darauf, mit wieviel
größerer Freude der Beamte seine Arbeit verrichten
wird, wenn er sich geschützt weiß vor Willkürlich-
keit und Vernaderung. (Stürmischer Beifall.) Redner
glossierte das sichere Avancement adeliger Beamter,
die den bürgerlichen immer vorgezogen
werden, verwies sodann auf die gerechtfertigten Be-
strebungen der Privatbeamten nach einer Pen-
sionsversicherung und besprach sodann den Kleri-
kalismus,
der nicht zu verwechseln ist mit der
Religion. Wir stellen uns gerne unter einen Priester,
der ein wahrer Seelenhirte ist, der in hartgeprüfte
Menschenherzen die Sonnenstrahlen der Liebe leuchten
läßt, der uns in schweren Stunden einen seelischen Halt
gewährt. Den nennen wir gerne einen Hoch würdigen,
zum Unterschiede von den Nichtswürden (Stür-
mischer Beifall), die mit der Soutane in den ärgsten
Schmutz hinabsteigen, den Vater gegen den Sohn
und den Sohn gegen den Vater hetzen! (Stürmischer,
lange währender Beifall.) Mit warmen Worten
gedachte der Redner dann der Schule und des
Lehrerstandes; die Partei, die nicht für unsere
Schule und ihre Lehrer eintritt, ist nicht würdig,
eine freiheitliche zu heißen. Der Lehrer muß wieder
Freude haben an seinem Berufe. (Lange währender
Beifall.) Hierauf erörterte der Redner eine Reihe
dringender
Volksforderungen,
trat ein für die Errichtung von Fachschulen
für den Handels- und Gewerbestand, für
die Gewährung billigen Kredites, für eine
gesunde Bahntarifpolitik, gegen den Hausier-
handel
und für den Befähigungsnachweis.
(Lange währender Beifallssturm). Ich werde mich,
fuhr der Redner fort, auch für die sozialen For-
derungen unserer Arbeiter einsetzen. Ich sage
das nicht etwa wegen der sozialdemokratischen
Partei -- ich werfe mich an niemand an,
das sehen Sie aus meiner Rede. Wer mit meinem
Programme nicht einverstanden ist, braucht mir
nicht seine Stimme zu geben! In unserem all-
deutschen Programme nimmt die Fürsorge für die
Arbeiterwohlfahrt eine der wichtigsten Stellen
ein und ich erinnere Sie daran, daß es der Abg.
Schönerer war, der, als noch keine Arbeitervertreter
im Parlamente waren, als Erster und Einziger
die Interessen des Arbeiterstandes vertreten hat.
Wenn auch seither Trübungen eingerissen sind --
ich werde diesen unseren Grundsätzen entsprechend
treu und ehrlich für Sie eintreten. (Stürmischer
Beifall.)

Sodann erörtert der Redner
Marburger Angelegenheiten.

Zuerst besprach der Redner die Angelegenheit
Marburg -- Wieser-Bahn. Nicht weil ich
heute hier spreche, nehme ich zu dieser Angelegenheit
Stellung; ich verspreche auch jetzt nichts -- ich
halte es lieber mit dem Halten! (Lebhafter Beifall.)
Diese Bahn hat mich schon interessiert, bevor ich
noch an die Bewerbung um Ihr Reichsratsmandat
dachte. Marburg ist die hervorragendste
Stadt des Unterlandes und die muß wirtschaft-
lich
mit allen Mitteln gefördert werden. Und
eines der vornehmsten Mittel hiezu ist der Bahnbau
Marburg--Wies. Ich begreife nicht, daß die
großen deutschen Parteien von der Regie-
rung die Förderung eines so wichtigen Bahnbaues
nicht erreichen konnten. (Stürmische gegen die
Deutsche Volkspartei gerichtete Zurufe.) Sie (die
Parteien) waren offenbar zu höflich! Ich stelle
mir vor, daß man der Regierung durch unab-
lässiges, energisches Fordern
lästig
und unangenehm werden muß, daß man
ihr nicht von der Rockfalte gehen und im Parla-
ment den gehörigen Nachdruck geben muß. Dann,
ja dann bekommt man etwas von der Regie-
rung, schon deshalb, damit sie einen los
wird!
(Brausender Beifallssturm.) Redner erörtert
nun mit einer Staunen erweckenden Sachkenntnis
die Rentabilitätsaussichten dieser Bahn unter ge-
nauen Hinweis auf die einzelnen Industrien, Fracht-
mengen usw. und sagt schließlich: "Wenn die Re-
gierung eine Bahn, die solche glänzende Aussichten
bietet, nicht baut, welche will sie dann bauen?
(Stürmischer Beifall.) Wir können doch nicht, damit
die Bahn gebaut werde, an der Strecke einen
polnischen Schlachzizen ansiedeln
...
(Tosender Beifall.) Unsere Alpenländer werden
immer zurückgesetzt, weil sie nicht energisch genug
vertreten werden. Diese Bahn wäre auch keine Sack-
bahn, da sie Anschluß in Köflach hätte, mit Juden-
burg einerseits und mit Pettau anderseits die
Verbindung herstellen könnte. Diese Bahn ist also
[Spaltenumbruch] auch eine "strategische". (Zwischenruf: Ja bei uns
versteht die Regierung nichts "Strategisches", nur
in Galizien!) Wastian: Weil ihr alles zu sanft
gesagt wird!

Redner bespricht sodann die Marburger Drau-
brückenfrage.
Schon seit langer Zeit hat der
Redner mit Marburger Freunden diese Angelegen-
heit besprochen und wiederum stehen wir vor einer
Unbegreiflichkeit, daß eine Stadt wie Marburg, die
schon soviele Opfer für das Militär ge-
bracht hat, sich diese kroatische Bauernbrücke
gefallen lassen muß!
(Tosender, lange wäh-
render Beifallssturm.) Redner weist eingehend die
erfreulichen Folgen einer neuen und modernen Drau-
brücke nach und fährt dann fort: Ich bin am Ende
meiner Ausführungen angelangt. Ein Abgeordneter
ist wie ein Soldat, der dann erst recht
zeigt,
was er kann, wenn er im Feuer steht
und Pulver riecht! Ich bitte nicht um
Ihr Mandat; ich weiß, daß es eine schwere Last
ist, die ich mir mit Ihrem Mandate aufbürde und
es ist mir bewußt, daß ich mit der Übernahme
Ihres Mandates meinen Namen und mich als
ganzen Mann in die Schanze werfe!
Ich rechne nur auf Ihr Vertrauen und Ihre
Liebe! Ich erwarte, daß man mir volle Achtung
entgegenbringt, so wie auch ich den Wählern die
höchste Achtung entgegenbringe. Wählen Sie wie
Sie wollen -- ich bitte nicht um das Mandat.
Aber das kann ich Ihnen sagen: Wenn auch dies-
mal, am 5. Juli, unsere Grundsätze noch nicht
siegen sollten, so wird die Stunde kommen,
in der die Not Sie zwingen wird
...
(Die letzten Worte Wastians gingen unter in einem
brausenden, lange dauernden Beifallssturme.)
Wastian: "... in der die Not Sie zwingen wird,
einen radikalen Abgeordneten zu wählen! Und
ich gebe Ihnen die Versicherung, daß ich einer
von denen bin, die aufrecht bleiben, wenn
auch der größte Druck von oben kommt und der
Schmutz des Gegners von unten emporsteigt!
Darum aber bitte ich Sie alle: Führen Sie den
Kampf so, daß wir uns nach der Wahl
alle ruhig die Hände reichen können
in
dem Bewußtsein, nur um Grundsätze gekämpft zu
haben. Unsere Reihen dürfen nicht gelichtet werden
und der nationale Grenzwall muß gegen
unseren nationalen Gegner geschlossen bleiben!
Heil!

Als das letzte Wort aus Wastians Munde
verklungen war, erhob sich ein beispielloser
Beifallssturm;
es war ein Orkan der Begeiste-
rung, der aus dem Herzen stürmte und in die
warme Sommernacht dahin brauste. Minute auf
Minute verging -- der Beifallssturm, der scheinbar
aus sich selber immer neue Kraft gebar, ließ nicht
nach. Da trat Heinrich Wastian noch einmal auf
die Tribüne, sprach noch einige Worte des Dankes,
worauf nach einem neuerlichen Aufflammen der
Liebe und der Begeisterung die Jubelakkorde all-
mählig verklangen.

Hierauf ergriff, von einer Schar Anhänger
beifällig begrüßt, Herr
Karl Pfrimer
das Wort. Redner sagte, er müsse auf einige Aus-
führungen des Vorredners zurückkommen. Er
(Pfrimer) sei auch ein Deutscher und die deutsche
Volkspartei sei bemüht, das Deutschtum zu erhalten.
"Herr Wastian hat gesagt, daß wir hier
einen unnützen Stab von Beamten

haben." Diese Worte entfesseln einen leidenschaft-
lichen, gegen Herrn Pfrimer gerichteten Entrüstungs-
sturm. "Das ist ja gar nicht wahr! Das hat er ja
gar nicht gesagt!" brauste es zur Tribüne. Herr
Pfrimer: "Ich habe es halt so aufgefaßt!"
Stürmische Rufe: "Wir nicht, wir nicht! Wastian
sprach von den unnützen Hofschranzen in Wien!"
Herr Pfrimer erklärte dann, daß er Herrn
Wastian offenbar mißverstanden habe. Bezüglich
der Erwerb- und Einkommensteuer sei Redner ebenfalls
für eine gerechtere Verteilung. Für den Weinbau
tut der Staat zu wenig. Das Herabsetzen der
Steuern
sei nicht möglich, da müsse man
zuerst die Militärlasten herabsetzen. (Rufe: Dafür
sorgt schon die Deutsche Volkspartei!) Zur Mar-
burg--Wieser
-Bahn übergehend, bemerke ich ...
(ein lauter Ruf: Woist der Mayr? Stürmisches
Gelächter und Bravorufe.) Die Regierung tut leider
nichts für uns. Ich bin im Landtage zu allen Par-
teien gegangen, auch zu den Alldeutschen ... (Rufe:
Ja, gibts denn im Landtage auch Alldeutsche? Ge-
lächter.) Man habe in früheren Jahren viel ver-
säumt, sonst gäbe es keinen Narodni dom in Mar-
burg! Redner erklärt, es sei leicht, über die Deutsche
[Spaltenumbruch] Volkspartei den Stab zu brechen, wie es Herr
Wastian getan habe ... (Stürmische Zurufe:
Wastian hat das ja gar nicht getan!) Redner wolle
heute kein Programm entwickeln -- das habe er am
Donnerstag getan. (Rufe: Stenographische Proto-
kolle haben Sie verlesen!) Für Anfragen stehe ich
bereit. Wenn ich genügt habe als Vizebürgermeister
und Landtagsabgeordneter, dann bitte ich Sie:
Geben Sie mir Ihre Stimmen. Sonst aber lege
ich meine Stellen nieder und ziehe mich aus dem
öffentlichen Leben zurück. (Beifall bei den Anhängern
Pfrimers, scharfe Entrüstungsworte über die letzten
Sätze Pfrimers anderseits.)

Anfragen etc.

Herr Wastian weist die Äußerung des
Herrn Pfrimer, betreffend Wastians Urteil über die
Deutsche Volkspartei, als vollkommen unrichtig
zurück. Er (Wastian) lasse sich nur von vornehmen
Grundsätzen leiten. Was Herr Pfrimer bezüglich
der Beamten sagte, wies Herr Wastian ebenfalls
scharf und entschieden zurück; er habe nur von
Hofschranzen gesprochen.

Eine Anfrage des G.-R. Herrn Krall be-
treffend sein Verhalten als "Wilder" beantwortet
Wastian unter stürmischem Beifall. Redner verweist
u. a. darauf, daß die Deutsche Volkspartei keine
Volkspartei
wäre, wenn sie seine berechtigten
Anträge nicht unterstützen würde.

Herr Ingenieur Suske: "Da einer der
beiden Kandidaten regierungsfreundlich ist,
ersuche ich sie, sich darüber zu äußern." Herr Pfrimer
ersucht Herrn Wastian, dieser möge zuerst antworten.
Herr Wastian: Meine Stellung zur Regierung
ersehen die Anwesenden aus meiner Rede. Herr
Pfrimer: Wenn die Regierung Schlechtes bringt,
werde ich gegen, wenn sie Gutes bringt, für sie
sein. (Rufe: Sie bringt aber nur Schlechtes!)

Ing. Suske richtet an Herrn Pfrimer die
Anfrage, ob er die Deutsche Volkspartei dahin um-
stimmen werde, daß sie künftighin gegen neue
Rekruten- und Militärforderungen auftreten wird.
Herr Pfrimer erklärt, als Einzelner könne
er in einem Klub auch nichts machen.
(Rufe: Aha! Nun also!)

Herr Wolfram betont, daß sich Herr Pfrimer
sogar gerühmt habe, regierungsfreundlich zu sein.
Redner greift die Deutsche Volkspartei unter Hin-
weis auf ihr Nichtstun in der Angelegenheit der
slavischen Parallelklassen in Troppau und Teschen,
in der Angelegenheit der welschen Hochschule (wo-
bei Abg. Erler vom Klub im Stiche gelassen
wurde) etc. an und sagt schließlich: "Wenn die po-
litische Versumpfung und Lumperei ein Ende nehmen
sollen, dann wählen Sie am 5. Juli ohne Bedenken
den Herrn Heinrich Wastian."

Herr Wastian beantwortet sodann Anfragen
der Herren Dr. Mravlag und Eierhändlers
Himmler, welcher erklärte, er sei von Herrn Wastian
entzückt, aber, fuhr der Redner fort, "mein Mandat
kann ich ihm nicht geben, da er noch zu jung ist!"
(Stürmisches Gelächter.)

Da sich niemand mehr zum Worte meldete,
schloß Dr. Heinz Lorber die Versammlung,
worauf sofort gewaltig die Wacht am Rhein erbrauste.
Nur langsam konnte die große Menschenmasse den
Brauhausgarten verlassen. Immer aufs neue aber
ertönten die begeisterten Rufe: Heil unserem
Heinrich Wastian!




Eigenberichte.
(Die Gemeinde-
wahlen)

in der Stadtgemeinde Friedau sind be-
reits ausgeschrieben u. zw. für den 3. Wahlkörper
am 30. d. M. vormittags 9 Uhr im Gemeinde-
sparkassegebäude, für den 2. Wahlkörper am Samstag,
den 1. Juli um 10 Uhr vormittags in der Ge-
meindekanzlei und für den 1. Wahlkörper am gleichen
Tage und Orte um 2 Uhr nachmittags. Obwohl
die Herren Gegner in allen Arten Versprechungen
machen und sich bemühen, in den Gemeindeausschuß
zu gelangen, so ist doch wie immer alles nutzlos,
denn die erdrückende Mehrheit der deutschen Wähler
läßt sich nicht ableugnen. Es ist wohl zu erwarten,
daß jeder stramm zur Sache hält, sich nicht durch
Drohungen beirren läßt (denn solche sind verboten)
und zur Wahl kommt!

(Besitzwechsel.)

Schloß Raunach, ein uralter Edelsitz bei St.
Peter in Krain, der sich seit zwei Jahrhunderten
im Besitze des Grafen Hohenwart befand, ist
samt der landtäflichen Herrschaft gleichen Namens
in den Besitz des Verwaltungsdirektors Julian
Herbert Lutz in Wien übergegangen.


Nr. 74, 20. Juni 1905. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] naderung und verwies darauf, mit wieviel
größerer Freude der Beamte ſeine Arbeit verrichten
wird, wenn er ſich geſchützt weiß vor Willkürlich-
keit und Vernaderung. (Stürmiſcher Beifall.) Redner
gloſſierte das ſichere Avancement adeliger Beamter,
die den bürgerlichen immer vorgezogen
werden, verwies ſodann auf die gerechtfertigten Be-
ſtrebungen der Privatbeamten nach einer Pen-
ſionsverſicherung und beſprach ſodann den Kleri-
kalismus,
der nicht zu verwechſeln iſt mit der
Religion. Wir ſtellen uns gerne unter einen Prieſter,
der ein wahrer Seelenhirte iſt, der in hartgeprüfte
Menſchenherzen die Sonnenſtrahlen der Liebe leuchten
läßt, der uns in ſchweren Stunden einen ſeeliſchen Halt
gewährt. Den nennen wir gerne einen Hoch würdigen,
zum Unterſchiede von den Nichtswürden (Stür-
miſcher Beifall), die mit der Soutane in den ärgſten
Schmutz hinabſteigen, den Vater gegen den Sohn
und den Sohn gegen den Vater hetzen! (Stürmiſcher,
lange währender Beifall.) Mit warmen Worten
gedachte der Redner dann der Schule und des
Lehrerſtandes; die Partei, die nicht für unſere
Schule und ihre Lehrer eintritt, iſt nicht würdig,
eine freiheitliche zu heißen. Der Lehrer muß wieder
Freude haben an ſeinem Berufe. (Lange währender
Beifall.) Hierauf erörterte der Redner eine Reihe
dringender
Volksforderungen,
trat ein für die Errichtung von Fachſchulen
für den Handels- und Gewerbeſtand, für
die Gewährung billigen Kredites, für eine
geſunde Bahntarifpolitik, gegen den Hauſier-
handel
und für den Befähigungsnachweis.
(Lange währender Beifallsſturm). Ich werde mich,
fuhr der Redner fort, auch für die ſozialen For-
derungen unſerer Arbeiter einſetzen. Ich ſage
das nicht etwa wegen der ſozialdemokratiſchen
Partei — ich werfe mich an niemand an,
das ſehen Sie aus meiner Rede. Wer mit meinem
Programme nicht einverſtanden iſt, braucht mir
nicht ſeine Stimme zu geben! In unſerem all-
deutſchen Programme nimmt die Fürſorge für die
Arbeiterwohlfahrt eine der wichtigſten Stellen
ein und ich erinnere Sie daran, daß es der Abg.
Schönerer war, der, als noch keine Arbeitervertreter
im Parlamente waren, als Erſter und Einziger
die Intereſſen des Arbeiterſtandes vertreten hat.
Wenn auch ſeither Trübungen eingeriſſen ſind —
ich werde dieſen unſeren Grundſätzen entſprechend
treu und ehrlich für Sie eintreten. (Stürmiſcher
Beifall.)

Sodann erörtert der Redner
Marburger Angelegenheiten.

Zuerſt beſprach der Redner die Angelegenheit
Marburg — Wieſer-Bahn. Nicht weil ich
heute hier ſpreche, nehme ich zu dieſer Angelegenheit
Stellung; ich verſpreche auch jetzt nichts — ich
halte es lieber mit dem Halten! (Lebhafter Beifall.)
Dieſe Bahn hat mich ſchon intereſſiert, bevor ich
noch an die Bewerbung um Ihr Reichsratsmandat
dachte. Marburg iſt die hervorragendſte
Stadt des Unterlandes und die muß wirtſchaft-
lich
mit allen Mitteln gefördert werden. Und
eines der vornehmſten Mittel hiezu iſt der Bahnbau
Marburg—Wies. Ich begreife nicht, daß die
großen deutſchen Parteien von der Regie-
rung die Förderung eines ſo wichtigen Bahnbaues
nicht erreichen konnten. (Stürmiſche gegen die
Deutſche Volkspartei gerichtete Zurufe.) Sie (die
Parteien) waren offenbar zu höflich! Ich ſtelle
mir vor, daß man der Regierung durch unab-
läſſiges, energiſches Fordern
läſtig
und unangenehm werden muß, daß man
ihr nicht von der Rockfalte gehen und im Parla-
ment den gehörigen Nachdruck geben muß. Dann,
ja dann bekommt man etwas von der Regie-
rung, ſchon deshalb, damit ſie einen los
wird!
(Brauſender Beifallsſturm.) Redner erörtert
nun mit einer Staunen erweckenden Sachkenntnis
die Rentabilitätsausſichten dieſer Bahn unter ge-
nauen Hinweis auf die einzelnen Induſtrien, Fracht-
mengen uſw. und ſagt ſchließlich: „Wenn die Re-
gierung eine Bahn, die ſolche glänzende Ausſichten
bietet, nicht baut, welche will ſie dann bauen?
(Stürmiſcher Beifall.) Wir können doch nicht, damit
die Bahn gebaut werde, an der Strecke einen
polniſchen Schlachzizen anſiedeln
...
(Toſender Beifall.) Unſere Alpenländer werden
immer zurückgeſetzt, weil ſie nicht energiſch genug
vertreten werden. Dieſe Bahn wäre auch keine Sack-
bahn, da ſie Anſchluß in Köflach hätte, mit Juden-
burg einerſeits und mit Pettau anderſeits die
Verbindung herſtellen könnte. Dieſe Bahn iſt alſo
[Spaltenumbruch] auch eine „ſtrategiſche“. (Zwiſchenruf: Ja bei uns
verſteht die Regierung nichts „Strategiſches“, nur
in Galizien!) Waſtian: Weil ihr alles zu ſanft
geſagt wird!

Redner beſpricht ſodann die Marburger Drau-
brückenfrage.
Schon ſeit langer Zeit hat der
Redner mit Marburger Freunden dieſe Angelegen-
heit beſprochen und wiederum ſtehen wir vor einer
Unbegreiflichkeit, daß eine Stadt wie Marburg, die
ſchon ſoviele Opfer für das Militär ge-
bracht hat, ſich dieſe kroatiſche Bauernbrücke
gefallen laſſen muß!
(Toſender, lange wäh-
render Beifallsſturm.) Redner weiſt eingehend die
erfreulichen Folgen einer neuen und modernen Drau-
brücke nach und fährt dann fort: Ich bin am Ende
meiner Ausführungen angelangt. Ein Abgeordneter
iſt wie ein Soldat, der dann erſt recht
zeigt,
was er kann, wenn er im Feuer ſteht
und Pulver riecht! Ich bitte nicht um
Ihr Mandat; ich weiß, daß es eine ſchwere Laſt
iſt, die ich mir mit Ihrem Mandate aufbürde und
es iſt mir bewußt, daß ich mit der Übernahme
Ihres Mandates meinen Namen und mich als
ganzen Mann in die Schanze werfe!
Ich rechne nur auf Ihr Vertrauen und Ihre
Liebe! Ich erwarte, daß man mir volle Achtung
entgegenbringt, ſo wie auch ich den Wählern die
höchſte Achtung entgegenbringe. Wählen Sie wie
Sie wollen — ich bitte nicht um das Mandat.
Aber das kann ich Ihnen ſagen: Wenn auch dies-
mal, am 5. Juli, unſere Grundſätze noch nicht
ſiegen ſollten, ſo wird die Stunde kommen,
in der die Not Sie zwingen wird
...
(Die letzten Worte Waſtians gingen unter in einem
brauſenden, lange dauernden Beifallsſturme.)
Waſtian: „... in der die Not Sie zwingen wird,
einen radikalen Abgeordneten zu wählen! Und
ich gebe Ihnen die Verſicherung, daß ich einer
von denen bin, die aufrecht bleiben, wenn
auch der größte Druck von oben kommt und der
Schmutz des Gegners von unten emporſteigt!
Darum aber bitte ich Sie alle: Führen Sie den
Kampf ſo, daß wir uns nach der Wahl
alle ruhig die Hände reichen können
in
dem Bewußtſein, nur um Grundſätze gekämpft zu
haben. Unſere Reihen dürfen nicht gelichtet werden
und der nationale Grenzwall muß gegen
unſeren nationalen Gegner geſchloſſen bleiben!
Heil!

Als das letzte Wort aus Waſtians Munde
verklungen war, erhob ſich ein beiſpielloſer
Beifallsſturm;
es war ein Orkan der Begeiſte-
rung, der aus dem Herzen ſtürmte und in die
warme Sommernacht dahin brauſte. Minute auf
Minute verging — der Beifallsſturm, der ſcheinbar
aus ſich ſelber immer neue Kraft gebar, ließ nicht
nach. Da trat Heinrich Waſtian noch einmal auf
die Tribüne, ſprach noch einige Worte des Dankes,
worauf nach einem neuerlichen Aufflammen der
Liebe und der Begeiſterung die Jubelakkorde all-
mählig verklangen.

Hierauf ergriff, von einer Schar Anhänger
beifällig begrüßt, Herr
Karl Pfrimer
das Wort. Redner ſagte, er müſſe auf einige Aus-
führungen des Vorredners zurückkommen. Er
(Pfrimer) ſei auch ein Deutſcher und die deutſche
Volkspartei ſei bemüht, das Deutſchtum zu erhalten.
„Herr Waſtian hat geſagt, daß wir hier
einen unnützen Stab von Beamten

haben.“ Dieſe Worte entfeſſeln einen leidenſchaft-
lichen, gegen Herrn Pfrimer gerichteten Entrüſtungs-
ſturm. „Das iſt ja gar nicht wahr! Das hat er ja
gar nicht geſagt!“ brauſte es zur Tribüne. Herr
Pfrimer: „Ich habe es halt ſo aufgefaßt!“
Stürmiſche Rufe: „Wir nicht, wir nicht! Waſtian
ſprach von den unnützen Hofſchranzen in Wien!“
Herr Pfrimer erklärte dann, daß er Herrn
Waſtian offenbar mißverſtanden habe. Bezüglich
der Erwerb- und Einkommenſteuer ſei Redner ebenfalls
für eine gerechtere Verteilung. Für den Weinbau
tut der Staat zu wenig. Das Herabſetzen der
Steuern
ſei nicht möglich, da müſſe man
zuerſt die Militärlaſten herabſetzen. (Rufe: Dafür
ſorgt ſchon die Deutſche Volkspartei!) Zur Mar-
burg—Wieſer
-Bahn übergehend, bemerke ich ...
(ein lauter Ruf: Woiſt der Mayr? Stürmiſches
Gelächter und Bravorufe.) Die Regierung tut leider
nichts für uns. Ich bin im Landtage zu allen Par-
teien gegangen, auch zu den Alldeutſchen ... (Rufe:
Ja, gibts denn im Landtage auch Alldeutſche? Ge-
lächter.) Man habe in früheren Jahren viel ver-
ſäumt, ſonſt gäbe es keinen Narodni dom in Mar-
burg! Redner erklärt, es ſei leicht, über die Deutſche
[Spaltenumbruch] Volkspartei den Stab zu brechen, wie es Herr
Waſtian getan habe ... (Stürmiſche Zurufe:
Waſtian hat das ja gar nicht getan!) Redner wolle
heute kein Programm entwickeln — das habe er am
Donnerstag getan. (Rufe: Stenographiſche Proto-
kolle haben Sie verleſen!) Für Anfragen ſtehe ich
bereit. Wenn ich genügt habe als Vizebürgermeiſter
und Landtagsabgeordneter, dann bitte ich Sie:
Geben Sie mir Ihre Stimmen. Sonſt aber lege
ich meine Stellen nieder und ziehe mich aus dem
öffentlichen Leben zurück. (Beifall bei den Anhängern
Pfrimers, ſcharfe Entrüſtungsworte über die letzten
Sätze Pfrimers anderſeits.)

Anfragen ꝛc.

Herr Waſtian weiſt die Äußerung des
Herrn Pfrimer, betreffend Waſtians Urteil über die
Deutſche Volkspartei, als vollkommen unrichtig
zurück. Er (Waſtian) laſſe ſich nur von vornehmen
Grundſätzen leiten. Was Herr Pfrimer bezüglich
der Beamten ſagte, wies Herr Waſtian ebenfalls
ſcharf und entſchieden zurück; er habe nur von
Hofſchranzen geſprochen.

Eine Anfrage des G.-R. Herrn Krall be-
treffend ſein Verhalten als „Wilder“ beantwortet
Waſtian unter ſtürmiſchem Beifall. Redner verweiſt
u. a. darauf, daß die Deutſche Volkspartei keine
Volkspartei
wäre, wenn ſie ſeine berechtigten
Anträge nicht unterſtützen würde.

Herr Ingenieur Suske: „Da einer der
beiden Kandidaten regierungsfreundlich iſt,
erſuche ich ſie, ſich darüber zu äußern.“ Herr Pfrimer
erſucht Herrn Waſtian, dieſer möge zuerſt antworten.
Herr Waſtian: Meine Stellung zur Regierung
erſehen die Anweſenden aus meiner Rede. Herr
Pfrimer: Wenn die Regierung Schlechtes bringt,
werde ich gegen, wenn ſie Gutes bringt, für ſie
ſein. (Rufe: Sie bringt aber nur Schlechtes!)

Ing. Suske richtet an Herrn Pfrimer die
Anfrage, ob er die Deutſche Volkspartei dahin um-
ſtimmen werde, daß ſie künftighin gegen neue
Rekruten- und Militärforderungen auftreten wird.
Herr Pfrimer erklärt, als Einzelner könne
er in einem Klub auch nichts machen.
(Rufe: Aha! Nun alſo!)

Herr Wolfram betont, daß ſich Herr Pfrimer
ſogar gerühmt habe, regierungsfreundlich zu ſein.
Redner greift die Deutſche Volkspartei unter Hin-
weis auf ihr Nichtstun in der Angelegenheit der
ſlaviſchen Parallelklaſſen in Troppau und Teſchen,
in der Angelegenheit der welſchen Hochſchule (wo-
bei Abg. Erler vom Klub im Stiche gelaſſen
wurde) ꝛc. an und ſagt ſchließlich: „Wenn die po-
litiſche Verſumpfung und Lumperei ein Ende nehmen
ſollen, dann wählen Sie am 5. Juli ohne Bedenken
den Herrn Heinrich Waſtian.

Herr Waſtian beantwortet ſodann Anfragen
der Herren Dr. Mravlag und Eierhändlers
Himmler, welcher erklärte, er ſei von Herrn Waſtian
entzückt, aber, fuhr der Redner fort, „mein Mandat
kann ich ihm nicht geben, da er noch zu jung iſt!“
(Stürmiſches Gelächter.)

Da ſich niemand mehr zum Worte meldete,
ſchloß Dr. Heinz Lorber die Verſammlung,
worauf ſofort gewaltig die Wacht am Rhein erbrauſte.
Nur langſam konnte die große Menſchenmaſſe den
Brauhausgarten verlaſſen. Immer aufs neue aber
ertönten die begeiſterten Rufe: Heil unſerem
Heinrich Waſtian!




Eigenberichte.
(Die Gemeinde-
wahlen)

in der Stadtgemeinde Friedau ſind be-
reits ausgeſchrieben u. zw. für den 3. Wahlkörper
am 30. d. M. vormittags 9 Uhr im Gemeinde-
ſparkaſſegebäude, für den 2. Wahlkörper am Samstag,
den 1. Juli um 10 Uhr vormittags in der Ge-
meindekanzlei und für den 1. Wahlkörper am gleichen
Tage und Orte um 2 Uhr nachmittags. Obwohl
die Herren Gegner in allen Arten Verſprechungen
machen und ſich bemühen, in den Gemeindeausſchuß
zu gelangen, ſo iſt doch wie immer alles nutzlos,
denn die erdrückende Mehrheit der deutſchen Wähler
läßt ſich nicht ableugnen. Es iſt wohl zu erwarten,
daß jeder ſtramm zur Sache hält, ſich nicht durch
Drohungen beirren läßt (denn ſolche ſind verboten)
und zur Wahl kommt!

(Beſitzwechſel.)

Schloß Raunach, ein uralter Edelſitz bei St.
Peter in Krain, der ſich ſeit zwei Jahrhunderten
im Beſitze des Grafen Hohenwart befand, iſt
ſamt der landtäflichen Herrſchaft gleichen Namens
in den Beſitz des Verwaltungsdirektors Julian
Herbert Lutz in Wien übergegangen.


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[3/0003] Nr. 74, 20. Juni 1905. Marburger Zeitung naderung und verwies darauf, mit wieviel größerer Freude der Beamte ſeine Arbeit verrichten wird, wenn er ſich geſchützt weiß vor Willkürlich- keit und Vernaderung. (Stürmiſcher Beifall.) Redner gloſſierte das ſichere Avancement adeliger Beamter, die den bürgerlichen immer vorgezogen werden, verwies ſodann auf die gerechtfertigten Be- ſtrebungen der Privatbeamten nach einer Pen- ſionsverſicherung und beſprach ſodann den Kleri- kalismus, der nicht zu verwechſeln iſt mit der Religion. Wir ſtellen uns gerne unter einen Prieſter, der ein wahrer Seelenhirte iſt, der in hartgeprüfte Menſchenherzen die Sonnenſtrahlen der Liebe leuchten läßt, der uns in ſchweren Stunden einen ſeeliſchen Halt gewährt. Den nennen wir gerne einen Hoch würdigen, zum Unterſchiede von den Nichtswürden (Stür- miſcher Beifall), die mit der Soutane in den ärgſten Schmutz hinabſteigen, den Vater gegen den Sohn und den Sohn gegen den Vater hetzen! (Stürmiſcher, lange währender Beifall.) Mit warmen Worten gedachte der Redner dann der Schule und des Lehrerſtandes; die Partei, die nicht für unſere Schule und ihre Lehrer eintritt, iſt nicht würdig, eine freiheitliche zu heißen. Der Lehrer muß wieder Freude haben an ſeinem Berufe. (Lange währender Beifall.) Hierauf erörterte der Redner eine Reihe dringender Volksforderungen, trat ein für die Errichtung von Fachſchulen für den Handels- und Gewerbeſtand, für die Gewährung billigen Kredites, für eine geſunde Bahntarifpolitik, gegen den Hauſier- handel und für den Befähigungsnachweis. (Lange währender Beifallsſturm). Ich werde mich, fuhr der Redner fort, auch für die ſozialen For- derungen unſerer Arbeiter einſetzen. Ich ſage das nicht etwa wegen der ſozialdemokratiſchen Partei — ich werfe mich an niemand an, das ſehen Sie aus meiner Rede. Wer mit meinem Programme nicht einverſtanden iſt, braucht mir nicht ſeine Stimme zu geben! In unſerem all- deutſchen Programme nimmt die Fürſorge für die Arbeiterwohlfahrt eine der wichtigſten Stellen ein und ich erinnere Sie daran, daß es der Abg. Schönerer war, der, als noch keine Arbeitervertreter im Parlamente waren, als Erſter und Einziger die Intereſſen des Arbeiterſtandes vertreten hat. Wenn auch ſeither Trübungen eingeriſſen ſind — ich werde dieſen unſeren Grundſätzen entſprechend treu und ehrlich für Sie eintreten. (Stürmiſcher Beifall.) Sodann erörtert der Redner Marburger Angelegenheiten. Zuerſt beſprach der Redner die Angelegenheit Marburg — Wieſer-Bahn. Nicht weil ich heute hier ſpreche, nehme ich zu dieſer Angelegenheit Stellung; ich verſpreche auch jetzt nichts — ich halte es lieber mit dem Halten! (Lebhafter Beifall.) Dieſe Bahn hat mich ſchon intereſſiert, bevor ich noch an die Bewerbung um Ihr Reichsratsmandat dachte. Marburg iſt die hervorragendſte Stadt des Unterlandes und die muß wirtſchaft- lich mit allen Mitteln gefördert werden. Und eines der vornehmſten Mittel hiezu iſt der Bahnbau Marburg—Wies. Ich begreife nicht, daß die großen deutſchen Parteien von der Regie- rung die Förderung eines ſo wichtigen Bahnbaues nicht erreichen konnten. (Stürmiſche gegen die Deutſche Volkspartei gerichtete Zurufe.) Sie (die Parteien) waren offenbar zu höflich! Ich ſtelle mir vor, daß man der Regierung durch unab- läſſiges, energiſches Fordern läſtig und unangenehm werden muß, daß man ihr nicht von der Rockfalte gehen und im Parla- ment den gehörigen Nachdruck geben muß. Dann, ja dann bekommt man etwas von der Regie- rung, ſchon deshalb, damit ſie einen los wird! (Brauſender Beifallsſturm.) Redner erörtert nun mit einer Staunen erweckenden Sachkenntnis die Rentabilitätsausſichten dieſer Bahn unter ge- nauen Hinweis auf die einzelnen Induſtrien, Fracht- mengen uſw. und ſagt ſchließlich: „Wenn die Re- gierung eine Bahn, die ſolche glänzende Ausſichten bietet, nicht baut, welche will ſie dann bauen? (Stürmiſcher Beifall.) Wir können doch nicht, damit die Bahn gebaut werde, an der Strecke einen polniſchen Schlachzizen anſiedeln ... (Toſender Beifall.) Unſere Alpenländer werden immer zurückgeſetzt, weil ſie nicht energiſch genug vertreten werden. Dieſe Bahn wäre auch keine Sack- bahn, da ſie Anſchluß in Köflach hätte, mit Juden- burg einerſeits und mit Pettau anderſeits die Verbindung herſtellen könnte. Dieſe Bahn iſt alſo auch eine „ſtrategiſche“. (Zwiſchenruf: Ja bei uns verſteht die Regierung nichts „Strategiſches“, nur in Galizien!) Waſtian: Weil ihr alles zu ſanft geſagt wird! Redner beſpricht ſodann die Marburger Drau- brückenfrage. Schon ſeit langer Zeit hat der Redner mit Marburger Freunden dieſe Angelegen- heit beſprochen und wiederum ſtehen wir vor einer Unbegreiflichkeit, daß eine Stadt wie Marburg, die ſchon ſoviele Opfer für das Militär ge- bracht hat, ſich dieſe kroatiſche Bauernbrücke gefallen laſſen muß! (Toſender, lange wäh- render Beifallsſturm.) Redner weiſt eingehend die erfreulichen Folgen einer neuen und modernen Drau- brücke nach und fährt dann fort: Ich bin am Ende meiner Ausführungen angelangt. Ein Abgeordneter iſt wie ein Soldat, der dann erſt recht zeigt, was er kann, wenn er im Feuer ſteht und Pulver riecht! Ich bitte nicht um Ihr Mandat; ich weiß, daß es eine ſchwere Laſt iſt, die ich mir mit Ihrem Mandate aufbürde und es iſt mir bewußt, daß ich mit der Übernahme Ihres Mandates meinen Namen und mich als ganzen Mann in die Schanze werfe! Ich rechne nur auf Ihr Vertrauen und Ihre Liebe! Ich erwarte, daß man mir volle Achtung entgegenbringt, ſo wie auch ich den Wählern die höchſte Achtung entgegenbringe. Wählen Sie wie Sie wollen — ich bitte nicht um das Mandat. Aber das kann ich Ihnen ſagen: Wenn auch dies- mal, am 5. Juli, unſere Grundſätze noch nicht ſiegen ſollten, ſo wird die Stunde kommen, in der die Not Sie zwingen wird ... (Die letzten Worte Waſtians gingen unter in einem brauſenden, lange dauernden Beifallsſturme.) Waſtian: „... in der die Not Sie zwingen wird, einen radikalen Abgeordneten zu wählen! Und ich gebe Ihnen die Verſicherung, daß ich einer von denen bin, die aufrecht bleiben, wenn auch der größte Druck von oben kommt und der Schmutz des Gegners von unten emporſteigt! Darum aber bitte ich Sie alle: Führen Sie den Kampf ſo, daß wir uns nach der Wahl alle ruhig die Hände reichen können in dem Bewußtſein, nur um Grundſätze gekämpft zu haben. Unſere Reihen dürfen nicht gelichtet werden und der nationale Grenzwall muß gegen unſeren nationalen Gegner geſchloſſen bleiben! Heil! Als das letzte Wort aus Waſtians Munde verklungen war, erhob ſich ein beiſpielloſer Beifallsſturm; es war ein Orkan der Begeiſte- rung, der aus dem Herzen ſtürmte und in die warme Sommernacht dahin brauſte. Minute auf Minute verging — der Beifallsſturm, der ſcheinbar aus ſich ſelber immer neue Kraft gebar, ließ nicht nach. Da trat Heinrich Waſtian noch einmal auf die Tribüne, ſprach noch einige Worte des Dankes, worauf nach einem neuerlichen Aufflammen der Liebe und der Begeiſterung die Jubelakkorde all- mählig verklangen. Hierauf ergriff, von einer Schar Anhänger beifällig begrüßt, Herr Karl Pfrimer das Wort. Redner ſagte, er müſſe auf einige Aus- führungen des Vorredners zurückkommen. Er (Pfrimer) ſei auch ein Deutſcher und die deutſche Volkspartei ſei bemüht, das Deutſchtum zu erhalten. „Herr Waſtian hat geſagt, daß wir hier einen unnützen Stab von Beamten haben.“ Dieſe Worte entfeſſeln einen leidenſchaft- lichen, gegen Herrn Pfrimer gerichteten Entrüſtungs- ſturm. „Das iſt ja gar nicht wahr! Das hat er ja gar nicht geſagt!“ brauſte es zur Tribüne. Herr Pfrimer: „Ich habe es halt ſo aufgefaßt!“ Stürmiſche Rufe: „Wir nicht, wir nicht! Waſtian ſprach von den unnützen Hofſchranzen in Wien!“ Herr Pfrimer erklärte dann, daß er Herrn Waſtian offenbar mißverſtanden habe. Bezüglich der Erwerb- und Einkommenſteuer ſei Redner ebenfalls für eine gerechtere Verteilung. Für den Weinbau tut der Staat zu wenig. Das Herabſetzen der Steuern ſei nicht möglich, da müſſe man zuerſt die Militärlaſten herabſetzen. (Rufe: Dafür ſorgt ſchon die Deutſche Volkspartei!) Zur Mar- burg—Wieſer-Bahn übergehend, bemerke ich ... (ein lauter Ruf: Woiſt der Mayr? Stürmiſches Gelächter und Bravorufe.) Die Regierung tut leider nichts für uns. Ich bin im Landtage zu allen Par- teien gegangen, auch zu den Alldeutſchen ... (Rufe: Ja, gibts denn im Landtage auch Alldeutſche? Ge- lächter.) Man habe in früheren Jahren viel ver- ſäumt, ſonſt gäbe es keinen Narodni dom in Mar- burg! Redner erklärt, es ſei leicht, über die Deutſche Volkspartei den Stab zu brechen, wie es Herr Waſtian getan habe ... (Stürmiſche Zurufe: Waſtian hat das ja gar nicht getan!) Redner wolle heute kein Programm entwickeln — das habe er am Donnerstag getan. (Rufe: Stenographiſche Proto- kolle haben Sie verleſen!) Für Anfragen ſtehe ich bereit. Wenn ich genügt habe als Vizebürgermeiſter und Landtagsabgeordneter, dann bitte ich Sie: Geben Sie mir Ihre Stimmen. Sonſt aber lege ich meine Stellen nieder und ziehe mich aus dem öffentlichen Leben zurück. (Beifall bei den Anhängern Pfrimers, ſcharfe Entrüſtungsworte über die letzten Sätze Pfrimers anderſeits.) Anfragen ꝛc. Herr Waſtian weiſt die Äußerung des Herrn Pfrimer, betreffend Waſtians Urteil über die Deutſche Volkspartei, als vollkommen unrichtig zurück. Er (Waſtian) laſſe ſich nur von vornehmen Grundſätzen leiten. Was Herr Pfrimer bezüglich der Beamten ſagte, wies Herr Waſtian ebenfalls ſcharf und entſchieden zurück; er habe nur von Hofſchranzen geſprochen. Eine Anfrage des G.-R. Herrn Krall be- treffend ſein Verhalten als „Wilder“ beantwortet Waſtian unter ſtürmiſchem Beifall. Redner verweiſt u. a. darauf, daß die Deutſche Volkspartei keine Volkspartei wäre, wenn ſie ſeine berechtigten Anträge nicht unterſtützen würde. Herr Ingenieur Suske: „Da einer der beiden Kandidaten regierungsfreundlich iſt, erſuche ich ſie, ſich darüber zu äußern.“ Herr Pfrimer erſucht Herrn Waſtian, dieſer möge zuerſt antworten. Herr Waſtian: Meine Stellung zur Regierung erſehen die Anweſenden aus meiner Rede. Herr Pfrimer: Wenn die Regierung Schlechtes bringt, werde ich gegen, wenn ſie Gutes bringt, für ſie ſein. (Rufe: Sie bringt aber nur Schlechtes!) Ing. Suske richtet an Herrn Pfrimer die Anfrage, ob er die Deutſche Volkspartei dahin um- ſtimmen werde, daß ſie künftighin gegen neue Rekruten- und Militärforderungen auftreten wird. Herr Pfrimer erklärt, als Einzelner könne er in einem Klub auch nichts machen. (Rufe: Aha! Nun alſo!) Herr Wolfram betont, daß ſich Herr Pfrimer ſogar gerühmt habe, regierungsfreundlich zu ſein. Redner greift die Deutſche Volkspartei unter Hin- weis auf ihr Nichtstun in der Angelegenheit der ſlaviſchen Parallelklaſſen in Troppau und Teſchen, in der Angelegenheit der welſchen Hochſchule (wo- bei Abg. Erler vom Klub im Stiche gelaſſen wurde) ꝛc. an und ſagt ſchließlich: „Wenn die po- litiſche Verſumpfung und Lumperei ein Ende nehmen ſollen, dann wählen Sie am 5. Juli ohne Bedenken den Herrn Heinrich Waſtian.“ Herr Waſtian beantwortet ſodann Anfragen der Herren Dr. Mravlag und Eierhändlers Himmler, welcher erklärte, er ſei von Herrn Waſtian entzückt, aber, fuhr der Redner fort, „mein Mandat kann ich ihm nicht geben, da er noch zu jung iſt!“ (Stürmiſches Gelächter.) Da ſich niemand mehr zum Worte meldete, ſchloß Dr. Heinz Lorber die Verſammlung, worauf ſofort gewaltig die Wacht am Rhein erbrauſte. Nur langſam konnte die große Menſchenmaſſe den Brauhausgarten verlaſſen. Immer aufs neue aber ertönten die begeiſterten Rufe: Heil unſerem Heinrich Waſtian! Eigenberichte. Friedan, 19. Mai. (Die Gemeinde- wahlen) in der Stadtgemeinde Friedau ſind be- reits ausgeſchrieben u. zw. für den 3. Wahlkörper am 30. d. M. vormittags 9 Uhr im Gemeinde- ſparkaſſegebäude, für den 2. Wahlkörper am Samstag, den 1. Juli um 10 Uhr vormittags in der Ge- meindekanzlei und für den 1. Wahlkörper am gleichen Tage und Orte um 2 Uhr nachmittags. Obwohl die Herren Gegner in allen Arten Verſprechungen machen und ſich bemühen, in den Gemeindeausſchuß zu gelangen, ſo iſt doch wie immer alles nutzlos, denn die erdrückende Mehrheit der deutſchen Wähler läßt ſich nicht ableugnen. Es iſt wohl zu erwarten, daß jeder ſtramm zur Sache hält, ſich nicht durch Drohungen beirren läßt (denn ſolche ſind verboten) und zur Wahl kommt! Laibach, 16. Juni. (Beſitzwechſel.) Schloß Raunach, ein uralter Edelſitz bei St. Peter in Krain, der ſich ſeit zwei Jahrhunderten im Beſitze des Grafen Hohenwart befand, iſt ſamt der landtäflichen Herrſchaft gleichen Namens in den Beſitz des Verwaltungsdirektors Julian Herbert Lutz in Wien übergegangen.

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 74, Marburg, 20.06.1905, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger74_1905/3>, abgerufen am 29.03.2024.